Die teure Energiewende



  • Gregor schrieb:

    In dem Artikel wird gesagt, dass diese Absenkung des Börsenstrompreises nicht an die Verbraucher weitergegeben wird und stattdessen in den Taschen der Unternehmen landet. Entsprechend sind die Gewinne der großen Stromerzeuger seit 2009 um bis zu 75% gestiegen.

    Der Artikel ist geprägt von einem marxistischen Missverständnis, wie Marktwirtschaft funktioniert. Der Preis hat mit den Erzeugungskosten nichts zu tun. Der Preis richtet sich nach Angebot und Nachfrage. Die Erzeugung richtet sich dann nach dem Preis, nicht umgekehrt.

    Und die Gewinnsteigerung zu kritisieren ist totaler marxistischer Unsinn, die machen den Kohl nicht fett. Mal abgesehen davon, dass drei der vier "bösen Stromkonzerne" in Deutschland Staatseigentum sind. RWE gehört den Kommunen NRWs. EnBW gehört halb dem Land halb den Kommunen Baden-Württemberg. Und Vatenfall gehört dem schwedischen Staat. Nur E.on ist privat, und die haben den kleinsten Gewinn.

    Beispiele:
    RWE:
    Umsatz 53 Mrd. €
    Gewinn: 1,7 Mrd. € (3,2 😵

    E.On:
    Umsatz: 132 Mrd. €
    Gewinn: 2,6 Mrd. € (2,0 😵

    Vattenfall:
    Umsatz: 181 Mrd. €
    Gewinn: 10,4 Mrd. € (5,7 😵

    Für EnBW gab es leider keine Zahlen in der Wikipedia.



  • Gregor schrieb:

    Was denkst Du denn, warum die Gewinne derart stark gewachsen sind? Die EEG-Kraftwerke sind ja in erster Linie nicht im Besitz der großen Energieunternehmen. Dort kommen die Gewinne dieser Unternehmen also nicht her. Aus meiner Sicht erscheint es logisch, dass diese Gewinne auf die zeitweise Reduktion des Börsenstrompreises zurückzuführen sind bzw. letztendlich auf eingesparte Brennstoffkosten.

    aha. wenn also gerade viel wind blaest und sonne scheint, dann macht man die anderen kraftwerke einfach mal aus und spart dadurch kohle und uran? das funktioniert nur bei regelkraftwerken. siehst du z.b. hier http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Energiemix_Deutschland.svg
    es muss verhaeltnissmaessig mehr gas verbrannt werden, um die schwankungen abzufangen. und die kohle wird trotzdem verheizt.
    der strom wird also guenstiger, obwohl die erzeugungskosten nicht sinken.
    zudem ueberschaetzt du wohl den brennstoffkostenanteil bei der energieerzeugung. das sind rund 1 bis 4 cent pro kwh.



  • Max Power schrieb:

    aha. wenn also gerade viel wind blaest und sonne scheint, dann macht man die anderen kraftwerke einfach mal aus und spart dadurch kohle und uran? das funktioniert nur bei regelkraftwerken. siehst du z.b. hier http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Energiemix_Deutschland.svg
    es muss verhaeltnissmaessig mehr gas verbrannt werden, um die schwankungen abzufangen. und die kohle wird trotzdem verheizt.
    der strom wird also guenstiger, obwohl die erzeugungskosten nicht sinken.
    zudem ueberschaetzt du wohl den brennstoffkostenanteil bei der energieerzeugung. das sind rund 1 bis 4 cent pro kwh.

    Also ich entnehme der von Dir verlinkten Grafik, dass die Stromproduktion aus Braunkohle nach einer leichten Abnahme Anfang der 90er Jahre seit etwa 1997 relativ stabil ist. Steinkohlestrom, sowie Strom aus Kernenergie nimmt hingegen ab. Das passt, zumindest grob, zur Entwicklung des Primärenergieverbrauchs bezüglich Stein- und Braunkohle in diesem Zeitraum:

    http://www.gvst.de/site/steinkohle/grafik_statistik.htm

    Wie kommst Du jetzt zur Annahme, dass Kohlekraftwerke durch die erneuerbaren Energien oft im "Leerlauf" betrieben werden? Ich sehe vor allem bei der Steinkohle einen sinkenden Verbrauch, der zur sinkenden Strommenge aus diesem Energieträger passt. Wenn die Kraftwerke heutzutage andauernd Kohle verbrennen würden, ohne damit Strom zu produzieren, sollten die Entwicklungen doch eher nicht zusammenpassen. Wo hast Du diese Aussage her?



  • @earli: Ich kritisiere nicht, dass der Gewinn der Unternehmen steigt und mir ist es auch völlig egal, wem die Unternehmen gehören. Ich nehme nur zur Kenntnis, dass die Gewinne steigen.

    Für mich heißt das, dass Steigerungen in den Energiekosten für Endverbraucher teilweise auch zu steigenden Gewinnen der Versorgungsunternehmen führen. Wenn man dann sagt, dass der steigende Strompreis praktisch vollständig auf die Erneuerbaren Energien zurückzuführen ist, dann nimmt man diesen Aspekt einfach nicht wahr.

    Du hast natürlich einen Punkt, wenn Du sagst, dass der Preis durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Allerdings hat sich im Strommarkt in den letzten Jahren herausgestellt, dass die Endverbraucher sehr unflexibel bezüglich der Wahl ihres Versorgers sind. Man liest doch immer wieder, wie viel die Haushalte sparen könnten, wenn sie den Stromlieferanten wechseln würden. Trotzdem bleiben die Leute ihren Stromlieferanten treu. Für mich heißt das, dass der Markt hier irgendwie nicht wirklich funktioniert und die Versorger eine gewisse Narrenfreiheit in der Preisgestaltung haben.



  • Gregor schrieb:

    Du hast natürlich einen Punkt, wenn Du sagst, dass der Preis durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Allerdings hat sich im Strommarkt in den letzten Jahren herausgestellt, dass die Endverbraucher sehr unflexibel bezüglich der Wahl ihres Versorgers sind. Man liest doch immer wieder, wie viel die Haushalte sparen könnten, wenn sie den Stromlieferanten wechseln würden. Trotzdem bleiben die Leute ihren Stromlieferanten treu. Für mich heißt das, dass der Markt hier irgendwie nicht wirklich funktioniert und die Versorger eine gewisse Narrenfreiheit in der Preisgestaltung haben.

    Das ist alles nur Schau. Man kann beim Wechsel vielleicht von 28 ct aus 25 ct kommen, aber das ist alles ein Witz. In Frankreich kostet der Strom weniger als 15 ct, in den USA 5-10 ct.



  • Interessant sind auch die Kommentare des Artikels. Selbst die linken taz-Leser schütteln den Kopf über das unterdurchschnittliche Wirtschaftsverständnis in diesem Artikel.

    http://www.taz.de/Deutsche-Stromversorger/Kommentare/!c113738/



  • earli schrieb:

    Das ist alles nur Schau. Man kann beim Wechsel vielleicht von 28 ct aus 25 ct kommen, aber das ist alles ein Witz. In Frankreich kostet der Strom weniger als 15 ct, in den USA 5-10 ct.

    Die EEG-Umlage liegt 2013 bei 5,28 Ct/kWh. Wenn man die Mehrwertsteuer noch dazu nimmt, ist man bei 6,28Ct/kWh. Ohne diese Umlage kommt man also von 28Ct/kWh auf vielleicht 22 Ct/kWh. Ist auch nicht wesentlich dramatischer, oder? Auf Deine 15Ct/kWh oder weniger kommt man dadurch zumindest nicht.



  • earli schrieb:

    Interessant sind auch die Kommentare des Artikels. Selbst die linken taz-Leser schütteln den Kopf über das unterdurchschnittliche Wirtschaftsverständnis in diesem Artikel.

    http://www.taz.de/Deutsche-Stromversorger/Kommentare/!c113738/

    Irgendwie hatte ich gerade ein Deja-vu. Wieviele von den Kommentaren hast du geschrieben?
    Arbeitest du direkt oder indirekt für einen Energieversorger oder hast Aktien davon?



  • MrBurns schrieb:

    Irgendwie hatte ich gerade ein Deja-vu. Wieviele von den Kommentaren hast du geschrieben?

    Nur einen. Kommentieren bei der taz macht keinen Spaß, weil man 5 Stunden und länger auf die Freischaltung jedes Kommentars warten muss. Deshalb kann man dort überhaupt nicht diskutieren.

    Arbeitest du direkt oder indirekt für einen Energieversorger oder hast Aktien davon?

    Nö. Ich hab überhaupt keine einzige Aktie. Sogar im Gegenteil: Mein kleiner Bruder hat ein Windrad und mehrere Freunde haben Solardächer. Ich hab nichts gegen erneuerbare Energien, und übrigens hab ich anders als behauptet hier nirgendwo etwas gegen die EEG-Umlage gesagt.

    Ich hab was dagegen, dass der Staat den Markt kaputt macht durch Preisgarantien, garantierte Einspeisevergütung, staatlich festgelegte Preise und so weiter. Ich hab auch nichts dagegen, dass man ein paar Euro kriegt, wenn man sich ein Windrad/Solardach baut. Ich hab aber schwer was dagegen, wenn der Staat einem verspricht, dass er 20 Jahre lang deinen Strom bezahlt, wenn ihn keiner gebrauchen kann. Das sorgt für totale Fehlinvestitionen. Dadurch muss sich der Betreiber eines Solardachs gar nicht mehr Gedanken machen, ob irgendjemand seinen Strom wirklich gebrauchen kann. Und so haben wir enorme Überkapazitäten geschaffen, die dazu führen, dass den halben Tag die Kraftwerke im Leerlauf laufen, und am Wochenende zu viel Strom da ist, den man in der Woche gut gebrauchen könnte. Kohlekraftwerke kosten auch, wenn sie leer laufen. Und Windräder auch, weil der Staat den Betreibern die Einnahmen garantiert hat.

    Nachtrag: Außerdem hab ich schon erklärt, dass drei der vier Stromkonzerne Staatseigentum sind. Ansonsten lässt dein Nickname Nähe zur Nuklearwirtschaft vermuten. :p



  • Entscheidend ist, was die Großindustrie für den Strom zahlt und ob dies wettbewerbsfähig ist. Ohne Arbeitsplatz zahlt der Bürger weder 15 noch 28 Eurocent pro kWh.



  • Das Diskontieren beherrscht nicht jeder. Dabei ist es mit Computern heute ziemlich leicht zu berechnen. Bei Investitionen gilt, dass Beträge jenseits von x Jahren als Return on Investment nicht mehr zählen. x = 10, 12, 15 je nach aktueller Firmen-Ideologie. Auf jeden Fall keine 20 oder 25 Jahre.

    Erst wenn es so läuft ...

    Die Energiewende ergibt Sinn, wenn es keine Kernspaltung, kein Öl, kein Gas zum Verheizen mehr gibt für den normalen Bürger. Das ist der Knackpunkt. Kernspaltung verbieten. Fossile Energie wie Gas und Öl nur noch für die Chemie/Pharmazie/Hitec-Produktion.
    Ansonsten nur noch wiederkehrende Energie. etc.

    ... macht das alles erzwungen Sinn. 😉

    Momentan läuft das nur über ideologischen Status bzw. Kostenumverteilung (den wirtschaftlichen Schaden einfach sozialisieren). Wer Geld hat oder gut wirtschaftet, wird vom Staat einfach bestohlen/beraubt. 😉

    ... und trotz massiver Staatslenkung, schaut euch die Realität an: http://www.finanzen100.de/?ID_NEWS=61477



  • Gregor schrieb:

    Wie kommst Du jetzt zur Annahme, dass Kohlekraftwerke durch die erneuerbaren Energien oft im "Leerlauf" betrieben werden? Ich sehe vor allem bei der Steinkohle einen sinkenden Verbrauch, der zur sinkenden Strommenge aus diesem Energieträger passt. Wenn die Kraftwerke heutzutage andauernd Kohle verbrennen würden, ohne damit Strom zu produzieren, sollten die Entwicklungen doch eher nicht zusammenpassen. Wo hast Du diese Aussage her?

    moment, ich hab nicht geschrieben das die kohlekraftwerke in der zeit keinen strom produzieren, sondern lediglich, dass keine kohle gespart wird, wenn auf einmal der wind blaest. wenn innerhalb von minuten 10 bis 20 GW ausgeglichen werden muessen, damit du etwa 50 Hz aus der steckdose bekommst, dann geht das nicht, indem man dem heizer sagt, er soll mal bisschen mehr/weniger kohle nachschippen. nun siehst du in der von mir verlinkten graphik, dass die installierte gaskraftwerksleistung deutlich erhoeht wurde. diese anlagen lassen sich naemlich im gegensatz zu kohle/kernkraftwerken ganz gut regeln. ob das jetzt besonders toll ist aus gas strom zu erzeugen, anstatt meine bude zu heizen, lass ich mal dahingestellt.
    aber ich hab da jetzt auch nicht die loesung parat. 🙂


  • Mod

    earli schrieb:

    Ich hab aber schwer was dagegen, wenn der Staat einem verspricht, dass er 20 Jahre lang deinen Strom bezahlt, wenn ihn keiner gebrauchen kann. Das sorgt für totale Fehlinvestitionen. Dadurch muss sich der Betreiber eines Solardachs gar nicht mehr Gedanken machen, ob irgendjemand seinen Strom wirklich gebrauchen kann.

    Yep, das ist ein echtes Problem. Weil vor allem die blinde Zusage "Abnahmegarantie+garantierter Preis" bessere Einsteuerungen verhindert. Es ist durch diese Kombination aus Preis- und Mengengarantie für den Betreiber von Anlagen nicht ökonomisch betriebstechnisch sinnvoll zu handeln - er klatscht einfach Anlagen auf das Dach oder das Feld, die um 12:00 maximalen Strom wie doof erzielen, Neigung optimiert auf Einstrahlung um 12:00.

    Nachführanlagen, die auch zu anderen Uhrzeiten bessere Ausbeuten erzielen - wozu? Hat doch Abnahme&Preisgarantie.
    Andere Module, die auf Streulicht oder andere Wellenlängen optimiert sind, und zu anderen Tageszeiten mehr Strom abgeben? Wozu, s.o.
    Speichersysteme, die den Strom über den Tag verteilen? Wozu, s.o.

    Das jetzige Fördersystem Solar ist eine Katastrophe. Der wirtschaftliche Schaden geht inzwischen in die mehrstelligen Milliarden. Mindestens einer der Parameter "Preis" oder "Menge" muß geändert werden, z.B. gibt es bei hoher Gesamtmenge nur einen geringen Preis, oder man verweigert die Mengenabnahme. Damit die Anlagen nicht mehr länger darauf optimiert werden, um 12:00 so viel Strom wie möglich zu erzeugen, das ist eine völlige Fehlsteuerung. Planwirtschaft eben.


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