Gibt es immer weniger Leute, die sich mit C++ auskennen?



  • Groessenwahn schrieb:

    Zu glauben nur Studenten der Informatik können sich das Wissen der Informatik zu 100% beibringen klingt nach Groessenwahn.

    1. Das kann natürlich niemand, weil es da viel zu viel Wissen gibt.

    2. Leute, die Informatik studiert haben, haben gezeigt, dass sie in allen oder zumindest in vielen Teilgebieten der Informatik in der Lage sind, so viel zu lernen, dass sie zumindest durch die Prüfungen kommen.

    3. Generell gehe ich davon aus, dass auch sehr viele Leute, die nicht studiert haben, in der Lage sind, sich derartigen Stoff beizubringen. Aber es geht nicht darum, in dieser Lage zu sein, sondern darum, ob man es macht bzw. gemacht hat. Wer studiert hat, hat es schon gemacht und für diese Leute ist auch die Hürde kleiner, sich mit einem schwierigen Fachbuch auseinander zu setzen.

    Mal ne Frage: Wann habt Ihr Euch zuletzt ein Buch über theoretische Informatik ausgeliehen oder gekauft? Wann habt Ihr zuletzt in einem gelesen?



  • Gegenfrage: wann hast du das letzte mal im Job theoretische Informatik gebraucht?

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    Die Argumentation hier dreht sich doch schon lange im Kreis, die Diskussion kann eingestellt werden.



  • hustbaer schrieb:

    Gegenfrage: wann hast du das letzte mal im Job theoretische Informatik gebraucht?

    Ok, guter Punkt. Klar, wenn Du sagst, dass man das alles für die Programmierung nicht braucht, dann ist das ein Standpunkt, den man vertreten kann.

    Ich persönlich promoviere momentan in theoretischer Physik. Das ist ein Bereich, in dem sich die Fragestellungen doch sehr von denen in der Informatik unterscheiden. Ich schreibe dennoch einiges an Code im Rahmen meiner Arbeit. Womit ich zu tun habe sind numerische Verfahren. Das numerische Lösen von Differentialgleichungen, das Diagonalisieren von Matrizen, Anwendungen von schnellen Fouriertransformationen oder auch das Lösen von konvexen Optimierungsproblemen sind mir im Rahmen dieser Arbeit über den Weg gelaufen. Wie man diese Verfahren nun aus Sicht der Informatik bewertet, überlasse ich mal anderen. Ich persönlich habe im Informatikstudium keine Numerikvorlesungen gehabt. Andere haben diese Vorlesungen schon. Im Umfeld meiner Arbeit gibt es zudem einige Entwicklungen, die Methoden der Informatik einsetzen. Zum Beispiel Verfahren der künstlichen Intelligenz im Rahmen des Data Minings.



  • Gregor schrieb:

    Mal ne Frage: Wann habt Ihr Euch zuletzt ein Buch über theoretische Informatik ausgeliehen oder gekauft? Wann habt Ihr zuletzt in einem gelesen?

    neben mir auf dem Schreibtisch liegt eins und schreiben tue ich gerade an einem Beweis, der eine der Komplexitätsschranken aus dem Buch verbessert.



  • Gegenfrage: wann hast du das letzte mal im Job theoretische Informatik gebraucht?

    Zaehlt Lambda-Kalkuel und funktionale Programmierung auch dazu? Ist Laufzeitabschaetzung und Komplexitaet auch schon theoretische Informatik? Nun, Berechbarkeit ist mir nicht so sehr untergekommen. Und parallele Programme werden auch nicht als Petrinetze bei mir modelliert. Aber genauso gut kann man fragen, ob Sprotlehrer Mathe in der Schule haben muessen.

    Die Argumentation hier dreht sich doch schon lange im Kreis, die Diskussion kann eingestellt werden.

    Ja.



  • Kenner der Studien schrieb:

    Im Studium lernt man sich durch Themen zu quälen.

    Sowas kann man sich schwer selbst bei bringen ausser man ist masochistisch veranlagt.

    Sehr wichtiger Punkt. Was ich hier im letzten Jahr tue, mache ich auch nicht freiwillig. Aber ich bekomme dafür monatliches Schmerzensgeld. Und es ist etwas höher als bei den Kollegen ohne Studium. Bisher habe ich nur einen Job abgebrochen - nicht weil ich das Projekt aufgab, sondern weil ich die wirtschaftliche Rentabilität in Frage stelle, wenn ich als Praktikant(!) da noch weitere Monate reinsteckte.
    Bei dem Projekt gab es keine Dokumentation der zu verwendenden Windows-Schnittstellen und selbst Fachleute in dem Thema konnten uns nicht sagen, ob es überhaupt einen Weg gibt, das Problem zuverlässig zu lösen.

    Als ich das Projekt in Absprache mit dem Chef abbrach, erklärte mir der Chef, dass ein anderer Informatiker aus dem Haus bereits daran gescheitert ist, dann ein externer Zulieferer, dem man die Aufgabe gegeben hat und gescheitert ist und keiner so weit gekommen wäre, wie ich und das das Projekt jetzt endgültig tot ist.

    Sich immer wieder zu motivieren, teilweise Aufgaben durch planmäßiges Raten anzugehen, wenn alle Optionen, die Doku und Menschenverstand zulassen nicht funktionieren, teilweise wochenlang, das lernt man im Studium, in dem man sich da durch quält, um den blöden Schein zu bekommen.

    hustbaer schrieb:

    Gegenfrage: wann hast du das letzte mal im Job theoretische Informatik gebraucht?

    Automaten, Expertensysteme, Zustandsanalysen?
    Im Job gerade nicht, was ich im Job mache ist der Import eines geistlosen Datenformates, wo ich inzwischen aber auch weiß, dass das kein Informatiker verbrochen hat. Standards entstehen ja oft durch BWLer, nicht durch Experten.

    Bei privaten Projekten... doch, häufig.

    Für TI brauche ich keinen Job, das findet bei mir auch außerhalb des Jobs und außerhalb der Informatik statt. Ich muss die Tage ein Anmeldungsformular für einen spezielleren Tauchkurs entwerfen: Da kam mir sofort "Expertensysteme" und Automaten in den Kopf, danach werde ich das Formular aufbauen.

    Das schöne an der Informatik ist ja eben, dass sie die Wissenschaft der Informationsverarbeitung ist und eben nicht nur ein Programmierkurs.



  • großbuchstaben schrieb:

    Gregor schrieb:

    Mal ne Frage: Wann habt Ihr Euch zuletzt ein Buch über theoretische Informatik ausgeliehen oder gekauft? Wann habt Ihr zuletzt in einem gelesen?

    neben mir auf dem Schreibtisch liegt eins und schreiben tue ich gerade an einem Beweis, der eine der Komplexitätsschranken aus dem Buch verbessert.

    Finde ich echt gut. Mir persoenlich sagt das, dass Du derartigem Wissen und derartigen Faehigkeiten einen gewissen Wert zuschreibst und, dass Du Dich dafuer interessierst. Hast Du auch ein entsprechendes Studium absolviert oder bist Du auf anderem Weg mit der Thematik zum ersten mal in Kontakt gekommen?



  • ich habe Mathe + Informatik studiert. Ich bin eher der untere-Schranken-Typ als der obere-Schranken-Typ, interessiere mich also weniger für optimale Algorithmen, eher dafür, wie groß der unvermeidliche Aufwand ist. Habe aber auch Rechenprobleme betrachtet, wo sich untere und obere Schranke bis auf einen Faktor 3 treffen.



  • eher dafür, wie groß der unvermeidliche Aufwand ist.

    Also wie gross der Aufwand ist, ein Array zu sortieren, wenn es schon sortiert ist?



  • Zu glauben nur Studenten der Informatik können sich das Wissen der Informatik zu 100% beibringen klingt nach Groessenwahn.

    Könnte vielleicht darin liegen dass so ein Studium einen Zeitaufwand von 50h in der Woche über 5 Jahre bedeutet.

    Ich bezweifele dass so viele Nicht-Studenten einen entsprechenden Zeitaufwand betreiben.



  • Bitte ein Bit schrieb:

    Zu glauben nur Studenten der Informatik können sich das Wissen der Informatik zu 100% beibringen klingt nach Groessenwahn.

    Könnte vielleicht darin liegen dass so ein Studium einen Zeitaufwand von 50h in der Woche über 5 Jahre bedeutet.

    Ich hatte 13 Jahre Programmiererfahrung, als ich mit dem Studium anfing.

    Ich habe trotzdem noch einiges gelernt, aber ich würde mich niemals auch nur als annähernd allwissend bezeichnen, denn ich konnte oft genug die Profs durch entsprechende Nachfragen aus der Spur bringen. Hat mir ein Prof sogar schriftlich gegeben und seine Vorlesungsfolien geändert, weil er dazu gelernt hat.

    Wenn also die Profs nicht allwissend sind - wie sollte es ein Student sein?

    Bitte ein Bit schrieb:

    Ich bezweifele dass so viele Nicht-Studenten einen entsprechenden Zeitaufwand betreiben.

    50 Stunden hatte ich manchmal Mittwoch vormittags schon. In den sehr aktiven Zeiten. Aber ich hatte nicht nur derart aktive Zeiten. Und ich habe überhaupt kein Problem damit, mir vorzustellen, dass es Studenten gibt, die keine 50h/w studieren und trotzdem ihre Scheine erhalten. So gut, dass ich sogar ganz klar die Gesichter sehe... ;-D



  • @Xin:
    Hmmm....

    Erstens: Zu Thema Allwissenheit kann ich nur sagen: Hochmut kommt vor dem Fall. Und es gibt immer einen der besser ist als man selbst. Und so manches Genie entpuppte sich später in gewissen Bereichen als sehr unwissend.

    Zeitens: Die 50h in der Woche dienen fast nur der Wissenakquisition. Ich will bloß damit ausdrücken dass natürlich jeder das lernen kann. Aber dann muss sein Lernaufwand in der Größenordnung von 50h * 5 Jahre liegen.

    Ein Punkt: So manche können nur schlecht Software entwicklen. Und diese quälen dann Artgenossen mit Sprüchen wie "saubere gute Implementierung". Gerade hier ist der Hochmut, welcher diese Leute an den Tag legen, nicht gut.

    Ich bin schon einmal das Thema formale Verifikation angesprochen um mein Gegenüber von seinem Fehler zu überzeugen.



  • knivil schrieb:

    eher dafür, wie groß der unvermeidliche Aufwand ist.

    Also wie gross der Aufwand ist, ein Array zu sortieren, wenn es schon sortiert ist?

    genau. Oder daß hello world = O(1) im Scheme-Dialekt Python.

    nein. Die entsprechende Fragestellung wäre, wie gross der Aufwand im worst case in Abhängigkeit von der Arraygröße ist.

    du kannst ja mal ausrechnen, wieviele Multiplikationen bei der n x n-Matrixmultiplikation im worst-case in Abhängigkeit von n unvermeidlich sind.



  • Cppnichtmehrgefragt schrieb:

    Gibt es immer weniger Leute, die sich mit C++ auskennen?

    Es sind nur noch 17.



  • ich glaube camper kennt sich besser in einigen bereichen von c++ aus als bjarne stroustrup 👍 😋


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