Ich möchte Informatiker werden, aber wo fange ich an?



  • µ schrieb:

    Ein typischer Informatik-Absolvent kann nicht mit Mathematikern in deren Kerngebiet konkurrieren. Wenigstens eine Sprache sehr gut zu können halte ich für essentiell. Informatiker ohne Detailkenntnis in einer Sprache produzieren zwar, aber eben nur Scheißcode oder schlecht designte Software.

    @OP
    Ich würde nicht nochmal Info studieren. Überlege mal ob Mathe oder eine Ingenieur- oder Naturwissenschaft nicht auch eine Möglichkeit wären.

    Ich weiß nicht, ob es den "typischen Informatik-Absolventen" gibt. Informatik ist ein sehr vielseitiges Gebiet und was man davon mitnimmt, hängt sehr stark von der persönlichen Ausrichtung im Studium ab. Es gibt viele Leute, die sich im Informatikstudium sehr in Richtung Praxis ausrichten, aber es gibt ebenso Leute, die sich auf die theoretischen Teilgebiete spezialisieren. Die theoretische Informatik ist dabei durchaus ein Gebiet, das teilweise sehr mathematisch ist. ...in dem Sinne, dass die Methodik in diesem Gebiet den mathematischen Arbeitsweisen entspricht.

    Wie viel Mathematik ein Informatiker im späteren Berufsalltag braucht, hängt dann auch von dessen persönlichem Werdegang ab. Wenn man sich dazu entscheidet, im akademischen Bereich zu bleiben, wird man zum Beispiel vermutlich mehr Kontakt zur Mathematik behalten. Wenn man hingegen in einer 08/15 Softwarefirma als Programmierer anfängt, dann wird man vermutlich eher weniger Mathematik einsetzen. Das ist allerdings eine Erkenntnis, die relativ unabhängig vom jeweiligen Teilgebiet im Studium und auch vom Studienfach ist. Was meint Ihr, wie viel Mathematik wohl der "typische Mathematiker" nach seinem Studium einsetzt. Das wird auch sehr stark davon abhängen, was er nach dem Studium macht. Im akademischen Bereich wird er viel damit zu tun haben, in der Wirtschaft eher weniger. ...vermutlich selbst in den Bereichen, die man in der Wirtschaft als mathematiklastig ansieht, wie zum Beispiel die Versicherungsbranche. ...vermutlich ist der "typische Mathematiker" nach dem Studium ebenso Programmierer wie es der Informatiker ist.



  • Der Grund wieso ich ausgerechnet in diesem Bereich Frage ist der, dass hier überwiegend C++ Programmierer sich herum treiben und ich es in erster Linie von denen Wissen wollte wie ich anzufangen habe.

    Sieh zu, dass du Praxis bekommst. Sprich: programmiere!
    Fang klein an. Ein Konsolenprogramm, welches dir das Volumen von verschiedenen geometrischen Körpern berechnet, ist mal ein guter Anfang.
    Und dann kannst du Schritt für Schritt dazulernen.
    Wenn du nicht weißt, was ein Framework ist, oder was eine Adresse ist, dann hilft dir Google. Gewöhn dich daran, Suchmaschinen so füttern zu können, dass du brauchbare Ergebnisse bekommst. Das hilft später bei Studium und Job sehr! Soll nicht heißen, dass man sein Wissen nur aus dem WWW holen soll, aber ohne WWW stell ich mir Software Entwicklung schwierig vor.

    Marthog schrieb:

    Vergiss die Programmiersprache.
    Ein Informatiker ist in erster Linie ein Mathematiker, der sich auf Informationsverarbeitung spezialisiert und sich mit Algorithmen und Datenstrukturen beschäftigt, ohne dabei auf eine spezielle Programmiersprache einzugehen.

    Bullshit. Informatiker ohne gute Programmierkenntnisse kann man in der Wirtschaft nicht brauchen.
    Von einem Informatiker erwarte ich, neben dem theoretischen Background, auch, dass er zumindest brauchbaren Code abliefert.



  • c++ progger schrieb:

    Bullshit. Informatiker ohne gute Programmierkenntnisse kann man in der Wirtschaft nicht brauchen.
    Von einem Informatiker erwarte ich, neben dem theoretischen Background, auch, dass er zumindest brauchbaren Code abliefert.

    Ich bin zwar kein Informatiker, aber mit solchen Aussagen würde ich vorsichtig sein und sie nicht als "Bullshit" abtun.

    Ich habe nur mal aus Spaß ein Semester theoretische Informatik an der Uni belegt und hörte außerdem einiges von Freunden (die Informatik studieren, aber auch an der Uni und nicht in der FH) und meine Erfahrung ist: während des Studiums wird Mathematik sehr wohl der Tenor der Informatik sein, zumindest an der Uni, keine Ahnung ob das an der FH wesentlich praxisorientierter ist (aber auch da wird es wohl nicht ohne TI und Mathe gehen).
    Der TE will erst mal studieren und nicht als Professional arbeiten, klar dass er dann nach dem Studium natürlich praktische Fähigkeiten braucht, aber die werden ihm in seiner unmittelbaren Zukunft im Informatikstudium nicht unbedingt helfen (und um das geht es).

    Es ist ja auch nicht so, dass man während des Info-Studiums nicht lernen würde, Software zu entwickeln. Argumente á la "das ist Elfenbeinturm-Idealismus" ziehen vielleicht, wenn man anfängt professionell zu arbeiten, aber sicher nicht, wenn man gerade vorhat, sich in den Elfenbeinturm zu begeben. Schließlich wird man (Gott sei dank) im Infostudium nicht zum Codemonkey ausgebildet.

    @ TE: Schätz' einfach mal deine Auffassungsgabe ein, besonders in Mathematik, denn die wird wichtig sein, um das Studium erfolgreich zu absolvieren. Was du danach machst, muss z.T. nicht mehr viel mit deinem Studium zu tun gehabt haben (was hier viele auch sagen) aber während des Studiums wirst du alleine mit Programmierfähigkeiten nicht weit kommen.



  • Jodocus schrieb:

    aber während des Studiums wirst du alleine mit Programmierfähigkeiten nicht weit kommen.

    Programmierfähigkeiten sind im Studium durchaus äußerst hilfreich. Wobei damit ganz grundsätzliche Fähigkeiten gemeint sind. Es bringt einem im Studium aber nichts, wenn man vorher gelernt hat, wie man zum Beispiel irgendein Grafik-Framework im Detail nutzt.



  • hab das Studium auch an einer TU belegt, und mir ist schon bewusst, dass da einiges an Mathe nötig war.
    Trotzdem bin ich der Meinung, dass man in der freien Wirtschaft als Informatiker ohne Programmierkenntnisse nicht sehr gefragt ist. Zumindest in der DACH Region, wo viele Arbeitsplätze in KMUs angesiedelt sind.

    Mir haben meine Programmierkenntnisse im Studium immer sehr geholfen. Als es z.B. um FIR Filter ging, haben manche nur die trockene Mathematik dahinter gesehen. Ich hab das gleich für ein C++ Freifach verwendet, und habe einen Tiefpass als FIR Filter programmiert, welchen ich auf Audio Dateien angewandt habe.
    Ich behaupte mal, dass ich dadurch viele Dinge verstanden habe, während andere nur Formeln gesehen haben und sich dachten "was für ein Scheiß".

    Außerdem macht programmieren - zumindest mir - auch Spaß!
    Es ist ein Unterschied, ob man sich ein Buch zum Thema Matrizen durchliest und dabei liest, dass man Matrizen zum Drehen von Objekten verwenden kann.
    Oder ob man sich mit OpenGL beschäftigt und man eine Rotationsmatrix braucht, um ein Objekt um 45° zu drehen. Die Mathematik wird dadurch richtig lebendig.

    Ich habe jedenfalls immer versucht im Studium zu sehen, wie man die abstrakten Dinge auch anwenden kann, und habe das dann, wenn Zeit war, auch getan.
    Wenn man programmieren kann und einem das auch Spaß macht, so hilft das schon enorm im Studium. Achso, mit Mathematik sollte man vielleicht auch nicht auf Kriegsfuß stehen, aber wenn man wirklich motiviert ist und es schaffen will, geht das schon!



  • c++ progger schrieb:

    Ich behaupte mal, dass ich dadurch viele Dinge verstanden habe, während andere nur Formeln gesehen haben und sich dachten "was für ein Scheiß".

    Außerdem macht programmieren - zumindest mir - auch Spaß!
    Es ist ein Unterschied, ob man sich ein Buch zum Thema Matrizen durchliest und dabei liest, dass man Matrizen zum Drehen von Objekten verwenden kann.
    Oder ob man sich mit OpenGL beschäftigt und man eine Rotationsmatrix braucht, um ein Objekt um 45° zu drehen. Die Mathematik wird dadurch richtig lebendig.

    Ich habe jedenfalls immer versucht im Studium zu sehen, wie man die abstrakten Dinge auch anwenden kann, und habe das dann, wenn Zeit war, auch getan.
    Wenn man programmieren kann und einem das auch Spaß macht, so hilft das schon enorm im Studium. Achso, mit Mathematik sollte man vielleicht auch nicht auf Kriegsfuß stehen, aber wenn man wirklich motiviert ist und es schaffen will, geht das schon!

    Sehe ich genauso. Während andere nur in TheoInf endliche Automaten und Grammatiken gesehen haben und sich, wie du schon sagtest, nur "WTF?" dachten, hab ich gemerkt, dass das die Basis für Compiler sind.

    Aber wie bei uns immer gesagt wird: Informatik ist Mathe für Dumme. 😃



  • Ein Informatiker, der nicht programmieren kann, ist in etwa so sinnvoll, wie ein Journalist, der nicht schreiben kann...



  • Hallo,
    Ich habe selber an der FH Informatik studiert und arbeite seit 15 Jahren als SW-Entwickler, mehrheitlich im C++/C# Umfeld unter Windows.
    Ein Informatikstudium (egal ob FH oder Uni) besteht nicht ausschliesslich aus theoretischer Informatik und ein Informatiker ist kein Mathematiker.

    Zu einem Informatikstudium gehört sicherlich auch das Erlernen einer Programmiersprache. Das kann im OOP-Fall bzw. in der prozeduralen Welt C++ sein, oder auch Java oder Pascal, und in der funktionalen Welt kann es Haskell, ML oder Caml sein. Es geht (und das gilt auch für die FH) nicht darum, die Studenten zu SW-Entwicklern auszubilden. Aber die ganzen Algorithmen und Datenstrukturen, die man lernt, müssen irgendwie illustriert werden; das kann man mit einer Kunstsprache oder Pseudocode tun - oder gleich mit einer "richtigen" Sprache. Beim Erlernen von Haskell oder Prolog geht es m.E. dann eher darum aufzuzeigen, dass es auch komplett andersartige Denkweisen neben der prozeduralen gibt.

    TheoInf wurde bei uns sehr stark mit dem Schreiben von Parsern verknüpft, und ich hatte das riesige Glück, am Arbeitsplatz dieses Wissen umsetzen zu können.

    Ich würde das ganze nicht an einer einzelnen Sprache aufhängen. Meine erste Sprache war BASIC. Später habe ich C++ gelernt, dann Assembler. Im Studium kam noch etwas Java und Prolog hinzu, und vor kurzem habe ich mit Haskell angefangen. Jede Sprache hat ihre Eigenheiten. Wichtig finde ich, dass man einen inneren Hunger hat, immer wieder neues zu erlernen und auszuprobieren, und dass man sich dafür interessiert, wie die Dinge funktionieren.



  • An der Uni in meinem Informatikstudium stand programmieren nicht so im Vordergrund. Die Profs sagten auch klar, wenn man nur programmieren lernen will, ist es sinnvoller Fachinformatiker zu werden. Keine Ahnung wie es an der FH ist 🙂



  • PvdB schrieb:

    programmieren nicht so im Vordergrund. Die Profs sagten auch klar, wenn man nur programmieren lernen will, ist es sinnvoller Fachinformatiker zu werden.

    Es geht ja auch nicht so ums "Programmieren". Es geht um Softwareentwicklung und das ist schon sehr viel mehr als nur Programmierung. Aber eben auch nicht unbedingt theoretische Informatik.


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