Doomsday-Argument



  • Habe vor Jahren einen mehrseitigen Artikel in Spektrum der Wissenschaft (afair) darüber gelesen und fand die Argumentation überzeugend. Auf die schnelle nur ein Wiki-Artikel dazu, der es nicht so ganz auf den Punkt bringt:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Doomsday-Argument

    Mich würde eure Meinung dazu interessieren.



  • Wenn man die Annahmen akzeptiert, dann ist das für mich schlüssig.

    Nur habe ich ein Problem mit der Annahme dass die eigenen Position f gleichverteilt sein soll.

    Das unterstellt nämlich dass wir genau überhaupt nichts über irgendwas wissen. Im Moment sind aber weiss Gott wie viele Millionen Frauen schwanger. Die Chance dass es keine von denen schafft ein lebendes Kind zur Welt zu bringen ist verschwindend gering. Positionen sehr nahe 1 haben mMn. also deutlich kleinere Wahrscheinlichkeit also Positionen die weiter von 1 entfernt sind.

    Auf den Punkt gebracht: die Tatsache dass wir keine sehr konkreten Aussagen über die wahrscheinliche Verteilung von f machen können, rechtfertigt noch lange nicht die Annahme dass f gleichverteilt wäre.



  • Also um ehrlich zu sein kann ich die Argumentation nicht nachvollziehen. 😕

    Hängt das nicht schon mit der Definition von "Mensch" zusammen ? Weil wenn ich jetzt sage dass sich in, sagen wir 2000 Jahren, die Menschen soweit weiterentwickelt dass man sie nicht mehr als "Menschen" bezeichnet wiederspricht das zwar nicht dem Argument, aber wirklich ausgestorben sind sie meiner Meinung nach auch nicht.

    Und was wäre wenn man die selbe Berechnung gemacht hätte als die Menschheit gerade entstanden ist, wenn es damals nur 100 Menschen gab wären dürfen es doch heute gar keine Menschen geben ? 😕



  • @DarkShadow44
    Die Wahrscheinlichkeit ist logischerweise immer nur in dem Moment gültig, wo man sie ausrechnet.
    Sobald man Informationen dazugewinnt, sind die alten Berechnungen ungültig.

    Ist doch irgendwie logisch...

    Ist das selbe wie dass deine Lebenserwartung (das absolute Alter das du erreichen wirst, nicht wie lange du noch leben wirst) mit jedem Augenblick steigt. Trotzdem kannst du sie genau jetzt ausrechnen, und genau jetzt ist die Zahl die rauskommt dann auch kein Blödsinn. Und wenn du in einem Jahr nochmal rechnest, macht das die Zahl von Heute nicht falsch. Für Heute war sie auch dann noch richtig.
    (Gilt natürlich nur wenn man ausser dem aktuellen Alter keine weiteren Daten berücksichtigt. Würde man das schon, gäbe es natürlich genügend Dinge, die zu einer sinkenden Lebenserwartung führen können.)



  • Hm, ja das stimmt schon. Allerdings wird sich meine absolute Lebenserwartung in einem Rahmen halten. Das heißt ob ich sie jetzt, vor 20 Jahren, oder mit 90 ausrechne, sie wird nie über, sagen wir 120 Jahren liegen.

    Bei der Doomsday-Berechnung allerdings gibt es kein Limit. Bei der schiebt sich das "Limit" immer weiter nach hinten je später man es ausrechnet.
    Oder ist es, wenn an die Entstehung der Menschheit denkt, einfach nur unglaublich unwahrscheinlich dass die Menschheit heute noch existiert ? 😕


  • Mod

    DarkShadow44 schrieb:

    Oder ist es, wenn an die Entstehung der Menschheit denkt, einfach nur unglaublich unwahrscheinlich dass die Menschheit heute noch existiert ? 😕

    Das ist keine objektive Wahrscheinlichkeit, die man da "ausrechnet", sondern eine Bayesche Wahrscheinlichkeit. Das heißt, man macht eine Aussage darüber, wie überzeugt der Beobachter vom baldigen Ende sein kann, nicht darüber wie wahrscheinlich ein Eintreten des Endes tatsächlich ist. Die Existenz der Menschheit zu dieser Zeit ist also nicht unwahrscheinlich, weil Menschen in der Vergangenheit bereits ähnliche Überlegungen anstellen konnten. Tatsächlich ist die objektive Wahrscheinlichkeit, dass die Menschheit in der Vergangenheit ausgestorben ist, nach unserer Erfahrung genau Null 🙂 .



  • DarkShadow44 schrieb:

    Oder ist es, wenn an die Entstehung der Menschheit denkt, einfach nur unglaublich unwahrscheinlich dass die Menschheit heute noch existiert ? 😕

    Jo, klar.
    Gibt ja auch genug "Menschen" die es nimmer gibt.
    Der Cro Magnon Mensch hat's geschafft.
    Der Neanderthaler hatte weniger Glück.



  • Meiner Meinung nach ist hier schon eindeutig dein Fehler drin:
    "Angenommen, dass wir uns mit gleicher Wahrscheinlichkeit (mit den anderen N Menschen) an jeder beliebigen Position n finden, können wir folgern, dass unsere Position f einer diskreten Gleichverteilung auf dem Intervall (0; 1] folgt, bevor wir unsere absolute Position erfahren."

    Wenn man z.b. einen Sumatra Tiger nimmt, der gerade geboren wird, so ist es fuer den sehr wahrscheinlich, dass er zu den letzten seiner Art gehoeren wird. Jedenfalls wesentlich wahrscheinlicher als bei einer Kakerlake oder eben auch bei einem Menschen.

    Nimmt man natuerlich absolute Gleichverteilung ueber alle Zeit an, so sagt das Argument nicht viel mehr als: je mehr von X schon gelebt hat, um so mehr wird es von X auch in Zukunft noch geben... Und das ist im Prinzip trivial.



  • TGGC schrieb:

    Meiner Meinung nach ist hier schon eindeutig dein Fehler drin:

    Tippfehler, oder meinst du wirklich mich?

    hustbaer schrieb:

    Wenn man die Annahmen akzeptiert, dann ist das für mich schlüssig.

    Nur habe ich ein Problem mit der Annahme dass die eigenen Position f gleichverteilt sein soll.

    ...



  • Ich hoffte eigentlich, das meine Ausfuehrung erklaert, wo ich den Fehler in der Folgerung in dem Zitat (es ist von der wiki Seite) sehe. Wenn ein Angehoeriger einer Spezies geboren wird, die schon weit verbreitet und etabliert ist, dann ist bei dem die Chance dass er der "letzte seiner Art" sein wird, wesentlich geringer als bei einer Spezies, von der nur noch ein paar 100 in wenigen, kleinen Gebieten existieren. Und wenn man das weglaesst, so bleibt halt einfach nur noch uebrig: Ich weiss lediglich, wieviele Tiger/Kakerlaken bisher geboren wurden und versucher daher die Gesamtzahl aller jemals geborenen abzuschaetzen.



  • Das ist doch das selbe was ich auch schon geschrieben habe.

    Daher die Frage ob du wirklich "dein Fehler" schreiben wolltest.
    Weil "dein Fehler" (auf mich bezogen, also mein Fehler) für mich keinen Sinn macht, wenn du das selbe kritisierst was auch ich kritisiert habe.


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