Magnus Carlsen ist Schachweltmeister



  • Wie stark seids ihr, dass ihr das beurteilen könnt? Ich bin zwar ein engagierter Amateurspieler, aber Lichtjahre davon entfernt, bei solchen Partien mitzureden.



  • Ich fands auch spannend die letzten Tage es etwas zu verfolgen, viel nachvollziehen kann ich allerdings auch nicht.



  • Ich spiele kein Schach und kann irgendwie nicht so ganz verstehen, was der Reiz daran ist. Ich meine, man gewinnt Schach, indem man sich Buecher ueber Eroeffnungen und Endspiele durchliest und diese auswendig lernt. Zumindest nach meinem naiven Verstaendnis dieses Spiels. Kann mir einer erklaeren, was der besondere Reiz daran ist?



  • Nein, das ist nur die Pflicht - die Kür besteht im Mittelspiel...



  • Gregor schrieb:

    Ich spiele kein Schach und kann irgendwie nicht so ganz verstehen, was der Reiz daran ist. Ich meine, man gewinnt Schach, indem man sich Buecher ueber Eroeffnungen und Endspiele durchliest und diese auswendig lernt. Zumindest nach meinem naiven Verstaendnis dieses Spiels. Kann mir einer erklaeren, was der besondere Reiz daran ist?

    Naja, mit der Argumentation könnte man auch erklären, dass ein Fussballspieler gewinnt, wenn er viel trainiert. Und was soll dadran der Reiz sein?



  • Gregor schrieb:

    Ich meine, man gewinnt Schach, indem man sich Buecher ueber Eroeffnungen und Endspiele durchliest und diese auswendig lernt.

    Also genau so, wie Fremdsprachen lernen, Software entwickeln oder wissenschaftlich forschen. 🙂 👍

    Das Endspiel und die Eröffnung sind nur ein kleiner Teil dessen was ein Schachspieler braucht. Tatsächlich sind Eröffnungen bis zu eine gewissen Spielstärke das unnützeste womit man seine Zeit verplempern kann. Viel davon sind über Jahre hochgezüchtete Varianten... Nur was nützt es die zu kennen, wenn man nicht in der Lage ist den minimalen Vorteil zu verwandeln, der resultiert wenn der Gegner irgendwo abweicht. Viel wichtiger ist es, die grundlegenden Prinzipien zu kennen, die man in der Eröffnungsphase verfolgen sollte.

    Das Endspiel ist im Gegenzug imo weitaus wichtiger, weil es auch viele Elemente enthält, die das Mittelspiel beeinflussen. Aber auch da ist auswendig lernen völlig ungeeignet. Auch hier muss man wieder die richtigen Prinzipien verstehen und anwenden... Und sehen welche Prinzipien eigentlich gerade angewendet werden müssen. Das ist nämlich auch nicht immer dasselbe. Noch dazu muss man natürlich taktische Besonderheiten beachten, die die Durchführung gewisser Manöver erschweren oder eben erst möglich machen.

    Und das Mittelspiel ist wirklich ein Fass ohne Boden. Hier kommt alles zusammen. Angriff, Verteidigung, oder doch lieber Position verbessern, Gegenspiel verhindern? Taktische Manöver? oder Kombinationen davon: tollen Zug gefunden, geht aber nicht (z.b beispiel wg. Materialverlust). Schaffe ich es den Zug trotzdem irgendwie zu ermöglichen? (Zum beispeil mit taktischen mitteln). Soll ich in ein Endspiel abwickeln? Wäre das ein gutes Endspiel für mich oder nicht? Jeder einzelne Zug nutzt diverse Techniken gleichzeitig und dient dabei möglichst noch mehreren der genannten Punkte. Auch hier gibt es wieder jede Menge Prinzipien, denen man folgen mann. Aber so viele und sich widersprechende, dass es oft nicht leicht ist rauszufinden, welche in der gegebenen Situation das größere Gewicht haben und welche man getrost ignorieren kann. Allein die große Anzahl der möglichen Stellungen schließt auswendig lernen natürlich aus. Die Prinzipien kann man natürlich nachlesen und auswendig lernen. Und wenn das reichen würde, dann wäre ich auch Meister... Tut es aber halt (bei weitem) nicht.

    All das sieht man natürlich nicht, wenn man auf dem Niveau spielt, bei dem die Partie dadurch entschieden wird, wer aus Versehen die größere Menge Material liegen lässt. Es ist aber auch fraglich, ob man dann in der Lage ist, eine halbwegs fundierte Meinung zum Schachspiel zu entwickeln.



  • Was mich an Carlsen fasziniert sind gerade seine Endspiel-Fähigkeiten. Der quetscht einen vollen Punkt aus der Partie, wo 99% aller Großmeister sofort remis geben hätten.
    Magnus ist auch dafür bekannt, dass er keine ausgetrampelten Theoriepfade begeht und deshalb eine Vorbereitung auf ihn kaum möglich ist. Dass muss Du überhaupt erst mal schaffen immer wieder unklares Neuland zu finden. 😉

    Schach ist extrem talentabhängig! 🙂

    Carlsen weiß mehr intuitiv welcher Zug und welche Position richtig ist. Ohne Brute-Force Rechen-Power.

    Garri meint "unterfordert":
    http://www.spiegel.de/sport/sonst/garri-kasparow-ueber-schach-wm-und-weltmeister-magnus-carlsen-a-1004696.html



  • Der Kommentar von Garri ist wirklich interessant. Danke für den Link!

    Früher war ich Turnierspieler (Maximum: Landesliga/Oberliga), heute dauern mir Turnierpartien zu lange, spiele im Wesentlichen Kurzpartien via Internet. Daher kann ich beurteilen, was in einer hochklassigen Schachpartie abläuft.

    Wenn ich die Partien analysiere nehme ich die Software "Deep Fritz 14 (64 bit)" auf meinem wirklich starken PC zur Hilfe. Seine errechnete ELO-Zahl liegt oberhalb der von Carlsen! Damit habe ich meinen eigenen "Super-Großmeister" stets als Adjudanten zur Hand. Diese Software rechnet in kürzester Zeit für mindestens 20 Halbzüge (also 10 Doppelzüge) "alles" durch. Damit können bei einer flüssigen Analyse keine "genialen" Taktikkombinationen im Stile des früheren Weltmeisters Aljechin (ca. 7-8 Doppelzüge) übersehen werden.

    Carlsen hat m.E. genau die "Intuition", die den Menschen von der Maschine (mit brute force und Millionen von bewerteten Partien in der DB) unterscheidet. Damit kann vor allem der Mensch wirklich neue Wege eröffnen.

    Allerdings ist Carlsen nicht "unfehlbar" wie diese Maschinen, was er zumindest in einer WM-Partie mit einem üblen Patzer bewiesen hat. Er hatte aber Glück, dass sein humaner Gegner es übersehen hat, also ebenfalls patzte. Aus Maschinensicht ist so etwas "undenkbar", aber genau diese Abweichungen nach oben und unten machen WM-Kämpfe aus. Es sind menschliche Höchstleistungen, aber auch schwache Momente, die man hier beobachten darf.

    Aber eines ist klar: Mein Deep Fritz 14 ist stärker als Carlsen. 😉

    Der Mensch hat aber eine ganz große Chance: Er könnte ein theoretisches Modell für die Berechnung des jeweils besten Zuges schaffen. Das kann die Maschine nicht, sie würde es aber blitzschnell umsetzen. 😉



  • Also ich kann Fritz 11 manchmal schlagen, wenn ich es schaffe die Stellung geschlossen zu halten. Taktisch hat man gegen den Rechner heute kaum noch eine Chance, denn der findet alles!

    Btw.: Ich habe meine Schachkarriere letztes Jahr auch an den Nagel gehängt,
    denn die spielen jetzt wieder Ende offen. Dann kann eine Tunierpartie bei 150 Züge jetzt über 8 h dauern. Zzgl. 5-9 h Fahrzeit ist das für mich nicht mehr zu machen. Als Selbstständiger mit "Familienleben" schon gar nicht. - "Die spinnen, die Schachspieler ..." 😃



  • Stimmt, zwischenzeitlich war der Rest verkürzt. Unter "Ende offen" musste meine Mutter schon leiden.


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