Kann man als Freiberufler in der Proggerei 100€/h verdienen?



  • Der Vater meiner damaligen ersten Freundin meinte immer zu mir, dass ein echter Informatiker nicht dieses Programmiersprachen-Zeugs braucht, dafür gäbe es Tools.

    Der hatte damals wohl tatsächlich ab und zu mal solche 100€/h Geschichten - irgendwelche Server/Daten-Migrationen für bestehende System. Bei weitem also auch nichts besonderes.

    Möglich ist es also bestimmt immer, man muss nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, dann muss man auch kein übertriebener Guru sein.
    Auf Dauer bei längeren Geschichten aber eher nicht.



  • Der Vater meiner damaligen ersten Freundin meinte immer zu mir, dass ein echter Informatiker nicht dieses Programmiersprachen-Zeugs braucht, dafür gäbe es Tools.

    Und jeder echter Informatiker wird dich dafür steinigen.



  • Bitte ein Bit schrieb:

    Und jeder echter Informatiker wird dich dafür steinigen.

    Klar, war da auch nie seiner Meinung - er hatte mich damals halt sehr belächelt 🙂

    Kann schon irgendwo nachvollziehen, dass man relativ selbstbewusst ist, was die eigenen Fähigkeiten und den Ansatz betrifft, wenn man solche 100€/Stunde Jobs kriegt und damit gut Kohle verdient, aber es war natürlich nach wie vor ignorant.
    Im Endeffekt ist es einfach eine etwas andere Fachrichtung der Informatik, nicht "die bessere".
    Beides verlangt gleiches Mengen an Wissen/Können/Intelligenz.



  • Vllt. sollten wir noch die Begrifflichkeit klären, was unter "Proggerei" zu verstehen ist: Nur das entwickeln / programmieren an sich? Oder auch später das "consulten" von Lösungen die man im Laufe für gewisse Problemklassen entwickelt hat, die man dann auch mal in einer "hands-on Session" internen Entwicklern bei ihren Problemen nahe bringt?



  • Es ist doch sowieso nur noch eine Frage der Zeit, bis KIs alles programmieren.

    http://www.gulli.com/news/28171-deepcoder-ki-programmiert-indem-code-von-anderen-programmen-geklaut-wird-2017-02-23



  • sdsfddfs schrieb:

    Kann man als Freiberufler in der Proggerei 100€/h verdienen? 😮 😕 🕶 👍

    Man muss 100 €/h verdienen und verlangen können, denn:

    https://lambertschuster.de/existenzgruender/stundensatz-kalkulation-fuer-freiberufler-und-selbstaendige/

    Wer diese Dinge nicht berücksichtigt, der sollte besser keiner Freiberuflichen Tätigkeit nachgehen.

    Ob man dann netto mehr verdient als ein Angestellter, das steht auf einem anderen Blatt.



  • asc schrieb:

    Im Extremfall saß ein Ausgeliehener aus dem öffentlichen Dienst neben einem Freiberufler die beide die gleiche Arbeit (nur nicht die gleiche Arbeitszeit) gemacht haben, bei dem der eine für 35€/h und der andere merklich über 100€/h abgerechnet wurde.

    Siehe mein Link.
    Freiberfuler 100 €/h vs. 35 €/h ist völlig in Ordnung, denn der Freiberufler muss viel mehr kompensieren. Lies den Link, dann weißt du warum und rechnest richtig.

    Merkregel:
    Der Stundensatz für einen Freiberufler MUSS IMMER höher sein, als die eines Angestellten bei gleicher Arbeit.
    Wenn es anders ist, dann macht man etwas falsch oder kann nicht rechnen.



  • Viele Freelancer gehen über einen Vermittler wie Gulp oder Hays der auch noch mal 10-25% pro Stunde vom Kuchen abhaben will!



  • Bitte ein Bit schrieb:

    Der Vater meiner damaligen ersten Freundin meinte immer zu mir, dass ein echter Informatiker nicht dieses Programmiersprachen-Zeugs braucht, dafür gäbe es Tools.

    Und jeder echter Informatiker wird dich dafür steinigen.

    Ist aber imho nicht falsch.
    Softwareentwicklung ist eine Ingenieursdisziplin, also Software Engineering.
    Informatik dagegen ist eine Wissenschaft, siehe zb. die Arbeit von Dijkstra.



  • Hi,

    sdsfddfs schrieb:

    Kann man als Freiberufler in der Proggerei 100€/h verdienen?

    Theoretisch schon, jeden Tasg steht ein Dummer auf, mann muss ihn nur (als Brötchengeber) finden.
    Praktisch heißt es selbständig weil man selbst und ständig arbeitet. Oder anders ausgedrückt, ein Freiberufler (oder Selbständiger) ist einer der 7 Tage die Woche 18 Stunden pro Tag arbeitet, weil er nicht bereit ist, 5 Tage die Woche 8 Stnden für einen anderen zu arbeiten. 😉

    Effektiv ist es ein Verkauf von Fleis und vor allem Know-how. Um da einen Stundensatz von 100 Euro zu erhalten muss mn schon fast Goldstaub anzubieten haben.

    Der Unterschied ist, dass man als Arbeitnehmer die Nettokosten bezahlt bekommt, wärend man als Freiberufler die vollen Bruttokosten zu tragen hat. (drum rechnet z.B. auch das Gaststättengewerbe mit 3,5 bis 4 mal Wareneinsatz als Preis).
    Andererseits sieht der normale subalterne Abteilungs-"Chef" in nem Unternehmen nur das Gehalt seines Angestellten das der ausgezahlt bekommt ohne alle Nebenkosten und vergleicht es mit dem Stundensatz des Freiberuflers und sagt dann "zu teuer". Außerdem verursacht der eigene Mann ja nur EDA-Kosten. Er ist ja eh da.

    Dazu kommen noch die ganzen Nachteile eines Freiberuflers:
    - Ausfallwahrscheinlichkeit. Wenn der eine Mann ausfällt, ist alles bisher an ihn gezahlte Geld an die Wand geschmissen.
    - Krankheitsrisiko, längere Krankenzeiten des Freiberuflers können ganze Terminplanung über den Haufen schmeißen.
    - Risiko Know-how-Abfluss, man gibt Fremden Einblick in interne Schnittstellen.
    - fehlender Wissensrückfluss. Bei der Entwicklung angefallene Erkenntnisse kommen nicht dem Unternehmen zu gute.
    - Schmalspurigkeit des Entwicklers. Freiberufler schwimmen meist im eigene Saft und können kaum aus dem Team Erkenntnisgewinn ziehenl. Mangels Geld können viele auch nicht gut richtig gute Lehrgänge und Schulungen besuchen.

    Aus dem eigenen Bekanntenkreis weiß ich, dass vielfach nur das an Projekten auf den Markt geschmissen wird, wo sich der eigene Programmierer die Ohren dran gebrochen hat. Es sind also von Haus aus erst mal Aufgaben mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad und höherem Risiko.
    Anderereseits will der Freiberuflere ja den Auftrag haben. Also wird von Haus aus erst mal ein niedriger Stundensatz ohne ausreichende Berücksichtigung anfallender Nebenkosten angesetzt, und beim Schätzen des Zeitbedarfs wird sich selber dann ganz kräftig in die Tasche glelogen. Heraus kommt dann eine Summe, für die das große Projekt eigentlich in einem Tag realisiert werden müsste. Effektiv dauerts aber ein halbes Jahr. Und dann bekommtder Programmierer nohc jede Menge Änderungen und Sonderwünsche unter dem Stickwort Mängelbeseitigung untergeschoben, so dass anschließend ein effektiver Stundenlohn rauskommt, für den er früh besser im Bett gebleiben wäre. Und wenns ganz gemein kommt, dreht einen dann der Auftraggeber unter dem Punkt Vertragsstrafe noch mit den Einnahmen in den negativen Bereich.

    Wenn man nur sienen Fleis zu verkaufen hat, dürfte sich ne Tätigkeit als Freiberufler kaum lohnen. Auf die Habenseite kommt man eigentlich erst, wenn man mehr als nur Fleis anzubieten hat. Beziehungen, Referenzen, Erfahrungen, Fachwissen, möglichst über die Softwareentwicklung hinaus auch vom eigentlichen Problemgebiet, ...

    Gruß Mümmel



  • muemmel schrieb:

    Dazu kommen noch die ganzen Nachteile eines Freiberuflers:
    - Ausfallwahrscheinlichkeit. Wenn der eine Mann ausfällt, ist alles bisher an ihn gezahlte Geld an die Wand geschmissen.
    - Krankheitsrisiko, längere Krankenzeiten des Freiberuflers können ganze Terminplanung über den Haufen schmeißen.

    Beides ist bei einem Angestellten auch gegeben, z.B. Ausfall durch Unfall...

    muemmel schrieb:

    - Risiko Know-how-Abfluss, man gibt Fremden Einblick in interne Schnittstellen.
    - fehlender Wissensrückfluss. Bei der Entwicklung angefallene Erkenntnisse kommen nicht dem Unternehmen zu gute.

    Dies würde ich wiederum weitgehend unterschreiben, wobei es den Know-how-Abfluss bei Kündigung eines Angestellten auch gibt.

    muemmel schrieb:

    - Schmalspurigkeit des Entwicklers. Freiberufler schwimmen meist im eigene Saft und können kaum aus dem Team Erkenntnisgewinn ziehenl. Mangels Geld können viele auch nicht gut richtig gute Lehrgänge und Schulungen besuchen.

    Ich war bislang eher in kleinen Firmen unterwegs (Höchststand: ~150, 30, 15, 5 Mitarbeiter), nur in der ersteren hatte ich überhaupt ohne länger nachzubohren Lehrgänge und Schulungen bekommen. In einer Firma war es gänzlich undenkbar, in einer anderen immer nur mit langen Diskussionen und möglichst niedrigen Preis. Ich weiß auch das es auch eine Reihe Firmen größer 50 Mitarbeiter gibt, die sich ebenso um das Thema Fortbildung drücken.

    muemmel schrieb:

    ...so dass anschließend ein effektiver Stundenlohn rauskommt, für den er früh besser im Bett gebleiben wäre. Und wenns ganz gemein kommt, dreht einen dann der Auftraggeber unter dem Punkt Vertragsstrafe noch mit den Einnahmen in den negativen Bereich.

    Ich weiß von mehreren Fällen, bei denen sich Freiberufler ihre arbeit vergoldet haben lassen. Es kommt vermutlich auch sehr stark auf Erfahrung an unter anderem sich nicht unter Wert zu verkaufen. Es gibt halt beide Extreme.

    Übrigens gibt es auch gute Gründe für Freiberufler aus Firmenseite:
    1. Keine Kündigungsfristen
    2. Spezialisten für selten benötigte Fälle, können kurzzeitig geholt werden
    3. Bei "brennenden" Projekten: Die scheren sich nicht um die Arbeitszeiten

    Ja, ich würde niemanden dazu raten als Freiberufler unterwegs zu sein, wenn er nicht schon genügend Kontakte hat um sicher über die Runden zu kommen.



  • Hi Asc,

    asc schrieb:

    muemmel schrieb:

    Dazu kommen noch die ganzen Nachteile eines Freiberuflers:
    - Ausfallwahrscheinlichkeit. Wenn der eine Mann ausfällt, ist alles bisher an ihn gezahlte Geld an die Wand geschmissen.
    - Krankheitsrisiko, längere Krankenzeiten des Freiberuflers können ganze Terminplanung über den Haufen schmeißen.

    Beides ist bei einem Angestellten auch gegeben, z.B. Ausfall durch Unfall...

    aber da gibts eventuell andere Kollegen, die zumindest einen groben Einblick haben und einspringen können. Vor allem wenn es strenge Regeln für die Programmgestaltung und Strukturierung gibt.
    Beim Freiberufler mus mans eher nehmen wies kommt.

    muemmel schrieb:

    - Schmalspurigkeit des Entwicklers. Freiberufler schwimmen meist im eigene Saft und können kaum aus dem Team Erkenntnisgewinn ziehenl. Mangels Geld können viele auch nicht gut richtig gute Lehrgänge und Schulungen besuchen.

    Ich war bislang eher in kleinen Firmen unterwegs (Höchststand: ~150, 30, 15, 5 Mitarbeiter), nur in der ersteren hatte ich überhaupt ohne länger nachzubohren Lehrgänge und Schulungen bekommen. In einer Firma war es gänzlich undenkbar, in einer anderen immer nur mit langen Diskussionen und möglichst niedrigen Preis. Ich weiß auch das es auch eine Reihe Firmen größer 50 Mitarbeiter gibt, die sich ebenso um das Thema Fortbildung drücken.

    Is mir schon klar, da wo ich arbeite (öffentlicher Dienst) kann ich mir zwar Lehrgänge holen, aber die meisten davon sind mir nur begrenzt hilfreich (Allgemeines Verwaltungsrecht, Einführung in das Ordnungswidrigkeitenrecht, Work-Life-Balance, Gesund und leistungsfähig - Wege zum Glück, Alkohol in der Dienststelle - Umgang mit alkoholgefährdeten Mitarbeitern...)
    Aber was da wo mehrere arbeiten (fast) immer anfällt ist Erkenntnisgewinn durch Zusammenarbeit mit Kollegen und Einblicke wie der oder jener das regelt...
    Bei mir trotz größererBehörde leider nicht gegeben, da ich als Softwareentwickler halt der einzige bin und da ziemlich im eigenen Saft schmore. Die Lösungen die ich brauche, die muss ich schon selber finden.
    Zusätzlich noch die Unflexiblität von Verwaltungen, wo man nicht mal schnell einen bestimmtne Lehrgang buchen oder was anschaffen kann. Dafür aber pünktlich an jedem 30. das geld auf dem Konto, ist heute auch ne sehr wichtige aber seltene Sache.

    Ich weiß von mehreren Fällen, bei denen sich Freiberufler ihre arbeit vergoldet haben lassen. Es kommt vermutlich auch sehr stark auf Erfahrung an unter anderem sich nicht unter Wert zu verkaufen. Es gibt halt beide Extreme.

    Ist halt immer ne Frage von Alter, Selbstbewustsein, Alleinstellungsmerkmal und wie dringend man den Auftrag braucht.

    Übrigens gibt es auch gute Gründe für Freiberufler aus Firmenseite:
    1. Keine Kündigungsfristen
    2. Spezialisten für selten benötigte Fälle, können kurzzeitig geholt werden
    3. Bei "brennenden" Projekten: Die scheren sich nicht um die Arbeitszeiten

    Ist auch das Erfolgsgeheimnis von kleinen Familienbetrieben.

    Ja, ich würde niemanden dazu raten als Freiberufler unterwegs zu sein, wenn er nicht schon genügend Kontakte hat um sicher über die Runden zu kommen.

    Voll zustimm, ich würde noch ergänzend als notwendige Voraussetzungen einen ausreichendne Finanzpuffer, Selbstdisziplin und möglichst auch fachliches Alleinstellungsmerkmal hinzufügen. Und positiv, wenn man in guter Familienbindung lebt, damit man auch mal für gewisse Zeit zum 7/18-Arbeitsregim übergehen kann.

    Gruß Mümmel



  • muemmel schrieb:

    asc schrieb:

    muemmel schrieb:

    ...Nachteile eines Freiberuflers... Ausfallwahrscheinlichkeit... Krankheitsrisiko...

    Beides ist bei einem Angestellten auch gegeben, z.B. Ausfall durch Unfall...

    aber da gibts eventuell andere Kollegen, die zumindest einen groben Einblick haben und einspringen können. Vor allem wenn es strenge Regeln für die Programmgestaltung und Strukturierung gibt.
    Beim Freiberufler mus mans eher nehmen wies kommt.

    Auch nur wenn das Team entweder groß genug (bezogen auf die Projektgröße) ist, das sich mehrere damit auskennen. Idealvorstellung wären hier natürlich Programme die mittels Pair-Programming erzeugt werden. Feste Regeln für die Programmgestaltung und Strukturierung sind seltener, als ich es noch zu Beginn meiner Laufzeit gedacht habe. Und zu guter letzt: Diese können auch für Freiberufler verbindlich sein.

    muemmel schrieb:

    Dafür aber pünktlich an jedem 30. das geld auf dem Konto, ist heute auch ne sehr wichtige aber seltene Sache.

    Sie mag selten sein, doch kann das auch für den Arbeitgeber zu Problemen führen, da unter anderem § 288 auch hier greift (https://www.gesetze-im-internet.de/bgb/__288.html), das heißt auf mindestens pauschal 40€ bei Verzug.


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