Multithreading / TCP/IP / Signal-Handling auf 64GB SMP Kernel (2.4) (SuSE Linux 8.2)
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Ja klar, Java.
Schlechtes Design nicht, nur Fokussierung auf Performance, unter Ausnutzung aller Schweinereien ;). Der Boehm Garbage Collector, den wir auch verwenden, macht soundso schon von sich aus so ein signal-Zeugs, weil der auch irgendwie eine "halte alle Threads an"-Funktion benötigt.
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Ringding schrieb:
Ja klar, Java.
Also doch schlechtes Design.
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Ponto schrieb:
Also doch schlechtes Design.
Hehe :D.
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Ponto schrieb:
Meiner Meinung nach sollte man sich von dem ganzen Signal Zeug fernhalten. Man kann in einem Signalhandler eh nichts richtig sinnvolles machen. Valgrind hatte vor Version 2.4 das Tool helgrind, dass man zum Auffinden von Race Conditions benutzten konnte. Vielleicht hilft es dir.
Leider kann ich Helgrind nicht benutzen, da mein Message-System nichtkopierend arbeitet, und somit Speicher von einem Thread zum andern uebergibt. Dadurch meldet Helgrind pausenlos Race-Conditions, wo gar keine sind. Die Message-Listen habe ich durch Mutex-Semaphoren abgesichert.
Signalhandler muss man so weit ich weiss *IMMER* definieren, wenn man mit mehreren Threads arbeitet, da die pthread-Library Signale benutzt. Deswegen ist es auch unmoeglich, z.B. EINTR zu verhindern (durch Blockieren der Signale).
Doch, man kann Signalhandler dazu benutzen, Event-Objekte zu setzen, die man dann von den Threads aus abfragen kann. SIGIO (SIGPOLL) ist zum Beispiel sehr wichtig fuer TCP/IP-Kommunikation, da das Signal einem sagt, wann man zu pollen hat.
Ich benutze uebrigens auch noch 64-Bit-Asynchrone I/O aus der RT Library.
Heute abend hatte ich noch ein seltsames Problem, ich habe mein Logging-Subsystem so abgeaendert, dass ungepufferte I/O verwendet wird. Manchmal scheint das open64() aber fehlzuschlagen, weil einige Log-Files fehlen. In der Doku steht nix davon, dass bei open64() auch EINTR auftreten kann. Muss ich vielleicht mal checken.
Das ist aber immer noch keine Erklaerung fuer die bizarren Effekte, die ich in meiner Software habe.
Das seltsame ist, SIGSEGV bekomme ich jetzt gar nicht mehr, habe vergeblich versucht, es heute zu reproduzieren. Statt dessen haengen die Threads einfach, auch das Logging haengt, und ich hab keinen Schimmer, warum.
Es zeigt sich jetzt, dass das generell unter Linux 2.4 auftritt, weil auf der Uniprozessor-Kiste mit 2.4 die gleichen Probleme auftreten, wenn die Software eine Weile laeuft. Beim Multiprozessor-System passiert's nur schneller.
Ich kann einfach keinen Fehler im Source finden, aber irgendwo muss noch irgendwas sein. Vielleicht muss ich noch andere Systemaufrufe auf EINTR checken (bislang habe ich nur printf(), fprintf(), read(), write(), close(), recv(), send() usw. gecheckt, also die offensichtlichen).
Vielleicht liegt's auch an meinem Event-System. Was ist eigentlich mit Thread-Local-Storage unter Linux 2.4? Funktioniert das?
Und ich habe gelesen, dass die pthread-Library vor 2.6 sehr buggy sein soll, stimmt das?
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Ich glaube, das hier ist es:
http://pauillac.inria.fr/~xleroy/linuxthreads/faq.html#J
Notice that all pthread_* functions are not async-signal safe, meaning
that you should not call them from signal handlers. This recommendation
is not to be taken lightly: your program can deadlock if you call a
pthread_* function from a signal handler!The only sensible things you can do from a signal handler is set a
global flag, or call sem_post on a semaphore, to record the delivery of
the signal. The remainder of the program can then either poll the global
flag, or use sem_wait() and sem_trywait() on the semaphore.Another option is to do nothing in the signal handler, and dedicate one
thread (preferably the initial thread) to wait synchronously for
signals, using sigwait(), and send messages to the other threads
accordingly.Meine Event-Funktionen benutzen Mutex-Semaphoren, und da ich im Signal-Handler Events benutze ...
Sch... LinuxThreads!!
Jetzt ist mir auch klar, warum beim 2.6er Kernel scheinbar alles funktioniert -- der pthread-Code wurde von 2.4 auf 2.6 massiv gefixt.
(Die LinuxThreads-Doku hier ist von 1997 und betrifft wohl nur die aelteren Kernel einschliesslich 2.4)Bin mal gespannt, ob's das war!!
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Naja, das hat schon ein paar gute Gründe, warum es die NPTL gibt.
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Ringding schrieb:
Hat die Distro schon NPTL? Alles davor ist Mist.
Sieht nicht so aus.
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nman schrieb:
Naja, das hat schon ein paar gute Gründe, warum es die NPTL gibt.
Wie heisst die Library dafuer? Leider koennen beim Kunden nix installieren. Wenn sie vorhanden ist, kann ich sie benutzen.
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Das ist keine Library. Das muss in die glibc und in den Kernel eingebaut sein.
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Ringding schrieb:
Das ist keine Library. Das muss in die glibc und in den Kernel eingebaut sein.
Hmmm ... wie finde ich das raus? Hat der 2.4er Kernel native Threads? Im 2.6er sind sie eingebaut.
D.h. wenn ich zuerst mit der libc linke, muessten die native Threads zuerst drankommen? Leider brauche ich "librt", die wiederum "libpthread" referenziert. Meinst Du, das gibt Probleme?
EDIT: also muesste -lrt -lc funktionieren... das werd ich morgen mal ausprobieren.
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NPTL ist erst seit Kernel 2.6 dabei. Einige Distributionen haben es aber nach 2.4 portiert gehabt. RedHat 9 lief zum Beispiel schon mit NPTL.
Es gilt aber auch für die neue Implementierung, dass man keine pthread_* Funktionen in Signal Handlern aufrufen darf. Das ist so im PThread Standard so geregelt.
Damit ich keine Signal Handler benutzen muss, nehme ich immer die Lösung mit einem separaten Thread und sigwait, wie es im zitierten Text angedeutet wird.
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Ponto schrieb:
NPTL ist erst seit Kernel 2.6 dabei. Einige Distributionen haben es aber nach 2.4 portiert gehabt. RedHat 9 lief zum Beispiel schon mit NPTL.
Jup, schön war das aber nicht.
Hat bei mir damals schon ein paar Nachmittage Herumgefluche und nicht eingeplante Überstunden verursacht.
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Das mit dem sigwait() hoert sich praktikabel an. D.h. ich setze alle betreffenden Signal-Actions auf SIG_IGN und mache einen Extra-Thread mit sigwait(), der dann die anderen benachrichtigt. Das geht dann auch mit SIGSEGV usw., oder? Ich muss solche Ereignisse loggen koennen.
Gibt es eine Moeglichkeit, eine definierte Initialisierungsreihenfolge von globalen statischen Objekten zu bekommen? Oder gibt's da im GNU nix?
Das betrifft naemlich die Anforderung, dass die Signal-Handler gesetzt werden muessen, bevor irgendwelche Threads erzeugt werden. Ich habe einige statische Objekte, die selber Threads erzeugen. Sieht so aus, als ob ich den Code auch noch umschreiben muss.
Haette ehrlich gesagt nicht erwartet, dass Linux dermassen primitiv ist, POSIX-Standard hin oder her. Die haetten's doch so machen koennen wie bei AIX oder Solaris, dass es naemlich noch eine native-Thread-Bibliothek gibt (mit "thr_xxx()" APIs), die NICHT POSIX-konform ist.
Hier sind ein paar Gluehbirnen fuer Linux-Kernel-Entwickler:
Macht doch mal was, was es schon gibt, es gibt auch Buecher ueber Betriebssystemsentwicklung. Und es lohnt sich immer, einen Blick ueber den Tellerrand zu werfen ...
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Naja, ganz so wie Du tust ist das auch nicht.
Linux-2.6 ist seit Ewigkeiten heraußen und es gibt eigentlich keinen Grund, das nicht auch zu benutzen; NPTL in den Vanilla-2.4er-Kernel zurückzuportieren wäre ja unsinnig.Und von den diversen proprietären Erweiterungen von AIX und Solaris halte ich auch nicht viel, sorgt mittelfristig nur für unportable und schlecht wartbare Programme.
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Wenn ich aber nur Code fuer Linux schreiben soll, dann kann mir doch egal sein, ob das portabel ist, oder?
Ausserdem mache ich mir immer portable Bibliotheken, die die Systemspezifika kapseln. UNIX-Programme sind eh nie richtig portabel. Es gibt immer irgendwelche Systemspezifika. Die luegen sich mit ihrem POSIX-Standard in die eigene Tasche -- weil, genauso wie bei Web Standards, nuetzen Standards gar nix, wenn sie nicht von jedem zu 100% umgesetzt werden.
Noch schlimmer ist, dass wir beim Kunden keine Updates einspielen duerfen. D.h. es werden immer ungepatchte, out-of-the-box-Systeme genommen. Und wir duerfen dem Kunden ja auch nicht vorschreiben, was er zu benutzen hat.
Deswegen nuetzt es mir gar nix, dass es z.B. in 2.6 NPTL gibt. Auf dem Mars liegen auch interessante Felsbrocken rum.
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Power Off schrieb:
Wenn ich aber nur Code fuer Linux schreiben soll, dann kann mir doch egal sein, ob das portabel ist, oder?
Für Dich ist das dann scheinbar egal.
Für Unix an sich wäre das nicht gut, immerhin schreiben verdammt viele Leute primär für GNU/Linux und die BSDler können sich dann mit dem Portieren von interessanten Anwendungen herumschlagen.Ausserdem mache ich mir immer portable Bibliotheken, die die Systemspezifika kapseln. UNIX-Programme sind eh nie richtig portabel. Es gibt immer irgendwelche Systemspezifika.
Ach komm, gerade unter Unix ist es doch verdammt leicht, portabel zu programmieren.
Dass Du auf Portabilität hinentwickeln musst, muss Dir natürlich klar sein. Dass Du Portabilität auf magische Art und Weise auch bei komplexeren Anwendungen geschenkt bekommst, hast Du ja wohl nicht erwartet, oder?Noch schlimmer ist, dass wir beim Kunden keine Updates einspielen duerfen. D.h. es werden immer ungepatchte, out-of-the-box-Systeme genommen. Und wir duerfen dem Kunden ja auch nicht vorschreiben, was er zu benutzen hat.
Tja, dann muss der Kunde eben die Konsequenzen dafür tragen; wer ungeeignete Werkzeuge verwenden will, der muss sich über die Folgen im Klaren sein.
Deswegen nuetzt es mir gar nix, dass es z.B. in 2.6 NPTL gibt. Auf dem Mars liegen auch interessante Felsbrocken rum.
Eine Reise zum Mars ist aber auch etwas aufwändiger als ein Kernel-Update. (Und ja, ich habe schon genug Kernel-Updates auf Produktionsservern gemacht um das zu wissen.)
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nman schrieb:
Noch schlimmer ist, dass wir beim Kunden keine Updates einspielen duerfen. D.h. es werden immer ungepatchte, out-of-the-box-Systeme genommen. Und wir duerfen dem Kunden ja auch nicht vorschreiben, was er zu benutzen hat.
Tja, dann muss der Kunde eben die Konsequenzen dafür tragen; wer ungeeignete Werkzeuge verwenden will, der muss sich über die Folgen im Klaren sein.
Genau! Denn Kunden sind immer höchst erfreut, wenn sie eine Software in Auftrag geben und dafür ihr System updaten müssen, damit die darauf läuft.
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Power Off schrieb:
Das mit dem sigwait() hoert sich praktikabel an. D.h. ich setze alle betreffenden Signal-Actions auf SIG_IGN und mache einen Extra-Thread mit sigwait(), der dann die anderen benachrichtigt. Das geht dann auch mit SIGSEGV usw., oder? Ich muss solche Ereignisse loggen koennen.
Gibt es eine Moeglichkeit, eine definierte Initialisierungsreihenfolge von globalen statischen Objekten zu bekommen? Oder gibt's da im GNU nix?
Das betrifft naemlich die Anforderung, dass die Signal-Handler gesetzt werden muessen, bevor irgendwelche Threads erzeugt werden. Ich habe einige statische Objekte, die selber Threads erzeugen. Sieht so aus, als ob ich den Code auch noch umschreiben muss.
Die Sache mit sigwait ist ganz gut in: Bradford, Dick, Farrel: Pthreads Programming beschrieben.
Was soll aber bei einem SIGSEGV geschehen? Wenn ein SIGSEGV auftritt ist der ganze Prozess hinüber und sollte so schnell wie möglich beendet werden, bevor reeller Schaden auftritt. Ich kenne ein paar Spezis bei uns die Threads und einen SIGSEGV Handler gerne benutzen, um bei einem SIGSEGV weitermachen zu können. Man kann versuchen es zu loggen, aber dann sollte auch schon Schluss sein.
Um die korrekte Initialisierungsreihenfolge zu gewährleisten, solltest du die vorhandenen C++ Mittel benutzen und nicht OS spezifisches. Ich hab gelesen, dass man beim linken für eine korrekte Reihenfolge sorgen kann, weiss aber nicht mehr wie und wo ich es gelesen habe.
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nman schrieb:
Für Unix an sich wäre das nicht gut, immerhin schreiben verdammt viele Leute primär für GNU/Linux und die BSDler können sich dann mit dem Portieren von interessanten Anwendungen herumschlagen.
Meine Software ist aber kein GNU-Paket: Sie ist nicht Open Source. Und wir muessen alle Portierungen selber erledigen (d.h. ich, oder mein Nachfolger, falls es irgendwann einen gibt), falls es auf einer anderen UNIX-Plattform laufen soll.
Man kann ja durchaus fuer GNU-Pakete vorschreiben, dass sie die POSIX-APIs verwenden muessen. Aber fuer proprietaere Linux-Anwendungen muss das doch nicht so sein, oder?
Bei AIX und Solaris geht das doch auch. Und AIX hat einen tollen native-Thread API, der wirklich so funktioniert, wie man es erwartet. Bei Solaris ist die native-Thread-Programmierung eher der Horror (frueher zumindest waren sogar einige Systemaufrufe und Bibliotheken bei Solaris nicht multithreadfaehig).
Die pthread-Library kapselt auch unter Solaris die Tuecken von Solaris nicht, das muss der Programmierer schon selber machen -- und peng, ist die Portabilitaet dahin, da man ueberall "#ifdef" verwenden muss (dann gnade einem Gott, dass man sich selber eine Library geschrieben hat, sonst kann man sich gleich erschiessen).
Bei GNU/Linux gibt es auch sehr spezifische Probleme, die ausschliesslich unter GNU/Linux auftreten.
Also von portabler Programmierung auf UNIX-Systemen kann ueberhaupt keine Rede sein.
Portabel heisst "write once -- run everywhere". Aber selbst Java ist nicht 100%ig portabel. C und C++ ja auch nicht.
nman schrieb:
Ach komm, gerade unter Unix ist es doch verdammt leicht, portabel zu programmieren.
Dass Du auf Portabilität hinentwickeln musst, muss Dir natürlich klar sein. Dass Du Portabilität auf magische Art und Weise auch bei komplexeren Anwendungen geschenkt bekommst, hast Du ja wohl nicht erwartet, oder?Nee, das waere ja auch zu schoen, wenn alles auf Anhieb funktionieren wuerde. Dann waeren wir ja arbeitslos ...
Um aber ein Firmenbudget nicht ueberzustrapazieren, waere es schon geschickt, wenn man sich um solche Probleme nicht kuemmern muesste.
Ich versuche halt, durch die Entwicklung von Bibliotheken den Portierungsaufwand von Anwendungen zu minimieren.
Und die Library muss auch auf Windows funktionieren (tut sie bereits).
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Ponto schrieb:
Die Sache mit sigwait ist ganz gut in: Bradford, Dick, Farrel: Pthreads Programming beschrieben.
Was soll aber bei einem SIGSEGV geschehen? Wenn ein SIGSEGV auftritt ist der ganze Prozess hinüber und sollte so schnell wie möglich beendet werden, bevor reeller Schaden auftritt. Ich kenne ein paar Spezis bei uns die Threads und einen SIGSEGV Handler gerne benutzen, um bei einem SIGSEGV weitermachen zu können. Man kann versuchen es zu loggen, aber dann sollte auch schon Schluss sein.
Um die korrekte Initialisierungsreihenfolge zu gewährleisten, solltest du die vorhandenen C++ Mittel benutzen und nicht OS spezifisches. Ich hab gelesen, dass man beim linken für eine korrekte Reihenfolge sorgen kann, weiss aber nicht mehr wie und wo ich es gelesen habe.
Danke!
Bei SIGSEGV muss ich zumindest noch einen Logeintrag schreiben koennen. Ich habe aber ein asynchrones Logging, d.h. das Log wird von einem Extra-Thread geschrieben. Wenn der Prozess abraucht, fehlen aber u.U. zig bis hunderte von Logeintraegen (die in den betreffenden Millisekunden gequeued wurden).
Daher muss ich zumindest noch den Rest des Logs rausschreiben koennen. Auch wenn z.B. die Memory-Liste corrupted ist, sonst weiss man ja nicht, was fuer ein Fehler aufgetreten ist.
Deswegen muss ich auch SIGABRT abfangen, damit irgendwelche Libraries nicht einfach den Prozess beenden koennen.