Neo-Rassismus



  • Doktor Prokt schrieb:

    Wir brauchen eigentlich gar keine Ethik (siehe Natur/Evolution)..

    😕



  • Doktor Prokt schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Interessant sind hier doch die Grundsätze des Mörders: wenn der kein Problem damit hat, den Nichttötungsgrundsatz fallenzulassen, dann hat er vermutlich auch keine besonderen Einwände gegen seine Ermordung, oder?

    Nein, das geht aus meiner Argumentation nicht hervor. Du berufst dich hier (gewollt oder nicht?) auf den kategorischen Imperativ, Kants Vorstellung von Ethik. Nach dieser muss aber nicht jeder handeln, sie ist nicht universell.. (Ethik ist nicht objektiv).

    Ja, weil das der einzig interessante Fall ist. Ansonsten mach ich mir halt meine Privatethik, da kann ich alles so zurechtschneidern, wie es mir paßt. Also sind Mörderbestrafungen oder auch sonstiger Mord (eigentlich: alles) locker zu rechtfertigen. Ich sehe nicht ganz, wozu so ein Wischiwaschi-Ethikbegriff gut sein soll.



  • Jester schrieb:

    Aber das zeigt doch schonmal eines recht klar. Nahezu egal mit welcher Ethik wir argumentieren: Den Mörder zu bestrafen krieg wir gerechtfertigt.

    Das Verbot der NPD zu rechtfertigen läßt sich nicht so leicht rechtfertigen, sonst wäre dieser Thread nicht so lang. Ergo sollte man sich das entweder gut überlegen und gute Argumente dafür finden, oder besser die Finger davon lassen. Bis jetzt kamen keine überzeugenden Argumente für ein Verbot, und da ich auch nicht glaube, daß noch welche kommen, finde ich, man sollte die Finger von so einem Verbot lassen.

    wenn man nur starke ethische argumente als grundlage einer (straf)rechtsordnung gelten lässt, kommt man allerdings bei ganz vielen gesetzen in einen erklärungsmangel. ethik heranzuziehen, um gesetze zu verstehen und nachvollziehen zu können, mag zwar in ordnung sein, aber nicht, sie als rechtfertigungsgrund für deren entstehen anzusehen. manche gesetze mögen aus rein praktischen gründen vorhanden sein, so z.b. vorstellbar bei einem rauchverbot, weil es für den staat praktischer ist, rauchen zu verbieten anstatt präventivmaßnahmen gegen das rauchen zu treffen. de facto ist es also von einer ethik unabhängig, dass man, wenn man bestimmte sachen verbieten will, das auch tut. natürlich werden bei dem enstehen eines gesetzes, sagen wir ein NPD-verbot, bestimmte ethiken als rechtfertigung eingesetzt, aber da eine besonders hervorzuheben oder zu sagen, dass die meisten ethiken das anders sehen würden, ist ebensowenig ein argument dagegen wie eines dafür. ich plädiere dafür, rein den praktischen nutzen anzusehen, und auf dieser ebene eine güterabwägung zu machen. auf der einen seite einige individualgüter (recht auf freiheit - das verbot wird ja höchstwahrscheinlich auf eine freiheitsstrafe abzielen, das grundrecht auf freie meinungsäußerung) versus allgemeingüter (gefährliche drohung durch verbreitung von neo-nazi-gedankengut gegenüber der allgemeinheit, verhetzung usw.) dann könnte noch im einzelfall dazukommen, dass ein gespräch am stammtisch weniger verhetzungcharakter hat, eine wissenschaftliche arbeit, die von so einer meinung ausgeht womöglich besonderen schutzcharakter - freiheit der wissenschaft - hat usw. usf. schließlich und endlich könnte man zu dem schluss kommen, dass ein verbot genau dann gerechtfertigt ist, wenn es diese güterabwägung beinhaltet. zweifelhaft ist nur, ob dann nicht sowieso ein anderer tatbestand in frage kommt (volksverhetzung, ...) wobei sich die frage stellt, wie sich der staat positionieren möchte: will er dieses gedankengut (indirekt) wieder salonfähig machen, kommt es ihm auf die freie meinungsäußerung an, möchte er ein zeichen setzen, usw. usf. ich könnte mir gut vorstellen in dem einen fall dafür, in dem anderen dagegen zu sein. es kommt eben - wie immer - drauf an. nur mit ethik zu argumentieren ist schwer, denn die nazis hatten ja auch eine...



  • Daniel E. schrieb:

    Ja, weil das der einzig interessante Fall ist. Ansonsten mach ich mir halt meine Privatethik, da kann ich alles so zurechtschneidern, wie es mir paßt. Also sind Mörderbestrafungen oder auch sonstiger Mord (eigentlich: alles) locker zu rechtfertigen. Ich sehe nicht ganz, wozu so ein Wischiwaschi-Ethikbegriff gut sein soll.

    Tja, so ist das halt mit der Ethik.

    Ich sehe nicht ganz, wozu so ein Wischiwaschi-Ethikbegriff gut sein soll.

    Jester forderte eine moralische Rechtfertigung fuer ein Verbot der NPD _ohne_ sich auf bestehende Gesetze (NPD ist demokratiefeindlich -> Absetzung) zu berufen oder die Praedikate "gut" und "boese" zu verteilen.

    Deswegen habe ich obigen Gedanken in die Diskussion eingebracht.



  • Jester schrieb:

    Aber das zeigt doch schonmal eines recht klar. Nahezu egal mit welcher Ethik wir argumentieren: Den Mörder zu bestrafen krieg wir gerechtfertigt.

    Diese Aussage kann man meiner Meinung nach nicht so stehen lassen.

    Die Idee, dass man Mörder bestraffen muss ist an sich vom humanistischen Gedanken, dass alle Menschen bei Geburt gleich sind abgeleitet. Da jeder gleich ist, hat jeder das gleiche Recht auf Leben und daher auch nicht das Recht es einem anderen zu nehmen.

    Die meisten der heute anerkannten Ethiken beinhalten diesen Gedanken jedoch ist er keines Fall naturgegeben. Ganz im Gegenteil natürlich ist eher das Recht des Stärkeren welches an sich eine sehr blutige Ethik ist. In der Menschheitsgeschichte hat war dieser Gedanke aber sehr wenig verbreitet.

    Wenn man die Menschheit in Herrenvolk und Minderwertige einteilt dann ist Mord nicht mehr gleich Mord und manche Mörder müssen bestrafft und andere gefeiert werden.

    Wer Sklaven als Objekte ansieht der sieht manche Morde als Sachbeschädigung und Vergewaltigungen als Sachgebrauch an.

    Wäre das nicht wahre Demokratie?

    Wahre Demokratie ist eine Illusion da nicht jeder herrschen kann (wer würde dann noch beherrscht werden?).



  • Ach ne, "ist halt praktischer"-Rechtspositivismus ist doch gerade die "Ethik", die in totalitäre Systeme führt. Es *ist* für den Staat schließlich einfach praktischer, Systemgegner ins Gulag zu sperren oder sie direkt zu vergasen. Oder das Rauchen zu verbieten. Wir machen ein Gesetz und damit ist es gerechtfertigt. Ist voll praktisch so.



  • Ben04 schrieb:

    Jester schrieb:

    Aber das zeigt doch schonmal eines recht klar. Nahezu egal mit welcher Ethik wir argumentieren: Den Mörder zu bestrafen krieg wir gerechtfertigt.

    Diese Aussage kann man meiner Meinung nach nicht so stehen lassen.

    Die Idee, dass man Mörder bestraffen muss ist an sich vom humanistischen Gedanken, dass alle Menschen bei Geburt gleich sind abgeleitet. Da jeder gleich ist, hat jeder das gleiche Recht auf Leben und daher auch nicht das Recht es einem anderen zu nehmen.

    Ehrlich gesagt ist es mir völlig wurscht wovon man das alles ableiten kann. Ich sehe jedenfalls keine vernünftige Basis aus der sich das Verbot der NPD ableiten läßt. Abgesehen davon, daß ich mir im Sinne von "ist halt praktisch" eigentlich keinen Effekt davon verspreche, finde ich das Vorgehen falsch. Was hilft's denn? Dadurch verschwinden die Leute ja auch nicht.

    Sollte die NPD jemals die 5%-Hürde knacken und in den Bundestag einziehen, dann haben wir imho ein massives Problem in Deutschland. Dieses löst sich ganz sicher nicht durch ein Verbot. Die Leute sagen dann ja nicht "okay, braun geht nimmer, dann wähl ich halt wieder gelb/grün/rot/schwarz und finde das nicht mehr toll". Man kann sicher einiges tun um gegen Dummheit vorzugehen. Aber verbieten funktioniert leider nicht.


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