Länger Arbeiten, weniger Geld. Wie wird da gerechnet?
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Was braucht der Mensch wirklich? Ein Bett, ein Dach über dem Kopf und einen großen Teller Spagetti. Nun zum Wirtschaftswachstum: Wird das Bett zu groß, wird er einsam, wird das Haus zu hoch, wird ihm schwindlig, ißt er zuviel, wird er dick und das ist auch nicht gesund. Die (Grund-)Bedürfnisse des Menschen sind nicht beliebig steigerbar.
Ich habe mal den Satz gehört: Die Masse der Arbeit nimmt ab. Wenn dem so sein sollte, ärgert mich die immer noch oft anzutreffende Haltung, alle vier Millionen Arbeitslose seien selber schuld an ihrem Schicksal. Noch mehr: Wer arbeitslos ist, liegt nicht nur durch seine finanzielle Unterstützung der Allgemeinheit auf der Tasche, er ist erwiesenermaßen auch öfter krank, weil: "Arbeit ist Leben". Wir sollten deshalb nicht die beschuldigen, die die Folgen (von was auch immer...) ertragen müssen, sondern die Tatsachen einfach anerkennen und neue Ideen versuchen zu denken. Komisch: Einerseits sollen wir lebenslang lernen, die Regeln aber, wie wir unser gesellschaftliches Zusammenleben gestalten, sind heilige Kühe. Ach, Krippenplätze schon deshalb böse, WEIL es sie in der DDR gab.
Ganz früher gab es die Jagd, um die Menschen zu ernähren. Als diese durch klimatische Änderungen nicht mehr möglich war, musste der Mensch zur (wesentlich arbeitsintensiveren) Landwirtschaft wechseln. Als der Ackerbau schließlich Ende des 19. Jahrhundert zunehmend mit Maschinen betrieben wurde und die Industrie Arbeitskräfte benötigte, zogen viele in die Städte, häufig in Elendsquartiere (-> siehe Marx). Warum zogen die Leute in die Stadt? Weil dort mehr zu verdienen war als auf dem Land. Schließlich wurde in den 80ern damit begonnen, Fabriken mit Robotern auszustatten, viele Leute gingen entweder in die Dienstleistungsbranche oder wurden eben arbeitslos.
Heute herrschen in der Landwirtschaft große Flächen, große Maschinen und ertragreiche Pflanzensorten vor, die Fabriken sind weitgehend automatisiert und die Globalisierung lässt uns mit (noch) Billiglohnländern in direkte Konkurrenz treten. Was ist aber in hundert Jahren, wenn beispielsweise China mit seinem großen Potential an Menschen und sicher auch Intelligenz Möbel, Fertigteile für Häuser und Teigwaren mit ähnlicher Qualität herstellen kann, wie wir? Maschinen laufen rund um die Uhr, damit sich die Anschaffungskosten amortisieren, was macht dann der Teil von der einen Milliarde Chinesen und die dann nur noch 60 Millionen Bundesbürger, die gerade nicht diese Maschinen bedienen? Sicher Tetris spielen.
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Der Markt wirds schon regeln

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Genau: Zuerst die kommunale Wasserversorgung für viel Geld verkaufen und sich dann wundern, warum die Leitungen von Jahr zu Jahr störungsanfälliger werden. Naja, solange die Aktien der Firma gute Renditen abwerfen, kann man sich ja auch Mineralwasser ins Haus liefern lassen.
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pale dog schrieb:
Mr. N schrieb:
So darf man nicht "rechnen".
wie sieht deine rechnung aus?
Nun ja, ich schaue mir an, wann wird eine Firma gegründet oder aufrechterhalten?
1. Wenn sie ein Produkt anbietet, das verkauft werden kann. (Umsatz)
2. Wenn sie dieses Produkt so kostengünstig produzieren kann, dass sie Gewinn erzielt.Nehmen wir an, alles wird rationalisiert. Was verändert sich für die einzelne Firma?
1. Die Produktion wird für sie kostengünstiger.
2. Es ist von den anderen Firmen durch deren ebenfalls konstengünstigere Produktion mehr Geld übrig, das in den Umsatz fließen kann.Natürlich ist diese Betrachtung ganz unzulänglich vereinfachend.
keksekekse schrieb:
Was braucht der Mensch wirklich? Ein Bett, ein Dach über dem Kopf und einen großen Teller Spagetti.
Der Großteil der Menschen hat das nicht. Zudem wollen wir wesentlich mehr. Wir wollen zum Beispiel erdbebenfeste Häuser (teuer!) um nicht eben mal schnell bei einem Erdbeben umzukommen.
scrub schrieb:
Der Markt wirds schon regeln

Nein, es heißt: Der Markt wird es vorteilhafter regeln als alle anderen.
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Mr. N schrieb:
Natürlich ist diese Betrachtung ganz unzulänglich vereinfachend.
Also eine "Milchmädchenrechnung", die nets Punkte gar nicht betrachtet.
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finix schrieb:
Mr. N schrieb:
Natürlich ist diese Betrachtung ganz unzulänglich vereinfachend.
Also eine "Milchmädchenrechnung", die nets Punkte gar nicht betrachtet.
Nein. Er hat mich nur gefragt, wie ich denn rechnen würde. Aber gut.
Wenn die Firma Telekom ihren Mitarbeitern wesentlich mehr Geld zahlt als die Wettbewerber und im ersten Quartal 2007 mehrere hunderttausend (!) Kunden verloren hat, dann muss sie schauen, ob sie nicht durch Anpassung wettbewerbsfähiger wird. Natürlich wäre es viel schöner für die Arbeitnehmer, wenn die Wettbewerber (bzw. ver.di mit ihnen) gleiche Löhne wie für die Telekom aushandeln würde, aber das passiert nicht.
pale dog / ten / net / vista: Dieses ständige Umbenennen nervt übrigens.
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Mr. N schrieb:
Nein. Er hat mich nur gefragt, wie ich denn rechnen würde. Aber gut.
Und ich habe nur gesagt dass deine Rechnung ebenso eine Milchmädchenrechnung ist.
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finix schrieb:
Mr. N schrieb:
Nein. Er hat mich nur gefragt, wie ich denn rechnen würde. Aber gut.
Und ich habe nur gesagt dass deine Rechnung ebenso eine Milchmädchenrechnung ist.
Nein.

1. Hast du mehr als das gesagt.
2. Ist meine Betrachtung keine Milchmädchenrechnung.PS: Ich will Nummernlisten!
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Mr. N schrieb:
1. Hast du mehr als das gesagt.
2. Ist meine Betrachtung keine Milchmädchenrechnung.Na gut: Ich habe lediglich dass deine Rechnung ebenso eine Milchmädchenrechnung ist, und diese Aussage begründet.
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finix schrieb:
Na gut: Ich habe lediglich [gesagt] dass deine Rechnung ebenso eine Milchmädchenrechnung ist, und diese Aussage begründet.
Ich sage, dass ich vereinfacht habe und daher betreibe ich Milchmädchenrechnung??
Ich nehme es zurück, meine Vereinfachung ist nicht unzulänglich sondern sehr gut zutreffend. Etwa vergleichbar mit der Quantenphysik. :p
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Mr. N schrieb:
Ich sage, dass ich vereinfacht habe und daher betreibe ich Milchmädchenrechnung??
Wenn net gewisse Aspekte in seiner Rechnung ignoriert ist es eine Milchmädchenrechnung, bei dir ist es eine Vereinfachung?

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finix schrieb:
Mr. N schrieb:
Ich sage, dass ich vereinfacht habe und daher betreibe ich Milchmädchenrechnung??
Wenn net gewisse Aspekte in seiner Rechnung ignoriert ist es eine Milchmädchenrechnung, bei dir ist es eine Vereinfachung?

Nein, net hat in einer offensichtlich falschen Weise vereinfacht. Er ist zum Beispiel davon ausgegangen, dass keine neuen Unternehmen entstehen können, dass Wettbewerber einem die Kunden nicht strittig machen...
Meine Vereinfachungen sind:
- Rationalisierung wirkt sich auf alle aus
- Es wird rational entschieden
- Freies Geld wird investiert
Und vielleicht noch ein paar andere.
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Erhard Henkes schrieb:
ja, im sinne des unternehmens, aber welche garantien hat der arbeiter?
sollte er sich auf das wort von professionellen lügnern verlassen?
oder sollte er wirtschaftsanalysten blind glauben, deren vorhersagen die gleiche qualität haben wie die einer wahrsagerin? das scheint mir alles sehr fragwürdig...Das ist eine üble Geisteshaltung. Wenn man so denkt, auf wen kann man sich dann überhaupt noch verlassen?
jedenfalls nicht auf die falschen leute, gewissenlose abzocker, die den arbeitnehmern das blaue vom himmel lügen, damit diese teilweise auf's gehalt verzichten (und ähnliche wölfe in schafspelzen)...
dazu fällt mir gerade ein songtext ein: http://www.azlyrics.com/lyrics/deadkennedys/trustyourmechanic.htmlErhard Henkes schrieb:
Da bleibt nur die Selbständigkeit. Dann ist man selbst für seinen Hungerlohn verantwortlich.
es gibt mehrere alternativen, u.a. selbständigkeit, auch wenn's nicht leicht ist, aber als selbständiger ist man wenigstens nicht damit beauftragt, einem 'chef' die taschen zu füllen.
Mr. N schrieb:
[*] Rationalisierung wirkt sich auf alle aus
ja, aber auf die meisten leider nicht besonders positiv.
Mr. N schrieb:
[*] Es wird rational entschieden
das allein reicht aber nicht.
Mr. N schrieb:
[*] Freies Geld wird investiert
oder wandert auf's privatkonto des firmeninhabers.
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keksekekse schrieb:
Genau: Zuerst die kommunale Wasserversorgung für viel Geld verkaufen und sich dann wundern, warum die Leitungen von Jahr zu Jahr störungsanfälliger werden. Naja, solange die Aktien der Firma gute Renditen abwerfen, kann man sich ja auch Mineralwasser ins Haus liefern lassen.
Dabei ist das ja immer ein prima Beispiel für nicht-vorhandene Marktwirtschaft. Nur weil ein Staatsbetrieb privatisiert ist und eine AG wird, nimmt er noch lange nicht an der Marktwirtschaft teil. Wesentliches Merkmal ist der Wettbewerb, und gerade die privatisierten Versorger zeichnen sich durch eine Absenz von Wettbewerb aus - weswegen sie es sich auch leisten können, die Leitungen verrotten zu lassen. Wäre ein Markt vorhanden, würde diese Firma rasch verschwinden.
Aber der Staat privatisiert Firmen, und gibt ihnen Exklusivrechte für eine Region, und danach lässt er zu, daß Gewinne an Aktionäre ausgeschüttet werden. Daß dies zum Niedergang von Infrastruktur führt ist klar, weil man hier staatlich legitimierte Monopole erschafft. Kein Markt weit und breit.
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pale dog schrieb:
Mr. N schrieb:
[*] Rationalisierung wirkt sich auf alle aus
ja, aber auf die meisten leider nicht besonders positiv.
Mr. N schrieb:
[*] Es wird rational entschieden
das allein reicht aber nicht.
Mr. N schrieb:
[*] Freies Geld wird investiert
oder wandert auf's privatkonto des firmeninhabers.
Da wäre der Firmeninhaber aber schön blöd.
(Privatkonto ist schlecht verzinst.)Du hast mich glaube ich missverstanden, diese drei Punkte sind Bedingungen für die Betrachtung, die finix als Milchmädchenrechnung angegriffen hat.
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Mr. N schrieb:
Da wäre der Firmeninhaber aber schön blöd.
(Privatkonto ist schlecht verzinst.)von mir aus kann er sich das geld in die matratze einnähen. man kann ihn ja nicht zwingen, das geld wieder in den betrieb zu stecken.
Mr. N schrieb:
Du hast mich glaube ich missverstanden, diese drei Punkte sind Bedingungen für die Betrachtung, die finix als Milchmädchenrechnung angegriffen hat.
naja, wenn deine betrachtung von diesen bedingungen (vor allem von der letzten) abhängig ist, dann ist es schon eine 'milchmädchenrechnung'.
btw, thema: 'mehr arbeiten bei weniger bezahlung' heisst doch nix anderes, als dass arbeitnehmer für unternehmerische risiken bzw. fehler aufkommen? das ist doch völlig absurd!
wer als angestellter arbeitet, bevorzugt einen pünktlichen gehaltsscheck vor den chancen und risiken des unternehmertums.
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pale dog schrieb:
Mr. N schrieb:
Da wäre der Firmeninhaber aber schön blöd.
(Privatkonto ist schlecht verzinst.)von mir aus kann er sich das geld in die matratze einnähen. man kann ihn ja nicht zwingen, das geld wieder in den betrieb zu stecken.
Wer redet vom gleichen Betrieb?
pale dog schrieb:
Mr. N schrieb:
Du hast mich glaube ich missverstanden, diese drei Punkte sind Bedingungen für die Betrachtung, die finix als Milchmädchenrechnung angegriffen hat.
naja, wenn deine betrachtung von diesen bedingungen (vor allem von der letzten) abhängig ist, dann ist es schon eine 'milchmädchenrechnung'.
Eher, dass du sie nicht verstanden hast.
pale dog schrieb:
btw, thema: 'mehr arbeiten bei weniger bezahlung' heisst doch nix anderes, als dass arbeitnehmer für unternehmerische risiken bzw. fehler aufkommen? das ist doch völlig absurd!
Das bedeutet, dass sie für die inkonsistente Tarifpolitik von ver.di aufkommen müssen. Aber selbst Angestellte sind nicht von der wirtschaftlichen Entwicklung der Firma entkoppelt.
pale dog schrieb:
wer als angestellter arbeitet, bevorzugt einen pünktlichen gehaltsscheck vor den chancen und risiken des unternehmertums.
Und das kostet jede Menge Abschlag. Muss auch.
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pale dog schrieb:
'mehr arbeiten bei weniger bezahlung' heisst doch ...
genau das und nichts anderes.
Interessant wäre zu erfahren, warum solche Forderung gerade heute gestellt wird.
Sowas wie "Schlechte Zeiten" und "Schlechte Bedingungen" herrschen für einen Unternehmer ständig.
Frag mal einen.

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Mr. N schrieb:
pale dog schrieb:
btw, thema: 'mehr arbeiten bei weniger bezahlung' heisst doch nix anderes, als dass arbeitnehmer für unternehmerische risiken bzw. fehler aufkommen? das ist doch völlig absurd!
Das bedeutet, dass sie für die inkonsistente Tarifpolitik von ver.di aufkommen müssen. Aber selbst Angestellte sind nicht von der wirtschaftlichen Entwicklung der Firma entkoppelt.
selbstverständlich sind sie das, jedenfalls ist es für angestellte weniger bedrohlich als für den firmeninhaber. wenn die firma den bach runter geht, gibt's für angestellte insolvenzausfallgeld etc. und sie haben viel zeit sich einen neuen job zu suchen.
merker schrieb:
pale dog schrieb:
'mehr arbeiten bei weniger bezahlung' heisst doch ...
genau das und nichts anderes.
du bist ein witzbold, eh?
merker schrieb:
Interessant wäre zu erfahren, warum solche Forderung gerade heute gestellt wird.
weil *gerade heute* solche abstrusen forderungen eine chance auf erfolg haben. die, die so etwas fordern schlafen ja auch nicht auf'm baum.
merker schrieb:
Sowas wie "Schlechte Zeiten" und "Schlechte Bedingungen" herrschen für einen Unternehmer ständig.
Frag mal einen.
falsch. sowas (wenn es wirklich ernst gemeint ist) behaupten loser, die eigentlich keine unternehmer sein sollten....
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merker schrieb:
Interessant wäre zu erfahren, warum solche Forderung gerade heute gestellt wird.
Weil "gerade heute" die Telekom zwei Gewinnwarnungen ausgeben musste und hunderttausende Kunden verliert?