Bahn-Streik


  • Mod

    Es gibt sicher noch andere Wege... wenn man sich zum Beispiel die Verkehrsverbände in Hongkong oder Tokyo anschaut, das sind private Firmen, mit Monopol, die müssen die Gleise+Tunnel selbst bauen, aber haben trotzdem Verpflichtungen zur und müssen sich auch Tarife etc genehmigen lassen. Oder auch die Pläne für eine neue Strecke, die müssen den genauen Plan und die Kalkulation absegnen lassen, und darlegen wie der Business Plan dafür aussieht.

    Unter dem Strich gibt's da sehr gut erhaltene Gleisstrecken, ein hocheffizientes Netz und die Firmen machen Gewinn.

    Das ist zwar sicher nicht mit einer Nebenbahnstrecke in Sachsen-Anhalt vergleichbar, aber zwischen der totalen Netzfreigabe und einem Staatsbetrieb gibt's eine Menge Zwischenstufen.



  • @Marc++us
    So ein System würde aber nur mit einer vernünftigen Monopol-Zentrale funktionieren. Und wenn man sieht, wie das in Deutschland beim Strommarkt abläuft, will ich so etwas lieber nicht.

    Außerdem ist das Nahverkehrsnetz in Tokyo oder Hong Kong in einer ganz anderen Stellung. Dort ist die Konkurrenz durch das Auto doch wesentlich geringer und die Benutzung des Nahverkehrs üblicher.

    Mein Vorschlag soll ja zum Beispiel auch nicht verhindern, das jemand sich trotzdem ein eigenes Netz oder eigene Bahnhöfe baut. Ich fände es eben nur gut, wenn man die Nutzungsrechte für das bestehende (vom Staat gebaute) Netz lieber versteigert, aber selbst noch die Kontrolle darüber behält.



  • rüdiger schrieb:

    @Marc++us
    So ein System würde aber nur mit einer vernünftigen Monopol-Zentrale funktionieren. Und wenn man sieht, wie das in Deutschland beim Strommarkt abläuft, will ich so etwas lieber nicht.

    Was meinst Du? Der Strommarkt ist ein freier Markt (mit echten Marktpreisen -- daß die Herren von der EU nicht rechnen können, kann man den deutschen Stromriesen nicht vorwerfen). Oder meinst Du die zentralisierte Netzverwaltung, die zwar von EON&Co. betrieben wird, aber auch nur, weil sonst niemand das Know-How dazu hat (aber die Erträge so niedrig sind, daß die Stromfirmen diese staatlich geschützten Erträge lieber aus ihren Bilanzen raushätten)?



  • Daniel E. schrieb:

    Was meinst Du? Der Strommarkt ist ein freier Markt (mit echten Marktpreisen -- daß die Herren von der EU nicht rechnen können, kann man den deutschen Stromriesen nicht vorwerfen).

    Meinst du die Strombörse? Ansonsten würde mich da ein Beleg interessieren.

    Daniel E. schrieb:

    Oder meinst Du die zentralisierte Netzverwaltung, die zwar von EON&Co. betrieben wird, aber auch nur, weil sonst niemand das Know-How dazu hat (aber die Erträge so niedrig sind, daß die Stromfirmen diese staatlich geschützten Erträge lieber aus ihren Bilanzen raushätten)?

    Wie hoch ist denn da die Rendite?



  • Mr. N schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Was meinst Du? Der Strommarkt ist ein freier Markt (mit echten Marktpreisen -- daß die Herren von der EU nicht rechnen können, kann man den deutschen Stromriesen nicht vorwerfen).

    Meinst du die Strombörse? Ansonsten würde mich da ein Beleg interessieren.

    Ein Beleg für was? Dafür, daß Strompreise Marktpreise sind? Es gibt kein staatliches Komitee, daß die Preise festlegt. Und geheldelt werden Strompreise auf der Börse, das ist schon richtig. Entscheidend ist aber, daß sie gehandelt werden und daß Marktmechanismen sehr schnell greifen.

    Wie kommt denn ein Strompreis aus Sicht der Hersteller zustande? Nicht jede Art von Stromerzeugung ist schließlich gleich günstig (darum deckt man Grundlasten mit billiger Energie, wie Kernkraft, Spitzenlast mit im Betrieb teuern Gas- und Dampfkraftwerken ...). Ein Energiekonzern versucht also immer, möglicht viel Last mit den billigsten Kraftwerken abzudecken und erst für den restlichen Bedarf die teueren Kraftwerke zuzuschalten. Wieviel Last man mit welchen Kraftwerken abdecken kann, kommt natürlich in erster Linie darauf an, welche Kraftwerke man hat und daher kommt dann auch der Strompreis zu jedem speziellen Zeitpunkt. Wie diese Last-Preis-Kennlinien aussehen, kommt auf den Anbieter an (dh. EON hat eine etwas andere Kennlinie als RWE ...) und wenn zu einem Zeitpunkt der Strom in RWE-Land günstiger ist, als ein eigenes, zusätzliches EON-Kraftwerk anzufahren, dann kauft man direkt den Strom bei RWE bis RWE ein zusätzliches Kraftwerk anfahren muß, also der RWE-Strom teurer wird und sich jetzt vielleicht ein Anfahren des EON-Kraftwerks lohnt -> Marktprinzipien greifen also auf einem Strommarkt.

    Die Vorwürfe der Abzocke seitens der Presse und der EU bauen nun darauf auf, daß sich die Jungs hingesetzt haben und zusammengerechnet haben, sich die Kennlinien der Kraftwerksbetreiber und die Strompreise ausgerechnet haben und dann festgestellt haben, daß eine (nicht mal so kleine) Differenz zwischen dem wirklichen Strompreis zu dem Zeitpunkt und dem eigentlich zu erwartenden Strompreis rausgekommen ist. Dabei haben sie aber natürlich übersehen, daß die Kraftwerksbetreiber zu dem jeweiligen Zeitpunkt noch gar nicht wissen können, welche Last sie im nächsten Moment in das Netz eingespeist werden muß, d.h. man muß immer damit rechnen, daß der Worst-Case eintritt und muß natürlich auch dafür zahlen, daß man die Möglichkeit bereithält im nächsten Moment ein Kraftwerk anfahren zu lassen. Das kostet alles Geld. Außerdem müssen auch die Rohstoffe angekauft werden und die Preise sind da normalerweise zum Verbrauchszeitpunkt auch andere, als zum Einkaufszeitpunkt ... und darauf kommt dann erst der Gewinn der Konzerne. Eigentlich könnte man von jedem normalen Menschen erwarten, daß das er weiß, daß bei einer Ex-Post-Analyse solche Differenzen zu erwarten sind und nicht das ganze Geld böswillig in der eigenen Tasche der Abzocker-Energiekonzerne geladet ist. Aber man sieht sich dann lieber noch an, daß auf dem deutschen Energiemarkt über 80% von den vier großen Spielern (EON, RWE, EnBW, Vattenfall) dominiert wird, die die Preise diktieren können, aber das ist natürlich aussagelos, wie viele Spieler einen Markt dominieren. (Boeing und Airbus müssen sich auch an Wettbewerbsspielregeln halten und effizient arbeiten, auch wenn es nur zwei Spieler im Markt gibt.) Die internationalen Strompreise folgen ziemlich gut der Kraftwerksauslegung in den einzelnen Ländern (zB sind im UK die Strompreise trotz furchtbar vieler Spieler auf dem Markt sehr hoch; das hat etwas damit zu tun, daß die Briten fast den gesamten Strom aus Gas produzieren, während die Franzosen deutlich mehr Kernkraft einsetzen usw.).

    Daniel E. schrieb:

    Oder meinst Du die zentralisierte Netzverwaltung, die zwar von EON&Co. betrieben wird, aber auch nur, weil sonst niemand das Know-How dazu hat (aber die Erträge so niedrig sind, daß die Stromfirmen diese staatlich geschützten Erträge lieber aus ihren Bilanzen raushätten)?

    Wie hoch ist denn da die Rendite?

    IIRC so 5%. Es wurde doch auch schon diskutiert, um man die Kontrolle über die Netze an staatliche Rentenfonds, etc. abgibt, aber die haben einfach niemanden, der das Know-How zu einem sicheren Netzbetrieb hat (und Netzbetrieb ist ja eine ziemlich kritische Sache -- die größen Stromausfälle weltweit haben schließlich das europäische Netz getroffen [der größte war der, letzten Herbst]).



  • Daniel E. schrieb:

    Mr. N schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Was meinst Du? Der Strommarkt ist ein freier Markt (mit echten Marktpreisen -- daß die Herren von der EU nicht rechnen können, kann man den deutschen Stromriesen nicht vorwerfen).

    Meinst du die Strombörse? Ansonsten würde mich da ein Beleg interessieren.

    Ein Beleg für was? Dafür, daß Strompreise Marktpreise sind? Es gibt kein staatliches Komitee, daß die Preise festlegt. Und geheldelt werden Strompreise auf der Börse, das ist schon richtig. Entscheidend ist aber, daß sie gehandelt werden und daß Marktmechanismen sehr schnell greifen.

    Hier muss man denke ich differenzieren. Auf der Strombörse herrscht vermutlich ein funktionierender Markt. Mit "ansonsten" habe ich eigentlich die ENDVERBRAUCHER gemeint. Und die Endverbraucher-Preisunterschiede zwischen den einzelnen (wenigen) Stromanbietern sind doch Beleg genug, dass der Markt hier nicht vollkommen ist.

    Daniel E. schrieb:

    Wie kommt denn ein Strompreis aus Sicht der Hersteller zustande? Nicht jede Art von Stromerzeugung ist schließlich gleich günstig (darum deckt man Grundlasten mit billiger Energie, wie Kernkraft, Spitzenlast mit im Betrieb teuern Gas- und Dampfkraftwerken ...). Ein Energiekonzern versucht also immer, möglicht viel Last mit den billigsten Kraftwerken abzudecken und erst für den restlichen Bedarf die teueren Kraftwerke zuzuschalten. Wieviel Last man mit welchen Kraftwerken abdecken kann, kommt natürlich in erster Linie darauf an, welche Kraftwerke man hat und daher kommt dann auch der Strompreis zu jedem speziellen Zeitpunkt. Wie diese Last-Preis-Kennlinien aussehen, kommt auf den Anbieter an (dh. EON hat eine etwas andere Kennlinie als RWE ...) und wenn zu einem Zeitpunkt der Strom in RWE-Land günstiger ist, als ein eigenes, zusätzliches EON-Kraftwerk anzufahren, dann kauft man direkt den Strom bei RWE bis RWE ein zusätzliches Kraftwerk anfahren muß, also der RWE-Strom teurer wird und sich jetzt vielleicht ein Anfahren des EON-Kraftwerks lohnt -> Marktprinzipien greifen also auf einem Strommarkt.

    Hinzurechnen muss man aber die Prämie, die RWE von EON verlangt, da EON ein Wettbewerber ist. Und je weniger Marktteilnehmer es gibt, desto höher wird diese Prämie sein, denke ich.

    Daniel E. schrieb:

    Die Vorwürfe der Abzocke seitens der Presse und der EU bauen nun darauf auf, daß sich die Jungs hingesetzt haben und zusammengerechnet haben, sich die Kennlinien der Kraftwerksbetreiber und die Strompreise ausgerechnet haben und dann festgestellt haben, daß eine (nicht mal so kleine) Differenz zwischen dem wirklichen Strompreis zu dem Zeitpunkt und dem eigentlich zu erwartenden Strompreis rausgekommen ist. Dabei haben sie aber natürlich übersehen, daß die Kraftwerksbetreiber zu dem jeweiligen Zeitpunkt noch gar nicht wissen können, welche Last sie im nächsten Moment in das Netz eingespeist werden muß, d.h. man muß immer damit rechnen, daß der Worst-Case eintritt und muß natürlich auch dafür zahlen, daß man die Möglichkeit bereithält im nächsten Moment ein Kraftwerk anfahren zu lassen. Das kostet alles Geld. Außerdem müssen auch die Rohstoffe angekauft werden und die Preise sind da normalerweise zum Verbrauchszeitpunkt auch andere, als zum Einkaufszeitpunkt ... und darauf kommt dann erst der Gewinn der Konzerne. Eigentlich könnte man von jedem normalen Menschen erwarten, daß das er weiß, daß bei einer Ex-Post-Analyse solche Differenzen zu erwarten sind und nicht das ganze Geld böswillig in der eigenen Tasche der Abzocker-Energiekonzerne geladet ist. Aber man sieht sich dann lieber noch an, daß auf dem deutschen Energiemarkt über 80% von den vier großen Spielern (EON, RWE, EnBW, Vattenfall) dominiert wird, die die Preise diktieren können, aber das ist natürlich aussagelos, wie viele Spieler einen Markt dominieren. (Boeing und Airbus müssen sich auch an Wettbewerbsspielregeln halten und effizient arbeiten, auch wenn es nur zwei Spieler im Markt gibt.) Die internationalen Strompreise folgen ziemlich gut der Kraftwerksauslegung in den einzelnen Ländern (zB sind im UK die Strompreise trotz furchtbar vieler Spieler auf dem Markt sehr hoch; das hat etwas damit zu tun, daß die Briten fast den gesamten Strom aus Gas produzieren, während die Franzosen deutlich mehr Kernkraft einsetzen usw.).

    Wie wärs mal mit kürzeren Absätzen? 😮

    Klar, der Strompreis beinhält immer auch eine Versicherungsprämie für die Spitzenlastgefahr. Die Frage ist, ob die Differenz alleine dadurch zu erklären ist. Hinzu kommt ja vielleicht noch die von mir oben erwähnte Konkurrenten-Prämie.

    Daniel E. schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Oder meinst Du die zentralisierte Netzverwaltung, die zwar von EON&Co. betrieben wird, aber auch nur, weil sonst niemand das Know-How dazu hat (aber die Erträge so niedrig sind, daß die Stromfirmen diese staatlich geschützten Erträge lieber aus ihren Bilanzen raushätten)?

    Wie hoch ist denn da die Rendite?

    IIRC so 5%. Es wurde doch auch schon diskutiert, um man die Kontrolle über die Netze an staatliche Rentenfonds, etc. abgibt, aber die haben einfach niemanden, der das Know-How zu einem sicheren Netzbetrieb hat (und Netzbetrieb ist ja eine ziemlich kritische Sache -- die größen Stromausfälle weltweit haben schließlich das europäische Netz getroffen [der größte war der, letzten Herbst]).

    5%? Naja, ist aber immerhin sehr sehr schwankungsarm. Trotzdem bei den momentanen Zinsen natürlich fast schon ein Verlustgeschäft, selbst bei hohem Fremdkapitaleinsatz.



  • Mr. N schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Mr. N schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Was meinst Du? Der Strommarkt ist ein freier Markt (mit echten Marktpreisen -- daß die Herren von der EU nicht rechnen können, kann man den deutschen Stromriesen nicht vorwerfen).

    Meinst du die Strombörse? Ansonsten würde mich da ein Beleg interessieren.

    Ein Beleg für was? Dafür, daß Strompreise Marktpreise sind? Es gibt kein staatliches Komitee, daß die Preise festlegt. Und geheldelt werden Strompreise auf der Börse, das ist schon richtig. Entscheidend ist aber, daß sie gehandelt werden und daß Marktmechanismen sehr schnell greifen.

    Hier muss man denke ich differenzieren. Auf der Strombörse herrscht vermutlich ein funktionierender Markt. Mit "ansonsten" habe ich eigentlich die ENDVERBRAUCHER gemeint. Und die Endverbraucher-Preisunterschiede zwischen den einzelnen (wenigen) Stromanbietern sind doch Beleg genug, dass der Markt hier nicht vollkommen ist.

    Beim Endkunden sind es nicht mehr so furchtbar wenige Anbieter und da bestehen die Hauptunterschiede im Service oder in politischen Entscheidungen, bestimmte Kraftwerkstypen zu bevorzugen und der Endkundenpreis besteht zu genau so großen Anteil aus Steuern wie aus 'richtigem Strompreis'. Der Privatkundenmarkt wurde doch auch nie ernsthaft von irgendwem kritisiert, oder hab ich was verpaßt?

    Daniel E. schrieb:

    Wie diese Last-Preis-Kennlinien aussehen, kommt auf den Anbieter an (dh. EON hat eine etwas andere Kennlinie als RWE ...) und wenn zu einem Zeitpunkt der Strom in RWE-Land günstiger ist, als ein eigenes, zusätzliches EON-Kraftwerk anzufahren, dann kauft man direkt den Strom bei RWE bis RWE ein zusätzliches Kraftwerk anfahren muß, also der RWE-Strom teurer wird und sich jetzt vielleicht ein Anfahren des EON-Kraftwerks lohnt -> Marktprinzipien greifen also auf einem Strommarkt.

    Hinzurechnen muss man aber die Prämie, die RWE von EON verlangt, da EON ein Wettbewerber ist. Und je weniger Marktteilnehmer es gibt, desto höher wird diese Prämie sein, denke ich.

    Ich weiß nicht, ob so was gemacht wird, aber das hebt sich doch im Mittel weg.

    Wie wärs mal mit kürzeren Absätzen? 😮

    Wie wäre es damit, nur das zu ziteren, worauf Du dich beziehst?

    Klar, der Strompreis beinhält immer auch eine Versicherungsprämie für die Spitzenlastgefahr. Die Frage ist, ob die Differenz alleine dadurch zu erklären ist.

    Ja. Ich meine, die EU kritisierte doch ziemlich direkt Deutschland und zB nicht England, wobei dort Strom teurer ist als hier. Am Strompreis kann's also nicht liegen.

    Daniel E. schrieb:

    IIRC so 5%. Es wurde doch auch schon diskutiert, um man die Kontrolle über die Netze an staatliche Rentenfonds, etc. abgibt, aber die haben einfach niemanden, der das Know-How zu einem sicheren Netzbetrieb hat (und Netzbetrieb ist ja eine ziemlich kritische Sache -- die größen Stromausfälle weltweit haben schließlich das europäische Netz getroffen [der größte war der, letzten Herbst]).

    5%? Naja, ist aber immerhin sehr sehr schwankungsarm. Trotzdem bei den momentanen Zinsen natürlich fast schon ein Verlustgeschäft, selbst bei hohem Fremdkapitaleinsatz.

    Das ist nicht schwankungsarm, das ist garantiert. Die Betreiber dürfen für die Netzkosten+5% verlangen, oder wie immer der genaue Wert ist, den die Bundesnetzargentur festschreibt.



  • Daniel E. schrieb:

    Mr. N schrieb:

    Hier muss man denke ich differenzieren. Auf der Strombörse herrscht vermutlich ein funktionierender Markt. Mit "ansonsten" habe ich eigentlich die ENDVERBRAUCHER gemeint. Und die Endverbraucher-Preisunterschiede zwischen den einzelnen (wenigen) Stromanbietern sind doch Beleg genug, dass der Markt hier nicht vollkommen ist.

    Beim Endkunden sind es nicht mehr so furchtbar wenige Anbieter und da bestehen die Hauptunterschiede im Service oder in politischen Entscheidungen, bestimmte Kraftwerkstypen zu bevorzugen und der Endkundenpreis besteht zu genau so großen Anteil aus Steuern wie aus 'richtigem Strompreis'. Der Privatkundenmarkt wurde doch auch nie ernsthaft von irgendwem kritisiert, oder hab ich was verpaßt?

    Vielleicht habe auch ich etwas verpasst. Ich habe aber letztens in einer Tabelle von SPON gesehen, dass zwischen dem billigsten und teuersten Anbieter einer Stadt meistens etwa 20% liegen.

    Daniel E. schrieb:

    Hinzurechnen muss man aber die Prämie, die RWE von EON verlangt, da EON ein Wettbewerber ist. Und je weniger Marktteilnehmer es gibt, desto höher wird diese Prämie sein, denke ich.

    Ich weiß nicht, ob so was gemacht wird, aber das hebt sich doch im Mittel weg.

    Naja, das wäre dann doch ein Geldfluss zum mächtigsten Marktteilnehmer.

    Daniel E. schrieb:

    Wie wärs mal mit kürzeren Absätzen? 😮

    Wie wäre es damit, nur das zu ziteren, worauf Du dich beziehst?

    Das war nicht gemeint. Derartig lange Absätze sind schwer zu lesen. Aber wenn wir schon dabei sind: Zitier doch nicht immer alles anonym, wir haben alle Namen. :p

    Daniel. E schrieb:

    Klar, der Strompreis beinhält immer auch eine Versicherungsprämie für die Spitzenlastgefahr. Die Frage ist, ob die Differenz alleine dadurch zu erklären ist.

    Ja. Ich meine, die EU kritisierte doch ziemlich direkt Deutschland und zB nicht England, wobei dort Strom teurer ist als hier. Am Strompreis kann's also nicht liegen.

    Wobei in den UK vermutlich durch die allzu kleinen Marktteilnehmer Ineffizienz und Kapitalarmut entsteht?

    Daniel E. schrieb:

    5%? Naja, ist aber immerhin sehr sehr schwankungsarm. Trotzdem bei den momentanen Zinsen natürlich fast schon ein Verlustgeschäft, selbst bei hohem Fremdkapitaleinsatz.

    Das ist nicht schwankungsarm, das ist garantiert. Die Betreiber dürfen für die Netzkosten+5% verlangen, oder wie immer der genaue Wert ist, den die Bundesnetzargentur festschreibt.

    Hmm, die einzige Gefahr ist dann ja, dass Kosten falsch abgerechnet werden. Wenn z.B. geschenkte Emissionszertifikate als Aufwand gebucht werden? (Irgendsowas hat man doch gehört?)



  • Mr. N schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Beim Endkunden sind es nicht mehr so furchtbar wenige Anbieter und da bestehen die Hauptunterschiede im Service oder in politischen Entscheidungen, bestimmte Kraftwerkstypen zu bevorzugen und der Endkundenpreis besteht zu genau so großen Anteil aus Steuern wie aus 'richtigem Strompreis'. Der Privatkundenmarkt wurde doch auch nie ernsthaft von irgendwem kritisiert, oder hab ich was verpaßt?

    Vielleicht habe auch ich etwas verpasst. Ich habe aber letztens in einer Tabelle von SPON gesehen, dass zwischen dem billigsten und teuersten Anbieter einer Stadt meistens etwa 20% liegen.

    Ein 7er BMW kostet auch mehr als ein Golf. Das sind halt alles verschiedene Produkte.

    BTW: Endkundenstrompreise sind in Deutschland übrigens international gesehen wirklich sehr hoch -- aber es sind ja auch ~40% Steuern drauf, da muß man sich nicht wundern.

    Daniel E. schrieb:

    Wie wärs mal mit kürzeren Absätzen? 😮

    Wie wäre es damit, nur das zu ziteren, worauf Du dich beziehst?

    Das war nicht gemeint. Derartig lange Absätze sind schwer zu lesen. Aber wenn wir schon dabei sind: Zitier doch nicht immer alles anonym, wir haben alle Namen. :p[/quote]
    Der Name steht da, wo er hingehört: ganz oben. Zusätzliche Angaben sind redundant, Quellenangabe ändert sich, wenn sich die Quelle ändert.

    [Strompreise im UK]
    Wobei in den UK vermutlich durch die allzu kleinen Marktteilnehmer Ineffizienz und Kapitalarmut entsteht?

    In erster Linie ist die historisch gewachsene Kraftwerksstruktur halt eine andere (wie ich schreib: weniger Kernkraft, mehr Gas), was den Strom teurer macht.

    Hmm, die einzige Gefahr ist dann ja, dass Kosten falsch abgerechnet werden. Wenn z.B. geschenkte Emissionszertifikate als Aufwand gebucht werden? (Irgendsowas hat man doch gehört?)

    Stimmt, da war irgendwas ... müßte mal jemand nachsehen 🙂



  • Daniel E. schrieb:

    Mr. N schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Beim Endkunden sind es nicht mehr so furchtbar wenige Anbieter und da bestehen die Hauptunterschiede im Service oder in politischen Entscheidungen, bestimmte Kraftwerkstypen zu bevorzugen und der Endkundenpreis besteht zu genau so großen Anteil aus Steuern wie aus 'richtigem Strompreis'. Der Privatkundenmarkt wurde doch auch nie ernsthaft von irgendwem kritisiert, oder hab ich was verpaßt?

    Vielleicht habe auch ich etwas verpasst. Ich habe aber letztens in einer Tabelle von SPON gesehen, dass zwischen dem billigsten und teuersten Anbieter einer Stadt meistens etwa 20% liegen.

    Ein 7er BMW kostet auch mehr als ein Golf. Das sind halt alles verschiedene Produkte.

    Ja klar, die Stadtwerke bieten so viel Service, dass 20% Aufpreis gerechtfertigt ist. 😉

    Daniel E. schrieb:

    BTW: Endkundenstrompreise sind in Deutschland übrigens international gesehen wirklich sehr hoch -- aber es sind ja auch ~40% Steuern drauf, da muß man sich nicht wundern.

    Im Vergleich zum Benzin ist das ja geradezu steuerbefreit. 😃

    Daniel E. schrieb:

    [Strompreise im UK]
    Wobei in den UK vermutlich durch die allzu kleinen Marktteilnehmer Ineffizienz und Kapitalarmut entsteht?

    In erster Linie ist die historisch gewachsene Kraftwerksstruktur halt eine andere (wie ich schreib: weniger Kernkraft, mehr Gas), was den Strom teurer macht.

    Gas scheint irgendwie ein überaus unsinniger Weg zur Stromerzeugung sein oder täusche ich mich?

    Daniel E. schrieb:

    Hmm, die einzige Gefahr ist dann ja, dass Kosten falsch abgerechnet werden. Wenn z.B. geschenkte Emissionszertifikate als Aufwand gebucht werden? (Irgendsowas hat man doch gehört?)

    Stimmt, da war irgendwas ... müßte mal jemand nachsehen 🙂

    Äh jo. :p



  • Daniel E. schrieb:

    Der Privatkundenmarkt wurde doch auch nie ernsthaft von irgendwem kritisiert, oder hab ich was verpaßt?

    Mir ging es eigentlich um den Privatkundenmarkt.

    Aber mich würde mal interessieren, wie nach deiner Ansicht die Zukunft der Bahn aussehen sollte, da du ja immer ultra liberale Meinungen vertrittst.



  • Hmm, die einzige Gefahr ist dann ja, dass Kosten falsch abgerechnet werden. Wenn z.B. geschenkte Emissionszertifikate als Aufwand gebucht werden? (Irgendsowas hat man doch gehört?)

    Emissionszertifikate ist einfach nur Bullshit (sorry, ist aber schon spaet). Das ganze System der Emissionszertifikate ist doch scon seit paar Jahren total zusammen gebrochen. Naja ist nicht das Thema hier.

    Bei dem Stromnetz funktionier es, bei Internet auch (obwohl die Telekom da lange dominant war und jetzt wohl Zusammenbricht), beim Strassennetz ebenso.

    Also wieso sollte es beim Schienennetz ander sein? Einfach Reglementierungen hinzufuegen und ansonsten das Netz oeffnen. Vollkomene Offenheit geht wohl schief (wie in UK), aber wenn man es vernuenftig macht, ist Marktwirtschaft immer dem Staat vorzuziehen.



  • Mr. N schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Mr. N schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Beim Endkunden sind es nicht mehr so furchtbar wenige Anbieter und da bestehen die Hauptunterschiede im Service oder in politischen Entscheidungen, bestimmte Kraftwerkstypen zu bevorzugen und der Endkundenpreis besteht zu genau so großen Anteil aus Steuern wie aus 'richtigem Strompreis'. Der Privatkundenmarkt wurde doch auch nie ernsthaft von irgendwem kritisiert, oder hab ich was verpaßt?

    Vielleicht habe auch ich etwas verpasst. Ich habe aber letztens in einer Tabelle von SPON gesehen, dass zwischen dem billigsten und teuersten Anbieter einer Stadt meistens etwa 20% liegen.

    Ein 7er BMW kostet auch mehr als ein Golf. Das sind halt alles verschiedene Produkte.

    Ja klar, die Stadtwerke bieten so viel Service, dass 20% Aufpreis gerechtfertigt ist. 😉

    Wie gesagt, das sind auch oft politische Überzeugungen dahinter, beispielsweise grünen Strom zu wollen, etc. Aber klar gibt es Qualitätsunterschiede -- München zB war vom europaweiten Stromausfall letzten Herbst kaum betroffen.

    Daniel E. schrieb:

    In erster Linie ist die historisch gewachsene Kraftwerksstruktur halt eine andere (wie ich schreib: weniger Kernkraft, mehr Gas), was den Strom teurer macht.

    Gas scheint irgendwie ein überaus unsinniger Weg zur Stromerzeugung sein oder täusche ich mich?

    Nicht wirklich, haben wir doch auch, aber GB muß halt auf andere Sachen achten. Erstens sind sie, wie man schnell mit Hilfe einer Landkarte feststellt, eine Insel die sich weitestgehend selbst versorgen müssen, zweitens haben sie kaum Braunkohlevorräte und nicht mehr viel Steinkohle und -- alte politische Entscheidung -- nicht so schrecklich viele KKWs. Wenn dann, wegen der Gas-Öl-Preiskopplung das Öl und damit auch das Erdgas teuer wird, dann ist das schlecht für die Briten. Das ist halt Pech. Frankreich hat dagegen ziemlich Glück, weil sie große Versorgungsteile mit KKWs und Wasserkraft abdecken usw.

    DEvent schrieb:

    Also wieso sollte es beim Schienennetz ander sein? Einfach Reglementierungen hinzufuegen und ansonsten das Netz oeffnen. Vollkomene Offenheit geht wohl schief (wie in UK), aber wenn man es vernuenftig macht, ist Marktwirtschaft immer dem Staat vorzuziehen.

    Richtig, die Privatisierung im UK war voll daneben, aber fairerweise sollte man schon dazusagen (was nie jemand tut), daß die Bahn im UK vor der Privatisierung ziemlich genau so beschissen war wie jetzt immer noch. Wirklich schlechter ist da nichts geworden, aber das System zieht immer noch massenweise Subventionen, darum hätte man sich das auch schenken könne.

    rüdiger: Keine Ahnung, eine Bahnprivatisierung klingt ein bißchen so, wie Tote wieder zum Leben zu erwecken. Mir ist meine Zeit da zu schade, drüber nachzudenken.



  • Mr. N schrieb:

    Gas scheint irgendwie ein überaus unsinniger Weg zur Stromerzeugung sein oder täusche ich mich?

    Kommt auf die Randbedingungen an. Welche Art der Umweltverschmutzung Dir lieber ist, von wem Du Dich abhängig machen willst, ...



  • Mr. N schrieb:

    Gas scheint irgendwie ein überaus unsinniger Weg zur Stromerzeugung sein oder täusche ich mich?

    Nach dem was ich gelesen habe, sind Gaskraftwerke die einzigen Kraftwerke, bei denen man sehr Spontan die Leistung hochfahren kann. Also etwas was man braucht, wenn man eine hohe und unerwartete Netzlast hat. Daher sicher nicht so unsinnig, wie du meinst.


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