Berufsunfähigkeitsversicherung
-
Hallo,
da ich bald ins Berufsleben starte, möchte ich mich noch mit den wichtigsten Versicherungen ausstatten. Nun will ich natürlich nicht vollkommen unvorbereitet in ein "Verkaufsgespräch" gehen und habe mich daher ein bisschen informiert. Allerdings habe ich zur wichtigesten Frage keine vernünftige Antwort gefunden:
Über wie viel Geld sollte man sich gegenüber Berufsunfähigkeit versichern bzw. wie hoch sollte dann die monatliche "Rente" sein? Ich habe mal was von annähernd des Verdienstes gelesen, bin mir aber nicht sicher. Versicherungen mit so hohen "Renten" haben natürlich einen entsprechend hohen monatlichen Satz.
Könnt ihr mir zusätzlich noch ein paar Tips geben, worauf man beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung achten sollte.
Danke im voraus.
-
red2k schrieb:
Könnt ihr mir zusätzlich noch ein paar Tips geben, worauf man beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung achten sollte.
Ein ganz wichtiger Punkt bei sowas ist die Frage danach was "berufsunfähig" bedeutet. Bedeutet es: Unfähig einem Beruf nachzugehen, oder unfähig *Deinem Beruf* nachzugehen. Stichwort: abstrakter Verweis. Ist dieser im Vertrag enthalten kann Dich die Versicherung im Falle des Falles auf eine andere Tätigkeit verweisen und muß keine Rente bezahlen.
-
Gestern gabs einen Bericht bei PlusMinus (ARD) dazu. Da war jemand, der Geschäftsführer war. Also eher ein Bürojob, wo eigentlich nichts schlimmes passieren kann. Entsprechend war seine Berufsunfähigkeits-Versicherung günstig eingestuft. Jetzt hat er aber Depressionen usw. und kann den Job nicht ausüben. Das Problem: die Gutachter die die Versicherung anheuerten, haben das Gegenteil "bewiesen" und die Versicherung weigert sich zu bezahlen. Das Problem ist, das er sich z.B. kein Bein gebrochen hat, was man z.B. auf einem Röntgenbild klipp und klar beweisen kann.
Also, man sollte sich schon überlegen, ob wirklich jede Versicherung Sinn macht. Denn ob die Versicherung bezahlt, ist ne ganz andere Geschichte.
Übrigens, Berufsunfälle werden von der Berufsgenossenschaft bezahlt. Deshalb sind viele Versicherungen irgendwie nicht immer sinnvoll.
-
Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BUZ) ist weit wichtiger als eine Unfallversicherung, obwohl viele Leute nur die Unfall haben. Für unsere Generation - da gab's wieder mal eine Gesetzesänderung zu Lasten aller, die zu früh geboren sind - bezahlt die gesetzliche Rente im Falle der Berufsunfähigkeit praktisch nichts.
Die meisten Berufsunfähigkeiten sind nämlich nicht durch Unfälle bedingt, sondern so ganz triviale Dinge, Gelenkbeschwerden, Rückbeschwerden, BANDSCHEIBENVORFÄLLE(!!!!), Depressionen, Astma. Da zahlt keine Unfall, Rente gibt's auch nicht.
Wie Jester aber richtig erwähnte, muß man bei der BUZ auf die abstrakte Verweisung achten.
Es gibt einen Verein, der hier gute Infos sammelt und auch empfiehlt, welche Versicherungen gute Konditionen haben (und haben einen Rechtsschutz für die Mitglieder, falls eine Versicherung im Schadenfall einmal nicht zahlt). [Dieser Verein war es, der vor dem Bundesverfassungsgericht den Rechtsstreit mit den verbesserten Informationen zu Lebensversicherungen durchgedrückt hat. Ist ein Verbraucherschutzverein.]
"Welche Versicherungen sind wirklich wichtig für Ihre persönliche Lebenssituation?"
http://www.bundderversicherten.de/Bdvberatung/asp/selection.aspOder direkt zur BUZ: http://www.bundderversicherten.de/bdv/Versicherungsarten/Berufsunfaehigkeit/default.htm
Die Webseiten sind furchtbar im Design, aber wertvoll im Inhalt.
Ach, bei der BUZ gibt's noch so ein Problem... wenn man zu alt ist (also etwa ab 30), bezahlt man beim Neuabschluß viel mehr, oder bekommt eine Menge Leistungsausschlüsse aufgedrückt. Also besser so jung wie möglich abschliessen.
-
In zwei Monaten hab ich meine Abschlußprüfung zum Versicherungskaufmann. Irgendwie sah ich mich also geradezu genötigt hier zu antworten

Grundsätzlich ist das, was Jester schon gesagt hat, wichtig:
Wenn das Angebot der Versicherungsgesellschaft die "abstrakte Verweisung" enthält, dann vergiß sie. Das bedeutet nämlich, solltest du im Falle von Berufsunfähigkeit noch imstande sein irgendeine Arbeit verrichten zu können (z.B. Pförtner, im Blumenladen etc.) kann der Versicherer die Leistung verweigern
Bei der "konkreten Verweisung" ist der zuletzt ausgeübte Beruf maßgeblich, d.h. selbst wenn du z.B. nen Doktor hast, aber gerade als Taxifahrer arbeitest, wird der Taxifahrerberuf zugrunde gelegt.
Aber lass dich nicht irre machen von so Werbesprüchen á la "Wir verzichten auf die konkrete und abstrakte Verweisung", was die meisten nämlich nicht wissen ist, dass die Versicherer sich (soweit ich weiß alle) immer noch vorbehalten nach einem Jahr die Berufsunfähigkeit zu prüfen und ggf. dann zu verweisen.Zu der Höhe der mtl. BU-Rente lässt sich folgendes sagen:
Sofern du ein Angestelltenverhältnis hast und somit in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlst, erhältst du auch hieraus Leistung:
Voraussetzung hierfür ist:- Allgemeine Wartezeit von 5 Jahren und 3 Jahren Pflichtbeiträgen in den letzten 5 Jahren vor Eintritt der Erwerbsminderung
- Rente wegen teilweiser Erwerbsminderung erhält nur, wer nicht mindestens 6 Stunden täglich erwerbstätig sein kann; Höhe: Hälfte der Rente bei voller Erwerbsunfähigkeit
- Rente wegen voller Erwerbsminderung erhält, wer nicht mindestens 3 Stunden tägich erwerbstätig sein kann
Da du sehr wahrscheinlich nach dem 01.01.1961 geboren bist bekommst du keinen gesetzlichen Berufsschutz mehr.
Außerdem gibt es bei vorzeitigem Rentenbezug (aus der gesetzlichen Rente) einen Abzug (momentan sind es max. 10,8% )In der Regel wird der Versicherungsvertreter erstmal eine Analyse machen (dazu ist er nach der neuen EU-Vermittlerrichtlinie sogar verpflichtet) und wird dir dann ausrechnen, was du im Falle von Berufsunfähigkeit vom Staat bekommst. Die Differenz zu deinem aktuellem Gehalt wird meinst als BU-Rente genommen.
Abschließend lässt sich aber sagen, dass du dich gar nicht so sehr selbst informieren musst, da durch die EU-Vermittlerrichtlinie (und auch teilweise durch die VVG-Reform (Versicherungsvertragsgesetz) ) der Vermittler bei einer Falschberatung haftet, deswegen müssen die neuerdings z.B. eine Berufshaftpflicht abschließen. Selbst wenn z.B. die angesetze BU-Rente zu hoch bzw. zu niedrig angesetzt war haftet der Vermittler, deswegen
zurücklehnen und entspannen 
-
W0lf schrieb:
Abschließend lässt sich aber sagen, dass du dich gar nicht so sehr selbst informieren musst, da durch die EU-Vermittlerrichtlinie (und auch teilweise durch die VVG-Reform (Versicherungsvertragsgesetz) ) der Vermittler bei einer Falschberatung haftet, deswegen müssen die neuerdings z.B. eine Berufshaftpflicht abschließen. Selbst wenn z.B. die angesetze BU-Rente zu hoch bzw. zu niedrig angesetzt war haftet der Vermittler, deswegen
zurücklehnen und entspannen 
Naja, das ist im Endeffekt richtig, aber der Weg dahin ist natuerlich mit und ohne Information doch anders - im Schadensfalle wuerde das bedeuten, dass Du Dich ohne jegliches Einkommen mit Deinem Vermittler streiten musst, bis Du vor Gericht Deine Schadenersatzansprueche durchbekommen hast. Und Du streitest Dich ja mit der Haftpflichtversicherung Deines Vermittlers, d.h. die fahren die volle Palette an Anwaelten und Gutachtern auf. Das kann Jahre dauern.
Dein Vorschlag ist ein bisschen a la "wozu debuggen, die Kunden melden die Fehler ja ohnehin".
Informationen koennen nie schaden, vor allem nicht, wenn es um die eigene Existenz geht.
-
ich hab' auch mal gehört, dass 'ne berufsunfähigkeitsversicherung ziemlich wichtig sein soll, aber ich denke die machen alle erstmal probleme, wenn sie denn zahlen müssten. kennt jemand eine versicherung, die ohne stress zu machen grössere summen bezahlt? ich glaube, die gibt es nicht. viele jahre lang (bis zur rente??) jemandem das gehalt zu ersetzen, geht in die 100.000de oder schlimmer.

-
Marc++us schrieb:
- da gab's wieder mal eine Gesetzesänderung zu Lasten aller, die zu früh geboren sind -
Zu spät meinst du?