GDL - Streik und keiner geht hin...



  • Jester schrieb:

    Du siehst also den Unterschied in der Verantwortung und der Komplexität als ähnlich groß an?

    Schon, ja. Haben Zugbegleiter und Lokführer etwa vergleichbar komplexe Aufgaben und ähnliche Verantwortung? Eher nicht, oder?



  • scrub schrieb:

    Jester schrieb:

    Du siehst also den Unterschied in der Verantwortung und der Komplexität als ähnlich groß an?

    Haben Zugbegleiter und Lokführer etwa vergleichbar komplexe Aufgaben und ähnliche Verantwortung? Eher nicht, oder?

    Naja, liegt jedenfalls deutlich näher beieinander, als beim Piloten. Es ist sicherlich deutlich einfacher nen Zug in nem Bahnhof anzuhalten, als ein Flugzeug zu landen. Und wenn man doch mal 150 Meter zu weit fährt, weil man nicht schnell genug gebremst hat, dann ist wenigstens nicht die Landebahn zu Ende.



  • Ben04 schrieb:

    GPC schrieb:

    Bisher hat sich AFAIK nur die Bahn bewegt (und das letzte Bahn-Angebot war imo nicht übel)... für mich entsteht der Eindruck, dass die GDL an einem Kompromiss kein Interesse hat.

    Hast du einen Link hierzu? Also das genaue Angebot samt Details?

    Negativ, ich klaube mir die Infos so mehr oder weniger in der Büroküche und bei SPON zusammen.

    Wenn das hier nämlich stimmt :
    http://www.gdl.de/redaktionssystem/sitecontrol.php?action=showarticle&mode=news_artikel/1193315109.html
    dann hat sich die Bahn keinen Millimeter bewegt.

    Na ja, vorhin hieß es, gleicher Vertrag wie die anderen beiden Gewerkschaften. Die beiden bekommen +4.5% mehr Lohn und die 600 EUR. Insofern hat sich schon was getan.
    Dass bei +2h Arbeit/Woche gleich 10% Entgelsteigerung wegfressen, halte ich für eine gewagte Aussage.
    Und dass die auszubezahlenden Überstunden schon geleistet wurden, ist klar. Aber Geld dafür zu bekommen, ist doch besser, als es nicht zu bekommen und die Arbeit trotzdem geleistet zu haben.

    Allerdings fand' ich noch was interessantes zum Thema "das Zugführer in der Regel mehrere 100 Euro weniger verdienen als LKW-Fahrer": http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,512480,00.html

    Der Vergleich zeigt: So hoffnungslos unterbezahlt sind die Lokführer nicht. Beispiel Fernfahrer: Die Trucker arbeiten zu ebenso unchristlichen Arbeitszeiten und übernachten regelmäßig auf irgendwelchen Rastplätzen am Rande der Autobahn, fernab der Familie. Dafür liegt ihr maximaler Tariflohn noch unter dem Einstiegsgehalt der Lokführer, wie aus dem Tarifarchiv der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung (WSI) zu entnehmen ist.



  • Ben04 schrieb:

    Hast du einen Link hierzu? Also das genaue Angebot samt Details? Wenn das hier nämlich stimmt :
    http://www.gdl.de/redaktionssystem/sitecontrol.php?action=showarticle&mode=news_artikel/1193315109.html
    dann hat sich die Bahn keinen Millimeter bewegt.

    Dann dürfen sich die Lokführer aber nicht beschweren. 20h Arbeit pro Woche ist ja ne lockere Sache.

    edit: mist zu langsam, GPC hat schon aufgedeckt, dass das mit dem Nullsummenspiel Unsinn ist.



  • Jester schrieb:

    Ben04 schrieb:

    Hast du einen Link hierzu? Also das genaue Angebot samt Details? Wenn das hier nämlich stimmt :
    http://www.gdl.de/redaktionssystem/sitecontrol.php?action=showarticle&mode=news_artikel/1193315109.html
    dann hat sich die Bahn keinen Millimeter bewegt.

    Dann dürfen sich die Lokführer aber nicht beschweren. 20h Arbeit pro Woche ist ja ne lockere Sache.

    edit: mist zu langsam, GPC hat schon aufgedeckt, dass das mit dem Nullsummenspiel Unsinn ist.

    Sie kriegen also das gleiche wie die anderen Gewerkschaften, fordern aber mehr. Sie haben also nichts von dem gekriegt was sie fordern. Die 4,5 sind das Minimum und mehr gibt die Bahn nicht her und ist dabei auch kompromisslos.



  • Ben04 schrieb:

    Sie kriegen also das gleiche wie die anderen Gewerkschaften, fordern aber mehr. Sie haben also nichts von dem gekriegt was sie fordern.

    Nochmal: Verhandeln heißt nicht, dass man kriegen muß was man fordert. -- Besonders dann nicht, wenn man nicht verhandelt.

    Die Bahn hat ein Angebot gemacht. Es stimmt schlicht nicht, dass es sich bei den 10% Erhöhung um ein Nullsummenspiel handelt. An dieser Stelle wäre GDL mal an der Reihe sich zu bewegen. Das heißt ja nicht, dass sie "mäh" machen muß und zustimmen. Aber mehr als ein "nein, wir streiken jetzt" sollte das schon sein. Wie wäre es denn mit x% mehr (10<x<30) und nur n Stunden Mehrarbeit pro Woche für 0<n<2? Wenn keine Mehrarbeit gewünscht ist, gesteht ja auch bei der Höhe der Einmalzahlung ein Verhandlungsspielraum.

    btw, kannst du mir den letzten Punkt in der Aufzählung dort erklären? Für mich klingt das wie "Wir wollen unbedingt einen eigenen Tarifvertrag, der da ist uns aber nicht recht, und außerdem haben wir eh schon eigene Tarifverträge". Klingt reichlich verwirrt.



  • Jester schrieb:

    Die Bahn hat ein Angebot gemacht. Es stimmt schlicht nicht, dass es sich bei den 10% Erhöhung um ein Nullsummenspiel handelt. An dieser Stelle wäre GDL mal an der Reihe sich zu bewegen. Das heißt ja nicht, dass sie "mäh" machen muß und zustimmen. Aber mehr als ein "nein, wir streiken jetzt" sollte das schon sein. Wie wäre es denn mit x% mehr (10<x<30) und nur n Stunden Mehrarbeit pro Woche für 0<n<2? Wenn keine Mehrarbeit gewünscht ist, gesteht ja auch bei der Höhe der Einmalzahlung ein Verhandlungsspielraum.

    Dieses Angebot der Bahn steht unverändert seit mindestens einem halben Jahr. Verhandelt wurde schon lange ohne, dass sich etwas bewegt hätte. Mit deiner Argumentation wären also alle Streiks sinnlos da man verhandeln soll bis man blöd wird.

    Für mich erscheint das eher auf Seiten der Bahn als : Dies ist unser Angebot, nehmen oder nächste Woche erneut das gleiche Angebot kriegen. Streiken dürft ihr eh nicht also werde ihr es früher oder später annehmen müssen. :p

    Jester schrieb:

    btw, kannst du mir den letzten Punkt in der Aufzählung dort erklären? Für mich klingt das wie "Wir wollen unbedingt einen eigenen Tarifvertrag, der da ist uns aber nicht recht, und außerdem haben wir eh schon eigene Tarifverträge". Klingt reichlich verwirrt.

    Blick ich auch nicht wirklich durch.



  • Ben04 schrieb:

    Mit deiner Argumentation wären also alle Streiks sinnlos da man verhandeln soll bis man blöd wird.

    Du überraschst mich immer wieder, wo hast Du denn das jetzt bitte herbeigelesen?

    Was wurde denn da verhandelt? Wo hat den die GDL mal was an ihrer Forderung gedreht? -- Eine Forderung ist ja auch nichts anderes als ein Angebot seitens der Arbeitnehmer. Immer nur "nein" sagen und streiken ist nicht verhandeln. Insofern kann man imho nicht wirklich sagen, dass da verhandelt wurde. Die GDL hat ihren Rädelsführer ja auch sicher nicht ohne Grund in die Pause geschickt...



  • Jester schrieb:

    Ben04 schrieb:

    Mit deiner Argumentation wären also alle Streiks sinnlos da man verhandeln soll bis man blöd wird.

    Du überraschst mich immer wieder, wo hast Du denn das jetzt bitte herbeigelesen?

    Ich bin davon ausgegangen, dass man die Moderatorengespräche und alles was vorher war als Verhandlungen bezeichnen kann. Nun forderst du weitere Verhandlungen, mit anderen Worten wieder von vorne Anfangen. Wenn diese dann erneut scheitern dann wären wir wieder in der gleichen Situation und deswegen würdest du dann konsequenterweise erneut Verhandlungen fordern. Das heißt Verhandeln bis man sich einig ist egal wie lange es dauert und ob es irgendwelche Fortschritte gibt.

    Jester schrieb:

    Was wurde denn da verhandelt? Wo hat den die GDL mal was an ihrer Forderung gedreht? -- Eine Forderung ist ja auch nichts anderes als ein Angebot seitens der Arbeitnehmer.

    Den Spieß kannst du auch umdrehen. Hat die Bahn ihr Angebot mal verändert?

    Jester schrieb:

    Die GDL hat ihren Rädelsführer ja auch sicher nicht ohne Grund in die Pause geschickt...

    Der neue macht aber nicht wirklich eine andere Politik, oder?



  • GPC schrieb:

    Na ja, vorhin hieß es, gleicher Vertrag wie die anderen beiden Gewerkschaften. Die beiden bekommen +4.5% mehr Lohn und die 600 EUR. Insofern hat sich schon was getan.
    Dass bei +2h Arbeit/Woche gleich 10% Entgelsteigerung wegfressen, halte ich für eine gewagte Aussage.

    Ich hab's nicht ausgerechnet, denke aber das sich das Nullsummenspiel auf die 5,5% Differenz beziehen. Sprich, "Wir kommen euch entgegen mit mehr Geld, dafür müsst ihr aber die Steigerung via mehr Arbeit ad absurdum führen".

    GPC schrieb:

    Und dass die auszubezahlenden Überstunden schon geleistet wurden, ist klar. Aber Geld dafür zu bekommen, ist doch besser, als es nicht zu bekommen und die Arbeit trotzdem geleistet zu haben.

    Ist das ein zwei Sätze langer Tippfehler oder meinst du das wirklich ernst?



  • Jester schrieb:

    Nochmal: Verhandeln heißt nicht, dass man kriegen muß was man fordert. -- Besonders dann nicht, wenn man nicht verhandelt.

    Soweit ich das mitbekommen habe ist die GDL der Bahn entgegengekommen (Stichwort 30%), ganz im Gegensatz zur Bahn (Vergütung von Überstunden und Mehrarbeit sehe ich nicht als Entgegenkommen an).



  • Ich wunder mich ein bisschen, dass der Streik teilweise als etwas völlig unnormales oder gar ordnungswidriges empfunden wird. Das Recht auf Streik gehört ebenso zu den demokratischen Grundrechten wie das Recht auf Informationelle Selbstbestimmung.
    Das die Lokführer als gierig dargestellt werden ist eine Glanzleistung der MEdien, entspricht aber keinesfalls der Realität.
    Dazu ein großartiger Artikel: http://freitag.de/2007/43/07430101.php



  • großartiger Artikel

    Zu lang und wenig klare Fakten (=Zahlen).



  • Erhard Henkes schrieb:

    großartiger Artikel

    Zu lang und wenig klare Fakten (=Zahlen).

    Wenn einem die Argumente ausgehen hackt man halt auf der Form rum oder wie? In dem Artikel nicht darum geht es nicht darum die Forderungen der GDL oder die Angebote der Bahn zu bewerten sondern es geht darum, dass es keine Manieren sind ein Streik per Gesetz zu verbieten oder die gegnerische Partei zu diskreditieren.



  • finix schrieb:

    GPC schrieb:

    Und dass die auszubezahlenden Überstunden schon geleistet wurden, ist klar. Aber Geld dafür zu bekommen, ist doch besser, als es nicht zu bekommen und die Arbeit trotzdem geleistet zu haben.

    Ist das ein zwei Sätze langer Tippfehler oder meinst du das wirklich ernst?

    Letzteres. Ich lasse mich aber gerne eines besseren belehren...



  • Erhard Henkes schrieb:

    Zu lang

    tl;dr? Es ist ein Artikel, keine Bild-Schlagzeile.

    Erhard Henkes schrieb:

    wenig klare Fakten (=Zahlen)

    Das war bestimmt schon früher so. Das kleine Ein-Mal-Eins nach Schema F perfekt runter gerattert aber bei Textaufgaben durchgefallen, huh?

    Aber wohl eher nicht. Wahrscheinlich gefällt dir der Tenor einfach nicht - wäre's darum gegangen schwule Abtreibungsärzte zu bashen hättest du sicher kiloweise leeres Geschwafel als "großartig" angepriesen.



  • Erhard Henkes schrieb:

    großartiger Artikel

    Zu lang und wenig klare Fakten (=Zahlen).

    Kaum sind Fakten in ganze Sätze statt in Gleichungen und Bilanzen gepackt, streicht der Naturwissenschaftler und BWLer die Segel. 😉



  • GPC schrieb:

    Letzteres. Ich lasse mich aber gerne eines besseren belehren...

    Das Entgelten geleisteter Arbeit als etwas außergewöhnlich positives, fast schon als Gefallen darzustellen, ein Entgegenkommen? "Die sollen sich freuen dass sie nicht komplett abgezockt werden"? Hallo? geht's noch?



  • AFAIK kann man eine Lokführerausbildung mit Hauptschulabschluss beginnen. Für eine (Passagierflugzeug)pilotenausbildung ist allerdings Abitur Pflicht. Korrigiert mich falls das nicht stimmt.
    Es sind also völlig unterschiedliche Voraussetzungen, sodass ein Vergleich der Gehälter hier nicht angebracht ist. Das stört mich im Argumentationsgang der Lokführergewerkschaften. Das sind einfach zwei paar Stiefel.
    Außerdem gefällt mir nicht die Art und Weise, wie der Streik geführt wird. Warum herrscht so eine Desinformation zum Kunden? Wenn ich am Bahnhof oder den Zugbegleiter frage wissen die nix. Warum meldet die GDL die Streiks nicht rechtzeitig an, damit ein Notfallplan erstellt werden kann?
    Nein, der Streik muss auf dem Rücken der Kunden ausgetragen werden. Ich habe eine Semesterkarte und kann deshalb natürlich auch nichts erstattet bekommen. Das weiß die GDL und sie weiß auch dass es deshalb der Bahn nicht wirklich wehtut. Wie hier schon angesprochen: Güterverkehr bestreiken!
    @Thracian: Das recht auf Streik spricht ihnen niemand ab, aber der Umgang mit dem Kunden ist einfach unangemessen. Wie oben erwähnt gibt es noch Alternativen.
    Und - auch wenn es nach Stammtisch klingt: Bevor ich diesen Job wähle bin ich mit den Gehältern wohl vertraut. Wenn ich mehr will wechsel ich den Beruf. Aber das wäre natürlich zu mühselig, da macht man sichs bequem.



  • finix schrieb:

    GPC schrieb:

    Letzteres. Ich lasse mich aber gerne eines besseren belehren...

    Das Entgelten geleisteter Arbeit als etwas außergewöhnlich positives, fast schon als Gefallen darzustellen, ein Entgegenkommen? "Die sollen sich freuen dass sie nicht komplett abgezockt werden"? Hallo? geht's noch?

    Bitte, nicht so empört. Die anderen beiden Gewerkschaften haben das nicht rausgehandelt, ergo zähle ich das als Verbesserung des ursprünglichen Angebots. Das es dennoch scheiße ist, ist mir auch klar, aber deshalb muss man ja das Geld nicht ablehnen.
    Ja ja, die Welt ist schlecht.


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