Postmindestlohn und Briefmonopol



  • Gregor schrieb:

    Dann meinst Du, ein Monatslohn, von dem Netto weniger als 2550€ bleibt, ist moralisch nicht zu rechtfertigen?

    Nein, nur um mal die Verhältnisse klarzustellen. 2000 Euro dürften es schon sein. Und darauf sollte eine Familie schon kommen können, wenn beide Elternteile arbeiten. Ein menschenwürdiges Leben ist hier in NRW imho ab einem Einzelgehalt von 1000 netto möglich (sicherlich Regional unterschiedlich).

    Klar, als Student kommt man auch mit weniger gut aus wegen diverser Vergünstigungen die man noch genießt, aber das richtige Leben ist auch richtig teuer.



  • Beispiele gibt z.B. hier:

    Nehmen wir ganz plastische Beispiele zur Hand. Der Bauhelfer, 45 Jahre alt, verheiratet, drei Kinder: Mit einem Nettoeinkommen von 1615,85 Euro ist er nicht in der Lage, den Lebensunterhalt seiner Familie zu bestreiten. Der Gesamtbedarf für die fünfköpfige Familie ist auf 2088,216 festgelegt, inklusive Miete. Der Bauhelfer muss also jeden Monat die Hand aufhalten und gut 400 Euro von Vater Staat in Anspruch nehmen.

    Für alleinstehende Geringverdiener ist die Situation besonders hart

    Auch für die Küchenhilfe, Mitte 30 und alleinstehend, reicht es mit 934,55 Euro kaum zum Leben. Ihr Zuschuss vom Sozialamt beträgt aber nur 67,76 Euro. „Für alleinstehende Geringverdiener ist die Situation besonders hart”, sagt Ulrich Kupke, Sprecher der Vestischen Arbeit in Recklinghausen. Der Familie mit einem Gesamteinkommen von gut 2500 Euro inklusive Kindergeld und Alg-II-Leistungen ginge es da vergleichsweise besser.

    Zählt man die Familienmitglieder mit, sind es fast eine Million Menschen in NRW, die trotz Arbeit auf staatliche Transferleistungen angewiesen sind. Bundesweit wiederum leben über 1,3 Millionen Erwerbstätige, die ihr Einkommen mit Mitteln aus der Sozialkasse aufstocken müssen – die Familienmitglieder diesmal nicht mitgerechnet. Im Januar 2007 bezifferte die Bundesanstalt für Arbeit die Zahl der Leistungsbezieher mit Fulltime-Jobs auf 344 000.

    Quelle: http://www.derwesten.de/nachrichten/waz/2007/12/4/news-8666028/detail.html

    Also: JA, es gibt Zuschüsse. Und der Staat ist so klug erst etwas abzuziehen vom Brutto und hinterher wieder etwas auf anderem Wege zurückzugeben, schließlich will der ganze staatliche Behördenapparat auch ne Daseinsberechtigung haben 😉 😃



  • Hallo

    Wie kommst du denn immer auf die Zahlen? Nenne doch mal bitte eine Quelle.

    chrische



  • BTW: Da ist ein Artikel dazu, was die Post von Mindestlöhnen in anderen Staaten hält:

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,522241,00.html

    Demgegenüber zahlt PIN ja fast noch richtig gut.



  • Noch was: Ich habe irgendwo gelesen, dass die Post gegenüber ihren Mitbewerbern steuerlich besser gestellt ist: Es geht dabei wohl um die Mehrwertsteuer bei den Briefen. Das ist ein Punkt, den man nicht vergessen sollte, wenn man für gleiche Arbeitsbedingungen bei den jeweiligen Firmen ist: Die Mitbewerber haben neben den Löhnen mehr Ausgaben. Wenn man die Löhne dann auch noch praktisch auf das Niveau der Post festlegt, dann sind die Mitbewerber insgesamt in einer deutlich schwierigeren Situation als die Post. Dabei sollte man nicht vergessen, dass die Mitbewerber, um gegenüber der Post überhaupt erstmal Marktanteile zu bekommen, sicherlich deutlich bessere Leistungen bringen müssen. Und das läuft bei der Briefzustellung nunmal in erster Linie auf den Preis hinaus. Es ist ganz klar, dass PIN und andere Mitbewerber da nun erstmal keine Möglichkeit mehr sehen, sich auf dem Markt zu etablieren.

    Dazu muss ich sagen, dass ich nicht generell gegen einen Mindestlohn in diesem Sektor bin. Aber nicht in der Höhe, die da diskutiert wird. Ein Mindestlohn von 7,50€ die Stunde wäre auch ok. Da würde man dann etwa 1200€ Brutto im Monat rauskriegen. Es geht hier letztendlich um einen Mindestlohn und nicht um einen Tariflohn, der zwischen den jeweiligen Tarifparteien verhandelt wird.



  • 9,80 € ist zu viel für einen Mindestlohn. Punkt.

    Kein anderes Land hat einen derartig hohen Mindestlohn. Mit gutem Grund: Der einzige Sinn dieses Wucher-Mindestlohnes ist es, Konkurrenten in die Insolvenz zu schicken.

    (Einen Mindestlohn zwischen 6 und 7 Euro fände ich hingegen vertretbar. Man soll davon nicht reich werden!)



  • Unix-Tom schrieb:

    Findest Du ein Telefonmonopol auch gut?

    Nein, das habe ich auch nirgendwo behauptet. Aber im "Äpfel-mit-Birnen-vergleichen" bist du verdammt gut. 👍
    Ich erwähnte ja bereits, dass ich den Preis für eine Briefzustellung für alles andere als überteuert finde (wie teuer wäre es, den Brief selbst zuzustellen???). Mit der Telekom war die Situation schon allein aus dieser Sicht eine ganz andere. Zudem transportiert die Telekom auch keine materiellen Dinge von A nach B - auch das macht die Sache grundlegend anders.

    steff3 schrieb:

    schonmal daran gedacht das unternehmen auch mal mehr als einen oder zwei briefe verschicken ?
    -sicher die bekommen sonderkonditionen, aber die könnten dann auch günstiger sein

    Soweit ich das überblicken kann, ist bei mir noch kein einziger Brief angekommen, der nicht über die Post versandt wurde. Also sind den Unternehmen entweder die Post-Tarife auch nicht zu hoch, oder die Mitbewerber sind nicht in der Lage trotz der Hungerlöhne, die sie zahlen, und der tollen innovativen Ideen die sie haben sollen, ein besseres Angebot zu machen.

    das ist doch nicht dein ernst oder ?
    aber gut zu wissen, dass du weißt das niemand anderes ideen haben kann wie man das ganze vlt optimieren kann um kosten zu sparen
    und ein besseres angebot machen kann

    Scheinbar ist es ja nicht so. Oder willst du behaupten, dass es irgendein Unternehmen geschafft hat, auch nur ansatzweise Fuß auf dem Markt zu fassen? Sogar vor der Mindestlohndebatte kreiste doch schon der Pleitegeier seine Runden...



  • @Jan: Schonmal daran gedacht, dass die Post jetzt demnächst ihre Preise erhöhen wird? Jetzt, da die Konkurrenz ausgeschalten ist. 😡



  • Hallo

    Mr. N schrieb:

    @Jan: Schonmal daran gedacht, dass die Post jetzt demnächst ihre Preise erhöhen wird? Jetzt, da die Konkurrenz ausgeschalten ist. 😡

    Das spekulierst du jetzt mal wild. Einfach so, genau wie du eben auch behauptest, dass 9,80 zu viel sind. Deine Argumentationslosigkeit unterstreichst du noch mit einem Punkt.

    Ich widerspreche dir nicht in allen Fälle, aber mit unbegründeten Vorwurfen um sich zu werfen, scheint eine Spezialität von dir zu sein (nein, ich heule nicht, sondern stelle das nur fest)

    chrische



  • chrische5 schrieb:

    Hallo

    Mr. N schrieb:

    @Jan: Schonmal daran gedacht, dass die Post jetzt demnächst ihre Preise erhöhen wird? Jetzt, da die Konkurrenz ausgeschalten ist. 😡

    Das spekulierst du jetzt mal wild. Einfach so, genau wie du eben auch behauptest, dass 9,80 zu viel sind.

    9,80 €/h sind allein schon deshalb zu viel, weil ich weniger kriege und mich nicht beklage.

    Dass die Preise steigen ist in der Tat Spekulation, aber begründete: In einer Wettbewerbssituation sind die Preise allermeistens niedriger als in einer Monopolsituation. Muss ich dir dafür auch eine Quelle angeben? 🙄

    Ich widerspreche dir nicht in allen Fälle, aber mit unbegründeten Vorwurfen um sich zu werfen, scheint eine Spezialität von dir zu sein (nein, ich heule nicht, sondern stelle das nur fest)

    Das sind keine Vorwürfe sondern Feststellungen und begründete Spekulationen (auch wenn ich die Gründe nicht immer angebe).



  • Wo ist der Sinn eines Mindestlohns? Damit sichert der Staat doch nur das Postmonopol und vernichtet Arbeitsplätze.

    Gerade in einem Sozialstaat wie Deutschland gibt es doch einen de Facto Mindestlohn und zwar die Arbeitslosenbezüge. Wenn es sich für jemanden nicht lohnt den Job zu erledigen, dann wird er es wohl auch nicht tun. Also kann eine Firma unter einen Lohn x sowieso nicht gehen.

    Und ein Monopol ist schlecht, auch wenn man 0,55€ im konkreten Fall vielleicht als nicht zu teuer empfindet.



  • Mr. N schrieb:

    9,80 €/h sind allein schon deshalb zu viel, weil ich weniger kriege und mich nicht beklage.

    Und warum beklagst du dich nicht? Ich nehme an, weil du von dem Geld nicht deinen Lebensunterhalt betreiten mußt und Papa was dazu gibt.



  • rüdiger schrieb:

    Gerade in einem Sozialstaat wie Deutschland gibt es doch einen de Facto Mindestlohn und zwar die Arbeitslosenbezüge. Wenn es sich für jemanden nicht lohnt den Job zu erledigen, dann wird er es wohl auch nicht tun. Also kann eine Firma unter einen Lohn x sowieso nicht gehen.

    Wenn es nur so einfach wäre! Wenn dir die Arbeitsagentur eine Stelle als Postzusteller vorschlägt und du diese ohne Grund ablehnst (und geringer Lohn ist mit Sicherheit kein Grund!) wird dir dein Arbeitslosengeld für eine bestimmte Zeit komplett gesperrt bzw. dein Arbeitslosengeld II gekürzt.



  • Leprechaun schrieb:

    Mr. N schrieb:

    9,80 €/h sind allein schon deshalb zu viel, weil ich weniger kriege und mich nicht beklage.

    Und warum beklagst du dich nicht? Ich nehme an, weil du von dem Geld nicht deinen Lebensunterhalt betreiten mußt und Papa was dazu gibt.

    Würde ich Vollzeit arbeiten, hätte ich genug für eine kleine Wohnung und zum Leben. Aber dann würde ich ohnehin mehr verdienen, weil ich einen anderen Job machen würde.

    ~1300 € im Monat (bei 35 h/Woche, bei 40 h/Woche sinds gleich nochmal mehr) sind nicht wenig! Ja, das ist eine persönliche Einschätzung und daher wieder ohne Begründung.



  • Mr. N schrieb:

    Dass die Preise steigen ist in der Tat Spekulation, aber begründete: In einer Wettbewerbssituation sind die Preise allermeistens niedriger als in einer Monopolsituation. Muss ich dir dafür auch eine Quelle angeben? 🙄

    Das ist keine begründete Spekulation, sondern völliger Schwachsinn. Bis vor kurzem bestand das Briefmonopol ja noch - wieviel hat dich da ein Brief gekostet? 5 Euro?



  • rüdiger schrieb:

    Und ein Monopol ist schlecht, auch wenn man 0,55€ im konkreten Fall vielleicht als nicht zu teuer empfindet.

    Ja, aber das ist ja eine der Fragen, die ich ganz zu Beginn gestellt habe!
    Was ist denn am Briefmonopol konkret schlecht?

    Rein von der Sache her halte ich es für äußerst sinnvoll, dass die Post von München nach Hamburg nicht auf 5 verschiedenen Wegen transportiert wird und dass ich nicht 5 mal in der Woche von unterschiedlichen Briefzustellern aus dem Schlaf geklingelt werde, weil sie keinen Schlüssel für den Hauseingang haben, oder 5 Autos quer über die Dörfer fahren, um jeweils nur 2 bis 3 Briefe auszuliefern.
    Die Sache wäre eine andere, wenn ich klar erkennen würde, dass der Wettbewerb Vorteile bringen würde, aber billiger wird es ja offensichtlich nicht und die paar Arbeitsplätze, die entstanden sind, sind reine Sklavenjobs mit Hungerlohn.



  • Jan schrieb:

    Mr. N schrieb:

    Dass die Preise steigen ist in der Tat Spekulation, aber begründete: In einer Wettbewerbssituation sind die Preise allermeistens niedriger als in einer Monopolsituation. Muss ich dir dafür auch eine Quelle angeben? 🙄

    Das ist keine begründete Spekulation, sondern völliger Schwachsinn. Bis vor kurzem bestand das Briefmonopol ja noch - wieviel hat dich da ein Brief gekostet? 5 Euro?

    Erstens war die Post früher eine Behörde ohne Gewinnmaximierung (heute ist sie eine börsennotierte Aktiengesellschaft mit Gewinnmaximierung, falls dir das noch nicht aufgefallen ist). Zweitens gab es bis vor ein paar Monaten die Androhung der Liberalisierung. Drittens waren die Briefe früher in der Tat billiger. 80 Pfennig ist weniger als 55 Cent.



  • Jan schrieb:

    und die paar Arbeitsplätze, die entstanden sind, sind reine Sklavenjobs mit Hungerlohn.

    Mich würde sehr interessieren, was die Leute dazu sagen, die diese Arbeitsplätze haben. Von denen habe ich eigentlich noch nirgendwo etwas gelesen. Sagen die: "Hurra, endlich fallen diese Arbeitsplätze weg, da wurde ich eh nur ausgebeutet!"? Oder sehen die das eher negativ, weil so ein Job eben doch besser als Hartz4 ist?



  • Gregor schrieb:

    Jan schrieb:

    und die paar Arbeitsplätze, die entstanden sind, sind reine Sklavenjobs mit Hungerlohn.

    Mich würde sehr interessieren, was die Leute dazu sagen, die diese Arbeitsplätze haben. Von denen habe ich eigentlich noch nirgendwo etwas gelesen. Sagen die: "Hurra, endlich fallen diese Arbeitsplätze weg, da wurde ich eh nur ausgebeutet!"? Oder sehen die das eher negativ, weil so ein Job eben doch besser als Hartz4 ist?

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,521760,00.html



  • Hallo

    Mr. N schrieb:

    Das sind keine Vorwürfe sondern Feststellungen und begründete Spekulationen (auch wenn ich die Gründe nicht immer angebe).

    Wenn du allerdings Menschen ihr angebliches Verhalten vorwirfst, solltest du wenigstens zwei drei Belege für deine Theorien beifügen.

    chrische


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