Unberührte Indianerstämme isolieren
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minhen schrieb:
Bevor das passiert, verschwinden die Stämme normalerweise aus ihrem angestammten Gebiet. Sie fliehen.
Ja, das könnte das Problem natürlich auf einfache Weise lösen...
Es ist nicht der erste Stamm. Die brasilianischen Behörden haben da schon viele Erfahrungen sammeln können. Und es ist nicht so, dass die armen Wilden völlig ahnungslos vor sich hinleben würden. Fehlender direkter Kontakt bedeutet nicht Ahnungslosigkeit. Das zusammen mit dem überaus freundlichen Empfang ist ohnehin eine deutliche Absage an die Zivilisation
Es könnte aber auch Angst vor dem unbekannten Flugobjekt bedeuten. Wenn bisher noch niemand den Stamm gesehen hat, dann haben sie bisher (Vielleicht) auch noch kein Flugzeug gesehen.
Wenn also auch die Indianer bereits vorzeitig fliehen, ein Anrücken der Holzfäller bleibt auch bei den Behörden nicht unbemerkt. Ein Holzfäller rennt nicht einfach mal 100 Kilometer in den Urwald, fällt einen Baum und geht wieder. Da werden Schneisen in den Urwald geschlagen, um die gefällten Bäume auch abtransportieren zu können. Sowas bemerkt man auch als Behörde ...
Naja, bisher haben ja nicht einmal die Behörden gewußt, daß es dort Menschen gibt, sonst hätte die Entdeckung nicht solche Schlagzeilen gemacht.
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Daniel E. schrieb:
Das ist so die typische Euro-"Wir müssen überall Verantwortung übernehmen"-Sicht der Dinge, die den Entwicklungsländern aktuell deutlich mehr schadet, als es ihnen nützt.
Aber was man trotzdem dazusagen sollte: die Entwicklungsländer sind nicht arm, weil es die Industrienationen gibt. Sie sind in erster Linie arm, weil dort irgendwelche Diktatoren herrschen, darum gibt's ständig Bürgerkriege und abgeschottete Handelspolitik und es kommt keine vernünftige Wirtschaft zum laufen. Glaubst Du wirklich, den Entwicklungsländern ginge es morgen besser, wenn die Industrieläner *heute* von der Landkarte ausradiert würden? Bullshit, für die ändert sich fast gar nichts. Die haben immer noch Bürgerkriege, die haben immer noch keine Wirtschaft, die haben immer noch kein Essen, die haben immer noch kein sauberes Trinkwasser.
Die Probleme der Entwicklungsländer sind, pardon wenn das jetzt fies und politisch unkorrekt klingt, primär hausgemacht. Nicht die fiesen Amis oder Europäer sind dafür verantwortlich zu machen, sondern die Regierungen der Staaten, die ihre Bürger terrorisieren, protektoristische Wirtschaftskurse fahren usw.
Naja, man muss dazu aber auch sehen, dass die Europäer fleißig in Afrika rumgerührt haben. Die heutigen Staaten sind ja direkte Folge der Kolonialisierung. Die Grenzen wurden ja nicht nach Volksgruppen festgelegt, sondern per Lineal von Europäern, die keine blasse Ahnung von der Region und Kultur hatten. Dann die bewehrte Methode die Gruppen im Land gegenseitig auszuspielen. Gerade die Briten waren ja sehr geschickt dabei, sich einen Stamm/Clan/Volk als Bewacher auszuwählen. Solche künstlichen Ungleichgewichte sind es ja, die dann zu Feindschaften, Armut und Bürgerkrieg führen. Gerade in Afrika sieht man ja die Problematik immer wieder: Küste vs. Inland und in Mittel-/Nordafrika immer die Muslime im Norden gegen die Christen im Süden.
Also kann man es nicht so einfach abtun, dass "wir" da schuldlos sind. Aber sicher hast du recht, dass wir endlich mit diesem widerwärtigen Postkolonialismus aufhören sollten, der hier immer als Nächstenliebe verkauft wird.
<edit>Hab gerade angefangen das Video zu schauen. Scheint ganz interessant zu sein. (habs doch zu Ende gesehen. Waren ja nur 20 Minuten)</edit>
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Daniel E. schrieb:
Auf der anderen Seite: wenn keiner bezahlt, dann krepieren, wie Du so schön sagen würdest, einfach alle, weil niemand diese Leistung anbietet. Wenn das eher das ist, was Du möchtest ...
das heißt man hat die wahl zwischen (a) alle verdursten, weil keiner bezahlen will und (b) es verdursten nur die, die sich's nicht leisten können?
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Daniel E. schrieb:
1980 haben noch ca. 40% der Weltbevölkerung weniger als einen Doller Realeinkommen am Tag zur Verfügung gehabt. Heute sind es ca. 10%.
abgesehen davon, dass die zahl, die ich kenne 21% ist, die absolute armut in osteuropa und in afrika in den letzten jahren gestiegen ist: wenn man die grenze auf 2 dollar anhebt, kommst du schon leicht über die hälfte der weltbevölkerung.
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queer_boy schrieb:
Daniel E. schrieb:
Auf der anderen Seite: wenn keiner bezahlt, dann krepieren, wie Du so schön sagen würdest, einfach alle, weil niemand diese Leistung anbietet. Wenn das eher das ist, was Du möchtest ...
das heißt man hat die wahl zwischen (a) alle verdursten, weil keiner bezahlen will und (b) es verdursten nur die, die sich's nicht leisten können?
Abgesehen davon, daß das wieder so ein schöner inhaltsleerer "man"-Satz ist: nein, heißt es nicht, es gibt noch genug andere Möglichkeiten. Teilen, Optionen einrichten, die Wartung von dem Ding lernen, etc.
Aber prinzipiell: Nestlé ist kein Entwicklungshilfe-Spaßverein, sondern die wollen Geld verdienen. Und wenn niemand bezahlt, dann macht sich Nestlé sicher nicht die Arbeit, irgendwo technisches Gerät hinzuschaffen (und dafür erst mal X Beamte zu bestechen), sondern sie machen es einfach nicht. Würdest Du es denn machen? Wenn ja, warum machst Du es dann nicht, wenn nein, warum ist Nestlé dann moralisch dazu verpflichtet, Dinge zu tun, die Du nicht tun willst?
Und auf der anderen Seite: ein paar Leute gründen einen Verein, sammeln Spenden, fliegen nach Afrika, bauen das Ding, verschenken das Wasser. Irgendwann wird zu Hause die Tochter krank oder sie haben genug getan und brausen wieder ab. Wasserfilteranlage geht nach ein paar Monaten kaputt, es gibt keine Ersatzteile, also alle wieder ab ins Dreckwasser. Angefangene und abgebrochene Entwicklungshilfeprojekte hat's doch schon genug gegeben.
queer_boy schrieb:
Daniel E. schrieb:
1980 haben noch ca. 40% der Weltbevölkerung weniger als einen Doller Realeinkommen am Tag zur Verfügung gehabt. Heute sind es ca. 10%.
abgesehen davon, dass die zahl, die ich kenne 21% ist, die absolute armut in osteuropa und in afrika in den letzten jahren gestiegen ist
Ich kann mit http://www.omnia-verlag.de/upload_files/w47.pdf Zahlen der Weltbank von 2004 anbieten. Da sieht man, daß im Vergleich zu 1990 der Anteil der absoluten Armut überall, außer im Nahem Osten, gefallen ist. In dem von mir geposteten Video wird dieses Thema ziemlich ausführlich diskutiert.
Aber wenn Du bessere Zahlen hast, dann immer her damit.
wenn man die grenze auf 2 dollar anhebt, kommst du schon leicht über die hälfte der weltbevölkerung.
Laut http://www.globalincome.org/Deutsch/Fakten.html waren es 2004 2,6 Mrd. Menschen, also ca. 40% damals, also haben seit 1985 oder so extrem viele Leute geschafft ihr Realeinkommen(!) zu verdoppeln. Klar, Du sagst "ist ja nur ein Dollar mehr". Und sicher, es ist Wachstum auf beschissenem Niveau, aber es ist Wachstum, es geht bergauf. Auch in Afrika. Schau dir auch die Kindersterblichkeit an, all das ist rückläufig. Das ist auch alles was ich sage: es geht den Leuten heute besser als vor 25 Jahren, nicht, daß es allen ganz wunderbar ginge.
rüdiger: Sicher, aber über fast alle Grenzen weltweit ist viel Blut geflossen. Irgendwann ist es komisch; das Ende der Kolonialisierungszeit ist auch schon über 60 Jahre her, so etwas kann man nicht ewig als Grund hernehmen. Elektronix wollte ja eher sagen, daß wir aktuell furchtbar gemein zu den Entwicklungsländern sind, sie schrecklich ausbeuten und die Hamburger wegessen. Das kann ich nicht erkennen. Die Industrieländer treiben ohnehin fast nur Handel mit sich selbst und schicken hin und wieder noch etwas Entwicklungshilfe vorbei. Auch wenn die Industrieländer heute von der Karte verschwinden, kommen die Hamburger nicht nach Afrika.
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Hi,
wieso haben die afrikanischen Länder früher als Kolonien sogar noch ihr "Mutterland" mit ernährt und werden heute nicht mal mehr selber satt?
Denkt mal drüber nach.Gruß Mümmel
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muemmel schrieb:
Hi,
wieso haben die afrikanischen Länder früher als Kolonien sogar noch ihr "Mutterland" mit ernährt ...
Gruß Mümmel
Weil die Kolonisten die Stämme der Urbevölkerung in die unfruchtbaren Wüstengebiete vertreiben haben, wo diese verhungern mußten. Die Kolonieen haben nie Grundnahrungsmittel für die breite Bevölkerung geliefert, sondern nur Luxus-Genußmittel: Kakao, Kaffee, Südfrüchte, Tee, Tabak, Zucker oder Bodenschätze (nicht eßbar!), also Waren, die sich nur Reiche leisten konnten. Abgesehen davon waren Kolonialwaren immer teuer. Der Anteil dieser Waren am Gesamt-Nahrungsmittelmarkt war denkbar gering.
Allerdings der zweite Teil der Frage ist berechtigt.
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muemmel schrieb:
wieso haben die afrikanischen Länder früher als Kolonien sogar noch ihr "Mutterland" mit ernährt und werden heute nicht mal mehr selber satt?
Wieso hatte die Welt vor ~200 Jahren noch weniger als 1 Milliarde Bewohner?
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rüdiger schrieb:
Das macht selbst mich wütend. Ne Idee, was man dagegen tun kann, außer sämtliche Spendenaufrufe zu ignorieren?
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Mr. N schrieb:
rüdiger schrieb:
Das macht selbst mich wütend. Ne Idee, was man dagegen tun kann, außer sämtliche Spendenaufrufe zu ignorieren?
Vielleicht darauf achten, dass auf eine Art und Weise geholfen wird, die auch was bringt?
Ich verfolge seit einer ganzen Weile das Blog eines Deutschen in Burundi (http://pziser.wordpress.com) und ich finde das ist wirklich gute Hilfe.
Die bieten Schulbildung und Ausbildungen an. Klar gibt es für die Waisenkinder auch was zu essen, aber das wird vor Ort auf dem Markt gekauft = Unterstützung der lokalen Wirtschaft.
Wer seine Ausbildung fertig hat oder für das Waisenhaus zu alt ist wird mit Kleinkrediten dabei unterstützt, auf eigenen Füßen zu stehen. Das Prinzig ist ganz anders als man das hier von Banken kennt, klingt wirklich gut.Und klar werden auch Spenden aus Deutschland dort verteilt, aber das ist der Teil, der sich in Afrika schwerer beschaffen lässt und hier in Deutschland im Müll landen würde (Brillen, Kleidung, Spielzeug...)
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Mr. N schrieb:
rüdiger schrieb:
Das macht selbst mich wütend. Ne Idee, was man dagegen tun kann, außer sämtliche Spendenaufrufe zu ignorieren?
Erklären. Wirtschaftliche Grundkenntnisse vermitteln (wie gewisse Anreize sich auf das Verhalten von Leuten auswirken) und mit dubiosen Halberklärungen des intellektuellen Wirtschaftslehrers aus der Schule aufräumen.
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@estartu: Auch wenn du Recht hast, diese Schmarotzer-Helfer gibt es ja weiterhin...
@Daniel E.: Wem erklären? [Lustigerweise hatte ich übrigens auch so einen Wirtschaftslehrer in der Schule, der bei mir zeitweise den Eindruck hinterließ, es ginge uns trotz, und nicht wegen, dem Kapitalismus, heute so gut.
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estartu schrieb:
Und klar werden auch Spenden aus Deutschland dort verteilt, aber das ist der Teil, der sich in Afrika schwerer beschaffen lässt und hier in Deutschland im Müll landen würde (Brillen, Kleidung, Spielzeug...)
Gerade Kleidung und Spielzeug lässt sich ganz leicht auch vor Ort herstellen. Natürlich hat man dann kein T-Shirt mit Nike-Logo drauf und auch das Spielzeug ist dann keine Plastikpuppe von Barbie. Das war alles jahrhundertelang überhaupt kein Problem, doch jetzt scheint es unmöglich. Die zentrale Frage ist doch: Warum sind diese grundlegenden Dinge (jetzt) "schwerer" zu beschaffen? Die Antwort ist letztlich dieselbe wie bei der Nahrung: Weil es sie gratis gibt und eine lokale Produktion sich nicht lohnt.
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Mr. N schrieb:
@estartu: Auch wenn du Recht hast, diese Schmarotzer-Helfer gibt es ja weiterhin...
Die können aber nicht mehr helfen, wenn ihnen die Spender weglaufen.

Und da aber viele trotzdem helfen wollen, sollten die dann solche Aktionen unterstützen, wo der Schwerpunkt auf der Bildung liegt und nicht auf der reinen "Fütterung".Dumm nur: Die meiste Werbung machen die Schmarotzer-Helfer. Die Kleinen, die eventuell wirklich was erreichen, die kennt kaum einer.
Und es ist halt so, dass die am meisten Geld bekommen, die am bekanntesten sind.
Und wieviele informieren sich schon großartig, was da mit ihrem Geld gemacht wird?
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Hi,
wieviel von dem Geld das man den großen Organisationen gibt kommt denn wirklich da unten an.
Wer wirklich effizient helfen will, sollte nur da helfen, wo er die Ausführenden kennt.
Gruß Mümmel
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estartu schrieb:
Dumm nur: Die meiste Werbung machen die Schmarotzer-Helfer. Die Kleinen, die eventuell wirklich was erreichen, die kennt kaum einer.
Und es ist halt so, dass die am meisten Geld bekommen, die am bekanntesten sind.
Und wieviele informieren sich schon großartig, was da mit ihrem Geld gemacht wird?
Jo, eben.

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Naja ich würde, wenn ich die Wahl hätte technologisch einen Sprung von 200 Jahren zu machen oder nicht, sofort ja sagen, egal wie groß mein Kulturschock oder wie veraltet mein Wissen dann ist... einfach nur weil es total interessant wäre.
Die Industrie und damit die Welt würde es aber vermutlich ins völlige Chaos stürzen, das wiederum zu Hunger führt etc... bis man sich angepasst hat und dann vermutlich abhängig von denjenigen ist, die den Fortschritt brachten.
Ein Sinnvoller weg ist vermutlich, sich bekannt machen, aber dann als erstes mal zu sagen, was passieren wird, wenn der Fortschritt, so er erfolgen soll, ungezügelt Einzug erhält.
Aber die Leute vor die Wahl zu stellen, ob sie in der "zivilisierten" Welt oder der altbekannten Welt, vielleicht mit 1-2 upgrades, leben wollen, die allerdings nicht über Geld verfügt um sich den futuristischen Kram zu kaufen, finde ich richtig.
Falsch finde ich, die Indianer als schützenswerte Tierart zu betrachten und das bringen von Stahläxten als Frevel zu betrachten, weil sich das auf Fotos nicht mehr so gut macht und die kinder dann sagen "das sind ja gar keine echten Inianer, die haben ja T-Shirts an und benutzen eine Kettensäge", obwohl das überhaupt nichts über deren Lebenseinstellung aussagen muss. Es sind Menschen und deren Leben ist nicht zwangsläufig supertoll, nur weil es in alten Indianerfilmen als solches dargestellt wird... unser Leben war im Mittelalter auch nicht toll
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muemmel schrieb:
Wer wirklich effizient helfen will, sollte nur da helfen, wo er die Ausführenden kennt.
Wer wirklich helfen will, der sollte die Menschen in Afrika als solche ernst nehmen. Der sollte seine Überlegensheit-Einstellung daheim lassen, die Menschen in Ruhe lassen - also nicht von Außen permanent stören - und auf gleicher Augenhöhe mit den Menschen handeln. Oder anders formuliert: Wer wirklich helfen will, der spendet überhaupt nicht.
Irland z. B. war lange Zeit von Großbritannien abhängig und das Armenhaus Europas, und war auch von Hungersnöten mit Millionen Toten geplagt. Dann kam in den 1920er Jahren die Unabhängigkeit von Großbritannien. Und heute? Heute ist Irland eines der reichsten Länder der Welt und der EU. DAS muss das Vorbild sein. Nicht kleine Kinder, die man entweder füttern oder in die Schule schicken muss ...
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Sie schildern ihre Probleme und wissen oftmals keinen anderen Ausweg als bei der Fondation nach Arbeit zu fragen.
estartu, Deine Fondation scheint nicht wirklich besser zu sein, als alle anderen.