Blutspenden: Warum kein Geld?



  • DanielE schrieb:

    Weil niemandem die Wale gehören ... Guck, wenn Japan einige Wale gehören würden, dann hätten sie einen Anreiz die nicht umzubringen, genau wie ein Bauer einen Anreiz hat, seine Kühe nicht umzubringen.

    Der Bauer bringt seine Kühe sehr wohl um (und zwar manchmal auf sehr quälerische Weise). Der Unterschied ist nur: Der Bauer kann seine Kühe kontrolliert nachzüchten. Wal-Nachzucht oder Organ-Nachzucht ist bisher noch niemandem gelungen. Da Wale einen weltweiten Lebensraum haben bzw. Nomaden sind, weiß heute noch niemand, wie das gehen soll.

    Klassisch: The Tragedy of the Commons.

    Das ist keine Frage des Marktes, sondern der globalen ökologischen Verantwortung (ebenso wie die von mir angesprochene globale soziale Verantwortung).
    Wenn den Japanern ein paar Wale gehören würden, würden sie die am Leben lassen und dafür andere umbringen, die niemandem gehören. Der japanische Walmarkt funktioniert nur deshalb, weil die übrige Welt auf Waljagd verzichtet und es daher (noch!) genügend Tiere gibt. Umgekehrt: Wenn man Japanern ein Eigentum an Walen zugestehen würde, müßte man das auch allen anderen Staaten zugestehen. Damit gäbe es auf dem japanischen Walmarkt eine enorme Knappheit an Walfleisch, und die Japaner müßten zwangsläufig weiterhin fremde Wale abschlachten, um den heimischen Markt zu beliefern.

    Zum Topic:
    Du gehst selbstverständlich davon aus, daß es bei einem Organmarkt genügend Organe geben wird, um die Nachfrage einigermaßen zu decken. Woher nimmst Du eigentlich dieses Wissen?

    Ein- wie auch immer gearteter- Markt kann nur unter 2 Voraussetzungen funktionieren:

    1. Genügend Anbieter (Käufermarkt, Anbieterkonkurrenz) und genügend Produkte.
    2. Der Kunde muß die Möglichkeit haben, im Fall von Qualitäts- oder Produktmangel auf andere Anbieter auszuweichen. Das setzt auch eine gewisse Transparenz voraus.

    Beides wäre auf dem Organmarkt nicht gegeben.
    Zu 1) wird es auch dann einen gravierenden Mangel geben. Schließlich sind Organtransplantate (im Gegensatz zu Deinen Vergleichen) keine Hühnchen, die man am Fließband produzieren kann.

    Uns selbst wenn: Dem Käufer nützt es nichts: Zu 2) hat kein Mensch die Möglichkeit zu sagen "Die Niere von Knorr schmeckt mir nicht, ich nehme lieber eine von Maggi", oder "bei Spar sind sie ausverkauft, ich kaufe mir meine bei Edeka" (überspitzt gesagt). Die notwendige Transparenz besteht nicht.

    Unter diesen Umständen haben die Anbieter praktisch das Monopol. Da wird niemand die Preise senken, wenn er auch mehr bekommen kann. Schließlich weiß jeder Anbieter, daß jeder Käufer um sein Leben fürchtet und es für ein passendes Organ kaum Alternativen gibt. So kann das nicht funktionieren.



  • Hat jemand den Film "Die Insel" gesehen? http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Insel_(2005)

    [...]die gesamte Anlage gehört einem Großkonzern unter der Leitung des skrupellosen Dr. Merrick, der dort mit finanzieller Unterstützung der Regierung offiziell auf dem Gebiet der Organforschung tätig ist, tatsächlich jedoch auf Bestellung Klone von Menschen züchtet. Für viel Geld (mehrere Millionen Dollar) kann man sich klonen lassen und hat somit ein „Ersatzteillager“ für seine kranken Organe, oder man erhält eine unfreiwillige Leihmutter.

    Ich glaub aber kaum das sowas Realitaet wird. In 20/25 Jahren kann man sicherlich alle Organe in Reagenzglaesern zuechten, dann erledigt sich die ganze DIskussion und man kann Organe an der naechsten Apotheke kaufen.



  • DEvent schrieb:

    In 20/25 Jahren kann man sicherlich alle Organe in Reagenzglaesern zuechten, dann erledigt sich die ganze DIskussion und man kann Organe an der naechsten Apotheke kaufen.

    Schöne Utopie... 😉
    Vorsicht mit solchen Voraussagen! Vor 30 Jahren glaubte man auch noch, in 2000 gäbe es erste bemannte Flüge zum Mars. Dein Wort auf Gottes Trommelfell.



  • Hi,

    das größte Hindernis auf dem Weg zu ausreichenden Spenderorganen sind nicht mangelnde Bezahlung, sondern menschliche Trägheit, sich endlich mal aufzuraffen und sich so einen Spenderausweis zu holen.
    Hier könnte man ansetzen und die Regelung umkehren, daß nur der kein Spender ist, der dem widersprochen hat. Ab Grund menschlicher Trägheit wären dann fast alle Spender.
    Außerdem müsste es eine Regelung geben, daß Spenderorgane generell erst mal unter Spendewilligen aufgeteilt werden, und erst wenn da kein geeigneter Empfänger dabei ist sollten Nichtspender als Empfänger in Betracht kommen dürfen.
    Wer nicht geben will soll auch nichts bekommen.
    Das ist ähnlich wie mit der privaten Renten- und Krankenversicherung. Die wollen alle ihre Beiträge für sich reservieren und alles nur für sich selbst zurücklegen, ihre alten und kranken Angehörigen soll aber bitte die Allgemeinheit bezahlen.

    Lebendspenden, z.B. bei Nieren sollten die absolute Ausnahme bleiben und nur bei Verwandten oder Ehepaaren möglich sein. Wenns dafür Geld gibt haben wir bald den Fall, daß Zocker wenn denen am Rouletttisch das Geld ausgeht eine Niere versemmeln.

    Blutspenden hat übrigens auch durchaus einen positiven Effekt, zum Beispiel trainiert es die Blutbildungsorgane.

    Gruß Mümmel



  • Boah, zum Glück hast Du in diesem Land nix zu sagen.



  • Hi Jester,

    womit hast Du ein Problem. Damit daß Tote sowieso ihre organe nicht mehr brauchen und wenn sie an ihrer vollständigkeit interessiert sind das zu Lebzeiten klarmachen sollten?
    Oder damit, daß Spenderorgane erst mal für die da sein sollten, die bei Bedarf auch selber spenden.

    In dem Zusammenhang mal ne Frage an die, die es vielleicht wissen:
    Warum werden Organspender nicht auch gleich Blutspendemäßig richtig restlos leer gepumpt. Da könnte mann doch locker mal 8 Liter abzapfen. Das müsste doch den Engpass ziemlich decken.

    Gruß Mümmel

    PS: Ich hab übrigens einen Orgganspenderausweis, und bin auch als Knochenmarkspender registriert. Auch blutspenden war ich schon ein paar mal, auch wenn ich zum regelmäßigen gehen zu träge bin.



  • Ein Problem habe ich mit den "wer nicht so will, wie ich das haben möchte, der soll was machen müssen und wird dann auch entsprechend benachteiligt". Nebst dem Seitenhieb auf die privat krankenversicherten, deren höhere Kassensätze derzeit unser marodes Gesundheitssystem überhaupt noch am Leben halten (eine Praxis mit nur Kassenpatienten hätte finanzielle Probleme), zeugen von einer Borniertheit, die mich anwidert.



  • Link zum Organspenderausweis: http://www.organspende-info.de/extra/bestellservice/Organspendeausweis/
    Ich habe meinen immer in der Geldbörse.



  • Hi Jester,

    was spricht gegen die Widerspruchsregelung. gibts in vielen Ländern, hatten wir ja in der DDR auch so, und bei uns sind auch keine reihenweise abgeschlachtet worden.
    Und was spricht dagegen, daß Organe erst mal für die sind, die selber Spender sind? Klar, es läßt sich nicht mnit der derzeitigen Abzocker- und GeizIstGeilMentalität vereinbaren. Maximal selber abfassen wollen aber selbst nichts einbringen wollen.
    So ist einer vielleicht regelmäßig Blutspender und spendet vielleicht auch noch für einen anderen Knochenmark... und wenn er selber mal was braucht, dann hat er unter Umständen Pech, weil ein anderer der selber nicht bereit ist anderen zu helfen auf der Liste weiter oben steht.
    Auf der Bank kannst Du auch nur dann vomm ersparten Leben, wenn Du vorher was eingebracht hast.
    Wenn mann erlebt hat, daß Menschen, die man kennt und die einem was bedeuten in die Grube fahren müssen, nur weil andere glauben nach dem Tod mit allen Organen verbrannt werden zu müssen oder zu faul sind mal so einen Ausweis zu holen, dann sieht man das etwas anders.
    Hier im Osten haben übrigens viele Arztopraxen keine oder so gut wie keine Privatpatienten. Nunja, da stehen eben Holzstühle im Wartezimmer, kann ich aber mit leben.

    Gruß Mümmel



  • Deine ganze Argumentation ist mal wieder voll von diesen dämlichen Floskeln mit Abzockern, Geiz, in der DDR gab's das nicht/war das auch super, Leute die man kennt-Tränendrüse... das ist doch alles Kacke.

    Ganz offensichtlich kann nicht Organe spenden nichts mit Geiz und Abzocke zu tun haben, schließlich hat man ja garnichts mehr davon nach seinem Tod. Vielleicht haben manche Leute andere Gründe? Aber klar, die zählen bei Dir natürlich nix und dann werden sie halt benachteiligt, wenn sie nicht so wollen wie Du.

    Es gibt im Gesundheitswesen übrigens nicht nur Arztpraxen. Aber klar, die haben wahrscheinlich alle nur Probleme sich goldene Stühle ins Wartezimmer zu stellen. Ist halt diese Geiz-Abzockementalität, in der DDR hätte es das nicht gegeben. *kotz*



  • Hi,

    Du kannst das von mir aus sehen wie Du willst, aber wer nicht bereit ist selber was herzugeben, der soll auch nicht darauf rechnen können, daß andere für ihn was hergeben.

    Im übrigen ist die Widerspruchslösung keine DR-Erfindung, sondern wird in vielen Ländern so gehandhabt.
    Die Widerspruchslösung gilt (Stand: April 2007) in Europa in Luxemburg, Österreich, Polen, Portugal, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien und Ungarn. (Wikipedia).
    Jetzt eruzähl mir nur noch, daß das alles sozialistische Diktaturen sind...

    Und ob Du das nun als Floskeln siehst, eine funktionierende Gesellschaft kann nun mal nur auf Gegenseitigkeit beruhen. Diese Erkenntnis ist aber in den fetten Zeiten der BRD ziemlich abhanden gekommen. Klar der Topf war ja groß genug und alle konnten beliebig reingreifen. Mittlerweile stellen wir jetzt an immer mehr Ecken fest, daß der Topf wenn zu viele nur reingreifen immer leerer wird. Aber typisch Deutschland wird auch jetzt noch nicht nicht auf mehr reintun, sondern versuchen das reingreifen so zu realisieren, daß jeder die exakt gleiche Menge ruasnehmen kann.

    Gerechtigkeit heist aber nicht, daß jeder das gleiche bekommt, sondern nur, das jeder die gleichen Chancen hat. Ist jetzt etwas vom Kernthema abgewichen. Trotzdem ein link zu Notker Wolf, dem leiter des Benediktinerordens. Dem wirst Du ja wohl nicht DDR-Mentalität unterstellen.
    http://www.stern.de/wirtschaft/arbeit-karriere/arbeit/:Soziale-Gerechtigkeit-/564375.html
    Daraus ein Zitat von Wolf:
    "Es gibt eine fatale sozialistische Grundströmung im deutschen Denken, die lautet: Politik ist nur dann gut und menschlich, wenn sie die Gebote sozialer Gerechtigkeit und sozialer Gleichheit über jede praktische Vernunft stellt. Das ist Unsinn. Allen gleiche Startchancen zu geben ist richtig - aber wir müssen Schluss machen mit dieser unsäglichen Gleichheitsideologie. Menschen sind nun einmal verschieden. Wenn ich dem einen heute 100 Euro gebe, hat er morgen 200 Euro daraus gemacht, der andere hat das Geld komplett in der Kneipe gelassen. Der unaufhaltsame Ausbau des Sozialstaats ist das beste Beispiel dafür, wie man sich aus Gerechtigkeitsfanatismus sein eigenes Gefängnis bauen kann."

    Gruß Mümmel



  • @muemmel:
    wird das bei dir dann aufgerechnet? so im sinne von 20 mal blutspenden == ein nierchen?
    einmal blutspenden und ich bin auf der sicheren seite? oder gibt's dann auch nur eine konserve und ich hab pech, wenn ich drei braeuchte.

    irgendwie tut's so nicht...

    gruesse, mm



  • Hi,

    es geht nicht um Aufrechnung wer wieviel.
    Mir gehts ganz einfach um die Bereitschaft sich selber zu beteiligen sich einzubringen.

    oder mal krass auszudrücken, gegen eine Bevorteilung von Schmarotzertum, also welche, die aus "anderen Gründen" den Deckel auf IHRER Urne zumachen und nicht bereit sind, mit Organen die sie selber nach ihrem Tod gar nicht mehr brauchen einen anderen vor dem sterben zu bewahren, die aber dann, wenn bei ihnen was ausfällt am liebsten ganz vorne auf die Warteliste wollen.

    Gruß Mümmel


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