wie zufrieden seid/wart ihr mit eurem informatik-studium?



  • wie der titel impliziert, richtet sich der thread vornehmlich an informatik-studenten 😉

    ich bin nun im 7. semester an einer FH (nächstes ist somit schon diplomarbeit) und bin irgendwie nicht so glücklich.
    was mich vorallem stört ist, dass das studium doch wirklich extrem praktisch ausgelegt ist. natürlich - es ist eine FH. aber wenn man sich auch das gesamte hauptstudium über primär mit programmieren beschäftigt und von theoretischer informatik, datenstrukturen und algorithmen (...jenseits von verketteten listen und quicksort) im grunde kaum etwas gehört hat läuft imho doch irgendwas schief.
    auffassung der hochschule ist wohl, dass sie industriefertige softwareentwickler hervorbringen will und das schafft sie sicherlich auch - wer hier sein diplom bekommt, kann mit sicherheit in mehreren sprachen in unterschiedlichsten gebieten software entwickeln.

    von studenten anderer hochschulen hört man oft das zauberwort vertiefungsrichtung. sowas gibts hier leider rein gar nicht. es wird für alle möglichen gebiete vielleicht jeweils ein WO fach angeboten. man will sich auf computergrafik, KI, microcontroller, datenbanken etc. spezialisieren? toll, je ein WO.
    zudem sind der großteil der WO fächer ebenso grundlegend wie viele pflichtfächer im grundstudium. da hat man schon C und C++ gelernt, jetzt darf man WO fächer zu java, C#, .net, windowsprogrammierung oder assembler besuchen.

    den kommilitonen scheints zu gefallen, denn eben diese fächer sind immer proppen voll, während sachen die nicht ganz so 08/15 sind (beispielsweise wissenschaftliches rechnen) mit 1-2 teilnehmern rumkrebsen und folglich ganz eingestellt werden.

    ich habe einfach das gefühl, dass es doch ein bisschen traurig ist als diplom inf. FH nur vorweisen zu können, das man ganz toll C++, java und C# programmieren kann und in alle tiefergehenden bereiche bestenfalls mal reingeschnuppert hat...

    frage nun: ist das normal?
    ich muss dazu sagen, dass ich vorher an einer TU 2 semester medieninformatik studiert habe. das ging leider ziemlich in die hose, nichtsdestotrotz muss ich sagen, dass ich da mehr informatik gesehen habe, als hier im ganzen studium. so wenig wollte ich dann doch nicht wissen...



  • die Erkenntnis kommt dir nach 7Semestern etwas zu spaet.



  • maximAL schrieb:

    frage nun: ist das normal?

    Nein.
    War bei uns (FH) z.B. absolut nicht so.



  • nep schrieb:

    maximAL schrieb:

    frage nun: ist das normal?

    Nein.
    War bei uns (FH) z.B. absolut nicht so.

    hmm, könntest du das noch ein bisschen ausführen? vielleicht ein kurzer(!) überblick über die inhalte?



  • Mh hatte ich schon mal irgendwann hier reingeschrieben...
    Also Programmieren gabs bei uns eigentlich nur 2 Vorlesungen, C++ und Java. Und dann gabs halt noch ne Vorlesung die sich Systemprogrammierung (UNIX) nannte, dabei gings aber auch eher um die Konzepte von parallelen Prozessen deren Synchronisation (Semaphoren, Monitore, ...) und so Zeugs.
    Das wars dann eigentlich schon was das angeht. Ansonsten gabs halt viel Mathe- und Theoretische Informatik Vorlesungen und so Sachen wie KI, Netzwerke, Datenbanken, Software Engineering, Compilerbau uvm., das Übliche halt. Dann musste man sich natürlich auch noch beliebige Vorlesungen zusammenwählen, welche aber auch eher oft konzeptioneller Natur waren (z.B. Graphische Datenverarbeitung). Da gabs dann aber natürlich auch Dinge wie PHP oder .NET, aber das war im Vergleich zum anderen doch sehr wenig.

    Es gab dann natürlich auch oft Praktika zu den Vorlesungen, wo auch ab und an mal was programmiert wurde. Aber da gings nicht ums Programmieren an sich, sondern einfach nur mal um einzelne Aspekte halt mal selbst umzusetzen (z.B. in KI mal ein neuronales Netz zu implementieren).

    Achja es gab dann auch noch Pflichtvorlesungen mit BWL- und Managementinhalten.



  • Mein Informatikstudium (Uni) war prima, ich hab mich allerdings ziemlich stark auf das was mir Spass macht spezialisieren koennen (Mustererkennung, Machine Learning und NLP).



  • maximAL schrieb:

    auffassung der hochschule ist wohl, dass sie industriefertige softwareentwickler hervorbringen will und das schafft sie sicherlich auch - wer hier sein diplom bekommt, kann mit sicherheit in mehreren sprachen in unterschiedlichsten gebieten software entwickeln.

    na, das ist doch perfekt. ich will gar nicht wissen, wie viel geld firmen verpulvern, weil sie frisch gebackene informatiker erst anlernen müssen. wenn du dich für irgendwelchen theoretischen background interessierst, kannst du sich auch so damit beschäftigen. das geht auch ohne anleitung und keiner wird dich davon abhalten.
    🙂



  • ~fricky schrieb:

    na, das ist doch perfekt. ich will gar nicht wissen, wie viel geld firmen verpulvern, weil sie frisch gebackene informatiker erst anlernen müssen. wenn du dich für irgendwelchen theoretischen background interessierst, kannst du sich auch so damit beschäftigen. das geht auch ohne anleitung und keiner wird dich davon abhalten.
    🙂

    na klar, der praktische Teil ist ja soooo kompliziert. die pille-palle theorie geht dann natürlich nebenbei. 🙄



  • Jester schrieb:

    die pille-palle theorie geht dann natürlich nebenbei.

    wo habe ich das gesagt?
    🙂



  • ~fricky schrieb:

    na, das ist doch perfekt. ich will gar nicht wissen, wie viel geld firmen verpulvern, weil sie frisch gebackene informatiker erst anlernen müssen. wenn du dich für irgendwelchen theoretischen background interessierst, kannst du sich auch so damit beschäftigen. das geht auch ohne anleitung und keiner wird dich davon abhalten.
    🙂

    Falsch. Es ist nicht sehr sinnvoll so Dinge wie Programmierung in diversen Sprachen in zahlreiche Vorlesungen zu packen. Dafür gibts dann eben Semesterprojekte, Praxissemester usw. Das ist eigentlich einer der großen Vorteile einer FH, dass man eben einerseits trotzdem die ganzen Konzepte und Theorie in den Vorlesungen vermittelt bekommt, aber andererseits auch trotzdem die Praxis nicht zu kurz kommt.
    Das was maximAL beschreibt hört sich ziemlich beschissen an, da wär ich schon längst abgesprungen. Ich bin mit meinem Studium im Nachhinein eigentlich sehr zufrieden. Man konnte sich ja auch trotzdem zu einem gewissen Teil "spezialisieren", also sich dann in den Wahlpflichtvorlesungen auch Themen raussuchen die einen besonders interssieren, wie in meinem Fall z.B. Verteilungstechnologien. Es gibt auch Leute die in diesen Wahlpflichtvorlesungen quasi auch nur theoretisch / mathematische Inhalte gewählt haben, weil sie sich eben mehr darin spezialisieren wollten. Ein Freund von mir arbeitet da jetzt z.B. in der Forschung im Bereich holographische Datenverarbeitung.



  • nep schrieb:

    Ein Freund von mir arbeitet da jetzt z.B. in der Forschung im Bereich holographische Datenverarbeitung.

    okay, aber 'ne FH ist doch eigentlich mehr arbeitsmarktorientiert, also hat weniger das ziel, tolle wissenschaftler hervorzubringen. und da es offensichtlich einen bedarf an programmierern gibt, die mehr können müssen als ein 'fachinformatiker', macht's diese FH doch genau richtig.
    🙂



  • Ach dieser ewige Mythos... Auch wenn man "normal" in der freien Wirtschaft irgendwo arbeitet, sollte man irgendwo befähigt sein wissenschaftlich zu arbeiten bzw. zu "forschen". Und umgekehrt ebenso. Dieses Uni <-> FH wird IMHO total überbewertet. Letztlich kommt es sowieso immer auf den Studenten drauf an was er daraus macht. Das kann heißen, dass sich ein FH'ler durchaus eher z.B. auf mathem. Stoff konzentriert, wohingegen einer von der Uni sich eher auf mehr praxisbezogenere Inhalte konzentriert. Warum sollte das nicht möglich sein? Es ist natürlich richtig, dass die FH prinzipiell mehr in Richtung Wirtschaft tendiert und die Uni mehr in Richtung Forschung tendiert. Aber so riesig sind die Unterschiede da nicht (mehr). War früher anscheinend anders, da haben sich beide Modelle wohl ziemlich angenähert.

    Dieses (etwas übertrieben dargestellte) Denken, von wegen einer von der Uni braucht erst mal monatelang bis er irgendwo in ner Softwareentwicklungsschmiede eingearbeitet ist, und einer von der FH kann nur Standardsoftware entwickeln, stimmt halt absolut nicht.

    Und maximALs FH machts eben genau nicht richtig. Das was er macht kommt ja eben eher ner Fachinformatiker-Ausbildung nahe als einem Studium. Und darüber beschwert er sich ja auch.



  • Uni geht mehr in Richtung Wissenschaft, FH mehr in Richtung Wirtschaft (Anwendung). Das ist aber nur der Grundsatz.Es hängt vor allem am Professor und seinen Prioritäten ab!

    Was der Threadstarter aber beschreibt, ist nicht so gut. Jede FH sollte mindestens 40% Theorie vermitteln.

    Aber keine Bange, nach dem Diplom (FH) kann gerne ein Master-Studienplatz (2-4 Semester, meistens 3)an einer Uni belegt und entsprechnder Abschluss absolviert werden.



  • nep schrieb:

    Das was maximAL beschreibt hört sich ziemlich beschissen an, da wär ich schon längst abgesprungen.

    naja, ich kanns mir nunmal nicht leisten zweimal den studiengang zu wechseln. zumal das grundstudium ganz OK war. da gabs immerhin ein paar grundlagen und eben den üblichen kram an mathe, etechnik und physik der natürlich primär theoretisch ist und der hohe praxisanteil machte da eben auch mehr sinn, um den leuten erstmal programmieren beizubringen. leider hat sich das im hauptstudium in die falsche richtung weiterentwickelt. die "harten" fächer gibts nicht mehr, wohl weil man nicht noch mehr sieben will (60% sind wohl genug) und sich die wenigsten studenten das freiwillig antun werden.

    wir haben einen noch recht neuen prof, der oft ähnlich über die ausbildung hier herzieht. seine meinung bei der einführung des bologna-systems ist sinngemäß "bachelor kann man hier machen, kein problem. aber master kann man vergessen, alles viel zu allgemein". das triffts imho recht gut.



  • maximAL schrieb:

    wir haben einen noch recht neuen prof, der oft ähnlich über die ausbildung hier herzieht. seine meinung bei der einführung des bologna-systems ist sinngemäß "bachelor kann man hier machen, kein problem. aber master kann man vergessen, alles viel zu allgemein". das triffts imho recht gut.

    Ein Master zu allgemein, oder hab ich das falsch verstanden? Der Master ist doch /gerade/ zur Spezialisierung da und der Bsc recht allgemein (fruehers "Grundstudium" genannt)



  • Korbinian schrieb:

    Ein Master zu allgemein, oder hab ich das falsch verstanden? Der Master ist doch /gerade/ zur Spezialisierung da und der Bsc recht allgemein (fruehers "Grundstudium" genannt)

    er meint, dass das angebot der hochschule viel zu allgemein ist, um da einen (sinnvollen) master zu machen 😉



  • Bei uns ist das Problem, dass sehr viele Fächer einfach viel zu lasch unterrichtet wurde.
    Man geht dann zwei mal in die Vorlesung(Anmelden muss man sich ja), macht sein 20 Minuten Referat oder wahlweise ein paar Seiten blabla, bekommt seine 1 und fertig.

    Gelernt hat man leider gar nichts, außer im aufmerksam schauenden Zustand zu schlafen natürlich, sofern doch mal Anwesenheitspflicht besteht.
    Da hilft dann auch kein interessant klingendes Fach auf dem Stundenplan.
    Wirklich interessant waren im Hauptstudium nur ein paar Wahlpflichfächer.



  • dreaddy schrieb:

    Man geht dann zwei mal in die Vorlesung(Anmelden muss man sich ja), macht sein 20 Minuten Referat oder wahlweise ein paar Seiten blabla, bekommt seine 1 und fertig.

    Ist das eigentlich überall so in der Informatik, dass man die Noten hinterhergeworfen bekommt? Bei den Informatikern an unserer Uni habe ich auch oftmals den Eindruck, dass man da für ein bisschen Blabla ne 1 bekommt. Irgendwie scheint der durchschnittliche Informatiker hier mit einer 1.x zu abzuschließen während bei den guten Ingenieuren irgendwas mit ner 1 oder 2 vor dem Komma normal ist. Wo bleibt da noch der Raum, damit sich wirklich gute Leute abheben können?



  • @Walli
    Nur mal so am Rande. Ich war durchgängig froh wenn eine Prüfung eine Durchfallquote von 50% hatte. Ich hatte 2-3 Prüfungen wo man mittels Altklausuren und Skript sehr einfach durch die Prüfung kam, aber sonst nicht. Geschenkt bekamen wir keine Prüfung.

    Ein Freund eines Kollegen war im Hauptstudium und fiehl bei einer Prüfung gnadenlos durch. Obwohl er nur noch diese Prüfung ablegen musste, kam der Härtefallantrag nicht durch. Und dadurch hat der Kollege 4 Jahre Studiumszeit in den Sand gesetzt.

    @maximAL
    Deine Schilderungen hören sich nicht gut an. Schaue mal ob du das Ganze nicht nachholen kannst, indem du eine Art Selbststudium betreibt. Und löcher ruhig deine Profs nach dem Motto: "Ich würde gerne einen Suchbaum in C programmieren und dabei nur VisualC von Microsoft benutzten. Wie mache ich das ??"



  • Walli schrieb:

    dreaddy schrieb:

    Man geht dann zwei mal in die Vorlesung(Anmelden muss man sich ja), macht sein 20 Minuten Referat oder wahlweise ein paar Seiten blabla, bekommt seine 1 und fertig.

    Ist das eigentlich überall so in der Informatik, dass man die Noten hinterhergeworfen bekommt? Bei den Informatikern an unserer Uni habe ich auch oftmals den Eindruck, dass man da für ein bisschen Blabla ne 1 bekommt. Irgendwie scheint der durchschnittliche Informatiker hier mit einer 1.x zu abzuschließen während bei den guten Ingenieuren irgendwas mit ner 1 oder 2 vor dem Komma normal ist. Wo bleibt da noch der Raum, damit sich wirklich gute Leute abheben können?

    Weiß nicht, bei uns wars halt so, dass von denen die angefangen haben, vielleicht noch ca 10-15% auch wirklich das Diplom bekommen haben. Aber fast alle die da dann das Diplom hatten, hatten auch ne 1 vor dem Komma. Klausuren mit Durchfallquoten um die 80% gabs schon desöfteren...

    Ich denke es ist halt so, entweder schafft mans (und dann auch richtig gut) oder halt nicht.


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