Weiss jemand, wer Informatikkaufleute ausbilden darf?



  • Hallo,

    habe da ein ganz dringendes Anliegen.

    Mache gerade eine Ausbildung zum Informatikkaufmann.
    Mein Ausbildender ist gelernter Industriekaufmann und hat den Ausbilderschein für die kaufmännische Berufsausbildung von der IHK.
    Dieser bildet aber nicht selber aus und ist nun nach dem Berufsbildungsgesetz versplichtet, für meine Ausbildung Ausbilder zu bestellen, die fachlich geeignet sind, um mich ausbilden zu dürfen.

    Leider habe ich nur Ausbilder bekommen, welche weder eine Auusbildung oder ein Studium durchlaufen haben, was auch nur im entferntesten Sinne was mit kaufmännischen Sachverhalten und/oder IT zu tun hätte.

    Ist dass nicht unzulässig?? Habe gehört, dass Informatikkaufleute nur von Informatikkaufleuten,Informatikfachwirten oder Leuten mit höherwertigen Abschlüssen sowohl kaufmännisch, als auch informationstechnisch + Programmierung ausgebildet werden dürfen. Bzw. im kaufmännischen Teil der Ausbildung von Industriekaufleuten, Bankkaufleuten und höher.. und im informationstechnischen Teil der Ausbildung von Fachinformatikern und höher.

    Da muss es doch klare Richtlinien geben.

    Habe dass Gefühl, mein Ausbildender, der ja ausbilden darf, hat bei der IHK gesagt er verfügt über fachlich geeignetes Personal, um ne Genehmigung zu kriegen und hat jetzt ne billige Aushilfskraft. Ich lerne hier nämlich gar nichts aus dem Ausbildungsrahmenplan für die betriebliche Ausbildung und meine Ausbilder sind fachlich nicht in der Lage mir einfache Sachverhalte zu erläutern.

    Wäre wirklich nett, wenn mir jemand mal Auskunft geben kann, der da versiert ist.

    Dankeschön



  • Hat noch keine/r solche Probleme gehabt oder kennt sich damit aus?

    Wäre trotzdem nett, wenn sich noch jemand findet, der weiss wie das so läuft.



  • Hi!

    Wenn ich das hören, kann ich wieder kotzen... (Oh no! Nicht schon wieder) ...

    Das Problem ist, es fehlen in Deutschland unglaublich viele Lehrstellen. So das die IHK beide Augen bei den Ausbildungsbetrieben zudrückt.

    Warum ich mich persönlich aufrege?! Ich habe versucht hier bei mir eine Lehrstelle einzurichten. Die IHK sagt: Nix - kein Dipl.-Inf., kein Fach-Inf., keine Lehrstelle.

    Das Paradoxe ist: Ich werde von zwei meiner Kunden arrangiert, um hin und wieder ihre Lehrlinge zu drillen, weil der Software-Technik-Standard dort noch .... naja! D.h. Ich consulte Softwareunternehmen, ich bilde die Lehrlinge in anderen Betrieben aus, darf aber selbst keine Ausbildungsstelle schaffen.

    Vor allen wenn man weiß, wie die Ausbildungsbetriebe f. FI enstanden sind. Jeder Betrieb, der 1997 drei Jahre in der Softwareentwicklung tätig waren, durften ausbilden. 2003 geht das auf einmal nicht mehr ... 😡

    Und wenn ich mir dann ankucke FI dann drauf haben ... IHK-Verblödet.

    Sorry - Das musste mal raus.

    P84



  • 1. Es wäre schön gewesen, wenn sich jemand von der Azubi-Seite geäußert hätte.

    2. Ich sprach von einer Ausbildung zum Infkfm. und nicht zum Fachinformatiker

    3. Es ist sicher ein Problem,dass es zu wenig Ausbildungsstellen gibt.
    Das ist aber keine Entschuldigung dafür, dass die Großzahl von
    Informatikkaufleuten grottenschlecht ausgebildet wird.

    4. Das Problem liegt aber nicht bei der IHK, dass es sowenig Ausbildungsstellen
    gibt, sondern daran, dass es nur extrem wenig Betriebe gibt, die geeignet
    sind, die diversen IT Berufe auszubilden. In der Regel sind das mittel-
    ständische Unternehmen, die auf der Schwelle zum Großunternehmen sind und
    die wenigen Großunternehmen. Generell sind auch nur Unternehmen geeignet,
    die der produzierenden IT-Branche angehören.

    5. Ein andere Grund ist, dass es soviel arbeitslose Schulabgänger gibt, die
    sich auf IT Ausbildungsstellen beworben haben, dass sie selbst zu unter-
    qualifiziert sind. Es ist doch klar, dass man eine IT Ausbildung, die
    schwerste davon ist die zum Informatikkaufmann, nur mit einer sehr sehr
    guten FH-Reife oder Abi schaffen kann. Es bewerben sich aber über 70% mit
    Realschulabschluss oder Hauptschullabschluss auf solche stellen. Da brauch
    man sich doch nicht wundern, dass die nicht übernommen werden.

    6. Ausserdem ist es doch gut, dass nicht jeder Betrieb die Ausbildungsberech-
    tigung erhält. Der Großteil der sogenannten IT-Betriebe sind doch nur Mini
    Unternehmen, die von nicht-Fachleuten geründet wurden, um in der Zeit des IT
    Aufschwungs nen schnellen Euro zu machen...( Dazu würde ich dich wohl auch
    zählen). Das Ziel des Dualen Systems ist es doch, besonders qualifizierte
    Fachkräfte auszubilden. Das geht doch nicht, wenn dann irgendein Hobby-
    Computerschrauber oder Möchtegern-Kaufmann schnell ne GmbH gründet;
    vielleicht nen bischen C++ und VB kann, mal nen Volkshochschulkurs in
    Rechnungswesen gemacht hat und dann zur IHK geht und sagt ich will was an
    der schlechten Ausbildungssituation ändern und nen Azubi haben.
    Leider sieht die Realität aber so aus; vielleicht 10% der IT-Asubildungs-
    plätze werden von den qualifizierten IT Betrieben gestellt, ca. 40% kommen
    gar nicht aus der IT-Branche ( sondern sind nur Abnehmer und verfügen nicht
    über richtiges IT Personal, wie daß bei mir der Fall ist) und 50 % sind mini
    Unternehmen a la HinzundKunz, wo der IT Fachmann noch nicht mal weiß wo der
    Reset-Knopf am PC ist.

    ... Ich denke es ist nach dieser kleinen Liste wohl verständlich, dass viele Azubis gefrustet sind. Es ist doch schlimm, wenn die Ausbilder nicht in der Lage sind auch nur die Mindestkenntnisse beizubringen. Oder dass man nach zwei Blockphasen Berufsschule mehr in Sachen techn. Aufbau und Funktion von Hardware drauf hat, als der Ausbilder, der die Hardware-Ausbildungsphasen durchführen soll.

    Zugegebenermaßen dürfte, dass bei mir schon extrem krass sein, da ich den nicht
    wiedegutzumachenden Fehler gemacht habe, bei einer öffentlichen Behörde unterschrieben zu haben... und ich nur von Beamten der Allgemeinen Verwaltung ausgebildet werde. Das Paradoxe daran: auf der einen Seite kriegen Betriebe, die hochqualifiziert sind, schon beim kleinsten Fehler von der IHK einen reingewürgt, aber in Sachen meiner Ausbildungsstätte wird nicht der geringste Anlass gesehen einzugreifen, obwohl ich von Leuten ausgebildet werde, die so gar nix draufhaben.



  • Auf der einen Seite muss ich zugestellen; es steckt viel Wahrheit in dem was Du gesagt hast. Aber einige Punkte muss ich doch explizit negieren:

    - Das duale System ist (vergleichbar mit der Abfallwirtschaft :D) in diesen Bereich ausgesprochen schlecht. Die meisten Berufsschullehrer sind hoffnungslos unterqualifiziert schon fast inkompetent. Der entscheidene Grund liegt in de Schnelllebigkeit der Technologie. Wirklich qualifizierte Leute würden so einen Job auf BAT ja nicht machen. Ein Problem, mit den Du offensichtlich auch zu kämpfen hast. Mal abgesehen davon, dass ich bis heute nicht verstanden habe, was Musik, Sport und Religionsunterricht in der Berufsausbildung zu suchen haben. Der Versuch überbetriebliches Knowhow zu vermitteln scheitert meist kläglich.

    - Die Unternehmensgröße hat nicht zwingend etwas mit der Fachkompetenz des Unternehmens zu tun. Mir sind Unternehmen begegnet mit 4-6 Mitarbeitern die bekannte und renormierte Banken, Versicherungen, Phamakonzerne, Energierversorger oder Groß-Konzerne jeder Art als Referenzen haben. Erzielt durch einen außerordentlichen hohen Software- oder Knowhow-Standard. Hingegen kenne ich hier hiesige Unternehmen mit ca. 200 Mitarbeitern, die nach wie vor wie die letzte Klitschen arbeiten ....

    - Mir fiel besonders auf, dass die meisten Unternehmensgründer nicht in der Softwareentwicklung ausgebildet wurde. Sie hatten ihre Kompetenzen zu einer Zeit entwickelt, als es die zugehörigen Ausbildungsberufe noch gar nicht gab.
    Diese wurden eigentlich nur aus einer Refektion ihrer Erfahrungen gebildet.
    Aber genauso sicher gibt es aber auch eine ebenso große Schar von Stümpern und Pfuschern.

    - Um zu erörtern, ob ich nun zu Ihnen gehöre, da müsste ich jetzt einen EGO-Trip fahren, auf den ich bei Dir keinen Bock habe .... 😉

    Tipps:

    1. Seh mal zu, ob Du nicht in betrieblich Austauschprogramme gelangen kannst. Evt. für immer. 😉
    2. Sehr intensives Selbststudium betreiben und versuchen, deine Erkenntnisse in betriebliche Projekten zu reflektieren.
    3. 'Networking' zu Gleichgesinnten betreiben. Z.B. So mancher Nebensatz, der hier auf diesen Board gefallen ist, hat mir Quantensprünge verschafft.
    4. Sehr intensiv Fachzeitschriften lesen. Lass Dir die vom Ausbilder bezahlen.
    5. Man wird nur besser, indem man sich die 'Handgriffe' von Leuten abkuckt, die besser sind als man selbst. In Laufe der Jahre werden die dann immer weniger. 😃
      Treff Dich mit anderen Entwicklern, auf Tagungen messen.
    6. Niemals stagieren. Wer rostet ist bald raus aus dem Geschäft.
    7. Als Informatikkaufmann (wo ist denn der Unterschied zum EDV-Kaufmann ?!) solltest Du Dir noch eine persönliche Kundenorientierung anerziehen. Die macht Dich bei späteren Arbeitgeber beliebt.

    Wenn dein Ausbildungsbetrieb nix tagt, musst Du selber das Heft in der Hand nehmen. 🙂

    cu

    P84

    [ Dieser Beitrag wurde am 05.03.2003 um 23:36 Uhr von Prof84 editiert. ]


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