Warum wurden die Weltkriegsverlierer so erfolgreich?
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tawa schrieb:
Deutschland als Wirtschaftswunderland mit einem Ruf hoher Ingenieurskunst in der Welt und stabiler Währung; Und Japan als unglaublich innovatives Hi-Tech-Land, trotz geologisch sehr ungünstiger Lage.
Liegt es vielleicht ehe daran, dass die Kriegsverlierer nur stark begrenzte und reduzierte militärische Kräfte besitzen durften und dass dadurch das meiste Geld nicht in die Aufrüstung, Armeeunterhalt usw., sondern in sinnvollere Bereiche geflossen ist...? Wenn ich so überlege, das scheint der einzige plausible Grund gewesen zu sein... als nix da mit Ingenieurskunst und Hi-Tech oder sonstiges.
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Was Deutschland betrifft, da haben wir auch den Briten und Franzosen einiges zu verdanken. Vor allem die Briten haben sich den Bärendienst erwiesen, in dem sie nach '45 unsere Fabriken plünderten, und alles was noch nicht zerbombt war, als Kriegsbeute mit nahmen.
Die Deutschen hatten dann keine andere Wahl, als ihr Fabriken wieder neu aufzubauen, da war natürlich vieles dabei, was innovativer war, als was nun in GB in den Fabriken stand, der Krieg hatte ja in der Technik und Produktion einiges verändert.
Leisten konnten wir uns das natürlich auch nur, weil es den Marshallplan gab.
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Wäre sicher eine schöne Sache. Nur warum zeigt diese Übersicht:
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Military_expenditure_percent_of_GDP.PNG
Dass die Militärausgaben in Prozent des BIP anscheinend nicht negativ mit dem Wohlstand eines Landes korreliert? Es ist doch auffällig, dass Länder mit den geringsten Militärausgaben wie Mexiko und Laos nicht wohlhabend sind. Während Länder wie Saudi-Arabien oder die USA, welche einen sehr großen Anteil an Militärausgaben haben, zu den reichsten Ländern der Welt gehören.
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phlox81 schrieb:
Was Deutschland betrifft, da haben wir auch den Briten und Franzosen einiges zu verdanken. Vor allem die Briten haben sich den Bärendienst erwiesen, in dem sie nach '45 unsere Fabriken plünderten, und alles was noch nicht zerbombt war, als Kriegsbeute mit nahmen.
Die Deutschen hatten dann keine andere Wahl, als ihr Fabriken wieder neu aufzubauen, da war natürlich vieles dabei, was innovativer war, als was nun in GB in den Fabriken stand, der Krieg hatte ja in der Technik und Produktion einiges verändert.
Das wäre doch ein tolles Rezept gegen die aufkeimende Wirtschaftskrise: einfach mal wieder ein paar Fabriken wegsprengen. Dochdoch, das klingt nach einem Spitzenplan.
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minhen schrieb:
Während Länder wie Saudi-Arabien oder die USA, welche einen sehr großen Anteil an Militärausgaben haben, zu den reichsten Ländern der Welt gehören.
Ich dachte, seit Adam Smith wird der Wohlstand eines Volkes nicht mehr darin gemessen, wie groß das Militär oder wie hübsch die Schlösser des Herrschers sind.
BIP/Kopf: USA ca. 45000 USD, Saudi-Arabien: 15000 USD.
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Daniel E. schrieb:
Ich dachte, seit Adam Smith wird der Wohlstand eines Volkes nicht mehr darin gemessen, wie groß das Militär des Herrschers ist.
Ich messe den Wohlstand eines Volkes auch nicht anhand der Militärgröße. Die Formulierung ist, wie sie ist, weil abc.w das exakte Gegenteil impliziert. Deswegen hebe ich die Punkte, die ihm am meisten widersprechen, hervor. Und das ist nun mal das Gegenteil von dem, was er sagt. Die auf der Karte aufgetragenen Daten lassen eher überhaupt keine Korrelation zu. Muss man das extra sagen?

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Die Siegermächte des ersten Weltkrieges hatten einen riesigen Fehler gemacht. Sie hatten überlegt, ob sie die Verlierer, wie damals üblich, fair mit verhandeln lassen und gewöhnliche Kriegsbeute verlangen, oder ob sie sie so weit schwächen, dass von ihnen keine Gefahr mehr ausgeht. Sie haben sich für Letzteres entschieden, aber mussten feststellen, dass es nicht so einfach ist, ein großes Volk zu unterdrücken. Und in einem unterdrückten Land kommen immer Rachegelüste auf, dessen (aus heutiger Sicht) logische Folge der zweite Weltkrieg war.
Bismarck hatte es da etwas früher intelligenter gemacht. In den Kriegen um die Vorherrschaft in Deutschland mit Österreich als Konkurrent, haben sie die Österreicher nach gewonnenem Krieg zu einem wohlgesonennen Staat und nach Gründung des Deutschen Reiches zum Verbündeten gemacht und waren damit eine absolute Supermacht. Das ist in gewisser Weise, und vor Allem bei der Situation in der die Siegermächte nach dem 2. Weltkrieg standen, wesentlich schlauer. Sie schwächen ihre Feinde nicht, sondern machen sie zu zukünftigen Verbündeten. Es ist Zeitzeugen zufolge in der Bevölkerung Deutschlands gegen Ende des Krieges sowieso die Hoffnung da gewesen, gemeinsam mit den Westmächten gegen die Sowjetunion zu kämpfen. Anders herum wohl kaum...
Die Versorgung Westberlins über die Luftbrücke, anstatt es einfach abzugeben, war dabei natürlich ein weiterer intelligenter Schachzug um das Wohlwollen der deutschen Bevölkerung zu sammeln. Die Unterstützung im Volk und ihr Wille etwas aufzubauen war daher im Westen viel größer, als im Osten, wo man Anfangs offen mit Unterdrückung und vertreibung arbeitete.
Hinzu kamen die Schwierigkeiten des sozialistischen Systems in der DDR. Wenn ich dafür sorge, dass es allen Menschen jeglichen Standes (relativ zum Kapitalismus gesehen) gleich gut geht, während im Nachbarstaat nach Glück, Wissen und Leistung vergütet wird, dann merkt sich die Elite logischerweise, dass es ihnen beim Nachbarn wesentlich besser geht.
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minhen schrieb:
Ich messe den Wohlstand eines Volkes auch nicht anhand der Militärgröße. Die Formulierung ist, wie sie ist, weil abc.w das exakte Gegenteil impliziert. Deswegen hebe ich die Punkte, die ihm am meisten widersprechen, hervor. Und das ist nun mal das Gegenteil von dem, was er sagt. Die auf der Karte aufgetragenen Daten lassen eher überhaupt keine Korrelation zu. Muss man das extra sagen?

Ich messe doch nicht den Wohlstand eines Volkes anhand seiner Militärgröße und versuche auch nicht, irgendwelche ökonomischen Theorien aus dem 18. Jahrhundert in Frage zu stellen. Es ist doch so offensichtlich, zumindest für mich, dass es einen Unterschied ausmacht, ob ein Staat seine Industrie entweder auf Aufrüstung oder Wiederaufbau umbiegt. Was gibt es hier noch zu diskutieren? Oder übersehe ich irgendwas?
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Ganz einfach: Stabilität gibt es nur durch wirtschaftliche Sicherheit. Sobald es zu größeren Krisen kommt, fangen die Leute an auf dumme Ideen zu kommen. Dann will auf einmal jede poplige Region unabhängig sein oder man meint sich durch einen kleinen Krieg mit den Nachbarn ablenken zu müssen.
Europa konnte ja erst das friedliche und stabile Niveau erreichen, nach dem man zwei verheerende Weltkriege und einen gemeinsamen wirtschaftlichen Aufschwung geschaffen hat.
tawa schrieb:
warum Deutschland die Mächte Großbritannien und Frankreich nicht nur einholen sondern zeitweise überholen konnten?
zeitweise?
abc.w schrieb:
Liegt es vielleicht ehe daran, dass die Kriegsverlierer nur stark begrenzte und reduzierte militärische Kräfte besitzen durften und dass dadurch das meiste Geld nicht in die Aufrüstung, Armeeunterhalt usw., sondern in sinnvollere Bereiche geflossen ist...? Wenn ich so überlege, das scheint der einzige plausible Grund gewesen zu sein... als nix da mit Ingenieurskunst und Hi-Tech oder sonstiges.
Das klingt eher nicht plausibel. Die Wiederbewaffnung kam 1955. Also 10 Jahre nach dem 2.WK und die Zeit konnte sicher nicht zum überholen genutzt werden. Und schau dir einmal an, wie hoch die Ausgaben von Deutschland/Japan für die Rüstung sind. Wenn ich mich richtig erinnere spielt sich das bezogen auf das BIP etwa im gleichen Rahmen ab.
Nagila Hawa schrieb:
Die Versorgung Westberlins über die Luftbrücke, anstatt es einfach abzugeben, war dabei natürlich ein weiterer intelligenter Schachzug um das Wohlwollen der deutschen Bevölkerung zu sammeln.
Da ging es wohl weniger um das Wohlwollen der Bevölkerung.