Das Ende von HTML wegen Patentschutz ???
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In dem heise Artikel "Word-Verkaufsverbot könnte weit reichende Folgen haben" http://www.heise.de/newsticker/Word-Verkaufsverbot-koennte-weit-reichende-Folgen-haben--/meldung/143484 steht drin dass MS wegen Patentverletzungen bei Word bestraft wurde. Nur verstehe ich leider nicht genau das Warum bzw. ich verstehe das Patent nicht. Leider ist auch meine Kenntnisse in Bürokratendeutsch bzw. Bürokratenenglisch nicht sonderlich gut als dass ich das Patent http://patft.uspto.gov/netacgi/nph-Parser?Sect1=PTO1&Sect2=HITOFF&d=PALL&p=1&u=%2Fnetahtml%2FPTO%2Fsrchnum.htm&r=1&f=G&l=50&s1=5,787,449.PN.&OS=PN/5,787,449&RS=PN/5,787,449 auf die Schnelle verstehen könnte.
Liest man sich dann den folgenden Abschnitt des heise Artikel durch, könnte man meinen dass HTML + CSS vor dem Ende steht, weil diese gegen das Patent verstoßen.
In dem Patent 5,787,449 geht es um die Technik, Format-Informationen und den eigentlichen Inhalt eines Dokuments in getrennten Bereichen einer Datei zu speichern und unabhängig voneinander zu manipulieren. Die Patentklage bezieht sich auf Programme, die die Inhalte in XML kodieren.
Könnte mir deswegen mal jemand das Patent kurz erklären ?
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Patente kann man nicht einfach auf die Schnelle verstehen. Vor allem die Claims (auf die kommt es an, nicht auf irgendwelche Zusammenfassungen und Beschreibungen) sind in einer speziellen Juristen-Geheimsprache verfasst, die nur von weitem wie normales Englisch aussieht.
Herauszufinden, was genau daran nun eigentlich patentiert ist und was nicht, ist in der Regel Zeitverschwendung. Am besten ignoriert man Patente ganz und hofft, nicht versehentlich dagegen zu verstoßen.
Zum Glück sind Softwarepatente ja in Europa illegal.
(edit: wort zuviel)
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@namespace invader
Zum Glück sind Softwarepatente ja in Europa illegal.
Danke, das war genau das was ich wissen wollte.
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namespace invader schrieb:
Herauszufinden, was genau daran nun eigentlich patentiert ist und was nicht, ist in der Regel Zeitverschwendung. Am besten ignoriert man Patente ganz und hofft, nicht versehentlich dagegen zu verstoßen.
Hatten Patente nicht mal den Sinn, dass der eine seine Erfindung publizieren muss und dafür der andere diese gegen Lizenz nutzen darf? Mir scheint, heutzutage publiziert man irgendwas, woraus die Erfindung nicht eindeutig hervorgeht, und verklagt dann alle, die das gleiche auch schon erfunden, aber nicht für patentwürdig befunden haben. Patente müssen sterben.
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Hatten Patente nicht mal den Sinn, dass der eine seine Erfindung publizieren muss und dafür der andere diese gegen Lizenz nutzen darf? Mir scheint, heutzutage publiziert man irgendwas, woraus die Erfindung nicht eindeutig hervorgeht, und verklagt dann alle, die das gleiche auch schon erfunden, aber nicht für patentwürdig befunden haben. Patente müssen sterben.
Soll: Ein Schutz gegen Ideenklau.
Ist: Ein Schutz gegen Leute, die die selbe triviale Idee haben.
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Nein, Soll ist nicht ein Schutz gegen Ideenklau. Patente haben ursprünglich nichts mit Ideen, sondern mit deren Umsetzung zu tun, bzw. überhaupt mit Forschung & Entwicklung. Forschung & Entwicklung != Ideen Haben.
Ein Patent soll nicht dagegen schützen dass ich eine (wirklich) tolle Idee habe, und jemand kommt und "klaut" mir die Idee, und macht dann Geld damit und ich guck durch die Finger (weil ich zu langsam war oder warum auch immer).
Ein Patent soll (ursprünglich) dagegen schützen, dass ich viel Geld in die "Umsetzung" einer Idee stecke (Forschung, Tests, Prototypen Bauen und immer wieder verbessern etc.), und dann jmd. herkommt und das Ergebnis dieses Prozesses klaut, also die fertige Umsetzung 1:1 kopiert.
Dadurch soll erreicht werden, dass sich Firmen trauen in Forschung zu investieren, weil das Ergebnis dieser Forschung eben geschützt werden kann. Das ist grundsätzlich gut, denn es ermöglicht erst den technischen Fortschritt.
Daher ist auch vorgesehen, dass Dinge die "ausreichend trivial" sind, nicht patentierbar sind, da sie "nicht patentwürdig" sind. Dadurch sollte genau das verhindert werden, was heute passiert.
Nämlich dass auch Dinge patentiert werden, wo das aufsetzen der Patentschrift 10x mehr Aufwand (Zeit, Geld) erfordert, als das auszuarbeiten, was eigentlich patentiert werden soll.
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Man kann sich das mit den Patenten so ganz gut deutlich machen: die Erfindung des Telefons.
Es gab mehrere Personen, die gleichzeitig die Idee für ein Telefon hatten... so weit, so schlecht. Denn keiner hatte die Lösung, wie das ganze umgesetzt wird. Also wurden viele Versuche gestartet, man hat viel geforscht und gebastelt. Bis man irgendwann geschafft hatte einen Laut von A nach B überträgt. Erst dann wurde das Patent eingereicht... halt mit der genauen Beschreibung, wie das "Telefon" funktioniert.
Es reicht also nicht aus ein Patent einzureichen, wo drauf steht "Einen Laut von A nach B zu übertragen, ist super nützlich. Irgendwie muß das mit Strom funktionieren.". Weil das ist nur ein Idee, aber kein Patent. Was war denn patentwürdig am Telefon? Die Erkenntnis, das man eine Membran zum Schwingen bringen muß! Darauf ist niemand vorher gekommen!
Aber die ganzen Software-Patente sind doch eher die Kategorie "Idee". Da steht dann drin "Es ist super nützlich, wenn man Daten und Struktur aufteilt.". Ja.. ganz tolle Idee. Aber mehr als eine Idee ist es nicht. Ich halte es für schwierig, ein Software-Patent zu "generieren", weil wir Progger doch alle Bits&Bytes zum Proggen benutzen. Das ist so, als ob wir immer wieder die "Membran" beim Patentamt einreichen würden, also immer wieder ein Telefon.
Patente machen auf jeden Fall Sinn. Es muß aber der Beamte, der das eingereichte Patent begutachtet, auch so realistisch sein, zu sehen, ob das patentwürdig ist. Das scheinen die Amis nicht hinzubekommen.
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Artchi schrieb:
Es gab mehrere Personen, die gleichzeitig die Idee für ein Telefon hatten... [...] Bis man irgendwann geschafft hatte einen Laut von A nach B überträgt. Erst dann wurde das Patent eingereicht...
nur Nebenbei: die Geschichte ist viel verwickelter und von "gleichzeitig" kann eigentlich keine Rede sein - lies mal auf wiki den Artikel "Erfindung des Telefons" nach.
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namespace invader schrieb:
Zum Glück sind Softwarepatente ja in Europa illegal.
Das ist so in dieser Formulierung nicht richtig.
"Illegal" bedeutet ja "verboten". So explizit wird das aber nirgendwo gesagt. Sondern reine Computerprogramme sind nur unter den Dingen aufgelistet, die nicht patentierbar sind.
Das hat zur Folge, daß
a) Software, die in einem Zusammenhang mit einem System oder einem Automat steht, patentierbar ist, auch deren Algorithmen
b) wenn ein reines Softwarepatent durch Schlampigkeit des Prüfers erteilt wird, so ist es zunächst einmal als Patent erlassen (im Falle der Illegalität wäre das nicht möglich)