Zeit zum Programmieren



  • Viele unterschätzen hier, so scheint mir, die Anforderungen, die die Schule an einen jungen Menschen stellt. Gerade intelligentere - ich unterstelle dem OP einfach mal, er gehört nicht zur blöderen Hälfte - Jugendliche haben oftmals Probleme, dem teilweise enormen Erwartungsdruck gerecht zu werden.

    Da wird so nebenher von "Prioritäten setzen" gesprochen. Das gestaltet sich nur relativ schwierig, wenn die Schule vom gesamten "erwachsenen" Umfeld als das Wichtigste überhaupt präsentiert wird. Sich darüber so einfach hinwegzusetzen, und sämtliche Warnungen in den Wind zu schlagen, dazu ist bei weitem nicht jeder im Stande.

    Ich hoffe ich habe mich einigermaßen verständlich ausgedrückt,
    MfG
    Cox



  • Cox schrieb:

    Viele unterschätzen hier, so scheint mir, die Anforderungen, die die Schule an einen jungen Menschen stellt. Gerade intelligentere - ich unterstelle dem OP einfach mal, er gehört nicht zur blöderen Hälfte - Jugendliche haben oftmals Probleme, dem teilweise enormen Erwartungsdruck gerecht zu werden.

    Erwartungsdruck ist das Problem. Und zwar wird nicht immer zu viel verlangt, sondern bloß das falsche. Im Grunde macht die Schule genau das Gegenteil von dem, was einen auf den Job vorbereitet. Beispiele:

    Gruppenarbeit wird extrem überbewertet und dementsprechend überstrapaziert. Die pseudo-random-Gruppen (Abzählen bzw. Spielkarten oder Ähnliches verteilen mit der Möglichkeit, untereinander zu tauschen) bestehen immer aus verschieden engagierten und -fähigen Mitgliedern, sodass keine richtige Zusammenarbeit zustande kommt. Es fehlt die Motivation, weil man erstens generell zu wenig Zeit hat, die Aufgabe nicht klar formuliert oder das Vortragen (bei Rollenspielen, Standbildern und so einem Mist) einfach peinlich ist. Die schwächeren (sei es auch nur aufgrund mangelnden Interesses am spezifischen Inhalt) lernen nichts und die stärkeren kloppen in der kurzen Zeit irgendwas zusammen ohne wirklich zu profitieren.
    Zurück zum eigentlichen Kernpunkt: Gruppenarbeit wird überbewertet. Im Job wird man auch nicht ständig mit 5 Leuten zusammen irgendwas machen, und wenn doch, kann man das auch so tun (als normaler Mensch, ohne in der Schule damit gequält worden zu sein). Referate dürfen in diesem Zusammenhang nicht ignoriert werden. Es passiert oft, dass man mit Leuten, die man nicht kennt (nicht einmal den Namen kennt), ein Referat halten muss. Die zur Verfügung stehende Zeit im "Unterricht" reicht selbstverständlich nicht aus, um etwas Vernünftiges vorzubereiten. Folge: Einer macht die Arbeit, also bringts insgesamt nichts. Allgemein kommen Gruppenarbeiten oft so rüber, dass die Lehrer keine Lust haben, Unterricht zu machen und einen deswegen alleine lassen. Dann verlassen sie gern mal für 15 Minuten den Raum, um Kaffee zu trinken oder sonstwas. Beim einem Schüler wäre derartiges undenkbar, selbst, wenn er gerade nichts zutun hätte. Selbst der Toilettenbesuch wird generell verweigert, es sei denn, es handelt sich um attraktive Mädchen (das ist jetzt ein anderes Thema).
    Nun könnte man denken, dass ein Schüler wenigstens lernt, wie man Vorträge hält, etwas präsentiert etc. FALSCH. Tatsächlich werden rudimentäre Grundlagen (ins Publikum schauen, Notieren gemacht haben, .. kA) vermittelt, die drittklassige Präsentationen zur Folge haben. Das ist nicht immer so, aber wird in jenem Fall auch selten konstruktiv kritisiert. Auf jeden Fall wird das Vortragen nicht geübt, sondern einfach verlangt. Wo auch immer es möglich ist, wird benotet. Eine direkte Rückmeldung seitens des Lehrers hat man aber nicht zu erwarten. Die Zahlen werden heimlich notiert, um sie "in die mündliche Note einfließen zu lassen blabla". Stattdessen sind die anderen Schüler sozusagen gebeten, ihr übliches "also ich fand den Vortrag gut" und "du hast laut und deutlich geredet [niemals gesprochen!]" zum Besten zu geben. Das ist dann gute mündliche Mitarbeit.

    Moderne Medien, ja das ist mal ein interessantes Thema. Schulen rühmen sich damit, über mehrere PC-Räume zu verfügen. Man ist ja modern und muss Medienkompetenz üben. Das einzige Problem: Kaum ein Lehrer verfügt über diese. Schon beim Einschalten eines Fernsehgerätes kommen Entschuldigungen wie "Ich habe ja gar keinen Fernseher zuhause". Wie kann man keinen Fernseher haben?! Es ist wirklich seltsam, dass die nie den Fernseher anbekommen oder mal die richtige Fernbedienung benutzen können. Wie sollen die dann einen PC benutzen?
    Die Computerräume werden zur Recherche benutzt. Dass sowieso jeder bei Wikipedia guckt, ist egal. Macht ja auch nichts, die an den Haaren herbeigezogenen Themen beschäftigen die Schüler.
    Warum wird ein TV-Gerät nicht öfter zur Bildung eingesetzt? Einmal Matrix geschaut, hat man mehr gelernt, als in einem Schuljahr Religion, Politik und Informatik zusammen. Aber das wäre ja zu unterhaltsam. Grundsätzlich ist alles in der Schule verboten, was Spaß macht (das ist wirklich so!).

    Jetzt komme ich mal zum Schluss, obwohl ich noch ein ganzes Buch über das Thema schreiben könnte. Vielleicht kann die Inhalte ja irgendein Freidenkender nachvollziehen.



  • TyRoXx schrieb:

    Einmal Matrix geschaut, hat man mehr gelernt, als in einem Schuljahr Religion, Politik und Informatik zusammen.

    Du hast Musik vergessen. Die Musikalischen Effekte sind in Matrix sehr geschickt eingesetzt.



  • Also ich kann TyRoXx einfach nur absolut recht geben, in jedem seiner Punkte hat er vollkommen recht !

    Ich habe Lehrer, die jede zweite Stunde Gruppenarbeit anfangen zu Themen, die sich dafür überhaupt nicht eignen, oft dient es nur zur Unterhaltung des Lehrers (Dialoge vorspielen). Man hat immer zu wenig Zeit und oft weiß niemand was wirklich zu tun ist.

    Epochalnoten basieren meistens nur darauf, dass jmd seine eigene Meinung in die Runde wirft ohne auch nur zu wissen welches Thema behandelt wird.

    Moderne Medien sind zwar vorhanden (Fernseher, DVD-Player, Computerräume) werden aber so gut wie nie benutzt. Die Lehrer sind meistens älter und fürchten alles was sie nicht kennen, Folge: Manche Lehrer ziehen jede Stunde über das Internet her und lehnen sowieso alles moderne ab.
    Filme mit Unterhaltungswert habe ich in der Schule noch nie gesehen.

    Lehrer interessieren sich nur für ihr Fach und haben kein Verständnis wenn man noch 10 andere Fächer am Tag hat, erst um 5 nachhause kommt und womöglich noch viel Hausaufgaben hat. Ihr Fach hat natürlich immer Priorität und mehr Leistung geht immer.

    Nahezu jeder Lehrer prägt den Schülern bei uns ein "Schule hat oberste Priorität"; gib deinen Nebenjob auf, gib deine Hobbys auf, du hast deinen Tag mit Schule und lernen zu verbringen.

    Natürlich gibt es auch Lehrer die anders sind, Verständnis haben und sich in Schüler hineinversetzen können, ihren Job gerne machen, das ist aber leider nicht die Regel.

    Meiner Meinung nach sollte man einiges am Schulsystem ändern.



  • mono schrieb:

    Meiner Meinung nach sollte man einiges am Schulsystem ändern.

    Das ist eine arglose Untertreibung. Da fehlt noch vieles mehr wie:

    1. Einhaltung der Menschenrechte und des Grundgesetzes bei allen Menschen
    2. Respektierung schwächerer Minderheiten in der Gesellschaft
    Aber vor allem
    3. Befreiung des Geistes des Einzelnen (soll hier heißen, selber zu denken anstatt einen Diktator denken zu lassen)

    Sehr informativ ist diese Seite



  • Ich steuere gerade auf mein Abi zu, lerne rein gar nichts, mache keine Hausaufgaben und habe einen 8 Punkteschnitt. Und das in Bayern.

    Für mich ist es eher ein Problem dass ich in der Freizeit noch 25 Wochenstunden jobbe.
    Aber das würde ich vielleicht ändern, Arbeit beim BurgerKing ist schlauchend und nicht rentabel, vielleicht kombiniere ich Arbeit + Hobby und picke mir ein paar Kleinigkeiten bei rentacoder raus, hmm



  • Die Seite ist echt interessant,
    sollte einen schon nachdenklich machen, dass Deutschland nicht im Stande ist an den Dingen etwas zu ändern.

    Ich wohl Montag wieder in die Schule gehen und meine Referate halten, mit denen ich meine Ferien verbracht hat 😃

    Aber will man eine Zukunft in Softwareentwicklung oder ähnliches haben, kommt man wohl nicht am Abitur vorbei, oder?

    Ich bin nicht schlecht in der Schule (Schnitt 2,1), aber es ist halt echt Quälerei.



  • während einer langweiligen Schulstunde mit Papier und Bleistift "programmieren" 🙂



  • Heinzelotto schrieb:

    während einer langweiligen Schulstunde mit Papier und Bleistift "programmieren" 🙂

    Das ist gar nicht so abwegig. Mein letztes Projekt, ein kleines "Jump 'n Run" in 2 D, habe ich komplett auf dem Papier entwickelt und erst am Computer realisiert.

    Was auch hilft, ist in der vielen Freizeit einfach über das Programmieren nachzudenken. Einige würden jetzt anmerken, dass man sich auch um andere Dinge kümmern muss - aber wenn Programmieren ein Hobby ist, kann man da ruhig jeden Tag 1-2 Stunden hinein investieren.

    Ich für meinen Teil programmiere jetzt seit knapp 18 Monaten und es reicht, wenn man wirklich jeden Tag 1-2 Stunden programmiert. Wenn Du natürlich zur Elite gehören willst und wirklich "Perfektionist" bist, darf es auch ruhig mehr sein. Ich erinnere mich noch an die jetzigen Herbstferien: Ich habe insgesamt 58 Stunden mit einem Kollegen ein Spiel konzipiert, entwickelt und realisiert - natürlich nicht alles an einem Stück, sondern viel mehr jeden Tag ein bisschen.

    Wie sagte mein alter Programmierlehrer noch gleich: "Es ist der Weg der kleinen Schritte!"



  • Ich steuere gerade auf mein Abi zu, lerne rein gar nichts, mache keine Hausaufgaben und habe einen 8 Punkteschnitt. Und das in Bayern.

    8 Punkte sind schlecht, auch in Bayern.



  • Mehr als 8 Punkte erhoffe ich mir auch 😃

    Naja ich werde mal versuchen mich jeden Tag ein bischen mit Programmieren zu beschäftigen und schonmal Plände zu schmieden was ich in den Ferien größeres programmiere.

    Aber bis zu den nächsten Ferien werde ich wohl die Schule solange an erste Stelle stellen bis ich wieder entspanntere Phasen habe.



  • JustAnotherNoob schrieb:

    Ich steuere gerade auf mein Abi zu, lerne rein gar nichts, mache keine Hausaufgaben und habe einen 8 Punkteschnitt. Und das in Bayern.

    8 Punkte sind schlecht, auch in Bayern.

    Und wozu brauche ich genau ein besseres Abi? Brauche nur den Wisch.



  • Icematix schrieb:

    Und wozu brauche ich genau ein besseres Abi? Brauche nur den Wisch.

    Damit der Absturz in der Uni nicht zu krass wird, weil du das Lernen verlernt hast. Mathe tötet dich sonst.



  • otze schrieb:

    Icematix schrieb:

    Und wozu brauche ich genau ein besseres Abi? Brauche nur den Wisch.

    Damit der Absturz in der Uni nicht zu krass wird, weil du das Lernen verlernt hast. Mathe tötet dich sonst.

    Das stimmt. 😞



  • Jo, wenn du die Grundlagen nicht drauf hast, wirst du kaum eine Chance haben.
    Es gibt viele Tage an denen ich bis abens am Schreibtisch sitze und Hausaufgaben mache und lerne, aber ich denke mir immer dabei, dass es sich lohnen wird.



  • TyRoXx schrieb:

    ... Wie kann man keinen Fernseher haben?! ...

    ohne jetzt auf deinen weiteren text ein zu gehen - wie kann man denn denken das alle ein fernseher haben ?!
    wir zb haben schon recht lange keinen - und wir kennen auch viele ohne den drecks kasten - und auch hier im forum sind einige die kein tv haben - so abwaegig ist das gar nicht

    mono schrieb:

    Aber will man eine Zukunft in Softwareentwicklung oder ähnliches haben, kommt man wohl nicht am Abitur vorbei, oder?

    oder du hast glueck - ich hatte glueck, habe kein abi und bin nun seit 3,5 jahren softwareentwickler

    ich geh nur davon aus das man mit einer gewissen vor bildung mehr lohn raus handeln kann

    nur ich weiss nicht - was wird beim abi gelehrt was man beim entwickeln braucht ?



  • Kommt drauf an ... eventuell brauchst bisserl Mathematik. Aber wohl eher nicht :D.

    @TV: Ich habe jetzt auch seit einem halben Jahr kein TV mehr. Vermisse ich nur ganz selten. Serien bekommt man alle gesaugt, Filme auch sowas wie Fußball oder Boxen kann man sich über Stream anschauen, wenn man es live sehen will (ausreichend dicke Leitung natürlich vorausgesetzt, sonst ist es ja kein Genuss ... aber wer hat heute noch keine dicke Leitung 🙄 ? 🤡 .

    @Ersteller: Wenn du Entwickler werden willst, brauchst du kein gutes Abitur. Dreierschnitt reicht, die Chefs gucken eher auf deine Erfahrung. Und wenn du in Betracht ziehst zu studieren, dann gibt es genügend gute UNIs ohne NC für IT-Geschichten. Also lieber nur das Nötigste machen und schauen, dass du 'ne ordentliche objektorientierte Sprache lernst ... cpp, c#, oder meinetwegen auch java.



  • dust schrieb:

    @TV: Ich habe jetzt auch seit einem halben Jahr kein TV mehr. Vermisse ich nur ganz selten. Serien bekommt man alle gesaugt, Filme auch sowas wie Fußball oder Boxen kann man sich über Stream anschauen, wenn man es live sehen will (ausreichend dicke Leitung natürlich vorausgesetzt, sonst ist es ja kein Genuss ... aber wer hat heute noch keine dicke Leitung 🙄 ? 🤡 .

    Die Frage von mir hätte eher lauten müssen: Wie kann man nicht wenigstens einen Fernseher haben? Es war eher so gemeint, dass einige Lehrer gar nichts mit moderner Technik zutun haben.
    Zurück zum Thema: Kann man überhaupt ohne Studium vernünftige Arbeit als Software-Entwickler bekommen?



  • na klar



  • TyRoXx schrieb:

    Die Frage von mir hätte eher lauten müssen: Wie kann man nicht wenigstens einen Fernseher haben?

    Genau! Zumal heute jeder zweite Haushalt drei oder mehr Fernseher hat! 🤡


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