Kultursubventionen kürzen?



  • Umfrage: Sollten Kultursubventionen verringert werden?

    Auswahl Stimmen Prozent
    Kultur sollte stärker subventioniert werden. 3 11.1%
    Die Kultursubventionen sollten so bleiben, wie sie sind. 4 14.8%
    Staatliche Subventionierungen der Kultur sollten zurückgefahren werden. 20 74.1%

    Hi.

    In einem anderen Thread ist die Frage entstanden, ob staatliche Kultursubventionen gekürzt werden sollten. Offensichtlich gibt es in Deutschland einige Arten von Kultur, die ohne derartige Subventionen nicht lebensfähig sind, weil sie, überspitzt ausgedrückt, keinem das wert ist, was sie kostet. Wie seht Ihr das? Seht Ihr Kultur generell als Standortfaktor, der die Lebensqualität erhöht? Und sollte Kultur deshalb prinzipiell subventioniert werden? Oder seid Ihr anderer Meinung? Wo seht Ihr den Sinn von Kultursubventionen? Oder seht Ihr keinen?

    Mich interessiert in dem Zusammenhang einfach mal ein Meinungsbild, weil ich keine Ahnung habe, wie die große Masse das sieht. Ich bin mir nichtmal sicher, wie ich das sehe. 🙂



  • Ich fände es besser, den Bürgern Kulturgutscheine zu geben. Natürlich würde das für manches Theater/... das Ende bedeuten, aber mal ehrlich, viele davon haben deswegen nur wenig Einnahmen, weil sie scheiße sind.



  • Mr. N schrieb:

    Ich fände es besser, den Bürgern Kulturgutscheine zu geben. Natürlich würde das für manches Theater/... das Ende bedeuten, aber mal ehrlich, viele davon haben deswegen nur wenig Einnahmen, weil sie scheiße sind.

    jaja, die guten alten künstlerberufe - programmierer verdienen also auch nichts wenn sie scheiße sind? jetzt hast du meine letzte hoffnung auf erfolg begraben 😞

    @edit: also diese gutscheine find ich ja idr. schon toll, problem ist dass "künstler" relativ hart für wenig geld arbeiten.



  • Mr. N schrieb:

    Ich fände es besser, den Bürgern Kulturgutscheine zu geben.

    Diese Gutscheine würden für die Kultur genutzt werden, die auch ohne Subventionierung überlebensfähig ist. Theater, die zu 90% subventioniert werden müssen, würden das nicht überleben.



  • GEZ ist eine Kultursubvention und ich finde sie gut. Da koennen volkard und Walli noch so oft "Traumschiff" oder "Verbotene Liebe" anfuehren, das ueberzeugt mich nicht. Schon allein "Neues aus der Anstalt" und/oder "Mitternachtsspitzen" sind die GEZ wert. Also nix kürzen.



  • Apollon schrieb:

    GEZ ist eine Kultursubvention und ich finde sie gut.

    Ich glaube, GEZ ist in erster Linie eine Sportsubvention. 🙂



  • Gregor schrieb:

    Theater, die zu 90% subventioniert werden müssen, würden das nicht überleben.

    grundsätzlich sollte man sich mal die frage stellen wieso sie nicht wirtschaftlich werden können. imho müsste alles auf den prüfstand was sich nicht selbst finanzieren kann.

    @edit: zumindest könnte man an jugendliche freie eintrittskarten welche von den veranstaltungen übrig bleiben verschenken. aber das dann wie mit den gucci kleidern die wandern auch in den müll statt reduziert über die theke zu gehen.



  • So wie der Beruf des Sattlers früher massenhaft gefragt war, haben sich nur wenige Betriebe erhalten, die eine klassische Sattlerei gewinnbringend behaupten können. Der Rest ist eingegangen oder hat sich auf Nischen wie Autosattlerei für Nobelkarossen spezialisiert. Da schreit niemand nach Subventionen, um tausende unrentabler Sattlereien am Leben zu erhalten.

    Der selben Prüfung unterzogen, muß man feststellen, daß Theater&Co nicht mehr den Rang als Unterhaltungsmedium haben wie früher und nur noch wenige Festspielhäuser rentabel arbeiten können. Jetzt kann man natürlich argumentieren, daß es sich dabei um den Erhalt kultureller Identität handelt. Nur, welche kulturelle Identität? Die der letzten 400 Jahre? Könnte man auch im musealen Rahmen für die weiterbetreiben, die das sehen wollen, aber Massentauglichkeit kann man mit Subventionen nicht mehr animpfen.

    So wie es weniger Sattlereien und Sattler gibt, so braucht es weniger Schauspieler und Theater, deswegen haben wir aber keinen kulturellen Stillstand, im Gegenteil, die mittelalterliche Laienspielerposse erlebt gerade ihr Revival als Gerichtsshows und Dokusoaps im Fernsehen. 🤡

    Subventionen allgemein gehören auf den Prüfstand. Oder noch besser: In Bausch und Bogen abgeschafft. 😃



  • Hallo

    Ich halte es für ein Gütekriterium, wenn auch unwirtschaftliche Dinge gefördert und unterstützt werden. Ich genieße auf jeden Fall einen Besuch in einem Konzert oder im Theater.

    chrische



  • Apollon schrieb:

    GEZ ist eine Kultursubvention und ich finde sie gut. Da koennen volkard und Walli noch so oft "Traumschiff" oder "Verbotene Liebe" anfuehren, das ueberzeugt mich nicht. Schon allein "Neues aus der Anstalt" und/oder "Mitternachtsspitzen" sind die GEZ wert. Also nix kürzen.

    Was gut ist, kann sich selbst finanzieren. (Das sage ich nur zu Kultur, ich sage nicht, dass man nicht Feuerwehr oder Bildung staatlich tragen sollte!)

    Also mir fallen gleich auf Anhieb 5 Opernhäuser in Berlin ein. Ist das wirklich nötig? Entweder, es besteht viel bedarf, dann können sich 5 Häuser halten. Oder es besteht weniger bedarf, dann reicht auch ein Opernhaus.



  • chrische5 schrieb:

    Hallo

    Ich halte es für ein Gütekriterium, wenn auch unwirtschaftliche Dinge gefördert und unterstützt werden. Ich genieße auf jeden Fall einen Besuch in einem Konzert oder im Theater.

    chrische

    Schön für dich. Warum müssen andere das bezahlen?



  • chrische5 schrieb:

    Ich halte es für ein Gütekriterium, wenn auch unwirtschaftliche Dinge gefördert und unterstützt werden. Ich genieße auf jeden Fall einen Besuch in einem Konzert oder im Theater.

    Schön für Dich, heißt das, Du würdest also nicht mehr hingehen, wenn Du die zusätzlichen 150 € pro Ticket selbst aufbringen müßtest?


  • Mod

    pointercrash() schrieb:

    chrische5 schrieb:

    Ich halte es für ein Gütekriterium, wenn auch unwirtschaftliche Dinge gefördert und unterstützt werden. Ich genieße auf jeden Fall einen Besuch in einem Konzert oder im Theater.

    Schön für Dich, heißt das, Du würdest also nicht mehr hingehen, wenn Du die zusätzlichen 150 € pro Ticket selbst aufbringen müßtest?

    Früher gab es für das einfache Volk nur Schundkultur, richtige Kultur kostete eben 150 € pro Ticket, was schlichtweg nicht möglich war. Also führte man Kultursubventionen und billige Tickets ein, alle waren begeistert und das Geld spült auch der zusätzliche Tourismus (teilweise) wieder rein. Nun hat der Pöbel endlich seine Kulturmöglichkeiten da will er sie wieder abgeschafft wissen, er hat ja eh seine "Schundkultur", die teuren Opernhäuser zu subventionieren, das geht ja gar nicht. Wetten, so bald das erstmal abgeschafft ist pöbeln wieder alle zwecks Gleichberechtigung, weil richtige Kultur ja nur etwas für die Elite, für die Reichen ist?

    Edit: Die Definition von "Richtige Kultur" und "Schundkultur" habe ich mal aus dem Volksmund übernommen.

    MfG SideWinder



  • SideWinder schrieb:

    pointercrash() schrieb:

    chrische5 schrieb:

    Ich halte es für ein Gütekriterium, wenn auch unwirtschaftliche Dinge gefördert und unterstützt werden. Ich genieße auf jeden Fall einen Besuch in einem Konzert oder im Theater.

    Schön für Dich, heißt das, Du würdest also nicht mehr hingehen, wenn Du die zusätzlichen 150 € pro Ticket selbst aufbringen müßtest?

    Früher gab es für das einfache Volk nur Schundkultur, richtige Kultur kostete eben 150 € pro Ticket, was schlichtweg nicht möglich war. Also führte man Kultursubventionen und billige Tickets ein, alle waren begeistert und das Geld spült auch der zusätzliche Tourismus (teilweise) wieder rein. Nun hat der Pöbel endlich seine Kulturmöglichkeiten da will er sie wieder abgeschafft wissen, er hat ja eh seine "Schundkultur", die teuren Opernhäuser zu subventionieren, das geht ja gar nicht. Wetten, so bald das erstmal abgeschafft ist pöbeln wieder alle zwecks Gleichberechtigung, weil richtige Kultur ja nur etwas für die Elite, für die Reichen ist?

    Edit: Die Definition von "Richtige Kultur" und "Schundkultur" habe ich mal aus dem Volksmund übernommen.

    MfG SideWinder

    Blabla. Diese sogenannte Schundkultur hat Deutschland groß gemacht. "Land der Dichter und Denker" war kein Lob, sondern eine herablassende Äußerung der Engländer, weil in Deutschland jeder Hans Wurst Geschichten schrieb und las, während in England die Kultur noch vom König kontrolliert wurde.



  • Hallo

    Wir leben in einer Gemeinschaft und da bezahlen eben alle in einen Topf und dann werden daraus Dinge finanziert, die nicht jeder direkt nutzt. (Autobahn, ÖPNV, Schule, Kultur, Bundeswehr, Altenheime, Behindertenheime,...) Ich denke, dass das gut so ist und sehe, dass es in D ja auch gut funktioniert. Klar geht nicht jeder ins Theater, aber nutzt dann eben die Autobahn oder den Zug mehr. Passt schon. Ich will auf jeden Fall nicht, dass alles privatisiert wird und nur noch das überlebt, was sich rechnet. Von mir aus, alle Subventionen um 10% runter, weil gespart werden muss, aber gerade Kultur einseitig zu streichen, halte ich für eine gefährliche Entwicklung.

    Wenn die Theaterkarte 150 Eur kann ich nicht mehr hingehen, wäre schade.

    chrische


  • Mod

    @earli: Ich sage ja nicht, dass diese Schundkultur des Übels ist, und wenn sie sich bewährt soll sie auch Subventionen bekommen falls nötig. Ich glaube du hast wieder nicht genau gelesen, hmm? 🙂

    @chrische: Sehe ich auch so. Hab ich oder hast du deine Einstellung geändert? Irgendwie hatten wir in früheren Diskussionen immer genau gegenteilige Einstellungen?!

    MfG SideWinder



  • Blabla.

    Wäre es zuviel verlangt mal auf seine Argumente einzugehen? Ihm geht es nicht primär um die Wertung "Schundkultur" und "Richtige Kultur", sondern darum, dass alle Bürger unabhängig von ihrem Einkommen zugang zu dieser Kultur haben. Dazu sind die Subventionen da.

    Schön für dich. Warum müssen andere das bezahlen?

    Anscheinend kannst du dir nicht vorstellen, dass auch weniger gut betuchte Mitbürger Interesse an einem Opernbesuch haben, oder?

    Schön für Dich, heißt das, Du würdest also nicht mehr hingehen, wenn Du die zusätzlichen 150 € pro Ticket selbst aufbringen müßtest?

    Genauso hier. Über 150€ für eine Karte hat wohl kaum einer übrig.
    Mit dieser Argumentation stellt man einfach alle Geringverdiener in eine Ecke. Klasse!

    Das sage ich nur zu Kultur, ich sage nicht, dass man nicht Feuerwehr oder Bildung staatlich tragen sollte!

    Kultur und Bildung sind nicht zwei vollkommen getrennte Bereiche. Man lernt ja nicht nur Mathe und Physik in der Schule.

    Was die Subventionen angeht: Da gibt Deutschland eher zu wenig aus als zu viel.
    Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass man einen Jazzmusiker aus Frankreich quasi nicht nach Deutschland bekommt, da dort diese Musik massiv gefördert wird, sodass sich ein Auftritt hier gar nicht lohnt.

    MfG,
    ScRaT



  • Hallo

    SideWinder schrieb:

    @chrische: Sehe ich auch so. Hab ich oder hast du deine Einstellung geändert? Irgendwie hatten wir in früheren Diskussionen immer genau gegenteilige Einstellungen?!
    MfG SideWinder

    Ich glaube, dass wir deutlich öfters einer Meinung waren als andersherum, habe aber keine Lust zu recherchieren. Ich bin natürlich auch reifer geworden... 😉

    chrische



  • Apollon schrieb:

    GEZ ist eine Kultursubvention und ich finde sie gut. Da koennen volkard und Walli noch so oft "Traumschiff" oder "Verbotene Liebe" anfuehren, das ueberzeugt mich nicht. Schon allein "Neues aus der Anstalt" und/oder "Mitternachtsspitzen" sind die GEZ wert. Also nix kürzen.

    Lustig, denn das sind von den Produktionskosten her so ziemlich die billigsten Formate, die auf den ÖR laufen. 90% versinkt in der Verwaltung und unsinnig größenwahnsinnigen Formaten mit Zielgruppe > 60 Jahre und niemanden juckt es. Komischerweise fliegen die Privaten nicht wochenlang mit einer 100-köpfingen Crew zum Dreh nach Cuba. Scheinbar ist denen das zu unwirtschaftlich, wenn man damit bloß schnulzige Liebesgeschichten verpacken will.

    Mit Kultursubventionen wird auch viel pseudointellektueller Schrott gefördert, bei dem ich immer an Hurz! denken muss. Dass man auch unwirtschaftliche Dinge fördern soll, kann ich direkt unterschreiben, aber irgendwie sollte deutlich besser kontrolliert werden, was eigentlich mit dem Geld unterstützt wird.



  • Hallo

    Was es Wert ist zu fördern und was nicht, wird aber eben nie Konsens sein und bei uns im Theater hat man eine relativ große Spannweite. ich bin sehr zufrieden.

    chrische


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