Kultursubventionen kürzen?



  • Apollon schrieb:

    GEZ ist eine Kultursubvention und ich finde sie gut. Da koennen volkard und Walli noch so oft "Traumschiff" oder "Verbotene Liebe" anfuehren, das ueberzeugt mich nicht. Schon allein "Neues aus der Anstalt" und/oder "Mitternachtsspitzen" sind die GEZ wert. Also nix kürzen.

    Was gut ist, kann sich selbst finanzieren. (Das sage ich nur zu Kultur, ich sage nicht, dass man nicht Feuerwehr oder Bildung staatlich tragen sollte!)

    Also mir fallen gleich auf Anhieb 5 Opernhäuser in Berlin ein. Ist das wirklich nötig? Entweder, es besteht viel bedarf, dann können sich 5 Häuser halten. Oder es besteht weniger bedarf, dann reicht auch ein Opernhaus.



  • chrische5 schrieb:

    Hallo

    Ich halte es für ein Gütekriterium, wenn auch unwirtschaftliche Dinge gefördert und unterstützt werden. Ich genieße auf jeden Fall einen Besuch in einem Konzert oder im Theater.

    chrische

    Schön für dich. Warum müssen andere das bezahlen?



  • chrische5 schrieb:

    Ich halte es für ein Gütekriterium, wenn auch unwirtschaftliche Dinge gefördert und unterstützt werden. Ich genieße auf jeden Fall einen Besuch in einem Konzert oder im Theater.

    Schön für Dich, heißt das, Du würdest also nicht mehr hingehen, wenn Du die zusätzlichen 150 € pro Ticket selbst aufbringen müßtest?


  • Mod

    pointercrash() schrieb:

    chrische5 schrieb:

    Ich halte es für ein Gütekriterium, wenn auch unwirtschaftliche Dinge gefördert und unterstützt werden. Ich genieße auf jeden Fall einen Besuch in einem Konzert oder im Theater.

    Schön für Dich, heißt das, Du würdest also nicht mehr hingehen, wenn Du die zusätzlichen 150 € pro Ticket selbst aufbringen müßtest?

    Früher gab es für das einfache Volk nur Schundkultur, richtige Kultur kostete eben 150 € pro Ticket, was schlichtweg nicht möglich war. Also führte man Kultursubventionen und billige Tickets ein, alle waren begeistert und das Geld spült auch der zusätzliche Tourismus (teilweise) wieder rein. Nun hat der Pöbel endlich seine Kulturmöglichkeiten da will er sie wieder abgeschafft wissen, er hat ja eh seine "Schundkultur", die teuren Opernhäuser zu subventionieren, das geht ja gar nicht. Wetten, so bald das erstmal abgeschafft ist pöbeln wieder alle zwecks Gleichberechtigung, weil richtige Kultur ja nur etwas für die Elite, für die Reichen ist?

    Edit: Die Definition von "Richtige Kultur" und "Schundkultur" habe ich mal aus dem Volksmund übernommen.

    MfG SideWinder



  • SideWinder schrieb:

    pointercrash() schrieb:

    chrische5 schrieb:

    Ich halte es für ein Gütekriterium, wenn auch unwirtschaftliche Dinge gefördert und unterstützt werden. Ich genieße auf jeden Fall einen Besuch in einem Konzert oder im Theater.

    Schön für Dich, heißt das, Du würdest also nicht mehr hingehen, wenn Du die zusätzlichen 150 € pro Ticket selbst aufbringen müßtest?

    Früher gab es für das einfache Volk nur Schundkultur, richtige Kultur kostete eben 150 € pro Ticket, was schlichtweg nicht möglich war. Also führte man Kultursubventionen und billige Tickets ein, alle waren begeistert und das Geld spült auch der zusätzliche Tourismus (teilweise) wieder rein. Nun hat der Pöbel endlich seine Kulturmöglichkeiten da will er sie wieder abgeschafft wissen, er hat ja eh seine "Schundkultur", die teuren Opernhäuser zu subventionieren, das geht ja gar nicht. Wetten, so bald das erstmal abgeschafft ist pöbeln wieder alle zwecks Gleichberechtigung, weil richtige Kultur ja nur etwas für die Elite, für die Reichen ist?

    Edit: Die Definition von "Richtige Kultur" und "Schundkultur" habe ich mal aus dem Volksmund übernommen.

    MfG SideWinder

    Blabla. Diese sogenannte Schundkultur hat Deutschland groß gemacht. "Land der Dichter und Denker" war kein Lob, sondern eine herablassende Äußerung der Engländer, weil in Deutschland jeder Hans Wurst Geschichten schrieb und las, während in England die Kultur noch vom König kontrolliert wurde.



  • Hallo

    Wir leben in einer Gemeinschaft und da bezahlen eben alle in einen Topf und dann werden daraus Dinge finanziert, die nicht jeder direkt nutzt. (Autobahn, ÖPNV, Schule, Kultur, Bundeswehr, Altenheime, Behindertenheime,...) Ich denke, dass das gut so ist und sehe, dass es in D ja auch gut funktioniert. Klar geht nicht jeder ins Theater, aber nutzt dann eben die Autobahn oder den Zug mehr. Passt schon. Ich will auf jeden Fall nicht, dass alles privatisiert wird und nur noch das überlebt, was sich rechnet. Von mir aus, alle Subventionen um 10% runter, weil gespart werden muss, aber gerade Kultur einseitig zu streichen, halte ich für eine gefährliche Entwicklung.

    Wenn die Theaterkarte 150 Eur kann ich nicht mehr hingehen, wäre schade.

    chrische


  • Mod

    @earli: Ich sage ja nicht, dass diese Schundkultur des Übels ist, und wenn sie sich bewährt soll sie auch Subventionen bekommen falls nötig. Ich glaube du hast wieder nicht genau gelesen, hmm? 🙂

    @chrische: Sehe ich auch so. Hab ich oder hast du deine Einstellung geändert? Irgendwie hatten wir in früheren Diskussionen immer genau gegenteilige Einstellungen?!

    MfG SideWinder



  • Blabla.

    Wäre es zuviel verlangt mal auf seine Argumente einzugehen? Ihm geht es nicht primär um die Wertung "Schundkultur" und "Richtige Kultur", sondern darum, dass alle Bürger unabhängig von ihrem Einkommen zugang zu dieser Kultur haben. Dazu sind die Subventionen da.

    Schön für dich. Warum müssen andere das bezahlen?

    Anscheinend kannst du dir nicht vorstellen, dass auch weniger gut betuchte Mitbürger Interesse an einem Opernbesuch haben, oder?

    Schön für Dich, heißt das, Du würdest also nicht mehr hingehen, wenn Du die zusätzlichen 150 € pro Ticket selbst aufbringen müßtest?

    Genauso hier. Über 150€ für eine Karte hat wohl kaum einer übrig.
    Mit dieser Argumentation stellt man einfach alle Geringverdiener in eine Ecke. Klasse!

    Das sage ich nur zu Kultur, ich sage nicht, dass man nicht Feuerwehr oder Bildung staatlich tragen sollte!

    Kultur und Bildung sind nicht zwei vollkommen getrennte Bereiche. Man lernt ja nicht nur Mathe und Physik in der Schule.

    Was die Subventionen angeht: Da gibt Deutschland eher zu wenig aus als zu viel.
    Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass man einen Jazzmusiker aus Frankreich quasi nicht nach Deutschland bekommt, da dort diese Musik massiv gefördert wird, sodass sich ein Auftritt hier gar nicht lohnt.

    MfG,
    ScRaT



  • Hallo

    SideWinder schrieb:

    @chrische: Sehe ich auch so. Hab ich oder hast du deine Einstellung geändert? Irgendwie hatten wir in früheren Diskussionen immer genau gegenteilige Einstellungen?!
    MfG SideWinder

    Ich glaube, dass wir deutlich öfters einer Meinung waren als andersherum, habe aber keine Lust zu recherchieren. Ich bin natürlich auch reifer geworden... 😉

    chrische



  • Apollon schrieb:

    GEZ ist eine Kultursubvention und ich finde sie gut. Da koennen volkard und Walli noch so oft "Traumschiff" oder "Verbotene Liebe" anfuehren, das ueberzeugt mich nicht. Schon allein "Neues aus der Anstalt" und/oder "Mitternachtsspitzen" sind die GEZ wert. Also nix kürzen.

    Lustig, denn das sind von den Produktionskosten her so ziemlich die billigsten Formate, die auf den ÖR laufen. 90% versinkt in der Verwaltung und unsinnig größenwahnsinnigen Formaten mit Zielgruppe > 60 Jahre und niemanden juckt es. Komischerweise fliegen die Privaten nicht wochenlang mit einer 100-köpfingen Crew zum Dreh nach Cuba. Scheinbar ist denen das zu unwirtschaftlich, wenn man damit bloß schnulzige Liebesgeschichten verpacken will.

    Mit Kultursubventionen wird auch viel pseudointellektueller Schrott gefördert, bei dem ich immer an Hurz! denken muss. Dass man auch unwirtschaftliche Dinge fördern soll, kann ich direkt unterschreiben, aber irgendwie sollte deutlich besser kontrolliert werden, was eigentlich mit dem Geld unterstützt wird.



  • Hallo

    Was es Wert ist zu fördern und was nicht, wird aber eben nie Konsens sein und bei uns im Theater hat man eine relativ große Spannweite. ich bin sehr zufrieden.

    chrische



  • Wir arbeiten nicht mit der selben Symboltablle.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Kultur



  • Politikerkultur ist nicht aktuelle Kultur, sondern welche, die längst ausgestorben ist. Über nicht zeitgemäße Medien werden uralte Werke auf hundert Weisen aufgewärmt.
    Wenisgtens das gehört einfach abgeschafft. Ob man das freiwerdende Geld für Kulturförderung nutzen will, ist dann eine andere Frage.
    Eigentlich nicht. Laßt das Geld den Bürgern, und die sorgen schon selber für Kulturförderung. Und sie fördern auch zeitgemäße Formen und Inhalte.
    Ich finde, auf der Wiese bei Wacken wird mehr Kultur gepflegt, als in allen Opernhäusern zusammen.
    Und für's Überleben einiger Opernhäuser sind genug Zahler da, die den Opernbesuch als Statussysmbol benutzen. Da kann's eigentlich nicht teuer genug sein.



  • Meiner Meinung nach sollte man einfach nach Interessen handeln: Die Kulturgüter, die hoch gefragt sind (egal aus welcher sozialen Schicht), sollten höher subventioniert werden, andere Kulturgüter, wo "kein Schwein mehr nach pfeifft" halt weniger. So hat jeder was er will und es ist gerecht und demokratisch.



  • satanfreze schrieb:

    Meiner Meinung nach sollte man einfach nach Interessen handeln: Die Kulturgüter, die hoch gefragt sind (egal aus welcher sozialen Schicht), sollten höher subventioniert werden, andere Kulturgüter, wo "kein Schwein mehr nach pfeifft" halt weniger. So hat jeder was er will und es ist gerecht und demokratisch.

    Das ist ja der Witz. Subventionen erhalten ja gerade die Güter, die nicht gefragt sind. Güter, die gefragt sind, überlegen auch ohne Subvention.


  • Mod

    satanfreze schrieb:

    Meiner Meinung nach sollte man einfach nach Interessen handeln: Die Kulturgüter, die hoch gefragt sind (egal aus welcher sozialen Schicht), sollten höher subventioniert werden, andere Kulturgüter, wo "kein Schwein mehr nach pfeifft" halt weniger. So hat jeder was er will und es ist gerecht und demokratisch.

    Das wäre ja sinnlos. Subventionen sind ja dazu da auch Nischen zu fördern und Alternativen aufzuzeigen damit die Gesellschaft nicht in einem Kulturmonopol landet.

    MfG SideWinder



  • Politikerkultur ist nicht aktuelle Kultur, sondern welche, die längst ausgestorben ist. Über nicht zeitgemäße Medien werden uralte Werke auf hundert Weisen aufgewärmt.

    Ach, schön. Jetzt umfasst Kultur also nur noch aktuelle Werke. Ab wann ist ein Werk denn ausgestorben? Wenn der Künstler tot ist?

    Das erinnert mich an die Argumente von Videospielgegnern: Interessiert mich nicht, ist mir eigentlich egal, kann also abgeschafft werden.

    Und sie fördern auch zeitgemäße Formen und Inhalte.

    Genau! Geben wir mehr Geld für Lady Gaga und Co. aus, das ist schließlich zeitgemäß.

    Die Kulturgüter, die hoch gefragt sind (egal aus welcher sozialen Schicht), sollten höher subventioniert werden, andere Kulturgüter, wo "kein Schwein mehr nach pfeifft" halt weniger.

    So ist es doch heute schon. Wie glaubst du funktionieren die Subventionen? Das Geld wird den Künstlern nicht hinterhergeworfen, sondern sie müssen Anträge stellen und sich bewerben. Irgendein Komitee entscheidet dann darüber was gefördert wird und was nicht.

    Das ganze Thema "Kultursubventionen" wird doch nur als Totschlagargument verwendet: "Jeder Konzertbesucher kriegt mehr Geld vom Staat als ein Hartz IV Empfänger"...
    Sollen wir nicht mal einen anderen Sündenbock wählen? Wie wäre es mit den Lurchen, für die ein kompletter Autobahnabschnitt in einen Tunnel verlegt wurde, damit deren Zugang zum Laichplatz nicht gefährdet ist.
    Pro Lurch hat das den Staat 10.000€ gekostet.

    MfG,
    ScRaT



  • ScRaT_GER schrieb:

    Genau! Geben wir mehr Geld für Lady Gaga und Co. aus, das ist schließlich zeitgemäß.

    Nach welchem Maß ist Lady Gaga schlechter als Mozart?

    Und selbst wenn: Es wird nicht Mozart subventioniert, sondern irgendwelche Idioten kriegen viel Geld dafür, Werke von Mozart zu spielen. Die leisten jedenfalls keinen kreativen Beitrag zur Kultur, Mozart ist lange tot.



  • Entweder alle oder keiner! Die Sache ist doch schon immer ziemlich einseitig gesteuert gewesen. Führt jemand altbackene Sachen auf, die kaum ein Schwein interessieren, und die oft dazu noch aus fremder Feder sind, dann gehört er gefördert. Gleichzeitig gibt es aber viele tausende vielversprechende und sogar noch lebende Künstler, die sich gerade so über Wasser halten können. Bloß weil die von den Entscheidungsträgern nicht als schützenswerte Kultur gesehen werden, erhalten diese keine Subventionen.



  • SideWinder schrieb:

    Das wäre ja sinnlos. Subventionen sind ja dazu da auch Nischen zu fördern und Alternativen aufzuzeigen damit die Gesellschaft nicht in einem Kulturmonopol landet.

    MfG SideWinder

    Ich glaube eher, dass jeder Mensch für sich am Besten weiß, was ihn interessiert und was nicht. So ein "Kulturmonopol" lässt sich doch heutzutage garnicht mehr umsetzen - dafür gibt es viel zu viele Trends und viel zu viel Individualität.

    Man sollte Kultur Platz zum verwandeln geben - und dies geht am Besten, wenn man den Menschen das gibt, was ihre Interessen berücksichtigt.


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