Volksabstimmungen
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Jetzt stellt sich nur die Frage, wieso das System in der Schweiz funktioniert, wenn das Volk so dumm ist? Gehört ihr übrigens auch zum Volk oder gehört ihr zu der grossartigen Elite, zu welcher sich auch gewisse Politiker zählen?
Im übrigen, in der Schweiz kommt es nicht bei jedem grösseren politischen Entscheid zu einer Volksabstimmung. Vieles wird vom Parlament entschieden, ohne dass es jemals eine Volksabstimmung darüber gibt. Nur so als Anmerkung, falls dies nicht klar ist.
Grüssli
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SideWinder schrieb:
Bashar schrieb:
Wenn die Masse zu dumm ist, wieso trauen wir ihr dann eigentlich zu, die richtigen Politiker zu wählen?
Tun wir das?
Selbstverständlich, wenn ich repräsentative Demokratie nicht völlig falsch verstanden habe.
Nur weil du die Qual der Wahl hast, heißt das ja noch lange nicht, dass du nicht immer wieder eine aus 5 Parteien wählst. Direktwahl von Politikern ist doch meistens ohnehin nicht mehr möglich (außer mit lustigen Zweitstimmen von denen kaum jemand Gebrauch macht).
Ich verstehe nicht, was du meinst, sorry.
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Dravere schrieb:
Jetzt stellt sich nur die Frage, wieso das System in der Schweiz funktioniert, wenn das Volk so dumm ist?
Deswegen:
Dravere schrieb:
Im übrigen, in der Schweiz kommt es nicht bei jedem grösseren politischen Entscheid zu einer Volksabstimmung. Vieles wird vom Parlament entschieden, ohne dass es jemals eine Volksabstimmung darüber gibt.
Wenn das Volk über alles entscheiden würde, könnte man nichts unpopuläres (aber notwendiges) mehr durchbringen (sprich 90% aller Reformen) und es gäbe nur noch Populisten (noch mehr als jetzt schon).
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Volksabstimmungen finde ich aus zwei Gründen problematisch
1. sind viele Entscheidungen auf einer weniger lokalen Ebene wichtig und ich traue nicht dem Bürger zu, dass er hier mit der Perspektive denken kann. Man muss ja nur sehen, wieviel Einspruch und Widerstand es gegen absolut notwendige Infrastrukturprojekte gibt.
2. werden Volksabstimmungen gerne missbraucht, um die Meinung über die aktuelle Politik auszudrücken und nicht über das eigentliche Thema zu entscheiden.
Bashar schrieb:
Wenn die Masse zu dumm ist, wieso trauen wir ihr dann eigentlich zu, die richtigen Politiker zu wählen?
Wir dürfen ja nicht einmal das Staatsoberhaupt wählen.
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this->that schrieb:
Wenn das Volk über alles entscheiden würde, könnte man nichts unpopuläres (aber notwendiges) mehr durchbringen (sprich 90% aller Reformen)
Da bin ich mir nicht so sicher. Man sollte unterscheiden zwischen "gefällt mir nicht" und "tue ich nicht". Niemand zum Beispiel zahlt gerne Steuern. Trotzdem bin ich mir sehr sicher, daß eine Volksabstimmung zur Abschaffung der Steuern scheitern würde.
Man sollte auch unterscheiden zwischen Meinungsumfragen und Volksabstimmungen - heute gibt's zu jedem Mist eine Meinungsumfrage, wo 1000 "repräsentativ ausgewählte" Leute am Telefon zwischen Abendmahl und Toilette einigen Suggestivfragen unterworfen werden. Das Ergebnis wird dann von Politiker benutzt, um ihre Vorgehensweise entsprechend anzupassen.
Eine Volksabstimmung ist doch eine Nummer ... größer.
Und was die Ablehnung von Projekten betrifft: kein Mensch weiß, ob ein Projekt wirklich abgelehnt würde, selbst wenn zu einer Demo 10000 Menschen kommen. Angenommen ich bin für S21 - was soll ich denn dann machen? Hingehen und den Bau fortführen? Selbst Bäume fällen? Es ist extrem schwer für den Flughafenausbau des Frankfurter Flughafens zu demonstrieren. Es ist aber einfach dagegen zu demonstrieren, ich muß mich bloß an den Bauzaun ketten. Aber wie stimme ich zu? Indem ich mich NICHT an den Bauzaun kette?
Man kennt daher eigentlich nicht, was wirklich passieren würde.
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Bashar schrieb:
Wenn die Masse zu dumm ist, wieso trauen wir ihr dann eigentlich zu, die richtigen Politiker zu wählen?
Also ich traue ihr das nicht zu, genauso wenig, wie ich es ihr bei irgendwelchen anderen Abstimmungen zutraue.
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Es gibt so etwas wie die Intelligenz der Gruppe. Zumindest setzt man bei team work ständig auf dieses Paradigma. >>> Diversity <<<
Top Managern rät man nicht auf Einzelne zu hören, sondern nur auf die Gruppe.
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Marc++us schrieb:
this->that schrieb:
Wenn das Volk über alles entscheiden würde, könnte man nichts unpopuläres (aber notwendiges) mehr durchbringen (sprich 90% aller Reformen)
Da bin ich mir nicht so sicher. Man sollte unterscheiden zwischen "gefällt mir nicht" und "tue ich nicht". Niemand zum Beispiel zahlt gerne Steuern. Trotzdem bin ich mir sehr sicher, daß eine Volksabstimmung zur Abschaffung der Steuern scheitern würde.
Da stimme ich dir zu. Steuern sind etwas so Grundlegendes und deren Sinn so leicht zu begreifen, dass auch der letzte Idiot weiß, dass ihre Abschaffung katastrophale Auswirkungen zur Folge hätte. Allerdings sind bei vielen Themen die Zusammenhänge und Auswirkungen nicht so direkt und viel subtiler und dann ist das ausschlaggebende Argument, ob es der jeweiligen Person was bringt. Wer würde schon einer Steuererhöhung zustimmen, damit dann irgendwann in 10 Jahren unsere Unis besser dastehen. Richtig gemacht bestimmt sinnvoll, aber die Leute wären für sowas mit Sicherheit nicht offen.
Marc++us schrieb:
Und was die Ablehnung von Projekten betrifft: kein Mensch weiß, ob ein Projekt wirklich abgelehnt würde, selbst wenn zu einer Demo 10000 Menschen kommen. Angenommen ich bin für S21 - was soll ich denn dann machen? Hingehen und den Bau fortführen? Selbst Bäume fällen? Es ist extrem schwer für den Flughafenausbau des Frankfurter Flughafens zu demonstrieren. Es ist aber einfach dagegen zu demonstrieren, ich muß mich bloß an den Bauzaun ketten. Aber wie stimme ich zu? Indem ich mich NICHT an den Bauzaun kette?
Man kennt daher eigentlich nicht, was wirklich passieren würde.
Jupp. "Dagegen sein" ist immer einfacher (vor allem wenn man es prinzipiell ist). Hat zwar nix mit dem Thema zu tun, aber ich bin absolut FÜR S21 und ehrlich gesagt gehen mir die meisten Gegner auch aufn Sack. Ich wette ein Großteil von den Gegner sind Teilzeithippies, Event-Demonstranten und Leute, die einfach generell gegen alles sind und Politiker sowieso ganz doof finden - ich denke den wenigsten gehts wirklich um das Projekt an sich.
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Erhard Henkes schrieb:
Es gibt so etwas wie die Intelligenz der Gruppe. Zumindest setzt man bei team work ständig auf dieses Paradigma. >>> Diversity <<<
Das erinnert mich an die Veranstaltung "Projekt Systementwicklung", wo 20 Studenten zusammen ein Programm basteln sollen. Die drei besten von den 20 Leuten wären ohne die 17 anderen aber schneller und hätten weniger Arbeit.
Dir Gruppenintelligenztheorie ist Gallileo, fürchte ich.
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volkard schrieb:
Dir Gruppenintelligenztheorie ist Gallileo, fürchte ich.
Das Volk ist auch keine Gruppe, also sollte man auf solche Auswürfe gar nicht weiter eingehen.
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Das Volk ist auch keine Gruppe
Ein Volk besteht aus der Gruppe seiner Staatsbürger und den diesen staatsrechtlich gleichgestellten Personen.
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Ich halte das genauso für kein gute Idee.
Das ist das selbe wie mit Wahlrecht ab 12 oder was weiß ich.
Es soll Leute geben, die keine Ahnung von Politik haben oder wissen was sie wollen.Die Masse der teilnehmenden Menschen müsste auch riesig sein, sodass nich alle
(ACHTUNG BEISPIEL) 5.000.000 Atomkraftgegner ind D sofort alle Kraftwerke schließen lassen, so geht das doch auch nicht.
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Erhard Henkes schrieb:
Das Volk ist auch keine Gruppe
Ein Volk besteht aus der Gruppe seiner Staatsbürger und den diesen staatsrechtlich gleichgestellten Personen.
Du benutzt das Wort Gruppe in zwei verschiedenen Bedeutungen.
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this->that schrieb:
Dravere schrieb:
Jetzt stellt sich nur die Frage, wieso das System in der Schweiz funktioniert, wenn das Volk so dumm ist?
Deswegen:
Dravere schrieb:
Im übrigen, in der Schweiz kommt es nicht bei jedem grösseren politischen Entscheid zu einer Volksabstimmung. Vieles wird vom Parlament entschieden, ohne dass es jemals eine Volksabstimmung darüber gibt.
Wenn das Volk über alles entscheiden würde, könnte man nichts unpopuläres (aber notwendiges) mehr durchbringen (sprich 90% aller Reformen) und es gäbe nur noch Populisten (noch mehr als jetzt schon).
Im Eingangsbeitrag heisst es aber, ob eine Volksabstimmung ähnlich wie in der Schweiz eingeführt werden soll. Wenn du der Meinung bist, dass es wegen dem von dir genannten Grund in der Schweiz funktioniert, dann müsste das doch auch in Deutschland funktionieren. Wieso bist du dann dagegen? Nur weil du dich als zu dumm einstufst? Natürlich unter der Annahme, dass du auch zum Volk gehörst
Grüssli
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Wenn du der Meinung bist, dass es wegen dem von dir genannten Grund in der Schweiz funktioniert, dann müsste das doch auch in Deutschland funktionieren.
Genau! Warum sollten die Deutschen dümmer sein als die Schweizer? Dafür ist kein Grund einsehbar. Also her mit den Abstimmungen.
Alle Macht soll vom Volke ausgehen.
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Wir können sie ja einführen und dann eine Volksabstimmung machen, ob wir sie behalten wollen.
this->that schrieb:
Jupp. "Dagegen sein" ist immer einfacher (vor allem wenn man es prinzipiell ist).
Sogar bei Volksabstimmungen. Wenn man dagegen ist, muss man sich auch nicht die Mühe machen sich zu informieren und zur Abstimmung zu gehen.
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Volksabstimmungen muss man ja nicht über alles durchführen. Auf jeden Fall würde sich die politische Empfindung und Situation massiv ändern, gerade im Zeitalter der neuen Medien.
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Ich finde man sollte erst das Volk abstimmen lassen, wenn das Volk auch etwas mit dem Thema zu tun hat.
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Dravere schrieb:
this->that schrieb:
Dravere schrieb:
Jetzt stellt sich nur die Frage, wieso das System in der Schweiz funktioniert, wenn das Volk so dumm ist?
Deswegen:
Dravere schrieb:
Im übrigen, in der Schweiz kommt es nicht bei jedem grösseren politischen Entscheid zu einer Volksabstimmung. Vieles wird vom Parlament entschieden, ohne dass es jemals eine Volksabstimmung darüber gibt.
Wenn das Volk über alles entscheiden würde, könnte man nichts unpopuläres (aber notwendiges) mehr durchbringen (sprich 90% aller Reformen) und es gäbe nur noch Populisten (noch mehr als jetzt schon).
Im Eingangsbeitrag heisst es aber, ob eine Volksabstimmung ähnlich wie in der Schweiz eingeführt werden soll. Wenn du der Meinung bist, dass es wegen dem von dir genannten Grund in der Schweiz funktioniert, dann müsste das doch auch in Deutschland funktionieren. Wieso bist du dann dagegen? Nur weil du dich als zu dumm einstufst? Natürlich unter der Annahme, dass du auch zum Volk gehörst
Grüssli
Er sagte "ähnlich wie Z.B. in der Schweiz". Es geht hier einfach nur um das Modell der Volksabstimmungen (und damit sich jeder was darunter vorstellen kann nannte er eben ein konkretes Beispiel) - ich gehe bei meinen Antworten von echten Volksabstimmungen aus (also dass das Volk bei fast jedem Mist mitreden kann) und nicht von einem Pseudosystem, das den Leuten durch tröpfchenweise Abstimmungen über ausgewählte Themen das Gefühl vorgaukeln soll, Macht zu besitzen.
Und was heißt schon funktionieren? Java funktioniert auch und dennoch hat es Nachteile, es gibt in bestimmten Bereichen bessere Alternativen und ich mag es nicht sonderlich.
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@Dravere
Was heißt "es funktioniert in der Schweiz"? Wie macht man das "funktionieren" bzw. "nicht funktionieren" fest? Wenn ich mich richtig erinnere, dann wurde das Frauenwahlrecht doch mehrfach durch Volksabstimmungen abgelehnt. Ich finde, dass das ein Beispiel ist, wo es nicht funktioniert hat.Wobei die Volksabstimmungen in der Schweiz natürlich eine ganz andere Tradition haben. Werden Volksabstimmungen in der Schweiz dazu missbraucht, der Regierungspartei "eins auszuwischen"? Die von mir genannte Kritik würde vermutlich auf die Anfangsphase stark zutreffen bzw. trifft zu wenn man nur vereinzelte Volksabstimmungen macht. Aber vermutlich werden die Wähler zumindest ein bisschen verantwortungsbewusster, wenn man regelmäßige Volksabstimmungen macht.