Daten nach überschreibung auslesen



  • Wie ist es möglich nachdem man nur 1 mal eine Festplatte mit 1 oder 0 überschrieben hat trotzdem noch Daten auslesen kann ?
    Ist dies physikalisch (Magnet)? Eigentlich sollte man nichts mehr auslesen können ?



  • Das ist physikalisch ein Magnet, deswegen kann man es noch auslesen.

    Begründung: "0" und "1" sind Fiktionen, die man in der Informatik aus Vereinfachungsgründen eingeführt hat. In der Speicherung hat man es mit analogen Elementen zu tun, die nie einfach mal "1" oder "0" sind (gilt auch für Spannungen).

    Ein ganz einfaches Beispiel (in Realität auch noch mal komplexer): ein Magnet kann 360° Positionen einnehmen. Jetzt definiert man 0 = alle Positionen zwischen 75° und -75° sind, alle Positionen zwischen 105° und 255° sind 1. Die Positionen dazwischen sind undefiniert.

    Jetzt hast Du eine 0 gespeichert. Dein Magnet steht auf einer sauberen 0°-Position.

    Danach schreibst Du jetzt eine 1 - mit einem Strom wird der Magnet "umgekippt", der kippt nun aber nur auf 170°, da man nur kurz und fix einen Strom anlegt, und der Magnet ja komplett auf 0° stand.

    Nehmen wir einen 2. Magnet, der stand auf einer 180°-Position, also 1. Du speicherst erneut eine 1, er bleibt auf 180°.

    Mit speziellen Lesegeräten kann man nun 170° und 180° lesen, und wüßte dann bei 170° - "ah, das ist eine 1, aber war vorher eine 0, weil nicht ganz gekippt", und bei 180° - "ah, das ist eine 1, war vorher auch eine 1".

    Das funktioniert sogar über mehrere Stufen noch, wobei es auch davon abhängt, wie lange diese Information gespeichert war - stand eine "0" oder "1" über lange Zeit an, wird man davon mehr Spuren sehen als nur bei kurzeren Speicherung.

    Merksatz: "the world is still analog"



  • Danke 👍



  • Noch eine Frage:
    Wenn ich eine Festplatte verschlüssele und dann 1 mal überschreibe, kann man dann immer noch an die Daten herankommen ?



  • Ja, das physikalische Speicherprinzip ändert sich durch die Verschlüsselung nicht, diese ist rein in auf den höheren Protokollebenen zu finden.

    ALLERDINGS nützt einem bei Verschlüsselung die Erkenntnis "ist jetzt 0, war eine 1" nichts mehr, ohne daß man den Schlüssel bzw. die Entschlüsselung kennt.

    Will sagen: man kann den verschlüsselten Dateninhalt auslesen. Aber man kann deswegen noch nicht zwangsläufig die Daten entschlüsseln.



  • Festplatte frage schrieb:

    Noch eine Frage:
    Wenn ich eine Festplatte verschlüssele und dann 1 mal überschreibe, kann man dann immer noch an die Daten herankommen ?

    Theoretisch ja, wenn man den Schlüssel hat.
    Praktisch eher nein, weil die Bits auf modernen Festplatten inzwischen auf zu kleiner Fläche gespeichert werden, um da noch groß Daten zuverlässig rekonstruieren zu können.
    Und bei verschlüsselten Daten kann man es sich nicht erlauben, nur einen Bruchteil zu rekonstruieren.



  • Marc++us schrieb:

    Merksatz: "the world is still analog"

    Irgendwie hab ich gerade ein Déjà vu. Kann es sein, dass du dir diesen Text irgendwo gespeichert und den schonmal gepostet hast? 😉

    Vielleicht, um Leute herauszufordern, die dich widerlegen wollen, denn mit heutiger Speichertechnologie klappt das so ja schon lange nicht mehr (siehe hier etc., außerdem sind Magneten kein Versionierungssystem, da ist alles kreuz und quer durcheinander und übereinander)?

    Oh, jetzt hat dein Posting ja sogar funktioniert, ich hab was dagegen gepostet. 🤡



  • Das funktioniert sogar mit einem SRAM, wenn es lange genug geladen war. Eine CD-RW zeigt ähnliche Effekte, die Signalpegel sinken nach dem ersten Schreibvorgang auch etwas ab.

    Das ist wie eine Ermüdungserscheinung.

    Du mußt außerdem bedenken, daß die Reproduzierbarkeit der Spur - ist ja auch ein mechanischer Aspekt - nicht so sauber ist. D.h. bei jedem Umlauf schreibt man in Bezug auf den Radius eine etwas abweichende Speicherstelle.

    Besonders interessant z.B. bei einer CDRW, man brennt sie auf Laufwerk 1, löscht und schreibt sie auf Laufwerk 2. Durch die Toleranz der Radien kann man danach im Datensignal noch ein Geisterbild der Daten vom ersten Schreibvorgang finden.

    Aber es ist klar, daß der Effekt durch geringere Strukturgrößen immer weniger stark auffindbar ist, und daß man ihn bekämpfen kann, z.B. durch adaptive Schreibzyklen, wo man solange schreibt, bis sich gewisse (analoge) Rücklesewerte eingestellt haben.



  • /me reicht Marc++us einen Alufolien-Hut


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