Lohnkosten von IT-Consultants
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In meiner Abteilung hatten wir in den letzten Monaten zwei Consultants zu Gast. Jeder hat unsere Firma 75 Euro pro Stunde gekostet, verdient haben sie aber jeweils nur etwa 15 Euro netto pro Stunde. Einer hat eine Ausbildung als Fachinformatiker abgeschlossen, der andere war ein Quereinsteiger mit etwas über 5 Jahren Berufserfahrung. Aufgabengebiet waren Desktop-Anwendungen mit den typischen Microsoft-Technologien, C# und .NET.
Was ich mich frage: wohin gehen die verbleibenden 60 Euro pro Stunde und warum lohnt sich das für meine Firma?
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Also ich gehe mal davon aus dass er meint er bekommt €15 Nettostundenlohn -- also normales Angestelltenverhältnis mit 38,5 Stunden/Woche und so.
15€ Nettostundenlohn... kommt mir jetzt zwar sehr viel vor für nen frisch gebackenen Fachinformatiker bzw. Quereinsteiger mit 5 Jahren Berufserfahrung. Aber egal.
Ein Jahr hat ca. 250 Arbeitstage, ein Arbeitstag 8 Stunden, ein Jahr 12 Monate.
Macht im Monat 15 * 8 * 250 / 12 = €2500 netto.
Soviel hätte ich mit 5 Jahren Berufserfahrung auch gerne verdient.OK.
Damit ihm das bleibt muss er ca. €4400 brutto haben (Steuerklasse I, Kirchensteuer: ja).
Für den Arbeitgeber ergibt sich dann ein Bruttojahresgehalt von 52800.
(Gibt's in D keine Lohnnebenkosten neben dem Bruttogehalt? In Ö gibt's da noch den sog. Arbeitgeberanteil, aber keiner der 3 Brutto-Nettorechner die ich probiert habe gibt mir den an... falls doch kommt der wohl auch noch dazu)
Zurückgerechnet auf die Stunde...52800/250/8=26,4
Jetzt hat der Mensch aber noch Urlaub, und krank ist er auch hin und wieder. 25 Tage Urlaub und ... keine Ahnung was die Leute so durchschnittlich krank sind aber ich schätze mal 7-10 Tage pro Jahr werden das auch sein. Nehmen wir mal 10. Macht in Summe 35 Tage. Sonderurlaub für Umzug etc. gibt's dann auch noch aber das vergessen wir mal.
Bleiben von den 250 also noch 215 Tage.52800/215/8=30,7
Jetzt sind nur dummerweise nicht alle Stunden verrechenbar die der auch bezahlt bekommt - Anfahrt wird ja meistens nicht voll verrechnet, und diverse Zeit geht immer für Planung/Vorbereitung/Weiterbildung etc. drauf. Und natürlich Leerlaufzeiten. Ich muss da jetzt echt raten, aber sagen wir es bleiben 60% verrechenbare Stunden übrig.
Also 30,7/0,6=51,2
Die Firma kostet es also grob ca. €52 dass der eine Stunde bei euch sitzen und plaudern kann.
75-52 = 23Von den €23 pro Stunde muss dann noch bezahlt werden:
* Weiterbildung (nicht die Zeit sondern die Kurs-Kosten)
* Firmengebäude
* Sekretär(in), Putzkraft, Chef, ...
* Fuhrpark
etc.Das geht sich vermutlich aus, sind jetzt aber nicht wirklich Wucherpreise.
Und für deine Firma rentiert sich das deswegen, weil deine Firma vermutlich nicht permanent Arbeit für jmd. hätte, wenn sie den selber einstellen. Bzw. ist es auch immer ein Risiko für eine Firma einen oder zwei Leute für irgendwas ... anspruchsvolleres einzustellen. Wenn ich einen "Datenbank-Mann" einstelle -- woher soll ich dann wissen ob der auch wirklich was kann? Ich hab ja keinen zweiten der das beurteilen könnte - denn um das beurteilen zu können müsste der 2. das auch können.
Ich hab auch niemanden wo der sich ein paar Tips holen könnte, weil is ja nur er alleine, d.h. ich muss viel mehr Geld in Weiterbildung investieren damit ich den aufbauen kann.
Und bei nur einer Person ist der entweder permanent überlastet oder kann 50% der Zeit lustig eierschaukeln weil er keine Arbeit hat. Oder muss neben seiner eigentlichen Arbeit noch "fachfremd" eingesetzt werden - was auch nicht optimal ist.EDIT: OK, in D sind es wohl eher 29 Tage Urlaub, aber egal, soviel ändert sich da auch nicht deswegen...
EDIT2: Aus dem selben Grund haben die meisten kleineren Firmen auch keinen eigenen Automechaniker, Elektriker, Maler, Fliesenleger etc.
(Und ne Mechanikerstunde kostet bei uns in Ö (leider) mittlerweile weit mehr als €75)
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Ja richtig, es sind 15 Euro brutto, nicht netto, mein Fehler...
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garbage in, garbage out.
Viel wichtiger ist, ob die Zeit, die man mit ihm vergeudet, diese wirklich wert ist.
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Erhard Henkes schrieb:
garbage in, garbage out.
du warst noch nie gast einer müllverbrennungsanlage
da wirds aber mal zeit
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OK, dann reduzieren sich die €52/Stunde auf ca. €29/Stunde.
Der Firma bleibt dann etwas mehr um die restlichen Kosten zu deckenWobei... ich weiss inetwa was unsere Firma als interne Kosten für einen Programmierer-Arbeitstag veranschlagt... und wenn ich den Betrag durch 8 Teile, dann sind die €75 definitiv kein Wucher. (Und verglichen mit dem was ich so grob mitbekomme was andere Consultants verlangen ist es sogar eher auf der billigen Seite)
Welche Kostenstellen da wie stark zuschlagen kann ich aber nicht sagen.
Falls jmd. das für nen typischen IT-Betrieb grob aufschlüsseln kann würde mich das auch interessieren.
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hustbaer schrieb:
Und verglichen mit dem was ich so grob mitbekomme was andere Consultants verlangen ist es sogar eher auf der billigen Seite
Sehe ich ähnlich. Ich kenne kaum einen Consultant für den eine Firma unter 100€/Stunde zahlen muss (eher kenne ich Sätze bei 1000-1500€ / Tag [8h]). Das Extremste was ich je mitbekommen habe war ein Fall wo ein Entwickler von einer öffentlichen Firma für etwa 40€/Stunde verliehen wurde, und daneben ein freier Programmierer mit über 180€/Stunde gearbeitet hat (Beide mussten in etwa das gleiche machen).