Linken-Bashing im Bundestag



  • Bashar schrieb:

    Ich denke, dass die Linke kein Mitleid braucht. Sie verdient aber auch keins, denn sie ist nunmal aus der SED hervorgegangen, damit muss sie sich diese Art der Kritik gefallen lassen.

    Eins immerhin hat die Linke schon gelernt: sie haben den Pöbler diesmal rechts liegen lassen.
    Mitleid braucht die Linke sicher nicht, was aber die Ungleichbehandlung z.B. im Bundestag betrifft, da müsste jeder sich selbst als Demokrat verstehende Mensch Abscheu gegenüber dem Verhalten der anderen Parteien empfinden.

    IBV schrieb:

    Hmm, wie war das eigentlich nach dem 2. Weltkrieg? Wurden ehemalige SS- und NSDAP-Mitglieder aus allen wichtigen Ämtern ausgeschlossen?

    Das ist ein prinzipiell zwar richtiges, im Rahmen von DDR-bezogenen Diskussionen aber eher wenig hilfreiches Argument, denn der einschlägig Indoktrinierte legt sich das gern so zurecht, als hättest du damit eingeräumt, dass die beiden Systeme irgendwie vergleichbar und somit letztendlich doch gleich gewesen wären.



  • volkard schrieb:

    Darf ich also zwischen den Zeilen lesen, daß Du mit den Mauerschützen symphatisierst?

    Habe ich dich richtig verstanden, dass du ernsthaft glaubst, dass Die Linke die Mauer zurück haben will und alle, die sie wählen ebenfalls, so wie ihre Freiheitsrechte beschnitten haben wollen?!
    Es wird immer deutlich: Die Linke kann sagen was sie will, handeln wie sie will. In starren, unverbesserlichen Köpfen sind sie für manche immer noch gleichbedeutend mit der SED, so wie deren Politik.
    Weißt du, es gibt Leute, die glauben an den Sozialismus, welcher eben nicht gleichbedeutend mit Diktatur, Planwirtschaft und reaktionär ist. Sozialismus ist ein weiter Begriff. Die Sozialdemokratie ist eine Unterform davon und wenn du dir mal die Geschichte der Linke anschaust, wirst du was feststellen?! Genau: Die Linke besteht aus vielen ehemaligen SPD-Mitgliedern. Weshalb? Weil Schröder mit der Agenda 2010 den größten Sozialabbau der Geschichte in der BRD betrieben hat. Was war die Folge davon? Viele SPD-Mitglieder, unter anderem Oskar Lafontaine, sind aus der SPD ausgetreten, haben die Partei "Wahlalternative Arbeit & soziale Gerechtigkeit" gegründet und sind später mit der PDS als "Die Linke" fusioniert.
    Ist Die Linke nun die Nachfolgepartei der SED oder vielleicht das, was die SPD sein sollte?
    Wenn du immer noch nichts merkst, tust du mir wirklich leid! Die Propaganda hat in deinem Fall funktioniert!

    L. G.,
    IBV



  • Weil Schröder mit der Agenda 2010 den größten Sozialabbau der Geschichte in der BRD betrieben hat

    Wenn ich mich richtig erinnere, geht immer noch ca. die Hälfte des Bundeshaushaltes für Sozialausgaben drauf. Wer in Deutschland nichts hat oder kann, hat's richtig gut.



  • GPC schrieb:

    Weil Schröder mit der Agenda 2010 den größten Sozialabbau der Geschichte in der BRD betrieben hat

    Wenn ich mich richtig erinnere, geht immer noch ca. die Hälfte des Bundeshaushaltes für Sozialausgaben drauf. Wer in Deutschland nichts hat oder kann, hat's richtig gut.

    Uff:

    Wikipedia schrieb:

    Aus den folgenden Ausgaben von Staat, öffentlichen und halböffentlichen Institutionen werden die Sozialleistungen berechnet:

    Behandlung von Krankheiten, Gesundheitsvorsorge und Invalidität
    Rentner und Hinterbliebene
    Familien und Kinder
    Folgen der Arbeitslosigkeit
    Wohnen
    Vermeidung sozialer Ausgrenzung
    sonstige Ausgaben

    http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialleistungsquote

    Und mit 391 Euro netto geht es einem nicht gut. Auch nicht psychisch:
    http://www.taz.de/!126580/
    http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/dak-arbeitslose-sind-gestresster-als-leitende-angestellte-a-975709.html

    Und wenn auf eine offene Arbeitsstelle sieben Arbeitslose kommen, können sich die anderen sechs Bewerber noch so viel Mühe geben, es wird nur einer einen Job kriegen.

    Hat Schröder nur Hartz IV eingeführt? Mitnichten! Er hat unter anderem die Zeitarbeit ausgebaut und den 1 € Job eingeführt.
    40 Stundenwoche und trotzdem auf den Staat angewiesen zu sein, ist nicht unüblich! Firmen, die ausbeuten, werden von Steuergeldern subventioniert, aber über solche Firmen verliert man in Diskussionen i. d. R. kein(!) Wort. Aufrichtige Firmen gehen entweder pleite oder sie passen sich dem System an und stellen ebenfalls Zeitarbeiter ein und zahlen niedrige Löhne. Bei diesen Löhnen steigt natürlich der Export und andere europäischen Länder mit Mindestlohn wie Frankreich, gucken dumm aus der Wäsche.

    So viel dazu...

    L. G.,
    IBV



  • IBV schrieb:

    Und mit 391 Euro netto geht es einem nicht gut.

    Du lässt dabei aus, dass der Staat die Wohnung komplett bezahlt. Das sind also 391 EUR, die man zum Leben hat. Mit 391 EUR backt man kleine Brötchen, kommt aber gut durch, wenn man will. Sorry, wer nichts arbeitet, muss halt auch kürzer treten.

    Und wenn auf eine offene Arbeitsstelle sieben Arbeitslose kommen, können sich die anderen sechs Bewerber noch so viel Mühe geben, es wird nur einer einen Job kriegen.

    So ist das halt? 😕 Eine Frau wird idR aus ein paar Bewerbern einen Mann auswählen und die anderen gehen leer aus. Es gibt andere Frauen.

    Es gibt sicher Entwicklungen im Arbeitsmarkt und bei der Firmenbesteuerung, die nicht so toll sind. Aber unabhängig davon leisten wir uns trotzdem einen riesigen Sozialstaat und im Vgl. zu anderen Ländern in der EU braucht man sich nicht beklagen.

    Für mich ist die Linke jedenfalls die SED-Nachfolgepartei und ich würde mir eher die Hand abhaken, als so verkappte Kommunisten zu wählen.



  • GPC schrieb:

    Du lässt dabei aus, dass der Staat die Wohnung komplett bezahlt. Das sind also 391 EUR, die man zum Leben hat. Mit 391 EUR backt man kleine Brötchen, kommt aber gut durch, wenn man will.

    Naja, es fällt leichter, wenn man nach Wilhelmshaven zieht und aufhört, Arbeit zu suchen. Auf Arbeitssuche hat man nämlich immer wieder wieder mal Mehrausgaben, die nicht erstattet werden, und wenns finanzielle Polster aufgebraucht ist, hält die Welt an.

    GPC schrieb:

    Sorry, wer nichts arbeitet, muss halt auch kürzer treten.

    Klingt für mich wie ein moralisches Urteil.



  • GPC war vermutlich noch nie wirklich arbeitslos. Die Schikane, die man im Arbeitsamt erdulden muss ist nichts für schwache Gemüter.



  • volkard schrieb:

    GPC schrieb:

    Sorry, wer nichts arbeitet, muss halt auch kürzer treten.

    Klingt für mich wie ein moralisches Urteil.

    Eher eine realistische Einschätzung der finanziellen Möglichkeiten.

    @Jodocus
    Ich war noch nie arbeitslos und darüber bin ich auch glücklich. Ich habe auch nichts gegen Arbeitslose, will die nicht als faul etc. abstempeln. Ich habe nur was dagegen, wenn man sich hinstellt und jammert, wie schlecht es Arbeitslosen in DE geht. Das sehe ich einfach nicht ein.



  • GPC schrieb:

    @Jodocus
    Ich war noch nie arbeitslos und darüber bin ich auch glücklich. Ich habe auch nichts gegen Arbeitslose, will die nicht als faul etc. abstempeln. Ich habe nur was dagegen, wenn man sich hinstellt und jammert, wie schlecht es Arbeitslosen in DE geht. Das sehe ich einfach nicht ein.

    Damit machst du es dir zu einfach. Was nimmst du denn als Maßstab? Im Vergleich zu Flüchtlingen leben Arbeitslose erst einmal gut, bzw. ihr Überleben ist gewährleistet. Aber der Mensch ist nun mal keine Kuh, der ist nicht automatisch glücklich, wenn er knietief im Essen steht. Hier mal etwas Realität:

    Vom sozialen Leben sind Arbeitslose erst einmal ziemlich ausgeschlossen, das können sie sich nicht leisten. Keine Kultur, nichts - okay, sie haben ein Recht auf Fernsehen, super.
    Es ist statistischer Fakt, dass sozial Schwächere auch nur schlechtere Bildungsmöglichkeiten haben. Und damit meine ich nicht, dass Hartz-4-Kinder alle nach Salem müssen, oft scheitert es überhaupt schon am Gymnasium. Oder am Musikschulunterricht oder Sport.

    Nicht nur, dass Eltern sich selbst oder ihren Kindern nichts bieten können (eben oft nicht einmal gute Bildung), was schon schwer zu ertragen ist, muss man sich endlose Schikane im Arbeitsamt ertragen lassen:
    Es fängt damit an, nachzuweisen, dass man in einer bestimmten Zeit X Bewerbungen geschrieben hat. Permanent wird dir mit Sanktionen gedroht (und dann wird es auf einmal doch brenzlig mit der vermeindlich sicheren Wohnung). Nicht nur, dass das enorm zeitaufwändig ist und eine Menge Geld kostet, es ist auch noch frustrierend, denn die Erfahrung lehrt, dass die allermeisten Unternehmen/Arbeitgeber überhaupt nicht auf Bewerbungen reagieren, nicht mal eine Ablehnung.

    Aus dieser Situation heraus unterstellt dir das Arbeitsamt prinzipiell Unfähigkeit und schon bekommst du irgendein vollkommen erniedrigendes Bewerbungstraining und sollst lernen, mit Messer und Gabel umzugehen. Und dann gibt es Weiterbildungsmaßnahmen: Da Weiterbildung natürlich Geld kostet, überlegt sich das Amt genau, was es einem Arbeitslosen finanziert. Und das ist meist nicht der teure Weiterbildungskurs, sondern irgendeine weitere, erniedrigende Beschäftigungstherapie. Berüchtigte Extremfälle sind da z.B. der Supermarkt-Simulator, wo Leute mit Spielgeld und Gabelstaplern rumspielen.

    Wenn man gesundheitlich angeschlagen ist, braucht man ja niemandem zu erzählen, wie toll die Krankenversorgung ist, die einem Arbeitslosen zusteht. Zum Beispiel alles was Zahnbehandlung angeht, kann man vergessen.

    Deine Freizügigkeit ist eingeschränkt, du wirst immer mehr in die Peripherie gentrifiziert. Deine Pendelzeiten nehmen massiv zu, nicht selten wirst du mehrere Stunden des Tages nur mit Pendeln verbringen.

    Du wirst vollkommen entwürdigt: du kannst nur noch das billigste Essen (und das ist meistens nicht das gesündeste), dich nicht mehr nach deinem Geschmack kleiden (naja für Kik reichts noch), bist von der Gesellschaft und der Kultur abgekoppelt und wirst vom Amt erniedrigt. Die Bildungschancen sind schlechter und je länger du arbeitslos bist, desto stigmatisierter bist du bei Amt und Arbeitgebern (weil dann muss es ja an dir liegen). Irgendwann ist dein Ego dann auch so gebrochen, dass es wirklich an dir liegt.

    Dass du nicht einsiehst, wie schlecht es Arbeitslosen geht, ist nur natürlich, da du keine Erfahrung damit hast. Aber das als Gejammer abzutun ist arrogant.



  • Jodocus schrieb:

    Dass du nicht einsiehst, wie schlecht es Arbeitslosen geht, ist nur natürlich, da du keine Erfahrung damit hast. Aber das als Gejammer abzutun ist arrogant.

    Ich sagte nur, dass ich selber noch nicht arbeitslos war, nicht dass ich keine Erfahrung damit hätte. Ist mir egal, ob du mich für arrogant hältst. Es gab Zeiten, da hatten wir als dreiköpfige Familie extrem wenig Geld und wenn es in der Selbstständigkeit nicht gut läuft, dann ist da kein Staat, der einem den Arsch pudert, wenn ich das mal provokant formulieren darf. Ich weiß sehr wohl, was Verzicht bedeutet.

    Ja, wer arbeitslos ist, der muss auf Dinge verzichten. Auf Kultur, auf Sport, auf Urlaub, auf Musikunterricht, auf coole Klamotten, auf vieles. Liegt in der Natur der Sache und läuft im Endeffekt auf eins raus: Wer arbeitslos ist, hat nicht genug Geld für ein Leben mit vielen Annehmlichkeiten. Annehmlichkeiten muss man sich aber auch verdienen.



  • GPC schrieb:

    Ist mir egal, ob du mich für arrogant hältst.

    Mir geht es dabei viel weniger um deine Person als um die allgemeine Aussage, welche ich arrogant finde.

    GPC schrieb:

    Es gab Zeiten, da hatten wir als dreiköpfige Familie extrem wenig Geld und wenn es in der Selbstständigkeit nicht gut läuft, dann ist da kein Staat, der einem den Arsch pudert, wenn ich das mal provokant formulieren darf. Ich weiß sehr wohl, was Verzicht bedeutet.

    Das ist nicht das selbe. Wenn du gerade in einer Durststrecke bist, weißt du, dass man mal eine Weile verzichten muss, aber du hast Aussicht auf Besserung (weil wenn nicht, würdest du nicht mehr selbstständig bleiben und dich als arbeitslos melden, um dir den Popo zu pudern). Wenn du arbeitslos bist, ist deine Lage aussichtslos. Selbst, wenn du doch mal einen Job bekommen solltest, wirst du kaum Netto mehr haben als Hartz-4. Und erlebt habe ich noch nie, dass jemand aus der Arbeitslosigkeit heraus aufeinmal in einem Job eine steile Karriere macht.

    GPC schrieb:

    Ja, wer arbeitslos ist, der muss auf Dinge verzichten. Auf Kultur, auf Sport, auf Urlaub, auf Musikunterricht, auf coole Klamotten, auf vieles. Liegt in der Natur der Sache und läuft im Endeffekt auf eins raus: Wer arbeitslos ist, hat nicht genug Geld für ein Leben mit vielen Annehmlichkeiten. Annehmlichkeiten muss man sich aber auch verdienen.

    Alsob Arbeitslose kein normales Leben verdient hätten. Schließlich ist es in den allermeisten Fällen nicht ihre Schuld. Vielmehr wird ihnen verwehrt, zu arbeiten. Wo ist die Logik dabei, zu sagen, dass Arbeitslosen keine Annehmlichkeiten verdienen, da sie nicht dafür arbeiten und sie gleichzeitig auch keine Arbeit bekommen, sondern schikaniert und allerhöchstens ausgebeutet zu werden?

    Edit: Um auf Die Linke zurückzukommen: Ich halte eine Partei, die sich so wenig von der SED distanziert für unwählbar und vieles ist zu unseriös in dieser Partei. Leider ist sie jedoch die einzige Partei der sozial Schwachen. Umso eklatanter ist es, dass alle anderen Parteien im Burgfrieden sich so über sie herfallen und so tun, alsob die Medaille der Linke nicht zwei Seiten hätte: die dunkle SED-Seite und die (durchaus wichtige) Seite einer Partei, die sich soziale Gerechtigkeit auf die Fahnen schreibt, denn schließlich repräsentiert sie doch einen nicht unerheblichen Teil des Volkes.



  • Hallo

    @Jodocus

    Das ist nicht das selbe. Wenn du gerade in einer Durststrecke bist, weißt du, dass man mal eine Weile verzichten muss, aber du hast Aussicht auf Besserung (weil wenn nicht, würdest du nicht mehr selbstständig bleiben und dich als arbeitslos melden, um dir den Popo zu pudern). Wenn du arbeitslos bist, ist deine Lage aussichtslos. Selbst, wenn du doch mal einen Job bekommen solltest, wirst du kaum Netto mehr haben als Hartz-4. Und erlebt habe ich noch nie, dass jemand aus der Arbeitslosigkeit heraus aufeinmal in einem Job eine steile Karriere macht.

    Das sehe ich ganz andersIch war ca 1 Jahr arbeitslos und habe es
    dann nicth mehr ohne Arbeit ausgehalten.
    Ich habe mich selbststaendig gemacht und verdiene eigentlich ganz gut

    In der Zweit der Arbeitslosigkeit habe ich weder Schikane erlebt
    noch gross auf irgenwas verzeichten muessen

    Dagegen kenne ich zuviele (kommen immer wieder in meine Firma)
    die wollen nur einen "Stempel" fuers Amt
    Arbeit dagegen - Ne warum denn

    Bei der achbarfirma wuerde der Chef gerne ein wenig kuerzer
    treten (~200 Sth/Monat) - aber Leute die was arbeiten wollen
    Fehlanzeige (zahlt ganz manierlich so um 20 € fuer Arbeiter)



  • @Joducus: Danke, für deine ausgezeichneten Beiträge!



  • KlausB schrieb:

    Das sehe ich ganz andersIch war ca 1 Jahr arbeitslos und habe es
    dann nicth mehr ohne Arbeit ausgehalten.
    Ich habe mich selbststaendig gemacht und verdiene eigentlich ganz gut

    Wenn du vorher mindestens 24 Monate sozialversicherungspflichtig gearbeitet hast, hast du das Jahr über aber ALG und nicht Hartz IV bezogen.
    Selbstständig machen klingt theoretisch ganz nett, aber entweder hast du ein Startkapital oder bekommst einen Kredit, wobei letzteres für ALG II-beziehende Personen naturgemäß äußerst schwierig ist.

    KlausB schrieb:

    In der Zweit der Arbeitslosigkeit habe ich weder Schikane erlebt
    noch gross auf irgenwas verzeichten muessen

    In der Regel ist das ALG auch wesentlich höher als das ALG II. Die Schikane bekommst du erst, wenn du ALG II beziehst, wie gesagt. Das ALG hast du im Prinzip selber zuvor mit Geld bezahlt. ALG II bezahlst du mit z.T. sehr fragwürdigen Auflagen.

    KlausB schrieb:

    Dagegen kenne ich zuviele (kommen immer wieder in meine Firma)
    die wollen nur einen "Stempel" fuers Amt
    Arbeit dagegen - Ne warum denn

    Ich kenne deine Firma nicht, darüber erlaube ich mir kein Urteil. Aber wie du schon selbst sagtest, ist es ohne Arbeit nicht lange auszuhalten - so geht es den allermeisten, da bist du nicht der einzige. Klar gibt es immer ein paar Schmarotzer, aber das ist nicht die Regel. Wer anderes behauptet, hat einfach noch die wirklich perspektivlose Arbeitslosigkeit erlebt.



  • GPC schrieb:

    Wer in Deutschland nichts hat oder kann, hat's richtig gut.

    Ich werde dich darauf ansprechen wenn du nichts mehr hast. Langfristig nichts.

    GPC schrieb:

    Ich war noch nie arbeitslos und darüber bin ich auch glücklich. ... Ich habe nur was dagegen, wenn man sich hinstellt und jammert, wie schlecht es Arbeitslosen in DE geht.

    Genau das ist das Problem. Personen, die selber nie in eine vergleichbare Lage kamen führen diese ewige Diskussion von den bösen Arbeitslosen die X mal so viel bekommen als einer der arbeitet. Wozu diese Hetze? Weil man einen gemeinsamen Feind identifiziert hat: den faulen Harzer.
    Genau genommen ist Arbeitslosigkeit NOTWENDIG für eine funktionierende Volkswirtschaft.
    Sinkt die Arbeitslosigkeit zu stark, ruft die Industrie "Fachkräftemangel" und Arbeitnehmer aus dem Ausland werden hergeholt. Vollbeschäftigung wird es in diesem System niemals geben und das ist so gewollt. Interpretiere die Sozialausgaben als notwendige Kosten um das Arbeitsangebot aufrecht zu erhalten.

    Viele Arbeitslose hätten gerne einen Job. Allerdings werden die Jobs oft von faulem Unnütz besetzt die nicht arbeiten wollen (-> GDL ).



  • Schneewittchen schrieb:

    Allerdings werden die Jobs oft von faulem Unnütz besetzt die nicht arbeiten wollen (-> GDL ).

    Wie positioniert man sich links und reißt dann alles mit dem Arsch wieder ein. Bravo! 👎


  • Mod

    Um das mal zugespitzt zu sagen, warum Arbeitslosengeld kein vergleichbares Leben zu einem Arbeitsentgelt ermöglichen kann und darf:
    Szenario a: Der Heer der Arbeitslosengeldbezieher will keine Arbeit finden: Die Gesellschaft will solches Verhalten nicht dulden. Das Arbeitslosengeld muss gering sein.
    Szenario b: Der Heer der Arbeitslosengeldbezieher kann keine Arbeit finden: Dann ist zu wenig Arbeit da. Da das Arbeitslosengeld von den Arbeitenden bezahlt wird, muss es in diesem Fall gering sein.

    Wenn man diese einfache Wahrheit akzeptiert, dann ist doch die wahre Frage: Wieso ist das Arbeitslosengeld dann so gering, dass es nur für bloßes Überleben ohne Zugang zu Kultur, Bildung etc. reicht? Weil bloßes Überleben mit minimalem Zugang zu Kultur, Bildung etc. bereits das Minimum ist, für das manche Menschen in unserer Gesellschaft arbeiten. Man könnte sogar sagen, dass so mancher Arbeiter wesentlich schlechter lebt als so mancher Arbeitsloser, dass Arbeitslosengeld also noch zu hoch ist (also nach der obigen Argumentation hat man in dem Fall entweder zu wenig Motivation zu arbeiten oder der arme Arbeiter ist so arm, weil er zu viel einzahlen muss). Allgemein gesagt: Der allgemeine Lebensstandard ist zu gering oder die Ansprüche an einen minimalen Lebensstandard zu hoch. Ich bin nicht alt genug, um zu vergleichen, ob der durchschnittliche Lebensstandard gesunken ist, die Ansprüche gewachsen sind oder ob die Diskussion um die Höhe des Arbeitslosengeldes schon immer die gleiche war. Aber dies ist der Knackpunkt. Wenn es dem Arbeiter mit dem Mimimaleinkommen besser ginge, dann ginge es auch den Arbeitslosen besser. Die wahre Frage ist also, wo der allgemeine Wohlstand geblieben ist oder ob er einfach von Vornherein nie so hoch war.



  • Schneewittchen schrieb:

    Sinkt die Arbeitslosigkeit zu stark, ruft die Industrie "Fachkräftemangel" und Arbeitnehmer aus dem Ausland werden hergeholt.

    "Fachkräftemangel" rufen die IMMER. Während kein Akademiker einen Job kriegte ohne vorher ein halbes Jahr unbezahltes Praktikum riefen sie es. Das ist die Aufgabe des Industrieverbands: Mehr Fachkräfte besorgen und damit die Löhne drücken. Ganz egal, wie groß der Fachkräfteüberschuss ist.



  • Jodocus schrieb:

    Das ist nicht das selbe. Wenn du gerade in einer Durststrecke bist, weißt du, dass man mal eine Weile verzichten muss, aber du hast Aussicht auf Besserung (weil wenn nicht, würdest du nicht mehr selbstständig bleiben und dich als arbeitslos melden, um dir den Popo zu pudern). Wenn du arbeitslos bist, ist deine Lage aussichtslos. Selbst, wenn du doch mal einen Job bekommen solltest, wirst du kaum Netto mehr haben als Hartz-4. Und erlebt habe ich noch nie, dass jemand aus der Arbeitslosigkeit heraus aufeinmal in einem Job eine steile Karriere macht.

    Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, hat diese "Durststrecke" dann in einer Geschäftsaufgabe, Arbeitslosigkeit meiner Eltern und dann einem Neuanfang als Selbstständige in einer anderen Branche gemündet. Aber da waren die ersten 5-6 Jahre auch kein Zuckerschlecken. Insg. also sicher eher 10 schwierige Jahre. Ich habe das damals nie so gesehen, aber heute würde man mich wohl auch in die "benachteiligte Ecke" schieben. Hat mich aber trotzdem nicht davon abgehalten, nach dem Werkrealschulabschluss ein Abi zu machen und zu studieren. Wenn ich immer dieses Gejammer höre, kriege ich Ausschlag. Wer wirklich will, der kann.

    Alsob Arbeitslose kein normales Leben verdient hätten.

    Was ist ein normales Leben? So eins wie ein normaler Angestellter mit Durchschnittsgehalt führt? Tja, dann musst du auch so viel ALG auszahlen. Das wäre für die normal arbeitende Bevölkerung aber Hohn.
    SeppJ hat das schön ausgeführt und mir ist nicht klar, wie man sich an dieser einfachen Wahrheit so aufhängen kann.

    Schneewittchen schrieb:

    Genau das ist das Problem. Personen, die selber nie in eine vergleichbare Lage kamen führen diese ewige Diskussion von den bösen Arbeitslosen die X mal so viel bekommen als einer der arbeitet. Wozu diese Hetze? Weil man einen gemeinsamen Feind identifiziert hat: den faulen Harzer.

    Ich habe nirgends gegen Arbeitslose gehetzt. Ich habe sie nicht pauschal für faul etc. erklärt, ich habe auch nicht geringere H4-Sätze gefordert. Alles was ich sagte, war dass man sich als Arbeitsloser in DE im Grunde nicht beklagen kann. Und meine ursprüngliche Aussage bezog sich sowieso auf die Sozialausgaben im Gesamten, denn diese sind einfach enorm. Aber es ist ja normal geworden, einfach "Staat! Hilf mir, die anderen sind an allem Schuld!" zu rufen.



  • GPC schrieb:

    Hat mich aber trotzdem nicht davon abgehalten, nach dem Werkrealschulabschluss ein Abi zu machen und zu studieren. Wenn ich immer dieses Gejammer höre, kriege ich Ausschlag. Wer wirklich will, der kann.

    Du weißt doch genau, dass ein Studium kein Garant für eine Beschäftigung ist. Für manche Jobs eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung.
    Wovon ich Ausschlag bekomme, ist die alte Leier vom Tellerwäscher zum Millionär. Es ist eben nicht so, dass alle können, wenn sie wollten. Diejenigen, die das Glück hatten, nach ihrem Studium eine Beschäftigung zu bekommen betonen immer, dass sie all das verdient hätten, da sie vorher lange gelernt und gearbeitet haben. Das will auch niemand aberkennen. Aber viele Andere, die keinen relativen Wohlstand erlangt haben (und damit meine ich wenigstens einen Durchschnittswert für eine würdige Existenz), haben genauso hart gearbeitet und wo ist da die geforderte Gerechtigkeit? Nein, die sollen Hartz IV beziehen, was gefälligst niedriger zu sein hat als das Durchschnittsniveau (+ Schikane inkl. aller oben erörterer Nachteile), da es sonst wieder ungerecht ist. Ich muss es noch einmal betonen: Arbeitslosigkeit kann jeden treffen. Es ist ganz oft enormes Pech, was einen da hinein treibt und nicht eigenes Verschulden. Warum soll ein Mensch, der dieses Pech hat, auch noch zusätzlich bestraft werden, indem man ihm seine Würde nimmt? Leute, die nicht am unteren Ende des sozialen Spektrums leben scheinen immer zu vergessen, dass zu ihrem relativen Erfolg neben der obligatorischen Arbeit auch immer Glück gehört.

    Hier kollidieren scheinbar ja zwei Menschenbilder. Das eine vom Menschen, der am liebsten faul ist und nicht arbeiten würde, wenn er nicht unbedingt müsste und das andere, nachdem jeder Mensch dazu verdammt ist, etwas tun zu müssen. Empirisch gesehen behaupte ich, dass ersteres nur auf die allerwenigsten zutrifft. Jeder Multimilliardär ist alles andere als faul, die müssen (und wollen) stets arbeiten, ihr Job ist quasi nur noch das Verteilen und Anlegen ihres Geldes (undzwar nicht nur in Luxusobjekte, sondern auch in Charity-Projekte etc.), was äußerst viel Zeit in Anspruch nimmt. Noch ein Argument: Die Industrialisierung (und die "Computerfizierung") haben den Menschen eine Menge Arbeit abgenommen und trotzdem wird heute wie damals malocht, dabei ist das ideale Ziel doch der Maschinensklave. Der Mensch ist nur bis auf ein bestimmtes Maß faul, wie ein Mathematiker faul ist. Bestimmte Art von Arbeit lehnt er ab, aber nicht jede. A propos Mathematik: vor 200 Jahren war Wissenschaft denen vorbehalten, die genug Geld (und damit Zeit) hatten, sich mit ihr zu beschäftigen. Newton, Hobbes, Rosseau, sie alle waren nicht faul, obwohl sie es hätten sein können.
    Daher ist ein würdiges Arbeitslosengeld moralisch durchaus vertretbar. Die Tatsache, dass das Geld irgendwo herkommen muss, hat SeppJ ja schon angedeutet. Das würde nur gehen, wenn es eine Umverteilung von oben (und weniger von der Mitte) nach unten geben würde, wie auch immer die aussähe. Manche hätten ein System á la Sozialismus gerne, dass der Staat sich darum kümmert, es gibt aber auch andere Möglichkeiten (etwa, indem es einen Anreiz dafür gibt).

    Ich will auch garnicht sagen, dass das alles so unbedingt passieren muss oder sollte. Was ich letzenendes sagen will, ist, dass eine Stimme in die linke Richtung wichtig ist, um ein gesundes Mittelmaß zu halten.


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