Sind die Module (Fächer) im Informatikstudium auf allen Hochschulen vom Schwierigkeitsgrad gleichwertig?



  • Wenn man z.B. eine Bewerbung vor sich liegen hat, bei dem der eine in z.B. Datenbanken eine 2 geschrieben hat und der andere eine 3, was sagt dann diese Note aus?

    Sagt die Note aus, dass der erste in diesem Fach wirklich besser ist als der zweite oder sagt das aus, dass die andere Hochschule, auf dem der zweite war, einen höheren Anspruch beim gleichen Modul (Fach) stellt?

    Dann noch eine WEITERE wichtige Frage:

    Wenn der Schwierigkeitsgrad auf allen Hochschulen gleichwertig hoch ist, dann müsste sich doch tendenziell daraus ableiten, welche Fächer in einem Informatikstudiengang besonders schwer sind.

    Dann dürfte es also nicht vorkommen, dass man z.B. Datenbanken auf Hochschule A geschenkt bekommt und auf Hochschule B nur mit sehr großem Aufwand.
    Wenn man jetzt vor der Frage steht, Bewerber im Betrieb einzustellen, dann ist dieser Punkt sehr wichtig, wenn man beide Bewerber vergleichen möchte.
    Denn ich will ja wohl kaum den mit der besseren Note einstellen, wenn der andere den Nachteil hatte, das das gleiche Fach auf seiner Hochschule viel schwerer war.
    Kann man also davon ausgehen, dass ein Module auf allen Hochschulen den gleichwertigen Anspruch hat oder muss man davon ausgehen, dass ein Modul auf Hochschule A super einfach, also geschenkt, auf Hochschule B mittelmäßig anspruchsvoll und auf Hochschule C bockschwer ist?

    Und wenn die Module gleichwertig schwer sind, welche Module gehören dann eurer Meinung nach im Informatikstudium dann genau zu diesen besonders schweren Modulen?



  • Noch etwas.

    Persönlich würde ich zu der Frage selber sagen, dass erfahrungsgemäß ein bestimmtes Fach bei der gleichen Hochschule bei Professor A etwas schwerer oder leichter sein kann, als bei Professor B, aber da beide Professoren in der gleichen Hochschule arbeiten, wird versucht, den Schwierigkeitsgrad aneinander anzugleichen, weswegen effektiv betrachtet, der Unterschied eher marginal ist.

    Auf anderen Hochschulen war ich aber nie, daher kann ich dazu keinen Vergleich stellen.
    Ich frage mich allerdings schon, ob ein Fach, dass bei meiner Hochschule besonders schwer war, z.B. Datenbanken, auf einer anderen Hochschule geschenkt ist.



  • Nopster schrieb:

    Ich frage mich allerdings schon, ob ein Fach, dass bei meiner Hochschule besonders schwer war, z.B. Datenbanken, auf einer anderen Hochschule geschenkt ist.

    Daraus ergibt sich dann auch die Frage, welche Fächer aus dem Informatikstudiengang waren auf eurer Hochschule schwer?



  • Nopster schrieb:

    Wenn man z.B. eine Bewerbung vor sich liegen hat, bei dem der eine in z.B. Datenbanken eine 2 geschrieben hat und der andere eine 3, was sagt dann diese Note aus?

    Als ich Datenbanken schrieb, verdiente ich schon Geld mit Datenbanken. Die Vorlesung musste sich den Stundenplanplatz mit AnaI und Logik teilen, also ich war vielleicht dreimal dort. Hab dann auch ne 4 kassiert, weil viel Vorlesungsinhalt gar nichts mit Datenbanken zu tun hatte.
    Ob Du aus dieser 4 ableiten kannst, daß ich schlecht mit Datenbanken kann? Ich glaube nicht.

    Nopster schrieb:

    Sagt die Note aus, dass der erste in diesem Fach wirklich besser ist als der zweite oder sagt das aus, dass die andere Hochschule, auf dem der zweite war, einen höheren Anspruch beim gleichen Modul (Fach) stellt?

    Viel wahrscheinlicher sagt es aus, daß der mit der 3 einen schlechteren Prof hatte als der mit der 2.

    Nopster schrieb:

    Kann man also davon ausgehen, dass ein Module auf allen Hochschulen den gleichwertigen Anspruch hat oder muss man davon ausgehen, dass ein Modul auf Hochschule A super einfach, also geschenkt, auf Hochschule B mittelmäßig anspruchsvoll und auf Hochschule C bockschwer ist?

    Letzteres.
    Das haste schon beim gleichen Modul, wenns an der selben Hochschule von verschiedenen Profs gegeben wird.

    Nopster schrieb:

    Und wenn die Module gleichwertig schwer sind, welche Module gehören dann eurer Meinung nach im Informatikstudium dann genau zu diesen besonders schweren Modulen?

    Alles, was Mathe oder Proggern echt beinhaltet. Also wird "Gesellschaftliche Auswirkungen der Informatik", "Datenschutzrecht" überalls leicht sein. Jde Meinung ist wertvoll. Echt prima, daß wir uns mal in einen Kreis gesetzt haben. "Numerische Mathematik" oder "Programmierung paralleler Prozesse" wird scher sein in dem Sinne, daß Flachpfeifen sich nicht durchmogeln können. Datenbanken wird norgends bochschwer oder reines Laberfach sein. Expertensysteme könnte dort ein Laberfach sein, und hier kickt das Praktikum "Programmieren eines Expertensystems von Grund auf" ein paar Studienplätze frei.



  • Nopster schrieb:

    Wenn man z.B. eine Bewerbung vor sich liegen hat, bei dem der eine in z.B. Datenbanken eine 2 geschrieben hat und der andere eine 3, was sagt dann diese Note aus?

    Gar nichts. Schau dir ein paar Github-Repos von den Bewerbern an und lass sie beide zwei kleine Aufgaben für dein aktuelles Projekt lösen (natürlich bezahlt) und du weißt, welcher der beiden besser ist.

    Das Uni-Zeugnis sagt mehr darüber aus, wer die Prüfung (nicht die Uni und ganz sicher nicht seine sonstige Arbeit) wie ernst genommen hat als über sonstwas.



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  • nman schrieb:

    Das Uni-Zeugnis sagt mehr darüber aus, wer die Prüfung (nicht die Uni und ganz sicher nicht seine sonstige Arbeit) wie ernst genommen hat als über sonstwas.

    Dem wuerde ich auch zustimmen. Die Noten in Pruefungen sagen etwas darueber aus, wie gut sich jemand auf die jeweilige Pruefung vorbereitet hat. Allerdings denke ich, dass es fuer jemanden spricht, wenn er sich den Stoff einer Vorlesung wenigstens einmal vernuenftig angeeignet hat.



  • Nopster schrieb:

    Persönlich würde ich zu der Frage selber sagen, dass erfahrungsgemäß ein bestimmtes Fach bei der gleichen Hochschule bei Professor A etwas schwerer oder leichter sein kann, als bei Professor B, aber da beide Professoren in der gleichen Hochschule arbeiten, wird versucht, den Schwierigkeitsgrad aneinander anzugleichen, weswegen effektiv betrachtet, der Unterschied eher marginal ist.

    Nee, überhaupt nicht. Es gibt niemanden, der irgendwas angleicht. Die Professoren wechseln auch ständig. Kann sein, dass dieses Jahr jemand Datenbank unterrichtet, der grundsätzlich über 50% der Leute durchfallen lassen will, und nächstes Jahr jemand, der grundsätzlich allen eine 1 geben will.

    Ich würde vielleicht eher auf den Notendurchschnitt der Bewerber schauen und vor allem auf deren sonstige Erfahrungen. Wenn jemand einen dreier Schnitt hat, wäre ich skeptisch. Es kommt vor, dass sehr gute Entwickler/Informatiker einfach keine Lust auf das Studium haben oder aus sonstigen Gründen nicht damit zurechtkommen, aber das sind wenige. Meist heißt es doch eher, dass man sich nicht konzentrieren kann, alles nicht so ernst nimmt, oder vieles sich nur oberflächlich anschaut und nicht komplett durchblickt. Bei einser Studenten wäre ich auch vorsichtig, das kann sein, dass sie keine Ahnung von Computern haben und einfach alles auswendig lernen, ohne ein Gefühl dafür zu haben. So einen hab ich schon mal gesehen, der war trotz sehr guter Noten kaum zu gebrauchen. Also auf jeden Fall schauen, was die Leute sonst so gemacht haben.
    Ich weiß nicht, ob Datenbanken nur ein Beispiel war, aber das ist grad so ein Fach, wo die Note eigentlich kaum praktische Relevanz hat. Das was die meisten Leute mit Datenbanken machen (müssen) hat wenig mit dem zu tun, was man im Studium macht.



  • Mechanics schrieb:

    Meist heißt es doch eher, dass man sich nicht konzentrieren kann,

    Das "Mein Kind kann sich nicht konzentrieren" ist ein Märchen.
    Gluckige Eltern und deplazierte Grundschullehrerinnen geben der "Unkonzentriertheit" die Schuld, daß Kinder keinen Spaß an nicht lehrreichem (weil von hirnlosem Zomies gestaltetem) Unterricht und Hausaufgaben haben.
    Sie halten die "Unkonzentriertheit" für so gefährlich, daß sie erwägen, Drogen in den Kopf des Kindes zu werfen, damit es besser schulbar ist. Sie glauben, etwas mit der Brennstoffversorgung des Hirns sei defekt und das Kind sei medizinisch nicht in der Lage, über eine längere Zeitdauer Hirnleistung zu erbringen.

    Genau das Gegenteil ist der Fall.

    Wenn ich mich mit diesen Kinder unterhalte, finde ich stets heraus, daß sie in Sachen Hirnleistung ganz ganz vorne sind. Höchstens können sie nicht über längere Zeit Toleranz gegen freiwillige Verblödung aufbringen. Nämlich weil ihr Hirn nicht schon nach 10 Minuten Langweilunterricht abschaltet, sondern weiter Input will. Eltern waren im Urlaub und Kind hat 48-Stunden-Session am neuen Computerspiel gemacht. So lange und tief können sich die "braven" Kinder sicher nicht in ein Problem stürzen. Ganz sicher nicht. Dazwischen sind Welten.

    Ob man ein "unkonzentriertes Kind" einstellen will, ist also die Entscheidung, ob man für den Job eher einen in die bestehende Unternehmensbürokratie vollangepassten Programmieraffen braucht oder einen Problemlöser. Braucht man einen, der Woche für Woche neue Features zufügt oder einen, der Woche für Woche Features entfernt? Und könnt Ihr ein unkonzentriertes Kind überhaupt bei Interesse halten, es reicht nicht aus, daß der Personalchef sagt, ihr hättet schwierige fachliche Probleme, sieht auch jemand schwierige Probleme bei Euch, der Ahnung hat?

    Mechanics schrieb:

    trotz sehr guter Noten kaum zu gebrauchen. Also auf jeden Fall schauen, was die Leute sonst so gemacht haben.

    Auch kein Maß. Wirklich nicht. Die besten brechen ab, wenn sie das Problem durchschaut haben, nur die zweite Reihe zieht es durch.

    Es bleibt einfach nichts anderes übrig, als die Noten als ganz plumpe Vorauswahl zu nehmen, also bei rundweg 4 isses aus.
    Und dann muss man sich eben SEHR VIELE Leute anschauen. Warum nicht 15-mal so viele, wie man zum Vorstellungsgespräch bitten will, per Telefon vorabklopfen? Kleinen Fragenkatalog vorbereiten und schauen, wie der Kandidat aufgestellt ist. Das wäre für alle Beteiligten besser, solange an wenigstens einem Ende der Leitung jemand mit ein wenig Hirn ist.



  • @volkard: da ist auf jeden Fall was dran. Kann man aber alles so und so sehen. Das Problem ist quasi nicht lösbar.
    Langweiliger Unterricht ist mir zu blöd? Die Ausrede kenne ich gut. Ich war nie ein Einserschüler, hab so gut wie nie was gemacht, was mir keinen Spass gemacht hat. Nur weiß ich auch, dass ich mich schlecht auf etwas konzentrieren kann, was mich nicht interessiert. Das hört nach der Schule oder dem Studium aber nicht auf, das geht auch im Berufsleben weiter. Auch in der Arbeit hat man immer wieder langweilige, stupide Aufgaben, auf die man keine Lust hat. Auch bei mir sinkt bei einzelnen Projekten in der Arbeit die Produktivität gegen 0. Und ob man sich im Studium zusammenreissen konnte und sowas zufriedenstellend gelöst hat, kann durchaus ein Hinweis darauf sein, wie gut man dann mit sowas in der Arbeit umgehen kann.



  • Nopster schrieb:

    Wenn man z.B. eine Bewerbung vor sich liegen hat, bei dem der eine in z.B. Datenbanken eine 2 geschrieben hat und der andere eine 3, was sagt dann diese Note aus?

    Dass Du teilgenommen hast.

    Noten geben einen Überblick darüber, wie Du Dich im Studium bemüht hast, alternativ ob man mit Dir klar kam, alternativ ob es Dir leicht fiel.

    Von dem bewerteten Fach hast Du mit einer eins kaum mehr Ahnung als mit einer vier. Ihr guckt da kurz rein und wisst danach, was eine Datenbank ist und wofür sowas gut ist. Ihr seid aber keine Experten.

    Nopster schrieb:

    Wenn der Schwierigkeitsgrad auf allen Hochschulen gleichwertig hoch ist, dann müsste sich doch tendenziell daraus ableiten, welche Fächer in einem Informatikstudiengang besonders schwer sind.

    Die "Freiheit der Lehre" sorgt dafür, dass Du im Studium an der gleichen Hochschule ein Fach bei unterschiedlichen Professoren vollkommen unterschiedlichen Stoff durchnehmen kannst.

    Da weder Schwierigkeitsgrad, noch Inhalt, noch Benotung festgelegt ist, sagt eine Note nichts über Deine Kompetenz im jeweiligen Fach aus.

    Nopster schrieb:

    ....dann ist dieser Punkt sehr wichtig, wenn man beide Bewerber vergleichen möchte.

    Wichtig beim Studium ist die Pappe. Du hast die Aufgabe geschafft, Dein Leben so zu managen, dass Du ein mehrjähriges Projekt (das Studium) erfolgreich abschließen konntest. Du kannst Dich also ohne Anleitung organisieren und auch bei Stress funktionieren. Während dieses Projektes hast du Dich mit Informatik beschäftigt.
    Also kann man davon ausgehen, dass Du Dich mit Computern halbwegs auskennst und Dich einarbeiten kannst. Deine Gesamtnote sagt aus, wie gut das geklappt hat.

    Ob Du genommen wirst, hängt eher davon ab, welche Erfahrungen Du besitzt und wie gut Du diese verkaufen kannst.

    Nopster schrieb:

    Und wenn die Module gleichwertig schwer sind, welche Module gehören dann eurer Meinung nach im Informatikstudium dann genau zu diesen besonders schweren Modulen?

    Das hängt wohl stark von Deiner Qualifikation vor dem Studium ab (war Dein Mathelehrer fähig oder gab er Dir Note, weil Du nicht gestört hast) und Deinem Talenten.

    Nopster schrieb:

    Daraus ergibt sich dann auch die Frage, welche Fächer aus dem Informatikstudiengang waren auf eurer Hochschule schwer?

    Elektrotechnik II, bestanden mit 40% im vierten Versuch als einer von 7, 93 haben mitgeschrieben. Bei 50% für die Vier hätte nur einer bestanden. Der gelehrte Stoff wurde selbst im E-Technik-Studium nicht gebraucht und ich kenne niemanden, der ihn jemals gebraucht hätte. Aber darum geht es im Studium ja auch nicht.
    E-Technik II war Grundstudium, das ging bei uns als eine Gesamtnote ins Diplom ein. Das war natürlich keine Vier.

    Mathe war für mich anspruchsvoll.

    Bei Graphischer Datenverarbeitung warf mich der Prof drei mal aus dem Labor. Einmal weil ihm die Hausaufgabe, die in 2 Wochen erst fällig war, nicht gefiel, weil ich einen Computer dafür benutzt habe; einmal weil ich den Punkt im Mittelpunkt eines Kreises pm statt p genannt und das dritte Mal weiß ich gerade nicht mehr.
    Er erklärte mir am Anfang des Semesters unter vier Augen, dass er mir den Schein nicht geben würde. Da er mich nicht aus dem Labor bekam, erklärte er mir am Ende des Semesters, dass er mir den Laborschein wohl geben müsse, aber wir hätten ja noch die mündliche Prüfung. Die ging bei mir eine Stunde lang und es waren mathematische Fragen dabei, die im Studium nicht vorkamen. Das war damit auch ein schweres Fach.
    Dem Beisitzer war die Prüfung sichtlich unangenehm, aber er sagte nix, während ich dabei war, dafür war die Diskussion um die Note sehr lang und da man sich nach einer halben Stunde Prüfung nicht einig war, musste der nachfolgende Prüfling warten und ich wurde erneut in die mündliche Prüfung gebeten...
    Am Ende kam eine 3,7 raus. Also auf dem Diplom aufgerundet eine Vier.

    Projekt Informatikstudium erfolgreich abgehakt.
    Heute mache ich 3D-Körpergenerierung, -Visualisierung, sowie Im- und Export für ein CAD.



  • Mir ist durchaus bewusst dass Profs manchmal sehr launig sein können. Aber ich muss jetzt doch mal nachfragen was diesen Hass des Profs veranlasst hat. Aus einer Laune der Natur heraus wird das wohl nicht gewesen sein. (Hast du mit seiner Frau gepennt oder was?)



  • Sandstroem schrieb:

    Mir ist durchaus bewusst dass Profs manchmal sehr launig sein können. Aber ich muss jetzt doch mal nachfragen was diesen Hass des Profs veranlasst hat. Aus einer Laune der Natur heraus wird das wohl nicht gewesen sein. (Hast du mit seiner Frau gepennt oder was?)

    Das habe ich erst später rausgefunden. Nein, nicht, dass es seine Frau war... 😉

    Lange Geschichte...
    Das fing eigentlich ganz positiv an. Ich hatte Erfarung in Assembler und kannte die drei verschiedenen Rotationsmodi um Bits nach links und rechts zu schieben, was ihn dazu bewegte, sich in den ersten Vorlesungen im Grundstudium neben mich zu stellen und jeden anderen im Raum anzublaffen, dass sie offensichtlich keine Ahnung haben, worüber wir zwei hier reden. Da hatte er vermutlich auch recht, aber das hätte man in der Zeit auch kurz erklären können. Jedenfalls war ich ihm schon ziemlich früh aufgefallen und offenbar positiv.

    Er ging regelmäßig auf Leute los, um ihnen zu zeigen, dass sie blöd sind. Für einige wenige war das Motivation, mir war es eher egal - ich wusste das ja schon vorher 😉 - die meisten aber waren in dem Moment eingeschüchtert und wussten auf die Frage "Erst kommt eins, dann kommt zwei, und was kommt dann" keine Antwort wussten und ein "Weiß nicht" daher stotterten. Klare Beweisführung: Zu blöd, um bis drei zu zählen. Der Prof machte gut Druck in seiner Vorlesung. Ich erhielt die Frage "Erst kommt A, dann B und dann?" und ich wusste die Antwort. "Geht doch."
    Das war der Witz an dem Prof, die Fragen waren nie schwer, in einer Klausur (!) scheiterten Dutzende daran, schriftlich zu dividieren, wie man das in der Grundschule lernt - da kann ich dem Prof nichtmals böse sein, denn ich denke auch, dass man das von einem Informatiker noch erwarten darf. Das ist nicht schwer, aber die Studenten scheiterten reihenweise unter dem Druck. Damit hat er Leute rausgeprüft.
    Später holte er mich an die Tafel und wenn man nicht wusste, was er wollte und sofort schrieb, was er lesen wollte, dann kam er laut schreiend auf einen zugerannt. Dazu muss man wissen, dass ich mit 1,85m deutlich zu ihm aufschauen muss, er ging gebückt durch die Türen. Da kommt also ein ziemlich großer, mit aggressiv aufgerissenen Augen schreiender Schrank auf einen zu, was die Leute regelrecht dazu bringt, die Flucht zu ergreifen. Das hatte teils schon amüsante Züge, wenn da ein Student rückwärts stolpernd von der Tafel flüchtete.
    Und ich wusste natürlich auch nicht, was er von mir wollte - und steht man selbst an der Tafel, so sieht das nicht so amüsant aus. Trotzdem darf der Mann mich nicht umrennen, also bin ich stehen geblieben. Das führte dazu, dass der Schrank kräftig in die Eisen gehen musste, um mich nicht zu überrennen. Erfreulicherweise gelang ihm das auch noch knapp, aber mit der Nähe konnte er nur noch über mich hinweg gucken, über mich hinwegschreien bringt nix, was ihn sichtlich aus dem Konzept brachte. Da steht sonst keiner und jetzt musste er einen Schritt zurück machen. Ich durfte mich dann setzen und er übernahm die Tafel.
    Später lud er mich zum Tee in sein Labor ein, das machte er wohl nur mit sehr wenigen Studenten.

    Soviel zum normalen Umgang mit Studenten und ich denke, ich hatte da eigentlich bis dahin einen guten Stand.

    Sein Problem mit mir kam, weil ich später eine Vorlesung von ihm besuchte, die aber überhaupt nicht zu meinem Studienschwerpunkt gehörte. Das wusste er aber nicht. Numerik interessierte mich halt, also ging ich einfach so in die Vorlesung. Nach dem halben Semester fehlte mir jedoch die Zeit, gerade wurden die Studiengebühren eingeführt, ich war häufig im AStA unterwegs, es wurden Demos organisiert, der Landesminister kam zusammen mit dem Fernsehen blablabla... vieles in seiner Vorlesung davon war Wiederholung von vorherigen Vorlesungen, so ging ich irgendwann nicht mehr hin und habe mir auch nichts weiter dabei gedacht. Im nächsten Semester besuchte ich besagtes Fach bei ihm, was nun wieder zu meinem Studienschwerpunkt gehörte und verpflichtend war - und nebenher das letzte Fach, was ich für das Diplom brauchte.

    Erst nach meinem Diplom erfuhr ich von jemandem, der die Vorlesung besuchte, die ich nur freiwillig besucht hatte, dass nachdem ich wegblieb der Prof regelmäßig wetterte, dass jeder, der so wie ich studieren würde, das Studium eh nicht packen würde. Ich muss wohl jede Woche Thema gewesen sein und als schlechtes Beispiel herhalten, nur weil ich seine Vorlesung nicht mehr besuchte.
    Er hatte wohl einen Narren an mir gefressen.

    Ich war ein eher auffälliger Student. Es ist recht wahrscheinlich, dass ein Streit zwischen dem Dekan und mir dazu führte, dass er sein Amt nach wenigen Monaten schon wieder los war. Ich stand öfter mal im Weg.
    Als ich 10 Jahre später nochmal in der FH war, wurde ich von den Profs jedenfalls noch mit Namen begrüßt und da musste auch keiner überlegen, wer ich denn sei. Es gab einige Profs, die mich entweder wirklich sehr gut unterstützen (und zum Beispiel dafür sorgten, dass besagter Dekan mir juristisch nix konnte) und andere, die sehr darauf bedacht waren, mich zu brechen. Aber gekannt haben mich alle.
    Dieser Prof wollte mich brechen.
    Das Studium war durchaus sehr lehrreich. Und es lag in meinem Fall weniger an der Informatik.


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