Autoritäre und chauvinistische Internationale



  • Autoritäre und chauvinistische Internationale?!
    https://www.contra-magazin.com/2016/11/trgabriel-trump-ist-vorreiter-einer-autoritaeren-und-chauvenistischen-internationale/

    Ich denke, wir sollten diesen Begriff Gabriels näher beleuchten und schauen, welche Ziele die Herren Putin, Erdogan und Trump u.a. so verfolgen.

    Fangen wir als Beispiel mit Erdogan (Mai 2015) an: https://www.welt.de/politik/ausland/article141707165/Erdogan-schwaermt-von-der-Eroberung-Jerusalems.html
    Pascha Erdogan spricht vom berühmten Sultan Saladin, er prophezeit, dass die islamische Fahne wieder über Jerusalem wehen wird und zwar bald.

    König Trump träumt davon den IS zu vernichten ("Wir werden den IS in die Hölle bomben"). Das ist neben der großen Mauer eines seiner Hauptziele. Zu Beginn wollte er keine Moslems nach USA reisen lassen. Der Islam gehört wohl nicht zu seinem "Great America".

    Was möchte Zar Putin erreichen? Er möchte vor allem, dass Russland stark und unabhängig ist, das was sich z.B. Deutschland nicht mehr traut. Die russische Wirtschaft hat sich an die vom Westen verhängten Sanktionen bereits voll und ganz angepasst. Das ist eine gewaltige Stärke. Mittels Trump schafft er vlt. die Lockerung, dann geht es aufwärts. Militärisch setzt Putin auf ferngesteuerte oder Roboter-Armeen und starke Panzer wie z.B. "Armata", die man auch remote bedienen kann.

    Das sind die drei großen, daneben gibt es kleinere wie: Le Pen, Ex-Präsident Sarkozy (F), Wilders (NL) und in Deutschland die Anführer der AfD. Sie wollen alle das Gleiche: Aus der EU und dem Euro austreten und den Islam im Zaum halten bzw. bekämpfen.

    Was soll man von dieser Betrachtungsweise im Sinne einer Verschwörungstheorie halten? Kreuzungspunkt ist auf jeden Fall neben dem Nahen Osten incl. Israel das über Jahrhunderte leidgeprüfte Europa.

    ... und die mächtige (Zentral-)Bankenwelt hat er dabei sogar vergessen, denn "Geld regiert die Welt."



  • Ich habe bis hierhin gelesen:

    Sigmar Gabriel schrieb:

    Es geht ihnen um ein echtes Rollback in die alten schlechten Zeiten, in denen Frauen an den Herd oder ins Bett gehörten, Schwule in den Knast und Gewerkschaften höchstens an den Katzentisch.

    Und da wusste ich schon, dass der Mann zwar wohl kapiert hat, dass es die zweite Warnung innerhalb weniger Monate ist, die die Politikerkaste reingedrückt bekommen hat. Aber er hat nicht kapiert, WARUM er diese Warnung reingedrückt bekommen hat. Paraphrasierung: da kommen irgendwelche Leute und machen uns unser (merke: mit "uns" meinen sie die der Kaste) Europa kaputt. Er hätte genausogut sagen können: diese blöden Wahlen immer, wir müssen hier mal ordentlich durchregieren!

    Ich halte dagegen!

    Both sides agree with that slogan, but with completely different intentions.

    Wer das gelesen hat und danach immer noch sowas rausgehauen hätte, dem kann man auch nicht mehr helfen. Dem Rest wird klar, dass Gabriel genauso ein Mitglied der gleichen Kaste wie Juncker und Schulz ist - "Die Briten steigen aus der EU aus, weil ihnen die Bevormundung auf den Zeiger geht? Die Antwort ist MEHR Bevormundung!11"

    Und ironischerweise ist dies eine selbsterfüllende Vorhersage. Denn dieses Verhalten ist GENAU das gleiche, welches die Demokraten und die Medien gegenüber den Trump-Wählern an den Tag gelegt haben. Bevormundung. Keine Anteilnahme. Wir sitzen im Zug, es gibt keine Alternative, wir müssen das, und wenn ihr nicht wollt, dann beschimpfen wir euch noch ein paar Mal als Pack. Keinerlei Selbstreflektion.

    Und natürlich kann es nicht sein, dass ihre Politik versagt hat. Nein, das ist jetzt eine neue "Autoritäre und chauvinistische Internationale". Die habt ihr selbst zu verantworten, ihr Aushilfsjuristen!



  • @dachschaden: Während Gabriel die Polarisierung zwischen Konservativ Und Links-Progressiv beschwört, fokussierst Du den Erfolg Trumps auf dier Formel "The Country Vs. The City". Als weiteres Element könnte man den heftigen Gegensatz der Religionen Christentum und Islam oder den Widerspruch zwischen Diktatur/Monarchie und Demokratie/Republik in den Ring werfen.

    Gabriel zielt (sicher nur halbherzig, er ist Pragmatiker und gehört zur Elite) auf R2G ab. Daher stört ihn diese um sich greifende national-konservative Bewegung gewaltig. Dabei ist das einfach die Antwort auf eine zunehmend komplexe Welt (Abstiegsangst der Mittelschicht, abnehmender gesellschaftlicher Zusammenhalt, Gefahren der Technik und der Globalisierung).

    Interessant ist, dass diese Politiker Trump, Putin, Erdogan in vergoldeten Palästen und in Städten leben.
    http://www.usmagazine.com/celebrity-news/news/donald-trumps-extravagant-gold-rimmed-nyc-penthouse-is-amazing-pics-20151111 (Trumps 100 Mio. US-$ Apartment mitten in Manhattan)



  • Erhard Henkes schrieb:

    @dachschaden: Während Gabriel die Polarisierung zwischen Konservativ Und Links-Progressiv beschwört, fokussierst Du den Erfolg Trumps auf dier Formel "The Country Vs. The City".

    Nun ja, das Country ist nun mal mehrheitlich konservativ, und die City ist links-progressiv. Das wird bei uns wahrscheinlich nicht anders sein.

    Und eigentlich ging es mir nicht mal darum - um rechts oder links. Das ist zwar ein Thema im Artikel, stimmt schon, aber worum es darin eigentlich ging, ist dass die Landbevölkerung vergessen wird. Oder direkter "die Unterschicht", "das Proletariat". Und dann erkennt man, dass das bei uns auch so ist.

    Und anstatt dass dieses Faktum bei Gabriel ankommt - selbst bei einer Partei, die vor weit mehr als 100 Jahren mit dem Anspruch gegründet wurde, die Umstände des benannten Proletariats zu verbessern - nennt Gabriel, weil die Politik hüben wie drüben vergessen hat, eben diese Bevölkerungsgruppe einzubeziehen, aus komplettem Unverständnis heraus alles, was nicht seine Meinung teilt, negativ.

    Stattdessen zu sagen: Ja, wir haben den Sozialstaat abgebaut, ja, wir haben den kleinen Mann die Zeche zahlen lassen, und ja, unsere Politik ist darauf ausgelegt, den Reichen zu dienen, nicht den Armen zu helfen, erfindet er neue Kampfbegriffe, um seine (vorsätzliche?) Inkompetenz zu kaschieren. Hier spricht er vom Pack, dort von der "autoritären und chauvinistischen Internationalen".

    Letzteres mag vielleicht sogar stimmen, aber es ist nur ein Label. Es greift nicht die Gründe an, warum die Leute so agieren. Ist aber doch ganz einfach: die Leute assoziieren "geschniegelter Laffe im Fernsehen" mit "der hilft mir nicht".

    Und jetzt denk mal darüber nach, wie Hitler gewählt werden konnte - kleine Geschichtsauffrischung: 1933 hatten die Deutschen 14, 15 Jahre Weimarer Republik hinter sich, und für die kleinen Leute war das keine schöne Zeit. Und TrumpHitler hat versprochen, das zu ändern.

    Bezüglich Erdogan - da kenne ich mich mit der türkischen Innenpolitik nicht so gut aus, deswegen Verzeihung, wenn jetzt Bullshit kommt - aber Erdogan hat immer den Eindruck des Vertreters des kleinen Mannes gemacht (woher kennen wir das nur?). Autoritär? Ja, bestimmt. Chauvinistisch? Bestimmt.

    Oder Putin. Putin hat Russland an den Haaren aus der Scheiße geholt, als nichts mehr rausschaute. Aber anders als Trump spreche ich Putin definitiv eine höhere Bildung zu (bei Trump bin ich mir einfach nur nicht sicher - ich habe Interviews von ihm in den 80ern gesehen, wo er keinen komplett kaputten Eindruck gemacht hat). Putin hat beim KGB gearbeitet. In den Oststaaten hat sich in den Geheimdiensten die Elite versammelt. Da sind die Strategen hingegangen, die sich mit Diplomatie, Gegebenheiten in anderen Ländern, Überzeugung und auch öffentlichkeitswirksames Auftreten auskannten. Dort trifft man die Leute, die fünf Sprachen sprechen, die Shakespeare und Goethe gelesen haben.

    Autoritär? Definitiv. Chauvinistisch? Hm, da bin ich mir nicht sicher.

    Aber vielleicht ist das ja eine Voraussetzung dafür, sich nicht vom Establishment einwickeln lassen zu wollen. Autoritär und chauvinistisch sein. Aber für die Wähler ist nur die Ansage wichtig, dass ihre Lebensumstände verbessert werden. Und Leute wie Gabriel keifen lieber rum und sehen den Fehler überall, nur nicht bei sich selbst.


  • Mod

    Letztlich geben die einfach den Leuten das, was eine immer grössere Menge Menschen sucht, verloren in der "grossen Welt" - eine starke Führung. Jemand, hinter dem man stehen kann, der vorangeht. Mehr ist das nicht.

    Erdogan ist diesbezüglich auch interessant, ich war vor 3 Wochen geschäftlich in der Türkei, in Istanbul ist alles so modern und europäisch, Mode wie in Italien, aber viel sauberer und organisierter. Man sieht es sofort: man kann über den Zebrastreifen laufen und die Autos halten an. Das sagt extrem viel über eine Kultur und deren Ordnungsgeist aus.

    Aber auf dem Land... Islam... Islam... Religion. Offensichtlich fährt er ganz ähnlich wie die Chinesen eine 2-Gruppen-Strategie - für die Leute mit Bildung und Ehrgeiz in der Stadt gibt es den Kapitalismus, für das Landvolk die Religion. So sind die Gebildeten mit Geschäften ausgelastet, und die Armen mit dem Beten. Ab und zu gründet dafür einer eine Firma auf dem Land, wo es dann mehr Arbeitsplätze gibt. Auf diese Weise erhöht sich sukzessive der Stand auf dem Land. Hat mich sehr stark an China erinnert.

    Aber was hat das mit Trump und Putin zu tun? Meines Erachtens gar nichts... ausser eben, dass es eine politische Bewegung in vielen Staaten gibt, die sich völlig vom Alltag der Bevölkerung abgekoppelt hat. Und die Leute wissen nicht mehr, was sie mit dieser Gruppe anfangen sollen. Diese starken Jungs aber geben Richtung und Ziele vor, das sorgt für Bewunderung.



  • Viele Menschen in unserem Lande empfinden die momentane Bundespolitik als katastrophal und sind ebenfalls bereit für radikale Veränderungen, die Ordnung und Sicherheit wiederherstellen. Das ist nach der massiven illegalen Migration und weiteren Bedrohungen mit Fremdenfeindlichkeit verbunden. Junge Männer, denen unser Land und unsere Werte im Prinzip egal sind, stellen in der Praxis eine Bedrohung dar.

    All diese Dinge führen zu dem Wunsch nach einer starken Führung, entweder von politisch links oder rechts.


  • Mod

    Erhard Henkes schrieb:

    All diese Dinge führen zu dem Wunsch nach einer starken Führung, entweder von politisch links oder rechts.

    Die gemäßigten Parteien würden es auch tun, die meisten Menschen würden sich das sogar bestimmt am ehesten wünschen. Aber von den kommt nur Larifari: Aussitzen von Problemen, Pöstchengeschacher, Lobbyhörigkeit. Würden sie diesen Quatsch sein lassen, würden ihnen auch nicht die Wähler wegrennen.



  • Es könnte sein, dass die Demokratie sich gerade überlebt.


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