Informatikstudiuminhalte nebenbei lernen - Wie vorgehen?



  • Ich rede davon, dass mir ein Mensch was erzählt und ich nicht nur was lesen muss. Das motiviert mich auf einer komplett anderen Ebene. Sicher wird sich da an ein Script gehalten und der Inhalt ist denen aus Fachbüchern extrem ähnlich und von der Theorie sicher gleich. Ich für mich war bei dem Anschauen der Vorlesungen hundert mal mehr bei der Sache als wenn ich Text lese. Ein himmelweiter Unterschied das Script als PDF zu lesen oder sich die Vorlesungsvideos anzuschauen. Das Selbsterarbeiten von Wissen habe ich ja als Autodidakt gelernt, nur war es wunderschön mal ein paar Sachen vorgekaut zu bekommen. Das blieb alles viel leichter haften. Ich weiß nicht wie ich das anders beschreiben soll. Beim Anschauen der Vorlesungen fühlte ich mich wie in einem Wissensparadies und ich war total traurig, dass ich mir nur zwei Semester anschauen konnte. Klar kann ich all den Inhalt auch ergoogeln, aber naja...



  • @chris4cpp sagte in Informatikstudiuminhalte nebenbei lernen - Wie vorgehen?:

    Ich für mich war bei dem Anschauen der Vorlesungen hundert mal mehr bei der Sache als wenn ich Text lese.

    War bei mir immer genau umgekehrt. Ich nehme nichts auf, wenn jemand auf mich einredet, sondern schalte nach 0.9 Sekunden ab und denk an was anderes. Wenn ich ein Buch/Text habe, kann ich das schnell/konzentriert durchlesen.
    Vorlesungsscripte finde ich auch aus einem anderen Grund ungeeignet. Zumindest die meisten Scripte, die ich kenne, waren sehr unvollständig und als Begleitmaterial zur Vorlesung ausgelegt. Mit den Scripten allein hat man kaum was anfangen können.



  • Gut, dann sind wir unterschiedliche Lerntypen. Nein komplett ist das Wissen aus den Vorlesungen nicht, aber sie haben bei mir die Lust geweckt tiefer in die Materie einzusteigen was auch auch ein Ziel sein sollte. Und durch den roten Faden war es auch einfacher sich erst mal nur das Wichtigste anzuschauen.

    Für meine eigentliche Arbeit als Webentwickler in PHP habe ich keinerlei Informatikkenntnisse gebraucht, das ging alles so. Damals gab es aber keine Frameworks oder OOP so wie heute. Ich habe da in Eigenregie wirklich alles selbst programmiert. Heute macht man das alles ganz anders und zu den neuen Methoden habe ich auch keinerlei Bezug mehr.

    Dass ich insgeheim dann auch viele Sachen aus der Informatik angewendet hatte, war mir gar nicht klar.



  • Es ist auch keine einfache Frage, inwiefern man als Softwareentwickler "Informatikkenntnisse" oder Mathe braucht. Im Vergleich zu früher hat sich schon einiges geändert, und ich würde sagen, man braucht insgesamt mehr Know-How, allerdings nicht in Informatik. Man kann nicht mehr einfach einsteigen und irgendwas in PHP/JS programmieren und dann sind alle zufrieden, dass da überhaupt was läuft. Alledings die ganzen Frameworks und Konzepte, die man heute braucht (wobei die auch nicht wirklich neu sind, hat nur gedauert, bis das überall angekommen ist), haben auch nicht wirklich was mit Informatik zu tun.
    Es kommt nach wie vor vor allem darauf an, was man konkret entwickelt. Oder teilweise auch darauf zu sehen, ob man nicht etwas verpasst. z.B. eine elegante Lösung statt einer plumpen. Oder wonach man überhaupt suchen muss, wenn man keine naheliegende Lösung findet.
    Was mir spontan so einfällt, ich habe wohl vor allem Graphentheorie und etwas Numerik gebraucht. Bei allem anderen bin ich mir nicht sicher, inwiefern ich das als Theorie oder überhaupt Informatik einstufen würde.



  • also wenn man sich im v-modell eher oben links befindet, dann braucht man schon informatikkenntnisse, weil gerade das ja "informatik" ist.



  • Das würde ich zumindest nicht als theoretische Informatik einordnen. Aber klar, irgendwie "Informatik" ist das schon. Und in der Praxis auch sehr wichtig (auch wenn man nicht V-Modell macht), wichtiger als viele Themen aus der Theorie.



  • Ist Informatik nicht "einfach" angewandte Mathematik? ^^



  • Dann würde es ja nicht Informatik, sondern angewandte Mathematik heißen. 🙄



  • @Mechanics sagte in Informatikstudiuminhalte nebenbei lernen - Wie vorgehen?:

    Was mir spontan so einfällt, ich habe wohl vor allem Graphentheorie und etwas Numerik gebraucht.

    @Wade1234 Naja, das ist eindeutig Mathematik.



  • Ich denke eben weil man nicht für jeden Entwickler Job ein Informatik Studium bracht, wurde der Fachinformatiker Fa. Anwendungsentwicklung ins Leben gerufen.



  • @Swordfish sagte in Informatikstudiuminhalte nebenbei lernen - Wie vorgehen?:

    @Mechanics sagte in Informatikstudiuminhalte nebenbei lernen - Wie vorgehen?:

    Was mir spontan so einfällt, ich habe wohl vor allem Graphentheorie und etwas Numerik gebraucht.

    @Wade1234 Naja, das ist eindeutig Mathematik.

    aber sobald da zahlen eingesetzt werden, ist das nicht mehr mathematik, sondern rechnen, und dann wirds wieder informatik.

    @chris4cpp sagte in Informatikstudiuminhalte nebenbei lernen - Wie vorgehen?:

    Ich denke eben weil man nicht für jeden Entwickler Job ein Informatik Studium bracht, wurde der Fachinformatiker Fa. Anwendungsentwicklung ins Leben gerufen.

    ja da hast du wohl recht. aber der informatiker plant die software und ihre abläufe ja auch eher. wenn du dir das v-modell mal anguckst, befindet sich der informatiker oben links, der programmierer unten in der mitte und (idealerweise) jemand, der das programm nachher benutzen soll, oben rechts. also ganz grob gesagt.



  • In der Praxis habe ich leider eher oft Informatiker als Code Monkeys oder schlichte Admins gesehen, die ein paar Gruppenrichtlinien pflegen und gucken ob das Backup durchgelaufen ist, um das mal etwas überspitzt zu beschreiben.



  • @Wade1234 sagte in Informatikstudiuminhalte nebenbei lernen - Wie vorgehen?:

    ja da hast du wohl recht. aber der informatiker plant die software und ihre abläufe ja auch eher. wenn du dir das v-modell mal anguckst, befindet sich der informatiker oben links, der programmierer unten in der mitte und (idealerweise) jemand, der das programm nachher benutzen soll, oben rechts. also ganz grob gesagt.

    Dem möchte ich mal ganz entschieden widersprechen.
    Bei der Implementierung ist oft genauso ein gescheiter Informatiker oder Ingenieur nötig, wie bei Architektur oder Systemdesign. Vor allem im Embedded Bereich, wo vielleicht vom Zulieferer Frameworks oder Templates mitgeliefert werden, allerdings noch aufwendige Anpassungen notwendig sind.
    Auf der rechten V-Seite ebenso, da bei Software-, Integrations-, Systemtests die genutzte Infrastruktur, das Design, sowie die Ergebnisse genauso plausibilisiert werden müssen, wie es vorher beim Design der Fall ist.
    Ich spreche da aus Erfahrung, habe oft genug mitbekommen, dass Firmen auf die Schnauze fallen, weil sie meinen, man könnte das "einfache" Doing an's Ende der Welt auslagern, weil dort eh nur ein Knöpfchen grdrückt wird.



  • @abbes so kann man sich irren. aber wofür braucht man denn dann noch den FI/AE?

    ich habe jedenfalls mal gelernt, dass spätere anwender auf jeden fall mit in den test einbezogen werden müssen, weil diese immer ganz andere denk- und vorgehensweisen haben.



  • Ich kann nur aus meiner Erfahrung in der Webentwicklung und als Admin sprechen. Gut, ich habe nur in vier verschiedene Firmen gearbeitet. In einer gab es sogar einen Informatiker, aber der hat genau den gleichen Job gemacht wie wir alle. Die Firmen waren klein und wir hatten auch keine Großkunden oder kritische Systeme. Unterm Strich war das alles Frameworks zusammen klatschen, hübsch machen und noch Kundenwunsch konfigurieren. Außer bei meinem ersten Job, da musste ich alles von Hand schreiben und hatte keine Ahnung was ich da tue. Das hat das ganze Projekt natürlich nach hinten verschoben, aber keine Werbeagentur(Die haben damals Webdesign/Entwicklung oft angeboten) wollte den Job sonst machen. Ich habe mit einem Kumpel ganz frech gesagt wir schaffen das, ohne aber je einen Plan gehabt zu haben. Schließlich haben wir es hinbekommen und die Firma gibt es heute noch und das Produkt(wurde mittlerweile stark angepasst).

    Ok, das ist bei mir nur ein Einzelfall gewesen, aber ich kann ja auch nur aus meiner persönlichen Praxis sprechen. Heute kann man so was, wie bei meinem ersten Job, natürlich nicht mehr bringen



  • Der FI ist ja der „gescheite Informatiker“, zumindest in der Theorie. Denke @abbes bezog sich da eher auf outsourcen nach Indien, Ungarn etc. Das haben viele Firmen gemacht, aber einige setzen wieder auf Entwicklung im Inland, da sie gemerkt haben, dass man den billigen Code aus dem Ausland in die Tonne klopfen kann, sobald Änderungen gemacht werden müssen (wodurch es am Ende teurer wird als es gleich richtig zu machen). Zumindest so wurde mir das mal erzählt.



  • In meinen Jobs (relativ komplizierte technische Anwendungen, >1 Mio Zeilen C++) hab ich, soweit ich weiß, fast nur mit MINT-Absolventen aller Art zusammengearbeitet. Fachinformatiker haben sich um die IT gekümmert, interne Webseiten, das Netzwerk am laufen halten, Buildserver administrieren, solche Dinge.



  • @Wade1234 sagte in Informatikstudiuminhalte nebenbei lernen - Wie vorgehen?:

    @abbes so kann man sich irren. aber wofür braucht man denn dann noch den FI/AE?

    ich habe jedenfalls mal gelernt, dass spätere anwender auf jeden fall mit in den test einbezogen werden müssen, weil diese immer ganz andere denk- und vorgehensweisen haben.

    Aber wir sprechen ja vom V-Modell. Da gibt es natürlich wieder enorme Unterschiede was genau man entwickelt und wo/wie genau der Kunden eingebunden sein muss.
    Für SW-Unit-Tests, SW-Integration, teilweise SW-Qualifikation, etc. braucht es den Kunden schlichtweg nicht. Hier bist du Systemintern unterwegs und wie/was du dort tust ist grundsätzlich erstmal deine Sache - auch wenn es natürlich Nachweise (für den Kunden) geben muss, was die Vorgaben an den Entwicklungszyklus angeht, ganz tief bspw. ob nach dem C11 Standard entwickelt wurde. Oder das überhaupt interne Schnittstellen spezifiziert, korrekt implementiert und getestet wurden. Kundentests ansich, bzw. Abnahmetests werden "oben rechts" ausgeführt.
    Ein komplexes mechatronisches Produkt ist da natürlich wieder auf einer anderen Ebene unterwegs, als vielleicht eine Handy-App, oder eine Anwendung um Artikel/Teile in einem kleinen produzierenden Betrieb zu verwalten. Auch wenn ich hier ebenso der Meinung bin, der Kunden muss die Interna der SW nicht kennen.

    Zurück zu ersten Frage: FI/AE haben durchaus ihre Daseinsberechtigung. Das Gros derer, die ich kenne (die Wenigen, die auch bei uns beschäftigt werden) machen einen super Job in ihrem Bereich.
    Wenn man mich fragt, was der Sinn und Zweck eines Studiums ist, werde ich immer behaupten, es ist nicht die reine Vermittlung von Wissen, sondern die Befähigung um sich komplexes Wissen anzueignen und es in einer Transferleistung anzuwenden.
    Und um die Aussage von Chris weiter oben aufzugreifen; ob man ein Skript liest und es verstanden hat, zeigt sich dann immer erst in den Klausuren. Nicht umsonst sind die Durchfallquoten i.d.R. bei über 90% in den MINT-Fächern. Btw, wir hatten auch schon Klausuren, die niemand bestanden hat - da hat auch kein Runterstufen mehr geholfen 🙂
    Beim Erststudium (E-Technik).
    Informatik (zweites, über Fernstudium allerdings) viel mir da eine ganze Ecke einfacher, vermutlich weil man sich das akademische Lernen/Arbeiten vorher angeeignet hat.
    Und hier macht sich dann m.E. (so erlebe ich es in den regelmäßigen Diskussionen) der Unterschied bemerkbar zwischen einem FI/AE der eher Ergebnisorientiert arbeitet und einem Informatiker, der eher Lösungsorientiert arbeitet.
    Ich denke ein Unternehmen braucht beides um effizient arbeiten zu können, denn nicht immer ist das eine oder das andere der bessere Weg, aber die Ansicht man braucht einfach nur "Monkeys" halte für grundlegend falsch.



  • Ich denke auch, dass die Anforderungen an einen IT-Entwickler Job eine große Bandbreite aufweisen. Von Wordpress, über Zend-Framework bis hin zu technischen oder gar medizinischen Anwendungen, in so sehr schweren Sprachen wie C++, ist alles vertreten und ja nach Einsatz reicht ein Autodiktat mit Praxiserfahrung bis hin zum Master Informatiker oder gar Doktor Prof. whatever.

    Mir hat meine Ausbildung als Elektroniker sehr geholfen beim Programmieren. Da ich in der Ausbildung sehr gerne Digitale Schaltungen gebaut habe und SPS Programmierung geliebt habe, fand ich den Einstieg in die Software Entwicklung nicht schwer. Zumal ich auf den Heimcomputern früher viel Basic und später dann auf dem Amiga Assembler programmiert hatte.

    Ja, so hat halt jeder seinen Werdegang.



  • Mit der Zeit werden Unterschiede zwischen eine studierten Informatiker und einem Anwendungsentwickler oft immer vernachlässigbarer. Ein guter Anwendungsentwickler mit Erfahrung hat sich dann auch die ganzen theoretischen Themen angeschaut und kann nach paar Jahren ebenso mitreden, und der Akademiker hat eh alles vergessen 😉

    Nochmal wegen dem V-Modell... Ist Softwaredesign jetzt "Informatik"? Natürlich hatten wir das im Studium, und das seh ich jetzt auch nicht als Aufgabe für Anwendungsentwickler, aber ist das "Informatik"? Das ist doch auch eher etwas praxisorientiertes, was an der Uni vielleicht auch gar nicht unbedingt drankommt.


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