Sprachemanzipation (Split aus dem Jünglings-Deutschkurs)



  • Varus schrieb:

    Je nach Zusammenhang waren für mich Pluralausdrücke wie „die Lehrer“ oder „die Studenten“ zumeist geschlechtsneutral.

    Ja, man sollte meinen, dass Deutsch-Muttersprachler, die ja ständig von männlichen Stühlen und weiblichen Bänken umgeben sind, genug Sprachgefühl haben, um auf den Gedanken zu kommen, dass das grammatische Geschlecht nicht identisch mit dem natürlichen ist - und im Normalfall verstehen die Sprecher das auch - doch nach genug Indoktrinierung wird dieser Teil des Verstandes eben über Bord geworfen und jeder Unfung nachgeplappert.

    chrische5 schrieb:

    Das Abitur (von lateinisch abire = davongehen; daraus neulateinisch abiturire = abgehen werden, abituriens = Abiturient, abiturium = Abitur)

    Laut dieser Wortherkunft ist jeder, der mindestens schon mal eine Schule von innen gesehen hat, ein Abiturient.

    Abitur Sn. std. (19. Jh.). Zu l. abiturus "einer, der weggehen wird", dem Partizip des Futurs von l. abire "weggehen" wird im Schullatein des 17. Jhs. (über ein abiturire "weggehen wollen") abituriens und im 18. Jh. in deutschen Texten Abiturient "einer der weggehen will" gebildet. Für die zuerst 1788 in Preußen eingeführte Abschluß-Prüfung bestehen mehrere Bezeichnungen, unter anderem seit dem 18. Jh. Abiturienten-Examen(-Prüfung). Daraus wird im 19. Jh. zunächst die Kurzform Abiturium gebildet (in Analogie zu Physikum aus l. examen physicum); später auch Abitur. Also eigentlich "Prüfung für den, der (von der Schule) weggehen will".

    Noch Fragen? Oder willst du gleich, dass ich dir erkläre, wieso dein Einwandversuch für "Studierende" Unsinn ist?

    dEUs schrieb:

    Größtenteils natürlich Männer.

    Sehr gewagte Behauptung.



  • War klar, dass dieser Einwand kommt und ich suche jetzt sicherlich keine Zahlen raus. Die Erfahrung zeigt, dass die Frauen auf solchen Posten nunmal in der Unterzahl sind.



  • Hallo

    dEUs schrieb:

    War klar, dass dieser Einwand kommt und ich suche jetzt sicherlich keine Zahlen raus. Die Erfahrung zeigt, dass die Frauen auf solchen Posten nunmal in der Unterzahl sind.

    Das ist auf jeden Fall richtig und wer selbst das nicht glaubt, der will es einfach auch nicht wissen.

    chrische



  • Komischerweise wurde bei den Fluggesellschaften nie das Wort "Stewardessen" für die Mehrzahl verwendet, dort gibts ja auch Stewards. Kabinenpersonal ist doch auch Ok.
    Ich versteh irgendwie nicht, wieso man sich darüber aufregen kann, politisch Korrekt zu sein. Wegen der Lesbarkeit eines kapitalisierten I's? Das sollte als Programmierer doch kein Problem sein. In den letzten drei Jahrzehnten mussten die Frauen für ihre Rechte kämpfen, heute sollte die Gleichberechtigung selbstverständlich sein und darum auch in die Sprache einfliessen.
    Und Berufsbezeichnungen mit Bänken und Stühlen vergleichen, naja..



  • Es ist einfach lächerlich. Hast du schonmal so ein politisch hochkorrektes Schriftstück gelesen? Ich hatte mal das "Vergnügen" beim letzten Wahlkampf:
    "Liebe/r BürgerIn,

    blabla der/die ..."
    ständig die Unterscheidung im Text.

    Das hat so dermaßen den Lesefluß gestört, dass ich es sehr schnell wieder aus der Hand gelegt habe. Die emanzipierten Frauen die ja anscheinend ach so viel Selbstvertrauen haben sollen einfach akzeptieren, dass die Mehrzahl-Formen von den männlichen Formen abgeleitet sind. Das ist natürlich gewachsene Sprache.

    Was habe ich kürzlich in einer Anleitung gelesen?
    "Der besseren Textverständlichkeit wegen, haben wir in diesem Handbuch auf die konsequente Anwendung der weiblichen Formen verzichtet. Ist also hier von "Teilnehmer" die Rede, so bezieht sich das auf Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Wir bitten um Ihr Verständnis."

    Mit sowas kann ich leben: Man kann den Text noch lesen und unsere Emanzen müssen sich nciht ausgeschloßen vorkommen. 🙄



  • 1310-Logik schrieb:

    In den letzten drei Jahrzehnten mussten die Frauen für ihre Rechte kämpfen, heute sollte die Gleichberechtigung selbstverständlich sein und darum auch in die Sprache einfliessen.

    Gleichberechtigung ist doch ein theoretisches Konstrukt welches nie erreicht werden kann, bzw. nur erreicht werden kann wenn wir alle geschlechtslos sind.

    Das was heutzutage unter "Gleichberechtigung" verstanden wird ist doch teilweise eine Farce:

    - Frauen kämpfen um das Recht zur Bundeswehr zu dürfen, erreichen dies, aber eine Wehrpflicht für Frauen gibt es nach wie vor nicht.

    - Frauen kämpfen für eine(n) Frauenbeauftragte(n), bekommen sie/ihn/es. An manchen Institutionen gibt es dann die Frauenbeauftragte bei einem Männeranteil von unter 10%.

    - siehe diese Debatte

    - ...

    Toll gemacht, liebe Frauenbewegung 👍

    PS: Nein, ich bin kein Chauvinist und sehe durchaus auch positives an der "Emanzipation".



  • 1310-Logik schrieb:

    Wegen der Lesbarkeit eines kapitalisierten I's?

    Eher wegen der Nicht-Lesbarkeit und Umständlichkeit von ellenlangen Anreden und Bezeichnungen. Die zudem eben sinnlos sind.

    heute sollte die Gleichberechtigung selbstverständlich sein und darum auch in die Sprache einfliessen.

    Bei der Gelegenheit kannst du mir auch gleich erklären, wie etwas durch die Betonung eines Unterschieds gleichgemacht werden soll.

    Und Berufsbezeichnungen mit Bänken und Stühlen vergleichen, naja..

    Ach, jetzt willst du auch noch für Berufsbezeichnungen eine vom Rest des Deutschen abgetrennte Grammatik haben?

    Versteht mich nicht falsch, von mir aus kann gerne jeder von Bäckern und Bäckerinnen reden (sofern nicht darauf wert gelegt wird, gelesen zu werden. Siehe dEUs).
    Aber was mir wirklich auf den Sack geht sind solche Menschen:

    1310-Logik schrieb:

    Wie heisst die geschl.neutrale Mehrzahl?
    Student und Studentin --> Studierende!

    Im englischsprachigen Raum gäbe es dafür eine nette Bezeichnug: language nazi (wegen "du musst so schreiben und sprechen wie ich es dir sage!").



  • minhen schrieb:

    Versteht mich nicht falsch, von mir aus kann gerne jeder von Bäckern und Bäckerinnen reden (sofern nicht darauf wert gelegt wird, gelesen zu werden. Siehe dEUs).
    Aber was mir wirklich auf den Sack geht sind solche Menschen:

    1310-Logik schrieb:

    Wie heisst die geschl.neutrale Mehrzahl?
    Student und Studentin --> Studierende!

    Im englischsprachigen Raum gäbe es dafür eine nette Bezeichnug: language nazi (wegen "du musst so schreiben und sprechen wie ich es dir sage!").

    Das war ne Frage, mehr nicht. Du kannst sprechen wie Du willst, nur wie es ankommt sollte man sich überlegen.



  • Ha, genau das ist es ja:
    Man geht mit dieser komischen neuen Schreibe den meisten Menschen auf den Zeiger!
    D.h. man belässt es bei der normalen Schreibweise, die leserlich und weniger nervig ist und kommt bei den meisten Menschen gut an. Auf die, bei denen man deswegen schlecht ankommt, kann man i.A. sowieso gut verzichten. 🙄



  • Ach ja ich vergass, dass das ein Programmierer Forum ist, ihr könnt auf Frauen bestimmt gut verzichten...



  • 1310-Logik schrieb:

    Ach ja ich vergass, dass das ein Programmierer Forum ist, ihr könnt auf Frauen bestimmt gut verzichten...

    Schließ bitte nicht von dir auf andere. Aber wie wär es, wenn du zur Abwechslung mal Argumente bringen würdest oder auf andere Postings eingehen würdest? Oder kannst du das nicht, weil du nur gedankenlos nachplapperst?



  • Hier in diesen zwei Artikeln dürftet ihr noch genug Argumente zum Diskutieren finden:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Generisches_Maskulinum
    http://de.wikipedia.org/wiki/Feministische_Linguistik



  • Komischerweise gehst Du auf meine Argumente nicht ein, sondern drehst sie solange um, bis es Dir passt.

    Lesbarkeit - schlechteLesbarkeit ( wird doch von Code auch oft behauptet )
    Das Hirn macht nach einer gewöhnungsphase keinen Halt mehr bei grossen I im Wort oder der/die. Ich lese seit Jahren eine Zeitung, wo dies Konsequent gemacht wird, plus die Arbeiten meiner Schwester. Das ist gar kein Problem zu lesen.

    Unterschied - Gleich
    Es geht nicht um Gleichmachung, darum ist auch das Bundeswehr Argument ein Witz. Es geht um gleiche Rechte, gleiche Behandlung bei gleicher Leistung etc.. Die sprachliche Unterscheidung kann helfen zu sensibilisieren. Natürlcih sind viele Berufe männlich, weil sie lange nur von Männern ausgeübt wurden. Lustigerweise kam niemand auf die Idee männlcihes Pflegepersonal Krankenschwestern zu nennen, oder Krankenbruder. Dort ist es dann natürlcih kein Problem, sich umzustellen.



  • Du vergleichst mal wieder Äpfel mit Birnen.
    Es ist ein Unterschied ob man eine Frau "Lehrer" nennt oder ob man einen Mann "Krankenschwester" nennt.



  • Wieso?



  • Du machst dich lächerlich 🙄



  • 1310-Logik schrieb:

    Unterschied - Gleich
    Es geht nicht um Gleichmachung, darum ist auch das Bundeswehr Argument ein Witz. Es geht um gleiche Rechte, gleiche Behandlung bei gleicher Leistung etc..

    Frauen haben das Recht zur BW zu gehen, Männer haben die Wehrpflicht. Meintest du das mit "gleiche Rechte"?

    Desweiteren kann ich nur dEUs beipflichten.



  • Wehrpflicht abschaffen, aber da gabs schonmal nen Thread.
    Von mir aus redet wies euch passt.

    Der Duden verpönt zwar das grosse I mitten im Wort, empfiehlt aber Neutrale Formen wie "Studierende" wo dies Sinn macht.

    Liebe Forianerinnen, bin echt gespannt auf noch mehr demontierende Argumente!


  • Mod

    1310-Logik schrieb:

    Unpassender gehts nicht, denn hier sind ausschliesslich Frauen angesprochen.
    Natürlich kann man nicht "Gästin" schreiben, aber wär es zuviel verlangt, ein anderes Wort zu suchen, zum Beispiel Besucherin?

    Ja.

    Denn aus "Gast" => "Besucher" aber es gilt nicht "Gast" <=> "Besucher".

    Da Gast und Besucher andere Bedeutungen haben, gibt's im Deutschen zwei Wörter dafür. Ein Besucher ist jemand, der einfach nur da ist, ein Gast ist aber explizit willkommen im Hause.

    Daher wäre die Wortwahl "Besucherin" konkret korrekt unhöflich.



  • Also, wenn es um EINE Frau geht, dann bevorzuge ich auch die weibliche Form:
    "Ich bin Softwareentwicklerin."
    Wenn es um eine Gruppe von Leuten geht, dann bevorzuge ich die normale Form:
    "Softwareentwickler sitzen viel am PC."

    Mich nervt dieses I mitten im Wort. 👎


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