Free Mumia



  • Umfrage: Welcher der Aussagen würdet Ihr Euch anschließen? (Bitte sofort antworten; aufgrund Eurer jetzigen Meinung)

    Auswahl Stimmen Prozent
    Ich habe noch nie von Mumia Abu Jamal gehört. 54 90.0%
    Ich bin eher der Meinung das er unschuldig ist. 2 3.3%
    Ich bin eher der Meinung das er schuldig ist. 1 1.7%
    Ich bin eher der Meinung das er zu hart bestraft wurde. 3 5.0%

    Ein Bitte: Nehmt an der Umfrage teil bevor Ihr diesen Thread gelesen bzw im Internet rechachiert habt. Es geht zu einem Teil um die (nicht) Behandlung des Themas in den Medien.

    Hallo Forum,

    schon vor Jahren wurden mir FreeMumia Handzettel an allen möglichen Orten zugesteckt. In den letzten Wochen ist diese Thema wieder hochgekommen (Handzettel + FreeMumiaDemos), was mich zu einer eingehenden Websuche und diesem Poll veranlasst hat.

    Meine Erfahrungen sind bis jetzt das man sehr wenig im Web findet. Die "seriösen" Medien scheinen das Thema zu ignorieren. Man findet allenfalls Artikel über FreeMumia Demonstrationen; vielleicht noch mit dem Zusatz das Mumia ein möglicherweise unschuldig in der Todeszelle sitzender US-Häftling ist. Die Mumia Anhänger wollen eine Wiederaufnahme seines Gerichtsverfahrens erreichen. Dafür werden über 20 Verfahrensfehler erwähnt... doch leider nur als Zahl. Die Fakten der Mumia Befürworter scheinen tatsächlich nahezulegen das hier ein Unschuldiger einsitzt. Eine Abschwächung der zugegebenermaßen reißerischen Handzettel habe ich bisher nur in dem Mumia Wiki Artikel und in anderen Diskussionsforen gelesen.

    Worum es in diesem Thread gehen soll:
    1. Warum glaubt Ihr wird dieses Thema in den hiesigen mainstream Medien ignoriert? (Oder ist dieses Thema nur an den Berliner Universitäten bzw in der Berliner linken Szene aktuell?)
    2. Was sind Eure "Fakten" zu diesem Fall und woher habt Ihr sie?
    3. Wie beurteilt Ihr Mumia? (Schuldig, unschuldig, zu hart bestraft?)



  • Wer ist Mumia?
    Erzähl mal die Gschichte wo dahintersteckt.

    PS:
    Das in Amerika viele Unschuldige in der Todeszelle sitzen
    (90% Schwarz der Rest Mexicaner ohne Englischkenntnisse)
    ist ja bekannt. Von Guantanamo brauchen wir erst garnicht reden...



  • Die Verurteilung liegt ja jetzt doch schon einige Jahre zurück. Die Medien beschäftigen sich bei sowas üblicherweise nur mit aktuellem. Der Verurteilung, der Hinrichtung, aber nicht mit jedem einzelnen Tag. Allerdings muss man schon auch sagen, dass es unzählige Menschen gibt, die oft auf fraglicher Grundlage, manchmal sogar zweifelsfrei zu unrecht zum Tode verurteilt werden. Macht die "Berliner Linke" für diese Menschen auch so einen Wirbel? Diese Ungleichbehandlung hat schon einen rassistischen Beigeschmack. Aber so sind sie halt, die Linken.
    Mein Favorit im entsprechenden Wikipedia-Artikel ist ja:
    Im Oktober 2002 wurde Mumia Abu-Jamal die Ehrenmitgliedschaft der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“ (VVN-BdA) verliehen.
    Das ist wohl Real-Satire, oder?



  • peterfarge schrieb:

    1. Warum glaubt Ihr wird dieses Thema in den hiesigen mainstream Medien ignoriert?

    die medien glauben wohl, dass der fall die breite öffentlichkeit nicht sonderlich interessiert...
    ob er wirklich jemanden umgelegt hat, kann ich nicht beurteilen.
    ich glaube nicht, dass ihm der mord von den bullen untergeschoben wurde, um ihn zum schweigen zu bringen. ich schätze, um ihn loszuwerden, hätten sie ihn hinterrücks umlegen lassen, das wär einfacher gewesen.
    das sitzen in der todeszelle macht ihn ja erst recht bekannt.
    🙂



  • ach, als alter ratm fan kennt man das thema ganz gut
    also freedom!



  • Bei soviel Unwissenheit bleibt mir wohl nichts anderes übrig als die Diskussion selber zu führen... *g*

    Zum Thema Medien: Ich hätte mir schon ein Hintergrundartikel im Spiegel oder einer anderen großen Zeitung gewünscht (Google Newssuche hat keine Hintergrundartikel ausgespuckt). Vor ein paar Tagen war eine wichtige Anhörung. Deshalb waren auch die ganzen Flyer und Demos. Ohne die "seriösen" Medien fühlt man sich von der Legion Free-Mumia Webseiten recht einseitig informiert. Ein Grund für die Missachtung des Themas könnte auch die Brisanz desselbigen sein. Bei einem solchen Artikel muß man mehr oder weniger für oder gegen Mumia Stellung beziehen. Schließlich gibt es zu jedem Beweis eine Gegendarstellung der Verteidigung. In einem Fall in dem es um die Todesstrafe geht ist das bestimmt keine leichte Entscheidung.

    Der Flyer der überall hängt: http://www.partisandefense.org/events/MumiaVAFlub-Mai07.pdf
    Der Inhalt zusammengefasst:

    Mumia ist unschuldig, es gibt keine Gerechtigkeit im kapitalistischen System, es hat bereits ein anderer den Mord gestanden, Mumia sei seit seinem 15 Lebensjahr als Mitglied der Organisation MOVE im Visier des FBI, Komplott, von Bullen erpresste Aussagen, keine handfesten Beweise, Richter voreingenommen, ... dann zurück zur Kapitalismuskritik, Anitterror Gesetze, konterrevolutionäre Zerstörung der DDR 1990, Wolfgang Grams auf die Schienen gelegt, ... Bundeswehrsoldaten üben Schießen auf Bronxbewohener. Der Flyer soll wohl ein weites Spektrum ansprechen. *g*
    Auf einem anderen Flyer wird zusätzlich erwähnt das die Verteidiger, die Mumia wollte vom Gericht abgelehnt wurden und er einen unerfahrenen Pflichtverteidiger bekommen hätte.

    Nun die Anklage: Zuallererst muß ich meine Voreingenommenheit gestehen. Ich habe mittlerweile einen großen Widerwillen Seiten wo irgendwo FreeMumia steht auch nur anzusehen. Die flammende Verteidigungsrede muß also ein anderer halten. Ich tendiere zu Mumias Schuld.
    Für die Anklage kommen die 3 Wiki Artikel in frage:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Mumia_Abu-Jamal
    http://en.wikipedia.org/wiki/Mumia_Abu-Jamal
    http://en.wikipedia.org/wiki/Trial_of_Mumia_Abu-Jamal

    Im deutschen Artikel wird stark zu ungunsten Mumias der Tathergang bildlich erzählt. Ich Quote den Tathergang des Artikels:

    Am 9. Dezember 1981 hielt der weiße Polizist Daniel Faulkner Abu-Jamals Bruder William Cook an, nachdem dieser ohne Licht falsch durch eine Einbahnstraße gefahren war. Faulkner hatte per Funk bereits Verstärkung angefordert, so dass davon ausgegangen werden kann, dass Faulkner bereits einen gewissen Verdacht - begründet oder unbegründet - gehegt haben muss. Nach Angaben von Augenzeugen griff Cook den Polizisten an. Abu-Jamal kam (vermutlich zufällig) zur Szene hinzu. In einer darauf folgenden Auseinandersetzung wurde Faulkner zunächst in den Rücken getroffen, worauf dieser Abu-Jamal durch einen Schuss in die Brust verletzte und unmittelbar danach zusammenbrach. Faulkner wurde anschließend aus nächster Nähe durch einen Schuss ins Gesicht getötet, während er bereits auf dem Boden lag. Abu-Jamal wurde in unmittelbarer Nähe des Tatortes verhaftet, buchstäblich Sekunden nach dieser Tat, als weitere Polizisten eintrafen. Bei ihm wurde ein auf ihn zugelassener Revolver der Marke Charter Arms mit kurzem Lauf und fünf Patronenkammern sichergestellt, aus dem die tödlichen Schüsse auf Faulkner abgefeuert worden sein sollen. Die gefundenen Kugeln stimmten in Bezug auf Hersteller, Typ und Kaliber mit den Patronenhülsen in Abu-Jamals leergeschossener Waffe sowie mit den Charakteristiken des Laufs seiner Waffe überein, aber auch der Ballistiker der Staatsanwaltschaft konnte wegen der zu starken Verformung der Projektile nicht bestimmen, ob sie mit absoluter Sicherheit aus Abu-Jamals Waffe stammten. Die Kugel in Abu-Jamals Körper stammte aus der Waffe des Polizisten. Mehrere Zeugen identifizierten Abu-Jamal unabhängig voneinander als den Mann, der auf Daniel Faulkner geschossen hatte. Einer - umstrittenen - Zeugenaussage zufolge soll er bei seiner Einlieferung ins Krankenhaus gerufen haben: "I shot the motherfucker and I hope the motherfucker dies."

    Nach einem von Tumulten geprägten Prozess, bei dem Abu-Jamal mehrmals des Gerichtssaales verwiesen wurde und bei dem sich sein Bruder überraschend der Aussage enthielt, obwohl er das Tatgeschehen aus nächster Nähe beobachtet hatte, wurde Abu-Jamal am 3. Juli 1982 des Mordes an Daniel Faulkner für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Während des Prozesses bestand Abu-Jamal ursprünglich darauf, sich selbst zu verteidigen und verlangte weiterhin nach politischen Repräsentaten, die ihn verteidigen sollten, dies aus rechtlichen Gründen jedoch nicht konnten. Aufgrund seines Verhaltens im Gerichtssaal wurde ihm letzten Endes Anthony Jackson als Verteidiger zugesprochen (Quelle). Anthony Jackson hatte bereits Erfahrungen als Verteidiger in derartigen Fällen und wurde von der Black Journalists Association empfohlen.

    Überraschenderweise gestand 1999 der Berufskiller Arnold Beverly, das Verbrechen im Auftrage der Mafia begangen zu haben, was bis heute jedoch sehr umstritten ist. Abu-Jamals Anwälte haben davon Abstand genommen, das Geständnis Arnold Beverlys in ihren Eingaben zu verwenden. Auch unter Abu-Jamals Unterstützern gilt das Geständnis mittlerweile als haltlos. Die Familie Faulkners und die US-amerikanische Polizeigewerkschaft Fraternal Order of Police (FOP) sind von der Schuld Abu-Jamals überzeugt. Im August 1999 rief die FOP auf ihrem zweijährlich stattfindenden Treffen zu einem Boykott gegen alle Personen und Organisationen, die die Freilassung Abu-Jamals forderten, auf. Um dies zu erreichen, wurde auf einer Webseite eine Liste mit den Namen dieser Personen und Organisationen veröffentlicht.

    Erklärung Mumia Abu-Jamals zum Tathergang:
    Mumia Abu-Jamal hat sich erstmalig nach fast 20 Jahren (am 3. Mai 2001) in Form einer eidesstattlichen Erklärung [2] zu den Geschehnissen geäußert. Darin behauptet er, er sei nach dem Beginn der Schießerei - an der er nicht beteiligt gewesen sei - über die Straße gelaufen, sei von einem Polizisten angeschossen worden und könne sich ab diesem Zeitpunkt an nichts mehr erinnern.

    Zahlreiche Autoren wie z.B. Dave Lindorff widersprechen dieser Darstellung in der einen oder anderen Weise, da sie im Detail mit keiner der Zeugenaussagen übereinstimmen könne.[3] Abu-Jamal unterlässt es auch, sich in dieser Erklärung zu seiner Waffe zu äußern. Einigen Juristen zufolge hätte er nicht des Mordes in besonders schwerem Fall, sondern des Totschlages angeklagt werden können. Jedoch gilt diese Einschätzung des Falles als äußerst zweifelhaft, da die Entscheidung ob es Mord oder Totschlag war nur aufgrund einer genauen Kenntnis des Tathergangs getroffen werden kann.

    Im den beiden englischen Artikeln werden die einzelnen Punkte genauer betrachtet. Die Unterschiede/Ergänzungen sind:

    - 4 Belastungszeugen der Schießerei die Mumia als den Schützen identifizieren.
    - Bei den 4 Belastungszeugen werden Schwachpunkte ausgemacht. Abgelaufener Führerschein+Bewährung wegen Brandlegung, Prostituierte, ... -> Von der Polizei aus erpressbar. Ausserdem sollen sie Mumia nur anhand seiner wieder erkannten Kleidung als den Mörder identifiziert haben.
    - 1 Augenzeuge der den Schützen weglaufen sah. (Mumia war in der Brust getroffen und konnte nicht weglaufen, ->Mumia nicht der Mörder). Des weiteren sagt dieser Zeuge das diese Aussage von den Polizisten nicht akzeptiert wurde, er sogar gezwungen wurde eine von den Polizisten angefertigte Aussage zu unterschreiben. Dieser Zeuge wird vom Wiki Artikel als fanciful (=abstrus) bezeichnet. Andere Zeugen sagen jedoch auch aus das Leute bei der Schießerei weggelaufen seien.
    - 3 andere Zeugen wollen gehört haben wie Mumia bei der Einlieferung ins Krankenhaus "gestanden" hat. (I shot the motherfucker, ...) auf der anderen Seite sagt ein Mediziner aus Mumia sei bewußtlos bei der Einlieferung gewesen. Einer der 3 Zeugen (weiblicher Wachmann) soll aber als Mitglied der "Polizeibruderschaft" zu dieser Aussage gezwungen worden sein. Das sagt ein ehemaliger Hausgenosse von Mumia aus, der auch zufällig Halbbruder der Wachfrau ist. Diese Aussage wurde aber erst 2003 bei der Wiederaufnahme des Verfahrens getätigt, also 22 Jahre später.
    - Der Leichenbeschauer will .44 Kaliber Munition in der Leiche gefunden haben, Mumias leergeschossene Waffe ist aber .38 Kaliber. Der Leichenbeschauer bezeugt aber später seine Unerfahrenheit, außerdem sei es nur eine grobe Schätzung gewesen. Spätere Untersuchungen der in der Leiche gefunden Kugeln geben ein .38 Kaliber an. Der Ballistik Experte der Anklage hat die Ergebnisse der späteren Untersuchung nicht angefechtet. (Auf einigen Webseiten stand gegenteiliges)
    - Es wurde nicht Untersucht ob Mumias Waffe zum Zeitpunkt der Schießerei abgefeuert wurde. ->Versäumnis.
    - Eine weiter Prostituierte will 2 Männer weglaufen gesehen haben. Sie sagt weiter sie sei zur Tatzeit "under the influence of alcohol and marijuana". Später sagt sie aus sie sei von der Polizei unter Druck gesetzt wurde zu deren Gunsten ausszusagen. Als Gegenleistung "freedom to pursue her trade". pursue=betreiben.
    - Die Zusammesetzung der Jury wurde geheim gehalten. Es sollen 2-3 Schwarze dabei gewesen sein. (Nicht wie in einigen Mumia Artikeln behauptet es seien gar keine Schwarzen dabei gewesen.) Allerdings ist die dortige Bevölkerung zu 40% Schwarz. Bei 12 Geschworenen zu wenig.
    - Mumias Bruder sagt erst nach über 20 Jahren aus: Mumia hat den Polizisten nicht erschossen.
    - Genauso Mumia, der unter der Begründung er hätte kein faires Verfahren zuerst nichts aussagt, dann 20 Jahre später seine Unschuld beteuert.
    - Der Richter ist voreingenommen. Er soll schon vorher besonders schwere Strafen gegen Schwarze verhängt haben. Ausserdem, will eine Gerichtsschreiberin "help them fry the nigger" (fry=braten) von ihm gehört haben.

    Man könnte Forenbeiträge wie diesen hier noch aufführen:
    http://www.todesstrafe.de/treads/showflat.php?Cat=&Number=2090&page=3&view=collapsed&sb=6&o=&fpart=1&vc=1
    Oder die Seite des ermordeten Polizisten:
    http://www.danielfaulkner.com/

    Ein Ansatz für die Verteidigung wäre diese Seite:
    http://www.mumia.de/doc/aktuell/20001210juris00.html

    Meine persönliche Meinung: Ich denke er war es. Ein (geplantes) Komplott wäre wohl etwas für einen Dan Brown Roman. Was ihn retten soll sind Detailfragen, welche Beweise zugelassen werden und welche nicht. Das Geständnis "shot the motherfucker" sei nicht glaubhaft, die tödlichen Kugeln sind nicht zweifelsfrei aus der Waffe des Angeklagten, die Belastungszeugen (2 Prostituierte, ein auf Bewährung Entlassener) sind erpressbar, manche Zeugen wurden unter Druck gesetzt, zuerst sagt der Zeuge er hätte während der Schießerei gestanden dann er hätte sich bei den ersten Schüssen sofort hingeworfen (unglaubwürdig). Man könnte Mumia dann also wegen Mangels an Beweisen freilassen. Außerdem hatte er wirklich kein faires Verfahren. Ev wäre keine Todesstrafe herausgekommen. Wenn er frei kommt, seis drum. Nach 20 Jahren Gefängnis hat sich sein Heißblut bereits in die Tinte eines Schriftsteller gewandelt. Er stellt keine Gefahr mehr da. Paris und Palermo haben ihn sogar zum Ehrenbürger ernannt. In der deutschen Zeitung Junge Welt hat Mumia eine Kolumne.

    PS: Ich betätige mich hier als Geschworener der über Schuld oder Unschuld befindet, nicht als Richter der das Strafmaß festlegt.



  • peterfarge schrieb:

    PS: Ich betätige mich hier als Geschworener der über Schuld oder Unschuld befindet, nicht als Richter der das Strafmaß festlegt.

    ??? Solche Festlegungen sind im Zusammenhang mit der Information der Öffentlichkeit uninteressant und bei uns in Deutschland haben wir eh andere justitielle Verfahrensabläufe.

    Die Todesstrafe sollte überhaupt abgeschafft werden, aber die Menschheit als Ganzes verhält sich nicht human oder intelligent.



  • Man kann durchaus sagen das man Mumia für schuldig hält, die Todesstrafe aber in Anbetracht der heutigen Person ablehnt. Lösungen wären zum Beispiel eine Begnadigung oder eine Umwandlung der Todesstrafe in 20 Jahren Gefängnis die somit abgesessen wären. Einen Freispruch würde ich ihm nicht erteilen.

    EDIT: Mir geht es nur um Schuldig oder Unschuldig. Ohne Berücksichtigung des Strafmaßes.



  • minhen schrieb:

    Mein Favorit im entsprechenden Wikipedia-Artikel ist ja:
    Im Oktober 2002 wurde Mumia Abu-Jamal die Ehrenmitgliedschaft der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten“ (VVN-BdA) verliehen.
    Das ist wohl Real-Satire, oder?

    Zu Mumias Zeiten waren die Rassenunruhen in den USA gerade zu Ende gegangen. Martin Luther, Malcom X (die Schwarzen Anführer) gerade ermordert. Die Polizei ist besonder hart gegen schwarze Gruppierungen vorgegangen. Das "allgemeine" Verhalten der weißen Bevölkerung könnte man in einigen Bundesstaaten durchaus als rassistisch bezeichnen. Wenn man Rassismus als wesentlichen Bestandteil des Faschismus ansieht, ist diese Ehrenmitgliedschaft nicht mehr ganz so weit hergeholt.

    Die Ziele des Verbandes sind:

    Die VVN-BdA will Widerstand leisten gegen Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus, die Diskriminierung von Menschen wegen ihrer Herkunft, Hautfarbe, sexueller Orientierung oder Weltanschauung und gegen die Bedrohung für deren Leib und Leben.



  • peterfarge schrieb:

    Zum Thema Medien: Ich hätte mir schon ein Hintergrundartikel im Spiegel oder einer anderen großen Zeitung gewünscht (Google Newssuche hat keine Hintergrundartikel ausgespuckt). Vor ein paar Tagen war eine wichtige Anhörung. Deshalb waren auch die ganzen Flyer und Demos. Ohne die "seriösen" Medien fühlt man sich von der Legion Free-Mumia Webseiten recht einseitig informiert. Ein Grund für die Missachtung des Themas könnte auch die Brisanz desselbigen sein.

    Hast du dich auch durch die Zeitungsarchive bis zum Jahr 1981 durchgewühlt? Damals gab es bereits große Zeitungen und nein, deren Meldungen wirst du nicht bei "Google News" finden. Was ich damit sagen will ist, dass dein Generalvorwurf erst wirklich angebracht ist, wenn du wirklich gesucht und eine Bibliothek von Innen gesehen hast. Wie ich bereits sagte ist man gezwungen selektiv zu berichten. Es ist völlig unsinnig bei jedem strittigen Prozess aus jedem Land dieser Welt bis ins kleinste Detail jeweils up-to-date zu berichten. Denn sowas gibt es wie Sand am Meer. Man muss also selektiv sein. Die seriösen Medien gewichten hier nach Relevanz und Bedeutung. Und unter diesem Aspekt ist der Fall nur ein umstrittener Fall von vielen und zudem auch noch weit, weit weg - sowohl räumlich als auch zeitlich.
    Vielleicht sollte man sich mal nicht nur Gedanken machen, weshalb der Fall nicht in den Massenmedien dauer-präsent ist, sondern auch darüber, weshalb deine linke Szene ihn als Lieblingsthema entdeckt hat.
    Mir würden da spontan drei Dinge einfallen, die den Fall zum Liebling eines Linken macht:
    1. Mumia hatte lange vor der Tat einmal in einer Organisation gearbeitet, die politisch aktiv war.
    2. Mumia ist schwarz.
    und das mit Abstand wichtigste Kriterium:
    3. Der "Bösewicht" ist der große Satan ... ähm falsches Extremistenlager ... die kapitalistisch-imperialistischen USA natürlich.



  • Er ist Schuldig.
    Ob man nun gegen oder für die Todesstrafe ist spielt hier keine Rolle. Er wurde zum Tode verurteilt also sollte es auch vollzogen werden.
    Die USA sehen es als Abschreckung und egal ob es das ist oder nicht so sind deren Gesetze.
    Wandelt man nun jedes Todesurteil um braucht man auch kein Todesurteil. Es wird unglaubwürdig. Nach 20 Jahren Haft änderen sich (vielleicht) viel Menschen.



  • Mumia... nie gehört - aber warum sollte mich das überhaupt kümmern?



  • Mumia... nie gehört - aber warum sollte mich das überhaupt kümmern?

    🙄
    Du hast Recht.
    Es ist mir(und den meisten anderen vermutlich auch) scheiss egal ob dich das kümmert oder nicht.



  • Hier fehlt eindeutig die Option:

    Ich habe von ihm gehört, kann mir allerdings mit den vorliegenden Informationen nicht anmaßen, über seine Schuld zu urteilen.



  • minhen schrieb:

    Allerdings muss man schon auch sagen, dass es unzählige Menschen gibt, die oft auf fraglicher Grundlage, manchmal sogar zweifelsfrei zu unrecht zum Tode verurteilt werden. Macht die "Berliner Linke" für diese Menschen auch so einen Wirbel?

    Du kennst also auch viele Fälle wo jemand zu unrecht in einer Todeszelle steckt... um die "wir" uns zuerst kümmern sollen? So wie ich die Linke einschätze würde sie sich über jeden aus einer Todeszelle geretteten freuen. Eventuell könnten wir ja Informationen austauschen? Es freut mich ausserordentlich das sich auch Leute die nicht der Linken angehören um solche Dinge kümmern.

    minhen schrieb:

    Hast du dich auch durch die Zeitungsarchive bis zum Jahr 1981 durchgewühlt?

    Glaubst Du das eine deutsche Zeitung darüber berichtet hätte? Es sind mehrere hundert in den Todeszellen. Wir hören aber nur etwas wenn der Insasse Deutscher Abstammung ist.
    Wenn hier in Berlin so viel darüber geredet wird und wenn die Berichterstattung über die Mumia Demonstrationen es in die Medien schaffen (Spiegel Artikel auf Google News) hätte ich mir schon einen gut rechachierten Hintergrundartikel gewünscht. Momentan haben "wir" nur die Wiki Artikel (wer weiß wer da alles mitschreibt), die FreeMumia Seiten und die Seite des toten Polizisten.

    minhen schrieb:

    Es ist völlig unsinnig bei jedem strittigen Prozess aus jedem Land dieser Welt bis ins kleinste Detail jeweils up-to-date zu berichten.

    Ich verstehe Deine Position. Meine ist anders. Schon seit Jahren drückt man mir FreeMumia Flyer in die Hand, an fast jedem Schwarzen Brett hing bis vor kurzem so ein Flyer. Für mich gehört Mumia schon fast zum täglichen Leben... ich dachte er wäre mehreren Forenteilnehmern ein Begriff.

    user schrieb:

    ...gegen oder für die Todesstrafe ist spielt hier keine Rolle.... sollte es auch vollzogen werden. ... Nach 20 Jahren Haft änderen sich (vielleicht) viel Menschen.

    Weil es das Gesetz so will? Blind dem System folgen? Es ist die Auffassung eines Vollstreckers. Wir sind hier aber in einem Diskussionsforum, also argumentiere!

    Das ein Weißer an seiner Stelle nicht zum Tode verurteilt worden wäre ist Dir klar? Es war ein heißblütiger Mord in einer Zeit der Rassenunruhen. Er stand unter schlechtem Einfluß. Einmal den Kopf verloren... und schon zum Tode verurteilt. In der heutigen Zeit würde man ihn anders verurteilen. Vielleicht zu 10 Jahren und dann wird geschaut ob sich der Hitzkopf beruhigt hat. Warum sich die Sache nicht nochmal überlegen? Nach heutigen Kriterien entscheiden?

    Headhunter schrieb:

    Mumia... nie gehört - aber warum sollte mich das überhaupt kümmern?

    Ich habe ein bißchen das Gefühl wenn ich Dir dieses Thema noch weiter aufzwinge wirst Du noch freiwillig die Stromrechnung im voraus nach Philadelphia überweisen. Kann ich Dich nicht mit etwas ablenken? Vielleicht mit einer TV-Sendung über die Leistungsfähigkeit der US Streitkräfte auf N24?

    SeppSchrot schrieb:

    Hier fehlt eindeutig die Option:
    Ich habe von ihm gehört, kann mir allerdings mit den vorliegenden Informationen nicht anmaßen, über seine Schuld zu urteilen.

    Njein.

    Nein: Wenn man die ganzen Flyer ließt kommt man zu einer Meinung. Man denkt sich "da haben se mal wieder einen US-Hinterwald-Richter ausgegraben der partou nicht sein falsches Urteil korrigieren will" (<- War meine Meinung vorher). Oder man hat eine andere Quelle und kommt zu einer anderen Meinung. Oder man hat Aufgrund seiner Ausrichtung schon eine Meinung zu diesem Thema und setzt nur noch den Namen des Delinquenten ein. Hinter der momentanen Meinung und worauf sie beruht war ich her...
    Ja: Ein Frage über Leben und Tod sollte man nicht leichtsinnig treffen. Wäre die Frage vor einem Mikrophon zu beantworten wäre Ja/Nein als Auswahl zu scharf.



  • Nicht blind dem System folgen sondern die Gesetze und Handlungsweisen zu dieser Zeit respektieren.
    Es ist egal ob weiß, gelb, schwarz oder rot.
    Es ist egal ob im Affekt oder nicht.
    Mord ist Mord.
    Woher willst Du wissen ob ein weißer nicht zum Tode verurteilt worden wäre. Er hat eine Polizisten getötet und das ist einer der schlimmsten Verbrechen. Zumindest in den USA.
    Dort werden Polizisten noch besonderen geschützt.
    Ein Polizist ist zwar nicht mehr Wert als ein anderer Mensch aber er handelt im Auftrag des Staates und begibt sich in dessen Auftrag in Gefahr. Dh er kann der Gefahr nicht ausweichen da es sein Job ist.
    Deshalb wird ein Polizistenmord in den USA besonders schwer bestraft.
    Ist ja hierzulande nicht so.
    Hier gehen sogar Kindesmörder nach wenigen Jahren nach Hause weil es ja (lt. Psychologen) zu einer Besserung kommt wenn man mal 10 Jahre in Haft sitzt.
    Um jemanden zu töten (auch im Affekt) muss man schon eine sehr sehr geringe Hemmschwelle habe.



  • user schrieb:

    Er wurde zum Tode verurteilt also sollte es auch vollzogen werden.

    So haben viele im Dritten Reich auch gedacht und einige gehandelt. Mir graut vor Dir.

    OT:

    user schrieb:

    Hier gehen sogar Kindesmörder nach wenigen Jahren nach Hause

    Und... Wieviele Kinder werden jedes Jahr im Straßenverkehr getötet? Die bigotte "Kinder sind unsere Zukunft"-Fraktion hält es aber nicht für nötig, den Verkehr abzuschaffen.


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