Die politische Einstellung und der Arbeitsplatz



  • mifudd schrieb:

    @muemmel: Wie hat man sich in der DDR einen Job gesucht? Wie lief so eine Bewerbung ab? Auswahlkriterien? Wenn man sich für keinen Job interessiert hat, wurde dann einem ein Job aufgezwungen?

    Ich weiß nur, wenn man einen gewissen Notendurchschnitt in der Schule nicht geschafft hat, war man gleich von einer ganzen Berufsgruppe ausgeschlossen. DDR war kein Spaß, für die Menschen die dort leben mußten. Aber zum Glück ist dieser Spuk Geschichte.



  • Hi Chrische5

    chrische5 schrieb:

    Deswegen brummte die Wirtschaft so, weil alle fleißig waren... 🙄 Das Bildungssystem war auch das beste der Welt, kein Abitur für Regimekritker, Waffenübungen schon in der Grundschule, bedingungsloses Einordnen ins Kollektiv. Wirklich toll. Da wurden die "mündigen" Bürger der DDR erzogen.
    chrische

    Es gibt keine Gesellschaft die NUR SCHLECHT ist und auch keine die NUR GUT ist. Davon nehme ich KEINE Zeit in Deutschland aus. Werder die zwischen 33 und 45 noch zwischen 45 und 89. Auch wenn man das Gute zwischen 33 und 45 eigentlich nur in den Widerstandsgruppen gefunden hat aber es war da - auch wenn das jetzt nicht political correct ist stehe ich dazu auch die Leistung dieser Menschen zu würdigen. Da mein Opa selbst aktiver Widerstandskämpfer war und demzufolge die Zeit größtenteils im Zuchthaus verbracht hat habe ich da eine etwas differenzierte Meinung dazu.
    Ebenso ist es mit 45 - 89. Ich habe den größten Teil meiner damaligen beruflichen Zeit in einer Werkstatt in einem Großbetrieb verbracht und auch die Umstellung auf West_Technik nach der Wende als unmittelbar betroffener miterlebt.

    Das fehlende brummen der Wirtschaft lag (überwiegend) nicht am mangelnden Fleis oder Können der Belegschaft, sondern daran, daß die guten in der DDR produzierten Maschienen (fast) nur in die SU oder ins NSW-Ausland gingen und hier mit vielfach hirnalten Maschinen "sdejelaju w SSSR" bzw. zum Teil sogar noch mit Vorkriegsmaschinenen gearbeitet wurde. Wenn man damit noch Qualität und ein bisschen Masse schaffen will, kommt man nicht dazu sich den ganzen Tag nur gewisse Körperstellen zu kratzen...
    Ist schon beachtlich, wenn man sieht, daß eine kleine Pumpenwelle, die konventionell so um die 30-40 Minuten (im Optimalfall) gedauert hat nun auf modernen NC-Maschinen in unter 2 Minuten gedreht wird. Und die Schneidplatten hielten das sogar aus. Na klar, fehlte ja auch nicht die Hälfte aller Materialien die da reingehörten.

    Meine Schulbildung habe ich schon zwischen 1963 und 1973 bekommen, und da war noch ein wenig mehr sinn drin als nachher zu Honeckers Zeiten.
    Ob man damals ein ABI machen konnte, hing in erster Linie von den Zensuren ab, und ob man im Englischunterricht dabei war. Für mich fiel die möglichkeit aus, mit ner 4 in Raussisch ging kein Englisch und damit halt auch kein ABI.
    Wirklich "Regiemkritiker" hatten wir in der Klasse nicht, aber einen der vielen auch damals schon sichtbaren Mißständen insbesondere dem Einmarsch in Ungarn und in der CSSR sehr kritisch gegenüber stand und das auch sehr deutlich zum Ausdruck gebracht hat. Nun, zum Englischunterricht ist er gegangen. Ob er zum ABI gekonnt hätte weiß ich nicht, zu dem Spitzenfeld zählte er nicht. Bei uns gingen damals nicht die große Menge zur EOS sondern nur die 15-20% besten.
    Ob er gekonnt hätte, wenn er dazu gezählt hätte, ich weiß es nicht. Bei der Klassenlehrerin die wir in der Unterstufe hatten wohl eher nicht, bei denen, die uns in der Oberstufe hatten aber auf jeden Fall. Wir hatten das Gück das wir in der Oberstufe zwei wirkliche Traumlehrerinnen hatten, auch unter heutigen Gesichtspunkten noch. Die haben uns viel mitgegeben und uns schon zu mündigen Bürgern erzogen. Da hatten wir bei Problemen egal welcher Art immer einen Ansprechpartner und auch wirklichen Rückenhalt.
    Was mich damals immer etwas gewundert hat, ist daß lange Zeit ein Mitschüler neben mir saß, der nicht die Bombe auf der Pfanne hatte aber gute Augen aufs Nachbarblatt. Seltsamerweise wurde er (fast) nie erwischt und hat nie die Fehler sondern immer nur das richtige abgeguckt. Naja, später hat mir dann ein Kumpel klargemacht, daß das wohl damit zusammenhing, daß er seit der 3. Klasse Offiziersbewerber war. Aber zum ABI ist er deswegen auch blos nicht zugelassen worden. Das hat er dann wohl an der Offiziersschule nachgeholt und da hatte seine ganze Stube mit ihm Stress, denn die musten ihm das irgendwie einpauken.
    Insgesamt hing es aber in erster Linie von den jeweiligen Lehrern ab, ob Du ne unfähige Trine mit vorauseilendem Gehorsam oder jemanden mit wirklichem Rückrat und menschlicher Größe erwischt hast.
    Trotz dieser Verwerfungen die aber nicht das eigentliche Bildungs-System waren sondern politische Überzeichnungen desselben halte ich es für sehr leistungsfähig. Aber ich gehe mal davon aus, daß zur damaligen zeit vor 1968 auch in Gebrauchtbundesland noch ein ordentlicheres Schulsystem als heute existierte, auch wenn ich die Aufteilung in Grundschule und hauptschuel und das viel zu frühe aufsplitten nach bildungsweg in jedem Fall für Schwachsinn halte. Die Aufsplittung nach der 8. Klasse in Abi und nicht-Abi war schon wesentlich sinnvoller.
    Im übrigen hab ich so meine Zweifel, ob in der damaligen Zeit in der BRD ein ABI mit einer Mitgleidschaft in der DKP oder KPD vereinbar gewesen wäre oder ob sich da nicht auch Mittel und Wege dagegen gefunden hätten.
    Der wesentliche Unterschied ( ich gehe immer von meiner Schulzeit bzw. Lehrzeit aus, später unter Honni war da auch viel Schrott) zu heute war aber daß wir alle was lernen wollten, ein Teil von uns sogar freiwillig. Am Wissen ohne was mitzunehmen völlig unbeteiligt vorbeizuschrammen ging einfach nicht. Und auch in der Lehre MUSSTE damals jeder das notwendige Mindestmaß an Leistung für einen Abschluss aufbringen. Notfalls mussten dann lernzirkel gegründet und Patenschaften übernommen werden. Solche kompletten Versagerjargänge wie heute zm Teil waren da völlig undenkbar. Da ich heute auf einem gewissen Bereich schon ne Menge Einblick habe was da so läuft weiß ich wovon ich rede.

    Gruß Mümmel



  • Hallo

    Und wieder: Früher waren alle motiviert, heute sind alles nur noch Versager; Früher haben alle freiwillig gelernt, heute lernt niemand mehr...

    Fällt die was auf?

    chrische



  • Möchte nur mal wissen, wer dieses faule Pack von heute aufgezogen hat. 🙂



  • Hi mifudd,

    mifudd schrieb:

    Wie hat man sich in der DDR einen Job gesucht? Wie lief so eine Bewerbung ab? Auswahlkriterien? Wenn man sich für keinen Job interessiert hat, wurde dann einem ein Job aufgezwungen?

    Meine eigenen Erfahrungen hier beziehen sich auf 1973, und nicht auf die letzte doch recht degenerative Zeit der DDR. Ganz einfach, durch den Unterrichtstag in der Produktion UTP (Praxis in Betrieben der Region, wöchentlich im Wechsel mit ESP) und die Einführung in die sozialistische Produktion ESP (Theorie wie was gemacht wird, auch in den Betrieben beides glaube ich ab der 5. Klasse) sowie durch Ferienarbeit um sich das Taschengeld aufzubessern hatte man schon einen eigenen Einblick was man so werden wollte und könnte. Zusätzlich gabs auch noch Heftchen, in denen alle Lehrberufe die es in der DDR gab aufgeführt waren, einschließlich Zahlenangaben wieviele es gab. Die bekam aber leider nicht jeder Schüler sondern nur Lehrer, Elternaktiv... also mußte man da fragen gehen. naja und Berufsberatungszentren BBZ gabs auch noch, aber die hatten halt auch die Aufgabe das schmackhaft zu amchen, was gebraucht wurde, da war Objektivität nicht unbedingt gegeben.
    Man hat sich also für einen oder mehrere Berufe entschieden und dann mal im Vorfeld in den Betrieben unverbindlichen Kontakt gesucht, wie es aussehen würde. Ende der 9. Klasse gab es dann von der Schule die Bewerbungsformulare, mit denen man sich jeweils bei dem am besten in Frage kommenden Betrieb beworben hat. Hatte man Pech und fiel durch das Sieb musste man mit dem gleichen Zettel zum nächsten Betrieb gehen. (in mehreren gleichzeitig abgeben ging leider nicht, aber meist hatte man vorher schon geklärt wos passt). Wer auch nach mehrmaligen Ansätzen nichts gefunden hatte wurde dann von den BBZ auf die noch verbleibenden freien Plätze verteilt. Was man dann bekam war aber auch ein bisschen Glückssache. Aber prinzipell gab es auch die Möglichkeit als Ungelernter zu gehen. Das betraf aber neben welchen die nicht erst lernen sondern gleich "richtig" Geld verdienen wollten vor allem die, die nach mehreren Ehrenrunden immer noch nicht das Ziel der 8. Klasse erreicht hatten, also eine damals verschwindend geringe Zahl. Für jeden Ausbildungsberuf war staatlich festgelegt, welchen Schulabschluß (8., 10, 12.) man dafür mindestens haben musste.
    Ansonsten, daß einer keine Lehrstelle wollte gabs damals nicht oder zumindest fast nicht, denn zumindest die gesellschaftliche Reputation hing damals viel mehr als heute von der Arbeit ab, eine heute zum Teil vorhandene Bewunderung von welchen die nichts machten gabs kaum. Und zum anderen musste ja jeder irgendwas arbeiten, denn Betteln oder Prostitution waren verboten (auch wenne s die intern natürlich in geringer Zahl auch gab) und irgendwoher mußte das zum Leben notwendige Geld ja kommen. Eine andere Einkommensquelle als Lohn gabs nicht. Arbeitslosenhilfe, Sozialhilfe... wurden bei uns erst nach der Wende eingeführt.

    mifudd schrieb:

    Ich habe gehört das die DDR Jugendliche in Erziehungslager gesteckt hat.

    In meiner Klasse hat das nur einer geschafft. Der wusste aber wohl auch warum. Nicht wegen Gesellschaftskritischen Ansichten, sondern weil das ein unverbesserlicher Prügelbold war der auch sonst im Unterricht eigentlich nur eine Tätigkeit kannte: stören... Aber das war (zumindest damals) meist nicht für immer sonderndann für 1 oder zwei Jahre.
    Ein anderer wurde mal zur Bestrafung für ein Jahr an eine andere Schule versetzt, eine genau so normale wie meine eigene auch, aber eben eine andere, wo er nicht mehr in seinem Freundeskreis war... Auch der wusste eigentlich warum und wenn man die blauen Flecke der anderen die von ihm waren zusammenzählte hätte das bestimmt für die Fläche eines Fussballfeldes gereicht...

    mifudd schrieb:

    Punks, Hippies, HWG (häufig wechwelnder Geschlechtsverkehr), herumlungern, ... steht dann alles in den Stasi Akten, diese Dinge sind dann einem Gericht vorgelegt worden und der Deliquent wurden mit einem Aso-Paragraphen verurteilt.

    Punks gabs damals noch nicht, kamen erst später auf. Hippies naja, weniger, bei uns waren das nach herrschendem vorurteil der massen einfach "Gammler". wer lange Haare hatte gehörte da dazu. Gab da zum Teil unter den Leuten die unterschiedlichste Einstellung dazu von "och der sieht aber süß aus" bis "die langmähnigen Gammler sollte man alle einsperren". Nachwirkungen einer im 3. Reich den Leuten eingehämmerten ordnungsideologie... zum Teil von oben auch gewollt. Protest gegen das "Establishment" drückte sich damals in langen Haaren, Schlaghosen und einer "Kofferheule" aus. Meist stenden dann Grüppchen Jugendlicher an irgendwelchen Ecken (gehn wie mal wieder an die Ecke) und hatten ne Heule aufm Arm aus der ordentlich (zumindest ordentlich laut) Musik kam. Natürlich nicht Radio DDR sodern Deutschlandfunk oder Radio Luxemburg...
    Ärger gabs meisten keinen, außer wenn sich ein paar alte Schachteln aus der Nachbarschaft bei der Polizei beschwerten. Aber da man damals mangels Telefon hingehen muste hielt sich das in Grenzen.
    HWGs, die spielten zumindest in der Schulzeit praktisch keine Rolle. Ein bisschen waren wir damals noch Spätentwickler gegenüber heute. Leistungsmäßig sich durch die ganze Klasse poppende Unterstufler hats damals einfach nicht gegeben. Und selbst in der 10 waren die die schon mehr als eine vernascht hatten eher die Ausnahme. Und ansonsten... Öffentliche Prostitution war verboten, also standen die Nutten nicht am Straßenrand. Es geschah alles ein bischen mehr intern unter sich. Bei Kraftfahrern wurde scho mal eine von Wagen zu Wagen durchgereicht, unter Künstlern, teilweise aber auch in der Intelligenz wurden schon mal wilde Partys gefeiert (auch nicht nur mit Alkohol, sondern mit mehr. Heroin, Koks, Hasch spielten aber bei uns keine Rolle, dafür Antidepressiva wie Faustan, die in Verbindung mit Alkohol auch ihre vergleichbare Wirkung hatten). Da gings zum Teil schon richtig hoch her, aber man blieb wie schon gesagt unter sich.
    Die paar HWGs die öffentlich bekannt war, wurden schon beobachtet, aber der Staat kann nur verfolgen was er weiß. Der Zusamenhalt der Leute untereinander war damals unvergleichlich höher als heute. Einfacher Grund, man brauchte den anderen. Der eine hatte ne Schlagbohrmaschine der andere Beziehungen zu Baustoffen, der dritte kannte jemanden wos Autoreifen gab... Und auch auf der Arbeit war man nicht nur Konkurrent des anderen sondern es gab richtig gut zusammenahltende Kollektive, die zum Teil auch in der Freizeit viel unternommen haben. Überhaupt definierte man sich damals viel mehr über die Arbeit als heute.

    mifudd schrieb:

    Bei Älteren Leuten gab es Arbeitslager. Das soll angeblich der Grund sein warum es in der DDR keine Penner gab. Wenn sich ein Aso-Klumpen gebildet hat (zB ein Punk Gruppe) haben die Gerichte die Leute in andere "Bundesländer" verschickt.

    Ich kenne keines. Ganz zu Anfang der DDR konnte es aber schon mal Sibierien ohne Rückfahrkarte geben. Aber das war lange vor meiner Zeit.
    Der Grund warum es bei uns kenie Penner gab ist zum einen, wovon sollten die leben, und zum anderen, die DDR hatte bis zu ihrem Ende eine absolute Arbeitskräfteknappheit. Zum einen durch zum Teil rückständige produktionsverfahren, veraltete Anlagen mit sehr hohem Wartungs- und Reparaturaufwand aber auch durch überbordende Bürokratie wo jeden Tag unmengen Daten nach Berlin gemeldet werden musten, irgendwer muste die ja zusammentragen. Auch gabs kene bzw. später kaum Bürocomputer, alles wurde noch von vielen fleißigen Sekretärinnen von der Hand geschrieben. Und letzlich waren Arbeitskräfte kein Kostenfaktor, der Lohnfonds kam vom Staat.
    "Aso-Klumpen" gabs kaum, aber organisierte Gruppen von Widerstand um Umweltaktivisten schon. Miest waren die irgendwo in bestimmten Betrieben beheimatet. Zum Beispiel in Halle war Bei Gravo-Druck eine solche Gruppe. Denen hat wohl die Stasi doch ziemlich das Leben schwer gemacht.
    Ne andere Meinung haben war kein Problem, sie laut sagen war eigentlich auch ken Problem. Sie vertreten und durchsetzen wollen, eventuell sogar noch organisiert rief dagegen sofort die "Obrigkeit2 auf den Plan.
    Verschicken war nciht so das Mittel (die Bundesländer hießen damals Bezirke, spötter meinten es gebe nur zwei davon: Berli und Suhl - Suhl = sozialistisch unterentwickeltes Hinterland war schon was dran, alles was es gab ging erst mal nach Berlin).
    aber jemanden zur Bewährung in die Produkton versetzen war eher üblich. Bei uns hatten wir mal einen der sich als EOS-Lehrer über siene Schülerrinnen hergeacht hatte. Gabs aber eben nicht nur aus solchen Gründen.

    mifudd schrieb:

    Mit der Auflage, das der versetzte Punk die Kneipe Z an seinem neuen Wohnort nicht besuchen darf, weil sich dort Leute seiner "Schicht" aufhalten. So wollte man die Leute besser.

    Nunja, gabs bei uns, gibts aber auch heute noch. Und heute wie früher gilt "wer an den Grudnfesten des Systems rüttelt bekommt ein paar auf die Finger".
    Aber wie schon gesagt Punks gabs in der DDR nicht, das waren Gammler oder Assis. Zumndestens der Bezeichnung nach.

    mifudd schrieb:

    Im Kommunismus hat also auch die Moral "Wer Nix Arbeitet Der Nix Fressen" geherrscht. Also zutiefst bürgerlich *g*

    War das nicht vom Apostel Paulus? Oder wars Petrus? bin da nicht so ganz geläufig. Aber zu dem stehe ich immer noch.
    Der Grundunterschied zwischen Sozialismus und Kommunismus war (laut Definition) das es im Sozialismus hieß "jeder nach seinen Leistungen" und im Kommunismus "jeder nach sienen Bedürfnissen". Mir gefällt jeder nach seinen Leistungen besser, sofern man regelungen für die schafft, die nicht können. Nicht für die die nicht wollen.
    Letzlich weiß ich aber nicht wie Sozialismus oder Kommunismus gewesen wäre. Bekommen habenwir nur einen von Moskau übergestülpten Stalinismus, der mit den eigentlichen Ideen von Marx wenig zu tun hatte. Marx kann man meiner Meinung nach nicht für das was Lenin, stalin und Mao draus gemacht haben verantwortlich machen. Und wenn sich die DDR nach Marx wirklich danach gerichtet hätte und ihn nicht nur immer als Aushängeschild hochgehalten hätte würde es sie vermutlich noch geben. marx hat zum Bespiel gesagt, daß mindestens 80% vom Gewinn reinvestiert werden muß. I der DDr wurden aber weit unter 20% reinvestiert und der Rest für alles mögliche ausgegeben. So kam es, daß die Betriebe immer mehr auf den Hund kamen und der Anschluß an den Westen verloren ging. (neben den durch den RGW aufgepressten Vorgaben).

    mifudd schrieb:

    Kannst Du etwas davon bestätigen? Meine Quelle ist ein "Privatdozent" in einer komischen Veranstaltung.

    Ich hoffe ich konnte Dir ein wenig weiterhelfen.
    Mit den Privatdozenten in diversen Veranstaltungen ist es ähnlich wie mal in der DDR ein professor über die ganzen Beiträge über Expertensysteme gesagt hat: Die meisten Professoren die üer Expertensysteme schreiben haben noch nie eines Kenengelernt oder gesehen".

    Gruß Mümmel



  • Hi chrische5,

    chrische5 schrieb:

    Hallo
    Und wieder: Früher waren alle motiviert, heute sind alles nur noch Versager; Früher haben alle freiwillig gelernt, heute lernt niemand mehr...

    Fällt die was auf?
    chrische

    Gerade darum hab ich ja gesagt: "alle wollten lernen MANCHE sogar freiwillig".
    na gut, ich hab das manche im Original nicht großgeschrieben.

    Aber antiautoritäre Erziehung, ungebremste Schulschwänzer, Schulverweigerer, Spielecken in den ersten Klassen wo Kinder wärend dem Unterricht wenn sie keinen Bock mehr hatten hintergehen und spielen konnten,... gabs damals praktisch nicht.
    In meiner Klasse konnten am Ende alle bis 100 zählen, lesen und schreiben addieren und subtrahieren...
    Na gut manche ein bißchen besser und manche stockender, aber alle konnten es.

    Gruß Mümmel



  • Hallo

    muemmel schrieb:

    Gerade darum hab ich ja gesagt: "alle wollten lernen MANCHE sogar freiwillig".
    na gut, ich hab das manche im Original nicht großgeschrieben.

    Ist dieser Satz Ironie? Wenn nicht, was willst du sagen?

    muemmel schrieb:

    Aber antiautoritäre Erziehung, ungebremste Schulschwänzer, Schulverweigerer, Spielecken in den ersten Klassen wo Kinder wärend dem Unterricht wenn sie keinen Bock mehr hatten hintergehen und spielen konnten,... gabs damals praktisch nicht.
    In meiner Klasse konnten am Ende alle bis 100 zählen, lesen und schreiben addieren und subtrahieren...
    Na gut manche ein bißchen besser und manche stockender, aber alle konnten es.

    Es konnten auch in der DDR nicht alle Kinder bis 100 zählen. Wenn du so etwas erzählst, lügst du einfach. Die Mehrheit konnte es und kann es. Das Leute wie du es einfach nicht verstehen, dass sich auch Bildung ändert und immer wieder auf guten alten Zeiten hinweisen, kann ich ja verstehen, aber du solltest nicht den Fehler machen und so tun als werden heute alle Kinder antiautoritär erzogen. Ich habe bereits an Schulen gelehrt, an denen sehr freier Unetrricht gehandhabt wurde und die Eigenmotivation der Kinder ist dort sehr hoch. Auch das kannst du dir nicht vorstellebn, weil ein paar Schläge wahrscheinlich auch keinem Schaden...
    Akzeptier einfach, dass sich Verhältnisse ändern und tu nicht immer so, als wäre früher alles besser gewesen.

    chrische



  • muemmel schrieb:

    Meine eigenen Erfahrungen hier beziehen sich auf 1973, und nicht auf die letzte doch recht degenerative Zeit der DDR.

    Warum findest Du "Deine" Zeit (um 1973) immer so toll?

    Sie hat schließlich die "Degeneration" nicht verhindern können.



  • Hallo

    merker schrieb:

    muemmel schrieb:

    Meine eigenen Erfahrungen hier beziehen sich auf 1973, und nicht auf die letzte doch recht degenerative Zeit der DDR.

    Warum findest Du "Deine" Zeit (um 1973) immer so toll?

    Sie hat schließlich die "Degeneration" nicht verhindern können.

    Auch die Zeit war nicht toll, aber es war eben seine Zeit. Alles was danach kam, ist eben Müll. Als wenn die DDR bis 1973 eine tolle Welt war 🙄

    chrische



  • Hi,

    weil nach Ulbricht unter Honecker in der zentralen Leitung der DDR die Letzte Vernunft ausgelöscht wurde. Aus vereinzelten Potjomkinschen Dörfern wurde eni ganzer Potjomkinscher Staat. Erfolge wurden nicht mehr praktiziert, sondern nur noch in der aktuellen Kamera vermeldet. Brauch ich nur meinen alten Betrieb zu nehmen bis ca 73 gabs noch ne ganze Menge neue Maschinen und auf den meisten stand WMW drauf. danach kamen nur noch sehr sporadisch neue Maschinen und meist von "krasni proletari" und ähnlichen Betrieben.
    Um ein neues Hobelwerk zu erhalten mußten wir einen "Exportabkauf" machen.
    Die DDR war bis 1973 keine tolle Welt, aber danach gings spürbarer bergab. Die zeiten als man im Gemüseladen nur zwei Kassen brauchte, eine für Rotkohl und eine für Weißkohl waren erst nach 1973.

    Was die Bildung betrifft, nach Ulbricht hatte auch da Margot Honecker das alleinige Sagen. Und über deren Niveau braucht mann ja nun nichts mehr zu sagen.
    Als "unmittelbar betroffener" kann ich über Schule nur über die Zeit von 63 - 73 sprechen, danach hab ich sie nämlich verlassen.

    Dass nicht alle bis 100 zählen konnten ist mir klar, aber ich behaupte mal, daß es in meiner Klasse alle konnten. Auch gabs bei uns in der Schule noch solche (von uns sehr ungeliebte) Spielchen am anfang der Mathestunde alle aufstehen und dann wurden Rechenaufgaben genannt und wer eine Antwort wuste durfte sich hinsetzen. Da wäre es schon aufgefallen, wenn einige überhaupt nichts gekonnt hätten. Bei der Methode konnte man sich einfach nicht rausmogeln.

    Ich verstehe schon daß Bildung sich ändert, aber die absolute Grundlage sind immer noch die deutsche Sprache, Grundrechenarten, der Strahlensatz, Hebelgesetze, ein bisschen winkelfunktionen... Und das wird heute definitiv von einem goßen Teil der Schüler nicht mehr beherrscht.

    Ob der Satz Ironie ist???
    Er besagt ganz einfach, daß uns nichts weiter übrig blieb als zu lernen, manche tatens freiwillig (ich bei alle den Fächern wos nichts zu begreifen sondern zu lernen gab jedenfalls nicht) und der Rest halt mit "Nachdruck".
    Aber lesen, Schreiben und Rechnen snd auch heute noc der Schlüssel zur Welt und nicht klicken.

    Ich habe nie behauptet, daß heute alle Kinder antiautoritär erzogen werden, aber festgestellt, daß immer mehr gar nicht erzogen werden. Ich habe gerade neulich wieder mal ein paar alte Klassenfotos in der Hand gehabt und mal zu den alten Bildern verglichen was ich von den einzelnen heute noch so weiß. Das ist viel konkreter als eine schwammige "früher war alles besser"-Meinung.

    Und dass bei jeder Art von Erziehung oder Lehre "Du darfst" mehr bewirkt als "Du must" ist auch altbekannt. Um trotzdem das abgesteckte Zeil zu erreichen bedarfs aber guter lehrer, da da nicht angeordnet werden kann sondern geführt und gelnkt werden muß. die Montessorischulen snd da ein guter Beweis.

    Ich will die Zeit nicht rosa malen, aber es war eben auch nicht rabenschwarz. Die meisten von uns haben eine mehr oder weniger glückliche Kindheit gehabt, auch weil wir nichts anderes kannten, aber auch weil es bei uns zum Beispiel nicht wie heute haupt- und Realschulen gab wo die meisten die auf die Hauptschule gehen schon wissen daß sie die Versager der nation sind, bzw. als das angesehen werden.

    Es hat sich damals wie auch heute fast jeder seine Nische gesucht und auch gefunden. Aber daß Pappi und Mammi mit langem Gesicht nach Hause gekommen sind weil sie entlassen wurden oder der Betrieb zugemacht hat gabs nicht. Und welche mit Handy oder Gameboy gabs auch nicht, höchstens daß ein paar ein Fahrrad hatten, einer sogar ein neues Sportrad. Aber das schaffte keine unterschiedliche Wertigkeit in der Klasse.

    Gruß Mümmel



  • muemmel schrieb:

    Aber daß Pappi und Mammi mit langem Gesicht nach Hause gekommen sind weil sie entlassen wurden oder der Betrieb zugemacht hat gabs nicht.

    das ist wohl eher als grund zu werten weshalb es bergab ging...



  • Hi Mezzo mix,

    das ist nicht zu übersehen, bürokratische Gängelung, unterbundene Eigeninitiative und andererseits trügerische Sicherheit fördern nicht unbedingt maximal das persönliche Engagement.

    Trotzdem hats ne heimelige Stimmung verschafft, wenn keiner entlassen werden konnte. Ist ja auch heute noch so, die Beamten zeichnen sich ja auch nicht gerade dadurch aus, die produktievste Bevölkerungsgruppe zu sein.

    Klappen kanns nur, wenn jeder sich einbringt und im Gegenzug auch die Früchte seines einbringens genießen kann.

    Ich bleibe aber dabei, daß die DDR 1989 am Ende war lag in erster Linie nicht daran, daß sie sich nach Marx gerichtet hat, sondern daran, daß sie sich nicht nach Marx gerichtet hat.

    Die Volkswirtschaft wurde unter Honni bar jeder Vernunft völlig gegen jede soliede Grundsätze des Wirtschaftens gefahren. Die Betriebe wurden heruntergewirtschaftet und ausgeblutet, es wurde nur noch nach Konsumgütern gerufen, es wurde nur noch auf Verschleiß gefahren. Aus heutiger Sicht muß man leider sagen, auch wenn keine Vereinigung und keine Wende gekommen wäre wars nur noch eine Frage der Zeit, bis alles in der Industrie zusammengebrochen wäre. Zu lange hatte spare mit jedem Pfennnig, koste es was es wolle gegolten. Es wurde sich nur an ein paar wenigen (pseudo-)Leuchttürmen wie dem 1MBit-Chip aufgegeilt. Zuletzt gab es eigentlich nur noch en Ziel worauf wirklich hingearbeitet wurde: Honneckers BRD-Reise und was nicht mehr zustande gekommen ist eine Reise Honeckers in die USA. (letzteres wurde öffentlich nie gefordert, war aber wohl doch Honneckers Lebensziel).

    Hätte man Marxsche Regeln wirklich beherzigt wäre zumindest die Industrie in einem ordentlichen Zustand gewesen. Und wo die Wirtschaft brummt brauchts auch keine geschlossenen Grenzen.

    Unabhängig davon krankte es aber auch daran, woran es heute noch krankt. Damals hieß es nach dem Sozialismus kommt der Kommunismus und das ist dann das Wahre. Heute heißt es die Demokratie (oder wie Willy Brandt sagte die Sozieldamokratie) oder einfach nur die soziale Marktwirtschaft ist das wahre.
    In beiden Fällen wird ignoriert, daß es daß wahre nicht gibt sondern daß die Geschichte gelehrt hat daß es immer weiter zu was anderem besseren überlegenen führt. Nur auf Marx, Lenin oder Ludwig Erhardt rumreiten bringt uns leider nicht wieter. Es fehlen denen adäquate Köpfe, die die mal ganz unvoreingenommen überlegen, was wohl die grundlegenden Funktionsprinzipien einer zukünftigen Gesellschaft sein werden, die sozusagen die nächste Gesellschaftsordnung erfinden. Bahro war einer von den wenigen. In seinem Buch Die Alternative hat er sich da einige Gedanken gemacht. Gedankt hats ihm aber keiner, weder in Ost noch in West. Es fehlen einfach wieder gescheite Visionäre und Vordenker, die aber wirklich Visionäre und nicht nur Spinner sind. Oskar zähle ich da definitiv nicht dazu.

    Gruß Mümmel



  • muemmel schrieb:

    Es fehlen einfach wieder gescheite Visionäre und Vordenker, die aber wirklich Visionäre und nicht nur Spinner sind.

    Bei allem Respekt, aber im "Westen" ist jeder selbst für Visionen zuständig. Und sollte es auch bleiben.



  • muemmel schrieb:

    Ansonsten, daß einer keine Lehrstelle wollte gabs damals nicht oder zumindest fast nicht, denn zumindest die gesellschaftliche Reputation hing damals viel mehr als heute von der Arbeit ab, eine heute zum Teil vorhandene Bewunderung von welchen die nichts machten gabs kaum. Und zum anderen musste ja jeder irgendwas arbeiten, denn Betteln oder Prostitution waren verboten...

    Arbeitsverweigerung war in der DDR ein Straftatbestand und konnte mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden! Das Recht und die Pflicht zur Arbeit standen in der Verfassung. Da war also nicht nur sozialer Druck im Spiel, sondern härteste Repression.

    Ansonsten hätte ich deinen romantischen Erinnerungen noch einiges entgegenzusetzen, aber dafür fehlen mir die Lust und die Zeit.
    Außerdem ist das Thema sowas von Offtopic. Ich stelle abschließend einfach fest, daß viele Leute ihre kleine beschränkte Welt auf die Allgemeinheit projizieren, was auch viele Posts von verschiedenen Leuten hier bestätigen.


  • Mod

    muemmel schrieb:

    ungebremste Schulschwänzer, Schulverweigerer, Spielecken in den ersten Klassen wo Kinder wärend dem Unterricht wenn sie keinen Bock mehr hatten hintergehen und spielen konnten,... gabs damals praktisch nicht.
    In meiner Klasse konnten am Ende alle bis 100 zählen, lesen und schreiben addieren und subtrahieren...
    Na gut manche ein bißchen besser und manche stockender, aber alle konnten es.

    Sorry, das war bei mir 1981 bis 1990 auch noch so.

    Aber ich komme aus Bayern.

    Vielleicht haben diese Erscheinungen doch mehr mit anderen Dingen zu tun, als mit dem (verdienten) Ableben der DDR.



  • Fincki schrieb:

    Ich stelle abschließend einfach fest, daß viele Leute ihre kleine beschränkte Welt auf die Allgemeinheit projizieren, was auch viele Posts von verschiedenen Leuten hier bestätigen.

    Meine Erfahrungen von der Ex-DDR sehen so aus: Als Tourist, der drei- oder viermal "drüben" war, nahm ich die Zone Grau-in-Grau wahr. Der Geruch, ja fast schon Gestank, der dort vorherrschend war, schnürte einem fast die Kehle zu. Der kam wohl von den Zweitaktmotoren und der permanenten Kohleverbrennung. Dann überall diese Transparente wie "Frieden und Freiheit durch Sozialismus und unsere Brüder in der Sowjetunion!". Ein ständiger Appell an die Dummheit. Zerfallene Häuser überall, von Umweltschutz nicht die geringste Spur. Überall Schmutz. So konnte man sich die Hölle vorstellen. Die Leute, die dort leben mußten taten mir wirklich Leid.



  • Hi,

    @Marc++us, ich hatte nicht bestritten, daß es bei Dir auch noch so war. Irgendwoher kann es ja auch kommen, daß Bayern bei Pisa immer recht gut abschneidet. Aber für meine Gegend hier kann ich schon sprechen, da lebe ich nämlich. Und da ist es mit den Schulen und wie sie gehandhabt werden rapide bergab gegangen. Ich war vor einiger Zeit mal zum Blutspenden in der einen Schule bei uns. Ein Neubau aus den 80er jahren. Da hats mich doch gewaltig geschüttelt. Die Schule erweckte bei mir den Eindruck wie eine von den verlassenen Russenkasernen nach der Wende. Als ich noch zur Schule gegangen bin war bestimmt nicht viel Geld vorhanden, aber so einen heruntergekommenen verlotterten Assischuppen hatten wir nicht.

    @merker, für seine privaten visionen ist sicher jeder selber zuständig. Aber auch für die Gesellschaft als ganzes muß es ein paar Vordenker geben. Wenn ich vorankommen will, muß ich erst mal wissen wo ich überhaupt hin will.
    Oder mal einen Vergleich, wenn ich auf unbekannten Meeren rumschippere brauch ich entweder gutes Kartenmaterial oder einen Steuermann der das Land riechen kann. Beides vermag ich derzeit nicht auszumachen.

    @Fincki, wen juckts obs offtoppik ist, mifudd hatte eine Frage gestellt, und ich hab sie halt so gut es mir machbar war beantwortet.
    Sicher hat Du mit Deiner Behauptung das Arbeitsverweigerung ein Straftatbestand war recht, aber das war ein recht theoretisches Rechtsmittel. Effektiv wurdest Du lange bevor das gegriffen hätte durch fehlende Mittel gezwungen Dir was zu erarbeiten. Wie schon gesagt, Stütze gabs bei uns nicht.
    Und was die Verfassung betrifft, da steht immer vieles drin. So wie auch im heutigen Grundgesetz. Da heist doch gleich der erste Paragraph "Die Würde des menschen ist unantastbar". Aber nun sage mir mal bitte wie es sich mit der Würde des Menschen verträgt, wenn eine alleinstehende arbeitslose Frau die bis vor einem reichlichen Jahr gearbeitet hat und sich eingebracht hat und nun Harz IV bekommt weil ihr Betrieb den Bach runter gegangen ist akzeptieren muß, wenn zwei Arge-Schergen darauf bestehen das Fach mit ihrer schmutzigen getragenen Unterwäsche bis ins letzte Eck zu durchwühlen um nachzugucken ob da nicht vielleicht unter den ganzen Slips auch eine Herrenunterhose wäre. Auf die Bitte "Dieses Fach bitte nicht, da ist meine gebrauchte Unterwäsche drin" hieß es da nur "wenn wir da nicht reingucken können ist der Antrag damit abgelehnt". Haben Harz IV Empfänger den gar keine Würde, gar kein Recht auf ein bisschen Intimsphäre? Es gibt noch Leute, denen es extrem peinlich ist, wenn andere wildfremde Menschen in ihren getragenen Höschen rumwühlen. Oder zählen die in den Behörden nicht mehr als Menschen.
    Ich weiß auch nicht, was Du als romantische Erinnerungen ansiehst. Ich habe versucht, sachlich zu schildern was ist, mit Vor- und Nachteilen. Wenn Du natürlich erwartest, daß ich sage, das war alles nur scheiße, dann muß ich Dich natürlich enttäuschen. Nur ganz Blinde sehen alles schwarz. Und die einzelnen Leute hier haben vielfach wirklich was geleistet auf das sie stolz sein können. Wie eine Leistung zu werten ist hängt nämlich weniger von der absoluten Höhe als von den Bedingungen und Möglichkeiten unter denen sie erbracht wurde ab. Im Westen wurde auch nur mit Wasser gekocht, nur hatte man da einen größeren Tauchsieder.
    Und was den üblichen Spruch daß wir hier im Osten alle erst mal arbeiten lernen mussten, betrifft, nach der Übernahme meines alten Betriebes sind verschiedene Kollegen erst mal für einige Zeit in den westlichen Werken tätig gewesen. Einhellige Meinung, daß man da zur Erholung war. Und als Technologe hab ich mir dann auch mal die Fertigungsdaten aus dem Mutterbetrieb rausgesucht, was den Arbeitern dort für die gleichen Teile bezahlt wurde. Wenn wir unseren Kollegen hier die gleichen Zeiten bezahlt hätten, dann wären die uns um den Hals gefallen und hätten uns die Füße geküsst.
    Im übrigen, der Urmensch hat mit seinem primitiven Faustkeil auch nicht viel geschafft, aber wenn er damit nicht angefangen hätte säßen wir alle heute noch als Affen auf dem Baum.

    Gruß Mümmel

    PS: Die rosarote Brille mag vielleicht die Farben ein wenig verfälchen, so man den eine auf hat. Aber durch die schwarze Brille sieht man gar nichts.



  • Hallo

    muemmel schrieb:

    Hi,

    @Marc++us, ich hatte nicht bestritten, daß es bei Dir auch noch so war. Irgendwoher kann es ja auch kommen, daß Bayern bei Pisa immer recht gut abschneidet. Aber für meine Gegend hier kann ich schon sprechen, da lebe ich nämlich. Und da ist es mit den Schulen und wie sie gehandhabt werden rapide bergab gegangen. Ich war vor einiger Zeit mal zum Blutspenden in der einen Schule bei uns. Ein Neubau aus den 80er jahren. Da hats mich doch gewaltig geschüttelt. Die Schule erweckte bei mir den Eindruck wie eine von den verlassenen Russenkasernen nach der Wende. Als ich noch zur Schule gegangen bin war bestimmt nicht viel Geld vorhanden, aber so einen heruntergekommenen verlotterten Assischuppen hatten wir nicht.

    Du hast es noch nicht begriffen. Es liegt an der Zeit und nicht an der Gegend. Das du jetzt dier Schulen der DDR noch als schön bezeichnest, setzt dem gazen wirklich die Krone auf. Überall Spruchbänder, Fahnen udn Ehrendenkmäler. Wenn du so etwas stehst, dann ziehe nach Nordkorea oder Birma, da braucht man "Bürger" wie dich, die es lieben, wenn ihre persönliche Freiheit eingeschräkt wird.

    chrische



  • Hallo

    muemmel schrieb:

    @merker, für seine privaten visionen ist sicher jeder selber zuständig. Aber auch für die Gesellschaft als ganzes muß es ein paar Vordenker geben. Wenn ich vorankommen will, muß ich erst mal wissen wo ich überhaupt hin will.
    Oder mal einen Vergleich, wenn ich auf unbekannten Meeren rumschippere brauch ich entweder gutes Kartenmaterial oder einen Steuermann der das Land riechen kann. Beides vermag ich derzeit nicht auszumachen.

    Du fordest, dass Arbeitslose mit ihren Kindern lernen, aber verstehst, warum sie gleichzeitig nicht inder Lage sind Visionen zu entwickeln? Du findest es gut, wenn ein Staat 16 Millionen Menschen die gleiche Vision nicht nur vorschlägt, sondern verordnet. Wie bist du denn drauf? Genau Menschen, wie du wurden im DDR Bildungssystem gemacht. Sie wurden gebaruacht und du bist ein gutes Beispiel dafür, dass es geklappt hat.

    chrische



  • Hi Andromeda,

    warum mußte Dir da jemand leid tun. Gerüche, in denen man Tag für Tag lebt nimmt man nicht mehr war.
    Und die ganzen Plakate und Transparente, da hat man lächelnd drüber weg geguckt. wuste man doch wie bei den ganzen Erfolgsmeldungen im Fernsehen was man davon zu halten hatte. Wenn mann heute im Fernsehen sieht, wie die am 1. Mai die riesigen Plakate mit den Politikerköpfen drauf an der Tribüne vorbei getragen haben, dann kommt einem das wie eine antike Götzenverehrung vor (was es ja letztlich auch war) aber dmals war einem das recht herzlich egal. Viel wichtiger war, daß es anschließend in der Betriebskantine Freibier gab.
    Und was das Grau in Grau betrifft, glaub mir, die Menschen haben sich ihr eigenes Heim und ihre Gartenlaube schon gemütlich und wohnlich gemacht. Aber das endete eben an der Haus- bzw. Wohnungstür. Was dahinter kam war fremdes Elend. Man kann ein Haus eben nicht mit Mietpreisen von 15 - 40 Ostmark oder bei Neubauten zum Teil bis 60 Ostmark (pro Wohnung!) in Schuß halten. Auch zu DDR-Preisen nicht.

    Aber letzlich richten sich die Menschen überall ein uns suchen sich ihre Nische. Das war im Kaiserreich so in der Weimarer Republik, in der Nazizeit, in der DDR und auch jetzt. Man zieht sich in seine 4 Wände zurück, richtet sich sein Leben ein und alles andere ist einem egal. Zumindest solange man noch einigermaßen klar kommt.
    So war es auch in der DDR. An deren Festen haben weder die BRD noch die paar Regimkritiker udn Umweltaktivisten grüttelt. Im Gegentiel, die meisten aus der Bevölkerung sahen die doch damals blos als Spinner an.
    Das was wirklich die Sache zu Fall gebracht hatte war neben der immer mehr zusammenbrechenden Produktion, den daraus resultierenden Versorgungsengpässen verbunden mit der Diskrepanz zu den gleichtzeitig immer mehr jubelnden Erfolgsmeldung vor allem der von der polnischen Solidarnosc herüber wehende frische Wind sowie die von Gorbatschow propagierten Glasnost und Perestroika auf die die Bürger hier viele Hoffnungen setzten und die dann arrogant von oben abgebügelt wurden. Erst da griff der Unmut wirklich auf die breiten Massen über das alle in Bewegung kamen und auch erst da kam es zu dieser Welle von Montagsdemos, Ausreiseanträgen und Flucht über die Botschaften... die letzlich das alte Regime hinweggefegt hat.
    Auch wenn Du heute guckst ist es nicht anders. Meine Stadt hat ca 200.000 Einwohner und davon ca 20% Arbeitslose, also ca 40.000. Müsten also jeden Montag 40.000 Menschen auf dem Markt stehen und gegen Harz IV demonstrieren. Und wo sind sie??? Ein Kollege von mir ist damals jeden Montag hingegangen, obwohl es ihn gar nicht betraf. Auf dem Weg dahin ist er regelmäßig von denen die es betraf ausgelacht worden wenn er fragte ob sie mitkommen. Die standen lieber an der Getränkebude und kippten ein Bier nach dem anderen.

    Gruß Mümmel


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