Die politische Einstellung und der Arbeitsplatz



  • Hallo

    muemmel schrieb:

    Hi,

    @Marc++us, ich hatte nicht bestritten, daß es bei Dir auch noch so war. Irgendwoher kann es ja auch kommen, daß Bayern bei Pisa immer recht gut abschneidet. Aber für meine Gegend hier kann ich schon sprechen, da lebe ich nämlich. Und da ist es mit den Schulen und wie sie gehandhabt werden rapide bergab gegangen. Ich war vor einiger Zeit mal zum Blutspenden in der einen Schule bei uns. Ein Neubau aus den 80er jahren. Da hats mich doch gewaltig geschüttelt. Die Schule erweckte bei mir den Eindruck wie eine von den verlassenen Russenkasernen nach der Wende. Als ich noch zur Schule gegangen bin war bestimmt nicht viel Geld vorhanden, aber so einen heruntergekommenen verlotterten Assischuppen hatten wir nicht.

    Du hast es noch nicht begriffen. Es liegt an der Zeit und nicht an der Gegend. Das du jetzt dier Schulen der DDR noch als schön bezeichnest, setzt dem gazen wirklich die Krone auf. Überall Spruchbänder, Fahnen udn Ehrendenkmäler. Wenn du so etwas stehst, dann ziehe nach Nordkorea oder Birma, da braucht man "Bürger" wie dich, die es lieben, wenn ihre persönliche Freiheit eingeschräkt wird.

    chrische



  • Hallo

    muemmel schrieb:

    @merker, für seine privaten visionen ist sicher jeder selber zuständig. Aber auch für die Gesellschaft als ganzes muß es ein paar Vordenker geben. Wenn ich vorankommen will, muß ich erst mal wissen wo ich überhaupt hin will.
    Oder mal einen Vergleich, wenn ich auf unbekannten Meeren rumschippere brauch ich entweder gutes Kartenmaterial oder einen Steuermann der das Land riechen kann. Beides vermag ich derzeit nicht auszumachen.

    Du fordest, dass Arbeitslose mit ihren Kindern lernen, aber verstehst, warum sie gleichzeitig nicht inder Lage sind Visionen zu entwickeln? Du findest es gut, wenn ein Staat 16 Millionen Menschen die gleiche Vision nicht nur vorschlägt, sondern verordnet. Wie bist du denn drauf? Genau Menschen, wie du wurden im DDR Bildungssystem gemacht. Sie wurden gebaruacht und du bist ein gutes Beispiel dafür, dass es geklappt hat.

    chrische



  • Hi Andromeda,

    warum mußte Dir da jemand leid tun. Gerüche, in denen man Tag für Tag lebt nimmt man nicht mehr war.
    Und die ganzen Plakate und Transparente, da hat man lächelnd drüber weg geguckt. wuste man doch wie bei den ganzen Erfolgsmeldungen im Fernsehen was man davon zu halten hatte. Wenn mann heute im Fernsehen sieht, wie die am 1. Mai die riesigen Plakate mit den Politikerköpfen drauf an der Tribüne vorbei getragen haben, dann kommt einem das wie eine antike Götzenverehrung vor (was es ja letztlich auch war) aber dmals war einem das recht herzlich egal. Viel wichtiger war, daß es anschließend in der Betriebskantine Freibier gab.
    Und was das Grau in Grau betrifft, glaub mir, die Menschen haben sich ihr eigenes Heim und ihre Gartenlaube schon gemütlich und wohnlich gemacht. Aber das endete eben an der Haus- bzw. Wohnungstür. Was dahinter kam war fremdes Elend. Man kann ein Haus eben nicht mit Mietpreisen von 15 - 40 Ostmark oder bei Neubauten zum Teil bis 60 Ostmark (pro Wohnung!) in Schuß halten. Auch zu DDR-Preisen nicht.

    Aber letzlich richten sich die Menschen überall ein uns suchen sich ihre Nische. Das war im Kaiserreich so in der Weimarer Republik, in der Nazizeit, in der DDR und auch jetzt. Man zieht sich in seine 4 Wände zurück, richtet sich sein Leben ein und alles andere ist einem egal. Zumindest solange man noch einigermaßen klar kommt.
    So war es auch in der DDR. An deren Festen haben weder die BRD noch die paar Regimkritiker udn Umweltaktivisten grüttelt. Im Gegentiel, die meisten aus der Bevölkerung sahen die doch damals blos als Spinner an.
    Das was wirklich die Sache zu Fall gebracht hatte war neben der immer mehr zusammenbrechenden Produktion, den daraus resultierenden Versorgungsengpässen verbunden mit der Diskrepanz zu den gleichtzeitig immer mehr jubelnden Erfolgsmeldung vor allem der von der polnischen Solidarnosc herüber wehende frische Wind sowie die von Gorbatschow propagierten Glasnost und Perestroika auf die die Bürger hier viele Hoffnungen setzten und die dann arrogant von oben abgebügelt wurden. Erst da griff der Unmut wirklich auf die breiten Massen über das alle in Bewegung kamen und auch erst da kam es zu dieser Welle von Montagsdemos, Ausreiseanträgen und Flucht über die Botschaften... die letzlich das alte Regime hinweggefegt hat.
    Auch wenn Du heute guckst ist es nicht anders. Meine Stadt hat ca 200.000 Einwohner und davon ca 20% Arbeitslose, also ca 40.000. Müsten also jeden Montag 40.000 Menschen auf dem Markt stehen und gegen Harz IV demonstrieren. Und wo sind sie??? Ein Kollege von mir ist damals jeden Montag hingegangen, obwohl es ihn gar nicht betraf. Auf dem Weg dahin ist er regelmäßig von denen die es betraf ausgelacht worden wenn er fragte ob sie mitkommen. Die standen lieber an der Getränkebude und kippten ein Bier nach dem anderen.

    Gruß Mümmel



  • Hi Chrische5 ,

    ich muß Dich enttäuschen, ich fand meine Schule nicht als schön. Aber sie war ordentlich und in Schuß. Da wurden regelmäßig die Fenster gestrichen, die Wände gemalert, der Fußboden abgezogen und neu geölt... Nach den Sommerferien kanen wir immer inein bißchen aufgpeppte Räume. Das einzige was an Politik immer da wer war das Ulbricht- und später Honeckerbild an der Wand, aber das hat uch keiner mehrbewust angesehen, das hing einfach an der Wand. Irgendwo in ner Ecke stand auch son Gipskopf, aber glaubst Du wirklich, daß das von uns auch nur einen interessiert hat. Und wenn zum 1. Mai draußen Fahnen und Transparente hingen, dann hat man halt festgestellt daß da wieder ein Lappen hängt. Interessiert hats von uns eh keinen. Und die Wandzeitungen die jede Klasse hatte hatten wechselnde Themen, Sport und Natur spielten z.B. an unserer ne große Rolle. Wie politisch das Leben in der Schule wirklich war, hing in jedem Fall von dem konkreten Lehrer ab, wie schon weiter oben geschildert, obs ne blöde wichtigtuerische tussi mit voreilendem politischen Gehorsam war oder als Mensch ne Persönlichkeit vor der man Achtung haben konnte.
    Wenn Du mal richtigen Patriotismus mit Fahnen und Parolen sehen willst mußt Du schon in die USA gehen. Oder zumindest bis nach Dänemark. Da steht auch in den meisten vorgärten eine Fahne.
    Im übrigen halte ich von politischen oder sonstigen Insignien in Schulräumen generell nichts. Für mich stehen damals da Honnibild genau wie heute das Kreuz an der Wand für geistige indoktrination der Kinder und Jugendlichen.
    Schule sollte Wissen und menschliche ethische Werte vermitteln.

    Im übrigen weiß ich nicht, woher Du schlussfolgerst, daß ich möchte daß die Regierung den Menschen Visionen vorgeben soll. Hab ich nirgends geschrieben. Lies vielleicht mal gründlicher was ich schreibe - lesen bildet.
    Aber ich erwarte von Regierungen schon Visionen wo es hin gehen soll. Nicht nur bis zu den Nächsten Wahlen, sondern für die nächsten 10, 20, 50 und 100 Jahre. Wenn du mitr demauto fährst siehst Du auch weit voraus, und nciht unmittelbar vor dem Motor auf die Straße, weil du sonst Schlangenlinien fährst.
    Es müssen natürlich nicht unbedingt Schäubeles Visionen sein, die übertreffen nach meinem Empfinden ja schon Mielke seine gewaltig. Orson Wells 1989 ist ja langsam schon keine Zukunftsprognose mehr sonder fängt an der Gegenwart hinterherzuhinken.

    Das keiner Vorhersagen kann was in 50 Jahren sein wird, ist mir auch schon klar. Aber Gedanken machen was da sein wird muß man sich schon. Ansonsten brauchen wir kene Regierung, sondern es reicht ein Rechner mit ein paar Verteilungsformeln.

    Ach ja, die DDR hatte nicht 16 sondern 18 Millionen Einwohner...



  • Hallo

    muemmel schrieb:

    Im übrigen weiß ich nicht, woher Du schlussfolgerst, daß ich möchte daß die Regierung den Menschen Visionen vorgeben soll. Hab ich nirgends geschrieben. Lies vielleicht mal gründlicher was ich schreibe - lesen bildet.
    Aber ich erwarte von Regierungen schon Visionen wo es hin gehen soll.

    😕 Na was denn nun? Visionen oder keine Visionen?

    muemmel schrieb:

    Ach ja, die DDR hatte nicht 16 sondern 18 Millionen Einwohner...

    http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Demokratische_Republik

    16,35 Millionen (1990). So viel zum Thema Lesen bildet... 🙄

    chrische



  • Hi Chrische5,

    na gut, dann waren die Werte über die Bevölkerungszahl eben auch geschönt. Ich hab in der Schule noch was von 18 Millionen gelernt, glaube ich mich zumindest zu erinnern.

    im übrigen sehe ich eben zwischen Visionen haben und seine eigenen Visionen aufdrücken schon einen Unterschied.
    Klar soll die Regierung schon Visionen haben wo die Fuhre hingehen wird. Und sie sollte sich auch offen dazu bekennen.
    Aber welche Visionen er selber hat, sollte doch jedem einzelnen selber überlassen bleiben. Aber er sollte zumindest wissen bzw. erfahren, welche visionen (oder nenn es meinetwegen auch Zukunfsplanungen) man von oben her hat, damit er sien Leben entsprechend einrichten und planen kann. Er hat nämlich nur eins.

    Gruß Mümmel



  • muemmel schrieb:

    Und was das Grau in Grau betrifft, glaub mir, die Menschen haben sich ihr eigenes Heim und ihre Gartenlaube schon gemütlich und wohnlich gemacht.

    Ja, ich weiß. Als ich drüber war, war ich noch ein Kind; äußerliche Eindrücke haben in jungen Jahren eine intensivere Wirkung. Wir waren bei Verwandten zu Besuch und haben auch andere Leute kennen gelernt. Die Menschen waren, was man nicht vermutet hätte, hätte man nur ihre Umwelt gesehen, durchweg gut drauf. Als postiv empfand ich z.B. den freundlichen und offenen Umgang miteinander. Alle waren sich viel näher als wie wir, hier in unserer Ellenbogengesellschaft und hatten Spaß an den einfachsten Dingen des Lebens. Staatliche Unterdrückung schweißt seine Opfer nun mal zusammen. Natürlich lags auch mit daran, daß man auf gegenseitige Hilfe angewiesen war. Außerdem mußte man sich, im Gegensatz zum Westen, kaum Sorgen machen. Alles war Staatlich geregelt, die Arbeitswelt war viel entspannter, es gab kaum Zeit- und Konkurrenzdruck. Andererseits war man aber auch neidisch auf den Westen, weniger auf Reisefreifeit, mehr auf materiellen Schnickschnack wie Farbfernseher und schnelle Autos.



  • muemmel schrieb:

    Orson Wells 1989 ist ja langsam schon keine Zukunftsprognose mehr sonder fängt an der Gegenwart hinterherzuhinken.

    Oh, ist das ein Nachfolger zu George Orwells 1984? Sollte ich mir dann vielleicht mal besorgen. 🙂



  • Hi,

    ne Jester, kein Nachfolger sondern Alzheimer-Attakcen des Schreibers.
    Muß wohl doch mal wieder nen Schluck essig zur Entkalkung trinken.

    Gruß Mümmel



  • Hallo

    muemmel schrieb:

    Es müssen natürlich nicht unbedingt Schäubeles Visionen sein, die übertreffen nach meinem Empfinden ja schon Mielke seine gewaltig. Orson Wells 1989 ist ja langsam schon keine Zukunftsprognose mehr sonder fängt an der Gegenwart hinterherzuhinken.

    Hast du das Buch gelesen? Kennst du Menschen, die wegen regimnekritischer Äußerungen im Knast sitzen? Kennst du Menschen, die im Kanst sitzen, weil Sie in ein anderes Land wollen? Wenn ich solche Gleichmacherei lese, dann kriege ich echt das Kotzen. Ich bin keine Schäublefan, aber in mit Mielke gleichzusetzten, spricht für deine vpllige Geschichtsverdrängung und Verklärung einer Zeit, in der vermeintlich fast alles gut war...

    chrische



  • Hi Crische5,

    ich habe die beiden nicht gleichgesetzt, aber die Perfektionierung der Übberwachung jedes einzelnen sprengt in der DDR vorhandenes doch schon längst.
    Auch wenn die Grenzen der Überwachung nicht an Mielkes Einsehen, sondern lediglich an dessen geringeren technischen Möglichkeiten lagen.

    Im übrigen was Du mir hier so gerne alles unterschieben möchtest, vielleicht solltest Du dich doch mal auf Verfolgungswahn untersuchen lassen.

    Ich verherrliche die DDR nicht, ich will sie nicht wiederhaben, bin aber auch gegen die völlige dämonisierung von 16 Millionen die dort gewohnt haben.

    Deine ständigen Unterstellungen mir gegenüber erreichen mittlerweile den Status der Boshaftigkeit.

    Gruß Mümmel



  • muemmel schrieb:

    ich habe die beiden nicht gleichgesetzt, aber die Perfektionierung der Übberwachung jedes einzelnen sprengt in der DDR vorhandenes doch schon längst.

    Ich denke, das widerliche an dem Stasi-System ist nicht unbedingt gewesen, daß Wissen an Behörden geflossen ist, sondern *wie* Wissen geflossen ist.



  • Daniel E. schrieb:

    muemmel schrieb:

    ich habe die beiden nicht gleichgesetzt, aber die Perfektionierung der Übberwachung jedes einzelnen sprengt in der DDR vorhandenes doch schon längst.

    Ich denke, das widerliche an dem Stasi-System ist nicht unbedingt gewesen, daß Wissen an Behörden geflossen ist, sondern *wie* Wissen geflossen ist.

    Noch wichtiger finde ich das Wozu. 🙂



  • Das Wozu kann aber kein Kriterium sein, es ist einfach zu sehr veränderlich. Aus welchen edlen Motiven heraus sollte denn ein Staat eine solche Überwachung etablieren?



  • scrub schrieb:

    Das Wozu kann aber kein Kriterium sein, es ist einfach zu sehr veränderlich. Aus welchen edlen Motiven heraus sollte denn ein Staat eine solche Überwachung etablieren?

    Klar, aber für die historische Bewertung macht es halt schon nen Unterschied. Schäubles Ansinnen bleiben natürlich trotzdem gefährlich.



  • Hi,

    was habe ich von edlen oder unedlen Motiven? Für mich ist es entscheidend wie weit es in MEIN Leben eingreift. Inwieweit ich da noch ein ungestörtes Leben führen kann.
    (aus anderem Fred eingefügt wo ichs schon mal gepostet habe:)
    Bundestrojaner, elektronische Verkehrsüberwachung, Kennzeichenscanning, Bewegungsprofiele über Handy, computergestütztes Abhören ALLER Telefongespräche, ... daran war bei Mielke noch gar nicht zu denken.
    es ist nicht Mielke sein Verdienst, daß das damals noch nicht ging, aber für mich als "Normalbetroffenen" ist es eine gigantische Verschärfung des Überwachungsstaates wenn auf einmal der Feind in meinem Computer mitliest und an meinem Telefon mithört. Zumal die Dienste die Daten ja auch noch untereinander austauschen. In der DDR war ich als uninteressanter Normalo wenigstens in meiner Wohnung noch privat. Heute gibts in ner normalen Wohnung keine echte Privatsphäre mehr. ISDN-Telefone lassen sich von fern aktiv schalten und der Raum belauschen, meine privaten Briefe und Mails sollen über Bundestrojaner mitgelesen werden. Nur mal ein par Beispiele:

    http://www.mdr.de/fakt/5039319.html
    http://www.heise.de/newsticker/Terrorismusbekaempfung-Intime-Daten-an-US-Behoerden--/meldung/107066

    http://www.gulli.com/news/stasi-2-0-geplante-befugnisse-2008-04-22/

    was geht es die US-Geheimdienste an, wann und mit wem ich Sex habe, wo ich meine Milch kaufe...
    Das schlimme ist, daß heute auf Grund der gestiegenen elektronischen Möglichkeiten JEDER ausspioniert wird und die Daten rund um die Welt gehen. Zu DDR-Zeiten konnte man ins Visier der Dienste kommen, heute WIRD JEDER ausspioniert. Jedes Telefongespräch wird von mindestens 3-4 Geheimdiensten mitgehört und elektronisch ausgewertet und bei Interesse von Menschen abgehört.

    Gruß Mümmel



  • Arbeitshäuser in der DDR.

    Unter "katastrophal[en]" Bedingungen waren 1962 808 Personen in DDR-Arbeitslagern inhaftiert, 1968 waren es 3.320 Personen (295). In diesen Lagern reduzierte sich der hehre sozialistische Erziehungsanspruch auf "quasi-militärischen Drill" (297).
    ...
    Von 1972 auf 1973 erfolgte eine Verdreifachung der Verurteilungen auf über 14.000 Fälle, um sich 1974 auf 7.400 wieder zu halbieren und bis 1977 auf 5.200 zurückzugehen (447, 450). 1980 wurde jedoch mit fast 13.300 Verurteilungen der Spitzenwert von 1973 wieder erreicht

    Quelle:
    http://www.sehepunkte.de/2007/10/8156

    muemmel schrieb:

    Marx kann man meiner Meinung nach nicht für das was Lenin, stalin und Mao draus gemacht haben verantwortlich machen.

    Ich habe mal eine Zusammenfassung der Marxschen Ideen gelesen. Schon im Vorwort hieß es das Marx hauptsächlich den Kapitalismus kritisiert hätte. Man würde bei Marx sehr wenig Konstruktives in Hinblick auf den Aufbau des Kommunismus/Soziallismus finden. Was Du schreibst klingt so ein bißchen als wenn die genannten Personen den K&S von Marx verfällscht hätten.

    muemmel schrieb:

    Marx hat zum Bespiel gesagt, daß mindestens 80% vom Gewinn reinvestiert werden muß. In der DDR wurden aber weit unter 20% reinvestiert und der Rest für alles mögliche ausgegeben

    In den westlichen Industrie Nationen liegt die Investitionsquote meist weit unter 10%. Nur nach Ereignissen wie WKII war im Westen die Investitionsquote für kurze Zeit höher.

    Ich habe die Vorlesung "Wirtschftsgeschichte Deutschlands" von Prof Ritschl gehört. Er ist eine Koryphäe auf diesem Gebiet. Er meine das die Investitionsquote der DDR viel zu hoch gewesen sei. Die großen Anlagen die man angeschafft hätte, wären gar nicht genutzt worden. Die DDR hätte sich zu sehr auf Großprojekte konzentriert die absolut unrentabel gewesen seien. Zum Beispiel die Mikroelektronik:
    - Mit viel Geld hochgepeppelt
    - Durch fehlenden Kontakt zu Silicon Valley und Japan immer mehrere Jahre hinterher hinkend. (Das ist der Nachteil wenn man seine Industrie/Leute abschottet, es kommen keine Ideen raus&rein.)
    - Durch die Preisgestaltung der führenden Chip Hersteller war dieser Rückstand aber ausschlaggebend dafür, ob man den Chip für 50$ in einem PC oder für 50 Cent in einen Teddybär eingebauen konnte.
    - Dadurch das die Planungsbehörde beschlossen hat die Ressourcen in solche Großprojekte zu lenken, sind die anderen Bereiche weiter zurück gefallen. (So ein Behördenmensch weit weg in Berlin kann schlecht entscheiden welche Investition sinnvoller ist.)
    zB soll die Trabi Fabrik bis 1989 mit einer Produktionsanlage gearbeitet haben die während der Weimarer Republik von Ford (Henry persönlich?) geliefert worden ist. Defekte Teile wurden natürlich immer ersetzt, aber die Anlage an sich beibehalten. Automatisierung, Mikroelektronik, Spezialisierung mit Subunternehmen, ... ist alles an denen vorbei gegangen. Nicht weil die Ingenieure keine Vorschläge gemacht hätten, sondern weil die Behörde es nicht wollte: "Was habt ihr? Das Auto fährt doch?"

    muemmel schrieb:

    Ich bleibe aber dabei, daß die DDR 1989 am Ende war lag in erster Linie nicht daran, daß sie sich nach Marx gerichtet hat, sondern daran, daß sie sich nicht nach Marx gerichtet hat.

    Wie gesagt sehe ich das sehr kritisch: Marx hat niemals gesagt: "So muß etwas laufen", er hat immer nur gesagt "So darf es nicht laufen".

    muemmel schrieb:

    Und was den üblichen Spruch daß wir hier im Osten alle erst mal arbeiten lernen mussten, betrifft, nach der Übernahme meines alten Betriebes sind verschiedene Kollegen erst mal für einige Zeit in den westlichen Werken tätig gewesen. Einhellige Meinung, daß man da zur Erholung war.

    Es kommt darauf an. Die Betriebe der DDR waren unterschiedlich ausgleastet. Kuhhaut (Leder) und Holz gab es in der DDR. Dann gab es in der DDR 2 Arten von Maschinen: Produktionsanlagen aus dem Westen und solche aus dem Osten. Die OstAnlagen haben Schuhe minderer Qualität hergestellt. Ein großer Prozentsatz der Schuhe waren gleich nach der Produktion Ausschuß. Da die DDR Devisen brauchte, wurden die Westanlagen zu 100% ausgelastet. Diese Arbeiter sollen eine richtige Leitungskannte bekommen haben. Viele Schwächere die das Soll nicht geschafft haben sollen versetzt worden sein. Leistungsanreize wie MehrOutPut=MehrLohn soll es da auch gegeben haben.
    Die Produkte aber wurden nicht etwa in der DDR verkauft, sondern im Westen. Da gab es dann tausende lustige Briefe von den Arbeitern an Erich, warum man die selbst hergesellten Schuhe nirgends kaufen könne. Der sozialismus würde sich ja wie StaMoKap aufführen und den Arbeitern Ihre Erzeugnisse klauen...

    Die Ostanlagen wurden nur dann mit Leder beliefert wenn welches übrig war. Der Arbeitstag einer Arbeiterin wäre gewesen: Hinfahren und "abstempeln" (zu 80% gab es nichts weiter zu tun), nach hause fahren, Kind zur Schule bringen, Hausarbeiten machen, Kind von der Schule holen, ... Die Arbeiter hätten sich extensiv dem Alkoholismus hingegeben.

    Das Problem der Maschinen in der DDR war wieder die Planungsbehörde: So eine Behörde kann nur die Quantität festlegen. (Plansoll) Die Qualität eines Produktes kann eine Planungsbehörde gar nicht festlegen, weil sie gar nicht das KnowHow hat. Wenn man sich die Import/Export Statistik der DDR gegenüber dem kapitalisitischem Ausland betrachtet sieht man folgendes. Was haben sie hauptsächlich importiert? Investitionsgüter, (also Produktionsanlagen, Maschinen, HighTech) ein bißchen Konsumgüter und Grundstoffe die nur im Westen zu haben waren.
    Was hat sie hauptsächlich exportiert? Petrochemische Erzeugnisse die man billig von der UDSSR importiert hat (+Braunkohle Verflüssigung) und "gut" in den Westen exportieren konnte. Gut, weil die DDR über die BRD Mitlieg in der EG war und somit keine Zölle etc zahlen mußte. Die DDR war also überspitzt gesagt eine Raffinerie für Rohöl auf dem weg von Rußland in den Westen. (Aus Sicht des Westens war das der einzige Zweck diese "hochindustrialisierten" Landes) Trabis hat man für kurze Zeit versucht im Westen (Schottland) abszusetzen, die Einnahmen aber die man durch den Direktverkauf der Rohmaterielalien bekommen hätte wären größer gewesen. -> Negative Wertentwicklung. Auf dem freien Markt sind die Produkte der DDR nicht mehr konkurrenzfähig gewesen, nicht weil der Trabi kein Auto mehr war, sondern weil es mittlerweile viel bessere Autos gab.

    muemmel schrieb:

    Man kann ein Haus eben nicht mit Mietpreisen von 15 - 40 Ostmark oder bei Neubauten zum Teil bis 60 Ostmark (pro Wohnung!) in Schuß halten.

    Die Wohnungen wurden zugeteilt. Der Preis hatte überhaupt nichts mit der Vermietung an sich zu tun. Erneuerungen der Bausubtanz wurden von einer Planungsbehörde festgelegt. Dieser Bereich wurde massiv gefördert. Das war eines der Großpojekte die der DDR das Genick gebrochen haben. Das Geld ist nicht in die bestehenden Wohnungen geflossen, sondern in Neubauten. Erich Honnecker hat den Plan gefasst bis zu einem bestimmten Stichtag 3 Millionen neue Wohnungen zu bauen. (Plattenbau wie in Wartenberg; jeder der Berlin besucht sollte sich mal in die S Bahn nach Wartenberg setzen. Wenn das nicht monumental ist, dann weiß ich auch nicht weiter.)
    An diesem Stichtag hat Erich dann notgedrungen die 3 Millionste wohnung an die Mieterübergeben, obwohl alle gewußt haben das es erst die 2 Millionste gewesen war. Während in den anderen Wohnungen stufenweise die Mieter ausgezogen sind. Zuerst die Leute unter dem kaputten Dach, dann hat niemand mehr in dieser Wohnung die Eimer entleert... und die Leute in der darunter liegenden Wohnung sind ausgezogen... bis dann ein ganzes wohnhaus wegen einem kaputten Dach aufgegeben werden musste.

    muemmel schrieb:

    Das was wirklich die Sache (DDR) zu Fall gebracht hatte war neben der immer mehr zusammenbrechenden Produktion, den daraus resultierenden Versorgungsengpässen verbunden mit der Diskrepanz zu den gleichtzeitig immer mehr jubelnden Erfolgsmeldung

    Das ist wirklich ein interessantes Thema. Wie ein 16 Millionen Staat kein Bock mehr hatte das Projekt weiterzuführen. 100.000 Stasi Spitzel, 2,3 Millionen Menschen waren in der Partei. Bei Pi*Daumen geschätzten 12 Millionen Volljährigen ist das schon eine Leistung. Da hat die Elite in der DDR selbst wohl auch keinen Bock mehr gehabt. Polen und Rumänien(?) haben Ihren Staatsbankrott bereits erklärt. Ein paar andere Staaten waren auf der Beobachtungsliste des IWF. Der Schürer Bericht hat den Staatsbankrott in naher Zukunft prognostitziert.
    Die Zusammenfassung des Schürer Papiers ist recht Lustig zu lesen: http://www.ddr-wissen.de/wiki/ddr.pl?Geheime_Kommandosache_Schalck_u.a._vom_28.09.1989
    Es werden Optionen für die DDR erarbeitet die dann auch gleich wieder verworfen werden, weil sie das bisherige Wirtchaftssystem umwerfen würden. Wenn ich den Bericht richtig in Erinnerung habe kommt er am Ende zu keiner Lösung. "Wie soll es weiter gehen?" -> "Keine Ahnung, aufgeben?"

    Ich habe mich jetzt ein bißchen an Dir abgearbeitet. Möglicherweise auf übertriebene Weise, weil Du die DDR auch sehr kritisch siehst. Aber die DDR interessiert mich und das musste jetzt einfach mal raus *g*



  • mifudd schrieb:

    Ich habe mich jetzt ein bißchen an Dir abgearbeitet. Möglicherweise auf übertriebene Weise, weil Du die DDR auch sehr kritisch siehst. Aber die DDR interessiert mich und das musste jetzt einfach mal raus *g*

    War trotzdem sehr interessant. 👍



  • Hi Mifudd,

    war ganz interessant, Deine antwort, wenn auch nicht in allen Dingen sachlich richtig.
    Zu Arbeitslagern kann ich nichts sagen, Daß es Gefängnisse gab (Zuchthäuser waren abgeschafft zumindest offiziell) war bekannt. Daß es für "Schwererziehbare" Jugendliche entsprechende "Jugendwerkhöfe" gab war es auch.
    Auch bekannt war in der DDR daß es zum Beispiel auf dem Gelände des KZ Buchenwald auch nach 1945 ein unter sowjetischer Leitung stehendes KZ gab. Galt aber zu meiner Zeit (also nach 1957) als nicht mehr existent.
    sicher wirds auch welche gegeben haben, ie von diesen Arbeitslagern gewust haben. Die Masse hatte aber definitiv keine Ahnung davon. Wahrscheinlich war es ähnlich wie bei denen die in Schwedt (Militärgefängnis) gesessen haben, die haben danach auch nicht davon gesprochen. Mir waren sie jedenfalls nicht bekannt.

    Zu Marx, der hat zwar das kommunistische Manifest geschrieben, aber was die meisten immer wieder durcheinander bringen ist die Tatschae, daß Marx eben kein Gesellschaftswissenschaftler war, zumindest nicht in erster Linie, sondern in erster Linie Nationalökonom bzw. Politökonom. Wie die nächste Gesellschaft aussehen soll hat er nur in ein paar Andeutungen gesagt, dafür recht gründlich die ökonomischen Grundlagen wie eine Gesellschaft funktioniert betrachtet. Vergleich blos mal die Seitenstärke des Kommunistischen Manifests mit der Seitenstärke des Kapitals. 95% dessen was in der DDR als Marx verkauft wurde war Hineininterpretation bzw. Hineingelüge. Aber lenin, Mao... waren eben keine Deutschen... mit denen konnte man sich nicht schmücken.
    Gab übrigens in der DDR den schönen Spruch "Theorie ist Marx, Praxis ist Murks".

    Die Investitionsquote war in der DDR sicher zu hoch, was ich meinte, war nicht die Investitionsquote, sondern die Reinvestitionsquote. Was nützt es, wenn mit gewaltigem Aufwand Vorzeigeobjekte aus dem Boden geprügelt wurden.

    Was nützt es, wenn ich einige wenige Vorzeigeobjekte aufpäppele, wenn der Rest der Fabriken verwahrlost. Ich hatte mal ca 1981 die Möglichkeit einen Blick in einen der Betriebe der Halleschen Maschinenfabrik zu werfen und hab mich im Vorhof der Hölle gefühlt.

    In dem Betrieb wo ich gearbeitet habe war das zum Glück ein bisschen anders, aber nicht wesentlich. Erhaltungsinvestitionen wurden nach dem Machtantritt Honeckers immer schwieriger bzw. zum Teil fast unmöglich. Maschinen wurden dann ehr oder weniger zugeteilt, wenn man Glück hatte geeignete, es gab aber auch Fälle, wo ein Betrieb der eine Revolverdrehbank wollte eine 7-Meter-Außenrundschleifmaschine bekam. es wurde eben das verteilt, was grad "im Töpfchen" war.
    Wirkliche Investitionen waren nur machbar, wenn man ein medienträchtiges Superprojekt aus dem Boden stampfte. Dann waren auf einmalauch neue NC-Maschinen und Industrieroboter verfügbar. auch wenn da dann durchaus nicht unbedingt das kam, was angefordert worden war.
    (ist aber heute noch genau so, zwei Dorfteile sollen mit einem Schotterfussweg verbunden werden. Aber dafür gibts keine Fördermittel. Damits Fördermittel gibt muß ein von Hand gepflasterter Fußweg mit Pflaster aus vietnamesischem Porhyr und parallelem edel asphaltiertem Radweg einschließlich Blumenrabatten, Sitzbänken, Beleuchtung und Krötentunneln gebaut werden).
    Nun, meine Erfahrungen beziehen sich nicht auf die Schuhproduktion sondern auf den Maschinenbau. Das heist indirekt auch auf die Maschinen, mit denen wieder Maschinen gebaut wurden (als Nutzer).
    Ich kann da nur sagen, daß die Maschinen (Kreiselpumpen) die wir gebaut haben absolut nicht hinter denen zurückstanden, die die Firma die uns übernomen hat gefertigt hat. Technisch waren sie teilweise durchaus besser (Kraftwerkspumpen, Mehrstufige Kreiselpumpen, hochdrückende Kesselspeisepumpen...). Die gingen sowohl in das eigene Land, als auch in alle Welt, auch in die BRD. Unterschied nur, daß bei Export BRD mit der ganz großen Lupe geguckt wurde. Die mussten nicht nur technisch in Ordnung sine, sondern auch ohne den geringsten Schönheitsfehler.
    Die Maschinen die wir dafür gebraucht haben kamen bis ca 1973 noch überwiegend aus eigener DDR-Produktion (WMW). Die ganzen konventionellen Maschinen waren ganz ausgezeichnete unverwüstliche qualitativ sehr gute Maschinen. Da war damals auch auf dem Westmerkt nichts wesentlich besseres zu haben. Viele von den snd auch nach 30 Jahren in 3 Schichten im gemischten Schrupp-Schlichtbetrieb noch absolut wie die Bienchen gelaufen.
    Bei den NC-Maschinen war es ähnlich. Mechanisch waren die Maschnen top. Woran sie aber gekrankt haben waren die Steuerungen. Braunkohlebefeuerte mongolische Mikroprozessoren ersetzen eben keine ordentliche NC-steuerung. Daher wurden viele Mashcienen die ins westliche Ausland gingen auch nachträglich mit einer anderen Steuerung (Sinumeric, Fanuc...) ausgestattet.
    Nach 1973 versiegte dann der Zustrom an DDR-Maschinen. Ab da kamen dann sowjetische, polnische, rumänische, bulgarische... Maschinen. Da hat man schon einen gewaltigen Unterschied gemerkt. Außerdem sank die Zahl der neuen Maschinen gewaltig.
    Sicher eine Folge mit, daß nach Honeckers Machtantritt Ulbrichts neues ökonomisches System
    http://de.wikipedia.org/wiki/Neues_Ökonomisches_System_der_Planung_und_Leitung
    endgültig auch in den letzten Zipfeln zu grabe getragen wurde. da wurden die letzten privaten, halbstatlichen oder genossenschaftlichen Betrieb zu staatlichen gemacht und zu riesigen Kombinaten zusammengeschlossen, auch was nicht immer passte.
    Maschinenbau war das täglich Brot, aber Konsumgüterproduktion, Mikroelektronik... waren Rauschmittel für die Regierung. Jeder Betrieb musste einen bestimmten Prozentsatz (ich glaube 5%) Konsumgüter produzieren, auch wenns überhaupt nicht passte. Was will en Braunkohlentagebau für Konsumgüter produzieren.
    Was die Autoproduktion betrifft, Export spielte da nicht die Rolle. In erster Linie war der Trabbi Heroin fürs Volk und der Wartburg Koks für die Mittel- und Oberschicht. Die Produktion sollte einfach nur ohne Kosten weiter gehen.
    Wie sollte auch groß was exportiert werden, wenn die Produktion des Wartburg Tourist (Kombi) vielfach bei 20 Fahrzeugen pro Tag lag.

    Das ein ziemlicher tiel des Erdöls aus der SU weiterverarbeitet nach Westen ging ist ein offenes Geheimnis, aber das hat uns die SU ja auch pübel genommen und in folge dessen die Lieferungen reduziert und die Preise angehoben.
    Daß die DDR aber nur eine große Raffinerie war, ist aber absoluter Schwachsinn. Das Gegenteil war der Fall und auch ener der großen Fehler der DDR, auch wenn wir vielfach keine andere Wahl hatten. Die DDR hat Kaufhausproduktion betrieben. Statt Konzentration auf das was wir gut konnten (ja das gabs auch) wurde absolut alles selbst gemacht. Aber was wollte man, für bestimmte Sachen (z.B. Mikroelektronik gabs ja Westembargos). vielfach wurde auf Grund von Realisierungsproblemen in Folge Geldmangel einfach auch nur KnowHow billig verkauft anstatt es selber zu Geld zu machen. Und letztlich hat zum großen Teil die SU bei uns reingeredet und festgelegt was wir für sie zu produzieren hätten. (nannte sich RGW). Gabs nen schönen Witz, wie Honecker in Rostock Matrosen fragt: wohin fahrt ihr und womit kommt ihr zurück: Erster Mit Maschinen nach Kuba und zurück mit Orangen. Zweiter Mit Optik/Feinmechanik nach Ägypten und zurück mit Baumwolle. Dritter Mit Maschinen, Optik/Feinmechanik und Orangen in die Sowjetunion und zurück kommen wir mit dem Zug.
    Wie weit die Industrie der DDr runtergewirtschaftet war, sieht man am besten an dem Vergleich, daß in Buna/Leuna angeblich an einem Tag so viel Dampf durch undichte Rohrleitungen entwichen ist, daß man damit eine Kleinstadt ein Jahr heizen könnte. Obs stimmt weiß ich nicht, aber es waren gewaltige Industrieanlagen, die nur noch durch tägliche Zauberei der dort arbeitenden am Leben erhalten werden konnten. Es gab da kurz vor wendezeiten eine Bericht einer kommision unter Leitung von Egon Krenz, die zu der Feststellung gekommen war, daß ein Großteil der Anlagen Schrott war und daß in Zukunft auch in der DDR Arbeitslose nicht zu vermeiden gewesen wären.
    Was Du über die Wohnungen in der DDR schreibst ist schlicht Schwachsinn. Zum ienen halfen sich DDR-Bürger selbst udn sind mit einem Eimer Teer selbst aufs Dach gegangen abdichten (so funktionierte letztlich der ganze Staat und die ganze Wirtschaft) oder kannten jemanden der das konnte, zum andern war nichts mit Ausziehen. In der DDR herrschte gravierende Wohnungsnot. In jedes irgendwie bewohnbare Loch wurde jemand reingesteckt. Einfach ausziehen war nicht, wo sollte man eine Wohnung hernehmen. Und was die schlimmen Plattenbauten betrifft (wohne immer noch in einem und sehr gerne) erstens ist keine andere Stadt so grün wie die ach so schlimmen Betonwüsten, und zum anderen hab ich genügend Familein gesehen und selbst erlebt, die bei übergabe einer der schlimmen Wohnungen vor Freude geweint haben udn weiß auch selbst noch wie ich mich gefühlt habe, als wir endlich eine bekomen haben.
    Der Schürer-Bericht ist insofern unkomplett, als Schalk selber mal gesagt hat, daß die DDR seit 1973 immer am Rande einer Pleite entlanggeschlittert ist.
    Trotzdem bin ich heifroh, daß Leute wie er das immer wieder irgendwie hingebogen haben (wenn auch mit teilweise sehr kriminellen Methoden) denn zu Breschnjews Zeiten hätte es KEINE Wiedervereinigung gegeben, da hättenwir hier in der DDR albanische Verhältnisse gehabt.
    Letztlicvh muß man sagen, die ganzen wirklichen Probleme wie zum Beispiel die von Dir beschriebene Arbeitslager... hjaben in erster Linie Leute am oberen und unteren Rand betroffen. Der durchschnittliche DDR-Bürger hat sich seine Nische gesucht, hat sich arrangiert (wie heute auch) und hatte die meiste Zeit ein sorgloses in ruhigen Bahnen verlaufendes zufriedenes Leben. Der größte Teil, die jetzt alles Wiederstandskämpfer und Unterdrückte waren, waren zu DDR-zeiten einfach ganz normale Spießer die ihre Tür hinter sich zugezogen haben und nichts gesehen haben oder nichts sehen wollten.

    Gruß Mümmel



  • Hi,

    was ich noch sagen wollte, der Sozialismus hatte eine echte Chance, nämlich als der des Prager Frühlings, der 1968 unter Dubceks Leitung in der CSSR ausprobiert wurde. Leider haben sowjetische Panzer diese Chance und die Hoffnung von Miliionen Menschen auf eine bessere Zukunft gnadenlos niedergewalzt und zusammengeschossen.

    Gruß Mümmel


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