Arbeitslosigkeit im Osten doppelt so hoch wie im Westen



  • Wo sind die ehemaligen Tüftler und Improvisierkünstler?

    Wer arbeitet freiwillig im Osten, wenn man im Westen für die gleiche Arbeit das doppelte Gehalt bekommt (übertrieben, aber im Prinzip richtig). Seit der Wende wandern vor Allem junge gebildete Leute ständig in den Westen ab (besserer Arbeitsmarkt), dieser Trend ist rückläufig, aber nach wie vor in großem Maße vorhanden. Wenn die Politik nichts bzw. zu wenig gegen die von vornherein dagewesenen Unterschiede unternimmt wird das auch noch eine Weile so bleiben.



  • dust schrieb:

    Wer arbeitet freiwillig im Osten, wenn man im Westen für die gleiche Arbeit das doppelte Gehalt bekommt (übertrieben, aber im Prinzip richtig).

    Nein, nicht richtig.
    Im Westen liegt das Gehalt im Durchschnitt maximal 30% über dem im Osten.
    Das macht aber alleine die geringere Miete im Osten fast schon wieder wett. Es sind einfach alle Lebenshaltungskosten deutlich niedriger im Osten. Geh mal in Chemnitz Essen und in Frankfurt am Main.
    Natürlich sehen viele erstmal nur was auf dem Gehaltszettel steht. 🙄



  • Minimee schrieb:

    Das macht aber alleine die geringere Miete im Osten fast schon wieder wett. Es sind einfach alle Lebenshaltungskosten deutlich niedriger im Osten.

    das ist pauschalisiert und irgendwie auch das standardargument geworden. nochmal zum mitschreiben: das ist regional abhängig, und trifft heutzutage mehr und mehr nicht zu. allein schon der mcdondals bei mir ist teurer als der in erding 😞



  • Nein, nicht richtig.
    Im Westen liegt das Gehalt im Durchschnitt maximal 30% über dem im Osten.
    Das macht aber alleine die geringere Miete im Osten fast schon wieder wett. Es sind einfach alle Lebenshaltungskosten deutlich niedriger im Osten. Geh mal in Chemnitz Essen und in Frankfurt am Main.
    Natürlich sehen viele erstmal nur was auf dem Gehaltszettel steht. 🙄

    Wenn du ins hinterletzte Ghetto ziehst stimmt das mit der Miete. Ansonsten aber totaler Schwachsinn! Als ob man jeden Tag auswärts isst, und als ob das billiger wär ... 🙄

    EDIT: #agree _sothis



  • Ein Kollege von mir und zwei selbständige Entwickler mit denen ich lange zusammengearbeitet habe sind im Osten aufgewachsen. Sind eigentlich sehr kompetente Leute und durchaus erfolgreich in dem was sie tun.
    Sie haben eine Gemeinsamkeit: Alle wohnen heute in ihren Eigenheimen im Westen - Bayern und BaWü ums genau zu nehmen.
    Ich muss meinen Kollegen zumindest mal bei Gelegenheit fragen warum er nicht mehr im Osten lebt (im Moment ist er im Urlaub und besucht seine Familie im Osten), kann mir aber die Antwort denken: Job-Perspektiven, Lebensqualität. Würd mich nicht mal wundern wenn er vor Tristesse und Nazis "geflohen" wäre.

    Wenn grad die flexiblen und erfolgreichen Leute in den Westen (oder noch weiter weg) abhauen, trocknet der Osten in der Hinsicht langsam aus.
    Was wiederum in verschlechterten sozialen Verhältnissen und sinken von Lohnniveau/Lebensstandard resultiert und so zu einem Selbstkatalysierendem Prozess wird.

    Ich wüsste nicht wie man das Problem effektiv beheben sollte. 😕 (Mauer wieder aufbauen? 🤡 )



  • Minimee schrieb:

    Natürlich sehen viele erstmal nur was auf dem Gehaltszettel steht. 🙄

    Solange sich an der Gehaltshöhe noch andere Effekte ohne Berücksichtigung des Standortes festmachen, hilft das alles nichts. Davon abgesehen ist die Miete etc. nur ein Faktor.

    Einfaches Beispiel: Einst habe ich in einer Strukturschwachen Region gelebt. Nach dem es irgendwann zu einer Betriebsbedingten Kündigung kam, sah man erstmal wie Schwachsinnig manche Regelungen sind. Hätte ich nicht vorzeitig einen Job bekommen, wäre ich verpflichtet gewesen bundesweit einen Job anzunehmen, mit einem Gehalt das ich glaube bis 20% unter meinen lag. Das mag noch in Ordnung sein wenn man in eine etwa gleichteure Region wechseln muss, aber sei mal verpflichtet für 80% deines Altgehaltes in eine Region ziehen zu müssen wo alleine die Mieten doppelt so hoch sind. Dann werden aus den 80% leicht "gefühlt" unter 50%.

    cu André



  • (Da sieht man nach meiner Meinung, warum die deutsche Demokratie ein fundamentales Problem hat. Jemand der in Sachsen wohnt, hat einfach eine mehr als 4 mal so starke Stimme, wie jemand der in NRW wohnt.)



  • illuminator schrieb:

    Ein Kollege von mir und zwei selbständige Entwickler mit denen ich lange zusammengearbeitet habe sind im Osten aufgewachsen. Sind eigentlich sehr kompetente Leute und durchaus erfolgreich in dem was sie tun.

    wieso "eigentlich" ?



  • elise schrieb:

    illuminator schrieb:

    Ein Kollege von mir und zwei selbständige Entwickler mit denen ich lange zusammengearbeitet habe sind im Osten aufgewachsen. Sind eigentlich sehr kompetente Leute und durchaus erfolgreich in dem was sie tun.

    wieso "eigentlich" ?

    Vermutlich, weil es immer noch Leute gibt, die sich drüber wundern. Selbst wenn er die Meinung nicht teilt, so ist das Vorurteil doch im Kopf drin. 🙄

    Ich hab irgendwo mal einen sehr netten Begriff gehört: Gelernter Ossi.
    Das steht für einen Menschen, der einfach alles hinkriegt. Entweder kann er es eh schon oder er lernt es mal schnell.
    Ich kenne so jemanden: Der kann kochen, ist ein spitzen Handwerker der ALLES kann (Malern, Tapezieren, Heizungskram, Wasserkram, Fliesen legen, Mauern, Fenster einbauen, Dach decken...), Autos reparieren und dann ist er am PC auch noch unglaublich fit.

    Anmerkung:
    Die Leute die mich kennen wissen, dass bei mir "Ossi" genauso lieb gemeint ist wie "Wessi". Wenn ich es böse meine, wird es halt ergänzt... "doofer Ossi oder Wessi" eben. 😉
    Das Ossi oben ist also lieb gemeint. Klingt einfach schöner als "Mitbürger der in den neuen Bundesländern aufgewachsen ist". :p

    Achja, zum Thema: Der Lohn ist wohl deutlich geringer. Ich wohne ja an der Ostgrenze von Niedersachsen und die Autobahn ist jeden Tag voll von Autos mit Kennzeichen aus Sachsen-Anhalt.
    Zieht man mal die Handwerker ab, die vermutlich Aufträge haben, weil sie billiger können als ortsansässige Firmen, bleibt noch immer ein hoher Pendleranteil.



  • estartu schrieb:

    elise schrieb:

    illuminator schrieb:

    Ein Kollege von mir und zwei selbständige Entwickler mit denen ich lange zusammengearbeitet habe sind im Osten aufgewachsen. Sind eigentlich sehr kompetente Leute und durchaus erfolgreich in dem was sie tun.

    wieso "eigentlich" ?

    Vermutlich, weil es immer noch Leute gibt, die sich drüber wundern. Selbst wenn er die Meinung nicht teilt, so ist das Vorurteil doch im Kopf drin. 🙄

    Wenn das der Grund wäre hätte ich "trotzdem", "überraschend" oder "unerwartet" benutzt.
    So war das nur eine Abschwächung eines ansonsten umfassenden "sehr kompetent", da sie bei aller Kompetenz doch so ihre individuellen Macken haben (z.b. englische Sprache, SQL)



  • Hi,

    die Frage "wo wohnst Du" kann nach einem Blick in seine hier verlinkte Homepage ins Impressum geklärt werden: in Hessen.

    Die Gründe warum der Osten noch immer hinterher hinkt sind vielfältig:
    Durch die Wende sind hunderttausende Arbeitslos geworden. So schnell kann die Industrie hier nicht wachsen um das alles gleich aufzusaugen.
    Durch das Zusammenbrechen der hiesigen Industrie sind ganze Gebiete deindustriealisiert worden. Bis da was nachwächst das dauert.
    Hiesige Fachkräfte haben geringere Sprachkompetenz was Englisch betrifft (dafür mehr in Russisch aber wen interressiert das).
    Hiesige Betriebe haben trotz teilweise besserer Effizienz eine geringere Arbeitsproduktivität weil mangels alter eingeführter Namen die Gewinnmargen geringer sind als bei westdeutschen Markenunternehmen (zum Beispiel Foron - Miele).
    Betriebe aus den Altbundesländern haben feste Zulieferbeziehungen zu Zulieferern aus den alten Bundesländern. Mit der Übernahme von Ostbetrieben fallen diese als Lokale Zulieferungsnachfrager weg.
    Betriebsleiter sind auch lokalpatriotisch. Die besten und lukrativsten Aufträge werden nach Hause geholt und nicht in den Osten gegeben.
    Im Osten sind mehr Großbetriebe bzw. Ableger von denen entstanden, und nicht so viel kleine beschäftigungsintensive Klein- und Mittelstandsbetriebe.
    Die hier neu errichteten Betriebe sind neu, hochmodern, hocheffizient und kommen mit minimalen Belegschaften aus, wärend die Mutterbetriebe teilweise etwas veraltet sind und einen größeren Personalpool haben.
    Es sind nicht nur die Löhne niedriger, sondern auch die gesamten sonstigen Leistungen, so daß die 30% eine Milchmädchenrechnung sind.
    Die Spitzenkräfte bluten aus, zurück bleibt teilweise DDR (Deutschlands dämlicher Rest).

    Gruß Mümmel



  • Warum hängt der Osten Ds hinterher:

    Weil nach der Wiedervereinigung alle großen Kombinate (Textil, Kohle/Bergbau, Auto, Stahl) platt gemacht/verkauft wurden.

    Das ist ungefähr so, als ob man binnen 5 Jahren in der früheren BRD Großunternehmungen wie VW, BMW, Mercedes, Siemens, Krupp usw. geschlossen oder an die Chinesen verkauft hätte und der Belegschaft gesagt hätte:

    1. sucht euch Arbeit beim Bäcker/Müllabfuhr/Friseur um die Ecke
    2. geht in Arbeitslosigkeit
    3. verkauft euer Haus, geht woandershin

    Die Ossis sind dumm gewesen und haben sich abspeisen, abservieren lassen im Glauben daran, es wird besser.



  • F98 schrieb:

    Warum hängt der Osten Ds hinterher:

    Weil nach der Wiedervereinigung alle großen Kombinate (Textil, Kohle/Bergbau, Auto, Stahl) platt gemacht/verkauft wurden.

    Das ist ungefähr so, als ob man binnen 5 Jahren in der früheren BRD Großunternehmungen wie VW, BMW, Mercedes, Siemens, Krupp usw. geschlossen oder an die Chinesen verkauft hätte und der Belegschaft gesagt hätte:

    1. sucht euch Arbeit beim Bäcker/Müllabfuhr/Friseur um die Ecke
    2. geht in Arbeitslosigkeit
    3. verkauft euer Haus, geht woandershin

    Die Ossis sind dumm gewesen und haben sich abspeisen, abservieren lassen im Glauben daran, es wird besser.

    Gutes Posting 👍

    Zum Thema: Mein Motorrad kommt aus dem Osten (MZ). Geniales Teil, robust, innovativ. Nicht so'n Wessi-Bayern-Schmarrn 🤡 Und dennoch arbeitet in der MZ-Fabrik, wo mal 3000 Leute arbeiteten, ab 31.12.2008 niemand mehr 😞 Pleite (zum x-ten Mal). Die ganze Umstellung war einfach n'Riesending, man kann ned einfach erwarten, dass die Wirtschaft von heute auf morgen mal rasch umgekrempelt werden kann.



  • durito schrieb:

    Zum Thema: Mein Motorrad kommt aus dem Osten (MZ).

    da bin ich geboren worden. MZ ftw 🤡



  • durito schrieb:

    Die ganze Umstellung war einfach n'Riesending, man kann ned einfach erwarten, dass die Wirtschaft von heute auf morgen mal rasch umgekrempelt werden kann.

    Es hat wahrscheinlich recht wenig mit dem Zeitbedarf zu tun, es sind jetzt immerhin fast 20 Jahre. Von 1950 bis 1970 wurde deutlich mehr aufgebaut als von 1990 bis 2010. Die Vorgehensweise war einfach falsch.



  • Die Vorgehensweise war einfach falsch.

    Oder die Mentalität stimmt nicht. Arbeitslosigkeit, niedrige Geburtenrate, Links-Partei, ... Irgendwie läuft da etwas gewaltig schief. 🙄



  • scrub schrieb:

    durito schrieb:

    Die ganze Umstellung war einfach n'Riesending, man kann ned einfach erwarten, dass die Wirtschaft von heute auf morgen mal rasch umgekrempelt werden kann.

    Es hat wahrscheinlich recht wenig mit dem Zeitbedarf zu tun, es sind jetzt immerhin fast 20 Jahre. Von 1950 bis 1970 wurde deutlich mehr aufgebaut als von 1990 bis 2010.

    Wo?



  • Erhard Henkes schrieb:

    Die Vorgehensweise war einfach falsch.

    Oder die Mentalität stimmt nicht. Arbeitslosigkeit, niedrige Geburtenrate, Links-Partei, ... Irgendwie läuft da etwas gewaltig schief. 🙄

    Jop, insbesondere haben ja 2 und 3 praktisch nichts mit 1 zu tun. Mentalität ist ein schönes Thema, man nimmt einer Generation 30+ das gewohnte wirtschaftliche Umfeld, in dem sie ausgebildet und anerkannt waren, und schmeißt sie ins kalte marktwirtschaftliche Wasser, in dem die wenigstens - da unerfahren - profitieren konnten. Optimistisch zu sein fällt da schwer, wenn man sonst (fast) nur traurige Beispiele in der Umgebung kennt.

    Ferndiagnosen vom Typus Henkes dagegen werden das nicht erkennen können, da weit weg von den Menschen und Lebensgefühlen.



  • Wo?

    Das ist eine gute Frage. Im Westen ging es vor allem in den 60er Jahren gewaltig ab (Ludwig Erhard), während im Osten sicher nach der Wende mehr gebaut wurde, allerdings mit dem guten Geld aus dem Westen, woran allerdings die kommunistische Diktatur im Osten Schuld trug. Nun sollte das politisch aber ausgeglichen sein.



  • Ferndiagnosen ... werden das nicht erkennen können, da weit weg von den Menschen und Lebensgefühlen.

    Das kann ich nachvollziehen, was Du sagst, aber das Spiel kostet viel Steuergeld, fördert den Pessimismus und die Linken in diesem Land.


Anmelden zum Antworten