Woher wisst ihr das und wie ist eure Arbeitserfahrung?
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Hallo,
ich bin fast fertiger Informatiker (laut universität) was nix heißt. Mir laufen immer wieder Leute über den Weg deren Wissen einfach um Längen weiter ist als meins. Das macht mir Angst.
Mit wissen meine ich: Compilertechnisch, programmiertechnisch und Informatikertechnisch,Woher wisst ihr das alles? Ich habe nun wirklich immer meine Hausaufgaben gemacht aber ich komme einfach nicht hin...
Meiner Meinung nach müsste ich einfach viel mehr wissen - z.B. wußte ich letztens nicht mehr wie floats im Rechner dargestellt werden - das ist doch Grundwissen...
ist mein Hirn ein volatiler speicher?
Wieviel Erfahrung habt ihr so....in Jahren....Nach 5 Jahren studium kann ich zwar ein Problem in endlicher Zeit lösen, doch weder von der Effizienz noch von der sinnvollen Verwendung von Compilerflags, Profilern, Design Patterns etc...glaube ich habe ich fortgeschrittenen Niveau erreicht. Ich sehe mich immer ncoh als Anfänger und habe angst das leute meinen code als kindisch ansehen....
Wie bekommt ihr das hin? Lest ihr bücher? Wie bildet ihr euch fort? Ich kann jetzt zeitlich auch nciht einfach mal pro woche eine Programmieraufgabe lösen...
die zeit habe ich nicht....
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Ich bin auch kein Programmierer-Guru und verdiene trotzdem mein Geld damit. Ich denke, es ist ein oft genutzter und gangbarer Weg, mit dem Beruf zu wachsen. Keiner kommt als Gott von der Uni/Berufsschule...
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"Hausaufgaben" reichen eigentlich nicht. Man sollte sich auch privat damit beschäftigen, schließlich ist es doch ein Beruf den man liebt. Sonst hätte man ihn ja nicht gewählt.
Desweiteren muss man nicht alles wissen. Wie ein Compiler genau funktioniert ist doch im Endeffekt für die meisten vollkommen egal. Ein Spezialgebiet und gutes Grundwissen sollten doch ausreichen. Ich bin auch der Meinung das es viel wichtiger ist, in der Lage zu sein komplexe Zusammenhänge schnell erfassen und sich alles in Kürze selbst beibringen zu können.
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fragender2 schrieb:
z.B. wußte ich letztens nicht mehr wie floats im Rechner dargestellt werden - das ist doch Grundwissen...
Ich weiß es auch nicht. Oka,y ich hab auch nie Informatik Studiert und Arbeite trotzdem jetzt in der SW-Entwicklung, das liegt aber daran, dass es mich schon länger interessiert hat und ich zu dem was mich interessiert hat immer etwas zum Lesen gefunden habe. Und ich denke weder als Naturwissenschaftler (bin studierter Physiker) noch als Informatiker muss man alles wissen. Viel wichtiger ist die Fähigkeit, sich das nötige Wissen anzueignen. Dazu gehört einerseits wie Fellhuhn schon sagt die schnelle Auffassungsgabe, auf der anderen Seite gehört dazu die Fähigkeit, an das Wissen heranzukommen.
Man muss nicht jede Frage sofort aus dem Stehgreif beantworten können. Es reicht meist vollkommen, wenn man weiß "ach da war doch das Buch XY, ich schau mal schnell nach". Bei uns an der Uni gabs ein Sprichwort: "Ein Student muss alles wissen - ein Doktorand muss wissen wos steht - der Prof braucht nur n guten Doktoranden."
fragender2 schrieb:
ist mein Hirn ein volatiler speicher?
Jap, wie jedes Hirn. Der "Imprint" verflüchtigt sich mit der Zeit, je stärker der Imprint, desto länger bleibts erhalten. Und das übliche einmal gehört bzw. einmal gelesen im Studium ist kein besonders starker Imprint. Übungen und (vor allem praktische) Wiederholungen vertiefen das Wissen, daher vor allem privat damit beschäftigen.
fragender2 schrieb:
Wieviel Erfahrung habt ihr so....in Jahren....Nach 5 Jahren studium kann ich zwar ein Problem in endlicher Zeit lösen, doch weder von der Effizienz noch von der sinnvollen Verwendung von Compilerflags, Profilern, Design Patterns etc...glaube ich habe ich fortgeschrittenen Niveau erreicht. Ich sehe mich immer ncoh als Anfänger und habe angst das leute meinen code als kindisch ansehen
Erfahrung - theoretische C++-Erfahrung ca. 3 Jahre durch Bücher und dieses Forum. Praktische Erfahrung gut 1 Jahr (Analyse Software für meine Diplomarbeit). Mit Compilerflags hab ich mich noch nicht beschäftigt, ich bin aber sicher das google mich schnell zur Doku des jeweiligen Compilers bringt. Profiler sind Voraussetzung um sinnvoll optimieren zu können. Da ich aber bisher nie Programme mit Bottlenecks hatte, hatte ich auch nie Bedarf an Profilern. Aber auch da kann mich google bestimmt weiter bringen, es gibt viel Wissen im Netz, wenn man es braucht. Design Patterns hab ich das Buch zu, hab ihren Aufbau verinnerlicht, sie einge Male angewandt in Situationen, wo sie natürlich völlig Overkill waren, aber ich kenne dadurch einige - und ich hab das Buch wo ich nachlesen kann wie mans richtig macht.
fragender2 schrieb:
Wie bekommt ihr das hin? Lest ihr bücher? Wie bildet ihr euch fort? Ich kann jetzt zeitlich auch nciht einfach mal pro woche eine Programmieraufgabe lösen...
die zeit habe ich nicht....Fortbildung erreiche ich durch lesen und auch sehr viel durch dieses Forum. Ich sehe einen post über ein problem das mich interessiert, habe vielleicht schon eine Ahnung wie man es lösen könnte und versuche es zu lösen, mit Hilfe von google, Büchern usw. Dadurch hab ich dann was gelernt. Ich bring meinen Lösungsvorschlag (Angst dass der Code zu kindisch ist sollte man nicht haben, niemand lacht über dich, konstruktive Kritik kannst du aber erwarten). Wenn die Lösung grobe Patzer enthält, krieg ich von camper oder jemand anderem eins auf den Deckel - und hab wieder was gelernt. Anderer Leute Lösungen bringen mich auch weiter - lesen bildet nunmal.
Also: scheu dich nicht davor, auch dickere Probleme anzugehen, hab keine Angst zuzugeben wenn du etwas nicht weißt, sei aktiv, du kannst nur gewinnen

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vielen herzlichen dank für eure hilfe und eure langen antworten. Das baut mich ein wenig auf. Es ist wirklich immer diese angst schlechter zu sein bzw. etwas einfach nicht so zu machen wie es eigentlich erwartet würde...
Danke euch!
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Fellhuhn schrieb:
"Hausaufgaben" reichen eigentlich nicht. Man sollte sich auch privat damit beschäftigen, schließlich ist es doch ein Beruf den man liebt. Sonst hätte man ihn ja nicht gewählt.
Also ich ... hab einfach nix Vernünftiges gekriegt ...
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Deine Angst, schlechter zu sein als andere oder etwas nicht so hinzukriegen, wie jemand das erwartet, erscheint mir unbegründet. Programmieren ist einfach eine komplexe Aufgabe, die immer von der Zielsetzung angegangen werden muss. Die Zielsetzung nennt der Kunde mit seinen Worten. Und Du musst dann diese Zilesetzung in ein lauffähiges, stabiles und einfach zu wartendes Programm umsetzen. Das lernst Du am besten in der Praxis.
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Keine Panik Bill Gates ver... seine Programme doch auch immer mit
Bugfixes, Servicepacks und ...Gutes Englisch oder gute Kenntnisse einer anderen Sprache die PC-Knowhow
bereitstellt sind für die Wissenerweitung sicher sinnvoll.
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@ f.-th. Als Bill Gates seine ersten Programme (DOS, WORD, etc.) auf den Markt geschmissen hatte gab es das Studienfach Informatik noch nicht oder es steckte in den Anfängen.
@ fragender2: Überwinde Deine Angst. An der Uni lernt man nicht unbedingt alles, was man dann in der Praxis braucht. Versuche also Praxiserfahrungen zu gewinnen. Dieses Forum mit den darin gestellten Programmierfragen kann Dir helfen. Noch besser wäre ein kleiner Nebenjob bei einer Firma. Dort lernst Du mit halbklaren und unvollständigen Kundenvorgaben umzugehen. Wenn Du dann statt klarer Angaben hörst "Sie sind doch der Fachmann" darf dich das nicht stören!
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"Reparier mal den Drucker, hast doch Informatik studiert!"

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berniebutt schrieb:
@ f.-th. Als Bill Gates seine ersten Programme (DOS, WORD, etc.) auf den Markt geschmissen hatte gab es das Studienfach Informatik noch nicht oder es steckte in den Anfängen.
Was umso deutlicher zeigt dass ein Informatikstudium nicht Voraussetzung für einen Karriereeinstieg in dem Bereich ist. Im Studium lernt man leidglich einige theoretische Grundlagen und (hoffentlich) eine gewisse Herangehensweise an die Probleme, denen sich ein Informatiker des öfteren stellen muss. Vor allem das Grundlagenwissen ist kein must-have. Das sieht man vor allem daran, dass es in unserem Metier viele Absolventen aus anderen Fachrichtungen gibt (ich bin als studierter Physiker einer davon). Das wichtigste neben der Herangehensweise an Probleme (die in sämtlichen naturwissenschaftlichen Disziplinen recht ähnlich ist) ist imho Erfahrung. Es ist kein Beinbruch wenn man die direkt nach dem Studium nicht hat, sie wird von Absolventen auch nicht unbedingt erwartet. Dennoch ist ein kleiner Nebenjob (HiWi oder bei einer Firma) in dem Bereich sicherlich förderlich.
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Der Erfolg von DOS und somit Bill Gates war sicher nicht sein Können, sondern nur reines Marketing damals. Es gab zu der Zeit bessere Produkte, die einfach sich nicht mit IBM eingelassen haben. Deren Fehler. Daher braucht man heutzutage schon wesentlich mehr Können als William.

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Was lernt uns das? Informatik und Programmieren sind möglicherweise verschiedene Dinge? Nicht jeder studierte Informatiker kann Programme entwickeln, wenn er die Vorgaben und Wünsche eines Auftraggebers nicht versteht und umsetzen kann. Das Denken wie Naturwissenschaftler oder Ingenieuren gehört wohl nicht zu den Grundlagen eines Informatik-Studiums.
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Man kann auch studierter Informatiker sein ohne überhaupt programmieren zu können. Nicht alles in der Informatik hat mit der Erstellung von Programmen zu tun. Dazu gehören auch Dinge wie theoretische Forschung, Interfacedesign, Datenschutz etc. pp.
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berniebutt schrieb:
Nicht jeder studierte Informatiker kann Programme entwickeln, wenn er die Vorgaben und Wünsche eines Auftraggebers nicht versteht und umsetzen kann. Das Denken wie Naturwissenschaftler oder Ingenieuren gehört wohl nicht zu den Grundlagen eines Informatik-Studiums.
Jein. Es sollte zu den Zielen des Informatik Studiengangs gehören, Strategien zur Lösung von Problemen zu vermitteln. Da die Art der Probleme die bei der Softwareentwicklung auftauchen viel mit den Problemen der Mathematik, Physik etc. gemeinsam haben sind auch die Lösungsstrategien größtenteils dieselben oder zumindest sehr ähnlich. Aus dem Grund wird die Informatik mit zu den Naturwissenschaften gezählt und aus dem Grund werden in großen Bereichen der IT-Branche gern auch fachfremde Naturwissenschaftler eingestellt, teilweise sogar gezielt, weil sie in Teams die sonst nur aus Informatik-Absolventen bestehen einen Blick über den Tellerrand gewähren.
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Haben hier auch Vermessungstechniker, Nautiker, Elektrotechniker, Fernsehtechniker, Soundtechniker oder wie sich das schimpft und so weiter. Und alle fleißig am Programmieren.

Programmieren ist auch nur eine Sprache die man lernen kann. Diese aber effizient und korrekt zu nutzen, so daß Beschreibungen kurz und knackig ausfallen, das ist die Kunst der Informatik. Oder so.

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Fellhuhn schrieb:
Haben hier auch Vermessungstechniker, Nautiker, Elektrotechniker, Fernsehtechniker, Soundtechniker oder wie sich das schimpft und so weiter. Und alle fleißig am Programmieren.

Programmieren ist auch nur eine Sprache die man lernen kann. Diese aber effizient und korrekt zu nutzen, so daß Beschreibungen kurz und knackig ausfallen, das ist die Kunst der Informatik. Oder so.

Auch diese Formulierung finde ich nicht ganz richtig, das schöne Programmieren ist eine Kunst für sich. Die Informatik ist dann doch mehr das was man mit dem Programmieren umsetzt, also die Algorithmen, Entwurfsmuster, Softwaretechnik/-design.
So wie jeder von uns etwas Mathe kann ohne Mathematiker zu sein, oder Physik kann ohne Physiker zu sein, können alle Programmierer auch etwas Informatik ohne Informatiker zu sein.
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@ pumuckl: Was hat Informatik denn mit Naturwissenschaften wie Physik, Biologie etc. zu tun?
--> Ich bin Ingenieur und habe mit Programmieren mein erstes Geld verdient als es das Studienfach Informatik noch nicht gegeben hatte. Gut zu hören, dass solche Leute heute auch noch in ein Team passen.
--> Der Tellerrand ist die Aufgabe!
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Aber es bedarf guter Autoren für Meisterwerke.

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Fellhuhn schrieb:
Man kann auch studierter Informatiker sein ohne überhaupt programmieren zu können.
Das halte ich für ein Gerücht. Sicher ist man alleine durch die Projekte im Studium weit davon entfernt ein Spezialist zu sein, aber ohne Programmierkenntnisse, teils in verschiedenen Sprachen und Paradigmen, kommt man nicht durchs Studium.
berniebutt schrieb:
Das Denken wie Naturwissenschaftler oder Ingenieuren gehört wohl nicht zu den Grundlagen eines Informatik-Studiums.
Das ist Quatsch. Selbstverständlich wird einem das auch (und gerade) im Informatikstudium vermittelt. Umstritten ist aber noch, ob das Herstellen von Software überhaupt ingenieurtechnisch geschehen kann. Massenweise gescheiterte Projekte zeigen einem wohl das Gegenteil.
Ich sehe es wie pumuckl und Fellhuhn. Da heutzutage (sehr) viele Fachbereiche und Menschen allgemein mit PCs zu tun haben und sich teils intensiv damit auseinandersetzen müssen, können sie locker in Informatik-Disziplinen quereinsteigen. Aber, Informatik ist erstens weit mehr als die Herstellung von Software und zweitens gibt es auch Bereiche in der Informatik, die man sich z.B. als Physikstudent nicht so ohne weiteres aneignen kann, ohne vorher Grundlagen zu büffeln, mit denen man bisher nicht in Kontakt gekommen ist.
Programmierer sind in ihrer Disziplin gegenüber Informatikern (die sich neben dem Studium nicht intensiv mit der Programmiersprache befassen) natürlich weit im Vorteil. Man braucht halt auch Leute, die z.B. die MFC im Schlaf aufsagen können. Wohingegen, wenn es z.B. darum geht auch zu BEWEISEN, dass ein Software funktioniert (z.B. in kritischen Bereichen wie der Medizin) da wird es dann doch "eng" für einen Programmierer.
Und so gibt es viele Aufgaben, die auf Grundlagen im Informatikstudium aufbauen, die man eben nicht so einfach nebenbei lernen kann. Natürlich können das Physiker, Programmierer, usw. ... wenn sie es denn wollen, irgendwann auch, aber dann haben sie ja nicht anderes gemacht als privat ein Informatik-Studium durchzuziehen.
