Studiengebühren - Pro-Contra (Split aus Beruf+Ausbildung)



  • Hi,

    Christoph K. schrieb:

    Warum brechen Wirtschaftswissenschaftsstudenten nicht nach dem ersten Semester, sprich dann wenn sie die Kosten und den Nutzen ihres Studiums in einem anderen Kontext sehen, ab?

    das ist unlogisch. Warum sollten sie? Ein Studium ist trotz Studiengebühren eine hervorragende Investition, die durch das spätere Mehr an Gehalt schnell "zurückgezahlt" ist.

    Chris



  • ChrisM schrieb:

    Hi,

    Christoph K. schrieb:

    Warum brechen Wirtschaftswissenschaftsstudenten nicht nach dem ersten Semester, sprich dann wenn sie die Kosten und den Nutzen ihres Studiums in einem anderen Kontext sehen, ab?

    das ist unlogisch. Warum sollten sie? Ein Studium ist trotz Studiengebühren eine hervorragende Investition, die durch das spätere Mehr an Gehalt schnell "zurückgezahlt" ist.

    Chris

    nep (und viele nicht Akademiker sind der selben Auffassung) hat den Punkt im ersten Post in Frage gestellt.
    Und wie dir um die Uhrzeit entgangen ist, ist solch eine Frage aus dem Mund eines VWL Studenten natürlich nicht als ernstgemeinte, sondern vielmehr als provokante Frage zu verstehen.



  • Christoph K. schrieb:

    Warum versteht niemand, dass Studiengebühren für jedermann in der Tat "unsozial" sind (man gehe von einer sozialen Markwirtschaft aus), aber die Abschaffung keine Alternative darstellt?

    Ich verstehe das nicht, weil diese "keine Alternative" in den letzten, hm, 60 Jahren Realität war? Korrigier mich, wenn ich mich irre.
    Die Alternative ergibt sich ganz einfach durch ein Studium des Haushalts eines Bundeslands Deiner Wahl und dem Verfolgen der Höhe der Haushaltsmittel für Hochschulen in diesem Haushalt. Sollte für einen Zahlenhengst ja kein Problem sein 😉



  • Ob sich ein Studium finanziell rechnet oder nicht hängt ja auch davon ab was man studiert hat, wo man unterkommt, und vor allem auch mit welchem Ausgebildeten man sich vergleicht. Ich kenne einen Tech-BWLer* der sich mit ~32k€/a abspeisen hat lassen. Da kommen viele Industriemechaniker (mit evtl. Schitarbeit) locker drüber.

    Eine Statiskik über Einkommen von Ausgebildeten <-> Studierten wäre durchaus interessant. Ich such aber keine 😉



  • Zu Studiengebühren allgemein:

    Das Problem in Deutschland und Österreich ist, dass die Studiengebühren noch so jung sind. Es gibt kein System, was die Studiengebühren effektiv auffängt, außer die Geldbörse von Mami&Papi. In anderen Ländern, die oft bei solchen Diskussionen als Vorbild angeführt werden, wie den USA oder Großbritannien gibt es lang etablierte Systeme von Stipendien, Studienkrediten und sogar Firmenfinanzierungen. Selbst wenn man arm ist und entsprechende Leistungen bringt, kann man dort ein teueres Studium an einer teuren Uni durchführen. In Deutschland/Österreich gibt es sehr wenige Leistungsstipendien, die oft auch noch sehr mager sind. Das führt dazu, dass die Studiengebühren nicht hauptsächlich Leute vom Studium abhalten, die dazu unqualifiziert wären oder die sich schlecht für den Arbeitsmarkt positionieren, sondern vor allem Studenten rausgefiltert werden, deren Eltern einfach kein ausreichendes Einkommen haben. Und ich weiß nicht, ob wir uns ein derartig arrogantes und veraltetes Klassendenken leisten können und sollten. In Deutschland hängt der Karriereweg eines Kindes schon so überproportional vom Status der Eltern ab.

    Also wenn man Studiengebühren einführen will, dann sollte man erst bitte ein System von Stipendien uä. einführen und wenn das ein paar Jahre etabliert ist, dann darf man über Studiengebühren reden.

    Tim schrieb:

    (mit evtl. Schitarbeit)

    Shit- oder Schichtarbeit?

    😕 😉 :p



  • rüdiger schrieb:

    Tim schrieb:

    (mit evtl. Schitarbeit)

    Shit- oder Schichtarbeit?

    😕 😉 :p

    d'oh 😃



  • scrub schrieb:

    In der Erstsemesterbegrüßung gestern hat der Dekan doch tatsächlich die Gebühren als unsozial bezeichnet. Tststs 🙂

    Das gleiche hab ich an dem Tag auch gehört, wo studierst du? 😃



  • Karlsruhe, und die Begrüßung war am 15.10. vormittags (also letzten Mittwoch).

    Falls Du andeuten willst, das hätten einfach alle gesagt- ich würde schon sagen, daß der Mann das ernst gemeint hat 😉 Sonst hätte ich das nicht erwähnt.



  • Das hier
    http://www.tagesschau.de/inland/studiengebuehren100.html
    war schon bei Einführung der Gebühren zu erwarten. 👎 💡 ⚠
    So macht man das Bildungssystem kaputt.



  • Insbesondere Frauen und junge Menschen aus bildungsfernen Elternhäusern verzichten der Untersuchung zufolge wegen der Gebühren häufiger auf das Studium. Dagegen lassen sich Kinder aus Akademikerfamilien "deutlich seltener in ihrer Hochschulwahl beeinflussen", stellt das Hochschul-Informations-System (HIS) in der Studie fest.

    Wieder eine Studie die ein voellig ueberraschendes Bild zur Tage foerdert. Wer haette gedacht das 500 Euro pro Semester junge Menschen und bildungsfernen Elternhäusern vor dem Studium abschreckt. Ich haette gedacht sie wuerden sich freuen fuer gute Bildung 500 Euro zu bezahlen.



  • Wen wundert denn das jetzt? Es ist m.E. naiv zu glauben, dass das nicht sogar beabsichtigt war.



  • rüdiger schrieb:

    Das Problem in Deutschland und Österreich ist, dass die Studiengebühren noch so jung sind

    zumindest in österreich sind sie nun wieder großteils abgeschafft.

    ich sehe das so: das höhere einkommen, das das studium einem (anscheind) beschert, bringt dem staat mehr steuereinnahmen. dieses "mehr" an steuereinnahmen sind kann man auch als "aufgeschobene" studiengebühren betrachten und schon ist alles in ordnung.



  • Hallo,

    naja, es ist aber letztendlich so, dass wegen BaföG und Studienkredit niemand vom Studium abgehalten wird, der wirklich studieren will. Natürlich muss der Kredit zurückgezahlt werden, aber wie kann sich das Studium eines einzelnen denn für die Gesellschaft ökonomisch lohnen, wenn es sich nicht mal für die die einzelne Person lohnt, wenn sie nur einen Teil der Kosten (die Studiengebühren decken ja bei weitem nicht die gesamten der Uni entstehenden Kosten ab) selbst tragen muss?

    Viele Grüße
    Christian



  • ChrisM schrieb:

    aber wie kann sich das Studium eines einzelnen denn für die Gesellschaft ökonomisch lohnen, wenn es sich nicht mal für die die einzelne Person lohnt, wenn sie nur einen Teil der Kosten (die Studiengebühren decken ja bei weitem nicht die gesamten der Uni entstehenden Kosten ab) selbst tragen muss?

    Du meinst, das Einkommen einer Person ist proportional zum gesellschaftlichen Nutzen? Im Sozialismus vielleicht, idealerweise.



  • Elektronix schrieb:

    Das hier
    http://www.tagesschau.de/inland/studiengebuehren100.html
    war schon bei Einführung der Gebühren zu erwarten. 👎 💡 ⚠
    So macht man das Bildungssystem kaputt.

    Warum? Das muß doch nicht mal negativ sein.



  • Bashar schrieb:

    Wen wundert denn das jetzt? Es ist m.E. naiv zu glauben, dass das nicht sogar beabsichtigt war.

    Warum sollte das beabsichtigt gewesen sein?
    Man muss nicht gleich hinter allem eine Verschwörungs-Theorie vermuten. 🙂

    Gute Ausbildung ist die einzige Ressource über die Deutschland verfügt. Allerdings kostet gute Ausbildung Geld. Meines Erachtens sollte das Geld aber vom Staat kommen und nicht vom Bürger.



  • Daniel E. schrieb:

    Elektronix schrieb:

    Das hier
    http://www.tagesschau.de/inland/studiengebuehren100.html
    war schon bei Einführung der Gebühren zu erwarten. 👎 💡 ⚠
    So macht man das Bildungssystem kaputt.

    Warum? Das muß doch nicht mal negativ sein.

    Was bitte soll denn daran positiv sein?

    It0101 schrieb:

    Gute Ausbildung ist die einzige Ressource über die Deutschland verfügt. Allerdings kostet gute Ausbildung Geld. Meines Erachtens sollte das Geld aber vom Staat kommen und nicht vom Bürger.

    Full ACK. Weil letztendlich durch diese Ressource die gesamte Gesellschaft profitiert.



  • Elektronix schrieb:

    It0101 schrieb:

    Gute Ausbildung ist die einzige Ressource über die Deutschland verfügt. Allerdings kostet gute Ausbildung Geld. Meines Erachtens sollte das Geld aber vom Staat kommen und nicht vom Bürger.

    Full ACK. Weil letztendlich durch diese Ressource die gesamte Gesellschaft profitiert.

    Das stimmt nicht. Viele Akademiker kehren Deutschland für immer den Rücken.



  • Andromeda schrieb:

    Elektronix schrieb:

    It0101 schrieb:

    Gute Ausbildung ist die einzige Ressource über die Deutschland verfügt. Allerdings kostet gute Ausbildung Geld. Meines Erachtens sollte das Geld aber vom Staat kommen und nicht vom Bürger.

    Full ACK. Weil letztendlich durch diese Ressource die gesamte Gesellschaft profitiert.

    Das stimmt nicht. Viele Akademiker kehren Deutschland für immer den Rücken.

    Ja, viele, aber nicht alle. Insgesamt bleibt wohl die große Mehrzahl doch in Deutschland.



  • Elektronix schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Elektronix schrieb:

    Das hier
    http://www.tagesschau.de/inland/studiengebuehren100.html
    war schon bei Einführung der Gebühren zu erwarten. 👎 💡 ⚠
    So macht man das Bildungssystem kaputt.

    Warum? Das muß doch nicht mal negativ sein.

    Was bitte soll denn daran positiv sein?

    Daß weniger Leute studieren und in der Zeit was anderes machen.

    Du machst implizit die Annahme, daß mehr Studenten "besser für die Gesellschaft" wären (vermutlich basierend auf der Annahme, daß Studium = Bildung = toll).

    Das ist aber nicht unbedingt so.

    Angenommen man könnte den gesellschaftlichen Nutzen über den Anteil der Studenten genau aufstellen: wenn 100% der Menschen in Deutschland studieren würden, wären wir dann wirklich besser dran? Kaum (siehe unten). Wären wir besser dran, wenn niemand studieren würde? Auch eher unwahrscheinlich. Also gibt es dazwischen irgendwo ein Optimum. Du nimmst jetzt einfach an, daß wir uns auf der "linken Seite" des Optimums befinden, also jetzt eher zu wenige Studenten haben. Ich frage mich, woher Du das weißt.

    Als zweiten Punkt: es ist nicht mal besonders sinnvoll sich anzusehen, wie viele Leute als Anteil der Gesamtbevölkerung tatsächlich studieren. Es kommt schließlich auch darauf an, WELCHE Leute studieren und WAS sie studieren. Wird das von Studiengebühren beeinflußt?

    Als dritten Punkt: Es ist auch nicht so sinnvoll, Anfängerzahlen zu vergleichen. Schön, es fangen weniger Leute an. Interessiert keinen. Interessant ist nicht, wie viele Leute anfangen, sondern wie viele erfolgreich ihr Studium beenden. Da könnten Studiengebühren auch einen Effekt drauf haben. Vielleicht studieren Leute, mit geringeren Erfolgsaussichten eben nicht. Das wäre doch ein Gewinn, weil sie dann länger andere -- sinnvollere -- Sachen machen.

    Das scheinen mir komplett einfache Sachverhalte zu sein, die alle aus der Studie, bzw. dem Tagesthemen-Artikel überhaupt nicht hervorgehen, die man sich aber ansehen sollte, bevor man irgendwelche Konsequenzen zieht.

    Du tust gerade so, als wäre ein Hochschulstudium eine Garantie für eine flourierende Gesellschaft. Ist es nicht. Israel hat eine wahnsinnig hohe Akademikerquote und ist trotzdem wirtschaftlich eher ... reden wir nicht drüber. Die Kausalität funktioniert IMHO andersrum: erst wird man reich, dann wird man gebildet, weil man es sich leisten kann. Die Rahmenbedingungen, also wie in der Gesellschaft Wissen veraltet wird, sind für die Gesellschaft viel wichtiger als das Wissen einzelner Personen, sofern diese auf Grund ihrer Information freie Entscheidungen treffen können.

    Und zum "Studium=Bildung"-Schluß: ich denke, der reale Wert eines Studiums liegt nicht wirklich in dem Kram, den man lernt. Dagegen sagt ein Studienabschluß vor allem: "schaut her, ich kann unter Druck arbeiten, komplexe Zusammenhänge verstehen und fünf Jahre durchhalten". Es geht primär um die Signalwirkung und darum hat auch niemand was davon, wenn alle studiert sind, dann gibt es dieses Signal nicht mehr und man muß sich nach anderen Differenzierungsinstrumenten umsehen. Es ist eine reine Ressourcenverschwendung.


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