Das alte Denken



  • pointercrash() schrieb:

    Unter "alter Denke" verstehe ich, daß man alle möglichen Benutzer über einen Kamm schert und auch das Interfacing nie wirklich in Frage stellt. GUIs sind primär rein visuell geblieben, macht mal die Augen zu und probiert ein Braille- Terminal aus. Sprachsteuerung? Immer noch in den Kinderschuhen. Haptische Interfaces? SpaceMouse und ForceFeedback werden als Freak-/Spielezeugs abgetan. Zielgruppenrelevante GUIs? Bestenfalls Beginner/Expert- Modes.

    • Spracherkennung funktioniert nicht hinreichend fehlerfrei, weil es keine passende Algorithmen gibt.
    • GUI-Entwicklung ist aufwendig und teuer, gleich mehrere Oberflächen wird kaum jemand bezahlen wollen.
    • Alternative Bedienungsoberflächen sind erforscht worden, nur stimmt bei diesen meist das Kosten zu Nutzen Verhältnis nicht. Das kann bei speziellen Geräten meist ganz anders aussehen. Aber der 08/15 Computer ist nun einmal meist auf Tastatur und Maus beschränkt.


  • pointercrash() schrieb:

    Ja, eine Folge der "Geiz-ist-geil-" Mentalität. Ob das jetzt altes Denken ist, mag dahingestellt sein, aber man hat lieber den Endverbraucher dahingehend konditioniert, daß er das protestlos hinnimmt, als daß man Qualitätssstandards, die für einen Airbag- Wächter gelten, auf andere Bereiche ausdehnt und das als Merkmal vermarktet...

    richtig, ()'geiz_ist_geil+mehr_schein_als_sein' ist nämlich das 'neue denken'. jeder will die konkurrenz preislich unterbieten. und wo lässt sich die meiste kohle einsparen? natürlich bei der softwareentwicklung. z.b. glauben viele, sie können geld sparen, indem sie open source verwenden. nun müssen sie aber ihre hardware aufmotzen, weil embedded linux allein für die eigene verwaltung ein gewisses speicherminimum sehen will. und sie brauchen 'nen spezialisten, der ein board support package für die hardware entwickelt, usw. am ende sprengen solche projekte immer den kostenrahmen. weil jedoch () immer oberste priorität hat, wird nun die notbremse gezogen und das teil halbfertig auf den markt geschmissen. zu befürchten hat man nicht viel, denn man weiss ja, dass konkurrenzprodukte ebenfalls qualitativ minderwertig sind.
    🙂



  • ~fricky schrieb:

    ...zu befürchten hat man nicht viel, denn man weiss ja, dass konkurrenzprodukte ebenfalls qualitativ minderwertig sind. 🙂

    Zum Glück gibt es aber auch noch ein paar kleinere Softwareklitchen, die zumindestens genug Geld einspielen, um sich auch etwas Idealismus erlauben zu können.



  • Schönes Beispiel für "Altes Denken":

    Lass uns doch erstmal die Software stabil machen, deinen ganzen Test-Quatsch können wir dann ja nachher noch machen.

    (Originalzitat als ich versuchte unserem "alten" Programmierer mein QS-Konzept näherzubringen. Nebenbei... ich progge auch seit 30 Jahren...)



  • pointercrash() schrieb:

    Simon2 schrieb:

    Nur wenige haben Zeit/Muße oder Lust, ihre (nicht selten über Jahrzehnte hin optimierte) Arbeits- und Sichtweise auf ihr fachliches Feld (von dem sie nicht selten mehr Ahnung haben als wir IT-Fraggles) daraufhin umzuwerfen, was gerade am schicksten zu programmieren ist. 😉

    Hast Du das aus einem AutoCAD- Werbefetzen abgepinselt 😕 ....

    Nö ... im Werbeprospekt stände wohl nichts von "Zeit, Musse und Lust".
    Das ist einfach meine Erfahrung bei Rückmeldungen von Kunden.
    Du kannst natürlich gerne die "Alle-Anderen-haben-ja-keine-Ahnung-und-nur-ich-weiß-was-gut-für-sie-ist"-Keule schwingen - das ändert nichts am Status Quo (den ich beschrieb) - und ziemlich sicher auch nichts an der zukünftigen Einstellung Deiner Kunden.

    Viele sind mit ihrem "lokalen Optimum" zufrieden ... und deswegen nicht bereit, auf ein Versprechen eines "noch besseren lokalen Optimums" hin Geld/Zeit und Aufwand zu opfern. So geht's mir auch mit meinem Auto und mit meiner Tastatur.

    pointercrash() schrieb:

    ...Gilt das Gleiche wie zuvor - ist es besser, sollte man drüber nachdenken, ob es den Verlust an Konvention wert sein könnte....

    Meiner Ansicht nach ignoriert dieser schön klingende Ansatz verschiedene Problem:
    1.) Allein das Herausfinden, ob es "besser" ist üblicherweise 90% des Umstellungsaufwands bedeutet. Ich müsste jedenfalls bei einer strukturell neuen Tastananordnung lange testen, bis ich wirklich beurteilen könnte, ob das neue System besser ist als das, was ich mir in den letzten 25 Jahren angewöhnt habe. Ich tippe z.B. nicht nach dem klassischen 10-Fingersystem, bin aber mit meinem inzwischen so schnell, dass ich sehr lange 10-Fingersystem trainieren müsste, um ihm eine echte Chance zu geben.

    2.) "Deine" optimale Lösung muss nicht "meine" sein. Nach meinem Eindruck ist z.B. das 10-Fingersystem super für "klassische Texte" (meine Frau ist damit wahnsinnig schnell) ... aber für's Programmieren (mit velen Ziffern, Klammer, ...) einfach unpraktisch.
    Genauso erlebe ich oft den Hochmut von Programmierern, die nach 2 Stunden Beschäftigung mit der Materie meinen, besser beurteilen zu können, was "optimal" ist, als der Sachbearbeiter, der das sein 20 Jahren macht.
    Natürlich kommt der Außenstehende oftmals auf neue/frische/außergewöhnliche Ideen, aber die Analyse, ob es wirklich in der Praxis besser ist, scheint mir zu oft seeeehr schluderig.

    3.) "Ausprobieren" ist oft ein unumkehrbarer Prozess. Wenn ich mich erstmal alles Neue installiert, eingewöhnt, geschult, ... habe, ist es nicht selten kaum noch mögich, auf das Alte zurückzuwechseln.

    pointercrash() schrieb:

    Simon2 schrieb:

    - und ehrlich gesagt: Ich vermisse gar nichts bei meinem derzeitigen UI.

    Ah, und jetzt hab' ich Dich da, wo Du Dir die Frage gefallen lassen mußt, ob Du Dir deswegen um "Opa" und "Tippse" keine Gedanken machen magst? DU bist ja zufrieden ...

    😕
    Was haben denn "Opa" und "Tippse" damit zu tun, ob ich mit meiner Tastatur gut klar komme ?
    Als Endanwender (der ich in diesem Beispiel bin: Endanwender meiner Tastatur) bin ich natürlich nicht dafür verantwortlich, ob das Produkt auch andere zufriedenstellt....

    Gruß,

    Simon2.



  • asc schrieb:

    ~fricky schrieb:

    ...zu befürchten hat man nicht viel, denn man weiss ja, dass konkurrenzprodukte ebenfalls qualitativ minderwertig sind. 🙂

    Zum Glück gibt es aber auch noch ein paar kleinere Softwareklitchen, die zumindestens genug Geld einspielen, um sich auch etwas Idealismus erlauben zu können.

    klar gibts das, auch ohne misra-regeln und spice-level lässt sich qualitativ gute software machen. ich meinte ja auch speziell consumer-schrott (der unseren freund pc() so furchtbar nervt) oder auch z.b. computerspiele. dabei wird in aller eile fliessbandmässig was hingepfuscht. anders geht's leider nicht, wenn man im harten konkurrenzkampf überleben will. das zeug darf so viele fehler haben, dass es der käufer gerade so eben hinnimmt. und irgendwie, scheint mir, ist diese akzeptanzschwelle weiter am sinken.
    🙂



  • ~fricky schrieb:

    ...oder auch z.b. computerspiele. dabei wird in aller eile fliessbandmässig was hingepfuscht. anders geht's leider nicht, wenn man im harten konkurrenzkampf überleben will. das zeug darf so viele fehler haben, dass es der käufer gerade so eben hinnimmt. und irgendwie, scheint mir, ist diese akzeptanzschwelle weiter am sinken.
    🙂

    Siehe Sacred 2. Es stürzt stündlich ab, man kann regelrecht zusehen, wie er in unerlaubte Bereiche schreibt, weil immer mehr Grafikfehler auftreten, bis er dann durch undefiniertes Verhalten das einzige Savegame, was er anlegt zerschießt. Bloß weg damit!



  • Sag nichts gegen Sacred2! -)

    Ich habe bei Ascaron gearbeitet und bin aber letztes Jahr gegangen, weil ich das Durcheinander dort nicht mehr mitmachen wollte.
    Aber einige Programmteile (2D-Grafiklib, Lokalizierung) sind noch von mir (denk ich mal)...

    Aber ich kann deinen Frust verstehen!
    Ich habe aber auch keinen High-End-Rechner, um mir Sacred2 zu installieren und zu spielen. Z.Z. spiele ich lieber noch Titan Quest Immortal Throne.



  • Simon2 schrieb:

    Was haben denn "Opa" und "Tippse" damit zu tun, ob ich mit meiner Tastatur gut klar komme ?
    Als Endanwender (der ich in diesem Beispiel bin: Endanwender meiner Tastatur) bin ich natürlich nicht dafür verantwortlich, ob das Produkt auch andere zufriedenstellt ...

    Deine Zufriedenheit als User verstellt Dir aber den Blick auf die Bedürfnisse anderer. Wenn Du programmierst, bist Du dafür verantwortlich, daß Deine Zielgruppe damit klarkommt.

    Bei der Benutzerfreundlichkeit gibt es krasse Unterschiede: Ein paar Redakteure der längst eingestellten Zeitschrift MC kamen zusammen und beschlossen, "wir machen was mit Computer und Elektronik", schnappten sich ein paar Programmierer und bastelten den ersten Eagle für DOS. Schon damals wurde die Bedienung kritisiert, aber weil das Teil urbillig war, hat es sich etabliert. Man kriegt zwar das Gleiche hin wie mit zehnmal so teuren Produkten, aber ich gehe jede Wette ein, daß man ohne Tutorial, also nur mit Klicken und Schauen, was passiert, nicht klarkommen wird.
    Ich habe damals viel probiert und bin bei MassTeck gelandet, das war ein gewaltiger Unterschied. Ich habe das Handbuch eigentlich nie gebraucht, weil die Bedienung glasklar, intuitiv und absolut stringent war. Leider ist der Laden später aufgekauft und die LowCost- Linie nicht weitergepflegt worden. Insofern schlecht, weil bei größeren Designs ein paar ganz harte Bugs für ständige Abstürze sorgten.

    Das Ganze hat sich zweimal wiederholt und immer habe ich den jeweils neuesten Eagle angeschaut und immer war das Interface wie am ersten Tag und immer hieß die Begründung, das müsse so sein, weil sich der Benutzer daran gewöhnt habe und obendrein sei die GUI eh doch ganz toll. Das ist doch totale, demonstativ vorgebrachte Betriebsblindheit!

    Andere Ecke: Mein damals vierjähriger Sohn wollte am PC malen, also hab' ich ihm ein paar Vektorzeichner installiert und ein wenig beim "Click&Try" zugeschaut. Das 5er- Corel- Paket hat er schnell liegengelassen, sich mit anderen etwas länger befaßt und ist letztlich beim Designworks 2 gelandet. Neuere Pakete hat er aufgemacht, die Icon- Wüste kurz angeschaut und wieder geschlossen. Das Programm hat zwar nicht ganz die Funktionsfülle wie CorelDraw 5, aber intuitiver gestaffelt und der Kleine hat sukzessive auch die letzten Ecken entdeckt.
    Mit Kindern, die noch nicht lesen können, kann man am leichtesten Designsünden erkennen. Ein Dialogfeld z.B., das sich ohne korrekte Eingabe nicht mehr schließen läßt, sorgt da durchaus für Verzweiflung in der Kinderseele.
    Benutzer "Opa" kann das vielleicht noch lesen, er hängt aber auch, wenn er's nicht versteht und die Textausgestaltung vieler "Glanzstücke" bietet eher Desorietierung als Hilfe.
    So kommt mein Kleiner mit KDE genauso klar wie mit Win9x, W2K und XP, mag aber das Vista absolut nicht. Ich habe ihm eingeschärft, daß er mich fragen soll, wenn die UAC meckert, aber pro Spielestunde drei- viermal zum Rechner gezerrt zu werden und selbst bei vielen Meldungen nur die Schulter zucken zu können, zeigt mir, wie sehr Microsoft eigentlich auf den User scheißt. Das alles nur, weil man nicht willens oder in der Lage war, beim Systementwurf von NT ein schlüssiges Sicherheitskonzept zu integrieren. Um des Kundens Nutzen Einreißen und neu machen? Ach woher, die kaufen das auch so.

    Thema CAD. Vor 12 Jahren hatte ich eine aufwendigere Mechanik zu entwerfen und wollte nicht mit Handgekritzel beim Maschinenbauer erscheinen, habe daher die Trials von den "üblichen Verdächtigen" ausprobiert, kam aber mit nichts wirklich klar. Rausgreifen möchte ich da AutoCAD, die da in der Zwickmühle waren, von wegen alte Kunden nicht verlieren wollen, aber auch sehend, daß man dem 3D- Trend so nicht begegnen kann. Sie haben dann einen anderen Laden aufgekauft (Inventor) und fahren seitdem zweigleisig.
    Damals habe ich dann doch wieder per Hand gezeichnet, als ich vor einem Jahr wieder so ein Problem hatte, durfte ich freudigst feststellen, daß es mittlerweile eine ganze Latte von Programmen gibt, wo man schnell zu Potte kommt, ohne im Handbuchwust zu versinken.

    Ich bin wieder so ausschweifend, worauf ich hinaus will: In dem Moment, wo man ein Programm entwickelt, ist man user und developer zugleich. Und dabei verliert man oft aus den Augen, daß man das Programm üblicherweise nicht nur für sich selbst, sondern für andere schreibt. Zudem wird Kritik oft als persönlich aufgefaßt.
    Ich war z.B. für die Regionalisierung eines Produkts zuständig und hab' vom Chef(Entwickler)einen neuen Draft Ende letzten Jahres reingekriegt mit der Bitte um Meinung. Ich fand's nur schlecht und habe über 30 Punkte gefunden, an denen Bedienschritte verkürzt bzw. logischer gemacht werden könnten und das in 15 Seiten erklärt. Der war so verschnupft, daß er die neuen Features von jemand anderem Eindeutschen ließ und erst mal keinen meiner Vorschläge umgesetzt hat. Lustigerweise hatten aber ein paar User im Forum dann doch die gleichen Ideen wie ich, in der aktuellen Release sind doch schon drei Sachen umgesetzt. 😃



  • Dazu paßt auch die Beobachtung, daß maßstabsetzende und besonders langlebige Software oftmals diejenige ist, die ursprünglich für den Eigenbedarf hergestellt wurde und nicht auf Kundenwunsch hin programmiert wurde: TeX, Emacs, *n*x, usw.



  • asc schrieb:

    Zum Glück gibt es aber auch noch ein paar kleinere Softwareklitchen, die zumindestens genug Geld einspielen, um sich auch etwas Idealismus erlauben zu können.

    Naja ich würde mal sagen, dass gerade die kleinen Softwarefirmen ohne ein gewisses Maß an Qualität gar nicht überleben können, ganz im Gegenteil zu so manchem großen Softwarerhersteller.



  • pointercrash() schrieb:

    Simon2 schrieb:

    Was haben denn "Opa" und "Tippse" damit zu tun, ob ich mit meiner Tastatur gut klar komme ?
    Als Endanwender (der ich in diesem Beispiel bin: Endanwender meiner Tastatur) bin ich natürlich nicht dafür verantwortlich, ob das Produkt auch andere zufriedenstellt ...

    Deine Zufriedenheit als User verstellt Dir aber den Blick auf die Bedürfnisse anderer. Wenn Du programmierst, bist Du dafür verantwortlich, daß Deine Zielgruppe damit klarkommt....

    Ich weiß nicht, ob es Deine Absicht ist, aber Du mischst in Deinen Antworten immer wieder falsch die Rollen, deswegen nochmal:
    a) "Was interessieren mich als Enduser (ich bin kein Tastaturdesigner!!) die Bedürfnisse anderer User?"
    b) Als Hersteller (z.B. von Tastaturen) wiederum sind meine eigenen Anforderungen eher von untergeordneter Wichtigkeit. Stattdessen ist ein gutes UI nicht das, was ich mir toll vorstelle, sondern das, mit dem meine Kunden optimal umgehen können. ... und genau deswegen ist es Quatsch, meinen Kunden vorschreiben zu wollen, worauf sie gefälligst umzusteigen haben, weil ich (als Hersteller) das Bisherige "unergonomisch" oder "veraltet" finde....

    Gruß,

    Simon2.



  • Simon2 schrieb:

    b) Als Hersteller (z.B. von Tastaturen) wiederum sind meine eigenen Anforderungen eher von untergeordneter Wichtigkeit. Stattdessen ist ein gutes UI nicht das, was ich mir toll vorstelle, sondern das, mit dem meine Kunden optimal umgehen können. ... und genau deswegen ist es Quatsch, meinen Kunden vorschreiben zu wollen, worauf sie gefälligst umzusteigen haben, weil ich (als Hersteller) das Bisherige "unergonomisch" oder "veraltet" finde....

    Gruß,

    Simon2.

    Ja und nein.

    Ja insofern das ich als Hersteller niemals die eigenen Ansichten/Vorlieben als Maßstab ansetzen darf.

    Aber auch nein, denn würde man die Aussage auf die Spitze treiben wäre das Ergebnis Stillstand. Enduser neigen dazu an dem Festzuhalten was sie bereits kennen, egal wie schlecht das ist weil sie nichts anderes kennen. Ich erinnere nur daran wie sich die guten alten DOS-User fast 10 Jahre lang gegen die Maus gewehrt haben. Hätte man diesen (damals mehrheitlichen) Userkreis als Grundlage genommen gäbe es bis heute weder Mäuse noch grafische Oberflächen.

    Es gibt ein gutes Buch über User INterfaces (The Humane Interface, Jeff Raskin) wo sinngemäß die Aussage drin steht: Wenn Enduser genau wüßten was sie brauchen wären UI-designer arbeitslos.

    Es gibt eine Reihe wissenschaftlicher Erkenntnisse zum Thema GUI Design die teilweise im Widerspruch zu gängigen Praktiken stehen, deren Umsetzung uns das Leben aber erheblich erleichtern könnte. Soll man solche Erkenntnisse jetzt nicht umsetzen, nur weil die Enduser es anders gewohnt sind?

    Mehr als einmal in meinem Leben bin ich dazu gezwungen worden umzudenken und oft war ich im Nachhinein froh darüber. Manchmal muß man Leute eben tatsächlich zu ihrem Glück zwingen.



  • Simon2 schrieb:

    Ich weiß nicht, ob es Deine Absicht ist, aber Du mischst in Deinen Antworten immer wieder falsch die Rollen, deswegen nochmal:
    a) "Was interessieren mich als Enduser (ich bin kein Tastaturdesigner!!) die Bedürfnisse anderer User?"

    Und Winnetou hat gesprochen, Hugh.
    Du denkst nicht mal drüber nach, ob vielleicht ein Keyboard- Remapping einfach nur lustig oder gar zielgruppenrelevant nützlich wäre. Du bist als User zufrieden, also hinterfragst Du es nicht. Die Mischung der Rollen ist ein notwendiges Prinzip!

    Simon2 schrieb:

    b) Als Hersteller (z.B. von Tastaturen) wiederum sind meine eigenen Anforderungen eher von untergeordneter Wichtigkeit.

    Ach, warum denn das? Ich kann nicht drauf ordentlich tippen, warum sollte es ein Käufer können? häh, komische Philosophie 😕

    Simon2 schrieb:

    Stattdessen ist ein gutes UI nicht das, was ich mir toll vorstelle, sondern das, mit dem meine Kunden optimal umgehen können.

    Ah, wir nähern uns der Sache, Zielgruppenrelevanz mal so genannt. Microsoft hat eine breite Zielgruppe, aber was sollen der Opi, mein Zwergerl oder die Tippse mit dem Vista- UAC- Käse anfangen? Die nicken entweder alles ab oder blocken das oder jenes und die Kiste funzt nimmer. Nichtmal ich blicke bei den Meldungen vollständig durch.

    Simon2 schrieb:

    ... und genau deswegen ist es Quatsch, meinen Kunden vorschreiben zu wollen, worauf sie gefälligst umzusteigen haben, weil ich (als Hersteller) das Bisherige "unergonomisch" oder "veraltet" finde....

    Oh, sogar selbst Cadsoft hat mit der 5er vom Eagle die Renovierungsbedürftigkeit der GUI teilweise eingestanden - IMHO immer noch 10 Jahre vom Rest der Welt entfernt, aber immerhin. Aber wenn man das nicht will, kann man auf die alte GUI zurückdrehen. Zwei Zielgruppen angepeilt, die eine, die auf den alten Mist steht, hoffentlich Upgrades kauft und die, die den Erwerb einer zeitgemäßen PCB- Software ins Auge faßt. Sie sind zwar immer noch obsolet, aber ich darf mir als Benutzer immer noch die weniger veraltete Variante auswählen.

    loks schrieb:

    Aber auch nein, denn würde man die Aussage auf die Spitze treiben wäre das Ergebnis Stillstand. Enduser neigen dazu an dem Festzuhalten was sie bereits kennen, egal wie schlecht das ist weil sie nichts anderes kennen. Ich erinnere nur daran wie sich die guten alten DOS-User fast 10 Jahre lang gegen die Maus gewehrt haben. Hätte man diesen (damals mehrheitlichen) Userkreis als Grundlage genommen gäbe es bis heute weder Mäuse noch grafische Oberflächen.

    Eher andersrum. Hätte Microsoft nach den Vollkrüppeln Win 1.0 und Win 2.0 mit Win 3.X nicht wenigstens einen Schwerbehinderten im Rollstuhl zur Pflege an den Endkunden ausgeliefert und Apple wie IBM mit sich selbst gehadert, hätten wir vermutl. einen Xerox- Desktop mit nur einer Maustaste und fänden es cool, wenn es eine weitere gäbe.

    loks schrieb:

    Wenn Enduser genau wüßten was sie brauchen wären UI-designer arbeitslos.

    Enduser wissen, was sie brauchen, aber kaum einer fragt sie. Ich habe selbst in meiner Praktikumszeit mit ein paar Tippsen Krieg geführt. Eigentlich habe ich nur damalige DB- Standards umgesetzt, aber Schelte geerntet, weil ich "nur den gleichen Mist" mache, wie alle anderen. Stimmt, ich habe ein hausinternes Guidepaper einfach nur in Code runtergerissen.

    loks schrieb:

    Es gibt eine Reihe wissenschaftlicher Erkenntnisse zum Thema GUI Design die teilweise im Widerspruch zu gängigen Praktiken stehen, deren Umsetzung uns das Leben aber erheblich erleichtern könnte. Soll man solche Erkenntnisse jetzt nicht umsetzen, nur weil die Enduser es anders gewohnt sind?

    Mehr als einmal in meinem Leben bin ich dazu gezwungen worden umzudenken und oft war ich im Nachhinein froh darüber. Manchmal muß man Leute eben tatsächlich zu ihrem Glück zwingen.

    Solange es der altgedienten Kundschaft offenbleibt, altbewährte Schemata erfolgreich zu bemühen, hat man seine Klientel sicher. Neue Kundschaft kriegt man nur, wenn man den aktuell coolsten Approach hat, den User an die Erfüllung seines Jobs zu führen.
    In anderen Worten, immer das Trigramm user(gruppe) - aufgabe(ngruppe) - lösung (programme) im Auge behalten, dann sollte (abgesehen von Bugs) nichts schiefgehen.

    Ah, und ja: Es ist noch kein Säulenheiliger je für immer und ewig auf dem Pfosten gestanden ... 😃



  • pointercrash() schrieb:

    ...

    OK - Du willst mich nicht verstehen.
    Macht nix. Ist ein gutes Beispiel für die Leute, über die wir hier reden: Sind eigentlich zufrieden mit dem, was sie bislang haben/tun/denken, haben bereits für sich beschlossen, dass Ihnen keiner was Besseres bieten kann.

    Dann halte mich an meinen eigenen Rat und sage mit Tyler Durden:
    "Und - läuft das gut für sie ? Dann bleiben sie dabei - bleiben sie dabei!" 😃

    Gruß,

    Simon2.



  • Simon2 schrieb:

    OK - Du willst mich nicht verstehen. Macht nix. Ist ein gutes Beispiel für die Leute, über die wir hier reden: Sind eigentlich zufrieden mit dem, was sie bislang haben/tun/denken, haben bereits für sich beschlossen, dass Ihnen keiner was Besseres bieten kann.

    😕 Öhm, das kann ich jetzt einfach nicht verstehen, weil Du offene Türen einzurennen scheinst.

    Um die Kernpunkte zu sammeln:
    - Die Rechner sind seit 15 Jahren etwa 1000 mal schneller geworden.
    - Für die gleichen Kernaufgaben ist die Software etwa 1000 mal langsamer geworden.
    - Es wird unsäglich viel Bananaware in den Markt gekippt und viel davon verdirbt, bevor es reift.
    - Seit der GUI gab es keine MMI- Revolution mehr.
    - Viele GUIs treten ergonomische Erkenntnisse immer noch mit Füßen, kümmern sich weder um Aufgaben noch ihre User.

    Das ist "altes Denken" und wird es auch bleiben, solange wir das mehrheitlich akzeptieren.

    Der letzte Knaller zu dem Thema: Der designierte Nachfolger von Vista, Windows 7, enthält nicht etwa ein grundlegend überarbeitetes Sicherheitskonzept, sondern eine Abnickautomatik, die Dir den gröbsten UAC- Blödsinn vom Hals halten soll. Beim Lesen ist mir der Mund offen stehen geblieben.
    Der Robo- Bock als Gärtner, eine grandiose Idee aus Redmond! 🤡

    Simon2 schrieb:

    Dann halte mich an meinen eigenen Rat und sage mit Tyler Durden:
    "Und - läuft das gut für sie ? Dann bleiben sie dabei - bleiben sie dabei!"

    Was zum Geier hat "Fight Club" mit mieser Software zu tun?



  • apropos 'altes Denken' und Programmiersprachen -

    wißt Ihr, daß an 75% der "enterprise business processes" COBOL beteiligt ist?

    Man spricht von 180 Milliarden COBOL Codezeilen in Gebrauch und jährlich sollen 5 Milliarden hinzukommen (Artikel auf computerworld.com, 11/'06).

    Weiß kaum jemand. Die meisten würden wohl auf Java oder C++ tippen.



  • (die Angabe von 5 Milliarden neuen Codezeilen pro Jahr ist allerdings älter, von vor ca. 10 Jahren)



  • pointercrash() schrieb:

    ...

    Simon2 schrieb:

    Dann halte mich an meinen eigenen Rat und sage mit Tyler Durden:
    "Und - läuft das gut für sie ? Dann bleiben sie dabei - bleiben sie dabei!"

    Was zum Geier hat "Fight Club" mit mieser Software zu tun?

    **
    The first rule of Fight Club is - you do not talk about Fight Club.
    The second rule of Fight Club is - you DO NOT talk about Fight Club.
    **
    Alles hat mit Fight Club zu tun. 😃

    ... auch die Gründe, wann und warum jemand seine innere Einstellung ändert ... oder eben nicht.

    Gruß,

    Simon2.



  • u_ser-l schrieb:

    apropos 'altes Denken' und Programmiersprachen -

    wißt Ihr, daß an 75% der "enterprise business processes" COBOL beteiligt ist?

    Man spricht von 180 Milliarden COBOL Codezeilen in Gebrauch und jährlich sollen 5 Milliarden hinzukommen (Artikel auf computerworld.com, 11/'06).

    Weiß kaum jemand. Die meisten würden wohl auf Java oder C++ tippen.

    Na ja, ich wär damals fast in einer 500-Mann-Firma gelandet (für die Ausbildung), in der COBOL "gelebt" wird. So was wird's wohl schon noch oft geben.

    Stattdessen habe ich übrigens meine Ausbildung in einer 2-Mann-Firma gemacht, die mit CA-Clipper ihr Geld verdient hat (und immer noch verdient). Das ist natürlich zeitgemäßer... 😉


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