Was tun mit den deutschen Soldaten in Afghanistan?



  • Marc++us schrieb:

    rüdiger schrieb:

    Und wenn man schon "Krieg spielen" will, dann entweder richtig oder gar nicht. Wobei gar nicht in Anbetracht der Menschen und Steuergelder definitiv die bessere Option ist.

    Wobei Du das wohl nur auf die deutschen Soldaten beziehen kannst, die Afghanen schlachten sich schon seit Menschengedenken gegenseitig, deren Lage ist durch den jetzigen Krieg weder schlechter noch besser als früher. Und 50% der Bevölkerung werden sowieso nur als Haustier gehalten, so pervers das klingt, ein Krieg verschlechtert deren Leben nicht mehr weiter.

    Unter den Taliban waren doch zumindest Teile des Landes befriedet.



  • Seit dem 1. Tag des Einsatzes frag ich mich: Was zur Hölle haben unsere Truppen in dem Land zu suchen? => Abziehen



  • this->that schrieb:

    Seit dem 1. Tag des Einsatzes frag ich mich: Was zur Hölle haben unsere Truppen in dem Land zu suchen? => Abziehen

    Diese Frage ist aber möglicherweise ein Hinweis darauf, dass du dich nicht völlig ausführlich über den Einsatz informiert hast. Nicht, dass ich dir deine Meinung nicht lassen will. Aber normalerweise würde man doch eher konkret gegen die Begründung für diesen Einsatz argumentieren.

    rüdiger schrieb:

    Und wenn man schon "Krieg spielen" will, dann entweder richtig oder gar nicht.

    Das unterschreib ich. Dieser heuchlerische Mittelweg ist definitiv schlecht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er von feigen Politikern aus innenpolitischen Gründen gewählt wurde.



  • Das ist der übliche Mittelweg "es muß irgendwas passieren". Aber dabei darf gleichzeitig auch nichts passieren. Daher dieser schwachsinnige Minimaleinsatz.
    Die Bw hat dort einen Gegner, für den sie nicht gemacht ist.



  • Hi,

    in dem Zusammenhang sehr lesenswert die Meinung von Altkanzler Helmut Schidt zu diesem Thema:

    http://www.zeit.de/2008/45/Intervention

    Ich denke besser kann man es kaum auf den Punkt bringen.

    Gruß Mümmel



  • Als ich noch beim Bund war, durfte ich als Zeitsoldat an der "Heimatverteidigung am Hindukusch" teilnehmen. In dieses 6 Monaten wo ich im Camp Warehouse mein Dienst getan habe, musste ich feststellen das wir keine Chance haben etwas zu aendern.

    Meiner Meinung nach, wollen die Afghanen auch keine Hilfe oder Demokratie. Das wir auch die Al Quaida oder Taliban schlagen koennen ist ein Irrglaube. Da die Kaempfer die Taktiken des verdeckten Kampfes nutzen, hat die BW auch kaum eine Chance dagegen anzugehen. Die Ausbildung der Soldaten ist auf ganz andere Ziele ausgelegt.

    Da nun ja auch verstaerkt die deutschen Soldaten Anschlagsziele sind und nun nicht mehr nur von "verunglueckten Soldaten" sondern von Opfern die Rede ist, sollten wir uns aus Afghanistan zurueck ziehen. In den sechs Jahren BW ISAF Beteiligung, was haben wir bewirkt? Einige Schulen gebaut und Hilfsdienste fuer die Amerikaner gemacht.

    Wenn sie auf der linken Seite ein Mohnfeld sehen, schauen Sie nach rechts. Das ist nicht unsere Angelegenheit.

    Ivo



  • Ivo schrieb:

    Da nun ja auch verstaerkt die deutschen Soldaten Anschlagsziele sind und nun nicht mehr nur von "verunglueckten Soldaten" sondern von Opfern die Rede ist, sollten wir uns aus Afghanistan zurueck ziehen.

    Aber ist ja gerade der Witz... wenn man Krieg führt, wird es Verluste geben. Das heißt, einen Krieg "in dem Moment" zu beenden, in dem es die ersten Opfer gibt, ist verlogen. Entweder Krieg, dann muß man Opfer in Kauf nehmen, oder man will das nicht, dann kann man auch nicht mitmachen.
    Soweit ich weiß, stehen die verletzten Soldaten übrigens eher im Regen, da sie als Unfallopfer gelten. Denn "es findet ja kein Krieg statt".



  • scrub schrieb:

    Aber ist ja gerade der Witz... wenn man Krieg führt, wird es Verluste geben. Das heißt, einen Krieg "in dem Moment" zu beenden, in dem es die ersten Opfer gibt, ist verlogen. Entweder Krieg, dann muß man Opfer in Kauf nehmen, oder man will das nicht, dann kann man auch nicht mitmachen.

    Da geben ich Dir zu 100% recht. Der Krieg ist vorbei, also sollte wir gehen. Das habe ich mit zurueck ziehen gemeint.

    Die Opfer stehen in der Tat komplett im Regen, da die meissten Versicherung die s.g. Kriegsklausel haben 😡
    Fuer viel Geld kann man das Risiko einschliessen, machen aber wenige Soldaten.
    Eigendlich muesste dann der Staat einspringen...

    Ivo



  • Ivo schrieb:

    scrub schrieb:

    Aber ist ja gerade der Witz... wenn man Krieg führt, wird es Verluste geben. Das heißt, einen Krieg "in dem Moment" zu beenden, in dem es die ersten Opfer gibt, ist verlogen. Entweder Krieg, dann muß man Opfer in Kauf nehmen, oder man will das nicht, dann kann man auch nicht mitmachen.

    Da geben ich Dir zu 100% recht. Der Krieg ist vorbei, also sollte wir gehen. Das habe ich mit zurueck ziehen gemeint.

    Der Krieg ist vorbei? Woran sind dann kürzlich die beiden deutschen Soldaten gestorben? An Mückenstichen?


  • Mod

    rüdiger schrieb:

    Unter den Taliban waren doch zumindest Teile des Landes befriedet.

    Nie mehr als 50%.



  • rüdiger schrieb:

    Unter den Taliban waren doch zumindest Teile des Landes befriedet.

    Hast Du mal die Frauen dazu befragt?



  • scrub schrieb:

    Das heißt, einen Krieg "in dem Moment" zu beenden, in dem es die ersten Opfer gibt, ist verlogen. Entweder Krieg, dann muß man Opfer in Kauf nehmen, oder man will das nicht, dann kann man auch nicht mitmachen.

    Genau! Hauptsache nicht verlogen wirken. Egal, wie viele Menschenleben es kostet. 🙄

    scrub schrieb:

    Soweit ich weiß, stehen die verletzten Soldaten übrigens eher im Regen, da sie als Unfallopfer gelten. Denn "es findet ja kein Krieg statt".

    Berufsrisiko. Wer zum Schwert greift...

    Ivo schrieb:

    Eigendlich muesste dann der Staat einspringen...

    Der hat genug damit zu tun, die Banken wieder aufzupäppeln.



  • Andromeda schrieb:

    scrub schrieb:

    Das heißt, einen Krieg "in dem Moment" zu beenden, in dem es die ersten Opfer gibt, ist verlogen. Entweder Krieg, dann muß man Opfer in Kauf nehmen, oder man will das nicht, dann kann man auch nicht mitmachen.

    Genau! Hauptsache nicht verlogen wirken. Egal, wie viele Menschenleben es kostet.

    Da stehen zwei Alternativen, eine kommt ohne Opfer aus. Warum unterstellst Du eigentlich schon wieder, ich würde 1) bevorzugen?

    Andromeda schrieb:

    scrub schrieb:

    Soweit ich weiß, stehen die verletzten Soldaten übrigens eher im Regen, da sie als Unfallopfer gelten. Denn "es findet ja kein Krieg statt".

    Berufsrisiko. Wer zum Schwert greift...

    Ach komm, spar Dir das. Oder ist Dir etwa gar nicht klar, wie Du das bagatellisierst? Es ist eben kein "Beruf".



  • scrub schrieb:

    Andromeda schrieb:

    scrub schrieb:

    Das heißt, einen Krieg "in dem Moment" zu beenden, in dem es die ersten Opfer gibt, ist verlogen. Entweder Krieg, dann muß man Opfer in Kauf nehmen, oder man will das nicht, dann kann man auch nicht mitmachen.

    Genau! Hauptsache nicht verlogen wirken. Egal, wie viele Menschenleben es kostet.

    Da stehen zwei Alternativen, eine kommt ohne Opfer aus. Warum unterstellst Du eigentlich schon wieder, ich würde 1) bevorzugen?

    Ich unterstelle Dir nicht, du würdest Punkt 1 bevorzugen. Ich unterstelle Dir, daß du dumme Prinzipien wie "Ganz oder gar nicht" vor Menschenleben stellst.

    scrub schrieb:

    Andromeda schrieb:

    scrub schrieb:

    Soweit ich weiß, stehen die verletzten Soldaten übrigens eher im Regen, da sie als Unfallopfer gelten. Denn "es findet ja kein Krieg statt".

    Berufsrisiko. Wer zum Schwert greift...

    Ach komm, spar Dir das. Oder ist Dir etwa gar nicht klar, wie Du das bagatellisierst? Es ist eben kein "Beruf".

    Ach nein? Zeitsoldat ist kein Beruf? Als Berufssoldat sollte man wissen, auf was man sich einläßt. Man kann natürlich den Helden spielen, mit Gebeinen getöteter Kriegsopfer posieren und hoffen, daß man selber verschont bleibt. Aber wenns einen doch erwischt, dann sollte man wenigstens so konsequent sein und hinterher nicht rumjammern.



  • Marc++us schrieb:

    rüdiger schrieb:

    Unter den Taliban waren doch zumindest Teile des Landes befriedet.

    Nie mehr als 50%.

    Die Taliban waren doch schon sehr weit. Sie hätten sicher auch den Rest schaffen können. Sicher wäre das ein langfristiger Prozess gewesen. Im Grunde werde ich hier auch utopisch. Aber die Taliban hätten es am ehesten schaffen können. Zwar handelt es sich bei den Taliban vor allem um Pashtunen, aber sie bringen ja auch eine gemeinsame Botschaft mit (Islam und Afghanistan). China war vor 100 Jahren zum Beispiel auch noch in diverse Clans, Ethnien und Warlords zerfallen, erst der militärische und politische Einsatz der Kuomintang hat damals ja ein "einheitliches" China geschaffen.

    Elektronix schrieb:

    rüdiger schrieb:

    Unter den Taliban waren doch zumindest Teile des Landes befriedet.

    Hast Du mal die Frauen dazu befragt?

    Entweder kann ich mich jetzt ganz dumm stellen oder ich schließe einfach mal, dass du darauf anspielen willst, dass die Frauen unter den Taliban nicht nach westlichen Maßstäben behandelt wurden. Aber vergiss nicht, dass du vor allem westliche Maßstäbe anlegst. Sicher ist es aus unserer Sicht wünschenswert, wenn die Frauen frei auf der Straße laufen dürfen und Verbrechern nicht die Hand abgehackt wird. Aber was bei der ganzen Sache nie berücksichtigt wird, dass die Sharia sicher nicht mit unseren westlichen Wertvorstellungen vereinbar ist, aber sie stellt immerhin ein Rechtssystem dar und das _ist_ ein großer Fortschritt für ein Land wie Afghanistan (oder zB Somalia).
    Glaubst du wirklich, dass die Frauen in Afghanistan ohne die Taliban mehr Rechte hatten? Wenn ja, dann bist du äußerst naiv. Die Sharia ist aus unserer Sicht sehr hart, gibt aber eben ein Rechtssystem. Es steht in der Sharia drin, wie man sich verhalten soll und wenn man dagegen verstößt wird man zwar (aus unserer Sicht) hart bestraft, aber es ist ein extremer Unterschied zur vorherigen Anarchie, wo einfach der stärkere gewinnt.

    Ich weiß, diese Dinge wollen wir nicht begreifen und wir halten die Sharia für unrecht, aber wenn man seine Perspektive anpasst, dann scheint es doch ganz verständlich, warum die Leute sich in einigen Teilen der Welt über die Sharia freuen.



  • Ivo schrieb:

    Die Opfer stehen in der Tat komplett im Regen, da die meissten Versicherung die s.g. Kriegsklausel haben 😡
    Fuer viel Geld kann man das Risiko einschliessen, machen aber wenige Soldaten.
    Eigendlich muesste dann der Staat einspringen...

    Das ist definitiv eine der schlimmsten Heucheleien. Ich frage mich, wie die Politiker in der Nacht schlafen können. Erst schicken sie Soldaten aus fragwürdigen Gründen in ein anderes Land um die erste mögliche stabile Regierung - die in dem Land nach 30 Jahren Krieg sich durchsetzte - zu stürzen und dann interessieren sie sich noch nicht einmal für die Soldaten...

    Andromeda schrieb:

    scrub schrieb:

    Das heißt, einen Krieg "in dem Moment" zu beenden, in dem es die ersten Opfer gibt, ist verlogen. Entweder Krieg, dann muß man Opfer in Kauf nehmen, oder man will das nicht, dann kann man auch nicht mitmachen.

    Genau! Hauptsache nicht verlogen wirken. Egal, wie viele Menschenleben es kostet. 🙄

    Andererseits kostet es vermutlich mehr Menschenleben, wenn man verlogen wirkt. Aus dem Grund ist es eben nicht so einfach, wenn man jetzt aus Afghanistan abhauen will. Man kann nicht einfach einen Angriffskrieg anfangen und dann abhauen, wenn es einem nicht mehr passt oder wenn man merkt, was man da eigentlich tut.



  • Die Bundeswehr war ja auch niemals mit normalen Truppen in Kampfhandlungen eingesetzt. Vom KSK vllt. mal abgesehen.
    Es war von vornherein ein Mandat zu Stabilisierung des Landes. Nur auf Draengen der Amerikaner, haben wir eben neue Aufgaben uebernommen (Mal wieder ein Beispiel der Kniefallpolitik - alles fuer Amerika 👎 )

    Wenn Soldaten bei Selbstmordanschlaegen sterben, ist dies keine Kampfhandlung im Sinner der Genfer Konvention.

    Ivo



  • rüdiger schrieb:

    Elektronix schrieb:

    rüdiger schrieb:

    Unter den Taliban waren doch zumindest Teile des Landes befriedet.

    Hast Du mal die Frauen dazu befragt?

    Entweder kann ich mich jetzt ganz dumm stellen oder ich schließe einfach mal, dass du darauf anspielen willst, dass die Frauen unter den Taliban nicht nach westlichen Maßstäben behandelt wurden.

    Du hast es erfaßt, genau darauf wollte ich hinaus.
    Westliche Maßstäbe oder nicht: Das, was die Taliban da als "Scharia" verkauften, hat weder mit Islam noch mit der Scharia irgendetwas zu tun:

    Wikipedia (über die Taliban) schrieb:

    # Kameras
    # Verbot von Kino, Fernsehen und Videorekorder
    # Verbot von Internet
    # Verbot bestimmter Freizeitbeschäftigungen, wie etwa die Züchtung und Haltung von Vögeln oder das Drachensteigenlassen
    # Verbot von Zeremonien und Feierlichkeiten aus Anlass des auf dem solaren Kalender bzw. dem Sonnenjahr beruhenden Neujahrsfestes (Nauroz).
    # Der offizielle Staatskalender gemäß dem Sonnenjahr wurde für ungültig erklärt. Stattdessen Einführung der Islamischen Zeitrechnung bzw. des Mondjahres.
    # Verbot weltlicher Musik (gesungene Koranverse waren jedoch erlaubt).
    # Verbot, Lebewesen zu zeichnen (Menschen, Tiere, Pflanzen). Dies wurde mit dem islamischen Bilderverbot begründet.

    Was davon steht denn wirklich in der Scharia?

    Besonders erschreckend ist die Liste von Verboten, die Frauen betreffen:

    # Frauen hatten ihren ganzen Körper mit der Burka zu bedecken.
    # Verbot, Frauen zu fotografieren oder zu filmen.
    # Verbot von öffentlichen Bädern für Frauen.
    # Verbot für Frauen, sich auf den Balkonen ihrer Wohnungen oder Häuser aufzuhalten.
    # Verbot für männliche Schneider, bei Frauen Maß zu nehmen oder Frauenkleider zu schneidern.
    # Umbenennung von Plätzen, die das Wort „Frauen“ im Namen haben. So wurde beispielsweise der „Frauengarten“ in „Frühlingsgarten“ umbenannt.
    # Verbot für Frauen, an Flüssen oder öffentlichen Plätzen Wäsche zu waschen.
    # Verbot für Frauen, sich zu festlichen Anlässen oder zur Erholung zusammenzutun.
    # Verbot für Frauen, Sport zu treiben oder einen Sportclub zu betreten.
    # Verbot des Auftritts von Frauen im Radio, Fernsehen und jeder Art von Kommunikationsmedien.
    # Verbot für Frauen, Fahrrad oder Motorrad zu fahren.
    # Verbot für Frauen, ohne Begleitung eines Angehörigen oder Verwandten ein Taxi zu benutzen.
    # Verbot für Frauen, Absatzschuhe zu tragen, die beim Gehen Geräusche verursachen. Ein Mann durfte die Schritte einer Frau nicht hören.
    # Verbot für Frauen, laut zu lachen. Kein Fremder sollte die Stimme einer Frau hören, denn dies lockte die Männer angeblich ins Verderben.
    # Verbot für Frauen, Schmuck zu tragen oder Kosmetika zu verwenden, auch lackierte Fingernägel waren verboten.
    # Verbot für Frauen, Kleidung in bunten oder grellen Farben zu tragen.
    # Alle Erholungs- und Sportmöglichkeiten für Frauen wurden geschlossen.
    # Mangelnder Rechtsbeistand von Frauen vor Gericht: So galt etwa die Zeugenaussage einer Frau nur halb so viel wie die eines Mannes. Eine Frau konnte auch nicht direkt einen Antrag an ein Gericht stellen, sondern nur durch einen vorgeschriebenen männlichen Angehörigen aus dem engsten Familienkreis.
    # Einschränkungen der Bewegungs- und Reisefreiheit für Frauen.
    # Verbot für Frauen, mit nicht verwandten Männern zu sprechen oder ihnen die Hand zu geben.
    # Verbot für Frauen, mit männlichem Verkaufspersonal zu verhandeln.
    # Verbot jeglicher Frauenarbeit außerhalb des eigenen Hauses.
    # Frauen war ärztliche Behandlung nur in Begleitung eines Mannes erlaubt und nur durch weibliche Ärzte. Da für Frauen faktisch ein Berufsverbot bestand, gab es keine Ärztinnen und somit auch keine Behandlung für Frauen.
    # Verbot bzw. Verhinderung der Familienplanung, Empfängnisverhütung und Abtreibung durch Frauen.
    # Frauen war das Verlassen des Hauses nur in Begleitung männlicher Verwandter erlaubt.
    # Die Fenster der Häuser waren teilweise als Sichtschutz mit Farbe bemalt, so dass sie nur durchscheinend, aber nicht mehr durchsichtig waren.
    # Verbot des Besuches jeder Art von Bildungseinrichtung (Schule, Hochschule) für Mädchen und Frauen.

    Zu beachten: Frauen durften nur zu weiblichen Ärzten gehen. Gleichzeitig war es aber Frauen verboten, öffentlich zu arbeiten oder überhaupt eine Ausbildung zu machen. Mädchen durften nicht einmal zur Schule gehen. Also gab es auch keine weiblichen Ärzte. Außerdem durften Frauen die Burka nicht anheben, um sich untersuchen zu lassen- oder das Gesicht freilegen, um eine Zahnbehandlung zu ermöglichen. Mit anderen Worten: Frauen hatten praktisch keine Möglichkeit einer Gesundheitsversorgung. Das war vor den Taliban weitgehend anders.
    Die Frauen, deren Männer während des sowjetisch-afghanischen Krieges umgekommen waren, waren wegen des Berufsverbotes zu einem Leben als Bettlerinnen verurteilt. Allein in Kabul waren das über 30.000. Und da sie ohne Männliche Verwandte nicht auf die Straße durften, konnten sie nicht einmal das richtig tun.
    Die Diskriminierung von Frauen vor Gericht ist ein klarer Widerspruch zur Scharia.
    Im Klartext: Frauen durften keinerlei soziales Leben mehr haben. Im Falle einer Krankheit oder einer Geburtskomplikation hatten sie nur die Wahl, elendig zu krepieren. Nichts davon verlangt die Scharia, solche Vorschriften sind einfach nur noch krank.
    - Und ja: Ich glaube, daß die Frauen VOR dem Taliban-Regime - d. h. nach dem Abzug der Roten Armee- zumindest in diesen Punkten einige Rechte mehr hatten. Da hatten sie sogar Zugang zum Gesundheitssystem und zu Universitäten- das hätten sie ohne Zustimmung ihrer Familien sicher nicht gehabt, aber die Zustimmung gab es offensichtlich, denn es gab viele studierende Frauen (soweit das Geld dafür reichte). Erst unter den Taliban war das verboten.

    # Vorschrift für Männer, islamische Kleidung zu tragen (Turban, Kappe, langes Gewand etc.).
    # Nichtmuslime mussten ein gelbes Abzeichen sichtbar auf der Kleidung tragen.

    Der letzte Punkt erinnert doch stark an den Judenstern. Auch das hat nichts mit der Scharia zu tun.

    Näheres dazu hier:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Taliban

    Im übrigen gab es selbst unter den muslimischen Staaten nur drei, die das Regime offiziell anerkannten: Saudi-Arabien, Pakistan (wo die Taliban inzwischen auch ein ziemliches Problem geworden sind), Vereinigte Arabische Emirate. Nicht einmal der erzkonservative Iran oder der sunnitische Irak waren dabei.

    Bisher wird der Begriff "befriedet" nur daran gemessen, in wieviel Prozent der Landesfläche keine Kampfhandlungen stattfinden. Er sollte aber viel mehr daran gemessen werden, wieviele Menschen (einschließlich Frauen) wirklich zu-frieden oder in Frieden leben können. Was das betrifft, wäre Afghanistan unter den Taliban keinesfalls und nirgends befriedet gewesen.



  • Ich habe mal für Abzug gestimmt. Wenn die Taliban wieder Afghanistan übernehmen haben wir ein weiteres abschreckendes Beispiel für einen Sharia Staat. Damit kann man dann gut die Islamisten bekämpfen (moralisch in den Medien). Nach dem Abzug wird wohl auch niemand für ein erneutes Engagement des Westens votieren. Wir wären aus dem Schneider. Außerdem kann man dann aussenpolitisch Druck auf die spätere (Taliban) Regierung aufbauen. So sind es nur ein Haufen Splittergruppen mit denen man nicht verhandeln kann (eine Splittergruppe kann nicht für die gesamte Talibanbewegung sprechen). Terrorcamps und Drogenaufbau gibt es auch so in der Welt. Ich sehe keine westlichen Interessen in Afghanistan.
    Die Moslems müssen sich erst selbst zivilisieren. Wir stören da nur...

    Frauen: Die meisten sind dieses Leben bereits gewöhnt, so werden so erzogen sein und wohl außer ein paar Stadtfrauen sich nicht dagegen auflehnen. Das Ötzi wegen Zahnschmerzen oder Eitergeschwülzten depressiv durch die Savanne gestapft ist kann ich nicht glauben. Die Frauen werden auch so leben können…

    Demokratie: Was wäre denn die bessere Staatsform für Moslems/Asiaten? Mag sein das diktatorische Modelle beim wirtschaftlichen Aufholprozess Vorteile haben, wo man mit dem Hinweis auf ein besseres materielles Leben vieles ruhig stellen kann. Danach werden eingeschränkte Meinungsfreiheit, Exzesse der Eliten und unvermeintliche Fehlentscheidungen den Staat die ganze Zeit and den Rand einer Revolution, da jede Kritik oder Änderungsversuch gleich als Umsturz ausgelegt wird.



  • @Elektronix
    Die von dir aufgelisteten Gesetze erscheinen aus unserer Sicht sicher schrecklich und sind sicher auch nicht mit jeder Auslegung der Sharia rechtfertigbar. Aber sie entstammen eben der Kultur der Paschtunen. Auch ohne Taliban müssen die Frauen mit der Burka rumlaufen und dürfen sich im Grunde nur im Haus aufhalten. Das ist eben die lokale Tradition, auch wenn wir sie schrecklich finden. Ich fand es auch extrem lächerlich, wie 2001 während des Angriffskrieges in den Medien berichtet wurde, als würden die Frauen die Burkas ablegen, sobald die Taliban verjagt seien.

    Interessant ist übrigens auch, dass es in einem klassischen afghanischen Haus einen eigenen Teil für die Frauen gibt, in dem sie sich nicht verschleiern müssen. Dies führt zu großen Problemen bei Hausdurchsuchungen, da die NATO Soldaten dies (aus verständlichen Gründen) nicht beachten. Und dabei muss es sich noch nicht einmal um eine Durchsuchung handeln, so reicht es schon, wenn die Soldaten über die Mauern des Innenhofs schauen, um sich vor Heckenschützen zu sichern.
    So etwas sorgt eben dafür, dass die Einwohner sich in ihrer Ehre und Kultur verletzt fühlen. Dies können die lokalen Anti-NATO-Gruppen natürlich prima nutzen, in dem sie verstärkt aus Innenhöfen auf die NATO-Soldaten feuern oder ihre Waffen versteckt in den Bereichen der Frauen verstecken...

    Und die Amis nutzen ja teilweise sogar den Kulturschock (zB mit lauter Musik rumfahren oder die Leichen der getöteten Taliban in Richtung Mekka drehen und verbrennen etc.) um die Taliban zu provozieren, dabei vergessen sie aber, dass sie die gesamte lokale Bevölkerung provozieren und aufstacheln!

    Aber andersherum sind wir ja hier (zu Recht) auch schockiert, wenn ein Afghane einen Ehrenmord an seiner Schwester begeht.

    Im übrigen gab es selbst unter den muslimischen Staaten nur drei, die das Regime offiziell anerkannten: Saudi-Arabien, Pakistan (wo die Taliban inzwischen auch ein ziemliches Problem geworden sind), Vereinigte Arabische Emirate. Nicht einmal der erzkonservative Iran oder der sunnitische Irak waren dabei.

    Die Taliban und der Iran hätten auch fast einen Krieg geführt.


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