Suizide seit dem Amoklauf.



  • minhen schrieb:

    tawa schrieb:

    Warum gibt es keine Trauermärsche für diese Menschen?
    Lichterketten?
    "Entsetzte" Politiker im TV ?

    Selbstmord ist eine unverzeihliche, indiskutable Sünde. Die Täter können froh sein, wenn sie nicht einfach irgendwo verscharrt werden. Es ist schon skandalös, dass die säkularen Staaten heutzutage eine Beerdigung von Selbstmördern zusammen mit guten Christen am selben Ort erzwingen. Und du willst auch noch, dass die Täter besonders bemitleidet werden? Wie dir viele Gläubige gerne sagen werden: Wir sind doch eine christlich geprägte Gesellschaft!

    Jaja, Sünde, Jesus ist für uns gestorben, blablabla.
    Hier geht es um ein ernsthaftes Thema, nicht um religiösen Wahn.

    Und dieser Satz ist echt bemerkenswert:
    "Es ist schon skandalös, dass die säkularen Staaten heutzutage eine Beerdigung von Selbstmördern zusammen mit guten Christen am selben Ort erzwingen"

    Dir ist nicht so wirklich klar, was ein säkularer Staat ist, oder?

    Ihr Christen seit unter allen Menschen die Intolerantesten.

    Und noch was: Ein "Freitod" existiert nicht. Kein Mensch bringt sich bei annähernd klarem Bewusstsein um. Sondern nur unter extremsten psychischen Zuständen.



  • tawa schrieb:

    Und noch was: Ein "Freitod" existiert nicht. Kein Mensch bringt sich bei annähernd klarem Bewusstsein um. Sondern nur unter extremsten psychischen Zuständen.

    Was ist zum Beispiel mit Adolf Merckle? Ich denke schon, dass seine Entscheidung sich vor einen Zug zu werfen eher aus einer wohl überlegten Entscheidung anstatt einer psychischen Kurzschlusshandlung entstand. Natürlich ist man in einer extremen psychischen Situation, wenn man sein Lebenswerk den Bach runter gehen sieht, aber "nicht bei klarem Verstand" bezweifle ich.



  • tawa schrieb:

    Krebspatienten sind einfach nur Versager, wenn sie irgendwann sterben.
    Menschen mit einer schweren Depression, Schizophrenie, schweren Persönlichkeitsstörungen sind einfach nur Versager, wenn sie sich irgendwann das Leben nehmen.

    Bezüglich der Krebspatienten habe ich überhaupt keine Aussage gemacht, bitte hier nichts verdrehen.
    Die Menschen, die sich Gedanken über den Selbstmord machen und sich dann auch entscheiden, das Leben zu beenden, handeln meiner Meinung nach mindestens aber um Welten menschenverachtender als es meine Aussagen tun. Manch einer hier im Forum scheint sich dessen nicht bewusst zu sein und betrachtet das ganze als ein simples nahezu logisches Ereignis, das man mal durch die eine, mal durch die andere psychische Erkrankung erklären kann. Fast wie eine selbstverständliche Schlussfolgerung, wie in Mathe, quod erat demonstrandum. Vielleicht bin selbst noch nicht erwachsen genug im Kopf, aber ich denke, das sollte sich der eine oder andere mal ordentlich durch den Kopf gehen lassen.



  • abc.w schrieb:

    Die Menschen, die sich Gedanken über den Selbstmord machen und sich dann auch entscheiden, das Leben zu beenden, handeln meiner Meinung nach mindestens aber um Welten menschenverachtender als es meine Aussagen tun.

    Was ist an Suizid menschenverachtend?

    Wenn man es nicht gerade mit einem egozentrischem $Schimpfwort zu tun hat, das z. B. vor einen Zug springt und damit auch gleich auch noch das Leben anderer Menschen ruiniert, sehe ich nicht, was man dem Individuum vorwerfen will.



  • Was ist an Suizid nicht menschenverachtend?



  • Wenn jemand durch eine Kugel verwundet wurde und stirbt, ist dann der Verwundete schuld, dass er stirbt oder der, der die Kugel abfeuerte?

    Wenn sich jemand tötet, weil er durch Mobbing psychisch schwer verwundet wurde, wer ist Schuld? Das Mobbing-Opfer oder der/die Mobbing-Täter?



  • Provieh-Programmierer schrieb:

    Wenn sich jemand tötet, weil er durch Mobbing psychisch schwer verwundet wurde, wer ist Schuld? Das Mobbing-Opfer oder der/die Mobbing-Täter?

    Schuld muss man als erstes empfinden können, sonst gibt es gar keine.

    Gruß



  • abc.w schrieb:

    tawa schrieb:

    Krebspatienten sind einfach nur Versager, wenn sie irgendwann sterben.
    Menschen mit einer schweren Depression, Schizophrenie, schweren Persönlichkeitsstörungen sind einfach nur Versager, wenn sie sich irgendwann das Leben nehmen.

    Bezüglich der Krebspatienten habe ich überhaupt keine Aussage gemacht, bitte hier nichts verdrehen.

    Du hast mein Zitat ziemlich verfälscht, in dem Du den Zusatz:
    "Wo ist der Unterschied?"
    einfach weggelassen hast.



  • Ben04 schrieb:

    Ich hätte mir in der Schule gewünscht, dass die Klassen viel öfter durchgemischt werden. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass man am Ende eines Jahres die Klassenzusammensetzung einfach neu auslost.

    Du möchtest das soziale Netz durchtrennen? Feste soziale Strukturen aufbrechen? Der nächste konsequente Schritt von Großfamilie (3 Generation unter einem Dach) über Kleinfamilie (so wie jetzt) zur Ich Form?

    Ich glaube das wäre extrem kontraproduktiv. Man integriert doch erst die Aussenseiter wenn man sich länger kennt. Erst so entstehen Freundschaften. Wenn man nun jedes Jahr die Klassen neu durchmischt schafft man viel mehr Einzelkämpfer.

    Wenn es jemand in einer Klasse nicht gefällt sollte es möglich sein das er die Klasse verlassen kann. Quasi ein Neuanfang.



  • habt ihr eine quellenangabe?



  • peterfarge schrieb:

    Ben04 schrieb:

    Ich hätte mir in der Schule gewünscht, dass die Klassen viel öfter durchgemischt werden. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass man am Ende eines Jahres die Klassenzusammensetzung einfach neu auslost.

    Du möchtest das soziale Netz durchtrennen? Feste soziale Strukturen aufbrechen? Der nächste konsequente Schritt von Großfamilie (3 Generation unter einem Dach) über Kleinfamilie (so wie jetzt) zur Ich Form?

    Ich glaube das wäre extrem kontraproduktiv. Man integriert doch erst die Aussenseiter wenn man sich länger kennt. Erst so entstehen Freundschaften. Wenn man nun jedes Jahr die Klassen neu durchmischt schafft man viel mehr Einzelkämpfer.

    Wenn es jemand in einer Klasse nicht gefällt sollte es möglich sein das er die Klasse verlassen kann. Quasi ein Neuanfang.

    Ich stimme Ben04 zu. Es wäre besser die Klassen immer zu durchmischen. Freundschaften bilden sich auch so und die "Außenseiter" haben jedes Jahr (ich wär für eine noch häufigere Durchmischung) die Chance auf einen Neuanfang. Ich kann nicht bestätigen, dass Außenseiter nach längerer Zeit integriert werden, viel eher gilt IMO: Einmal Außenseiter, immer Außenseiter. Gerade Außenseiter die gemobbt werden haben keine Chance auf Integration. Natürlich ist die Durchmischung nicht nur toll, aber für die Außenseiter, die nicht zu Amokläufern werden sollen ist es besser so.



  • Aber wie kann man da Freundschaften schließen? So geht man doch vollkommen aneinander vorbei? Nach den 2*4 Monaten Schulzeit entsteht doch keine Bindung? Und die Leute die nicht neben einem sitzen kennt man doch schonmal gar nicht kennen. Bei mir wurden die Klassen 3 mal auseinander gerissen und das hat mir jedes mal leid getan. Meine Meinung nach wäre es besser wenn die Lehrer das Mobbing unterbinden bzw vorschlagen das Mobbingopfer in eine andere Klasse zu versetzen.



  • Das Problem ist, dass Lehrer das Mobbing nicht mitbekommen, die Opfer werden doch nicht vor dem Lehrer gemobbt. Selbst wenn die Opfer sich an den Lehrer wenden würden, was sie meist nicht tun, dann unternehmen die wenigsten Lehrer etwas ... oder hat jemand eine andere Erfahrung gemacht? Die Opfer haben ja auch selten einen Beweis ...



  • Es hilft nicht mal, wenn man direkt vor dem Lehrer gemobbt wird. Das gibt dann ein kurzes Donnerwetter, wenn überhaupt. 👎

    Ich fände Kurse gut. Wo man einfach je Fach andere Leute hat. Dann hat man mal Idioten und mal Nette. Und wenn man wen mag und nicht mehr im Unterricht sieht... wozu gibt es Pausen?



  • estartu schrieb:

    Es hilft nicht mal, wenn man direkt vor dem Lehrer gemobbt wird. Das gibt dann ein kurzes Donnerwetter, wenn überhaupt. 👎

    Stimmt. Und wenn ein Lehrer einem Mobbingopfer wirklich zu helfen versucht, wird es erst recht gemobbt (Haha, der brauch ja fremde Hilfe). Die einzige Hilfe wäre wenn ein Schulwechsel (Klassenwechsel reicht nicht) - oder gar ein Umzug, und das funktioniert auch nur, wenn man dort nicht gleich wieder die Rolle des Außenseiters bekommt.

    Und Sportverein? Pustekuchen, da werden die, die einen wirklich nötig hätten (z.B. weil sie entweder zu dick sind, oder kaum andere Kontakte haben) unter Umständen noch mehr gemobbt. Und wer sagt das Suizid eine Kurzschlußreaktion oder eine Aktion "des Teufels" ist, dem wünsche ich mal ein jahre- wenn nicht jahrzehntelanges Mobbing (falls er letzeres noch erlebt) - ich nehme ganz stark an, das er dann Anders darüber denkt.

    peterfarge schrieb:

    Der nächste konsequente Schritt von Großfamilie (3 Generation unter einem Dach) über Kleinfamilie (so wie jetzt) zur Ich Form?

    Sag mir mal eine Zeit in der Großfamilien wirklich sehr stark verbreitet waren. Der Mythos der glücklichen "Großfamilie" hält sich recht hartnäckig...

    cu André



  • Wieso Mythos? Auch heute noch ist es, vor allem in laendlichen Gegenden, nicht ungewoehnlich, wenn 3 Generationen unter einem Dach leben. Vor 50 Jahren aber war das durchaus noch verbreiteter.



  • asc schrieb:

    Und wer sagt das Suizid eine Kurzschlußreaktion oder eine Aktion "des Teufels" ist, dem wünsche ich mal ein jahre- wenn nicht jahrzehntelanges Mobbing (falls er letzeres noch erlebt) - ich nehme ganz stark an, das er dann Anders darüber denkt.

    Wer so argumentiert hält das dann für eine Prüfung Gottes. Man kommt nur ins Paradies, wenn man nicht versagt. Und Selbstmord fällt ganz klar in die Rubrik versagen...


  • Administrator

    tawa schrieb:

    Wann wird es endlich eine öffentliche Diskussion dazu geben?

    Sobald genügend Suizid gefährdete dazu bereit sind, was wohl noch ziemlich lange dauern wird. Leute die einen Suizid Versuch unternommen haben und es aktuell nicht mehr tun, schämen sich dafür und die, welche aktuell einen neuen Anlauf nehmen, können nicht darüber sprechen.

    Solange diese "Gruppe" nichts sagt, wird die Bevölkerung es auch nicht merken. Oder habt ihr schon jemals gehört, dass die Nachbarn oder Verwandten eines Selbstmörders gesagt haben, dass sie es hätten kommen sehen?

    @abc.w,
    Ich fasse deine Worte als eine persönliche Beleidigung auf. Aber ich sehe, dass du keine Ahnung hast, was in einem Kopf eines Selbstmörders abgeht.
    Da es allerdings auch wirklich schwer ist, sowas nachzuvollziehen, wenn man keine Selbstmordgedanken hat und sein Leben liebt oder zumindest mag, kann ich verstehen, wieso du womöglich auf so eine Denkweise kommst.

    Es widerspricht nicht nur der Natur des Menschen, sondern ist von Aussen betrachtet auch noch extrem egoistisch.

    Grüssli



  • Dravere schrieb:

    tawa schrieb:

    Wann wird es endlich eine öffentliche Diskussion dazu geben?

    Sobald genügend Suizid gefährdete dazu bereit sind, was wohl noch ziemlich lange dauern wird. Leute die einen Suizid Versuch unternommen haben und es aktuell nicht mehr tun, schämen sich dafür und die, welche aktuell einen neuen Anlauf nehmen, können nicht darüber sprechen.

    Das Problem ist, dass man denkt, die anderen halten einen für gaga. Tun ja auch viele.

    So dreht sich das im Kreis. Solange nicht mehr drüber geredet wird, wird Unverständnis herrschen. Solange Unverständnis herrscht mag sich niemand outen.

    Wobei ich es weniger peinlich finde, sondern man das Kapitel eigentlich nur weit weit weg schieben will. Kann aber auch daran liegen, dass ich meine Meinung zu vielen Dingen in den letzten Wochen überdacht habe.



  • Walli schrieb:

    Wieso Mythos? Auch heute noch ist es, vor allem in laendlichen Gegenden, nicht ungewoehnlich, wenn 3 Generationen unter einem Dach leben. Vor 50 Jahren aber war das durchaus noch verbreiteter.

    Aber bei weiten nicht so verbreitet wie gerne dargestellt. Ich verweise hier zum Beispiel auf google und "Mythos Großfamilie", es gab aber auch einige Berichte in Zeitungen hierzu.

    Das sich etwas geändert hat, will ich nicht bestreiten, aber gerade in dem Punkt Großfamilie wurde ich schon eines besseren belehrt, und habe mich daher etwas mit diesem Punkt beschäftigt. Davon abgesehen das Großfamilien noch lange kein Garant für ein bessere soziale Struktur sind (Ich habe da schon die ein oder andere Kehrseite der Medaille zu sehen bekommen). Eine Großfamilie kümmert sich nicht zwangsweise besser um Kinder, ebenso wie eine allein erziehende Mutter nicht unbedingt schlecht für ein Kind sind.

    Viel wichtiger sind wohl die Faktoren die sich weitaus drastischer geändert haben. Selbst das weitere aufgehen der Schere zwischen Arm und Reich dürfte mehr Einfluss haben als das Thema Großfamilie. Es ist schlimm wenn Kinder alleine wegen Faktoren wie dem Kleidungshersteller ausgegrenzt werden. Auch das Aufkommen von PC und Videospielen sehe ich an sich nicht schlimm an, eher die Zeit die einige Eltern ihren Nachwuchs vor Fernseher, Konsolen und PC zugestehen, und die Ignoranz sich mit deren Hobbies auseinander zu setzen. Anderseits haben viele Familien die ich kenne auf die entsprechendes zutrifft auch gar keine Zeit sich darum zu kümmern, um überhaupt das Geld heranschaffen zu können um die Familie zu ernähren. Und von den Familien die ich kenne, die tatsächlich Zeit für ihren Nachwuchs hätten (im wesentlichen weil sie keinen Job finden), gibt es nicht viele die selbst Realitätsflucht betreiben (Ob nun durch Elektronik oder Alkohol).

    cu André


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