totale Erschöpfung durch/nach Studium?



  • Elektronix schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Du muß ja nicht mal dafür bezahlen, wenigstens, wenn (was durchaus vernünftig wäre) man Kosten durch "überflüssigen Medikamentenkonsum" nicht sozialisiert. Wer sich Medikamente von 100€/30 Pillen leisten kann, kann auch die Arztbehandlung bezahlen.

    Tolles Argument. Und die Kosten für die Behandlung der Nebenwirkungen, Suchtfolgen, Langzeitfolgen ect...? Es gibt bislang kein neurologisch oder psychisch wirkendes Medikament, das nicht die Gefahr von Sucht oder zumindest psychischer Abhängigkeit birgt. Und selbst die einfachsten rezeptfreien Schmerzmittel können bei falscher Dosierung schwere Leber-/Magen- oder Nierenschäden verursachen.

    Auch Alkoholiker behaupten, sie hätten ihre Sucht im Griff.

    Hihi, sogar Antihistaminika sind (in erster Generation) "psychisch" wirksam- und die werden OTC verkauft. Willst du immer noch behaupten, die machen süchtig?

    Zu den Behandlungskosten: Mit einem staatlichen Zwangsversicherungssystem, bei dem man die eigenen Kosten sozialisieren kann, funktioniert es natürlich nicht. Auf einem Markt von (Privat-)Versicherungen wäre es hingegen ganz einfach: Wer gefährliche Medikamente benutzt, muss eine höhere Versicherungsprämie zahlen oder wird unter Umständen bei einigen Versicherungen keinen Vertragsabschluss mehr erhalten.

    Viele Grüße
    Christian



  • Leprechaun schrieb:

    Was vereinzelt Leute mit ihrem Leben anstellen, ist mir völlig egal. Ich habe aber etwas gegen prinzipielles Schönreden von Betäubungsmitteln, deren Einnahme Gefahren birgt, die niemand für sich abschätzen kann.

    Warum sollte die "niemand für sich abschätzen" können? Das sind Präparate von denem man sehr genau weiß, wie sie wirken, die wurden jahrelang getestet und deren Nebenwirkungen erforscht. Die Effekte bei --wie Du wohl sagen würdest-- "wirklich Kranken" sind sehr gut gemonitort. Da kann man ganz hervorragend abschätzen, was passiert, meinste nicht?

    Mag sein, daß es vereinzelt Fälle gibt, in denen Drogenkonsum langfristig für ein besseres Allgemeinbefinden, oder für mehr Lebensqualität sorgt. Es gibt Wochenend-Junkies, die sich jeden Samstag einen Druck setzen, weder Begleiterscheinungen wie AIDS oder Hepatitis-C haben, noch beschaffungskriminell sind. Aber das sind Ausnahmen!

    Die "Begleiterscheinungen" sowohl hygienischer Art als auch die Beschaffungskriminalität sind aber in erster Linie Begleiterscheinungen der Illegalität und nicht der eingenommenen Substanzen. Das ist ja ein Problem mit der Illegalisierung von Drogen und darum sind ja auch fast(Ausnahmen?) alle Ökonomen, die das Thema jemals untersucht haben, der Meinung, das eine zunehmende Entkriminalisierung sich lohnt, selbst wenn man ein doofes Single-Payer-Gesundheitssystem betreibt.

    Die Medikamentenabhängigen in Deutschland haben darum auch ein *viel* besseres Leben, als die jenigen, die von illegalen Drogen abhängen -- auch wenn es da sicher auch viele tragische Fälle dabei gibt. Aber das meiste sind Ärzte oder Krankenschwestern, die eben einfach den Zugang haben und wo das über Jahre nur ein sehr kleiner Kreis von Bekannten weiß, eben weil das, was Du unterstellst (alle würden zu abhängigen Halbzombies) einfach die Sachlage meilenweit verfehlt.



  • ChrisM schrieb:

    Elektronix schrieb:

    Tolles Argument. Und die Kosten für die Behandlung der Nebenwirkungen, Suchtfolgen, Langzeitfolgen ect...? Es gibt bislang kein neurologisch oder psychisch wirkendes Medikament, das nicht die Gefahr von Sucht oder zumindest psychischer Abhängigkeit birgt. Und selbst die einfachsten rezeptfreien Schmerzmittel können bei falscher Dosierung schwere Leber-/Magen- oder Nierenschäden verursachen.

    Auch Alkoholiker behaupten, sie hätten ihre Sucht im Griff.

    Hihi, sogar Antihistaminika sind (in erster Generation) "psychisch" wirksam- und die werden OTC verkauft. Willst du immer noch behaupten, die machen süchtig?

    Nein- aber möglicherweise psychisch abhängig (kommt auf die Dosis an). Rauchen macht auch nicht sichtig, aber eindeutig psychisch abhängig, was dazu führt, daß sich manche Raucher geradezu wie Süchtige verhalten und nur mithilfe von Psychologen davon loskommen. Ich hoffe, Du begreifst den Unterschied.

    Zu den Behandlungskosten: Mit einem staatlichen Zwangsversicherungssystem, bei dem man die eigenen Kosten sozialisieren kann, funktioniert es natürlich nicht. Auf einem Markt von (Privat-)Versicherungen wäre es hingegen ganz einfach: Wer gefährliche Medikamente benutzt, muss eine höhere Versicherungsprämie zahlen oder wird unter Umständen bei einigen Versicherungen keinen Vertragsabschluss mehr erhalten.

    Damit bejubeln wir mal wieder die hochgelobte freie Wirtschaft.
    Wer bestimmt denn, was ein "gefährliches Medikament" ist? In einem freien System dürften das jedenfalls nicht die Politiker tun. Pharmakonzerne- die nur verdienen wollen? Krankenversicherungen- die am liebsten gar nichts bezahlen würden?
    Und wenn es dann definiert ist- dann ist da noch der Patient, der hochgefährliche Medikamente nehmen muß, aber den dazugehörigen Kassentarif nicht bezahlen kann... Oder der andere, der harmlose Medikamente (auf Kosten der Kassen) zu einem gefährlichen Cocktail mixt.
    Der menschliche Geist setzt der Kreativität leider keine Grenzen, wenn es darum geht, andere oder die Gesellschaft zu bescheißen.
    Aber naja, ist off topic...



  • Daniel E. schrieb:

    Leprechaun schrieb:

    Was vereinzelt Leute mit ihrem Leben anstellen, ist mir völlig egal. Ich habe aber etwas gegen prinzipielles Schönreden von Betäubungsmitteln, deren Einnahme Gefahren birgt, die niemand für sich abschätzen kann.

    Warum sollte die "niemand für sich abschätzen" können? Das sind Präparate von denem man sehr genau weiß, wie sie wirken, die wurden jahrelang getestet und deren Nebenwirkungen erforscht.

    Sicherlich ist Vieles davon erforscht, gelangt aber nicht an die Öffentlichkeit. Ein Beispiel: ein Bekannter litt unter vegetativer Dystonie und bekam daraufhin (nach meiner Meinung unsinnigerweise!) ein Psychopharmakon, das eine die Gefühlswelt dämpfende Wirkung haben soll. Nach etwa der zweiten Einnahme bekam er eine Panikattake, die sich dadurch äußerte, daß er, wie von der Tarantel gestochen, stundenlang durch die Gegend lief. Das Medikament zeigte bei ihm genau die gegenteilige Wirkung, als vom Hersteller verspochen wurde. Warum es so war, konnte bis heute nicht geklärt werden. Ich vermute, daß diese Wirkung bekannt, aber so selten ist, daß sie schlichtweg verschwiegen wird, damit das Medikament auf dem Markt bleibt. Das Hauptproblem dabei ist, wie leider so oft, daß wenn es um viel Geld geht, nicht mit offenen Karten gespielt wird. Das ist so ähnlich, wie mit dem scheinheiligen "Rauchen kann tödlich sein" auf jeder Zigarettenpackung. Welcher Raucher läßt sich davon schon beeindrucken?

    Daniel E. schrieb:

    Die "Begleiterscheinungen" sowohl hygienischer Art als auch die Beschaffungskriminalität sind aber in erster Linie Begleiterscheinungen der Illegalität und nicht der eingenommenen Substanzen.

    Das ist völlig richtig. Und tatsächlich ist auch reines Heroin verträglicher als das, was dem Durschnitts-Junkie auf der Straße angeboten wird. Zudem sorgt der Stoff auch noch für einen wohligen Gemütszustand, daher der Name - wenn nur die schwere Leberschädigung und das hohe Suchtpotential nicht wären...

    Daniel E. schrieb:

    Das ist ja ein Problem mit der Illegalisierung von Drogen und darum sind ja auch fast(Ausnahmen?) alle Ökonomen, die das Thema jemals untersucht haben, der Meinung, das eine zunehmende Entkriminalisierung sich lohnt, selbst wenn man ein doofes Single-Payer-Gesundheitssystem betreibt.

    "Sich lohnt" ist das entscheidende Kriterium. Auf der Suche nach neuen Märkten schrecken Einige vor nichts zurück. Man kann nämlich mit Suchtkranken richtig viel Geld machen, das haben sie längst erkannt. Legale Drogen können endlich versteuert werden, Therapieeinrichtungen winken hohe Umsätze und Bestattungsunternehmen dürften sich letztlich auch nicht beschweren.



  • Daniel E. schrieb:

    Leprechaun schrieb:

    Was vereinzelt Leute mit ihrem Leben anstellen, ist mir völlig egal. Ich habe aber etwas gegen prinzipielles Schönreden von Betäubungsmitteln, deren Einnahme Gefahren birgt, die niemand für sich abschätzen kann.

    Warum sollte die "niemand für sich abschätzen" können? Das sind Präparate von denem man sehr genau weiß, wie sie wirken, die wurden jahrelang getestet und deren Nebenwirkungen erforscht.

    Ohaohaoha... Wie schon gesagt: Auch Alkoholiker denken, sie hätten ihre Trinkerei unter Kontrolle- bis sie ihrem Job verlieren, meisten auch noch länger.
    Wie genau weiß "man" wie das zeug wirkt? Mag sein, daß Ärzte und Apotheker das wissen. Aber welcher Student kümmert sich darum, wenn er sowas beliebig frei verkäuflich bekommen kann?
    Wie leicht das außer Kontrolle gerät, zeigt mein Beispiel oben mit den Rauchern.

    Leprechaun schrieb:

    "Sich lohnt" ist das entscheidende Kriterium. Auf der Suche nach neuen Märkten schrecken Einige vor nichts zurück. Man kann nämlich mit Suchtkranken richtig viel Geld machen, das haben sie längst erkannt. Legale Drogen können endlich versteuert werden, Therapieeinrichtungen winken hohe Umsätze und Bestattungsunternehmen dürften sich letztlich auch nicht beschweren.

    ACK. Heute schon erhöht jeder Arztbesuch, jeder Krankenhausaufenthalt und jede KFZ-Unfall-Reparatur das Bruttosozialprodukt. Eine großartige Methode des Selbstbetruges.



  • Elektronix schrieb:

    ACK. Heute schon erhöht jeder Arztbesuch, jeder Krankenhausaufenthalt und jede KFZ-Unfall-Reparatur das Bruttosozialprodukt. Eine großartige Methode des Selbstbetruges.

    Dafür gibt es eigentlich das Nettosozialprodukt (also um Schäden zu berücksichtigen). Das wird nur nicht irgendwie nicht so sehr von den Medien genannt und ist auch schwierig zu messen.



  • Leprechaun schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Leprechaun schrieb:

    Was vereinzelt Leute mit ihrem Leben anstellen, ist mir völlig egal. Ich habe aber etwas gegen prinzipielles Schönreden von Betäubungsmitteln, deren Einnahme Gefahren birgt, die niemand für sich abschätzen kann.

    Warum sollte die "niemand für sich abschätzen" können? Das sind Präparate von denem man sehr genau weiß, wie sie wirken, die wurden jahrelang getestet und deren Nebenwirkungen erforscht.

    Sicherlich ist Vieles davon erforscht, gelangt aber nicht an die Öffentlichkeit. Ein Beispiel: ein Bekannter litt unter vegetativer Dystonie und bekam daraufhin (nach meiner Meinung unsinnigerweise!) ein Psychopharmakon, das eine die Gefühlswelt dämpfende Wirkung haben soll. Nach etwa der zweiten Einnahme bekam er eine Panikattake, die sich dadurch äußerte, daß er, wie von der Tarantel gestochen, stundenlang durch die Gegend lief. Das Medikament zeigte bei ihm genau die gegenteilige Wirkung, als vom Hersteller verspochen wurde. Warum es so war, konnte bis heute nicht geklärt werden. Ich vermute, daß diese Wirkung bekannt, aber so selten ist, daß sie schlichtweg verschwiegen wird, damit das Medikament auf dem Markt bleibt.

    Naja, das Medikamenten nicht bei allen Leuten gleich wirken, ist schon bekannt -- selbst Kaffee tun das. Warum und was da die genauen Umstände sind, das ist halt immer schwer zu sagen, genau wie die Frage, ob und wo das dokumentiert wurde. Gerade Beipackzettel von Medikamenten sind doch gesetzlich extrem stark reguliert ... und wer mal versucht hat, das tatsächlich durchzulesen (sagen wir, das lustige kleine Buch, das der Antibabypille beigelegt ist) der wird wissen, das es quasi vollständig sinnlos ist.

    Was ich einfach nicht verstehe (auch nicht bei deinem letzten Absatz über die Legalisierung von Drogen), wie Du es schaffst, die komplette Welt durch die Verschwörungsbrille der Geld-Interessensgruppen zu sehen und wie rosinenartig Du deine Verschwörungsziele pickst: die aktuellen Drogenkartelle profitieren *massiv* von der Illegalität der Drogen, schließlich können sie höhere Preise verlagen, weil der Markt untransparenter ist (Risiko!) und sie in der, hüstel, besseren Verhandlungsposition sind. Trotzdem hielte ich es für eine recht abgefahrene These, das die Drogenmafia alle Staaten bezahlt, einen aggressiven Kampf gegen Drogen durchzuführen. Das ist halt eine ungewollte Konsequenz und folgt aus dem Prinzip, das man dunkle Motive als Erklärungsmechanismus erst heranziehen sollte, wenn Doofheit nicht ausreicht.

    Das Hauptproblem dabei ist, wie leider so oft, daß wenn es um viel Geld geht, nicht mit offenen Karten gespielt wird. Das ist so ähnlich, wie mit dem scheinheiligen "Rauchen kann tödlich sein" auf jeder Zigarettenpackung. Welcher Raucher läßt sich davon schon beeindrucken?

    Inwiefern sollte er sich denn beeindrucken lassen?

    Die meisten Aktivitäten, die man regelmäßig macht, werden von den meisten Menschen *extrem* rational eingeschätzt: die Leute verhalten sich rational, angefangen bei Falschparkern in der Innenstadt, bishin zu mexikanischen Prostituierten, die einen Aufpreis für Sex ohne Kondom verlangen, der quasi exakt das zusätzliche Infektionsrisiko kompensiert. Die andere Seite: Dinge, die man selten macht, macht man normalerweise irrational: mehr für ungeschützten Sex mit mexikanischen Prostituierten zu bezahlen, ist einfach nur eine doofe Idee.

    Aber Rauchen macht man recht oft und Raucher sind recht gut darin, ihre Kosten durch Rauchen gegen ihre anderen Gefühle (Sucht oder Status) abzuwägen: wenn die Kosten steigen, hören mehr Leute auf ("rational addiction" ist das Suchwort).

    Ein "Rauchen kann tödlich sein"-Schildchen verändert an den ganzen Faktoren recht wenig -- es macht Rauchen vielleicht einen Hauch unattraktiver, weil man sich schlechter fühlt oder seinen Kindern, die gerade lesen lernen, erklären muß das man nicht vor hat, sich umzubringen.



  • Elektronix schrieb:

    ACK. Heute schon erhöht jeder Arztbesuch, jeder Krankenhausaufenthalt und jede KFZ-Unfall-Reparatur das Bruttosozialprodukt. Eine großartige Methode des Selbstbetruges.

    Lies und lern

    An den Rest:
    Ich glaub, ich wechsle demnächst auf die "andere Seite". Nirgends sonst kann man mit ein paar universell einsetzbaren "Argumenten" (kann man sicher auch gut in Textbausteine packen, das reduziert den nervigen Tippaufwand!) soviel Reaktion provizieren. 😉



  • Daniel E. schrieb:

    Was ich einfach nicht verstehe (auch nicht bei deinem letzten Absatz über die Legalisierung von Drogen), wie Du es schaffst, die komplette Welt durch die Verschwörungsbrille der Geld-Interessensgruppen zu sehen...

    Interessanterweise sprichst Du immer die Kosten an und erwähnst Ökonomen, während für mich Geld eher eine untergeordnete Rolle spielt. Aber um dabei zu bleiben: Es braucht weder präparierte Sehhilfen, noch muß man aus diesem Blickwinkel die "gesamte Welt" betrachten. Ein wenig Aufmerksamkeit und ein halbwegs funktionierender Verstand reichen völlig aus, um bestimmte Sachverhalte, trotz (oder gerade wegen?!) aller Lügenmärchen zu durchschauen. Nicht selten in der Geschichte hatte Profitgier fatale Folgen. Prominentestes Beispiel ist wohl unsere aktuelle Wirtschaftskrise. Vermutlich könnten staatlich legitimierter Drogenhandel und freie verfügbare Psychopillen so viel Geld einspielen, um die Krise abzufedern. Das wäre in etwa sowas wie eine Abwrackprämie für Leute, die den Unsinn glauben, den Reason, Du und ChrisM verbreiten.



  • Daniel E. schrieb:

    Was ich einfach nicht verstehe (auch nicht bei deinem letzten Absatz über die Legalisierung von Drogen), wie Du es schaffst, die komplette Welt durch die Verschwörungsbrille der Geld-Interessensgruppen zu sehen...

    Hast Du eigentlich eine Ahnung, wieviel Schund die Pharmaindustrie so produziert? Das meiste davon wird nur in Europa nicht verkauft, weil es gar nicht zulassungsfähig wäre. Dafür wird es in irgendwelche Dritt-Welt-Staaten exportiert, wo es keine Zulassungsregeln gibt, oder wo sich die Behörden leicht genug bestechen lassen.
    Und noch dazu, wie oft Studien über die Medikamentenwirksamkeit manipuliert werden? Wie die Pharmaindustrie Einfluß auf die Verschreibungspraxis der Ärzte nimmt?
    Ich weiß es zufällig, weil drei meiner Verwandten und ein Freund von mir in der Branche arbeiten.

    Wie erklärt sich das? Bestimmt nicht dadurch, daß die Pharmaindustrie alle Menschen heilen will. Das oberste Ziel ist Gewinnmaximierung.

    Daniel E. schrieb:

    Warum sollte die "niemand für sich abschätzen" können? Das sind Präparate von denem man sehr genau weiß, wie sie wirken, die wurden jahrelang getestet und deren Nebenwirkungen erforscht.

    Daniel E. schrieb:

    Aber Rauchen macht man recht oft und Raucher sind recht gut darin, ihre Kosten durch Rauchen gegen ihre anderen Gefühle (Sucht oder Status) abzuwägen: wenn die Kosten steigen, hören mehr Leute auf ("rational addiction" ist das Suchwort).

    Ein "Rauchen kann tödlich sein"-Schildchen verändert an den ganzen Faktoren recht wenig -- es macht Rauchen vielleicht einen Hauch unattraktiver, weil man sich schlechter fühlt oder seinen Kindern, die gerade lesen lernen, erklären muß das man nicht vor hat, sich umzubringen.

    Interessanter Aspekt. Dann kann es doch mit dem "für sich selbst Abschätzen" nicht so weit her sein. Du widersrpichst Dir selbst.

    Die meisten Aktivitäten, die man regelmäßig macht, werden von den meisten Menschen *extrem* rational eingeschätzt: die Leute verhalten sich rational, angefangen bei Falschparkern in der Innenstadt, bishin zu mexikanischen Prostituierten, die einen Aufpreis für Sex ohne Kondom verlangen, der quasi exakt das zusätzliche Infektionsrisiko kompensiert.

    POOOAAHH 😮 ! Ein paar Kröten mehr für Sex ohne Kondom kompensieren also den Tod durch AIDS oder Gebährmutterhals-Karzinome. Klasse Logik. 👎 💡 😡
    Wie war das noch mit dem "für sich selbst abschätzen?" Wissen diese Frauen überhaupt, worauf sie sich einlassen?

    Ich glaube, darüber muß ich nicht weiter diskutieren. Du hast Dich soeben selbst ins Abseits gestellt.



  • Leprechaun schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Was ich einfach nicht verstehe (auch nicht bei deinem letzten Absatz über die Legalisierung von Drogen), wie Du es schaffst, die komplette Welt durch die Verschwörungsbrille der Geld-Interessensgruppen zu sehen...

    Interessanterweise sprichst Du immer die Kosten an und erwähnst Ökonomen, während für mich Geld eher eine untergeordnete Rolle spielt. Aber um dabei zu bleiben: Es braucht weder präparierte Sehhilfen, noch muß man aus diesem Blickwinkel die "gesamte Welt" betrachten. Ein wenig Aufmerksamkeit und ein halbwegs funktionierender Verstand reichen völlig aus, um bestimmte Sachverhalte, trotz (oder gerade wegen?!) aller Lügenmärchen zu durchschauen. Nicht selten in der Geschichte hatte Profitgier fatale Folgen. Prominentestes Beispiel ist wohl unsere aktuelle Wirtschaftskrise.

    Kosten und Geld haben, was dir nicht klarzusein scheint, nicht besonders viel miteinander zu tun. Natürlich gibt es nichtmonetäre Kosten und um die zu messen, kann man letztlich mit ökonomischen Methoden herausfinden, wie viel Leute an Geld, Zeit und Aufwand bereit sind einzugehen, diese nichtmonetären Kosten zu umgehen. Und die nichtmonetären Kosten von der Drogenillegalisierung sind massiv: in den USA sitzen wahnsinnig viele Leute deswegen hinter Gitter, Menschen nehmen die angemessene medizinische Versorgung nicht in Anspruch (weil sie den Arzt nur wieder in Handschellen verlassen würden) und dann noch die hohen Preise, die Beschaffungskriminalität extrem viel attraktiver macht -- was die Kriminalität erhöht, Stadtviertel verwahrlosen läßt usw.

    Übrigens scheint mir, Du hast Kosten-Nutzen-Rechnungen einfach nicht verstanden: wenn die Pharmaindustrie mehr Geld bekommt oder Steuereinnahmen steigen, dann taucht das in der Kosten-Nutzen-Bilanz einfach nicht auf, da ist es nämlich egal, *wer* das Geld bekommt und wie es verteilt wird. Mein ja nur.

    Was sind denn zB. die Lügenmärchen, von denen Du sprichst? Das Medikamente nur mit gewissen Wahrscheinlichkeiten anschlagen? Ja, sicher.

    Und das "Profitgier" etwas mit der Finanzmarktkrise zu tun hat, ist nachwievor eine absolut lächerliche Behauptung. Wer das zeigen will, der muß zeigen, das die Leute gieriger geworden sind. Man kann Änderungen nämlich schlecht auf konstante Faktoren schieben, außer man zeigt, warum die Faktoren vorher weniger relevant waren. Das ist eine Krise der institutionellen Rahmenbedingungen, von falschen Anreizen und konktraproduktiven Staatsinterventionen.



  • Elektronix schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Was ich einfach nicht verstehe (auch nicht bei deinem letzten Absatz über die Legalisierung von Drogen), wie Du es schaffst, die komplette Welt durch die Verschwörungsbrille der Geld-Interessensgruppen zu sehen...

    Hast Du eigentlich eine Ahnung, wieviel Schund die Pharmaindustrie so produziert? Das meiste davon wird nur in Europa nicht verkauft, weil es gar nicht zulassungsfähig wäre. Dafür wird es in irgendwelche Dritt-Welt-Staaten exportiert, wo es keine Zulassungsregeln gibt, oder wo sich die Behörden leicht genug bestechen lassen.
    Und noch dazu, wie oft Studien über die Medikamentenwirksamkeit manipuliert werden? Wie die Pharmaindustrie Einfluß auf die Verschreibungspraxis der Ärzte nimmt?
    Ich weiß es zufällig, weil drei meiner Verwandten und ein Freund von mir in der Branche arbeiten.

    Wie erklärt sich das? Bestimmt nicht dadurch, daß die Pharmaindustrie alle Menschen heilen will. Das oberste Ziel ist Gewinnmaximierung.

    Natürlich ist das Ziel nicht "allen Menschen helfen" -- wenn jemand zu mir kommt und mir sagen, er müsse mir "einfach so" helfen, dann würde ich mit dem Laufen anfangen. *Natürlich* ist das Ziel Gewinnmaximierung. Du mußt einfach mal sehen, was die Konsequenze davon sind: wenn jemand heute in Westeuropa geboren wird, dann sind seine Chancen, das er das Rentenalter erreicht höher, als vor 100 Jahren das erste Lebensjahr erreicht zu haben. In 10 Minuten die man hier nur rumsitzt und die Beine hochlegt, steigt deine zusätzliche Lebenserwartung um fast zwei Minuten, *wegen* medizinischem Fortschritt.

    Trotzdem hast Du teilweise recht, es werden Medikamententests unter unschönen Bedingungen durchgeführt. Aber überleg doch mal, wieso. Weil es hier so verdammt teuer ist, überhaupt etwas genehmigt zu bekommen und es jahrelang dauert. Natürlich können sich das nur große, finanzstarke und einflußreiche Konzerne leisten, aber das ist eben die logische Konsequenz, wenn man den Markt stark reguliert. Trotzdem ist natürlich die Entwicklungshilfe-Anspielung ein Strohmann: die Gewinne der Pharmakonzerne werden im wesentlichen NUR in den USA erwirtschaftet und nirgendwo sonst. Wir Europäer werden da extrem stark quersubventioniert.

    Dazu kommt, das der wissenschaftliche Fortschritt in der Medizin nicht so stark theoriegetrieben zu sein scheint, wie man sich das manchmal vorstellt: die größten Fortschritte macht man, wenn man eine grobe Theorie hat und dann "einfach mal rumprobiert". Und dieses rumprobieren ist eben gesetzlich quasi unmöglich und da sollten wir bei uns anfangen, was zu ändern. Frühere Medikamententests zulassen, wenn der Patient zustimmt, zB. Das sollte sowohl die Eintrittsschranken in den Markt senken, so das die Marktmacht der großen Konzerne leichter gebrochen werden kann

    Daniel E. schrieb:

    Warum sollte die "niemand für sich abschätzen" können? Das sind Präparate von denem man sehr genau weiß, wie sie wirken, die wurden jahrelang getestet und deren Nebenwirkungen erforscht.

    Daniel E. schrieb:

    Aber Rauchen macht man recht oft und Raucher sind recht gut darin, ihre Kosten durch Rauchen gegen ihre anderen Gefühle (Sucht oder Status) abzuwägen: wenn die Kosten steigen, hören mehr Leute auf ("rational addiction" ist das Suchwort).

    Ein "Rauchen kann tödlich sein"-Schildchen verändert an den ganzen Faktoren recht wenig -- es macht Rauchen vielleicht einen Hauch unattraktiver, weil man sich schlechter fühlt oder seinen Kindern, die gerade lesen lernen, erklären muß das man nicht vor hat, sich umzubringen.

    Interessanter Aspekt. Dann kann es doch mit dem "für sich selbst Abschätzen" nicht so weit her sein. Du widersrpichst Dir selbst.

    Nein. Rauchen hat nur --genau wie Psychopharmaka-- auch eine positive emotionale Seite und die werden sehr gut gegeneinander abgewogen. Raucher sind erstaunlich rational ihre "positive emotionale Seite" zu bewerten.

    Die meisten Aktivitäten, die man regelmäßig macht, werden von den meisten Menschen *extrem* rational eingeschätzt: die Leute verhalten sich rational, angefangen bei Falschparkern in der Innenstadt, bishin zu mexikanischen Prostituierten, die einen Aufpreis für Sex ohne Kondom verlangen, der quasi exakt das zusätzliche Infektionsrisiko kompensiert.

    POOOAAHH 😮 ! Ein paar Kröten mehr für Sex ohne Kondom kompensieren also den Tod durch AIDS oder Gebährmutterhals-Karzinome. Klasse Logik. 👎 💡 😡
    Wie war das noch mit dem "für sich selbst abschätzen?" Wissen diese Frauen überhaupt, worauf sie sich einlassen?

    Offensichtlich. Die Frauen wollen Geld verdienen (die meisten Prostituierten machen das nicht zum Spaß) und sie verdienen eben mehr, wenn sie verhütungsfreien Sex haben. Aber das ist ja nicht mal das einzige Problem, das Prostituierte haben, wenigstens dort, wo es nicht wirklich legal ist: da sind Vergewaltigungen häufig, der Rechtsstatus ist übel, Kondome können platzen ...

    Sagen wir mal, die Frau macht es um für eine konkrete Sache zu bezahlen, also einen Preis X zu bezahlen.

    Ist es jetzt besser, dafür mit 100 Männern mit einem "es passiert was"-Risiko von p zu schlafen, oder nur mit 50 Männern und dafür einem erhöhten Risiko q?

    Die beiden Risiken sind nicht 0 und 1, sondern irgendwo dazwischen und es ist eine erstaunliche empirische *Feststellung*, das der Unterschied in der Bezahlung genau das Risiko ausgleicht, also die Bezahlungen sich so verhalten, wie es ein Mathematiker erwarten würde.

    Das ist erst mal eine *Beschreibung*, ich verteidige das ja nicht mal, das ist einfach so. Warum habe ich mich durch diese Feststellung nochmal disqualifiziert? Ach so, ich verstehe schon, Du wolltest nur mal wieder emotional herumhüpfen, statt zu diskutieren. Na dann. Darum sind Diskussionen mit dir, äh, etwas unproduktiv.



  • Daniel E. schrieb:

    Die beiden Risiken sind nicht 0 und 1, sondern irgendwo dazwischen und es ist eine erstaunliche empirische *Feststellung*, das der Unterschied in der Bezahlung genau das Risiko ausgleicht, also die Bezahlungen sich so verhalten, wie es ein Mathematiker erwarten würde.

    Was du für Studien kennst, hat das echt jemand untersucht? Gabs da den ig-noble-Preis für Ökonomie für? 🙂

    [Reine Neugier, ich hab keine Lust, mich an der Diskussion zu beteiligen.]



  • Bashar schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Die beiden Risiken sind nicht 0 und 1, sondern irgendwo dazwischen und es ist eine erstaunliche empirische *Feststellung*, das der Unterschied in der Bezahlung genau das Risiko ausgleicht, also die Bezahlungen sich so verhalten, wie es ein Mathematiker erwarten würde.

    Was du für Studien kennst, hat das echt jemand untersucht? Gabs da den ig-noble-Preis für Ökonomie für? 🙂

    Fast alle Studien für klassisch-nichtökonomische Thesen haben den verdient.

    Das Beispiel ist von mir aus dem Kopf und habe ich das erste mal in Tim Harfords "The Logic of Life" als Zusammenfassung gelesen. Ich kann dir heut Abend die Studie raussuchen, aber vielleicht reichen die Google-Wörter, ich soll nämlich wieder weiterarbeiten, bekomme ich gesagt ;).



  • Daniel E. schrieb:

    Kosten und Geld haben, was dir nicht klarzusein scheint, nicht besonders viel miteinander zu tun.

    Lobenswert, daß Du es so siehst, aber leider frommes Wunschdenken, das kilometerweit an der Realität vorbeigeht. In Wirklichkeit manifestieren sich Kosten und Erlöse letztlich in Form von Geldzahlungen. Selbst bei Dingen, bei denen dies völlig absurd erscheint.

    Daniel E. schrieb:

    Was sind denn zB. die Lügenmärchen, von denen Du sprichst?

    Zum Beispiel...
    Lüge 1: Freie Verfügbarkeit von Psychopharmaka ist grundsätzlich gut.
    Wahrheit: Freie Verfügbarkeit von Psychopharmaka und anderen gefährlichen Drogen ist gut für Hersteller und Händler (die ihrerseits sowieso "clean" sind), für Käufer aber nur in sehr seltenen Ausnahmefällen.
    Lüge 2: Die Wirtschaftskriese ist keine Folge eines gesunden Strebens nach Gewinnmaximierung.
    Wahrheit: Die Wirtschaftskrise ist eine unausweichliche Konsequenz unseres Wirtschaftssystems. Kapitalistisch/liberalistisch orientierte Systeme enden immer in einer Zwickmühle und bekommen früher oder später ihre Rechnung präsentiert, womit wir wieder bei Deinem Lieblingsthema, den Kosten sind.



  • Daniel E. schrieb:

    ich soll nämlich wieder weiterarbeiten, bekomme ich gesagt ;).

    Ach, einfach ein bißchen mehr Chemie einwerfen, dann holst du die Zeit wieder rein 😉 🤡

    *scnr*



  • Daniel E. schrieb:

    Trotzdem hast Du teilweise recht, es werden Medikamententests unter unschönen Bedingungen durchgeführt. Aber überleg doch mal, wieso. Weil es hier so verdammt teuer ist, überhaupt etwas genehmigt zu bekommen und es jahrelang dauert. Natürlich können sich das nur große, finanzstarke und einflußreiche Konzerne leisten, aber das ist eben die logische Konsequenz, wenn man den Markt stark reguliert. Trotzdem ist natürlich die Entwicklungshilfe-Anspielung ein Strohmann: die Gewinne der Pharmakonzerne werden im wesentlichen NUR in den USA erwirtschaftet und nirgendwo sonst. Wir Europäer werden da extrem stark quersubventioniert.

    Dazu kommt, das der wissenschaftliche Fortschritt in der Medizin nicht so stark theoriegetrieben zu sein scheint, wie man sich das manchmal vorstellt: die größten Fortschritte macht man, wenn man eine grobe Theorie hat und dann "einfach mal rumprobiert". Und dieses rumprobieren ist eben gesetzlich quasi unmöglich und da sollten wir bei uns anfangen, was zu ändern. Frühere Medikamententests zulassen, wenn der Patient zustimmt, zB. Das sollte sowohl die Eintrittsschranken in den Markt senken, so das die Marktmacht der großen Konzerne leichter gebrochen werden kann.

    Ah, ja- das Rumprobieren hatten wir schon mal in den 70er Jahren. Damals gab es nämlich noch kein Zulassungsverfahren, jeder Konzern konnte irgendetwas auf den Markt werfen. Und dann kam Kontergan...

    Wenn du das Rumprobieren so gut findest, kannst Du Dich ja gerne als Versuchskaninchen melden. Mal sehen, was danach von Dir noch übrig ist- und wer die Folgebehandlungen bezahlt.
    Im wirtschaftlichen Sinn mag Deine Argumentation stimmen. Ethisch halte ich sie für das Grauen in Person. 👎

    POOOAAHH 😮 ! Ein paar Kröten mehr für Sex ohne Kondom kompensieren also den Tod durch AIDS oder Gebährmutterhals-Karzinome. Klasse Logik. 👎 💡 😡
    Wie war das noch mit dem "für sich selbst abschätzen?" Wissen diese Frauen überhaupt, worauf sie sich einlassen?

    Offensichtlich. Die Frauen wollen Geld verdienen (die meisten Prostituierten machen das nicht zum Spaß) und sie verdienen eben mehr, wenn sie verhütungsfreien Sex haben. Aber das ist ja nicht mal das einzige Problem, das Prostituierte haben, wenigstens dort, wo es nicht wirklich legal ist: da sind Vergewaltigungen häufig, der Rechtsstatus ist übel, Kondome können platzen ...

    Wüßten diese Frauen das, dann wüßten sie, daß sie ihr Leben aufs Spiel setzen. Ich bin sicher, dann wäre diese Praxis sehr viel seltener und die AIDS-Quote in den betroffenen Ländern wesentlich geringer.
    Übrigens: Woher wissen die Frauen das eigentlich? Die meisten davon sind Analphabethen, und Aufklärung wird in diesen Ländern bzw. Stadtteilen praktisch nicht betrieben.
    Huren in Deutschland bieten so gut wie gar keinen ungeschützten Sex an (nicht eigene Erfahrung: Zu der AIDS-Quote unter Prostituierten gibt es Statistiken) - außer vielleicht auf dem Drogenstrich, aber die sind ohnehin nicht zurechnungsfähig.

    Ach übrigens: Vergewaltigungen und geplatzte Kondome gibt es auch ZUSÄTZLICH noch genug, trotz dieses ungeschützten Angebotes.

    Das ist erst mal eine *Beschreibung*, ich verteidige das ja nicht mal, das ist einfach so. Warum habe ich mich durch diese Feststellung nochmal disqualifiziert? Ach so, ich verstehe schon, Du wolltest nur mal wieder emotional herumhüpfen, statt zu diskutieren. Na dann. Darum sind Diskussionen mit dir, äh, etwas unproduktiv.

    Tut mir leid, aber Deine Argumentation zum Thema ungeschützten Sex bei Prostituierten offenbart eine Gleichgütligkeit, die schon an Menschenverachtung grenzt. Das regt mich auf, und Ärger ist nunmal unproduktiv. Halte ich aber in diesem Fall nicht für ein Manko. 😡
    Ich stelle nunmal das Leben und die Gesundheit eines Menschen an oberste Stelle. Es gibt Leute, die das nicht nachvollziehen können, und dazu zählst Du offenbar. Abgesehen davon, daß Du von völlig falschen Voraussetzungen ausgehst, wie Leprechaun schon reichlich dargestellt hat. Es gibt Dinge, die Du mit Medikamentenkonsum nicht erreichen oder (im negativen Sinn) kompensieren kannst, wie z. B. geistige Reife, Kreativität, Intelligenz, auch, wenn Du noch so viel darauf herumreitest. Eine Unwahrheit wird nicht dadurch wahr, daß man sie zigmal widerholt.



  • Elektronix schrieb:

    Ich stelle nunmal das Leben und die Gesundheit eines Menschen an oberste Stelle. Es gibt Leute, die das nicht nachvollziehen können, und dazu zählst Du offenbar.

    So wie es sich darstellt, ist Daniel E. Anhänger der reinen ökonomischen Vernunft. Diese Sichtweise läßt leider keinen Platz für Menschlichkeit.



  • Leprechaun schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Was sind denn zB. die Lügenmärchen, von denen Du sprichst?

    Zum Beispiel...
    Lüge 1: Freie Verfügbarkeit von Psychopharmaka ist grundsätzlich gut.
    Wahrheit: Freie Verfügbarkeit von Psychopharmaka und anderen gefährlichen Drogen ist gut für Hersteller und Händler (die ihrerseits sowieso "clean" sind), für Käufer aber nur in sehr seltenen Ausnahmefällen.

    Du unterstellst dabei aber implizit, das die Käufer doof sind und alles kaufen, was ihnen so vorgesetzt wird. Nichts könnte weiter von der Wahrheit weg sein, selbst Megakonzerne wie Coca-Cola oder Microsoft haben schon Produkte nach kurzer Zeit wieder vom Markt genommen, weil sie einfach nicht nachgefragt wurden.

    Wenn sich die Leute deiner Meinung nach nur schädigen wollen, warum tun sie es dann nicht mit den verschiedenen aktuell zur Verfügung stehenden Mitteln?

    Lüge 2: Die Wirtschaftskriese ist keine Folge eines gesunden Strebens nach Gewinnmaximierung.
    Wahrheit: Die Wirtschaftskrise ist eine unausweichliche Konsequenz unseres Wirtschaftssystems. Kapitalistisch/liberalistisch orientierte Systeme enden immer in einer Zwickmühle und bekommen früher oder später ihre Rechnung präsentiert, womit wir wieder bei Deinem Lieblingsthema, den Kosten sind.

    Warum sollte es die "unausweichliche Konsequenz" sein?

    Elektronix schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Trotzdem hast Du teilweise recht, es werden Medikamententests unter unschönen Bedingungen durchgeführt. Aber überleg doch mal, wieso. Weil es hier so verdammt teuer ist, überhaupt etwas genehmigt zu bekommen und es jahrelang dauert. Natürlich können sich das nur große, finanzstarke und einflußreiche Konzerne leisten, aber das ist eben die logische Konsequenz, wenn man den Markt stark reguliert. Trotzdem ist natürlich die Entwicklungshilfe-Anspielung ein Strohmann: die Gewinne der Pharmakonzerne werden im wesentlichen NUR in den USA erwirtschaftet und nirgendwo sonst. Wir Europäer werden da extrem stark quersubventioniert.

    Dazu kommt, das der wissenschaftliche Fortschritt in der Medizin nicht so stark theoriegetrieben zu sein scheint, wie man sich das manchmal vorstellt: die größten Fortschritte macht man, wenn man eine grobe Theorie hat und dann "einfach mal rumprobiert". Und dieses rumprobieren ist eben gesetzlich quasi unmöglich und da sollten wir bei uns anfangen, was zu ändern. Frühere Medikamententests zulassen, wenn der Patient zustimmt, zB. Das sollte sowohl die Eintrittsschranken in den Markt senken, so das die Marktmacht der großen Konzerne leichter gebrochen werden kann.

    Ah, ja- das Rumprobieren hatten wir schon mal in den 70er Jahren. Damals gab es nämlich noch kein Zulassungsverfahren, jeder Konzern konnte irgendetwas auf den Markt werfen. Und dann kam Kontergan...

    Selbst wenn (es gab schon Teststrukturen vor den 60er Jahren), dann ist das ein grundsätzliches Problem, sicher. Aber Du kannst doch die andere Seite der Medaille nicht einfach weglegen:
    wenn ein Medikament sagen wir die Heilungschancen einer Krankheit von 46,4% auf 51,1% erhöht und es nicht zugelassen wird, dann tötet man in jedem Jahr der Nichtzulassung eben stochastisch ein paar Kranke ... von denen kann man aber keine Bilder machen, herumhüpfen und "ihr habt sie getötet!!" schreien. Tot sind sie natürlich trotzdem.

    Aber eben *weil* man von ihnen keine Fotos machen kann, gilt an jedem Entscheidungspunkt eine "im Zweifel eher nicht"-Politik, was keine besonders gute Idee ist. Vielleicht haben wir schon Mittel gegen Krebs schon gefunden ... und nicht zugelassen.

    Die Frauen wollen Geld verdienen (die meisten Prostituierten machen das nicht zum Spaß) und sie verdienen eben mehr, wenn sie verhütungsfreien Sex haben. Aber das ist ja nicht mal das einzige Problem, das Prostituierte haben, wenigstens dort, wo es nicht wirklich legal ist: da sind Vergewaltigungen häufig, der Rechtsstatus ist übel, Kondome können platzen ...

    Wüßten diese Frauen das, dann wüßten sie, daß sie ihr Leben aufs Spiel setzen. Ich bin sicher, dann wäre diese Praxis sehr viel seltener und die AIDS-Quote in den betroffenen Ländern wesentlich geringer.
    Übrigens: Woher wissen die Frauen das eigentlich? Die meisten davon sind Analphabethen, und Aufklärung wird in diesen Ländern bzw. Stadtteilen praktisch nicht betrieben.

    Ich habe den ganzen Abschnitt für Bashar hier mal hochgeladen. Zitat des relevanten Absatzes:

    It's tempting to argue that the prostitutes do not understand the risks. That's patronizing: Even without the efforts of the health and development organizations, prostitutes probably know more about the risks of sexually transmitted infections than anyone who thinks of them as simpleminded victims. In fact, the prostitutes know that while the risks are real, they are modest. Only one in eight hundred Mexicans carries HIV, and even among prostitutes it afflicts just one in three hundred. Even if a prostitute is unlucky enough that one of her unprotected jobs is with a man who is HIV-positive, the risk that she will catch it is less than 2 percent if one of them is carrying some other sexual infection and less than 1 percent otherwise. None of the prostitutes wants to catch HIV, but the risks of catching it because of one instance of unprotected sex are small, while the pay is substantially higher. Wouldn't you notice a pay increase of 25 percent?

    Ach übrigens: Vergewaltigungen und geplatzte Kondome gibt es auch ZUSÄTZLICH noch genug, trotz dieses ungeschützten Angebotes.

    Eben, darum mußt Du ja nur noch das zusätzliche Risiko beachten. Immer schön in Grenzänderungen denken, so machen das rationale Menschen nunmal :).

    Das ist erst mal eine *Beschreibung*, ich verteidige das ja nicht mal, das ist einfach so. Warum habe ich mich durch diese Feststellung nochmal disqualifiziert? Ach so, ich verstehe schon, Du wolltest nur mal wieder emotional herumhüpfen, statt zu diskutieren. Na dann. Darum sind Diskussionen mit dir, äh, etwas unproduktiv.

    Tut mir leid, aber Deine Argumentation zum Thema ungeschützten Sex bei Prostituierten offenbart eine Gleichgütligkeit, die schon an Menschenverachtung grenzt. Das regt mich auf, und Ärger ist nunmal unproduktiv. Halte ich aber in diesem Fall nicht für ein Manko. 😡

    Was war nochmal meine Argumentation? Ach so, ich wollte nur einen recht simplen Punkt machen: Du magst Leute für Vollidioten und deren Verhalten für komplett bescheuert halten, aber bei genauerem Hinsehen sind die Menschen ziemlich rational und man sollte ihre Entscheidungen wenigstens ernstnehmen, selbst wenn man sie letztlich trotzdem ablehnt.

    Ich persönlich halte Prostitution zB. schon an sich für moralisch etwas grenzwertig. Trotzdem kann ich drüber reden ohne auszuticken.

    Ich stelle nunmal das Leben und die Gesundheit eines Menschen an oberste Stelle. Es gibt Leute, die das nicht nachvollziehen können, und dazu zählst Du offenbar.

    Ich verstehe überhaupt nicht, wie Du "Leben und Gesundheit" so hintereinander schreiben kannst als würden sie zusammengehören. Wenn Du ein Absolutist in Gesundheitsfragen wärest, dann hättest Du kein nennenswertes Leben mehr, im Straßenverkehr setzt man sein Leben aufs Spiel, in Bars (wenigstens in coolen) wird geraucht und getrunken, das Grillfleisch enthält krebserregende Substanzen, Medikamente können dich abhängig machen und auf offenen Feldern ist das Blitzschlagrisiko erhöht. Das alles gehört für mich zum Leben dazu, selbst wenn mir mein aktueller Lebensstil (der halbwegs regelmäßig Bier, Grillfleisch, laute Musik und ganz selten sogar Zigaretten beinhaltet) mir irgendwann in 50 Jahren ein paar Wochen von meinem Leben wegnimmt. Das ist eben ein Teil von Lebensqualität und ich gebe dafür gerne etwas Gesundheit auf ohne lange mit der Wimper zu zucken.

    Und wenn ich mich so umsehe ... das machen *alle* so.

    Abgesehen davon, daß Du von völlig falschen Voraussetzungen ausgehst, wie Leprechaun schon reichlich dargestellt hat.

    Kannst Du die nochmal kurz stichpunktartig zusammenschreiben? Danke.



  • Daniel E. schrieb:

    Leprechaun schrieb:

    Zum Beispiel...
    Lüge 1: Freie Verfügbarkeit von Psychopharmaka ist grundsätzlich gut.
    Wahrheit: Freie Verfügbarkeit von Psychopharmaka und anderen gefährlichen Drogen ist gut für Hersteller und Händler (die ihrerseits sowieso "clean" sind), für Käufer aber nur in sehr seltenen Ausnahmefällen.

    Du unterstellst dabei aber implizit, das die Käufer doof sind und alles kaufen, was ihnen so vorgesetzt wird. Nichts könnte weiter von der Wahrheit weg sein, selbst Megakonzerne wie Coca-Cola oder Microsoft haben schon Produkte nach kurzer Zeit wieder vom Markt genommen, weil sie einfach nicht nachgefragt wurden.

    Richtig, bezogen auf Arzneimittelwirkungen sind die Käufer tatsächlich doof. Die Markteinführung neuer Softdrinks scheitert nicht an der Klugheit der Kunden, sondern an deren Geschmacksempfinden, oder an Modetrends oder oder oder...
    Aber Nebenwirkungen von Psychopharmaka kann man nicht schmecken. Die wenigsten Leute lesen sich die Beipackzettel richtig durch- wenn sie die überhaupt verstehen - geschweige denn, daß sie die Anweisungen des Arztes beachten. Dafür gibt es hinreichend Belege.

    Wenn sich die Leute deiner Meinung nach nur schädigen wollen, warum tun sie es dann nicht mit den verschiedenen aktuell zur Verfügung stehenden Mitteln?

    Tun sie Doch: Zigarretten, Schmerzmittel, Schlafmittel, Doping im Breitensport- weißt Du, wieviel Jugendliche heutzutage Schmerzmittelabhängig sind? Auch dafür gibt es haufenweise Belege.

    Selbst wenn (es gab schon Teststrukturen vor den 60er Jahren), dann ist das ein grundsätzliches Problem, sicher. Aber Du kannst doch die andere Seite der Medaille nicht einfach weglegen:
    wenn ein Medikament sagen wir die Heilungschancen einer Krankheit von 46,4% auf 51,1% erhöht und es nicht zugelassen wird, dann tötet man in jedem Jahr der Nichtzulassung eben stochastisch ein paar Kranke ... von denen kann man aber keine Bilder machen, herumhüpfen und "ihr habt sie getötet!!" schreien. Tot sind sie natürlich trotzdem.

    Aber eben *weil* man von ihnen keine Fotos machen kann, gilt an jedem Entscheidungspunkt eine "im Zweifel eher nicht"-Politik, was keine besonders gute Idee ist. Vielleicht haben wir schon Mittel gegen Krebs schon gefunden ... und nicht zugelassen.

    Eines der wichtigsten Zulassungskriterien ist nicht die Wirksamkeit, sondern das Nebenwirkungsspektrum. Erinnere Dich an die Lipobay-Affäre. Die 6% mehr Überlebenden haben keinen Nutzen davon, wenn sie ein Jahr später an den Nebenwirkungen sterben oder zusätzlich erkranken (Kosten-Nutzen-Abwägung). So ein Mittel hätte in Deutschland gar keine Chance auf Zulassung.
    Abgesehen davon: Die Studien, die die Wirksamkeit von Arzneimitteln belegen sollen, sind zu 90% von den Firmen selbst durchgeführt und finanziert. Studien von unabhängigen Instituten gibt es praktisch nicht. So kommt es, daß ausnahmslos (fast) jede Studie zu dem Schluß kommt, ihr Medikament sei um Längen besser als das Konkurrenzprodukt. Es können aber zwei Läufer gleichzeitig besser sein als der andere.

    Ich habe den ganzen Abschnitt für Bashar hier mal hochgeladen. Zitat des relevanten Absatzes:

    It's tempting to argue that the prostitutes do not understand the risks. That's patronizing: Even without the efforts of the health and development organizations, prostitutes probably know more about the risks of sexually transmitted infections than anyone who thinks of them as simpleminded victims. In fact, the prostitutes know that while the risks are real, they are modest. Only one in eight hundred Mexicans carries HIV, and even among prostitutes it afflicts just one in three hundred. Even if a prostitute is unlucky enough that one of her unprotected jobs is with a man who is HIV-positive, the risk that she will catch it is less than 2 percent if one of them is carrying some other sexual infection and less than 1 percent otherwise. None of the prostitutes wants to catch HIV, but the risks of catching it because of one instance of unprotected sex are small, while the pay is substantially higher. Wouldn't you notice a pay increase of 25 percent?

    Ja, bezogen auf Mexico mag das stimmen. Was ist mit Afrika, Thailand, Peru...? Dort gibt es nämlich auch Prostituierte, und gerade in Afrika ist die AIDS-Rate erschreckend hoch.

    Ich persönlich halte Prostitution zB. schon an sich für moralisch etwas grenzwertig. Trotzdem kann ich drüber reden ohne auszuticken.

    Ich auch. Ich wundere mich nur, wenn jemand glaubt, ein paar Euro mehr für ungeschützten Sex würde die Gefahr durch AIDS aufwiegen. Du behauptest, dieser jemand wäre vernünftig, rational und aufgeklärt. Weltweit gibt es eine klare Korelation zwischen der AIDS-Quote und dem Bildungs- und Aufklärungsstand. So etwas kann nur jemand denken, der von der tatsächlichen Gefahr durch AIDS keine Ahnung hat, und das ist eindeutig in Afrka der Fall, und es ist ebenso eindeutig eine Frage der Aufklärung und Bildung. Diese Prostituierten wissen also NICHT, was sie wirklich tun.

    Abgesehen davon, daß Du von völlig falschen Voraussetzungen ausgehst, wie Leprechaun schon reichlich dargestellt hat.

    Kannst Du die nochmal kurz stichpunktartig zusammenschreiben? Danke.

    Kann ich. Tu ich aber nicht. Lies selber nach. Ist gar nicht so lange her.


Anmelden zum Antworten