15% mehr Steuern für mehr Bildung?
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Marc++us schrieb:
Prof84 schrieb:
Das ist wieder eine typische Marc++us-Sichtweise: Es existiert wieder nur ein Beurteilungskonzept nach dem sich alle Lehrer in einer Standardnormalverteilung einordnen lassen.
Systemtheorie kann man ignorieren, aber sie holt einen immer ein.
So ähnlich wie "gravity ever wins".
Robustes Systemdesign ist unter anderem dadurch gekennzeichnet, daß die Fähigkeit der Systeme zu der Verteilung der Eingangsgrößen passt. Es ist ja schön eine Idee für den individualistischen Ansatz zu haben, aber beim Redesign der Schule ist man dem Problem ausgesetzt, daß man das System nicht für 20 Schüler entwirft, sondern für Millionen.
Dazu gibt es einen schönen Film:
http://de.wikipedia.org/wiki/Freedom_WritersDort führte die Fachbereichsleiterin zur Bildungsministerin gegen Mrs G. genau die selbe Augumentation an, um bloß keine progressiven Ansätze zuzulassen.
Dieser Film passt hier eigentlich verdammt gut: Wie die Lehrerin drei Nebenjobs annimmt, um ihren Schülern Bücher kaufen zu können, womit wir wieder beim Thema Geld wären .... Wie die soziale Herkunft über das Schicksal der Schüler entscheidet, womit wir wieder bei PISA in D wären ... Wie destruktiv die Einstellungen von Lehrern und dem System sein kann ... etc.
Diesen Film sollte man jedem Politiker zwingen anzusehen!
BTW: Eigentlich wurde doch bewiesen, dass das Systemdesign NICHT stabil ist.
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Diesen Film sollte man jedem Politiker zwingen anzusehen!
Das finde ich auch. Bitte nimm drei Nebenjobs an und kaufe für jeden Politiker eine Kopie.
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volkard schrieb:
Diesen Film sollte man jedem Politiker zwingen anzusehen!
Das finde ich auch. Bitte nimm drei Nebenjobs an und kaufe für jeden Politiker eine Kopie.
Vielleicht sind gute Lehrer Idealisten. Aber gute Manager?! Ich versuche es ja schon zu verbinden auf Kosten eines Short Exit.
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Prof84 schrieb:
BTW: Eigentlich wurde doch bewiesen, dass das Systemdesign NICHT stabil ist.
Nicht stabil? Ich weiß nicht... stabil ist es doch. Es ändert sich nicht. Jede Anregung verpufft. Der Arbeitspunkt ist halt Mist.
Ich fordere ja auch "robust", nicht nur "stabil". Robust gegenüber der Verteilung der Eingangsgrößen (d.h. schlechte, mittelmäßige und gute Schüler). Heute erzeugt das System mehr und mehr aus allen Schülern schlechte und gelangweilte Schüler, auch aus den guten.
Apropos progressiver Ansatz: die Schulpolitik der 68er - die ja heute breitbandig in vielen Bundesländern eingezogen ist - wurde ja als progressiver Ansatz gefeiert.
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Prof84 schrieb:
Vielleicht sind gute Lehrer Idealisten. Aber gute Manager?!
Das würde ich vor Dir nie behaupten.
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Marc++us schrieb:
... Apropos progressiver Ansatz: die Schulpolitik der 68er - die ja heute breitbandig in vielen Bundesländern eingezogen ist - wurde ja als progressiver Ansatz gefeiert.
Aber Du willst mir doch jetzt nicht erzählen das 68-er Ansatz irgendwas mit Systemtheorie zu tunen hatte. Der destruktivste "progressive" Ansatz war die Einführung der Gesamtschule bzw. dem angekoppelten Unterrichtskonzept!
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68er Ansatz? War das nicht, wenn ich kiffend auf der Wiese sitze ist das auch Arbeit? Unter der Jungend hat sich die Null-Bock-Stimmung erst richtig breit gemacht oder? Ich bin leider zu jung dafuer, kenne das nur aus Erzaehlungen. Vllt. ist jemand mit der Erfahrung hier...
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Prof84 schrieb:
Marc++us schrieb:
... Apropos progressiver Ansatz: die Schulpolitik der 68er - die ja heute breitbandig in vielen Bundesländern eingezogen ist - wurde ja als progressiver Ansatz gefeiert.
Aber Du willst mir doch jetzt nicht erzählen das 68-er Ansatz irgendwas mit Systemtheorie zu tunen hatte.
Vielleicht nicht dem Namen nach. Aber das Thema "Systemveränderung" war doch eindeutig ein Ziel dieser Anpassungen. Man wollte eine bestimmte Eingangsverteilung der Gesellschaft (da war sie wieder, die Verteilung) durch eine Anpassung des Systems auf eine Wunschverteilung am Ausgang (alle möglichst gleich, Spitzen kappen, etc) abbilden. Letztlich gelang das ja auch. Die Frage ist nur, ob dieser jetzige Arbeitspunkt für eine Leistungsgesellschaft angemessen ist.
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Studiengebuehren sind eine Steuererhebung fuer Bildung... Stimmt doch, oder, FDP?
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Apollon schrieb:
Studiengebuehren sind eine Steuererhebung fuer Bildung... Stimmt doch, oder, FDP?
Wenn Du auch Preise für Joghurt als Steuer auf Essen bezeichnest, ja.
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Marc++us schrieb:
Vielleicht nicht dem Namen nach. Aber das Thema "Systemveränderung" war doch eindeutig ein Ziel dieser Anpassungen. Man wollte eine bestimmte Eingangsverteilung der Gesellschaft (da war sie wieder, die Verteilung) durch eine Anpassung des Systems auf eine Wunschverteilung am Ausgang (alle möglichst gleich, Spitzen kappen, etc) abbilden. Letztlich gelang das ja auch. Die Frage ist nur, ob dieser jetzige Arbeitspunkt für eine Leistungsgesellschaft angemessen ist.
Hochschuldozent aus Hamburg schrieb:
"In Deutschland herrscht der Irrglaube vor, dass man aus Jedem Alles machen kann, wenn man ihn nur lang genug auf die Schulbank schickt!"
Was dann nur noch zwei Schlußfolgerungen zulässt:
- Wir Deutschen sind dümmer als andere Völker und deshalb bekommen wir unseren Bedarf an "intellektuellen Rohmaterial" nicht mehr gedeckt, um als Industrie- und Dienstleistungsstaat im globalen Wettbewerb zu funktionieren.
oder - Der demografische Bedarf hat sich grundlegend gewandelt, so dass man die alten Ansprüche generell nicht mehr abdecken kann und man gezwungen ist mit den Ansprüchen nach unten zu gehen oder Fachkräfte zu importieren.
Meine Systemänderung zielt darauf ab, Ansprüche zu entkoppeln und die Konfiguration mehr an den zukünftigen Zielaufgaben heranreifen zu lassen, zumal die Gaps schnell durch neue Medien und ein paar harte Wochenenden und Abende auf einem rudimenären Niveau beseitigt werden können (typisches Freelancer-Denken). Dann tauchen Deine Spitzen schnell wieder auf, sind aber wieder nicht mit einem einzigen Beurteilungskonzept skalierbar.
Apollon schrieb:
Studiengebuehren sind eine Steuererhebung fuer Bildung... Stimmt doch, oder, FDP?
Ich habe mir mal sagen lassen, eine Ausbildung zum Dipl.-Chem. kostet dem Staat im Schnitt 200.000 DM. So gesehen wären Studiengebühren Peanuts. Wenn man allerdings in einer Nachschreibeklausur bei 80 Teilnehmern 100% durchfallen lässt, weil man keine Praktikumsplätze mehr hat und dann diese Leute für zwei Semester Studiengebühren in den Orbit schickt, ist das Preis-/Leistungsverhältnis allerdings kaum angemessen.
So wurde gerade in den 90-igern der Hochschulbetrieb nach der Wiedervereinigung überhaupt nur aufrecht erhalten: Ein Teil wurde von den Forschungsgeldern abgezweigt und der andere Teil wurde dadurch finanziert das man für 100 Studenten kassiert, aber nur 30 bestehen lässt und die Anderen zum Parken schickt und hofft, das sich im nächsten Jahr nicht ihre Zahl verdoppelt.
- Wir Deutschen sind dümmer als andere Völker und deshalb bekommen wir unseren Bedarf an "intellektuellen Rohmaterial" nicht mehr gedeckt, um als Industrie- und Dienstleistungsstaat im globalen Wettbewerb zu funktionieren.
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Lieber sollte man die Ausgaben in anderen Bereichen senken. Um ein Beispiel zu nennen: Keine Steuergelder sollten für das Vollzeitüberwachungsprogramm "Jeder Bürger ist ein potentieller Terrorist" verschwendet werden.
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Apollon schrieb:
Studiengebuehren sind eine Steuererhebung fuer Bildung... Stimmt doch, oder, FDP?
Ungefähr so, wie Kosten für städtische Müllabfahr, Kosten im staatlichen Spielkasino oder Kosten für Fahrten mit einer Staats-Eisenbahn "Steuern" sind...
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"Freiwillige" Steuer ist allerdings auch kein besonders sinnvoller Begriff, muss doch für das Zahlen von Steuern immer eine Steuerpflicht bestehen.
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Um mal aufzuführen, wenn man noch wie in die Tasche fassen kann:
http://www.bpb.de/files/JYRIHO.pdf
http://www.bpb.de/files/TTWVK6.pdf
http://www.bpb.de/files/FRRNA8.pdf
http://www.bpb.de/files/Q7DO7X.pdf
http://www.bpb.de/files/1PRFSR.pdfWer wie (ein-)gebildet ist:
http://www.bpb.de/files/MOLY3Z.pdfWer hier profitiert:
http://www.bpb.de/files/ROZEWO.pdf
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Prof84 schrieb:
Wer hier profitiert:
http://www.bpb.de/files/ROZEWO.pdfKann man nur dazu anmerken:
Der relative Armutsbegriff liefert Ergebnisse, die zu einer völlig falschen Einschätzung der sozialen Lage führen. Die relative Armut nimmt zu, wenn einige sehr Reiche zuziehen, sonst aber alles gleich bleibt. Umgekehrt nimmt die relative Armut ab, wenn einige Reiche einen Vermögensverlust erleiden oder einfach wegziehen. Beispiel für Niedersachsen: wenn die 17 reichsten Bürger das Bundesland verlassen würden, hätte Niedersachsen 100.000 Arme weniger.
Der Begriff der relativen Armut führt nicht nur zu irreführenden Ergebnissen, sondern er ist selbst irreführend, denn er sagt nichts über die tatsächliche Armut aus, sondern ist in Wahrheit ein Indikator für die ökonomische Ungleichheit in der Gesellschaft. Es ist unredlich, die Begriffe Armut und Ungleichheit miteinander zu vermengen. Wenn sich unsere Einkommen verdoppeln oder verdreifachen sollten, sind dann diejenigen, die 60% des erhöhten Durchschnittseinkommens verdienen, immer noch als arm zu bezeichnen?
http://www.mehr-freiheit.de/faq/armut.html
"Armut" ist nach der Definition Deines Artikels eine relative Meßgröße einer Verteilungskurve, die nicht-linear rückkopplungsabhängig ist. Robust?
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Marc++us schrieb:
http://www.mehr-freiheit.de/faq/armut.html
"Armut" ist nach der Definition Deines Artikels eine relative Meßgröße einer Verteilungskurve, die nicht-linear rückkopplungsabhängig ist. Robust?
Gut, dann nehmen wir absolute Größen:
http://www.bpb.de/files/JYRIHO.pdf => Seite 4Ab wann fängt man denn in Deutschland an zu leben, statt zu überleben?
Als Einzelperson mit 1.300 netto?! Mit 1.500?! Mit 2.000?!Hier in Köln zahlen die Ämter an Harz IV-Einzelpersonenhaushalte sogar bis zu 440 € Miete statt ca. 219 €, weil unter dem keine Wohnungen zu bekommen sind.
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Prof84 schrieb:
Marc++us schrieb:
http://www.mehr-freiheit.de/faq/armut.html
"Armut" ist nach der Definition Deines Artikels eine relative Meßgröße einer Verteilungskurve, die nicht-linear rückkopplungsabhängig ist. Robust?
Gut, dann nehmen wir absolute Größen:
http://www.bpb.de/files/JYRIHO.pdf => Seite 4Ab wann fängt man denn in Deutschland an zu leben, statt zu überleben?
Siehe Seite 11.
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Daniel E. schrieb:
Prof84 schrieb:
Marc++us schrieb:
http://www.mehr-freiheit.de/faq/armut.html
"Armut" ist nach der Definition Deines Artikels eine relative Meßgröße einer Verteilungskurve, die nicht-linear rückkopplungsabhängig ist. Robust?
Gut, dann nehmen wir absolute Größen:
http://www.bpb.de/files/JYRIHO.pdf => Seite 4Ab wann fängt man denn in Deutschland an zu leben, statt zu überleben?
Siehe Seite 11.
Dem nach ist die Mofa und der Roller das eigentliche Statussymbol.
Ich habe mal eine Milchmädchenrechnung aufgestellt für einen "lebenswürdigen Grundbedarf/Monat":
ca. 500 € durchschnittliche Miete (für eine Wohnung die nicht in der Bronx liegt)
ca. 100 € Strom, Gas & Heizung
ca. 100 € Telefon, Internet, Handy, GEZ
ca. 500 € Futter (ohne Ausgehen, das auch mal ein Steak auf dem Teller ist)
ca. 100 € Fahrtkosten offent. Nahverkehr
ca. 50 € Versicherungen (Haft., Haus. etc)
ca. 50 € Kleidung
ca. 50 € Verbrauchsmittel (Klo., Wasch., Hyg. )
ca. 50 € Kleine Anschaffungen & Instandhaltungca. 1.500 € Summe
Dann sind nicht enthalten:
- Abends mal ausgehen
- Urlaub
- Wochenende wegfahren
- Größere Anschaffung für Wohnung und Unterhaltung
- Unterhalt eines PKWs
- Finanzierung eines Hobbies9,3 % aller Haushalte erhalten Harz IV (818 €/m)
36,7% aller Haushalten haben weniger als 1.500 € netto zur Verfügung.
Um diese netto zur Verfügung zu haben, müsste man bei LK I ca. 27.000 € im Jahr brutto verdienen.Könnt Ihr diese Sichtweise mal bundesweit (D) verifizieren?!
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Prof84 schrieb:
Könnt Ihr diese Sichtweise mal bundesweit (D) verifizieren?!
Komm mal von deinem hohen Ross herunter.
500 Euro für Lebensmittel sind ja mal hoffnungslos übertrieben. Ich glaube, ich meine mal was gehört zu haben, dass man bei Schuldentilgungsplänen von etwa 160 bis 180 Euro für eine erwachsene Person ausgeht- und das ist IMO noch sehr großzügig angesetzt (ich esse weniger).
Zum Rest muss man eigentlich auch nichts mehr sagen:
50 Euro Verbrauchsmaterial? Ich weiß nicht, wo du einkaufst, aber selbst mit einigen überteuerten Hygieneartikeln (Parfum etc.) kommt man nicht auf 50 Euro, wenn man sparsam einkauft.100 Euro für Telekommunikation ist auch total übertrieben. Ein normaler DSL-Anschluss kostet schlappe 30 Euro und ein Handyvertrag 10 Euro (oder gar nichts, weil Prepaid). Wobei sich natürlich die Frage stellt, ob man überhaupt unbedingt ein Handy braucht.
Auf die restlichen Punkte geh ich mal nicht weiter ein.
Viele Grüße
Christian