Welche Parteien sind Sozialdemokratisch?
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ChrisM schrieb:
EDIT/PS: Gerade bei Finanzsachen würde ich Volksabstimmungen für sehr heilsam halten. Abstimmen sollten dort dann aber natürlich nur die, die auch betroffen sind, also alle Nettozahler (Steuerlast > alle Einnahmen dank dem Staat).
Ich halte es für sehr bedenklich systematisch bestimmte Bevölkerungsgruppen von einer Abstimmung auszuschließen.
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Ben04 schrieb:
Hast du richtig verstanden. Sonst schlägt ein Spaßvogel vor die Steuern abzuschaffen. Das kommt durch und der Staat geht im Chaos unter. 3/4* aller Abgeordneten (und zwar Ja Stimmen aller Abgeordneten, egal ob anwesend oder nicht) ist ein de facto einstimmiger Bundestag. Das wird man in der Regel nicht hinkriegen und sicherlich nicht bei auch nur ansatzweise strittigen Gesetzen.
In dem Artikel geht es aber soweit ich weiß nur um die Einkommenssteuer. Würde der Staat wirklich im Chaos versinken, würde diese abgeschafft? Immerhin gibt es auch in Deutschland politische Parteien, die genau das fordern.
Ben04 schrieb:
Ihr FDPler hättet doch wunderbar von diesem System profitieren können. Ihr seid ja so ganz toll gegen Ursulars Gesetz, allerdings werdet ihr euch ja leider nach der Wahl nicht gegen die pöse CDU durchsetzen können. Damit hättet ihr die Möglichkeit gehabt tatsächlich dagegen vor zu gehen. Stimmen für die Wahl im September hätte das sicherlich gebracht. Die Frage ist ob ihr dann noch dagegen gewesen wärt... Wenn man weiß, dass man ein Versprechen nie einlösen muss, dann ist das schnell gegeben.
Es geht aber nicht darum, uneinlösbare Versprechungen zu machen und mit gnadenlos populistischen Wahllügen das Wahlvieh zu ködern. Das versuchen schon andere Parteien, zum Glück mit in jüngster Zeit sehr bescheidenem Erfolg.
Jester schrieb:
Ich halte es für sehr bedenklich systematisch bestimmte Bevölkerungsgruppen von einer Abstimmung auszuschließen.
Ich gebe dir grundsätzlich recht. Allerdings weise ich darauf hin, dass ich natürlich nicht von der Bundestagswahl rede, sondern von (noch einzuführenden) Referenden zu bestimmten definierten Themen.
Ich möchte eine Polemik in der Welt empfehlen, der mich damals (an anderer Stelle) zum Nachdenken bewogen hat. Bitte beachten, es handelt sich um eine Polemik.
Viele Grüße
Christian
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ChrisM schrieb:
In dem Artikel geht es aber soweit ich weiß nur um die Einkommenssteuer. Würde der Staat wirklich im Chaos versinken, würde diese abgeschafft?
Sag mal, muss ich ernsthaft begründen warum jeder Staat in die Knie geht, wenn du ihm von heute auf morgen 40% seiner Einnahmen weg nimmst?
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Ben04 schrieb:
ChrisM schrieb:
In dem Artikel geht es aber soweit ich weiß nur um die Einkommenssteuer. Würde der Staat wirklich im Chaos versinken, würde diese abgeschafft?
Sag mal, muss ich ernsthaft begründen warum jeder Staat in die Knie geht, wenn du ihm von heute auf morgen 40% seiner Einnahmen weg nimmst?
Ja, die Begründung wäre interessant.
Insbesondere wäre interessant, wieso du so so kurzfristig denkst und von 40% weniger Steuern auf 40% weniger Einnahmen schließt.
Ich verzichte jetzt, hier konkrete Modellrechnungen zu verlinken, um dem Vorwurf der andauernden Parteiwerbung aus dem Weg zu gehen. Kann dir selbige aber gerne per PM o.ä. zukommen lassen, oder du schaust dich selbst bei der Initiative Umsteuern (z.B.) um.
Sicher wird man auch an einigen Ausgabestellen sparen müssen, aber das fällt an vielen Stellen überhaupt nicht schwer. Mir fallen z.B. spontan gängelnde Bürokratie für die Wirtschaft (verhindern unternehmerische Tätigkeit => Steuereinnahmen), Entwicklungshilfe für China (!) oder das Einsparen von Ausgaben durch Bekämpfung von Sozialbetrug ein.
Viele Grüße
Christian
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ChrisM schrieb:
Ben04 schrieb:
ChrisM schrieb:
In dem Artikel geht es aber soweit ich weiß nur um die Einkommenssteuer. Würde der Staat wirklich im Chaos versinken, würde diese abgeschafft?
Sag mal, muss ich ernsthaft begründen warum jeder Staat in die Knie geht, wenn du ihm von heute auf morgen 40% seiner Einnahmen weg nimmst?
Ja, die Begründung wäre interessant.
Insbesondere wäre interessant, wieso du so so kurzfristig denlst und von 40% weniger Steuern auf 40% weniger Einnahmen schließt.
Naja, wenn die Einkommenssteuer weg ist, dann ist sie weg. Das ist der linke Startpunkt der Lafferkurve, Revenue=0. Gut, es gäbe ein paar andere Steuern, die das evtl. leicht kompensieren könnten (Unternehmenssteuern und Vermögenssteuern, die Massachusetts beide hat). Aber idR. lohnen sich Steuersenkungen für den Staat nicht. Die Kurve sagt ja nur, daß es einen Auffangeffekt gibt, nicht unbedingt, daß der zur Gegenfinanzierung ausreicht.
Also von heut auf morgen kann man es wirklich schlecht abschaffen. Aber irgendwie abschaffen -- sicher. Nevada, Alaska, Florida, Texas usw. erheben alle keine Einkommenssteuer. Der Bund, also das IRS erhebt natürlich noch Steuern.
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Hi,
es ging ja auch nicht darum, ob es sich für den Staat lohnt, sondern ob dieser im Chaos untergeht oder halt nicht.
Zumindest muss aber die Unpraxis gestoppt werden, Steuern auf andere Steuern zu erheben.
Viele Grüße
Christian
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"
" für deine letzten drei Posts, ChrisM!
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Daniel E. schrieb:
ob auf ein Grundstück eine Moschee oder ein Golfplatz gebaut werden darf.
Daniel E. schrieb:
wir reden hier ja nicht von Sprengstofffabriken in Wohnsiedlungen
Gut, dass du das dazugesagt hast!
scnr
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ChrisM schrieb:
Ben04 schrieb:
ChrisM schrieb:
In dem Artikel geht es aber soweit ich weiß nur um die Einkommenssteuer. Würde der Staat wirklich im Chaos versinken, würde diese abgeschafft?
Sag mal, muss ich ernsthaft begründen warum jeder Staat in die Knie geht, wenn du ihm von heute auf morgen 40% seiner Einnahmen weg nimmst?
Ja, die Begründung wäre interessant.
Insbesondere wäre interessant, wieso du so so kurzfristig denkst und von 40% weniger Steuern auf 40% weniger Einnahmen schließt.Mich würde interessieren, ob man einfach feststellen kann, auf welchem Punkt der Kurve sich Deutschland befindet. Links oder Rechts vom Scheitelpunkt? Mit Steuersenkung oder Erhöhung könnte man zumindest herausbekommen, wo man vorher war. D.h eigentlich bräuchten wir ein dynamisches System, dass die Steuern selbständig so lange erhöht, bis keine Besserung mehr eintritt und dann wieder zurückfährt. Wie ein Regelkreis.
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Andromeda schrieb:
ChrisM schrieb:
Ben04 schrieb:
ChrisM schrieb:
In dem Artikel geht es aber soweit ich weiß nur um die Einkommenssteuer. Würde der Staat wirklich im Chaos versinken, würde diese abgeschafft?
Sag mal, muss ich ernsthaft begründen warum jeder Staat in die Knie geht, wenn du ihm von heute auf morgen 40% seiner Einnahmen weg nimmst?
Ja, die Begründung wäre interessant.
Insbesondere wäre interessant, wieso du so so kurzfristig denkst und von 40% weniger Steuern auf 40% weniger Einnahmen schließt.Mich würde interessieren, ob man einfach feststellen kann, auf welchem Punkt der Kurve sich Deutschland befindet. Links oder Rechts vom Scheitelpunkt? Mit Steuersenkung oder Erhöhung könnte man zumindest herausbekommen, wo man vorher war. D.h eigentlich bräuchten wir ein dynamisches System, dass die Steuern selbständig so lange erhöht, bis keine Besserung mehr eintritt und dann wieder zurückfährt. Wie ein Regelkreis.
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Nur, weil eine Kurve irgendwo ein Optimum hat, bedeutet das nicht, daß man das System dort betreiben sollte. Es gibt gute Argumente dafür, die Steuern weiter zu senken.
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So ganz einfach geht das nicht. Die Lafferkurve gibt dir keinen direkt magischen Zusammenhang an, sondern sie beschreibt die Logik, daß sich bei niedrigeren Steuern andere Anreize wirken. Die Regelkreis-Logik hat zwei Probleme: dein Regelkreis hat mit unter beträchtliche Totzeiten, aber viel wichtiger ist, daß er evtl. gar nicht funktioniert. Wenn Du eine Politik ankündigst, wo Du im wesentlichen sagst: "hey, dieses Jahr ist die Unternehmenssteuer mal richtig niedrig, wie hoch sie nächstes Jahr ist, verrat ich euch nicht, ätsch", dann weiß keiner, was er erwarten soll und die Erwartungen sind entscheidend für zB. Investitionen. Wenn Du ständig an den Regeln rumspielst, dann wirst Du den Laffer-Zusammenhang nie sehen.
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Das dürfte von Steuerart zu Steurart verschieden sein. Die Tabaksteuer dürfte (wie viele "Erziehungssteuern") absichtlich "rechts" liegen.
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Andromeda schrieb:
ChrisM schrieb:
Ben04 schrieb:
ChrisM schrieb:
In dem Artikel geht es aber soweit ich weiß nur um die Einkommenssteuer. Würde der Staat wirklich im Chaos versinken, würde diese abgeschafft?
Sag mal, muss ich ernsthaft begründen warum jeder Staat in die Knie geht, wenn du ihm von heute auf morgen 40% seiner Einnahmen weg nimmst?
Ja, die Begründung wäre interessant.
Insbesondere wäre interessant, wieso du so so kurzfristig denkst und von 40% weniger Steuern auf 40% weniger Einnahmen schließt.Mich würde interessieren, ob man einfach feststellen kann, auf welchem Punkt der Kurve sich Deutschland befindet. Links oder Rechts vom Scheitelpunkt? Mit Steuersenkung oder Erhöhung könnte man zumindest herausbekommen, wo man vorher war. D.h eigentlich bräuchten wir ein dynamisches System, dass die Steuern selbständig so lange erhöht, bis keine Besserung mehr eintritt und dann wieder zurückfährt. Wie ein Regelkreis.
Naja, das setzt aber ja voraus, dass das einzige Ziel des Staats ist, seine eigenen Einnahmen zu maximieren. Koste es, was es wohl (im wahrsten Sinne). IMO kein geeignetes Konzept bei einem Rechtsstaat.
Btw, zufällig vorhin gelesen:
"If a tax cut increases government revenues, you haven't cut taxes enough."
(Milton Friedman)Viele Grüße
Christian
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Daniel E. schrieb:
- Nur, weil eine Kurve irgendwo ein Optimum hat, bedeutet das nicht, daß man das System dort betreiben sollte. Es gibt gute Argumente dafür, die Steuern weiter zu senken.
Du sagts "Die" Steuern, es gibt aber verschiedene Steuern. Manche sollte man sicherlich senken, andere vielleicht anheben.
Daniel E. schrieb:
- So ganz einfach geht das nicht. Die Lafferkurve gibt dir keinen direkt magischen Zusammenhang an, sondern sie beschreibt die Logik, daß sich bei niedrigeren Steuern andere Anreize wirken. Die Regelkreis-Logik hat zwei Probleme: dein Regelkreis hat mit unter beträchtliche Totzeiten, aber viel wichtiger ist, daß er evtl. gar nicht funktioniert. Wenn Du eine Politik ankündigst, wo Du im wesentlichen sagst: "hey, dieses Jahr ist die Unternehmenssteuer mal richtig niedrig, wie hoch sie nächstes Jahr ist, verrat ich euch nicht, ätsch", dann weiß keiner, was er erwarten soll und die Erwartungen sind entscheidend für zB. Investitionen. Wenn Du ständig an den Regeln rumspielst, dann wirst Du den Laffer-Zusammenhang nie sehen.
Nein, ein Regelkreis macht auch keine wilden Sprünge. Die Leute dürfen wissen, ob nächstes Jahr eine Senkung oder Anhebung ansteht, ja sogar um wieviel Prozent. Nähert man sich von links und "droht" mit einer Erhöhung für nächstes Jahr, überschreitet aber den Scheitelwert, dann gibt es sogar eine Senkung, was alle freuen würde. Im Jahr darauf gäbe es wieder eine Anhebung, allerdings eine Kleinere als im Jahr davor. Ich fände es wirklich interessant, wenn man Besteuerung einem Automatismus übergeben könnte, der versucht den höchsten Punkt auf der Kurve zu erreichen.
ChrisM schrieb:
Naja, das setzt aber ja voraus, dass das einzige Ziel des Staats ist, seine eigenen Einnahmen zu maximieren.
Das muss nicht per se schlecht sein, wenn der Staat sinnvoll mit dem Geld umgeht. Er könnte mehr Geld in die Förderung von Bildung, Milderung von Armut, Förderung von umweltverträglichen Technologien stecken und alles anderen wichtigen Probleme konsequenter angehen, wenn mehr Geld da ist. Sinn von Steuern ist ja eine gerechtere Umverteilung der Finanzen zum Wohle aller. Auch haben z.B. zahlungskräftige Staaten die Finanzkrise abgemildert.
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Andromeda schrieb:
Daniel E. schrieb:
- So ganz einfach geht das nicht. Die Lafferkurve gibt dir keinen direkt magischen Zusammenhang an, sondern sie beschreibt die Logik, daß sich bei niedrigeren Steuern andere Anreize wirken. Die Regelkreis-Logik hat zwei Probleme: dein Regelkreis hat mit unter beträchtliche Totzeiten, aber viel wichtiger ist, daß er evtl. gar nicht funktioniert. Wenn Du eine Politik ankündigst, wo Du im wesentlichen sagst: "hey, dieses Jahr ist die Unternehmenssteuer mal richtig niedrig, wie hoch sie nächstes Jahr ist, verrat ich euch nicht, ätsch", dann weiß keiner, was er erwarten soll und die Erwartungen sind entscheidend für zB. Investitionen. Wenn Du ständig an den Regeln rumspielst, dann wirst Du den Laffer-Zusammenhang nie sehen.
Nein, ein Regelkreis macht auch keine wilden Sprünge.
Du hast wohl nur Regelungstechnik 1 gehört?
Die Leute dürfen wissen, ob nächstes Jahr eine Senkung oder Anhebung ansteht, ja sogar um wieviel Prozent. Nähert man sich von links und "droht" mit einer Erhöhung für nächstes Jahr, überschreitet aber den Scheitelwert, dann gibt es sogar eine Senkung, was alle freuen würde. Im Jahr darauf gäbe es wieder eine Anhebung, allerdings eine Kleinere als im Jahr davor. Ich fände es wirklich interessant, wenn man Besteuerung einem Automatismus übergeben könnte, der versucht den höchsten Punkt auf der Kurve zu erreichen.
Bush hat 2003 nichtpermanente Steuersenkungen eingeführt (die Obama jetzt auslaufen lassen wird) und das hatte sehr geringe Auswirkungen auf die Investmentsituation und damit die Verbreiterung der Steuerbasis ... vor allem deshalb, weil sie explizit ein Auslaufdatum hatten. Man ändert sein Verhalten nicht für ein paar Jahre, wenigstens nicht, wenn es darum geht, große Investitionen zu tätigen. Das nur mal zur Größenordnungen der relevanten "Zeitkonstanten".
Das muss nicht per se schlecht sein, wenn der Staat sinnvoll mit dem Geld umgeht.
Andromeda im Wunderland?
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Daniel E. schrieb:
Das muss nicht per se schlecht sein, wenn der Staat sinnvoll mit dem Geld umgeht.
Andromeda im Wunderland?
Gut, der Staat ballert zu viel Geld für unnützes Zeug raus. Aber da sind auch viele wichtige Dinge dabei, auf die man besser nicht verzichtet.
Der ganze Sozialkram kostet nun mal Geld. Was wäre denn die Alternative?
Steuern senken, staatliche Tranferleistungen drastisch kürzen und dann hoffen, dass die Bedürftigen von Spenden williger Wohlständischer leben? Das halte ich für gewagt. Funktioniert auch nur im Wunderland.Aber ich habe auch keine Antwort darauf, wie man es regeln soll, dass der Staat das Geld nicht für nutzloses zeug raus haut.
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Schneewittchen schrieb:
Daniel E. schrieb:
Das muss nicht per se schlecht sein, wenn der Staat sinnvoll mit dem Geld umgeht.
Andromeda im Wunderland?
Gut, der Staat ballert zu viel Geld für unnützes Zeug raus. Aber da sind auch viele wichtige Dinge dabei, auf die man besser nicht verzichtet.
Der ganze Sozialkram kostet nun mal Geld. Was wäre denn die Alternative?
Steuern senken, staatliche Tranferleistungen drastisch kürzen und dann hoffen, dass die Bedürftigen von Spenden williger Wohlständischer leben? Das halte ich für gewagt. Funktioniert auch nur im Wunderland.Und wer soll sowas gefordert haben? Niemand? Ach so.
Aber nur weil wir ein Sozialsystem haben und ein Sozialsystem eine ganz gute Idee ist, bedeutet das nicht, daß unser Sozialsystem eine gute Idee ist. Wir zahlen etwa genau so viel Transferleistungen an die obersten 30% der Einkommensverteilung, wie an die untersten 30%. Und die Anreizstruktur ist auch nicht wirklich gesund. Abgesehen von dem bürokratischen Overhead.
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@Laffer-Kurve
Woraus schließt du, dass diese Funktion nicht mehrere lokale Extrema haben kann?Was mich mal an diesem ganzen Staat vs Wirtschaft Gerede interessieren ist, wo man die Linie zwischen beiden zieht.
Wenn der Staat unternehmerisch tätig wird, ist er dann Teil der Wirtschaft? Wird ein Unternehmen zu groß, dann nimmt es staatsähnlich Strukturen an. Es gibt sogar Unternehmen mit hauseigenen Sozialsystemen. Ist das nun ein Staat?
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Ben04 schrieb:
@Laffer-Kurve
Woraus schließt du, dass diese Funktion nicht mehrere lokale Extrema haben kann?Sicher kann sie. Die Frage ist vor allem, ob sie sehr 'extrem' sind. Angenommen, du hast einen Durchschnittssteuersatz von X% und fährst damit aktuell Y€ ein. Ist es dann sinnvoll anzunehmen, daß bei (X+eps)% nur noch Y/2 rauskommen sollten (alles andere konstant :))? Die grundliegende Logik hinter der Kurve ist, daß jede Art von Steuer eine bestimmte Klasse von Transaktionen nicht mehr wirtschaftlich macht und die darum nicht mehr getätigt werden.
Beispiel: Du wärest bereit, ein T-Shirt für 25€ zu kaufen, der Verkäufer ist bereit es für 20€ zu verkaufen, also könntet ihr euch ja bequem auf zB. 22€ einigen. Kommt aber nun die Umsatzsteuer drauf, dann ist der Preis etwa 26€ und damit kommt kein Geschäft zustande. Bei einer niedrigeren Umsatzsteuer wäre das Geschäft getätigt worden und der Staat hätte dran verdient. Die Lafferkurve ist nichts anderes, als eine schematische Illustration dieses Prinzips. Ich finde das Bild der Kurve nicht so gelungen, weil damit tatsächlich suggeriert wird, es gäbe ein für alle Zeiten konstantes Optimum, dabei hängt das Funktionsprinzip von millionen Transaktionen einzelner Menschen ab, deren Anreize und Erwartungen natürlich den Gesamtausgang extrem mitbestimmen.
Was mich mal an diesem ganzen Staat vs Wirtschaft Gerede interessieren ist, wo man die Linie zwischen beiden zieht.
Kurz:
Kann Steuern erheben oder Leute einbuchten und zum Militär einziehen -> Staat. Sonst: nix Staat.Aber Du hast schon recht, im Detail ist es komplexer und es ist die Frage, warum die Resultate so unterschiedlich sind. Warum werde ich beim Italiener sofort bedient, aber warte fast zwei Stunden, wenn ich einen neuen Ausweis haben möchte?
Das Problem ist normalerweise der Wettbewerb. Den Italiener kann ich wechseln, das Kreisverwaltungsreferat ... naja, auch, aber dafür muß ich umziehen. Wenn man wechseln kann, dann spricht prinzipiell erst mal nichts dagegen, daß der Staat "unternehmerisch tätig wird". Aber wenn er das tut, dann hast Du oft einen Spieler mit extremer Marktmacht, der im wesentlichen nicht pleite gehen kann (er kann sich ja anderweitig finanzieren), abgesehen von den institutionellen Rahmenbedingungen, mit denen er sich ziemlich große Vorteile im Wettbewerb schaffen kann. Beispiel: Staatsschulen vs. Privatschulen. Erstere haben den immensen Vorteil, daß sie "kostenlos" sind (nicht wirklich, aber man bezahlt sowieso). Da ist Konkurrenz schwierig. Oder anderes Beispiel, die aktuell in den USA diskutierte "Public Option". Da geht es um die Gesundheitsreform; die "Public Option" ist quasi eine Versicherung, die der Staat anbietet und die mit privaten Gesundheitsversicherern in Konkurrenz steht. Dabei ist es das (wenigstens halboffizielle) Ziel, daß der Staat durch seine immense Marktmacht die privaten Versicherer aus dem Markt drängen kann und die USA durch die Hintertür ein komplett staatlich gelenktes Gesundheitswesen bekommen.
Es gibt natürlich auch Gegenbeispiele, wo das mit der Marktmacht nicht stimmt. Die Post in den USA ist zB. immer noch nicht privatisiert worden. Aber: who cares? Erstens gibt es ausreichend Konkurrenz (wenigstens bei wichtigen Sachen: FedEx, DHL usw.) und zweitens schreibt sowieso kein Sack mehr Briefe.
Das Problem ist also nicht so sehr die Bürokratisierung, sondern Wettbewerb. Staatlich geschützte Monopole sind zwar technisch privat, aber funktionieren trotzdem meistens schlecht und große Betriebe sind zwar bürokratisch, funktionieren aber halbwegs.
Oder, weil wir gerade vorhin so schön über Regelungstechnik geredet haben: Feedback, Feedback, Feedback
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Ben04 schrieb:
@Laffer-Kurve
Woraus schließt du, dass diese Funktion nicht mehrere lokale Extrema haben kann?Ganz einfach, sie ist mit einem Extremum definiert.
Es ist natürlich ein Modell, was nur versucht, die Realität aufnähern. Wenn man aber mal davon ausgeht, dass die Steuergrundlage (zu besteuernde Größe) mit steigendem Steuersatz monoton abnimmt, dann wird es auch genau ein Maximum des Produkts "Steuersatz * Steuergrundlage" geben.
Ben04 schrieb:
Was mich mal an diesem ganzen Staat vs Wirtschaft Gerede interessieren ist, wo man die Linie zwischen beiden zieht.
Wenn der Staat unternehmerisch tätig wird, ist er dann Teil der Wirtschaft? Wird ein Unternehmen zu groß, dann nimmt es staatsähnlich Strukturen an. Es gibt sogar Unternehmen mit hauseigenen Sozialsystemen. Ist das nun ein Staat?
Ein Unternehmen darf doch Sozialsysteme haben, das hat damit nichts zu tun. Sonst wäre das Rote Kreuz auch ein Staat.
Ein Staat definiert sich aber über das Gewaltmonopol, ein Unternehmen durch beideerseits freiwillige Transaktionen auf dem freien Markt. Also so ziemlich das krasse Gegenteil, oder kennst du ein Unternehmen, wo man nicht kündigen darf, es vielleicht ein Betriebsgericht und -gefängnis gibt, Betriebssteuern auf Geld, was man vielleicht noch wo anders verdient, oder ähnliches?
Staatenähnliche Züge (Protostaaten) findet man am ehesten noch im organisierten Verbrechen, z.B. bei der Mafia.
Viele Grüße
Christian
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ChrisM schrieb:
Staatenähnliche Züge (Protostaaten) findet man am ehesten noch im organisierten Verbrechen, z.B. bei der Mafia.
Astreiner Vergleich. Fehlt nur noch, dass Du Steuern mit Schutzgeld gleichsetzt.
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ChrisM schrieb:
Wenn man aber mal davon ausgeht, dass die Steuergrundlage (zu besteuernde Größe) mit steigendem Steuersatz monoton abnimmt, dann wird es auch genau ein Maximum des Produkts "Steuersatz * Steuergrundlage" geben.
Das klingt falsch.