FDP beruft sich auf Studien, die es gar nicht gibt



  • 3 mal?



  • berniebutt schrieb:

    Z schrieb:

    Früher wäre es, trotzdem Politiker immer ein bisschen geschummelt haben, undenkbar gewesen, dass die FDP so massiv gegen die eigene Bevölkerung vorgeht. Sie wirken wie ferngesteuert ...

    Das stimmt so nur eingeschränkt. Die FDP vertritt doch klar, für welche Interessen sie in der Regierung angetreten ist. Ist nun mal Clientelpolitik, haben die Unionsparteien im Koalitionsvertrag aber gebilligt.

    Ja, sie versuchen ihr Konzept, das sie auch schon vor der Wahl angekündigt haben, kompromisslos durchzudrücken. Nichteinhaltung von Wahlversprechen kann man ihnen keinesfalls vorwerfen. Aber gerade das finde ich auch auffällig. Keine Partei verhält sich so. Alle versprechen dem Wähler das Blaue vom Himmel, machen dann aber in der Regierungskoalition einen Rückzieher nach dem anderen. Nicht so die FDP. Warum nicht? Ist ihnen eigene Glaubwürdigkeit und neoliberale Verklärtheit so viel wichtiger, dass sie Realität und Sachzwänge komplett ignorieren? Irgendwas stimmt da doch nicht. 😃

    volkard schrieb:

    Nur, weil sie nicht die ewig-dämliche Politik des Versprechens und Nichthaltenkönnens betreiben, sondern die einzigen sind, die sinnvolle Pläne äußern, sind sie doch nicht gegen die eigene Bevölkerung eingestellt.

    Du begehst einen Trugschluss. Eine kleine bis garkeine Differenz der Aussagen einer Partei vor der Wahl, zwischen dem Handeln nach der Wahl, suggeriert Authentizität, eine positive Eigenschaft. Du schliesst daraus: "sinnvolle Pläne und nicht gegen das Volk sein", was aber nichts miteinander zu tun hat. Der Trick ist bestenfalls dazu geeignet, dumme Wähler zu binden, weil die FDP die einzige Partei ist, die ihre Versprechen hält. Andere Parteien passen ihre Forderungen an die Wirklichkeit an und erscheinen folglich im Nachhinein als verlogen.

    Aber Freund Westerwelle wird mit seinem plumpen Populismus schon dafür sorgen, dass die Rechnung der FDP-Auftraggeber, wer immer sie auch sein mögen, nicht aufgeht: http://derstandard.at/1267132365694/KZ-Vergleich-beim-Muenchner-Starkbieranstich
    😃 👍



  • Z schrieb:

    berniebutt schrieb:

    Z schrieb:

    Früher wäre es, trotzdem Politiker immer ein bisschen geschummelt haben, undenkbar gewesen, dass die FDP so massiv gegen die eigene Bevölkerung vorgeht. Sie wirken wie ferngesteuert ...

    Das stimmt so nur eingeschränkt. Die FDP vertritt doch klar, für welche Interessen sie in der Regierung angetreten ist. Ist nun mal Clientelpolitik, haben die Unionsparteien im Koalitionsvertrag aber gebilligt.

    Ja, sie versuchen ihr Konzept, das sie auch schon vor der Wahl angekündigt haben, kompromisslos durchzudrücken. Nichteinhaltung von Wahlversprechen kann man ihnen keinesfalls vorwerfen. Aber gerade das finde ich auch auffällig. Keine Partei verhält sich so. Alle versprechen dem Wähler das Blaue vom Himmel, machen dann aber in der Regierungskoalition einen Rückzieher nach dem anderen. Nicht so die FDP. Warum nicht? Ist ihnen eigene Glaubwürdigkeit und neoliberale Verklärtheit so viel wichtiger, dass sie Realität und Sachzwänge komplett ignorieren? Irgendwas stimmt da doch nicht. 😃

    Erstens versucht die FDP nicht, ihr Wahlprogramm "kompromisslos durchzudrücken", was man zB. daran erkennt, daß die aktuelle Regierung bisher auch ziemlich genau nichts zustande bekommen hat (was für eine Regierung IMHO ne gute Sache ist), zweitens, wo siehst Du die Sachzwänge denn komplett verletzt? Wenn es darum geht, sich zB. für Steuersenkungen oder mehr Staatsausgaben zu entscheiden, um die "Wirtschaft anzukurbeln", dann haben Steuersenkungen einen deutlich besseren Effekt.

    Und um das dauerhafte Staatsdefizit (im Gegensatz zum Staatsdefizit über die nächsten zwei, drei Jahre) anzugehen, ist die FDP die einzige Partei, die überhaupt erste (unzureichende) Schritte gehen möchte, wenn es darum geht, zB. die explodierenden Gesundheitskosten oder die strukturellen Defizite in den Sozialsystemen anzugehen. Das sind nämlich eigentlich die großen Themen, nicht so sehr, ob man jetzt Steuern kürzt oder nicht -- das ist ein kompletter Nebenkriegsschauplatz.

    Aber zustande gebracht hat die FDP noch nichts vernünftiges. Das ist auch konsequent. Die FDP ist die Partei, die sagt, daß staatliches Handeln nicht funktioniert und dann werden sie gewählt und beweisen das. Letztlich kommt dann halt immer etwas viel Klientelpolitik rüber, aber hey, wir sind eine Demokratie, da ist alles Klientelpolitik (man lasse sich die Schröder-Amtszeit revue passieren ...). Aber dein Rant geht doch komplett an der Realität vorbei.



  • Daniel E. schrieb:

    ...daß die aktuelle Regierung bisher auch ziemlich genau nichts zustande bekommen hat (was für eine Regierung IMHO ne gute Sache ist),

    Für wen ist es eine "gute Sache"? 😕

    Daniel E. schrieb:

    Wenn es darum geht, sich zB. für Steuersenkungen oder mehr Staatsausgaben zu entscheiden, um die "Wirtschaft anzukurbeln", dann haben Steuersenkungen einen deutlich besseren Effekt.

    Das behauptest Du. (FDP-Wähler? 😃 )
    Nun gibt es sicherlich Beispiele, wo sich Steuersenkungen positiv auf die Konjunktur auswirkten und Gegenbeispiele, die keinen Effekt zeigen. Schliesslich sind Steuern nicht der einzige Wirtschaftsfaktor. Das einzige, was 100% sicher ist, ist dass durch Steuersenkungen der Staat finanziell handlungsunfähiger wird. Ob das wünschenswert ist, möchte ich mal bezweifeln.
    Weitere Verschwörungsthese: Steuererleichterung und die dadurch von der FDP postulierten Verbesserungen des Status Quo, werden nur als Vehikel einer allgemein zersetzenden Tätigkeit genutzt (sie dazu nächsten Absatz).

    Daniel E. schrieb:

    Aber zustande gebracht hat die FDP noch nichts vernünftiges. Das ist auch konsequent. Die FDP ist die Partei, die sagt, daß staatliches Handeln nicht funktioniert und dann werden sie gewählt und beweisen das.

    Na grossartig! 👎 Wieso hat staatliches Handeln denn vorher funktioniert? Ich kann auch beweisen, dass mein Laptop nicht mehr funktioniert, wenn ich einmal kräftig draufspringe. Aber auf die Idee, dass die FDP durch ihren Einzug in die Regierung unser demokratisches System durch Lähmung sabotieren will, bin ich noch garnicht gekommen. Wer von uns beiden ist hier wohl der bessere Verschwörungstheoretiker? 😉

    Daniel E. schrieb:

    Aber dein Rant geht doch komplett an der Realität vorbei.

    Möglicherweise sind meine Äusserungen zu radikal für Deinen Geschmack, aber in der Realität sehen wir ja alle, was wir uns eingebrockt haben, als wir diese Pfeifen in die Regierung wählten. Am Ende der Legislaturperiode wird bestimmt viel Aufbauarbeit nötig sein, um die Ruinen wieder zusammenzuflicken, die die FDP hinterlassen hat. Die arme Angie Merkel hat doch jetzt schon schlaflose Nächte.
    Apropos Ruinen: http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/in-den-ruinen-des-neoliberalismus/

    Nachtrag: Warum eigentlich bis zur nächsten Wahl warten?

    Grundgesetz Art.20 Abs.4 schrieb:

    Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.

    👍 😃



  • Z schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Wenn es darum geht, sich zB. für Steuersenkungen oder mehr Staatsausgaben zu entscheiden, um die "Wirtschaft anzukurbeln", dann haben Steuersenkungen einen deutlich besseren Effekt.

    Das behauptest Du.

    Du kannst ja mal bei http://gregmankiw.blogspot.com/2008/12/spending-and-tax-multipliers.html zu lesen anfangen ...

    Das einzige, was 100% sicher ist, ist dass durch Steuersenkungen der Staat finanziell handlungsunfähiger wird. Ob das wünschenswert ist, möchte ich mal bezweifeln.

    Das Argument trifft aber doch noch viel mehr auf all diejenigen Parteien zu, die dafür stehen, daß die Sozialsysteme dauerhaft noch mehr Geld in sich aufsaugen und langfristig wirklich echte Defizitprobleme erzeugen, als es etwas rumgewurtschtel am Steuersystem es jemals machen könnte.

    Aber ich bin mir nicht sicher, ob Steuersenkungen aktuell wirklich eine hohe Priorität haben sollten und ob sich die FDP aus PR-Sicht nicht ins eigene Bein schießt. Worum es eigentlich gehen sollte, wäre eine Steuerstrukturreform -- gerne auch aufkommensneutral. Wenigstens, wenn die Struktur hinterher weniger beschissen als jetzt ist.

    Daniel E. schrieb:

    Aber zustande gebracht hat die FDP noch nichts vernünftiges. Das ist auch konsequent. Die FDP ist die Partei, die sagt, daß staatliches Handeln nicht funktioniert und dann werden sie gewählt und beweisen das.

    Na grossartig! 👎 Wieso hat staatliches Handeln denn vorher funktioniert?

    Wann soll das denn gewesen sein? Ich kann mich da nicht erinnern, daß es in meiner Lebenszeit großartig funktioniert hätte.

    Aber ich erkläre dir meine Witzeleien auch gerne ausführlich: die SPD sagt zB. "Regierungen funktionieren" und dann wird die SPD gewählt und macht im wesentlichen, was Regierungen immer machen (ihre Interessensgruppen bezahlen, irrelevanten Unsinn und eine handwerklich schlechte Umsetzung einer guten Idee). Es zeigt sich also, die SPD lag falsch. Die FDP wird jetzt gewählt, macht ähnlichen Unsinn, aber bestätigt damit immerhin ihre eigene These.

    Darum auch mein erster Kommentar, den Du offensichtlich auch nicht verstanden hast: fast alles, was Regierungen machen, machen sie ineffizient, ungeschickt und manchmal sogar grob beschissen. Ich sehe nicht, wieso wir netto viel schlechter dastehen sollten, wenn unsere Parlamentarier einfach das ganze Jahr Urlaub auf Malle machen würden, als wenn sie fleißig mit anderer Leute Geld auf Spendiertour gehen und ihre Interessensgruppen bezahlen oder dauerhaft unfinanzierbare Sozialsysteme einführen. Weil, daß sie etwas richtig machen und handwerkliche Fehler vermeiden, wann war das das letzte mal? Bei der Privatisierung der Telefongesellschaften? Auch da kann man rummaulen ...

    Daniel E. schrieb:

    Aber dein Rant geht doch komplett an der Realität vorbei.

    Möglicherweise sind meine Äusserungen zu radikal für Deinen Geschmack, aber in der Realität sehen wir ja alle, was wir uns eingebrockt haben, als wir diese Pfeifen in die Regierung wählten.

    Werd doch mal konkret. Was ist so schrecklich? Die Einführung der Hotelmehrwertsteuerabsenkung? Ja, war offensichtlich Mist (was man leicht daran erkennt, daß die bayrische SPD das auch schon ewig gefordert hat). Aber großen Schaden richtet es nicht an. Sonst, ja, was haben sie sonst eigentlich überhaupt gemacht?



  • um mal wieder aufs Kernthema zurückzukommen: gabs jetzt nun wirklich stichhalte Argumente, dass das Lohnabstandsgebot nicht gewahrt blieb, oder ist das doch nur heiße Luft gewesen?



  • otze schrieb:

    um mal wieder aufs Kernthema zurückzukommen: gabs jetzt nun wirklich stichhalte Argumente, dass das Lohnabstandsgebot nicht gewahrt blieb, oder ist das doch nur heiße Luft gewesen?

    Kommt drauf an, wie man das Lohnabstandsgebot auslegen möchte.



  • Daniel E. schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Aber zustande gebracht hat die FDP noch nichts vernünftiges. Das ist auch konsequent. Die FDP ist die Partei, die sagt, daß staatliches Handeln nicht funktioniert und dann werden sie gewählt und beweisen das.

    Na grossartig! 👎 Wieso hat staatliches Handeln denn vorher funktioniert?

    Wann soll das denn gewesen sein? Ich kann mich da nicht erinnern, daß es in meiner Lebenszeit großartig funktioniert hätte.

    In welchem Land lebst Du? Hier in Deutschland hat der Staat viele Aufgaben, z.B. dafür zu sorgen, dass gleiches Recht für alle gilt, dass alte, schwache und arme Menschen mitgetragen werden, dass er öffentliche Einrichtungen zum Nutzen aller unterhält, jedem eine Grundbildung ermöglicht usw. Es funktioniert vielleicht nicht optimal, aber es funktioniert.

    Mir scheint, Du bist nicht sonderlich begeistert von unserer Staatsform. Welche würdest Du denn für besser halten? Monarchie? Plutokratie? ...?

    Daniel E. schrieb:

    Aber ich erkläre dir meine Witzeleien auch gerne ausführlich: die SPD sagt zB. "Regierungen funktionieren" und dann wird die SPD gewählt und macht im wesentlichen, was Regierungen immer machen (ihre Interessensgruppen bezahlen, irrelevanten Unsinn und eine handwerklich schlechte Umsetzung einer guten Idee). Es zeigt sich also, die SPD lag falsch. Die FDP wird jetzt gewählt, macht ähnlichen Unsinn, aber bestätigt damit immerhin ihre eigene These.

    Sie bestätigen damit die These (na, eigentlich ist es keine These), dass auch subversive Elemente in einer Demokratie die Chance haben, sich ins Parlament wählen zu lassen. Ist leider ein wunder Punkt der Demokratie, dass sie sich durch einen Unfall selbst auslöschen kann. Demokratie fusst IMHO auf zwei wichtigen Grundsteinen:

    1. Informationsfluss
    2. Kompetente Wählerschaft

    Daniel E. schrieb:

    Werd doch mal konkret. Was ist so schrecklich?

    Zum einen die strikte Haltung der FDP, die eine Zusammenarbeit mit dem Koalitionspartner (absichtlich?) blockiert, wie bereits erwähnt. Und dann natürlich die ausufernden, menschenverachtenden Äusserungen von Westerwelle. Bis zu seinen Aufritten war ich Dummkopf übrigens der Meinung, dass ein bisschen Wirtschaftsliberalismus unseren Land nicht schaden könnte. Nein, ich habe nicht die FDP gewählt, aber ich hatte zuerst auch kein Problem damit, dass sie mit an der Regierung ist.



  • Daniel E. schrieb:

    Aber zustande gebracht hat die FDP noch nichts vernünftiges. Das ist auch konsequent. Die FDP ist die Partei, die sagt, daß staatliches Handeln nicht funktioniert und dann werden sie gewählt und beweisen das.

    😮 🤡 😃



  • Daniel E. schrieb:

    Kommt drauf an, wie man das Lohnabstandsgebot auslegen möchte.

    Gratulation! Du hast es geschafft, den Artikel zu zitieren, der durch seine falschen Daten diese ganze Diskussion überhaupt entfacht hat!

    http://www.bildblog.de/16128/wie-sich-alle-mit-hartz-iv-verrechnen/

    //edit das hätte durch Lektüre von Seite 1 auffallen können, da ich dort bereits einen ähnlichen Link gepostet hatte...hmm...



  • Ich habe eben nach Begriffen wie "FDP verfassungsfeindlich" gegoogled und folgendes gefunden: http://www.nachdenkseiten.de/?p=2887
    Es wurde von einem SPD-Politiker geschrieben, noch bevor die FDP im Kabinett Merkel-II mit drin war. Ich habs nocht nicht durchgelesen, aber es sieht sehr interessant aus.

    Unser Autor, Ministerialbeamter und ausgewiesen im Verfassungsrecht, unternimmt es, die herrschende neoliberale Politik am unveränderbaren Kern des Grundgesetzes zu messen. Sein Befund bestätigt die häufig diffuse Vermutung, dass die neoliberalen “Reformen” auf eine andere Republik zielen

    😮 😮 😮



  • Z schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Aber zustande gebracht hat die FDP noch nichts vernünftiges. Das ist auch konsequent. Die FDP ist die Partei, die sagt, daß staatliches Handeln nicht funktioniert und dann werden sie gewählt und beweisen das.

    Na grossartig! 👎 Wieso hat staatliches Handeln denn vorher funktioniert?

    Wann soll das denn gewesen sein? Ich kann mich da nicht erinnern, daß es in meiner Lebenszeit großartig funktioniert hätte.

    In welchem Land lebst Du? Hier in Deutschland hat der Staat viele Aufgaben, z.B. dafür zu sorgen, dass gleiches Recht für alle gilt, dass alte, schwache und arme Menschen mitgetragen werden, dass er öffentliche Einrichtungen zum Nutzen aller unterhält, jedem eine Grundbildung ermöglicht usw. Es funktioniert vielleicht nicht optimal, aber es funktioniert.

    Okay, zugegeben, ich meinte nicht den Staat, sondern das Parlament und die Regierung, ich dachte, das wäre einigermaßen klar. Ich habe mir ja auch eine überspitzte Meinung rausgesucht, die so niemand in der FDP hat.

    Aber: Das steht quasi alles im Grundgesetz. Das wurde nun nicht erst in dieser Legislaturperiode verabschiedet. Auch sorgen die Parlamentarier nicht immer dafür, daß alle Leute eine gleiche Grundbildung erhalten (außer durch Auftreten in Talkshows) und zu Einrichtungen tragen sie auch eher weniger bei.

    Mach ein Experiment: Besuche eine Bibliothek, nimm dir mal per Zufallsprinzip ein paar Ausgaben des Bundesgesetzesblatts zur Hand und dann sag mir, ob Du wirklich der Meinung bist, daß Deutschland heute Zustände wie in Haiti herrschen würden (also: nennenswert schlechtere), wenn diese Gesetze nicht verabschiedet worden wären? Es gibt eher weniger Gesetze, deren Auswirkungen Du überhaupt wahrnehmen kannst. Manche Gesetze waren erfolgreich. Manche eher nicht. Manche waren irrelevant. Manche waren einflußreich. Jetzt mag man streiten, wie der Nettoeffekt aussieht. Schön. Das ist eine ganz andere Diskussion als "hey, Du bist voll der Monarchist, wa?"

    Wenn wir nur noch gute, funktionelle Gesetze verabschieden -- bin ich dabei. Aber: wann soll das denn bitte gewesen sein?

    Sie bestätigen damit die These (na, eigentlich ist es keine These), dass auch subversive Elemente in einer Demokratie die Chance haben, sich ins Parlament wählen zu lassen.

    Hast Du eine recht lebhafte Phantasie? Was ist jetzt nochmal so "subversiv"? Die Bildungsausgaben zu erhöhen oder die Pläne für das Gesundheitssystem?

    Wenn Du nie Roß und Reiter nennst, dann muß man irgendwann halt annehmen, daß sie gar nicht da sind.

    Zum einen die strikte Haltung der FDP, die eine Zusammenarbeit mit dem Koalitionspartner (absichtlich?) blockiert, wie bereits erwähnt.

    Nehmen wir mal an, das wäre so ...

    Wir erinnern uns alle, am Ende von Merkel I war das Land so ein zerrüttelter Scherbenhaufen. Das Land wurde von einer Unions-SPD-Regierung hinterlassen, die Leute starben auf der Straße wie die Fliegen und die FDP führt jetzt auf schnellstmögliche Weise den totalen Neoliberalismus ein, indem sie einfach nichts macht. Hoffentlich kann man das Land, das dann 2012 in Ruinen liegen wird, wieder zusammenflicken.

    Ja, wenn Du das sagst, dann wird das wohl so sein.

    Oder war das jetzt doch nicht deine These?

    Und dann natürlich die ausufernden, menschenverachtenden Äusserungen von Westerwelle.

    Welche konkret?



  • otze schrieb:

    Daniel E. schrieb:

    Kommt drauf an, wie man das Lohnabstandsgebot auslegen möchte.

    Gratulation! Du hast es geschafft, den Artikel zu zitieren, der durch seine falschen Daten diese ganze Diskussion überhaupt entfacht hat!

    http://www.bildblog.de/16128/wie-sich-alle-mit-hartz-iv-verrechnen/

    Aha, okay. Ich verstehe.

    Aber ich bitte dich: 290 Euro mehr Haushaltseinkommen bei ner vierköpfigen Familie ist ein "deutlich höher" laut bildblog? Da verdienen die Kinder mit Zeitungsaustragen mehr ...



  • Daniel E. schrieb:

    Aha, okay. Also 290 Euro mehr Haushaltseinkommen bei ner vierköpfigen Familie ist ein "deutlich höher" laut bildblog? Da verdienen die Kinder mit Zeitungsaustragen mehr ...

    Naja, Verglichen mit der Aussage der Faz, dass er 278Euro weniger als Hartz4 haben sollte, ist das schon ein Argumentativer Unterschied. Ich meine: 568 Euro haben oder nicht haben? Und im Vergleich zum Hartz4 Satz sind das knapp 20% Differenz. Also würde ich schon sagen, dass sich Arbeit lohnt.

    Ob das Gehalt jetzt reicht ist immernoch eine ganz andere Geschichte. Wenn du sagst. Nein, das reicht nicht, dann können wir Fragen, wie es dann der 4 Köpfigen Familie geht, die sogar 290 Euro pro Monat weniger hat. Wir können alternativ aber auch Fragen, warum dieser Job so menschenverachtend schlecht bezahlt wird. Aber da gehst du besser nicht drauf ein, da kommt der neoliberalismus ganz übel weg.



  • otze schrieb:

    Wir können alternativ aber auch Fragen, warum dieser Job so menschenverachtend schlecht bezahlt wird. Aber da gehst du besser nicht drauf ein, da kommt der neoliberalismus ganz übel weg.

    👍



  • Daniel E. schrieb:

    Okay, zugegeben, ich meinte nicht den Staat, sondern das Parlament und die Regierung, ich dachte, das wäre einigermaßen klar. Ich habe mir ja auch eine überspitzte Meinung rausgesucht, die so niemand in der FDP hat.

    Gut, aber würdest Du uns trotzdem bitte verraten, wie Du dir Staat und Regierung vorstellst? Nach deinen bisherigen Andeutungen würde mich das sehr interessieren.

    Daniel E. schrieb:

    Sie bestätigen damit die These (na, eigentlich ist es keine These), dass auch subversive Elemente in einer Demokratie die Chance haben, sich ins Parlament wählen zu lassen.

    Hast Du eine recht lebhafte Phantasie? Was ist jetzt nochmal so "subversiv"?

    Auszug aus dem von mir geposteten Link:

    Das neoliberale Projekt ist, wie dargestellt, gegen den Verfassungskern des Grundgesetzes gerichtet. Diejenigen, die es entwickeln, propagieren oder einzelne Elemente mit der Absicht umsetzen, die strategischen Ziele zu erreichen, handeln zumindest objektiv verfassungsfeindlich.
    ...
    **Der Neoliberalismus will die Marktkräfte von allen “Fesseln”, Verantwortlichkeiten und Rücksichten befreien. Deshalb muss er den sozialen Rechtsstaat bis zur Wirkungslosigkeit aushöhlen.
    **

    Etc, pp. Da ist was dran, finde ich.

    Daniel E. schrieb:

    Wenn Du nie Roß und Reiter nennst, dann muß man irgendwann halt annehmen, daß sie gar nicht da sind.

    Auf wem hacke ich hier die ganze Zeit wohl rum?

    Daniel E. schrieb:

    Und dann natürlich die ausufernden, menschenverachtenden Äusserungen von Westerwelle.

    Welche konkret?

    Siehe Westerwelles Darbietungen zu Hartz-IV, indem er dem Sozialstaat den Krieg erklärt und 5 Millionen Bürger zu Sündenböcken macht. Schon vergessen?
    Ich hoffe ja, dass er es nicht wiklich so meint. Die letzte Partei, die so sehr vereinfachte Antworten auf komplexe Fragen hatte, wurde 1945 von den Siegermächten aufgelöst. 😃



  • Ob das Gehalt jetzt reicht ist immernoch eine ganz andere Geschichte.

    Das ist eigendlich der knackpunkt... Ob man bei arbeit nun mehr oder weniger verdient ist weniger interessant. Wieso sollte ich für etwas arbeiten, wenn es genau so wenig reicht, wie das geld was ich bekomme wenn ich nichts tuhe.
    Mit dem unterschied, das ich wenn ich nichts tuhe nen haufen zeit habe, die ich sinnvoll nutzen kann.
    Und das die ganze Sache noch nicht so schief gegangen ist wie sie eigendlich müsste liegt nur am stolz der leute... Wer will schon freiwillig unselbstständig sein. Wer will sich schon freiwillig als Schmarotzer hinstellen lassen... Wer will sich schon sagen lassen, das er nicht fähig ist für sich und seine familie zu sorgen.
    Außerdem glaube ich das verdammt viele leute netto im monat weniger haben als ein Hartz 4 empfänger... Wird schon genug leute geben die weniger als 6€ stundenlohn haben...

    http://www.gehaltsvergleich.com/vergleich-2823,bundesland,DE-NW,Nordrhein-Westfalen.html
    Wenn ich mir das mal so ansehe haben da viele eben nicht mehr als ein hartz 4 empfänger...
    Wie seriös die quelle jetzt ist weiß ich leider aber auch nicht...

    Ich denke mann sollte einfach mal anders rechnen...
    Das gehalt was jemand der arbeitet hat weniger das was er an hartz 4 bekommen würde, und diese differenz dann durch die stunden die er gearbeitet hat...
    Dann sieht der wirkliche stundenlohn echt erbärmlich aus...



  • Sqwan schrieb:

    Außerdem glaube ich das verdammt viele leute netto im monat weniger haben als ein Hartz 4 empfänger...

    Nein, gibt es nicht. Für Aufstocker gilt: Wenn (Gehalt-Freibetrag)<hartz4 dann Gehalt=hartz4+Freibetrag (vereinfacht). Wird hier schon seit mehreren Seiten dokumentiert. Vielleicht fließt das auch irgendwann in die Diskussion mit ein. Natürlich muss man das Aufstocken beantragen, aber im Vergleich zu nem hartz4 Antrag ist das wirklich unbürokratisch...

    Beim Rest stimme ich dir aber zu 🙂



  • Sqwan schrieb:

    Außerdem glaube ich das verdammt viele leute netto im monat weniger haben als ein Hartz 4 empfänger... Wird schon genug leute geben die weniger als 6€ stundenlohn haben...

    Ich will nur einmal ein Rechenbeispiel wo das als Ergebnis rauskommt.
    Nur ein einziges.

    Ich hoere sowas dauernd (seltener bei hartz iv da ich ja in Oesterreich lebe) aber noch nie (ich betone es immer wieder gerne: nicht ein einziges mal) konnten solche vorurteile mir gegenueber bewiesen werden.

    ich denke viele leute hier verstehen soziale systeme auch nicht wirklich - sonst wuerden solche posts garnicht erst entstehen. das macht mich richtig traurig. weil es naemlich bedeutet dass auf lange sicht hin die sozialausgaben gekuerzt werden. die medien springen auf den populistischen zug auf - was gerade bei hartz iv extrem auffaellt. dabei ist hartz iv ein ziemlich gutes system.



  • Jeder Staat muss auch für 'Soziales' sorgen und das kostet Geld. 'Wohlstand für alle' ohne eigenes Zutun der Empfänger ist nicht möglich und kann nicht bezahlt werden. Wenn die FDP dies gesagt hat, ist das kein Populismus.


Anmelden zum Antworten