M- Theorie und Gott



  • Hallo, ich habe Abschnitte aus Hawkings Buch "The grand design" gelesen und muss sagen dass ich leider vieles nicht verstehe.
    In vielen Zusamenfassungen steht ja, dass Hawking die Existenz eines Gottes unnötig macht.
    Kann mir jmd die Agumentation bis dorthin möglichst einfach erklären?



  • Hier ist ein Interview:

    http://www.youtube.com/watch?v=vOhyFNkBKTE

    Ansonsten muss man vielleicht mal das ganze Buch lesen. Ich hab es noch nicht gelesen, aber es wurde gesagt, dass das viel besser für Laien zu verstehen sein soll als seine vorigen Bücher.

    Nachtrag:
    Ach ja, es gab auch noch "A Universe From Nothing". Das ist ein anderer Vortrag von 2009, den ich schonmal hier irgendwo verlinkt hatte.

    http://www.youtube.com/watch?v=7ImvlS8PLIo



  • dass Hawking die Existenz eines Gottes unnötig macht

    Viele Physiker wurden zum Ende ihrer Laufbahn eher religiös.

    Dieses Getue um Hawking finde ich übrigens überzogen. Was genau hat er denn jetzt beigetragen zum Verständnis von Energie und Materie? Wir haben außer der unbewiesenen M-Theorie nichts.



  • Erhard Henkes schrieb:

    dass Hawking die Existenz eines Gottes unnötig macht

    Viele Physiker wurden zum Ende ihrer Laufbahn eher religiös.

    Das sind in den meisten Fällen Behauptungen von religiöser Seite, die nicht belegt sind. Vor allem, dass atheistische Wissenschaftler am Sterbebett noch den Glauben angenommen hätten, ist oft gelogen, zum Beispiel bei Darwin. Viele heutige Wissenschaftler haben sogar angekündigt, einen Kassettenrekorder an ihrem Sterbebett laufen zu lassen, damit religiöse Menschen nicht so eine Lüge über sie verbreiten können.

    Einstein wird immer als angeblich jüdisch-religiöser Wissenschaftler hergenommen, dabei war er nicht religiös. Er hat oft das Wort Gott benutzt, aber klar gestellt, dass der damit keinen Gott im Sinne der Religionen meint, sondern das Universum als solches.

    "Ich glaube nicht an einen persönlichen Gott und ich habe dies niemals geleugnet, sondern habe es deutlich ausgesprochen. Falls es in mir etwas gibt, das man religiös nennen könnte, so ist es eine unbegrenzete Bewunderung der Struktur der Welt, so weit sie unsere Wissenschaft enthüllen kann."

    "Ich kann mir keinen persönlichen Gott denken, der die Handlungen der einzelnen Geschöpfe direkt beeinflusste oder über seine Kreaturen direkt zu Gericht säße."

    Since our inner experiences consist of reproductions, and combinations of sensory impressions, the concept of a soul without a body seem to me to be empty and devoid of meaning.

    „Der Gedanke an einen persönlichen Gott ist mir völlig fremd und kommt mir sogar naiv vor.“
    

    Es gibt nur einen heute lebenden Top-Wissenschaftler, der religiös ist, und das ist Francis Collins - der Leiter des Human Genome Projects. Seine Äußerungen zum Thema lassen aber eher an seiner Vernunft zweifeln.

    http://www.youtube.com/watch?v=fyWYpdCpF6M

    Alles, was länger als 200 Jahre her war, zählt sowieso nicht, denn wer wollte schon auf dem Scheiterhaufen landen? Sokrates wurde schon wegen Gottlosigkeit zum Tode verurteilt, so auch Galileo.



  • Erhard Henkes schrieb:

    ...Viele Physiker wurden zum Ende ihrer Laufbahn eher religiös. ...

    das korreliert mit der Tatsache, dass Demenz häufig erst im Alter auftritt.



  • ..



  • Ich warte jetzt einfach darauf, ob Vorhersagen der M-Theorie über noch nicht entdeckte Phänomene bestätigt werden.

    Ansonsten noch etwas vom großartigen Philosophen und Mathematiker Russell (aus dem Jahr 1927):

    Der Beweis einer ersten Ursache

    Das Argument, das wohl am einfachsten und leichtesten zu verstehen ist, ist das einer ersten Ursache. (Es wird behauptet, dass alles, was wir auf dieser Welt sehen, eine Ursache hat und dass man zu einer ersten Ursache gelangen muss, wenn man die Kette der Ursachen immer weiter zurückverfolgt, diese erste Ursache nennt man Gott.) Dieses Argument hat heute kaum noch Gewicht, vor allem, weil der Begriff der Ursache nicht mehr die gleiche Bedeutung hat wie früher. Die Philosophen und Wissenschaftler haben sich darüber hergemacht, und der Begriff hat viel von seiner früheren Vitalität verloren. Aber auch unabhängig davon muss man einsehen, dass das Argument, es müsse eine erste Ursache geben, keinerlei Bedeutung haben kann. Ich muss zugeben, dass ich als junger Mann, als ich diese Fragen sehr ernsthaft erwog, lange Zeit das Argument der ersten Ursache gelten ließ, bis ich eines Tages, im Alter von achtzehn Jahren, John Stuart Mills Autobiographie las und darin folgenden Satz fand: »Mein Vater lehrte mich, dass es auf die Frage »Wer hat mich erschaffen?« keine Antwort gibt, da diese sofort die weitere Frage nahelegt: »Wer hat Gott erschaffen?« Wie ich noch immer glaube, machte mir dieser ganz einfache Satz den Trugschluss im Argument der ersten Ursache deutlich. Wenn alles eine Ursache haben muss, dann muss auch Gott eine Ursache haben. Wenn es etwas geben kann, das keine Ursache hat, kann das ebensogut die Welt wie Gott sein, so dass das Argument bedeutungslos wird. Es liegt genau auf der gleichen Linie wie die Ansicht des Hindus, die Welt ruhe auf einem Elefanten und der Elefant stehe auf einer Schildkröte; als man ihn fragte: »Und was ist mit der Schildkröte?«, sagte der Inder: »Sprechen wir von etwas anderem!« Das Argument ist wirklich um keinen Deut besser. Es gibt weder einen Grund dafür, warum die Welt nicht auch ohne eine Ursache begonnen haben könnte, noch, warum sie nicht schon immer existiert haben sollte. Wir haben keinen Grund anzunehmen, dass die Welt überhaupt einen Anfang hatte. Die Idee, dass alles einen Anfang haben müsse, entspringt nur der Armut unserer Vorstellungskraft. Deshalb brauche ich wohl keine weitere Zeit mehr auf das Argument der ersten Ursache zu verschwenden.

    http://www.users.drew.edu/~jlenz/whynot.html



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  • Erhard Henkes schrieb:

    Das führt zu nichts, weder so noch so. 😉

    Wer will kann auch an die "ursprüngliche Singularität" anstelle Gott glauben. 😃

    Darum geht es nicht. Es geht um den logischen Widerspruch im Argument.

    Entweder muss alles eine Ursache haben, dann muss auch Gott eine Ursache haben.

    Oder es kann Ausnahmen geben, dann kann es auch andere Ausnahmen als Gott geben.



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  • Erhard Henkes schrieb:

    Dieses homogene Denken ist doch vollkommener Blödsinn.

    Es ist alles, was wir haben.



  • Es ist alles, was wir haben.

    Nein, du sagst, wir haben immer nur das zur Verfügung, was wir wissen und kennen. Ich denke aber, wir haben vieles mehr, das wir (noch) nicht verstehen.



  • Erhard Henkes schrieb:

    Es ist alles, was wir haben.

    Nein, du sagst, wir haben immer nur das zur Verfügung, was wir wissen und kennen. Ich denke aber, wir haben vieles mehr, das wir (noch) nicht verstehen.

    Nein, eben nicht.

    Ich (bzw. Russell) habe keine Behauptung aufgestellt, sondern eine Spekulation zurückgewiesen.

    Natürlich wissen wir fast nichts. Wir wissen nicht einmal, wie viel wir nicht wissen.

    Wer Spekulationen über Götter anfängt, ignoriert unsere Unwissenheit. Nicht, wer diese Spekulationen zurückweist.



  • ..



  • Erhard Henkes schrieb:

    Wer will kann auch an die "ursprüngliche Singularität" anstelle Gott glauben. 😃

    Wozu?
    Die Raumzeit *ist*. Geht man in der Raumzeit entlang der Zeit rückwärts, kommt man zum Urknall. Aber es besteht doch nicht der geringste Anlaß, zu Denken, es sei etwas außerhalb der Raumzeit.
    Allein die Projektion der historisch gesehen saumodernen newtonschen Welt auf die ganze Welt läßt auf räumliche und zeitliche Grenzenlosigkeit schließen. Nehmen wir doch einfach in Zukunft 400 Jahre Newton einfach als kurzes, doch lehrreiches Spektakulum der Erkenntnisgeschichte.
    Derzeit wird man 10 Schuljahre lang newtonsch geeicht, der Kram danach wird vielleicht berechnet, sicher nicht mehr begriffen. Geht auch gar nicht im derzeitigen Schulbetrieb. Aber jetzt, wo Ihr es angesprochen habt, scheint mir irgendwie, daß sogar der staatliche Physikunterricht am Ende religionsförderlich ist.



  • Erhard Henkes schrieb:

    Du formulierst gekonnt, aber Du willst nicht wahr nehmen, was schon ist:
    http://www-user.uni-bremen.de/~wie/texteapo/didache.html 🙂

    3. In den letzten Tagen nämlich werden zahlreich werden die Lügenpropheten und die Verderber, und es werden sich verkehren die Schafe in Wölfe, und die Liebe wird sich verkehren in Hass.

    4. Wenn nämlich die Gesetzlosigkeit zunimmt, wird man einander hassen und verfolgen und verraten, und dann wird erscheinen der Weltverführer als "Sohn Gottes" und wird Zeichen und Wunder tun; und die Erde wird ausgeliefert werden in seine Hände, und er wird Freveltaten begehen, die niemals geschehen sind seit Urzeit.

    Es gibt zig Religionen, die alle selbst behaupten wahr zu sein und dass alle anderen Lügen. Und sie widersprechen einander, was die "Wahrheit" angeht.

    Wenn ich Christen glaube, ist es was tolles, ewig zu leben und den himmlischen Diktator Jesus zu preisen. (Erinnert stark an Nordkorea, nur dass man Nordkorea wenigstens durch den Tod entkommen kann.)

    Wenn ich Buddhisten glaube, ist wiedergeboren zu werden eine schlimme Strafe und das höchste Ziel ist die Erlöschung (Nirvana).

    Da wünsch ich mir doch lieber das zweite - und als Naturalist gehe ich sowieso davon aus, dass ich erlöschen werde, da ich an keine Wiedergeburt glaube.



  • volkard schrieb:

    Erhard Henkes schrieb:

    Wer will kann auch an die "ursprüngliche Singularität" anstelle Gott glauben. 😃

    Wozu?
    Die Raumzeit *ist*. Geht man in der Raumzeit entlang der Zeit rückwärts, kommt man zum Urknall. Aber es besteht doch nicht der geringste Anlaß, zu Denken, es sei etwas außerhalb der Raumzeit.
    Allein die Projektion der historisch gesehen saumodernen newtonschen Welt auf die ganze Welt läßt auf räumliche und zeitliche Grenzenlosigkeit schließen. Nehmen wir doch einfach in Zukunft 400 Jahre Newton einfach als kurzes, doch lehrreiches Spektakulum der Erkenntnisgeschichte.
    Derzeit wird man 10 Schuljahre lang newtonsch geeicht, der Kram danach wird vielleicht berechnet, sicher nicht mehr begriffen. Geht auch gar nicht im derzeitigen Schulbetrieb. Aber jetzt, wo Ihr es angesprochen habt, scheint mir irgendwie, daß sogar der staatliche Physikunterricht am Ende religionsförderlich ist.

    Solange in der Verfassung der meisten deutschen Länder steht, dass Ehrfurcht vor Gott oberstes Ziel der Schulerziehung ist, wird das wohl kaum besser werden.



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  • Erhard Henkes schrieb:

    Geht man in der Raumzeit entlang der Zeit rückwärts, kommt man zum Urknall.

    (Volkard)

    Als Begründer der Theorie gilt der Theologe und Physiker Georges Lemaître, der 1931 für den heißen Anfangszustand des Universums den Begriff „primordiales Atom“ oder „Uratom“ verwendete.

    😃
    http://de.wikipedia.org/wiki/Urknall

    Das ist auch kein Zufall, weil die Christen nicht mit der Physik Einsteins leben wollte, dass das Universum konstant ist und immer so war.

    Er hätte das wohl auch vorgeschlagen, wenn es falsch gewesen wäre.



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