Die augeklärte Welt



  • Ne, über Religion möchte ich hier auch nicht reden. Da gibt es bereits genug Threads. Ich meine jetzt kein bestimmtes Gebiet, aber nehmen wir uns mal die Wissenschaft heraus. Gut, wir sehen sie als eigenständige Instanz an. Das war früher. Wir wissen vielleicht auch ein wenig mehr, aber das meiste kennen wir ja noch gar nicht. Moralisch gesehen ist es doch sehr schwierig zu behaupten, ob wir aufgeklärt sind. Klar, jeder behauptet das. Warum sollten wir das leugnen. Auch Terroristen denken wahrscheinlich, sie seien augeklärt, denn sie handeln im Namen Gottes (was wohl falsch ist). Nach ihrer Ansicht müssten wir das noch lernen und sind daher weniger aufgeklärt. Momentan bin ich schlichtweg der Überzeugung, dass man sich Begründungsansätze, die auf der aufgeklärten Welt basieren, sparen kann.

    lg, freakC++



  • freakC++ schrieb:

    Momentan bin ich schlichtweg der Überzeugung, dass man sich Begründungsansätze, die auf der aufgeklärten Welt basieren, sparen kann.

    Der Satz ist doch nur an einer Stelle brauchbar, nämlich wenn man gegen Aberglauben argumentiert. Und daran kann ich nichts falsches erkennen, insbesondere wird nicht vorausgesetzt, dass man besonders viel oder gar alles weiß.



  • wenn ich sehe, wie viele an esoterischen Schwachsinn und dergleichen wirklich glauben, kanns mit der Aufklärung nicht weit her sein



  • [EDIT: Im falschen Thread gepostet.]



  • Bashar schrieb:

    freakC++ schrieb:

    Momentan bin ich schlichtweg der Überzeugung, dass man sich Begründungsansätze, die auf der aufgeklärten Welt basieren, sparen kann.

    Der Satz ist doch nur an einer Stelle brauchbar, nämlich wenn man gegen Aberglauben argumentiert. Und daran kann ich nichts falsches erkennen, insbesondere wird nicht vorausgesetzt, dass man besonders viel oder gar alles weiß.

    👍 Genau. Man muss nicht selbst Spitzenkoch sein, um sagen zu dürfen, wenn das Essen nach Scheiße schmeckt.



  • Vollkommene Aufklärung ist eben auch nicht gut. Das menschliche Hirn hat nicht umsonst zwei Hemisphären. Aufklärung wäre Fixierung auf eine. Das beschränkt den Menschen auf eine Maschine. Das ist Aufklärung. Dass man in bestimmten Bereichen mehr Verstand haben sollte, ist davon ja unbeeinträchtigt.



  • Die Frage ist aber, ob man überhaupt das Recht hat, zu behaupten, dass etwas Blödsinn ist bzw, dass das Essen scheiße ist 🙂

    lg, freakC++



  • Wieso nicht?



  • Eisflamme schrieb:

    Vollkommene Aufklärung ist eben auch nicht gut. Das menschliche Hirn hat nicht umsonst zwei Hemisphären. Aufklärung wäre Fixierung auf eine. Das beschränkt den Menschen auf eine Maschine. Das ist Aufklärung. Dass man in bestimmten Bereichen mehr Verstand haben sollte, ist davon ja unbeeinträchtigt.

    Da kommt der Aberglaube wieder hervor.



  • Du hast vollkommen Recht. Alles, was die rechte Hirnhälfte hervorbringt, ist Schwachsinn. Um Rückenproblemen vorzubeugen, sollte man sie nach der Geburt besser entfernen.



  • Eisflamme schrieb:

    Du hast vollkommen Recht. Alles, was die rechte Hirnhälfte hervorbringt, ist Schwachsinn. Um Rückenproblemen vorzubeugen, sollte man sie nach der Geburt besser entfernen.

    Nein, ich meine die Beschränkung auf eine Maschine.



  • Ich meinte mit Maschine nicht einen Roboter, der theoretisch in Zukunft bestehen könnte, sondern eine Maschine, die zwar gehen und Arbeiten erledigen kann und eben auch logisch denken, programmieren oder sonst was, aber eben keine Emotionen besitzen.

    Und Du hast schon Recht. Sind wir schon so weit, dass es Aberglaube ist, einen Mensch als mehr als solch eine oben beschriebene Arbeitsmaschine zu sehen? Na ja, ich kann mir vorstellen, dass das hier im Forum viele so sehen. Wie gesagt, lasst euch eure rechten Hirnhälften doch rausoperieren, dann habt ihr mehr vom Leben. Keine Ablenkung durch irgendwelche unnützen Gefühle, super. :p



  • Könntest du mal versuchen, die Verbindung zum Thema Aufklärung herzustellen? Was du sagst, klingt für mich nach einem ausgemachten Strohmann-Argument, nur dass es so abstrus ist, dass ich gar keinen Anreiz habe, dagegen zu argumentieren.



  • Na ja, das Thema hier handelt davon, ob Aufklärung hier überhaupt vorherrscht. Ich denke, das ist partiell umgesetzt, sicher nicht überall da, wo es umgesetzt sein sollte.

    Was ich danach sagte, war die Kritik an der Aufklärung für den Fall, dass sie bereits vollständig umgesetzt wäre. Es gibt genügend Autoren der entsprechenden Zeit nach der Aufklärung, die genau das, was ich oben beschrieben habe, als Kritik genommen haben. So hat Sturm und Drang sich dann deutlich mehr auf Gefühle fixiert und Klassik hat dann die Extreme aufgelöst, indem es sich beidem bedient hat. Das ist meiner Meinung nach die richtige Lösung. Nicht nur Nachdenken, sondern auch Intuition zulassen. Da finden sich auch Größen wie Goethe, die genau diese Ansicht teilen. Goethe war auch Sturm und Dränger und dann Klassiker. Aber Du kannst auch gerne alles als abstrus hinstellen und solche Leute für bescheuert erklären, wenn Du denkst, damit näher an "der Wahrheit" zu liegen.

    Aber ist sozusagen off-topic, weil es hier ja nicht darum geht. Aber ich spreche halt wie man weiß so gern gegen die Verherrlichung des reinen, isolierten Verstandes und dass die Aufklärung genau dazu geführt hatte, wird halt gerne vergessen. Wenn man schon epochale Begriffe nutzt, dann auch bitteschön mit der historischen Kritik dazu und nicht isoliert.

    Wenn ihr die Epoche aber lieber isoliert betrachtet wollt, weil alles danach Unsinn ist, weil es ja wieder nicht direkt vom Verstand abgeleitet ist, sagt Bescheid, dann geh ich wieder. Ich verstehe nur nicht, inwiefern wir heute so viel fortgeschrittener sind als früher, wo man sich auch noch mehr auf Gefühle (und Glauben, aber lassen wir das) eingelassen hat. Klar wissen wir hier und da etwas mehr, aber das ändert doch im Wesentlichen nichts. Breitere Bildung? Ich glaube, Goethe war recht gebildet, aber korrigiert mich. Denkt ihr nicht, die Epochen danach müsste man auch in Betracht ziehen, da könnte auch was Wichtiges dran sein? Ich finde ein "Nein, nur Aufklärung gut, hugh" irgendwie alles andere als fortschrittlich. Mit dem Wissen, dass es danach andere Epochen hab, finde ich sogar die Fixierung auf die Aufklärungs-Epoche dem Gedanken der Aufklärung widersprechend. Empirie verleugnend und so.



  • Wenn es eure Eltern nicht getan haben, hier ein Link: Sexuelle Aufklärung



  • Aufgeklärt sein bedeutet für mich zunächst einmal, die Dinge um dich herum zu reflektieren und ständig zu hinterfragen. Bei einer Antwort auf die Frage, ob "wir" in einer "aufgeklärten Welt leben", wäre erstmal zu klären, was der Satz überhaupt bedeuten soll. Sind "wir" sämtliche Individuen, oder "nur" die Mehrheit der Menschen als gesellschaftliches Kollektiv, der Zeitgeist, wie auch immer man das nennen mag. Ist "aufgeklärt" eine 24/7 kritische Haltung, oder "nur" eine kritische Grundtendenz? Ist die "Welt" Deutschland, Europa, der Westen, die Zivilisation, der Kapitalismus? Ist "Aufklärung" ein Zustand oder ein Prozess?

    Mit deiner Argumentation, TE, machst du es dir genauso einfach wie die, die du für diesen Satz kritisierst.



  • Eisflamme schrieb:

    Ich meinte mit Maschine nicht einen Roboter, der theoretisch in Zukunft bestehen könnte, sondern eine Maschine, die zwar gehen und Arbeiten erledigen kann und eben auch logisch denken, programmieren oder sonst was, aber eben keine Emotionen besitzen.

    Und Du hast schon Recht. Sind wir schon so weit, dass es Aberglaube ist, einen Mensch als mehr als solch eine oben beschriebene Arbeitsmaschine zu sehen? Na ja, ich kann mir vorstellen, dass das hier im Forum viele so sehen. Wie gesagt, lasst euch eure rechten Hirnhälften doch rausoperieren, dann habt ihr mehr vom Leben. Keine Ablenkung durch irgendwelche unnützen Gefühle, super. :p

    Emotionen sind mechanisch, und das Denken (und weitergeben der Gedanken durch Sprache) ist das, was uns von Tieren unterscheidet.



  • Eisflamme schrieb:

    Na ja, das Thema hier handelt davon, ob Aufklärung hier überhaupt vorherrscht.

    Ja, aber nicht unbedingt auf die historische Epoche bezogen.

    Was ich danach sagte, war die Kritik an der Aufklärung für den Fall, dass sie bereits vollständig umgesetzt wäre.

    Und genau das ist, was ich nicht verstehe. Warum bringst du diese Kritik? Als Kritik an der Aufklärung an sich, also so zu verstehen, als dürfe es kein Zuviel an Aufklärung geben? Den Zustand, den du als vollständige Aufklärung bezeichnest, also wo der vollständig rationale Mensch seine Emotionen völlig unterdrückt, halte ich für eine unrealistische Horrorvision, die in der Diskussion eigentlich nichts verloren hat. Es sei denn, du würdest wie gesagt der Meinung sein, dass das Streben nach Aufklärung unweigerlich in diesen Zustand führt und man deshalb die Notbremse ziehen muss.

    Aber Du kannst auch gerne alles als abstrus hinstellen und solche Leute für bescheuert erklären, wenn Du denkst, damit näher an "der Wahrheit" zu liegen.

    Abstrus nenne ich nur das Postulat, dass die Aufklärung ("sich des eigenen Verstandes zu bedienen") zur Verkümmerung der Emotionen führt, folglich abzulehnen ist.



  • earli:
    Mechanisch und Emotionen passen für mich nicht zusammen. Such Dir ne Definition aus, die passt, damit das verständlich für Dich ist.

    Bashar:
    Ich weiß nicht, ob ich diese Horrorvision so visionär finde. Ich habe eher das Gefühl, es entwickelt sich dahin. Menschen vertrauen ihren Intuitionen überhaupt nicht mehr und es geht nur noch um den Verstand und Kinder wachsen wie gesagt immer häufiger total isoliert aus. Und da Emotionen öffentlich nicht thematisiert werden, findet auch kein Lernprozess diesbzgl. statt. Man muss Emotionen kontrollieren und korrekt entwickeln aber genau so wie Denken lernen. Und ich glaube, das verkümmert heutzutage. Wenn ich da falsch liege, freut mich das ja umso mehr.


  • Mod

    Eisflamme schrieb:

    Ich weiß nicht, ob ich diese Horrorvision so visionär finde. Ich habe eher das Gefühl, es entwickelt sich dahin. Menschen vertrauen ihren Intuitionen überhaupt nicht mehr und es geht nur noch um den Verstand und Kinder wachsen wie gesagt immer häufiger total isoliert aus. Und da Emotionen öffentlich nicht thematisiert werden, findet auch kein Lernprozess diesbzgl. statt. Man muss Emotionen kontrollieren und korrekt entwickeln aber genau so wie Denken lernen. Und ich glaube, das verkümmert heutzutage. Wenn ich da falsch liege, freut mich das ja umso mehr.

    Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Einerseits: Man muss lernen seine Gefühle konstrollieren zu können. Andererseits: Schade, dass sich Leute nicht auf ihre Intuition verlassen und ihre Gefühle nicht ausdrücken.

    Was denn nun?


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