Eine Frage der Moral



  • _-- schrieb:

    @Jochen S. und, stellst du um 😕

    Ich glaube, ich würde nichts tun. Wenn ich die Weiche umstelle, müsste ich mir immer vorwerfen, am Tod dieser Person direkt verantwortlich zu sein. Dann würde ich mir wahrschinlich noch vorstellen, dass diese Person auch noch eine Familie und Freunde hat, denen ich diesen Menschen weggenommen habe. Bei den anderen bin ich zwar auch schuld, quasi unterlassene Hilfeleistung, aber wie zwutz schon sagte, das war dann in erster Linie der Zug, der außer Kontrolle geraten ist. Bei solchen Situationen kommt dann aber auch immer die Frage, ab wann man den Zug umlenken soll: Bei 10? bei 20? oder erst bei 50 Menschen? warum nicht bei 49? oder 48? Wo ist die Grenze? In einer solchen Situation gibt es eifach keine richtige Entscheidung.

    Wenn ich real in einer solchen Situation wäre, würde ich wahrscheinlich verrückt und könnte gar nicht mehr klar denken.

    (Blöde Anmerkung am Rande: Kann man nicht die Weiche umstellen, wenn der Zug gerade mit der Vorderachse über die Weiche gefahren ist? Dann müsste sich der Zug quer stellen und entgleisen. Eventuell werden dann ja alle gerettet.)



  • NrSr schrieb:

    Wenn man die Weichen stellt, ist man ein Mörder geworden. Da jeder Mensch unterschiedlich viel wert ist, sollte man in dieser Variante versuchen die Menschen mit dem geringeren Wert zu ermorden.

    In welchem Sinne? In Sinne die Deutschen brauchen mehr Raum? Das halte ich jedenfalls fuer eine moralisch nicht vertretbare Aussage.



  • vor allem weil der "Wert" einer Person rein subjektiv ist



  • _-- schrieb:

    ein großraumflugzeug fliegt auf ein akw zu! schickst du abfangjäger los, um das vollbesetzte flugzeug abzuschießen?

    wird jetzt klar, wie ihr handeln müsst 😕

    Nein, wird es nicht. Zunaechst einmal gibt es keine korrekte Loesung fuer die urspruengliche Frage. Zweitens weicht diese Situation IMHO davon ab und ist daher nicht vergleichbar.

    Es gibt nur unterschiedliche Prinzipien, mit denen man zu einer Antwort kommen kann, ueber die kann man diskutieren. Die Antwort allein sagt noch nicht viel aus.



  • Ich fürchte in einer solchen Situation wird man einfach nur handeln ohne einen Gedanken darüber zu verlieren. Genauso wie mein Fuß manchmal auf's Bremspedal vom Auto drückt ohne das ich etwas mitbekomme. 🙂

    Man wird einfach agieren ohne viel darüber nachzudenken.

    Und nachher kippt man sich einen hinter die Binde und fragt sich warum man sich so entschieden hat.



  • Bitte ein Bit schrieb:

    Ich fürchte in einer solchen Situation wird man einfach nur handeln ohne einen Gedanken darüber zu verlieren.

    Sehe ich ähnlich.

    Wobei ich Grundsätzlich wenn ich nur die Auswahl zwischen zwei Übeln habe, versuchen würde das kleinere Übel zu wählen (Wenn man nur weiß 1 oder 5 Personen, würde ich eher die eine Person riskieren). Besser ist es natürlich immer der Fall das man das Übel ganz verhindern kann.

    Bitte ein Bit schrieb:

    Und nachher kippt man sich einen hinter die Binde und fragt sich warum man sich so entschieden hat.

    Und das ungeachtet davon welchen Fall man gewählt hat, wenn dadurch auch nur einer zu Schaden kam.



  • _-- schrieb:

    ein großraumflugzeug fliegt auf ein akw zu! schickst du abfangjäger los, um das vollbesetzte flugzeug abzuschießen?

    wird jetzt klar, wie ihr handeln müsst 😕

    Das ist eine völlig andere Situation. Hier sind die Menschen im Flugzeug sowieso dem Tod geweiht, ob nun durch die Abfangjäger oder den Sturz ins AKW. Auch dies ist eine moralische Fragestellung, aber eine andere, da beim initialen Beispiel zu wählen ist, welche Gruppe überlebt. In deinem Beispiel kann man nur wählen, wieviele Menschen sterben und ob man aktiv tötet.



  • Ich würde nicht umstellen.



  • NrSr schrieb:

    Meiner Meinung nach sollte man die Weichen nicht umstellen.

    Das Eigentum von anderen Menschen darf nicht verletzt werden. Jeder Mensch gehört sich selbst.

    Man sollte versuchen die Arbeiter zu retten, aber nicht indem man selber Mord begeht.

    Wenn man die Weichen stellt, ist man ein Mörder geworden. Da jeder Mensch unterschiedlich viel wert ist, sollte man in dieser Variante versuchen die Menschen mit dem geringeren Wert zu ermorden.

    Das ist total unlogisch. Du nimmst ja keinem das Leben weg. Sie verlieren das Leben.

    Und nach deiner Wertdefinition müssten 5 verlorene Leben schlimmer sein als 1.



  • freakC++ schrieb:

    Ich würde nicht umstellen.

    Begründung? Weil du nicht selbst aktiv werden und töten willst? Was, wenn du 1000 Menschen damit retten könntest? Oder die ganze Weltbevölkerung? Würdest du dann weiterhin auf den Mord verzichten?



  • Bitte ein Bit schrieb:

    Ich fürchte in einer solchen Situation wird man einfach nur handeln ohne einen Gedanken darüber zu verlieren.

    Darum ist dies ja nur ein Gedankenexperiment. Du hast jetzt im Prinzip beliebig Zeit dich zu entscheiden aber trotzdem nicht die Moeglichkeit, z.b. die Arbeiter zu benarichtigen. Es geht letzendlich weniger um die konkrete Antwort sondern eher ob und wie du das entscheidest, nach welchem Prinzip du dabei vorgehst bzw. erstmal darueber nachzudenken nach welchen Prinzipien man hier entscheiden koennte.



  • ich versteh euer problem nicht! eig. ists doch ganz einfach, hebel umlegen und 4 menschen retten. sogar einfacher als nem baby nen lolli zu klauen 🙄



  • _-- schrieb:

    ich versteh euer problem nicht! eig. ists doch ganz einfach, hebel umlegen und 4 menschen retten. sogar einfacher als nem baby nen lolli zu klauen 🙄

    Nein, so einfach ist es eben nicht. Es geht darum wie du zu dieser Entscheidung kommst. Und das Prinzip, nach dem du diese Entscheidung triffst, laesst dich in anderen Situationen voellig inakzeptable Entscheidungen treffen. Darum zweifele ich dieses Prinzip an.



  • _-- schrieb:

    ich versteh euer problem nicht! eig. ists doch ganz einfach, hebel umlegen und 4 menschen retten. sogar einfacher als nem baby nen lolli zu klauen 🙄

    So einfach ist es nicht, wenn du umlegst, übernimmst DU aktiv die Verantwortung über den einen Toten, und übernimmst eine Wertung über das Leben. Ich würde zwar auch eher den Hebel umlegen, aber Vorwürfe würde ich mir dennoch machen (ggf. langfristig auch daran zusammenbrechen).



  • TGGC schrieb:

    _-- schrieb:

    ich versteh euer problem nicht! eig. ists doch ganz einfach, hebel umlegen und 4 menschen retten. sogar einfacher als nem baby nen lolli zu klauen 🙄

    Nein, so einfach ist es eben nicht. Es geht darum wie du zu dieser Entscheidung kommst. Und das Prinzip, nach dem du diese Entscheidung triffst, laesst dich in anderen Situationen voellig inakzeptable Entscheidungen treffen. Darum zweifele ich dieses Prinzip an.

    eigentlich gehts darum wie man sich entschieden hat! am besten noch so schnell, dass die entscheidung getroffen ist, bevor der zug über die weiche ist!


  • Mod

    TGGC schrieb:

    _-- schrieb:

    ich versteh euer problem nicht! eig. ists doch ganz einfach, hebel umlegen und 4 menschen retten. sogar einfacher als nem baby nen lolli zu klauen 🙄

    Nein, so einfach ist es eben nicht. Es geht darum wie du zu dieser Entscheidung kommst. Und das Prinzip, nach dem du diese Entscheidung triffst, laesst dich in anderen Situationen voellig inakzeptable Entscheidungen treffen. Darum zweifele ich dieses Prinzip an.

    Wieso so absolute Standpunkte? Wenn man hier zu dem Entschluss kommt, dass es moralisch richtig ist, 4 Menschen zu retten, heißt doch noch nicht, dass man zu dem Entschluss kommt, einen gesunden Menschen auseinander zu schnippeln, um zwei Nierenkranke zu retten. Das sind unterschiedliche Situationen und auch wenn man die Prinzipien hier mit "Das Wohlergehen vieler ist wichtiger als das Leiden weniger" salopp zusammenfassen kann, so ist der eigentliche Entscheidungsprozess doch (hoffentlich) wesentlich komplexer.


  • Mod

    asc schrieb:

    So einfach ist es nicht, wenn du umlegst, übernimmst DU aktiv die Verantwortung über den einen Toten, und übernimmst eine Wertung über das Leben. Ich würde zwar auch eher den Hebel umlegen, aber Vorwürfe würde ich mir dennoch machen (ggf. langfristig auch daran zusammenbrechen).

    Die Wertung musst du aber vornehmen, egal ob du den Hebel hinterher umlegst oder nicht. Das liegt an der Situation in der du dich befindest, nicht an dem was du hinterher tust. Du hast auf jeden Fall die Verantwortung.



  • _matze schrieb:

    freakC++ schrieb:

    Ich würde nicht umstellen.

    Begründung? Weil du nicht selbst aktiv werden und töten willst? Was, wenn du 1000 Menschen damit retten könntest? Oder die ganze Weltbevölkerung? Würdest du dann weiterhin auf den Mord verzichten?

    ^

    Wenn ich umstellen würde, dann würde ich aktiv jemanden töten! Wenn nicht, dann töte ich keinen, denn ich kann für den Rest nichts. Niemand hat das Recht über das Leben eines anderen zu entscheiden.



  • So einfach ist es nicht, wenn du umlegst, übernimmst DU aktiv die Verantwortung über den einen Toten

    Wenn man den Hebel nicht umlegt, hat man halt aktiv Nichts getan. Ein bisschen wie unterlassene Hilfeleistung. Man hat also trotzdem die Verantwortung.

    und übernimmst eine Wertung über das Leben.

    Genau das macht er eigentlich nicht.
    Wäre die einzelne Person ein Nobelpreisträger und die fünf Personen "nur" Durchschnittsbürger und er würde dann die Durchschnittsbürger vom Zug überrollen lassen, dann hätte er eine Wertung über das Leben vorgenommen.
    Ähnlich wäre es mit fünf Kranken und einem Gesunden.

    Aber wenn er einfach nur die objektive Rechnung macht wie er am meisten Leben retten kann, nimmt or doch keine Wertung über das Leben vor.



  • SeppJ schrieb:

    Wieso so absolute Standpunkte? Wenn man hier zu dem Entschluss kommt, dass es moralisch richtig ist, 4 Menschen zu retten, heißt doch noch nicht, dass man zu dem Entschluss kommt, einen gesunden Menschen auseinander zu schnippeln, um zwei Nierenkranke zu retten. Das sind unterschiedliche Situationen und auch wenn man die Prinzipien hier mit "Das Wohlergehen vieler ist wichtiger als das Leiden weniger" salopp zusammenfassen kann, so ist der eigentliche Entscheidungsprozess doch (hoffentlich) wesentlich komplexer.

    Also wenn _-- Prinzip lautet: "Ich waehlen immer die Handlungsoption, bei der die meisten ueberleben", dann wird er dementsprechend Gesunde auseinanderschnippeln. Und genau das ist das Prinzip, das er hier in jedem Post ausdrueckt und mit dem gehe ich nun mal nicht ueberein. Du scheinst dieses Prinzip ja auch nicht gut zu finden.


Anmelden zum Antworten