Europäische Währungsunion - eine politische Notwendigkeit oder ein historischer Fehler?
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Der aus dem Westen ... schrieb:
Ich kenne mich nicht allzu gut mich der Wirtschaft aus, ...
Ja, das merkt man. Du merkst z.B. nicht, dass eure Wirtschaft abhängig vom Ausland ist.
Grüssli
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Dravere schrieb:
Und ich meinte mit diesem Satz: Es bewirkt fast nichts! Wir erhalten eine riesige Inflation und der Franken wird weiterhin stärker gegenüber dem Euro.
Schau mal dezent nach oben, was ich geschrieben habe, und dann erkläre mir ausführlich, wo mein Gedankenfehler liegt.
Dravere schrieb:
China und USA sind andere Dimensionen. Die können mehr drucken ohne dass es ihnen was macht. Die USA ist mit ihrer Weltwährung zudem auch noch ein absoluter Sonderfall. Mit der Schweiz vergleichen, kannst du beide nicht.
Es wird wohl eher auf das Verhältnis ankommen, meinst du nicht? Eine geringe Geldentwertung können die Schweizer wohl vertragen, nur keine Große. Sprich, nachdem man die Notenpresse angeworfen hat, muss man den I/O-Knopf ein zweites Mal drücken.
Die Noten der U.S.A. hingegen sind jetzt schon relativ wenig Wert - mit der Zeit ist der Wert der Währung immer mehr gesunken, weil weder Wert noch Nachfrage hinter dem Dollar stehen. Und wenn man schon wie einige Amerikaner so weit ist und bereits Ersatzwährungen verwendet (also das Vertrauen in die eigene Währung schwindet), wem will man dann einen solchen Schein noch andrehen? Den nimmt dann doch keiner für 'ne müde Mark entgegen.
Dravere schrieb:
Da wäre ich mir gar nicht mal so sicher. Er wäre aber womöglich etwas später gekommen, ja. Aber die Frage nach dem "was wäre wenn" ist sowieso immer müssig. Der Euro ist nun da und es gilt das beste daraus zu machen.
Ja, das wird mit Sicherheit passieren. Frankreich wird das Kind schon schaukeln.
Dravere schrieb:
Das Überstehen von Krisen stärk Gemeinschaften. Daher kann ich der ganzen Krise durchaus etwas positives abgewinnen. Die EU könnte nach dieser Krise deutlich gestärkt herauskommen.
Es kommt hier, glaube ich, nicht auf eine starke Gemeinschaft, sondern auf den Wert - oder zumindest die Illusion von Werten - an, die hinter der Währung steht. Die Eurozone kann gestanden und zusammengeschweißt mit der Titanic untergehen (oder versuchen, die Lecks abzudichten - dafür braucht man aber eine Menge Dichtmaterial, das kaum noch existiert, und ein bisschen Zeit, die man nicht hat), oder einzelne Länder verlassen wie Ratten das sinkende Schiff, während die Hinterbliebenen zusammenhaltend sinken. Eine Möglichkeit wäre noch, das Schiff in Flammen zu setzen, um wenigsten noch ein paar Minuten was zu erleben, oder gleich mit allem, was nicht niet- und nagelfest ist, mit ins Rettungsboot springen a'la 'Vergesst mich nicht!'. Die Gemeinschaft verschwindet im Ozean, viele Werte sind im Keller, aber man kann von vorne anfangen, oder nicht?
Dravere schrieb:
Ja, das merkt man. Du merkst z.B. nicht, dass eure Wirtschaft abhängig vom Ausland ist.
1. 'Eure'? Ich habe bis gerade eben nicht gemerkt, dass du Schweizer bist.
2. 'Exportnation'? Natürlich ist Deutschland gelinde gesagt ein bisschen abhängig vom Ausland und vom Import. Aber es gibt andere Märkte, oder? Noch einmal in Analogie zur Titanic: nachdem man das Festland erreicht hat, kann man wieder überall hingehen und versuchen, seinen Krempel unter's Volk zu bringen. Und falls du es noch nicht gemerkt haben solltest: da wartet ein interessanter Markt in Fernost und Südamerika ...
3. Wenn du mir wenigstens sagen würdest, wo ich konkret falschliege ... aber so kann man ja kaum eine nachvollziehbare Kausalkette erstellen.
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Dravere schrieb:
Der aus dem Westen ... schrieb:
Ich kenne mich nicht allzu gut mich der Wirtschaft aus, ...
Ja, das merkt man. Du merkst z.B. nicht, dass eure Wirtschaft abhängig vom Ausland ist.
Da ist die Schweiz nicht minder anfällig, deswegen ist euch die enorme Stärke des Franken ja auch nicht recht.
Eine durchsackende EU will auch keiner, aber um die Sache am Laufen zu halten, muß absehbar sein, daß ich Autos nicht baue, um dafür 'ne Flasche Ouzo und ein Körbchen Ziegenkäse nebst Ramschpapieren bekomme. Genau diesen Zustand hat der Euro aber zementiert.
Ich kann auch nicht machen, daß die Griechen das Leistungsbilanzdefizit rückwirkend aufgearbeitet haben, noch, daß sie den Willen beibehalten, das jemals zu tun. Wenn ich an die Freakshow diverser europäischer Parlamente denke, wetteifern die gerade um die durchgeballertste nationalistische Rechtspopulismusshow. Amiland bietet ein ähnliches Spektakulum, politisch stabil ist sowas definitiv nimmer.Wirst ja sehen ...
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Der aus dem Westen ... schrieb:
Was das für Konsequenzen haben wird? Haben wir inzwischen breitgetreten, aber ich mag es trotzdem gerne noch mal wiederholen:
Es hat die Konsequenzen, dass die ganzen Staatsanleihen nichts mehr wert sind und die Banken, Pensionsfonds, Versicherungen etc. daran vermutlich kaputt gehen. Also genau das, was man zur Zeit vermeiden will. Darum geht es bei der ganzen Krise. Und Gelddrucken ist eine sehr gefährliche Sache, da man sich so den Binnenmarkt zerstört und immer noch die Gefahr existiert, dass man nicht stark genug abwertet. Siehe Schweiz.
Der aus dem Westen ... schrieb:
Inflation ist kein Tod. Schau dir mal Argentinien an: nachdem die ihre Währung abgewertet hatten, ging es rund. Man darf nur nicht übertreiben.
Argentinien ist pleite gegangen. Das war eine ganze andere Situation. Die haben ihre Staatsanleihen nicht mehr bedient. Eben das was bei PIIGS gerade droht. Und die Argentinier haben da auch heftig drunter gelitten. Ich weiß gar nicht, warum Argentinien immer als Beispiel rangezogen wird. Ja, die Erholung war besser als erwartet. Aber Argentinien war in einer anderen Situation: Wenig Mittelstand, viel Export, günstige Preisentwicklung für die Exportprodukte (zB enormer Anstieg der Sojapreise). Wenn ein EU-Land Bankrott erklärt, dann ist das wohl eher mit Deutschland in den 1930er Jahren zu vergleichen.
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rüdiger schrieb:
Es hat die Konsequenzen, dass die ganzen Staatsanleihen nichts mehr wert sind und die Banken, Pensionsfonds, Versicherungen etc. daran vermutlich kaputt gehen. Also genau das, was man zur Zeit vermeiden will.
Und? Alle sollen zur Hölle fahren, bis auf Höhle 76 ... sich zurückziehen, solange man noch kann.
rüdiger schrieb:
Darum geht es bei der ganzen Krise. Und Gelddrucken ist eine sehr gefährliche Sache, da man sich so den Binnenmarkt zerstört und immer noch die Gefahr existiert, dass man nicht stark genug abwertet. Siehe Schweiz.
Deswegen mit dem neuen Geld investieren. Wenn die Währung schon so mächtig ist, dass ein bisschen Neugeld nichts ausmacht, kann man genau dieses Geld in den Markt, in Investitionen stecken.
Der aus dem Westen ... schrieb:
Argentinien ist pleite gegangen. Das war eine ganze andere Situation. Die haben ihre Staatsanleihen nicht mehr bedient. Eben das was bei PIIGS gerade droht. Und die Argentinier haben da auch heftig drunter gelitten. Ich weiß gar nicht, warum Argentinien immer als Beispiel rangezogen wird.
Nett, wie immer auf den Unterschieden gehämmert wird ... falls es dir nicht aufgefallen sein sollte, wir befinden uns auf dem Weg dorthin.
rüdiger schrieb:
Ja, die Erholung war besser als erwartet. Aber Argentinien war in einer anderen Situation: Wenig Mittelstand, viel Export, günstige Preisentwicklung für die Exportprodukte (zB enormer Anstieg der Sojapreise). Wenn ein EU-Land Bankrott erklärt, dann ist das wohl eher mit Deutschland in den 1930er Jahren zu vergleichen.
Der Mittelstand verschwindet auch so langsam aus unseren Reihen, Deutschland exportiert richtig viel, und die Preise entwickeln sich günstig für den Export. Oder sehe ich das falsch?
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Hi,
aus meiner Sicht hat die (verfrühte) Währungsunion allen geschadet, auch und vor allem uns.
rüdiger schrieb:
Die paar Milliarden für den Rettungsschirm sind zwar schwachsinnig, aber selbst wenn die alle futsch sind, dann wurde trotzdem noch Gewinn aus dem Handel gezogen.
Wer hat denn den Gewinn aus dem Handel gezogen, bei dem Einzelnen ist doch davon (fast) nichts angekommen.
Der Euro hat dazu geführt, daß wir uns in einer Scheinwelt gemütlich eingerichtet haben und alle versäumt haben das notwendige zu tun.
Deutschland hat den fröhlichen Durchreicher gespielt, immer mehr in billigem Ausland fertigen lassen und an all diejenigen verscherbelt, die eigentlich gar kein Geld zum kaufen hatten. Und sich dann selbst auf die Schulter geklopft dass wir Exportweltmeister sind.
Wirklicher Zuwachs entsteht aber nur in der konkreten Produktion. Aber die findet ja nur noch in Teilen in D statt. Die meisten "made in germany"-Produkte kommen aus Asien, drehen über D eine Ehrenrunde und gehen dann dahin, wo sie mit unseren Krediten bezahlt werden.
Den wirklich (überlebens-)wichtigen Binnenmarkt hat D (fast) vollkommen aus den Augen verloren. Was brauchen wir die paar Kaufkulacken hier im Inland, bei uns kauft doch die ganze Welt. Nur wenn die gerade kein Geld hat, dann kauft sie auch nicht hier.
Auch die deutsche Industrie hat gepennt. Statt auf intensive Rationalisierung durch pfiffigere Technologien und Produkte hat sie lieber auf extensieve durch billigen Leistungszukauf aus Fernost gesetzt. Aber damit wird ein immer größerer Teil des Geschäfts eben dort realisiert und nicht hier. Zum einen steigen auch dort mit zunehmender Qualifizierung die Löhne und Arbeitskosten so dass dieser Vorteil schon wieder im Schwinden ist, zum anderen werden die Möglichkeit verschenkt hier zusätzliche über erarbeitetes Geld verfügende Kunden für die eigenen Produkte zu schaffen. Da werden immer mehr Arbeitskräfte freigesetzt (echte Billigstarbeitsplätze gibts in Deutschland kaum noch) und sich in die Taschen gelogen, was man an Geld gespart hat. Hat man aber nicht, die Leute bezahlt man ja immer noch, wenn auch jetzt über den Umweg über die Arge. Der einzige wirkliche Unterschied ist, wenn sie Arbeiten erzeugen sie für ihren Lohn auch Gewinn aus dem sie bezahlt werden, bei der Arge sind sie nur noch Kosten.
Auch die Piggs-Staaten haben nur Nachteile aus dem Euro. Gut, sie konnten eine Weile aus dem Vollem prassen. Aber wieviel Gewinn an echter Lebensqualität hat es ihnen wirklich gebracht.
In diesen Ländern wurde die Industrielle Basis in den letzten 10 Jahren sträflicherweise völlig vernachlässigt. Die können für den Benz blos noch ne Pulle Ouzo und ne Pulle Olivenöl rüberreichen. Aber wärend sie früher mit einem alten Renault R4 glücklich waren haben sie sich jetzt an den Benz gewöhnt und wären restlos verzweifelt, wenn sie auf einmal wieder in den alten R4 steigen müssten.Sie haben die Märkte völlig ignoriert und aus den Augen verloren, wofür auch, das Geld kam doch auch ohne den Umweg über den Markt. Sie haben ihren unnützen Staatsapparat künstlich völig aufgebläht. Wenn man die nicht über den Staat eingestellt hätte, hätten die was anderes gemacht und wären auch nicht verhungert. Aber jetzt hängen sie an Staates Tropf und sind überflüssig wie ein Kropf. Willst Du die jetzt ale rausschmeißen...?
Gruß Mümmel
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Der aus dem Westen ... schrieb:
rüdiger schrieb:
Es hat die Konsequenzen, dass die ganzen Staatsanleihen nichts mehr wert sind und die Banken, Pensionsfonds, Versicherungen etc. daran vermutlich kaputt gehen. Also genau das, was man zur Zeit vermeiden will.
Und? Alle sollen zur Hölle fahren, bis auf Höhle 76 ... sich zurückziehen, solange man noch kann.
Man kann sich nicht zurück ziehen. Warum glaubst du ist Deutschland überhaupt daran interessiert, dass die PIIGS-Staaten nicht den Staatsbankrott erklären? Und was hat das mit dem Euro zu tun?
Der aus dem Westen ... schrieb:
rüdiger schrieb:
Darum geht es bei der ganzen Krise. Und Gelddrucken ist eine sehr gefährliche Sache, da man sich so den Binnenmarkt zerstört und immer noch die Gefahr existiert, dass man nicht stark genug abwertet. Siehe Schweiz.
Deswegen mit dem neuen Geld investieren. Wenn die Währung schon so mächtig ist, dass ein bisschen Neugeld nichts ausmacht, kann man genau dieses Geld in den Markt, in Investitionen stecken.
Das geht aber auf Kosten der Bürger. Die kommen an das neue Geld ja zuletzt und bis dahin hat es an Wert verloren.
Der aus dem Westen ... schrieb:
Der aus dem Westen ... schrieb:
Argentinien ist pleite gegangen. Das war eine ganze andere Situation. Die haben ihre Staatsanleihen nicht mehr bedient. Eben das was bei PIIGS gerade droht. Und die Argentinier haben da auch heftig drunter gelitten. Ich weiß gar nicht, warum Argentinien immer als Beispiel rangezogen wird.
Nett, wie immer auf den Unterschieden gehämmert wird ... falls es dir nicht aufgefallen sein sollte, wir befinden uns auf dem Weg dorthin.
rüdiger schrieb:
Ja, die Erholung war besser als erwartet. Aber Argentinien war in einer anderen Situation: Wenig Mittelstand, viel Export, günstige Preisentwicklung für die Exportprodukte (zB enormer Anstieg der Sojapreise). Wenn ein EU-Land Bankrott erklärt, dann ist das wohl eher mit Deutschland in den 1930er Jahren zu vergleichen.
Der Mittelstand verschwindet auch so langsam aus unseren Reihen, Deutschland exportiert richtig viel, und die Preise entwickeln sich günstig für den Export. Oder sehe ich das falsch?
Was du schreibst ist ziemlich wirr.
@muemmel
Deutschland lässt ziemlich viel in Deutschland fertigen. Aus dem Grund gibt es eine positive Außenhandelsbilanz. Die US-Firmen lassen viel im Ausland fertigen und deswegen hat die USA eine negative Außenhandelsbilanz.
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Hi rüdiger,
rüdiger schrieb:
@muemmel
Deutschland lässt ziemlich viel in Deutschland fertigen. Aus dem Grund gibt es eine positive Außenhandelsbilanz. Die US-Firmen lassen viel im Ausland fertigen und deswegen hat die USA eine negative Außenhandelsbilanz.das sehe ich in erster Linie abhängig von der Betriebsgröße. Kleinere und Mittelständische fertigen hier, in Großbetrieben werden vielfach blos noch die Stücklisten hier verfasst.
Aber gegenüber den USA sind wir sicher noch um Welten besser.Gruß Mümmel
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rüdiger schrieb:
Der aus dem Westen ... schrieb:
rüdiger schrieb:
Es hat die Konsequenzen, dass die ganzen Staatsanleihen nichts mehr wert sind und die Banken, Pensionsfonds, Versicherungen etc. daran vermutlich kaputt gehen. Also genau das, was man zur Zeit vermeiden will.
Und? Alle sollen zur Hölle fahren, bis auf Höhle 76 ... sich zurückziehen, solange man noch kann.
Man kann sich nicht zurück ziehen. Warum glaubst du ist Deutschland überhaupt daran interessiert, dass die PIIGS-Staaten nicht den Staatsbankrott erklären? Und was hat das mit dem Euro zu tun?
Manchmal machst Du mich fassungslos - was das mit dem Euro zu tun hat? Alles! Drachmen, Lire, Ducados, die können nicht mehr über Abwertung Leistungsbilanzdefizite ausgleichen, weil es sie nicht mehr gibt. Wir können das nur noch gemeinsam tun und dammich, sich an PIGS zu ketten, war keine gute Idee, nicht mit Verträgen, die wir selbst ad Absurdum geführt haben.
Du hast immer noch nicht verstanden, daß Du Dein Auto gegen eine Buddel Ouzo, ein Körbchen Ziegenkäse und jede Menge ungedeckter Schuldverschreibungen abzuliefern hast.
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die Idee ist gut aber die Ausführung ist schlecht
Nein, die Idee taugt nix, wenn man sich dabei mit schwachen Wirtschaftssystemen einlassen muss. Wieso eine Währung aber verschiedene Sprachen? Warum nicht auch Esperanto für alle? Die Idee ist sicher auch "gut".
Gut/schlecht das sind falsche Kriterien. Entscheidend ist, wer hat den Vor-/Nachteil? Wenn man riesige zappelnde Menschen vor dem Ertrinken bewahren will, sollte man ausgebildeter Rettungsschwimmer sein, vor allem, wenn es gleich fünf davon sind.
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pointercrash() schrieb:
rüdiger schrieb:
Der aus dem Westen ... schrieb:
rüdiger schrieb:
Es hat die Konsequenzen, dass die ganzen Staatsanleihen nichts mehr wert sind und die Banken, Pensionsfonds, Versicherungen etc. daran vermutlich kaputt gehen. Also genau das, was man zur Zeit vermeiden will.
Und? Alle sollen zur Hölle fahren, bis auf Höhle 76 ... sich zurückziehen, solange man noch kann.
Man kann sich nicht zurück ziehen. Warum glaubst du ist Deutschland überhaupt daran interessiert, dass die PIIGS-Staaten nicht den Staatsbankrott erklären? Und was hat das mit dem Euro zu tun?
Manchmal machst Du mich fassungslos - was das mit dem Euro zu tun hat? Alles! Drachmen, Lire, Ducados, die können nicht mehr über Abwertung Leistungsbilanzdefizite ausgleichen, weil es sie nicht mehr gibt. Wir können das nur noch gemeinsam tun und dammich, sich an PIGS zu ketten, war keine gute Idee, nicht mit Verträgen, die wir selbst ad Absurdum geführt haben.
Ne ne ne, so geht das nicht. Die Frage war: Warum will die deutsche Regierung überhaupt, dass die PIIGS-Staaten nicht Staatsbankrott erklären. Erst musst Du die Frage beantworten und dann können wir uns über die Rolle des Euros unterhalten.
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Erhard Henkes schrieb:
die Idee ist gut aber die Ausführung ist schlecht
Nein, die Idee taugt nix, wenn man sich dabei mit schwachen Wirtschaftssystemen einlassen muss. Wieso eine Währung aber verschiedene Sprachen? Warum nicht auch Esperanto für alle? Die Idee ist sicher auch "gut".
Gut/schlecht das sind falsche Kriterien. Entscheidend ist, wer hat den Vor-/Nachteil? Wenn man riesige zappelnde Menschen vor dem Ertrinken bewahren will, sollte man ausgebildeter Rettungsschwimmer sein, vor allem, wenn es gleich fünf davon sind.
disagree++;
Starke Wirtschaft bedeutet hoher Export?
Hoher Export braucht schwache Volkswirtschaften?
Welche Exportgüter kannst Du in starken Volkswirtschaften exportieren und welchen Anteil hat Deutschland dabei? Selbst die Chinesen haben begriffen, das sie nicht ewig mit Billigramsch wachsen können. Geldwert und Wirtschaft war durch Maastrich gekoppelt und jetzt haben wir nichts und sind immer noch gekoppelt. - Das ist der Fehler.
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http://www.monde-diplomatique.de/pm/2011/08/12.mondeText1.artikel,a0010.idx,1
(edit:
die Quellen dazu auch nicht schlecht u.a.:
http://www.nachdenkseiten.de/?p=10504 )aber ich denke mal, Einstellungsänderungen und Geld allein wird irgendwie nicht reichen. Ach, und a propos reich:
Wie ist das hier eigentlich aufzufassen:
http://dejure.org/gesetze/GG/2.html
...wenn typische reiche Kasten, wie in allen Entwicklungsländern, allein gewisse Freiheiten rausnehmen können, wie Aktienspekulation, Rechtsbeistand, gute Ausbildung der Kinder, Reisen ins Ausland, Steuerbefreiung, Bankkonten im Ausland (Geld, welches NICHT der Volkswirtschaft zur Verfügung steht), Einkaufen auf dem Markt, hohe Renten und vieles vieles mehr?
Die Griechen haben nicht nur Olivenöl und Schafskäse im Angebot, auch Freiheit, Demokratie, Gyros, griechische Schlager, Dreiecke, miditerrane Großherzigkeit oder mystische Orakelei usw. waren gern gesehene Export bzw. Importgüter.
Aber leider dauert es eine Weile, bis sich technisch zivilisatorische Strukturen etablieren, die gewisse demokratische Freiheit, einigermaßen vertretbare Einkommensverteilung und irgendwas in Richtung Chancengleichheit gewähren. Aber in Deutschland hatte es mal ein großes Wirtschaftswunder aus der TotalPleite heraus gegeben, mit großem ausländischem Geld.
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nachtfeuer schrieb:
http://www.monde-diplomatique.de/pm/2011/08/12.mondeText1.artikel,a0010.idx,1
Schöne neue Quelle. Danke.
Historisch betrachtet hat sich die Position Deutschlands damit auf verblüffende Weise umgekehrt. Während des gesamten 20. Jahrhunderts war die größte Gefahr für die Stabilität in Europa, dass Deutschland sich zu Besonderem berufen fühlte. Im 21. Jahrhundert liegt die größte Gefahr für die europäische Stabilität darin, dass Deutschland sich weigern könnte, seine besondere Berufung anzunehmen. Das heißt: Nur wenn die deutschen Steuerzahler - wie widerwillig auch immer - einzusehen vermögen, dass sie zur Übernahme dieser Last verpflichtet sind, wird der Euro überleben. Aber schön wird es nicht.
Ich hatte den Federhandschuh aufgenommen und wurde verprügelt.
Wie ist das hier eigentlich aufzufassen:
http://dejure.org/gesetze/GG/2.html
...wenn typische reiche Kasten, wie in allen Entwicklungsländern, allein gewisse Freiheiten rausnehmen können, wie Aktienspekulation, Rechtsbeistand, gute Ausbildung der Kinder, Reisen ins Ausland, Steuerbefreiung, Bankkonten im Ausland (Geld, welches NICHT der Volkswirtschaft zur Verfügung steht), Einkaufen auf dem Markt, hohe Renten und vieles vieles mehr?
Die Griechen haben nicht nur Olivenöl und Schafskäse im Angebot, auch Freiheit, Demokratie, Gyros, griechische Schlager, Dreiecke, miditerrane Großherzigkeit oder mystische Orakelei usw. waren gern gesehene Export bzw. Importgüter.
Aber leider dauert es eine Weile, bis sich technisch zivilisatorische Strukturen etablieren, die gewisse demokratische Freiheit, einigermaßen vertretbare Einkommensverteilung und irgendwas in Richtung Chancengleichheit gewähren. Aber in Deutschland hatte es mal ein großes Wirtschaftswunder aus der TotalPleite heraus gegeben, mit großem ausländischem Geld.Kurz: Recht hat nichts mit Gerechtigkeit zu tunen. Ein Rechtsstaat ist kein gerechter Staat. Alles gleich machen zu wollen führt zu Ungerechtigkeit. Das Leben ist selten fair.
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Kann mir mal einer erklären, wo die sind die das Geld haben?
Wie leihen den Griechen Geld, sind aber selber verschuldet.
Die USA schulden anscheinend China was, die haben aber auch Schulden. (Die Staatsverschuldung betrug 2009 117,5 Mrd. US-Dollar oder 32,5 % des BIP) Oder sind die in den letzten Jahren verschwunden?
Irgendwie finde ich nur Listen in denen alle möglichen Länder mit Schulden sind.
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Länder_nach_Staatsschuldenquote
http://de.wikipedia.org/wiki/Staatsverschuldung#Staatsverschuldung_in_entwickelten_L.C3.A4ndern
Schulden die alle den Banken Geld? Warum ging dann Lehman pleite und man musste alle möglichen Banken retten?
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pointercrash() schrieb:
Manchmal machst Du mich fassungslos - was das mit dem Euro zu tun hat? Alles! Drachmen, Lire, Ducados, die können nicht mehr über Abwertung Leistungsbilanzdefizite ausgleichen, weil es sie nicht mehr gibt. Wir können das nur noch gemeinsam tun und dammich, sich an PIGS zu ketten, war keine gute Idee, nicht mit Verträgen, die wir selbst ad Absurdum geführt haben.
Das wollte ich ihm gestern auch schreiben, aber das wäre dann ein ellenlanger Post geworden. Ich habe die fiese Angewohnheit, meinen Diskussionspartnern meine Gedanken bis auf das i-Tüpfelchen erklären zu wollen ... oder ist das produktiv?
Wie dem auch sei, derzeit komme wir auf keinen grünen Nenner. Wie ich schon gesagt habe, spiegelt die Währung eines Landes seine Mentalität wieder - die Drachme und die Lire waren eher schwache Währungen, während die Deutsche Mark so hart war, dass als inoffizieller Wert im Ausland gerne gehandelt wurde. Wenn man alle Völker in Europa mit einer Währung ausstattet, muss man das auch mit der Mentalität tun.
Ach, dazu hätte ich mal 'ne Frage: ich habe gelesen, dass der japanische ¥ eine ziemlich starke Währung ist, dabei erinnere ich mich, dass die Währung schon vor einigen Jahren auf 120-150 ¥ pro Euro dümpelte (heute sind's ungefähr 110). Wie kann es sein, dass die Währung als besonders stark gilt, wenn ich mir für 260 ¥ Pommes Rot-Weiß leisten kann, während ich das gleiche für 2,30 € bekommen kann? Ist in diesem Fall nicht der Euro die wesentlich stärkere Währung - so ungefähr 110-mal stärker? (Und liegt aufgrund der Tatsache, dass DM und ¥ relativ harte Währungen sind und die Mentalität des Volkes widerspiegeln, der Grund für das relativ gute Verständnis beider Völker?)
pointercrash() schrieb:
Du hast immer noch nicht verstanden, daß Du Dein Auto gegen eine Buddel Ouzo, ein Körbchen Ziegenkäse und jede Menge ungedeckter Schuldverschreibungen abzuliefern hast.
Wat hassu mit denem Ziegenkäse? Hasst du das Zeuch?
rüdiger schrieb:
Man kann sich nicht zurück ziehen. Warum glaubst du ist Deutschland überhaupt daran interessiert, dass die PIIGS-Staaten nicht den Staatsbankrott erklären? Und was hat das mit dem Euro zu tun?
Schwachfug, dass man sich nicht zurückziehen kann. Natürlich kann man das, man muss nur die Konsequenzen berücksichtigen. Versteh mich nicht falsch, ich bin recht zwiegespalten, was das Thema angeht, und vertrete so gesehen keinen Standpunkt. Aber ganz ehrlich, warum nicht aussteigen?
Warum Deutschland (s/Deutschland/deutsche Politiker) daran interessiert ist, dass die Pleitegeierstaaten doch nicht pleite gehen? Was weiß ich, das kann ich gar nicht wissen. Eventuell haben sie gute Beweggründe, eventuell haben sie die Sache nicht oft genug durchdacht, eventuell haben sie Glück. Warum glauben Menschen an Gott, an Gerechtigkeit, an einen Teller Erbsensuppe für 50 Pfennig? (Mal 'ne blöde Frage, haltet ihr mich für verrückt? Mein Chef hält mich für verrückt ... :-)') Menschen glauben den verrücktesten Scheiß, der in ihren Augen sehr sinnig ist.
rüdiger schrieb:
Ne ne ne, so geht das nicht. Die Frage war: Warum will die deutsche Regierung überhaupt, dass die PIIGS-Staaten nicht Staatsbankrott erklären. Erst musst Du die Frage beantworten und dann können wir uns über die Rolle des Euros unterhalten.
Siehe oben. Wenn man dir als Kind beigebracht hat (oder dein Umfeld pausenlos davon redet), dass Europa vor allem kommt (sogar noch vor Sex), fängst du irgendwann an, das zu glauben. Merkel war wohl ein Kollateralschaden aus dem Mauerfall, der gesehen hat, wie es in Westdeutschland ist und gedacht hat, so soll es jedem ergehen (noch einmal, wie langweilig), und zwar, wie man im Rheinland so schön sagt, "auf Deivel komm raus". Nur war der Plan eventuell nicht ganz ... im englischen sagt man 'appropriate', aber mir will keine passende deutsche Übersetzung einfallen, die alles abdeckt.
MrBurns schrieb:
Kann mir mal einer erklären, wo die sind die das Geld haben?
Wie leihen den Griechen Geld, sind aber selber verschuldet.
Die USA schulden anscheinend China was, die haben aber auch Schulden. (Die Staatsverschuldung betrug 2009 117,5 Mrd. US-Dollar oder 32,5 % des BIP) Oder sind die in den letzten Jahren verschwunden?Genau!
Im Ernst, es sieht wohl so aus: jeder schuldet jedem Geld, weil jeder jedem Geld geliehen hat oder leiht und deswegen im Vorfeld jeder jedem Geld schuldet.
Prof84 schrieb:
Kurz: Recht hat nichts mit Gerechtigkeit zu tunen. Ein Rechtsstaat ist kein gerechter Staat. Alles gleich machen zu wollen führt zu Ungerechtigkeit. Das Leben ist selten fair.
Und mich hat man ausgelacht, als ich das mal erwähnt habe - welcome, my friends, to the very reality.
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MrBurns schrieb:
Kann mir mal einer erklären, wo die sind die das Geld haben?
Nirgends, die Schulden steigen durch die Zinsen und dadurch muss mehr Geld aus nichts entstehen.
Ziemlich traurig das sich alles nur ums schnöde Geld dreht.
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Ich will nur noch etwas anfügen. Ich weiss nicht, ob ihr dies kennt, aber ich finde es phänomenal schön:
Ein Gast kommt in ein Hotel und überlegt sich ein Zimmer zu reservieren. Er legt deshalb 100 Euro auf den Tresen für eine temporäre Reservation und geht danach zur Bar.
Die Dame hinter dem Tresen denkt sich:
"Toll! Ich habe noch 100 Euro Schulden beim Metzger, die kann ich nun gleich abbezahlen gehen."
Sie geht daher zum Metzger und begleicht ihre Schulden. Der Metzer wiederrum denkt:
"Toll! Ich habe noch 100 Euro Schulden beim Bauer, die kann ich nun gleich abbezahlen gehen."
Er geht daher zum Bauer und begleicht seine Schulden. Der Bauer wiederrum denkt:
"Toll! Ich habe noch 100 Euro Schulden bei der Prostituierten, die kann ich nun gleich abbezahlen gehen."
Er geht daher zur Prostituierten und begleicht seine Schulden. Die Prostituierte wiederrum denk:
"Toll! Ich habe noch 100 Euro Schulden beim Hotel, die kann ich nun gleich abbezahlen gehen."
Sie geht daher zum Hotel und begleicht ihre Schulden, indem sie das Geld auf den Tresen legt.
Der Gast kommt inzwischen aus der Bar zurück. Der Drink hat ihm nicht so gemundet und er zieht daher seine Reservation zurück und geht mit seinen 100 Euro weg.Ein System, in welchem es 400 Euro Schulden gab, wurden mit einem Darlehen von 100 Euro schuldenfrei gemacht. So funktioniert die Wirtschaft.
Grüssli
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Kennen wir, Mümmel hat's schon zweimal gebracht, und ich habe auf die Schwächen dieses Systems hingewiesen.
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MrBurns schrieb:
Kann mir mal einer erklären, wo die sind die das Geld haben?
Wie leihen den Griechen Geld, sind aber selber verschuldet.
Die USA schulden anscheinend China was, die haben aber auch Schulden. (Die Staatsverschuldung betrug 2009 117,5 Mrd. US-Dollar oder 32,5 % des BIP) Oder sind die in den letzten Jahren verschwunden?
Irgendwie finde ich nur Listen in denen alle möglichen Länder mit Schulden sind.
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Länder_nach_Staatsschuldenquote
http://de.wikipedia.org/wiki/Staatsverschuldung#Staatsverschuldung_in_entwickelten_L.C3.A4ndern
Schulden die alle den Banken Geld? Warum ging dann Lehman pleite und man musste alle möglichen Banken retten?Wenn der Staat Geld braucht, dann gibt er Staatsanleihen aus und die kann jeder zeichnen. Privatpersonen, Banken, Versicherungen, Pensionsfonds, etc.
Der aus dem Westen ... schrieb:
Aber ganz ehrlich, warum nicht aussteigen?
Du verwunderst mich ein bisschen. Vielleicht solltest Du rausfinden, warum die Bundesregierung eine Staatspleite der PIIGS-Länger verhindern will. Dann erfährst du auch, welche Konsequenzen befürchtet werden und wir können darüber reden, warum man die Länder nicht einfach pleite gehen lässt. Aber es macht ja wenig Sinn, wenn man hier Möglichkeiten ohne Betrachtung der Konsequenzen diskutiert.