Deutsche IT-Branche


  • Mod

    Mechanics schrieb:

    Bedingt. Soweit ich die Firmen kenne (kenne paar Leute, die da arbeiten), wird da nichts großartig interessantes entwickelt. Ich kann mich natürlich täuschen,

    Tust Du.

    Z.B. im Automobilbereich, Continental hat schon vor 15 Jahren im Bereich der Bremssysteme Leute gesucht, die sich mit Wavelet-Transformation auskannten, um die Signale zu verarbeiten. Damals hat jeder noch gestaunt, wie toll JPEG funktioniert...

    Oder im Roboterbereich, schnelle Stromregelungen mit Taktzeiten im µs-Bereich, da müssen 4x4-Matrizen zur Regelung auf digitalen Signalprozessoren ausgewertet werden.

    Auch unterschätzt der ganze Steuerungsbereich in Fabriken und Maschinen, eine Produktionslinie enthält heute typischerweise 10 bis 100 digitale Steuerungen, bestehend aus SPS und PCs, Embedded-Systemen, alles vernetzt mit unterschiedlichen Bussystemen. Und ohne zentralen Steuertakt, alles komplett asychron. Multitasking pur, dagegen ist ein PC mit seinen 4 Kernen ja relativ einfach in der Zerlegung... in einer modernen Fabrik mit integrierter Produktionsplanung und -verfolgung arbeiten rasch 500 bis 1000 völlig unterschiedliche Steuerungssysteme vernetzt zusammen, gekoppelt mit Barcodes, RFID, Netzen, etc.

    Ich stimme der ursprünglichen Aussage zu, daß es in DE keine wichtigen Softwarefirmen für die "netten" Anwendungen gibt, aber daß es in DE keine interessante und anspruchsvolle Softwareentwicklung gibt, ist falsch, es zeigt nur, daß Du keinen Überblick über die Welt der Fabrikautomatisierung und der Maschinenautomation hast... Du solltest mal auf die Hannovermesse gehen.

    Routine-Müll wird irgendwann übrigens jeder Job. Warum glaubst Du haben Jobportale eine Existenzberechtigung? Damit die Studenten erstmalig einen Job finden und dann fertig bis zur Renten? Selbst jemand, der 5 Jahre an Google-Maps mitentwickelt hat, wird irgendwann mal vom x.-ten Release genervt sein... oder wenn er bereits zum dritten Mal an einer Optimierung des Routing-Algorithmus arbeiten muß. Denkst Du, das ist noch so spannned wie am Anfang? Je mehr Routine Du hast, desto schneller wirst Du, desto weniger Aufwand mußt Du in die Problemlösung stecken. Innerhalb der gleichen Firma oder Produkte steigen die Anforderungen nur selten in gleichem Maß mit. Deswegen wechseln Leute die Firma oder Abteilung. Andere ändern irgendwann ihre Work-Life-Balance. Völlig normal.



  • Marc++us schrieb:

    Auch unterschätzt der ganze Steuerungsbereich in Fabriken und Maschinen, eine Produktionslinie enthält heute typischerweise 10 bis 100 digitale Steuerungen, bestehend aus SPS und PCs, Embedded-Systemen, alles vernetzt mit unterschiedlichen Bussystemen. Und ohne zentralen Steuertakt, alles komplett asychron. Multitasking pur, dagegen ist ein PC mit seinen 4 Kernen ja relativ einfach in der Zerlegung... in einer modernen Fabrik mit integrierter Produktionsplanung und -verfolgung arbeiten rasch 500 bis 1000 völlig unterschiedliche Steuerungssysteme vernetzt zusammen, gekoppelt mit Barcodes, RFID, Netzen, etc.

    ich denke eher, du unterschätzt den aufwand, den moderne internetkonzerne betreiben. bei solchen systemen bekommst du richtig probleme, besonders wenn dir dann auch noch im sekundentakt hardware abschmiert. sowas hat man in einer fabrikstraße eher selten 😉


  • Mod

    _-- schrieb:

    sowas hat man in einer fabrikstraße eher selten 😉

    Denkst Du.

    Z.B. Pharmaindustrie - lückenloses Tracking aller Zutaten und erzeugten Produkte, Taktzeiten bei einigen 1000 Stück pro Sekunde. Wegfall der Datenaufzeichnung bedeutet bei solchen Produktionen "Produktzerstörung", d.h. es kann nicht mehr verkauft werden, hoher Wertverlust.

    Ich sage übrigens gar nicht, daß Internetfirmen keine hohen Aufwände mit der Betriebssicherheit haben, oder daß das einfach ist. Woher Du das rausliest ist mir schleierhaft.

    Ich will nur darauf hinweisen, daß viele Leute verzweifelt nach anspruchsvollen IT-Aufgaben suchen, aber gar nicht wissen wo im Industrieumfeld IT tatsächlich notwendig ist, welche Anforderungen an Komplexität, Datenmenge, Datensicherheit und Ausfallsicherheit gestellt werden. Viele Informatiker denken immer nur an Server, Netze, Internet, SAP. Kein Wunder, daß in der Industrieautomatisierung praktisch nur Elektrotechniker Software entwickeln...

    Oder andere lustige Anwendungen... z.B. ein Beispiel norwegischer Lachsfarmen: dort sperrt man Fjorde mit einem Netz, und züchtet im Fjord Lachse. Man will keine "behinderten" Lachse aufzüchten und selektiert deswegen die Eier, sobald man die Augen erkennen kann. Man fährt auf Bändern die Eier vor Highspeedkameras durch, sucht nach optischen Merkmalen, und sortiert defekte Eier aus. Taktzeiten bei 10000 Eiern pro Sekunde.

    Weiteres Beispiel aus Norwegen: das Gas wird über Leitungen auf dem Meeresgrund an Land gepumpt. Die Pumpstationen sind via Ethernet mit dem Land verbunden (redundant natürlich), und haben Diagnose- und Steuerungssoftware. Die Software dafür muß komplett fernwartbar sein, und darf im Fehlerfall die Betriebssicherheit nicht gefährden, muß sich quasi selbst neu starten und sichern. Dabei bleibt die Hardware 10 Jahre im Betrieb, und muß über Lebenszyklen konstant bleiben... d.h. Verbesserungen müssen auf der gleichen Hardware laufen. Das ist fast wie ein Raumschiff starten.

    Das sind Beispiele in der Industrieautomatisierung.



  • Marc++us schrieb:

    Viele Informatiker denken immer nur an Server, Netze, Internet, SAP. Kein Wunder, daß in der Industrieautomatisierung praktisch nur Elektrotechniker Software entwickeln...

    So true.



  • Marc++us schrieb:

    Z.B. im Automobilbereich, Continental hat schon vor 15 Jahren im Bereich der Bremssysteme Leute gesucht, die sich mit Wavelet-Transformation auskannten, um die Signale zu verarbeiten. Damals hat jeder noch gestaunt, wie toll JPEG funktioniert...

    Oder im Roboterbereich, schnelle Stromregelungen mit Taktzeiten im µs-Bereich, da müssen 4x4-Matrizen zur Regelung auf digitalen Signalprozessoren ausgewertet werden.

    Mag sein. Der Bereich interessiert mich aber überhaupt nicht. Ich will mit der Industrieautomatisierung nichts zu tun haben, wie komplex das auch sein mag.
    Dass jeder Job irgendwann zur Routine wird, ist klar. Es spricht im Grunde auch nichts dagegen, alle 5-10 Jahre die Firma zu wechseln. Nur braucht man dann wieder einen interessanten Job, der einen reizt. Das Problem ist, dass ganze Teilbereiche irgendwann zur Routine werden und irgendwann kann mans nicht mehr sehen 😉

    Ambitious_One schrieb:

    Darf man fragen, wie dein Arbeitgeber heißt oder was ihr genau für Software/Hardware produziert mechanics?

    Natürlich nicht 😉 Wir sind hier nicht bei Facebook. Grob gehts um den CAD/CAM/PDM Bereich. Im Laufe der Jahre ist die Software durch die vielen Kunden und unterschiedliche Anforderungen unglaublich gewachsen und mittlerweile ist sie sehr umfangreich und abwechslungsreich, hätt ich nie gedacht, als ich die Stellenbeschreibung gelesen habe.



  • Gibt es überhaupt noch viele andere Länder außer USA die größere bekannte IT-Firmen haben?



  • MrBurns schrieb:

    Gibt es überhaupt noch viele andere Länder außer USA die größere bekannte IT-Firmen haben?

    Südkorea 😕


  • Mod

    _-- schrieb:

    MrBurns schrieb:

    Gibt es überhaupt noch viele andere Länder außer USA die größere bekannte IT-Firmen haben?

    Südkorea 😕

    Außerdem noch Japan, China* und Taiwan. Danach wird's jedoch dunkel im ganzen Rest der Welt. Wenn man den Ausreißer SAP für Deutschland zählt, dann gibt's noch Accenture in Irland, ansonsten war's das mit denen, die mir einfallen.

    *: Und zwar nicht nur als Billiglohnland für ausländische Firmen. Da haben viele auch ihren Hauptsitz.



  • ich mein wir könnten auch das gleiche mal mit autoherstellern machen, wie viele große fallen euch da ein? und es werden immer wieder die gleichen länder sein, aus denen diese firmen kommen.

    wenn man sich so oft iwo beworben hat wie ich, dann weiß man erst, wie wenige große firmen es eig. gibt, und das bezieht sich jetzt nicht nur auf den it-sektor.


  • Mod

    _-- schrieb:

    ich mein wir könnten auch das gleiche mal mit autoherstellern machen, wie viele große fallen euch da ein? und es werden immer wieder die gleichen länder sein, aus denen diese firmen kommen.

    Bei Autos solltest du jedoch eine sehr viel stärkere Tendenz zu Europa und insbesondere zu Deutschland bekommen. Sehr viele Länder haben wenigstens einen namenhaften Autohersteller. Meistens alte (oder auch immer noch) Staatsbetriebe, die auch gleichzeitig das Militär des Landes beliefern. Denn Automobile (allgemein, nicht PKWs!) waren hochgradig kriegswichtig in einer Zeit vor Globalisierung.


  • Mod

    Vielleicht auch mal daran denken, das steht in jedem OECD-Report, Deutschland nimmt unter den Industrieländern auch insofern eine Ausnahmestellung ein, weil hier die wirtschaftliche Stärke vom "Mittelstand" getragen wird, also eben nicht nur einigen großen Konzernen, sondern von kleinen und mittleren Betrieben, die in Nischenmärkten führend sind, die man aber außerhalb der Branche kaum kennt.

    Oder wie glaubt Ihr, wird der Exportüberschuß erzeugt? Doch letztlich durch den Verkauf von Waren... wir exportieren ja bekanntlich kein Öl. Irgendjemand baut die Sachen offensichtlich...

    Extremes Gegenbeispiel wäre ja z.B. gerade Südkorea oder Japan. Da gibt's letztlich 3 oder 4 große Firmen, die alles dominieren. Man muß sich nur mal die Liste der von Mitsubishi erzeugten Produkte ansehen... zwar sind die Firmen alle nur "lose verbunden", aber arbeiten doch zusammen. Von Bier bis Bank ist alles dabei. In solchen Konglomeraten arbeiten dann rasch 1/2 Mio Menschen. Aber wer kennt bei uns schon eine Indus-Holding?



  • will dir jetzt nicht unbedingt wiedersprechen, aber bei den firmen für die ich bis jetzt arbeiten durfte(ca. 5-30 mitarbeiter), war es immer so, dass sie von größeren firmen aufträge bekamen also eig. zulieferbetriebe waren.

    ich denke da z.b. an sowas wie den hersteller der ec-karten software. klar, leisten die gute arbeit und es muss auch was besonderes sein, aber verkaufen können die ihre software doch nur an große banken, oder?

    und falls das einer zwischen den zeilen rauslesen will, nein, ich hab nie für ec-karten software programmiert! bei mir waren es eher kleine webbuden, die für firma xy iwas machen durften 🙄



  • SeppJ schrieb:

    _-- schrieb:

    MrBurns schrieb:

    Gibt es überhaupt noch viele andere Länder außer USA die größere bekannte IT-Firmen haben?

    Südkorea 😕

    Außerdem noch Japan, China* und Taiwan.

    Was sind denn für bekannte Firmen in den genannten Ländern?



  • MrBurns schrieb:

    SeppJ schrieb:

    _-- schrieb:

    MrBurns schrieb:

    Gibt es überhaupt noch viele andere Länder außer USA die größere bekannte IT-Firmen haben?

    Südkorea 😕

    Außerdem noch Japan, China* und Taiwan.

    Was sind denn für bekannte Firmen in den genannten Ländern?

    japan => nec,canon,fujitsu
    china => baidu
    taiwan => gigabyte,asus

    @edit: soll ich vllt. noch paar indische hardware recycler aufzählen 🤡



  • also wenn wir eh schon fast alles hinzuzählen, sollten wir auch nicht die ganzen telekommunikationskonzerne vergessen, hat ja fast jedes land mindestens eine große firma 😋



  • _-- schrieb:

    MrBurns schrieb:

    SeppJ schrieb:

    _-- schrieb:

    MrBurns schrieb:

    Gibt es überhaupt noch viele andere Länder außer USA die größere bekannte IT-Firmen haben?

    Südkorea 😕

    Außerdem noch Japan, China* und Taiwan.

    Was sind denn für bekannte Firmen in den genannten Ländern?

    japan => nec,canon,fujitsu
    china => baidu
    taiwan => gigabyte,asus

    @edit: soll ich vllt. noch paar indische hardware recycler aufzählen 🤡

    _-- schrieb:

    also wenn wir eh schon fast alles hinzuzählen, sollten wir auch nicht die ganzen telekommunikationskonzerne vergessen, hat ja fast jedes land mindestens eine große firma 😋

    Dann können wir auch noch Siemens mit SPS aufzählen.



  • Marc++us schrieb:

    Extremes Gegenbeispiel wäre ja z.B. gerade Südkorea oder Japan. Da gibt's letztlich 3 oder 4 große Firmen, die alles dominieren. Man muß sich nur mal die Liste der von Mitsubishi erzeugten Produkte ansehen... zwar sind die Firmen alle nur "lose verbunden", aber arbeiten doch zusammen. Von Bier bis Bank ist alles dabei. In solchen Konglomeraten arbeiten dann rasch 1/2 Mio Menschen. Aber wer kennt bei uns schon eine Indus-Holding?

    Siemens hätte auch so ein Konzern werden können. Gut, es würde jetzt nicht Bier herstellen, aber sie haben wirklich verdammt viel zerschlagen...
    Vielleicht ist so etwas sinnvoll, weil man zu große Unternehmen irgendwann nicht mehr verwalten kann.



  • wer ist schon siemens? mit seinen 402k angestellten, einem umsatz von 74 mrd. euro und einer marktkapitalisierung von 61 mrd. euro ist's doch nichts im vergleich zu facebook, was mit seinen 2k angestellten und einem umsatz von 4 mrd. usd gleich mal 54 mrd. euro wert ist 🤡

    @edit: btw. general electric sollte dann aber auch zählen 😉



  • Siemens hätte vielleicht das wertvollste Unternehmen der Welt werden können, wenn es nicht regelmäßig seine Sparten zerschlagen hätte.



  • Steffo schrieb:

    Siemens hätte vielleicht das wertvollste Unternehmen der Welt werden können, wenn es nicht regelmäßig seine Sparten zerschlagen hätte.

    Ja, da habe ich Insiderwissen.

    Siemens hatte immer zwei Kernprobleme - eine mit ca. 4 Mrd. relative geringe Kapitaldecke und ein rückradloses Management auf der mittleren Führungsebene. Der typische Siemens-Manager, ist in der Hierarchie wie eine Palme im Wind, sagt 95% aller Fälle am Togo-Rad "ausweichen" und der Laden wird später verkauft, als sich in Wettbewerbsschlachten zu begeben. Wenn das EBIT unter 10% fällt ist die Sparte "for sale". Ein weiteres Manko ist die breite Streuquote der Anteile. Ist ja ein TITAN 50 Wert. Aber die alten Siemens-Werte für Qualität, Bodenständigkeit und Seriösität gehen immer weiter unter zugunsten Gewinnmaximierung. Jetzt haben sie sogar eine eigene Bank. Werner würde sich im Grab umdrehen. 🙄


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