Übertriebener Minimalismus



  • Ja, ist aber dennoch interessant zu wissen, warum sich Leute so stark dafür begeistern können. Ich denke nicht, dass sich die Ansprüche gesenkt haben, eher im Gegenteil. Oder haben gewisse Leute einfach genug von den 08/15-Spielen, dass jede etwas unkonventionelle Herangehensweise willkommen ist, sei sie noch so schlecht?

    Um Landschaften zu erkunden, kann man auch nach draussen gehen, das ist meist interessanter und die Grafik ist massiv besser :p



  • Menschen finden hochabstrakte, völlig künstliche Figuren anziehender und akzeptabler als Figuren, die zunehmend realistischer werden.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Uncanny_Valley


  • Mod

    Nexus schrieb:

    Ja, ist aber dennoch interessant zu wissen, warum sich Leute so stark dafür begeistern können.

    Ist das denn so? Das Spiel ist 1.5 Jahre alt und Teil eines Humble-Bundles. Threads im Forum: 125. Beiträge: < 1000. Members: < 500. Kein Wikipediaeintrag. Das Spiel hat keine Fans.



  • robokop schrieb:

    Menschen finden hochabstrakte, völlig künstliche Figuren anziehender und akzeptabler als Figuren, die zunehmend realistischer werden.

    Meinst du, es ist das? Schliesslich stellen die meisten Pixelgebilde reale Objekte dar und sind als solche erkennbar. Die Welt ist auch nicht besonders fantasy-nahe -- von den Polarlichtern, die an Fouriertransformationen erinnern, mal abgesehen.

    SeppJ schrieb:

    Ist das denn so? Das Spiel ist 1.5 Jahre alt und Teil eines Humble-Bundles. Threads im Forum: 125. Beiträge: < 1000. Members: < 500. Kein Wikipediaeintrag. Das Spiel hat keine Fans.

    Stimmt, wobei das Bundle die Bekanntheit noch um einiges steigern könnte. Auf YouTube findest du recht viele positive Kommentare (oft im Stil von "real piece of art"), aber mir ist natürlich bewusst, dass hier ein sehr verzerrtes Bild wiedergegeben wird.

    Aber auch nur schon der Fakt, dass es ins Humble-Bundle aufgenommen wurde (übrigens ein Schlag ins Gesicht vieler ernsthafter Indie-Entwickler, die gute Spiele ins Bundle bringen möchten)... Wahrscheinlich war die Idee, möglichst viele verschiedene Genres vorzustellen, was ja an sich ein guter Ansatz ist. Nur kommt mir Proteus viel zu unfertig vor...



  • Nexus schrieb:

    Ich denke nicht, dass sich die Ansprüche gesenkt haben,

    Irrtum, die Ansprüche bezüglich Gameplay sind gesunken.

    Schau dir einfach dazu mal das Spiel von Tentacle Games "The Walking dead an", wäre das zu Zeiten von Monkey Island 2 auf den Markt gekommen, dann wäre es aufgrund fehlendem Gameplay massiv abgewertet worden.
    Heute aber wird es in den Himmel gelobt und kein echter Gamer dem Gamplay wichtig ist weiß warum.



  • Also das was ich von dem Spiel gesehen habe hat mich davon überzeugt, dass ich auf das Spiel verzichten kann.

    Die meisten Indiespiele sind einfach nur schlecht. Gute Grafik, Story und Atmosphäre erwarte ich von so einem Spiel nicht, das wichtigste ist, dass es Spaß macht.



  • Zombieart schrieb:

    Schau dir einfach dazu mal das Spiel von Tentacle Games "The Walking dead an" [...] Heute aber wird es in den Himmel gelobt und kein echter Gamer dem Gamplay wichtig ist weiß warum.

    Wird The Walking Dead nicht eher wegen der Story/Atmosphäre gelobt? Ist ja gerade ein Spiel, wo Gameplay (im Sinne dauernder Action) nicht im Mittelpunkt steht.

    Gruum schrieb:

    Gute Grafik, Story und Atmosphäre erwarte ich von so einem Spiel nicht, das wichtigste ist, dass es Spaß macht.

    Muss nicht immer dabei sein, verbessert aber oft das Spielerlebnis. Aber gerade bei Exploration-Games sind Grafik, Audio und Story (und die dadurch entstehende Atmosphäre) der kritische Faktor. Fand ich auch bei simplen Spielen wie Knytt schon recht gut gelöst. Bei Proteus fehlen diese Elemente, und übrig bleibt... nichts.



  • Nexus schrieb:

    Zombieart schrieb:

    Schau dir einfach dazu mal das Spiel von Tentacle Games "The Walking dead an" [...] Heute aber wird es in den Himmel gelobt und kein echter Gamer dem Gamplay wichtig ist weiß warum.

    Wird The Walking Dead nicht eher wegen der Story/Atmosphäre gelobt? Ist ja gerade ein Spiel, wo Gameplay (im Sinne dauernder Action) nicht im Mittelpunkt steht.

    Klar wird es wegen der Story gelobt, aber es hat gar kein Gameplay.

    Gameplay ist ja nicht nur Action, sondern auch Rätsel, Vielfalt der Handlungsmöglichkeiten, Endeckungsmöglichkeiten innerhalb der Spielwelt usw..

    TWD hat nichts davon, es ist ne Story auf Schienen und die Rätsel haben keinerlei Tiefgang, Einfallsreichtum, Überraschungseffekt oder Originalität fehlen und genau deswegen wäre so ein Spiel in den Zeiten von Monkey Island 2 damals, als Gamer noch einen eingeschworenen harten Kern bildeten und die Casual Gamer von heute draußen blieben komplett zerissen worden.

    Ein Computerspiel zeichnet sich dadurch aus, dass der Spieler seine Fähigkeiten einsetzen kann um die im Spiel gebotenen Herausforderungen zu meistern und das Spiel zu gewinnen oder zum Ende des Spiels zu kommen.

    In TWD ist all das irrelevant.
    Da muss er lediglich bei Quicktime Events rechtzeitig und schnell genug auf die entsprechenden Knöpfe drücken (die einzige spielerische Angelegenheit) und das wars.
    Wie er sich in den Dialogen entscheidet hat kaum eine Auswirkung auf das Spiel.
    Und die Rätsel sind keine Rätsel, sondern offensichtliche Anleitungen bei denen man nur die Gegenstände in der Nähe einsammeln muss um weiterzukommen.

    Die eigentlichen Spielfähigkeiten des Spielers sind bei TWD egal und damit ist TWD bestenfalls ein interaktiver Film, aber eben kein Computerspiel mit Gameplay.



  • Zombieart schrieb:

    Ein Computerspiel zeichnet sich dadurch aus, dass der Spieler seine Fähigkeiten einsetzen kann um die im Spiel gebotenen Herausforderungen zu meistern und das Spiel zu gewinnen oder zum Ende des Spiels zu kommen.

    Du implizierst, dass die (zumindest meistens bestehende) Abwesenheit dessen in TWD was schlechtest ist. Oder implizierst du nur, dass TWD kein "Spiel" ist? Bei ersterem ist klar, dass das eine sehr engstirnige Ansicht (und offensichtlich nur subjektive Interpretation) ist. In dem Medium wäre ne ganze Reichweite an Emotionen verschwendet, wenn jeder das so sehen würde. Umso besser, dass Spiele wie Dear Esther oder Protheus existieren. Müssen ja nicht der breiten Masse gefallen.

    Beim letzerem... das wäre dann nur eine Diskussion um Nomenklatur, die imho ziemlich wertlos ist weil sie niemanden weiterbringt und niemandem Informationen verschafft die er davor nicht auch schon hat.



  • Vielleicht ist es ne Voxelengine.



  • Zombieart schrieb:

    Ein Computerspiel zeichnet sich dadurch aus, dass der Spieler seine Fähigkeiten einsetzen kann um die im Spiel gebotenen Herausforderungen zu meistern und das Spiel zu gewinnen oder zum Ende des Spiels zu kommen.

    Auch wenn mich beispielsweise Proteus nicht anspricht, ist diese Definition von Gameplay schon sehr eingeschränkt. Es gibt einige Spiele die kein richtiges "Ende" besitzen (Sim City, Minecraft...), und unter Umständen noch nicht einmal eine Herausforderung dem Spieler aufbürden (Minecraft im Creative-Modus).



  • asc schrieb:

    Zombieart schrieb:

    Ein Computerspiel zeichnet sich dadurch aus, dass der Spieler seine Fähigkeiten einsetzen kann um die im Spiel gebotenen Herausforderungen zu meistern und das Spiel zu gewinnen oder zum Ende des Spiels zu kommen.

    Auch wenn mich beispielsweise Proteus nicht anspricht, ist diese Definition von Gameplay schon sehr eingeschränkt. Es gibt einige Spiele die kein richtiges "Ende" besitzen (Sim City, Minecraft...), und unter Umständen noch nicht einmal eine Herausforderung dem Spieler aufbürden (Minecraft im Creative-Modus).

    Ja, es gibt auch Open End Spiele, da müßte ich dann meine obige Formulierung ändern.
    Daher formuliere ich das mal so:

    Ein Computerspiel zeichnet sich dadurch aus, dass der Spieler seine Fähigkeiten einsetzen kann um die im Spiel gebotenen Herausforderungen zu meistern oder das Spiel zu gewinnen oder durch das einsetzen der Fähigkeiten des Spielers zum Ende des Spiels zu kommen.

    MineCraft und SimCity sind natürlich excellente Beisspiele, die sich durch echtes vorhandenes Gameplay auszeichnen.
    Auch der Creative Modus bietet Gameplay, der Spieler setzt seine künsterlischen Fähigkeiten ein, um sein Vorstellung eines Bauwerks umzusetzen und zu vollenden.

    @TravisG
    Letzteres und ich finde es schon übel, wenn ein Produkt als Spiel des Jahres ausgezeichnet wird, obwohl es gar kein Spiel ist.
    Und bezüglich ersterem kann man sagen, wären die fehlenden Dinge alle vorhanden, dann wäre es ja plötzlich ein Spiel.



  • Zombieart schrieb:

    Ein Computerspiel zeichnet sich dadurch aus, dass der Spieler seine Fähigkeiten einsetzen kann um die im Spiel gebotenen Herausforderungen zu meistern oder das Spiel zu gewinnen oder durch das einsetzen der Fähigkeiten des Spielers zum Ende des Spiels zu kommen.

    klar, wenn man eine Definition so formuliert, dass das Spiel, das man nicht als Spiel ansehen will, nicht mehr darunter fällt, dann ist klar, dass man damit zu seinem Ziel kommt.

    Zum Glück definierst du aber nicht, was ein Spiel ist.
    Du kannst es für dich definieren, das muss aber keinerlei Relevanz für andere haben.


  • Mod

    zwutz schrieb:

    Zombieart schrieb:

    Ein Computerspiel zeichnet sich dadurch aus, dass der Spieler seine Fähigkeiten einsetzen kann um die im Spiel gebotenen Herausforderungen zu meistern oder das Spiel zu gewinnen oder durch das einsetzen der Fähigkeiten des Spielers zum Ende des Spiels zu kommen.

    klar, wenn man eine Definition so formuliert, dass das Spiel, das man nicht als Spiel ansehen will, nicht mehr darunter fällt, dann ist klar, dass man damit zu seinem Ziel kommt.

    Was ist daran verkehrt, ein Spiel an Herausforderungen, Interaktion und Zielen zu definieren? Wie würdest du sonst ein Spiel definieren?

    Im Lexikon steht sogar:

    Wikipedia schrieb:

    Key components of games are goals, rules, challenge, and interaction

    Zombiearts Definition ist die übliche Definition eines Spiels, keine persönliche Umdefinition des Begriffs.



  • Aber Ende ist trotzdem zu viel. Sandburgen bauen ist auch Gameplay. Ein Ende wird meist nicht angestrebt. Regeln: Alles was der Sand so hergibt. Ziele: grosse Burg bauen. Herausforderung: Den Sand ueberlisten. 🙂 Aber warum aufhoeren?



  • SeppJ schrieb:

    Im Lexikon steht sogar:

    Wikipedia schrieb:

    Key components of games are goals, rules, challenge, and interaction

    All das hat TWD.
    Da steht nix davon dass man nur durch seine Fähigkeiten zu einem Ende kommen darf.

    Spiele dienen generell der Entspannung, dem Zeitvertreib und/oder der Unterhaltung. Um sie von Filmen, Musik und Büchern zu unterscheiden kommt noch die Interaktion dazu.
    Der Rest ist im Grunde Beiwerk. Auch eine Herausforderung sehe ich nicht als Schlüsselkomponente.


  • Administrator

    Bezüglich Proteus: Ich empfehle einfach mal darin rumzulaufen. Die Welt birgt einige Geheimnisse. Zudem ist die Interaktion mit der Welt durch das Audio-Visuelle durchaus interessant. Ich denke jedenfalls, dass man an dem Spiel länger Freude haben kann, als wenn man einen Film im Kino schauen geht. Wodurch der Preis meiner Meinung nach bereits gerechtfertigt ist. Bzw. der Markt regelt bekanntlich den Preis. Wem die 10$ somit zu viel sind, kauft es nicht?

    Die Graphik ist minimalistisch, das ist wahr. Aber sie spielt gar keine so grosse Rolle. Es sind die Farben, die Abwechslungen der Farben und die dynamisch dazu erzeugte Klangkulisse. Das letztere ist übrigens, zumindest nach meinem Kenntnisstand das Entscheidende hinter dem Spiel. Die Klangkulisse wird dynamisch der Umgebung entsprechend erzeugt und klingt trotzdem sehr gut.

    Ob es ein Spiel ist? Who cares? Hauptsache man hat Freude dran. Aber es ist definitiv nichts was dem Mainstream entspricht. Aber hat es deswegen keine Daseinsberechtigung?

    Grüssli


  • Mod

    zwutz schrieb:

    Spiele dienen generell der Entspannung, dem Zeitvertreib und/oder der Unterhaltung. Um sie von Filmen, Musik und Büchern zu unterscheiden kommt noch die Interaktion dazu.
    Der Rest ist im Grunde Beiwerk. Auch eine Herausforderung sehe ich nicht als Schlüsselkomponente.

    Das ist dann aber wieder deine persönliche Definition. Die Lexikondefinition (aka der allgemeine Konsens) beinhaltet Herausforderung. Sonst ist es auch nicht unterscheidbar von beispielsweise einem Museumsbesuch (Interaktion durch Auswahl des betrachteten Werkes und des Betrachtungswinkels) oder eben einem interaktiven Film.



  • SeppJ schrieb:

    Die Lexikondefinition (aka der allgemeine Konsens) beinhaltet Herausforderung.

    Wir wollen aber nicht vergessen, dass durchaus eine gewisse Herausforderung in Walking Dead vorhanden ist. Klar, das Gameplay ist minimalistisch, aber vorhanden. Wer die QTEs verhaut, kommt nicht weiter => Herausforderung. Wer die Rätsel nicht löst, kommt nicht weiter. Wer beispielsweise im Abwassertunnel in die falsche Richtung läuft und von einem Zombie erwischt wird, muss den Abschnitt von vorne beginnen. Ja, das Gamplay ist auf ein Minimum beschränkt, und das Spiel ist sehr leicht. Aber bei der Definition von Spiel wird ja auch nicht gesagt, dass ein Spiel einen gewissen Mindestschwierigkeitsgrad haben muss, um als Spiel durchzugehen. Oder das QTEs nicht gelten. Walking Dead geht imho durchaus als Spiel durch. Es gehört halt nur einem Subgenre an, dass die Schwerpunkte anders setzt (Story, Atmosphäre...). Ich sehe jeden Punkt der Definition (goals, rules, challenge, and interaction) als erfüllt an.


  • Mod

    Mag sein. Ich wollte nicht darüber streiten, ob TWD oder Proteus Spiele sind oder interaktive Filme (da ich beide nicht kenne, könnte ich nichts dazu beitragen), sondern wollte darauf aufmerksam machen, dass eine Herausforderung wichtig ist für ein Spiel.


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