Griechenland - Was können wir Deutschen dafür?



  • 1. Wenn wir soviel exportieren, muss das irgendwer auch wieder importieren (Bilanzierungsregeln, auch "Saldenmechanik" genannt). Damit erklärt sich, warum es Länder mit permanenten Leistungsbilanzdefiziten gibt.

    2. Wettbewerbsfähigkeit ist eine relative Größe - die Welt kann nicht als ganzes wettbewerbsfähiger werden, sondern ein Land nur gegenüber anderen, z.B. ggü. Griechenland. Erreicht haben wir das übrigens durch die Schaffung eines gigantischen Niedriglohnsektors in Deutschland.

    3. Unsere Krisenbekämpfung wirkt wie Brandbeschleuniger:
    3.1. Sogar der IWF hat inzwischen eingeräumt, dass die Sparpolitik die Lage verschlimmert hat. Und diese Sparpolitik wird ganz maßgeblich von der deutschen Regierung verlangt.

    3.2. Wenn wir das Thema Jugendarbeitslosigkeit in den Südländern angehen, indem wir den Leuten hier Arbeit und Ausbildung anbieten, richten wir damit schon wieder Schäden an, um uns selbst zu bereichern: Wir locken die (kommende) Elite des Landes weg.

    3.3. Die Gelder, die wir leihen, landen bei unseren eigenen Banken, weil deren Kredite damit getilgt werden. Den Griechen hilft es nicht, obwohl uns immer erzählt wird, dass "wir die Griechen retten".

    4. Die deutsche Regierung und die deutsche Presse (Stichwort: Bildzeitung) benimmt sich wie Invasoren/Besatzer. Man zieht über die Griechen her, ohne sich an die eigene Nase zu fassen (Korruption gibt es ja hier überhaupt nicht; Verschwendung auch nicht) und würdigt die Griechen herab. Auch die Einmischung der deutschen Politiker in den griechischen Wahlkampf (durch Wahlempfehlungen und Drohungen, was passiert, wenn Griechenland nicht wunschgemäß wählt) kamen sicherlich nicht gut an.



  • Versteht kein Mensch schrieb:

    Kann mich mal jemand aufklären was die Griechen wegen ihrer eigenen Krise gegen uns haben?

    Neben den genannten Punkten, darf auch vorsichtig erwähnt werden, dass Deutschland nicht da wäre, wo es wäre, hätten die europäischen Länder vor 70 Jahren nicht auf große Anteile von berechtigten Reparationen verzichtet.
    Auch Griechenland baut noch von Deutschen verursachte Schäden aus dem 2. WK auf. In einer griechischen Kloster, die ich 2011 besuchte, erklärte mir ein Mönch, dass das Kloster im 2. WK zerstört wurde und er und ein zweiter Mönch bauen es jetzt von Hand wieder auf. Auf Spendenbasis, ohne irgendeine deutsche Unterstützung.
    Die Frage, woher ich denn komme, war mir entsprechend unangenehm.

    Es wird zu einem Schuldenschnitt kommen. Nach der Wahl. Egal, wer Kanzler ist. Und es wird deutlich teurer werden, als hätte man 2008 schnell gehandelt und Schulden anteilig auf die wirtschaftlichen großen Staaten einfach umverteilt, so dass Griechenland mit den Restschulden wieder handlungsfähig gewesen wäre.

    Die Europa-Politik, die Deutschland propagiert, schadet ganz Europa - langfristig inkl. Deutschland.

    Es gibt für die Griechen gute Gründe gegen die Deutschen etwas zu haben. Aber um auf die Straße reichen die gleichen Gründe, die die Deutschen haben, wenn sie erklären, dass "unser" Geld den Griechen geben wird. Wenn Frau Merkel nach Griechenland fliegt und Einsparmaßnahmen fordert und gleich noch deutsche U-Boote verkauft, wo sie schonmal da ist, damit Deutsche Arbeitsplätze haben und Steuern zahlen können. Ich bin mir nicht sicher, wie ich reagiere, wenn meine Bank meinen Kreditrahmen nur erhöht, wenn ich mir erstmal einen neuen Fernseher kaufe. Ich hätte dann wohl auch nicht das Gefühl, dass mein Berater sich ernsthaft für meine Zukunft interessiert.

    Das ist aber deutsche Europapolitik. Merkel macht keine Europa-Politik, sondern hält Deutschland kurzfristig höher über Wasser. "Deutschland geht es gut und das ist ein Grund zur Freude."
    Und das sehen die Griechen halt anders...



  • Mr X schrieb:

    4. Die deutsche Regierung und die deutsche Presse (Stichwort: Bildzeitung) benimmt sich wie Invasoren/Besatzer. Man zieht über die Griechen her, ohne sich an die eigene Nase zu fassen (Korruption gibt es ja hier überhaupt nicht; Verschwendung auch nicht) und würdigt die Griechen herab. Auch die Einmischung der deutschen Politiker in den griechischen Wahlkampf (durch Wahlempfehlungen und Drohungen, was passiert, wenn Griechenland nicht wunschgemäß wählt) kamen sicherlich nicht gut an.

    Das ist jetzt aber Blödsinn. Erstens mal sind alle Aktionen mit der EU und dem IWF abgestimmt und zweitens herrscht gerade in Griechenland eine enorme Korruption. Die gibt es bei uns auch, aber sie ist nicht so verbreitet, oder bist du schonmal zu einer Behörde gegangen und hast 100€ angeboten, damit dein Gesuch durchgewunken wird? In Griechenland ist das mehr oder weniger üblich. In Deutschland würde dein Anliegen eine sofortige Anzeige wegen versuchter Bestechung nach sich ziehen 😃 Es sei denn, der Geldhaufen ist groß genug 😃



  • It0101 schrieb:

    herrscht gerade in Griechenland eine enorme Korruption. Die gibt es bei uns auch, aber sie ist nicht so verbreitet, oder bist du schonmal zu einer Behörde gegangen und hast 100€ angeboten, damit dein Gesuch durchgewunken wird? In Griechenland ist das mehr oder weniger üblich. In Deutschland würde dein Anliegen eine sofortige Anzeige wegen versuchter Bestechung nach sich ziehen 😃 Es sei denn, der Geldhaufen ist groß genug 😃

    Dazu sei aber auch gesagt, dass das ganze umgekehrt funktioniert. So ist es in Griechenland nicht unüblich gewesen, dass du zu den Behörden musstest, um Deine jährliche ... sagen wir "Existenzberechtigungsgebühr" zu zahlen, damit die Behörden Dich in Ruhe lassen.
    Ansonsten wirst Du halt aufgrund von irgendwelcher nicht mehr existierender Gesetze zu Strafen verurteilt. Dann kannst Du widersprechen, aber zwischenzeitlich wirst Du halt verhaftet und das ist nunmal schlecht für's Geschäft, auch wenn sich die Polizei "vertan" hat, das kann ja ein, zweimal im Jahr vorkommen, wenn man die Existenzberechtigungsgebühr verweigert.

    Griechenland ist nicht Deutschland. Griechenland funktioniert nicht wie Deutschland. Die ganze Welt funktioniert nicht wie Deutschland. Und entsprechend ist es nicht realistisch überall deutsche Verhältnisse zu erwarten oder gar zu verlangen.
    Man kann das vorschlagen. Aber man kann nicht von allen erwarten, die exakt gleichen Ansichten zu teilen oder die Zusammenarbeit verweigern, sonst ist Deutschland nämlich sehr isoliert.

    Es ist wäre auch nicht sinnvoll, denn ich lege definitiv nicht die Hand dafür ins Feuer, dass Deutschland das perfekte Staatenmodell ist. Die skandinavischen Länder sind nämlich eigentlich erfolgreicher und ein Land wie Bhutan stellt das Glück seiner Bewohner über den wirtschaftlichen Erfolg. Das deutsche Model funktioniert ja auch nur, wenn andere es nicht kopieren. Wir können eben nicht alle Exportweltmeister sein. Das Deutsche Staatenmodel basiert darauf, dass uns andere Staaten finanzieren. Darum haben wir keine derartige Krise, wie die Staaten, die uns finanzieren. Wir haben ja das Geld, das den anderen fehlt.

    Ich habe vor der Krise über ein Jahr in Griechenland gelebt und es gibt einige Dinge, die wir Deutschen uns von den Griechen abgucken können. Das Leben war nicht so luxuriös, wir hatten weniger Geld, die Wohnung war klein, wir hatten nichtmals eine Heizung und im Winter waren die Betten klamm, aber die Lebensqualität war nicht zu unterschätzen. Das Leben war in Griechenland definitiv nicht schlechter. Es war eben... anders.



  • Xin schrieb:

    Versteht kein Mensch schrieb:

    Kann mich mal jemand aufklären was die Griechen wegen ihrer eigenen Krise gegen uns haben?

    Neben den genannten Punkten, darf auch vorsichtig erwähnt werden, dass Deutschland nicht da wäre, wo es wäre, hätten die europäischen Länder vor 70 Jahren nicht auf große Anteile von berechtigten Reparationen verzichtet.

    Korrekt, aber man hat ja schon oft gesehen, wozu Reparationszahlungen im Verliererland führen. Gerade bei Deutschland 😉

    die wir Deutschen uns von den Griechen abgucken können

    Das ist so ein allgemeiner Satz, der gilt doch immer 😉 Wir können uns von fast jedem Volk/Staat was abschauen. Andere auch von uns. Das ist keine Überraschung..



  • GPC schrieb:

    die wir Deutschen uns von den Griechen abgucken können

    Das ist so ein allgemeiner Satz, der gilt doch immer 😉 Wir können uns von fast jedem Volk/Staat was abschauen. Andere auch von uns. Das ist keine Überraschung..

    Natürlich ist der Satz allgemein gehalten und das soll er ja auch. Man sollte sich bewusst sein, dass man sich anderen Lebensweisen öffnen soll und auch versuchen sollte für andere Modelle Verständnis zu finden, zu verstehen, wie Handlungsketten funktionieren, in denen Elemente enthalten sind, die man einzeln selbst erstmal so ablehnt.

    Viele Deutsche sehen nur, das "unser" Geld nach Griechenland gepumpt wird, da macht keiner die Augen auf, wieso... das Geld landet ja nicht bei den Griechen, sondern wieder bei den deutschen Steuerzahlern landet, damit sie nicht deutlicher die Finanzindustrie in Frage stellen, die das Spiel solange mitgespielt hat, bis Griechenland überschuldet war.
    Dass Griechenland Zahlen gefälscht hat, ist schon bekannt, bereits bevor es den Euro einführte. Und die Finanzindustrie wird sicherlich besser in der Lage gewesen sein, das zu wissen, als die EU, die es schließlich auch wusste.
    Wer Geld zum Investieren hat, soll das Geld nicht abschreiben, sondern der Schuldenschnitt wird auf alle Steuerzahler verteilt. Da landet "unser" Geld, bei "unseren" Investoren. Reiche, aber auch "unseren" Rentenfonds...

    Viel "Entwicklungshilfe" wird nur nötig, um unseren Standard zu halten - vielleicht kennst Du das schöne Beispiel, dass Deutsche gerne und reichlich Hühnchenbrustfilet essen. Was passiert mit dem Rest vom Huhn? Es wird gefroren und nach Afrika exportiert und verhindert dort, das sich dort die Aufzucht von Geflügel lohnt. Ähnlich sieht es mit Milch aus. Und Bekleidung. "Gebraucht-Elektronik". Spenden ist halt billiger als entsorgen.

    Wir sollten dankbar sein, dass die nur die Griechen gegen uns sind. Also neben den Spaniern und was halt sonst noch so in der Umgebung ist und von denen wir leben oder denen wir unseren Überfluss-Müll als Entwicklungshilfe schicken...



  • Xin schrieb:

    Dazu sei aber auch gesagt, dass das ganze umgekehrt funktioniert. So ist es in Griechenland nicht unüblich gewesen, dass du zu den Behörden musstest, um Deine jährliche ... sagen wir "Existenzberechtigungsgebühr" zu zahlen, damit die Behörden Dich in Ruhe lassen.

    Aber diese "Existenzberechtigungsgebühr" steht vermutlich in keinem griechischen Gesetz. Daher ist es eben eine Art Schutzgeld, aber irgendwie fällt das für mich trotzdem unter Korruption. In jedem Fall höchst bedenklich.



  • Xin schrieb:

    Griechenland ist nicht Deutschland. Griechenland funktioniert nicht wie Deutschland. Die ganze Welt funktioniert nicht wie Deutschland. Und entsprechend ist es nicht realistisch überall deutsche Verhältnisse zu erwarten oder gar zu verlangen.

    Das kann man auch nicht erwarten. Ich würde auch nie wollen, dass alle so sind wie wir. Die Unterschiede innerhalb der EU und der Welt machen ja auch einen gewissen Reiz aus.

    Es geht auch nicht nur um die EU. Griechenland und einige andere Staaten kommen in der Welt insgesamt nicht klar. Es wird ja niemand gezwungen, Panzer von KMW zu kaufen, oder Kredite von der DBK zu nehmen. Griechenland darf auch mit anderen Staaten handeln oder kommunizieren. Wir sollten nicht so tun, als wäre Griechenland ein Gefangener, der seit 12 Jahren nur mit seinen Wärtern reden darf. Das ist ja nicht der Fall.

    Die Maus wollte unbedingt an den Käse ( Fördergelder EU, harte Währung EUR ), aber dann schnappte die Falle zu.



  • Es lässt sich fast nicht mehr bestreiten, dass die EU wusste, dass das griechische Finanzsystem auf der Kippe stand und trotzdem haben sie sie genommen. Was dann aber am meisten Unverständnis schafft ist, dass die EU scheinbar damit helfen wollte aber andererseits dann seit des Mitglieds sein, dann Böse zu Griechenland ist bzw. viel mehr zu den griechischen Bürgern. Genau genommen sind ja die griechischen Bürger Griechenland und nicht nur deren asozialen Bosse.

    Was können nun die Arbeitnehmer dafür, dass ihre Bosse finanziellen Mist und betrug gemacht haben und Mist mit den Behörden gemacht haben, wie genau die Behörden mit den Bossen und den Arbeitnehmern?? Und Merkel belohnt jetzt noch die diese Banken, die Mitschuld haben und die betrogenen Arbeitnehmer sehen davon nichts. Und wie gesagt, kaum machen sich Banker darüber lustig, siehe da Merkel tritt der Presse gegenüber. Auffälliger geht es ja nicht mehr!



  • Also dass die Bürger unter Fehlern der "Führungsetage" zu leiden haben, ist ja nun nichts neues und auch nicht auf Griechenland beschränkt.



  • It0101 schrieb:

    Versteht kein Mensch schrieb:

    Denn wenn in Deutschland die Menschen reicher werden, dann ist das ja völlig unabhängig von dem, was in Griechenland passiert.

    Nein. Nicht ganz. Die Griechen und viele andere Staaten kaufen deutsche Produkte auf Pump, also auf Kreditbasis. Übrigens Kredite, die teilweise von Deutschen Banken, bzw. verstärkt von "der Deutschen Bank" kommen 😉

    Was aber können wir Deutschen dafür, wenn die Griechen wie die US Amerikaner alles auf Pump von uns kaufen?
    Warum sparen die Griechen nicht, wenn sie kein Geld haben, wie wir Deutschen* es tun würden. (*Zumindest die in Süddeutschland, bei den anderen weiß ich es nicht)



  • Mr X schrieb:

    2. Wettbewerbsfähigkeit ist eine relative Größe - die Welt kann nicht als ganzes wettbewerbsfähiger werden, sondern ein Land nur gegenüber anderen, z.B. ggü. Griechenland. Erreicht haben wir das übrigens durch die Schaffung eines gigantischen Niedriglohnsektors in Deutschland.

    Wir exportieren weltweit und haben uns daher weltweiten Zwängen untergeordnet um mit den Produktpreisen außerhalb der EU ebenfalls konkurrenzfähig zu sein.

    Insofern kann man das nicht anlasten, nur weil wir versuchen das Beste aus den gegebenen Umständen zu machen.
    Hätten wir nicht so verfahren, dann hätten wir auch weniger Geld und einen geringeren Export, weil unsere Produkte alle auf dem Weltmarkt zu teuer wären.

    3. Unsere Krisenbekämpfung wirkt wie Brandbeschleuniger:
    3.1. Sogar der IWF hat inzwischen eingeräumt, dass die Sparpolitik die Lage verschlimmert hat. Und diese Sparpolitik wird ganz maßgeblich von der deutschen Regierung verlangt.

    Verstehe ich nicht.
    Wenn man die ganze Zeit auf Pump gelebt hat und das zum Problem führte, dann bedeutet das für mich, dass man sparen lernen muss.

    Diese Regel gilt nicht nur für den kleinen einzelnen Menschen, sondern auch für Staaten.

    3.2. Wenn wir das Thema Jugendarbeitslosigkeit in den Südländern angehen, indem wir den Leuten hier Arbeit und Ausbildung anbieten, richten wir damit schon wieder Schäden an, um uns selbst zu bereichern: Wir locken die (kommende) Elite des Landes weg.

    Das kann man aber doch kaum uns vorwerfen.
    Denn die jungen Leute kommen von selbst, weil sie in ihrer Heimat keine Zukunft sehen.
    Sie werden nicht dazu gezwungen, zu uns zum Arbeiten zu kommen.

    3.3. Die Gelder, die wir leihen, landen bei unseren eigenen Banken, weil deren Kredite damit getilgt werden. Den Griechen hilft es nicht, obwohl uns immer erzählt wird, dass "wir die Griechen retten".

    Das ist bei einem Mieter der seine Miete bei einem Vermieter nicht abbezahlen kann auch nicht anders.
    Da landet das Harz4 Wohngeld auf Antrag dann auch direkt auf dem Konto beim Vermieter und nicht mehr wie vorher beim Mieter.
    Dies tut man, damit der Vermieter sein Geld bekommt und der Mieter es nicht für andere unwichtige Dinge ausgibt und den Vermieter dadurch um seine Miete betrügt.

    Wenn Griechenland (Mieter) also bei den Deutschen Banken (Vermieter) schulden hat, dann ist es nur richtig, dass das Geld von Deutschland (Staat der Harz4 ausgibt) bei den Banken (Vermieter) landet.

    Wenn bisher immer auf Pump gekauft wurde, dann zeigt das auch, dass kein Wille da war, das auf Kreditbasis geliehene Geld zurückzuzahlen.

    4. Die deutsche Regierung und die deutsche Presse (Stichwort: Bildzeitung) benimmt sich wie Invasoren/Besatzer. Man zieht über die Griechen her, ohne sich an die eigene Nase zu fassen (Korruption gibt es ja hier überhaupt nicht; Verschwendung auch nicht) und würdigt die Griechen herab. Auch die Einmischung der deutschen Politiker in den griechischen Wahlkampf (durch Wahlempfehlungen und Drohungen, was passiert, wenn Griechenland nicht wunschgemäß wählt) kamen sicherlich nicht gut an.

    Da ging es doch um die mögliche Wahl dieser griechischen Partei die aus dem Euro aussteigen wollte. Deutschland wollte das nur verhindern um den Euro zu schützen. Und das Druckmittel war nur, Hilfen gibt#s nur, wenn ihr im Euro bleibt.
    Als EU Mitgliedstaat ist das Deutschlands gutes Recht, schließlich kämpft man für eine allgemeine Sache.

    Ob es finanz- und wirtschaftlich sinnvoll war, steht hier auf einem anderen Blatt.



  • Xin schrieb:

    Versteht kein Mensch schrieb:

    Kann mich mal jemand aufklären was die Griechen wegen ihrer eigenen Krise gegen uns haben?

    Neben den genannten Punkten, darf auch vorsichtig erwähnt werden, dass Deutschland nicht da wäre, wo es wäre, hätten die europäischen Länder vor 70 Jahren nicht auf große Anteile von berechtigten Reparationen verzichtet.
    Auch Griechenland baut noch von Deutschen verursachte Schäden aus dem 2. WK auf. In einer griechischen Kloster, die ich 2011 besuchte, erklärte mir ein Mönch, dass das Kloster im 2. WK zerstört wurde und er und ein zweiter Mönch bauen es jetzt von Hand wieder auf. Auf Spendenbasis, ohne irgendeine deutsche Unterstützung.
    Die Frage, woher ich denn komme, war mir entsprechend unangenehm.

    Nun ja, das mit dem Krieg ist wieder ein ganz anderes Thema.

    Es gibt für die Griechen gute Gründe gegen die Deutschen etwas zu haben. Aber um auf die Straße reichen die gleichen Gründe, die die Deutschen haben, wenn sie erklären, dass "unser" Geld den Griechen geben wird. Wenn Frau Merkel nach Griechenland fliegt und Einsparmaßnahmen fordert und gleich noch deutsche U-Boote verkauft, wo sie schonmal da ist, damit Deutsche Arbeitsplätze haben und Steuern zahlen können.

    Warum verzichtet Griechenland nicht einfach auf die U-Boote?
    Und warum hat es so viele U-Boote geordert, wenn das mit dem Staatskollaps schon voraussehbar war, bei so einem Leben auf Pump?

    Deutschland kann lediglich einfordern, dass bestehende Verträge eingehalten werden.
    Wie z.b. eine zuvor gefertigte Bestellung mit Spezialanfertigung, was auf die U-Boote zutreffen könnte, aber Griechenland kann sie ja gleich weiterverkaufen.



  • Xin schrieb:

    Ich habe vor der Krise über ein Jahr in Griechenland gelebt und es gibt einige Dinge, die wir Deutschen uns von den Griechen abgucken können. Das Leben war nicht so luxuriös, wir hatten weniger Geld, die Wohnung war klein, wir hatten nichtmals eine Heizung und im Winter waren die Betten klamm, aber die Lebensqualität war nicht zu unterschätzen. Das Leben war in Griechenland definitiv nicht schlechter. Es war eben... anders.

    Das mit der Heizung ist aber auch Klimabedingt, dort ist es halt warm und ein Heizungssystem fürs ganze Haus, nur weil es im Winter mal an 4 Tagen besonders kalt werden könnte, was es normalerweise nicht tut, lohnt sich halt finanziell nicht.

    Das ist das gleiche wie mit Klimaanlagen in Deutschland, die hat auch kaum ein Privatmensch, weil sie sich im rein privaten Bereich kaum rechnen, für die 3-4 Tage, wo man sie mal gebrauchen könnte.

    Ich schätze mal, dass es in Griechenland sehr viele Klimaanlagen gibt.



  • Versteht kein Mensch schrieb:

    Warum sparen die Griechen nicht, wenn sie kein Geld haben, wie wir Deutschen* es tun würden. (*Zumindest die in Süddeutschland, bei den anderen weiß ich es nicht)

    Gute Frage... Vielleicht gibt es ein paar uralte Verträge, wo die Waffendeals ausgehandelt wurden, oder andere Abnahmeverpflichtungen im Rahmen der NATO.

    Oder aber es ist eben der übliche "Waffengroßeinkauf"-Wahn, den jede Regierung praktiziert.

    Für mich ist es jedenfalls nicht nachvollziehbar. Und das ist ja nur eines der wenigen Probleme. Nachwievor bleibt das Problem, dass die Stärke des EURO in keinem Verhältnis zur Stärke der griechischen Wirtschaft steht.

    Ich glaube, dass der große Denkfehler schon 20 Jahre zurückliegt. Ich vermute, damals hat man den Gedanken verfolgt, dass es besser wäre, gleich alle wichtigen europäischen Staaten mit auf die Reise zu nehmen und man vermutete, dass deren Wirtschaftskraft sich im Laufe der Zeit anpasst an die Nordstaaten. Das ist bisher nicht passiert. Im Gegenteil.

    Ich bin überzeugter Europäer aber mittlerweise gefällt mir die Idee vom Nord-Euro besser. Derzeit versuchen wir gleichzumachen, was einfach nicht möglich ist. Die Südländer haben nunmal ganz andere klimatische Bedingungen was auch mitunter auf die Produktivität Einfluss hat. Das kann man nunmal nicht wegdiskutieren.



  • Versteht kein Mensch schrieb:

    Warum verzichtet Griechenland nicht einfach auf die U-Boote?
    Und warum hat es so viele U-Boote geordert, wenn das mit dem Staatskollaps schon voraussehbar war, bei so einem Leben auf Pump?

    Es verzichtet nicht, weil die deutsche Regierung auf Einhaltung der Kaufverträge besteht und im Ernstfall lieber ein bisschen Geld nachlegt, damit die deutschen Waffenschmieden am Laufen bleiben. Wir subventionieren ja auch U-Boote für die Israelis etc.
    Dass GR überhaupt so viel Militärequipment gekauft hat, liegt vereinfacht gesagt daran, dass die Türkei mal 400 Jahre lang Griechenland besetzt hatte und es spätestens seitdem eine große Rivalität zwischen den Ländern gibt. In der griechischen Politik wird das (viel zu große) Militär also mit einer vermeintlichen Bedrohungssituation aus der Türkei bzw. dem Wettbewerb "wer ist der bessere" der Länder begründet.



  • Jaja, immer die alte Leier bezüglich einer Mitschuld der Deutschen.

    Die Argumentation geht in etwa so:
    1. Grieche kauft Mercedes auf Pump.
    2. Das Geld gibt letztendlich die Deutsche Bank aus und liegt dem Griechen nun mit Zinsforderungen am Kragen.
    3. Da Deutschland offensichtlich von dieser Sache doppelt profitiert hat (Arbeitsplätze und Gewinne bei Mercedes, Deutscher Bank) soll Deutscher Bürger die Schulden einfach der Deutschen Bank abzahlen und Ruhe ist. (Umweg über den Griechischen Staat der Einfachheit halber weggelassen)

    Die Sache hat nur einen Haken: Wo ist eigentlich der Mercedes geblieben??!



  • scrontch schrieb:

    Jaja, immer die alte Leier bezüglich einer Mitschuld der Deutschen.

    Die Argumentation geht in etwa so:
    1. Grieche kauft Mercedes auf Pump.
    2. Das Geld gibt letztendlich die Deutsche Bank aus und liegt dem Griechen nun mit Zinsforderungen am Kragen.
    3. Da Deutschland offensichtlich von dieser Sache doppelt profitiert hat (Arbeitsplätze und Gewinne bei Mercedes, Deutscher Bank) soll Deutscher Bürger die Schulden einfach der Deutschen Bank abzahlen und Ruhe ist. (Umweg über den Griechischen Staat der Einfachheit halber weggelassen)

    Die Sache hat nur einen Haken: Wo ist eigentlich der Mercedes geblieben??!

    Stellt sich eher die Frage, wieso die Banker nicht bestraft wurden, obwohl sie wussten das die Käufer (Haus-, Auto-, Sonstwas-) sich das gar nicht leisten konnten, sie die Käufer sogar noch vorsätzlich betrügerisch davon überzeugt haben, dass sie es sich leisten können.



  • Falls hier ein Grieche anwesend ist, der in Griechenland wohnt, dann würde ich aus Neugierde gerne mal seine Meinung hierzu hören und was er so von seinen Landsleuten zu diesem Thema hört?



  • Versteht kein Mensch schrieb:

    Falls hier ein Grieche anwesend ist, der in Griechenland wohnt, dann würde ich aus Neugierde gerne mal seine Meinung hierzu hören und was er so von seinen Landsleuten zu diesem Thema hört?

    Was erhoffst Du dir davon? Wir wissen sehr wohl das es anmaßend, unmoralisch, unnatürlich, anwidernd ist, wenn ein einziger Grieche oder ein paar für alle Griechen sprechen sollen.


Anmelden zum Antworten